Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 323: Der Tod des Täufers, Teil I.
Einleitung und Rückblick auf Johannes den Täufer
Wir haben in der letzten Episode, der Nummer 254, von Johannes dem Täufer gehört. Zu dieser Zeit saß er im Gefängnis und war sich nicht ganz sicher, ob Jesus tatsächlich der Messias ist.
Leider müssen wir uns nun mit den Umständen seines Todes beschäftigen. Beginnen wir deshalb mit dem Hintergrund.
Die Gefangenschaft Johannes des Täufers und der Konflikt mit Herodes
Markus Kapitel 6, Verse 17 bis 20:
Denn Herodes hatte Johannes greifen und ins Gefängnis werfen lassen, um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte. Johannes hatte zu Herodes gesagt: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“ Die Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten, doch sie konnte es nicht.
Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Deshalb schützte er ihn. Wenn er Johannes hören konnte, war er in großer Verlegenheit, und er hörte ihm gern zu.
Der Herodes hier, ein Sohn von Herodes dem Großen, war König über Galiläa und Perea. Sein Konflikt mit Johannes dem Täufer war sehr persönlich. Im Hintergrund stand die Heirat mit Herodias. Diese Herodias war zuvor die Frau seines Bruders Philippus gewesen. Beide, Herodes und Herodias, hatten sich von ihren jeweiligen Ehepartnern scheiden lassen, um miteinander zu heiraten.
Für die Pharisäer war das kein Problem, da sowohl Herodes als auch seine neue Frau einen Scheidebrief vorweisen konnten. Johannes sah das jedoch ganz anders und konfrontierte den König mit seiner Schuld: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“
Offenbar wiederholte Johannes diese Kritik immer wieder. Wahrscheinlich geschah dies nicht nur bei einer Audienz vor dem König, sondern auch im Rahmen öffentlicher Predigten. Für König Herodes hatte die Kritik dieses Reformpredigers politische Sprengkraft. Er wollte von den Juden als jüdisch angesehen werden. Man muss wissen, dass sein Vater Edomäer und seine Mutter Samariterin war.
Das mosaische Gesetz und die Anklage Johannes'
Johannes macht darauf aufmerksam, dass der König das mosaische Gesetz gebrochen hat. Im 3. Mose 18,16 heißt es: „Die Blöße der Frau deines Bruders sollst du nicht aufdecken, denn es ist die Blöße deines Bruders.“
Ebenso steht im 3. Mose 20,21: „Und wenn ein Mann die Frau seines Bruders nimmt, das ist eine Befleckung. Er hat die Blöße seines Bruders aufgedeckt; sie sollen kinderlos sein.“
Diese beiden Gebote bilden die Grundlage für die Aussage, dass es nicht erlaubt ist, die Frau seines Bruders zu haben. Man durfte die Frau seines Bruders nicht heiraten, mit Ausnahme der sogenannten Leviratsehe oder Schwager-Ehe. Diese war erlaubt und sogar geboten, wenn der Bruder kinderlos verstorben war. Doch dieser Fall lag hier nicht vor.
Johannes klagt den König an, und Herodes reagiert auf die Kritik, indem er den Propheten gefangen nehmen lässt. Die schlechte Publicity wird so unterdrückt. Damit ist das Problem jedoch nicht gelöst.
Die Bedrohung durch Herodias und Herodes’ Zwiespalt
Markus 6,19-20
Die Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten lassen, doch sie konnte es nicht. Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Deshalb schützte er ihn. Wenn Herodes Johannes hörte, war er in großer Verlegenheit, und er hörte ihm gern zu.
Matthäus 14,5
Als Herodes Johannes töten wollte, fürchtete er die Volksmenge, weil sie Johannes für einen Propheten hielt.
Was für eine Gemengelage! Auf der einen Seite steht eine wütende Ehefrau, die den Wanderprediger, der ihr die eigene Sünde vorhält, tot sehen möchte. Auf der anderen Seite steht der König, der seiner neuen Frau gefallen möchte.
Er hatte sich wegen ihr von der Tochter des Nabatea-Königs scheiden lassen. Diese Entscheidung war politisch ein Desaster und führte zu einem Krieg mit seinem Schwiegervater.
Gründe für Herodes’ Zögern bei der Hinrichtung
Aber das ist noch nicht alles. Er kann seinen Gefangenen nämlich nicht einfach hinrichten lassen. Für dieses Zögern gibt es mindestens drei Gründe.
Erstens eine gesunde Portion Aberglaube. Es heißt hier, dass er wusste, Johannes sei ein gerechter und heiliger Mann. Johannes war ein Phänomen, jemand, hinter dem man völlig zu Recht mehr vermuten durfte – womöglich Gott. Kein Heide hätte sich einfach so mit dem Göttlichen angelegt.
Zweitens hielten die Volksmengen diesen Johannes für einen Propheten. Herodes wusste, welchen Einfluss dieser Prediger in der Wüste auf die Menschen hatte. Da es massive außenpolitische Probleme gab, brauchte er jetzt nicht auch noch innenpolitischen Druck.
Drittens war Herodes von Johannes fasziniert. Es heißt hier, dass er, wenn er ihn gehört hatte, in großer Verlegenheit war und ihn gern hörte. Herodes unterhielt sich anscheinend öfter mit Johannes. Dieser sprach zu seinem Gewissen, und das tat Herodes gut.
Die innere Zerrissenheit Herodes' im Umgang mit Gottes Wort
Merkt ihr, in welche Spannung sich Herodes hineingesteigert hat? Er hat eine Ehefrau, die stinksauer ist, ein Volk, das nicht provoziert werden soll, einen Ex-Schwiegervater, der zu den Waffen greift, und einen Gefangenen, dem es sich lohnt zuzuhören. Er hörte ihm gern zu.
Lasst mich diesen Gedanken noch ein wenig weiterverfolgen, denn Herodes ist für mich der Prototyp eines Menschen, der sich nicht entscheiden kann, wie er mit dem Wort Gottes umgehen soll. Die Frage lautet: Was mache ich, wenn Gott in mein Leben hineinspricht? Genau vor dieser Frage steht Herodes.
Was mache ich, wenn Gott durch sein Gesetz meine Sünde aufdeckt? Das ist eine Frage, der wir alle immer wieder gegenüberstehen. Gott spricht – und zwar durch sein Wort, genauer gesagt durch sein geschriebenes Wort. Woher weiß Johannes, dass es für Herodes nicht erlaubt ist, die Frau seines Bruders zu heiraten? Das steht in der Tora, dem Gesetz des Mose.
Gott spricht bis heute durch sein geschriebenes Wort und deckt Sünde auf. Die Frage ist: Was tue ich, wenn Gott das tut? Herodes ist jemand, der nicht weiß, was er will. Er entscheidet sich für einen Mittelweg, der nicht funktioniert – und übrigens niemals funktionieren kann.
Herodes will das Wort Gottes nicht sofort umbringen und zum Schweigen bringen, aber er will auch nicht gehorsam sein. Instinktiv spürt er, dass etwas dran ist an dem, was Gott ihm durch Johannes sagt. Sein Motto lautet: So viel Gott wie möglich, aber ohne dass es wehtut.
Das ist eine Spiritualität, die einen nicht wirklich dazu bringt, sein Verhalten zu ändern. So leben heute viele Menschen. Für sie dürfen die Bibel oder wenigstens Teile davon, wie die Bergpredigt, ein Leitfaden für ein gutes Leben sein. Aber wenn es dann plötzlich um Buße, echten Glauben und ein gerechtes Leben geht, wenn Gott persönlich wird, dann möchte man doch lieber so weiterleben, wie es einem selbst gefällt.
Gott darf schon in mein Leben hineinsprechen, aber wenn es mir zu viel wird, sperre ich ihn einfach wieder weg. Das ist Religiosität ohne Bekehrung. Das, was Bonhoeffer „billige Gnade“ nennt: Gott darf mich gern beschenken, aber er darf nicht erwarten, dass ich gehorsam lebe.
Wie gesagt, das wird nicht funktionieren – das kann nicht funktionieren. Einfach deshalb nicht, weil das Leben mich irgendwann zwingen wird, eine Entscheidung zu treffen. Für Herodes ist dieser Moment gekommen, als er seinen Geburtstag feiert.
Dazu mehr in der nächsten Episode.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wo du mit dem Wort Gottes so umgehst wie Herodes mit dem Tod.
Das war's für heute. Wenn dir mein Podcast gefällt, mach gerne ein wenig Werbung dafür und leite eine Episode weiter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
