Einleitung und Ausblick auf weitere biblische Themen
Philipper 4,10-20. Wir sind jetzt fast fertig mit dem Philipperbrief und wollen überlegen, womit wir weitermachen. Ich würde gerne wieder etwas Alttestamentliches mit Ihnen durchgehen.
Wir hatten es ja immer so gehandhabt, wenn man längere Zeit zusammen war. Heute bei den Konfirmanden konnte ich sagen: Ich habe deine Eltern schon getraut. Das ist unheimlich, man merkt, wie alt man wird. Dabei hat man schon viel gemeinsam durchgenommen.
Ich denke immer wieder: Ich würde gerne einzelne biblische Lebensbilder herausgreifen. Von solchen Gestalten, die nicht so bekannt sind, zum Beispiel aus den Königsbüchern. Dort gibt es immer ein paar Figuren, die nicht so häufig vorkommen. Ich glaube, das haben wir hier in den letzten 15 oder 18 Jahren, in denen ich hier bin, überhaupt noch nie gemacht. Manche Themen sind dazwischen gekommen.
Aber es wäre mal wieder schön. Die Königsbücher sind mir immer wichtig und bedeutsam, weil man das Leben anschaulich an Personen sehen kann.
Der Dank Paulus’ für die Unterstützung der Philipper
Ich bin aber hoch erfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen. Ihr wart zwar immer darauf bedacht, aber die Zeit hat es nicht zugelassen.
Ich sage das nicht, weil ich Mangel leide, denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie es mir auch geht. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein. Mir ist alles und jedes vertraut, beides: satt sein und hungern, Überfluss haben und Mangel leiden.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. Wenn das mal wegfällt, dann liegt es daran, dass einige Handschriften das nicht haben. Das sind dann die kleinen Differenzen der Bibel. Aber es wird Ihnen nichts vorenthalten, das merken Sie. Das ist kein Widerspruch in der Bibel.
Doch ihr habt wohl daran getan, dass ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt. Denn ihr, Philippi, wisst, dass am Anfang meiner Predigt des Evangeliums, als ich aus Mazedonien auszog, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein.
Denn auch nach Thessalonich habt ihr etwas gesandt für meinen Bedarf, einmal und danach noch einmal. Ich suche nicht das Geschenk, sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich angerechnet wird.
Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluss, ich habe in Fülle, nachdem ich durch Epaphroditus empfangen habe, was von euch gekommen ist. Es ist ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.
Mein Gott aber wird all euren Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.
Gott aber, unserem Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Grüße und die Bedeutung von „Brüder“ in Paulus’ Briefen
Grüßt alle Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Ebenso grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus dem Haus des Kaisers. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.
Um das noch einmal vorwegzunehmen, und damit wir es am Ende nicht noch einmal bringen müssen: Wenn er von den Brüdern spricht, sind damit niemals nur Männer gemeint. Natürlich sind damit auch die mitarbeitenden Schwestern eingeschlossen.
Das Wort „Brüder“ ist kein Begriff des Geschlechts, sondern drückt Herzlichkeit und die innige Verbindung durch das Gemeinsame in Christus Jesus aus.
Einführung in das Thema Geld und Gemeindegemeinschaft
Aber jetzt fangen wir einmal von vorne an. Es geht um die Frage, wie mit Geld umgegangen wird. Dieses Thema haben wir eigentlich bisher nie behandelt.
Neulich war ein Amerikaner zu Besuch und fragte: „Wie macht ihr das? Predigt ihr in eurer Gemeinde auch darüber, wie man mit dem Opfer umgehen soll?“ Ich antwortete ihm. Er schaute mich dabei merkwürdig an. Für Amerikaner ist es ungewöhnlich, dass man sagt: „Ihr müsst den Leuten genau erklären, wie sie den Zehnten geben sollen.“ Ich erwiderte, dass ich glaube, Menschen werden von Gott gelehrt, was sie tun müssen.
Ich bin sogar oft richtig belastet. Ich möchte das einmal loswerden: Wenn ich erlebe, wie Sie alle Gaben anvertrauen, belastet mich das. Nicht, weil wir nicht Sorge tragen könnten, das Geld nach bestem Wissen und Gewissen einzusetzen, sondern weil ich oft weiß, wie ein solches Opfer gegeben wird.
Wenn ich zum Beispiel weiß, wie Studenten mit 250 oder 300 Mark im Monat durchkommen müssen und dann 200 Mark geben, dann sage ich mir: „Ich will das nicht einnehmen.“ Wenn ich erlebe, was hier in der Gemeinde vorgekommen ist, dass Konfirmanten ihr gesamtes Konfirmantengeld abgegeben haben, obwohl ich das nie gepredigt habe, belastet mich das.
Ich bin sogar dagegen, denn ich meine fast, dass sie es später bereuen. Der Teufel ist so ein Halunke, dass er ihnen hinterher sagt: „Guck mal, du warst auch schön blöd.“
Erfahrungen mit Opfer und die Haltung zum Geben
Es gibt so erschütternde, bewegende Geschichten, wie zum Beispiel bei unserem ersten Missionsmatinee. Darüber habe ich eigentlich nie gesprochen. Damals war Bruno Herm dabei, ebenso Dr. Devis von der Mission. Der Saal war nur halb voll, denn das Interesse an Mission war damals noch nicht so groß.
Wochen später spricht mich Bruno Herm an und sagt, dass ihm so etwas noch nie passiert sei: Nach der Veranstaltung kam jemand auf ihn zu und sagte, er wolle 35 Mark geben, ja sogar alles, was er habe. Ich erwiderte, dass ich nie gepredigt habe, man solle alles für den Herrn hergeben. Die Leute hatten meine Predigt gehört, aber ich glaube, dass Gott Menschen individuell leitet. Ich könnte das auch keinem Menschen raten. Beim reichen Jüngling war das sicher keine Verpflichtung.
Ich selbst habe auch gewisse Sicherungen, die man heute unbedingt haben muss. Schließlich wollen wir nicht der Sozialhilfe zur Last fallen, wenn wir einmal schwierige finanzielle Abschnitte in unserem Leben durchmachen.
Es ist einfach interessant, wie der Heilige Geist Menschen im Umgang mit Geld lehrt. Heute Abend kann ich mit gutem Gewissen sagen: Heute Abend gibt es keine Opfer. Stattdessen wollen wir darüber sprechen, wie Paulus über Geld redet.
Mir fällt zuerst auf, wie er Geistliches und Wirtschaftliches miteinander verbindet. Er spricht offen darüber, nicht so, als ob man darüber niemals reden dürfte. Gleichzeitig zeigt er auf, welche Frucht des Glaubens darin sichtbar wird.
Kritik an frömmelnden und manipulativen Opferaufrufen
Wir erleben häufig unter Christen, wie frömmelnd und abstoßend über Geld gesprochen wird. Besonders schlimm sind diese unangenehmen Opferaufrufe. Weil einigen aufgefallen ist, dass wir nie solche Witze machen, legen sie ein leises Opfer hin, so dass es nur raschelt. Ich finde das immer ärgerlich. Deshalb werfe ich meistens nichts mehr hinein, weil es mich ärgert.
Gut, wenn es ein Witz ist, mag es ganz nett sein, aber das hat Gott nicht nötig. Ich habe mich auch schon als junger Mensch entschlossen, an den offenen Opfertellern vorbeizugehen. Das ist eine blöde Sache, wenn man der Erste ist, der etwas darauflegt.
Ich habe das auch schon bei der Allianz-Gebetswoche öfter angemahnt. Ich finde es nicht gut, wenn man das so handhabt, dass es jeder sehen muss. Man muss doch auch mit Freimut vorbeigehen können und sagen: „Ich habe heute nichts dabei.“ Warum nicht? Man kann doch auch mal eine andere Sache tun. Das ist ja einfach schön.
Dieses frömmelnde Verknüpfen von Geld und Gottesdienst sowie der damit verbundene Druck oder gar das Versprechen an die Menschen, finde ich abscheulich. Viele fallen darauf herein, wenn ihnen gesagt wird: „Mit 30 Mark können Sie einen Menschen retten.“ Das ist doch ein leeres Geschwätz und verlogen. Können Sie mit 30 Mark wirklich einen Menschen retten? Sie können sagen, eine durchschnittliche Behandlung oder Krankenkost koste im Monat so viel, aber ob Sie den Menschen wirklich retten, wissen Sie doch gar nicht.
Da wird den Menschen etwas vorgemacht. Aber jeder will ja reingelegt und geleimt sein, und das gefällt ihm. Wenn Sie uns monatlich so viel überweisen, garantieren wir Ihnen etwas. Aber wir können gar nichts garantieren.
Wenn Sie mich fragen, ob ich garantieren kann, dass das Geld wirklich ankommt, sage ich: Ich kann überhaupt nichts garantieren. Man kann ja irgendetwas damit machen, und es kann sein, dass etwas gestohlen wird. Das gibt es ja auch bei uns.
Ich kann nur sagen, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen das Geld einsetzen, verwalten und überprüfen will. Unsere Verwaltung des Geldes fällt unter die Haushalterschaft. Ich tue es vor Gott, verwalte mein Geld und will prüfen, wie ich es tue.
Paulus’ Haltung zur finanziellen Unabhängigkeit und Annahme von Gaben
Interessant ist immer wieder, dass Paulus nicht von Spenden abhängig sein wollte. Er hat sich sein Geld selbst verdient. Oft haben wir Zeugen Jehovas vorgehalten, dass man nicht auf Kosten der Gemeinde leben soll, wie es bei uns durch die Kirchensteuer und die Gehälter der Mitarbeiter der Fall ist.
Dabei ist bekannt, dass Paulus dies ausdrücklich nicht bestritten hat. Er hat vielmehr gesagt, dass es durchaus sein darf, dass Reichsgottesarbeiter auch von den Gaben leben. Ich bin froh, dass es bei uns auf eine gute Weise gehandhabt wird. Dennoch gibt es manchmal wirklich ungute Verdächtigungen.
Ein Beispiel dafür ist der gesegnete Evangelist Elija Schrenk, der hier in Württemberg, in der württembergischen Gemeinde, um 1910 herum übel angegriffen wurde. Man warf ihm vor, er würde selbst vom Opfer leben. Dabei wurde das Geld direkt durch ein Kuratorium verwaltet.
Natürlich muss ein freier Evangelist, der nirgendwo angestellt ist, von der Kollekte leben können. Die Gemeinde muss ihn ja mittragen. Ich bin immer wieder froh, dass ich nicht für mein Einkommen betteln muss. Das ist eine schwierige Situation bei einer Freikirche, die sagt, von den Gemeinden dürften nicht auch die Gehälter finanziert werden.
Biblisch ist das nicht bestritten. Paulus hatte den großen Stolz, sein Geld selbst zu verdienen. Wir wollen das bei Hilfsbrüdern, etwa in der Dritten Welt, wieder stärker verankern. Die Pastoren sollen einen Beruf erlernen und ihr Geld wirklich selbst verdienen können, um die Gemeinden nicht zu sehr zu belasten.
Bei uns ist die Situation schwierig, weil viele sich als Kirchenmitglieder sehen und erwarten, betreut zu werden, obwohl sie kaum sonst ins Blickfeld treten. Das ist eine große Aufgabe, die man nicht mehr nebenher erledigen kann.
Doch das einmal zum Anfang: Paulus sah es mit seinen Einkünften so, dass er von niemandem abhängig sein wollte. Das war sein Stolz. Er verdiente sein Geld in seinem erlernten Beruf als Zeltmacher – oder, wie wir heute sagen würden, als Sattler. Er fertigte Lederarbeiten an und war, wie Aquila und Priscilla, in der Werkstatt tätig.
Trotzdem ist es interessant, dass er nicht so stolz war, keine Geschenke von der Gemeinde anzunehmen. Von der Gemeinde in Philippi hat er immer Geld angenommen, obwohl er es gar nicht nötig hatte.
Das gefällt mir sehr. Er machte sich also nicht das Ideal, dass er ein Vorbild sei, das nichts brauche und alle anderen ihn ignorieren könnten. Stattdessen nahm er auch Gaben an.
Gemeinschaft und gegenseitige Abhängigkeit als Ausdruck von Liebe
Und es geht heute Abend wirklich nicht nur ums Geld, sondern auch um unser Verhältnis zueinander. Wie haben wir Gemeinschaft miteinander? Es ist etwas Schönes, wenn wir von anderen abhängig werden und sagen: „Ich brauche dich.“ Und ich bin so froh, wenn du da bist.
Es fällt uns oft leicht zu sagen: „Ich brauche überhaupt niemanden und kümmere mich um niemanden.“ Doch Paulus sagt: „Ich nehme es an, obwohl ich es gar nicht bräuchte.“ Ihm geht es nicht um den Ruhm, unabhängig zu sein, sondern er will Liebe erfahren.
Jetzt sagt er etwas sehr Schönes: In der ganzen Art, wie Geld hier eingesetzt wird, wird für das Reich Gottes eine Frucht des Glaubens sichtbar. Wir sollten uns überlegen, wie wir durch das Geld immer wieder unseren Glauben zum Ausdruck bringen können.
Darum geht es wirklich nicht um eine Kollekte oder Ähnliches, sondern darum, wie wir die Dinge, die wir haben, so einsetzen können, dass Liebe an Menschen sichtbar wird. Es bewegt mich sehr, wie nicht nur beim Opfer, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten sichtbar wird, dass Menschen frei von Geiz sind, füreinander sorgen, einander helfen und beistehen.
Paulus beginnt im Vers 10 und sagt: „Ich bin hoch erfreut in dem Herrn, dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen.“ Wir sagen doch oft, es wäre nicht nötig gewesen. Das ist blödes Gerede. Natürlich wäre es nicht nötig gewesen, es wäre überhaupt nichts nötig gewesen. Wenn dann ein Gast kommt und man macht etwas Schönes, sagt er: „Es wäre nicht nötig gewesen.“ Na klar, es wäre nicht nötig gewesen, aber jetzt hat man es ja doch schön gemacht. Und daran freut er sich.
Sehen Sie, Paulus ist hier nicht ungeschickt, sondern er sagt: „Ich bin hocherfreut.“ Er nimmt die Liebe an. Das ist doch etwas Schönes, wenn jemand an Sie denkt, an Ihrem Geburtstag, wenn jemand etwas Festliches macht und Sie daran in dem Herrn teilhaben lässt.
Für ihn ist nicht die Frage, ob er es braucht oder nicht, sondern ob es ein Zeichen wird für das, was Jesus auch unter ihnen tut: „Dass ihr wieder eifrig geworden seid, für mich zu sorgen.“ Diese Liebe, die ihm entgegenschlägt, freut ihn.
Persönliche Erfahrungen mit Gastfreundschaft und Liebe
Nun, er braucht es nicht, und doch sagt er: „Aber schön, dass er es tut.“
Ich habe am Anfang meiner Vikarzeit so oft von Leuten gehört, dass meine Vorgänger bloß gekommen wären, um einen Schnaps hinter die Binde zu gießen. Deshalb habe ich mir zum eisernen Gesetz gemacht, überhaupt nichts zu trinken und nichts anzunehmen bei Leuten, die nicht aus dem engen Kreis stammen. Ich dachte, das wird so schnell wie das Dorfschulmeisterlein und so weiter, das sich den Bauch vollschlägt und erst deshalb nur seine Hausbesuche macht.
Da mag sicher der Grund sein, dass man weise handeln muss, denn da kommt man schnell ins Gerede. Aber unter Menschen, die die Liebe Jesu haben, sollten wir gerade sagen: Es ist schön, wenn Liebe einem entgegentritt und entgegengebracht wird. So nimmt Paulus das von den Philippern an, obwohl es ihm gegen das Prinzip geht.
Es ist interessant: Wenn ich unterwegs bin in der dritten Welt, muss man ganz arg aufpassen bei diesen Gemeinden, die oft in großer Armut leben. Je ärmer sie sind, desto wichtiger ist es, dass man nie den Eindruck erweckt, man sei der Onkel aus Amerika, der den armen Leuten hilft. Stattdessen muss man ganz deutlich zum Ausdruck bringen: Wir brauchen euch, eure Fürbitte, euer geistliches Leben. Ich komme zu euch, weil wir eine Brücke bauen wollen.
Bitte betet, dass das Feuer der Erweckung, das bei euch brennt, und die Leidenschaft, Jesus nachzufolgen, in unserem dunklen Kontinent Europa wieder zum Feuer wird. Wenn wir euch helfen, dann tun wir das als Ausdruck der Liebe und der Verbundenheit.
Und da sind sie so sensibel! Der Sibi Samuel war hier oben im diakonischen Werk und sagte: „Ich will kein Geld von Brot für die Welt, ich will nur noch Geld, wo ich weiß, die beten dafür.“ Obwohl die wahnsinnigen Notleiden in Indien mit ihren Diensten in Not leiden.
Da müssen Sie wissen: Da kommt man ganz schnell in eine schwierige Situation. Wir haben es im Büro miterlebt, dass er mit einer anderen großen Mission telefonierte und sagte: „Mit denen telefoniere ich nicht mehr. Wer mich so behandelt, wir kommen nicht, um Geld zu betteln nach Europa.“
Ich finde das auch toll, wenn wir wissen: Es ist nicht so. Es geht um eine geistliche Gemeinschaft, wenn wir das tun.
Die Bedeutung von Liebe und Hilfe in der Gemeinde
Wir wollen doch aufmerksam sein, wenn wir merken, dass jemand Hilfe braucht. Gerade jetzt werden wir kaum Gelegenheit haben, in unserer Nähe wirklich Menschen zu finden, die bedürftig sind. Es ist nämlich nicht leicht, genau zu erkennen, wo man wirklich helfen kann.
Paulus hat die Hilfe als ein Zeichen der Liebe verstanden. Das haben wir selbst erfahren. Jeder von Ihnen könnte eine Geschichte von den Kehrpaketen erzählen. Ich habe zu Hause noch die Bücher, die mein Vater im Gefangenenlager bekommen hat. Sie wurden ihm geschenkt durch den YMCA. Dieses kleine Testament hat ihn lange begleitet.
Natürlich wurden auch Bibeln verteilt, obwohl die Menschen damals in den Sevennen kaum etwas zu essen hatten. Für alle, die diese Hungersnot durchlebt haben, war das ein Stück Liebe, das man spüren konnte. Sie können alle Geschichten erzählen, die sehr bewegend sind – gerade, wenn man Liebe empfangen hat.
Ich habe das als Kind in den schrecklichen Hungerjahren erlebt. Heute wird es kaum noch Gelegenheiten geben, jemandem Liebe zu zeigen und Hilfe zu leisten. Aber es ist schön, wenn Sie das können. Ich halte das für ein großes Vorrecht.
Wenn wir wissen, dass wir mit unseren Gaben hier einen Dienst tun können und genau wissen, wo das geschieht – sei es bei den weißen Kindern im Tschad oder anderswo – dann wollen wir, dass es eine geistliche Brücke ist. Wirklich soll Jesus durch diese Hilfe wirken. Es geht nicht nur um einfache Summen.
Ich bitte auch immer wieder unsere Mitarbeiter in unserem Missionswerk, niemals zu einer Behörde zu werden. Stattdessen sollen sie von Liebe getrieben sein, damit diese Liebe sichtbar wird. Unsere Frau Wette, die an dieser Stelle sitzt, ist oft ganz bewegt, wenn die alten Leute mit zittriger Schrift von ihrer kleinen Rente schreiben und von den hohen Pflegesätzen berichten.
Aber gerade das ist das Schöne: zu wissen, wie man in Jesus verbunden ist.
Die Fähigkeit, in allen Lebenslagen zu leben
Und nun sagte er, das Entscheidende sei ja gar nicht, wie viel man hat. Um das geht es gar nicht. Er sagt, ich kann arm sein und reich sein, ich kann Hunger haben und Mangel leiden.
Nun, ich würde sagen, reich sein kann ich auch, und satt sein kann ich auch. Aber beim Hungern ist es schon schwieriger, das kann ich nicht, weil mir schwerfällt zu hungern. Aber Paulus sagt wirklich: Dazu befähigt mich Christus. Ich kann auch schwierige Zeiten durchstehen, Zeiten, in denen Gott uns durch schwere Abschnitte gehen lässt. Das haben sie ja alle auch durchgemacht.
Ich habe immer wieder bestätigt bekommen, dass gerade die schwierigen Hungerzeiten eigentlich die Segenzeiten ihres Lebens waren und nicht die Überflusszeiten. Inflation, Armut, Hunger und Nachkriegszeit waren geistlich sehr lebendige Zeiten. Es war wunderbar, wie Gott einen doch so hindurchgeführt hat, dass es ging.
Wir predigen das ja nicht den Hungernden und sagen: „Komm, wir bleiben auf unserem Geld sitzen, und ihr müsst wissen, es sind jetzt gerade Segenszeiten für euch.“ Wir verschließen vor ihnen nicht unser Herz. Da sagt das Wort deutlich: Wir sollen unser Herz öffnen.
Aber wir werden wissen, dass auch bei der besten Hilfe, die wir geben, noch genügend Not und Armut übrigbleiben wird. Unsere jungen Leute haben manchmal die Idee, man könnte die Güter der Welt so verteilen, dass man ausgleicht. Wenn wir etwa merken, dass sich jemand bei uns für den Entwicklungsdienst bewirbt und sagt: „Ich möchte so einfach leben wie die Afrikaner und mit dem gleichen Geld auskommen wie die Ärmsten“, würde ich nicht erlauben, dass man ihn rausschickt. Der wäre sicher in kürzester Zeit am Rand des Todes.
Das kann man nicht. Ein Europäer kann das auch nicht. Das kann auch keine Mutter Teresa. Wir brauchen einfach ein Vielfaches zum Leben. Aber wenn wir bloß eine Hautcreme im Gesicht brauchen oder mal ein Medikament, das der andere nicht braucht, weil er viel genügsamer und entbehrungsreicher lebt – das sind alles tolle Ideen. Ich will enthaltsamer leben, wir können uns überlegen, wie wir einfach leben. Aber wir müssen wissen, dass wir auch einfach etwas brauchen.
Es gibt in dieser Welt keinen Ausgleich zwischen Reich und Arm. Das hat die Bibel auch nie probiert. Das sind Lehren des Sozialismus, und er hat es am wenigsten fertiggebracht, den Ausgleich zu schaffen. Ich würde keinem mehr glauben, der das predigt. Das hat mir eigentlich genügt.
Wann war das in der gerade wieder Endzeit von Dubček in der Tschechoslowakei? Oder dann, wie Dubček abgesetzt war? Wenn man da in Prag war und in das Moskau-Hotel reinging, da kostete das Mittagessen 80, 90 Mark. Da saß es aber voll, und hinten standen die tollen Limousinen. Das gibt es eben dort auch: reich und arm im Sozialismus. Leider gibt es das.
Aber wir sollten bloß sehen, wo Menschen sind, denen wir Liebe spüren lassen können. Es gilt auch ihren Kindern gegenüber, es gilt auch ihren Verwandten gegenüber: Lieben wir sie, solange sie Liebe geben können, tun sie wohl, solange sie es haben.
Wer weiß denn, was mit unserem Geld alles noch wird und wie man sicher durch die nächste Inflation durchbringt? Wer sagt, wie es geht, der sagt bestimmt Unwahres, denn es weiß keiner. Da gibt es ja so Vertrauensleute, die da immer manche stecken und sagen: „Da ist ein Tipp drin: zehn Prozent in Gold, der Rest so, und dann noch ein Teil in der Schweiz auf dem Nummernkonto.“ Ich glaube das nicht.
Ich glaube nicht, dass man so sein Geld halten kann. Wer seine Schätze in Gott sammelt und wir wollen Haushalter sein, darüber warten. Aber ich kann beides: hungern und Überfluss haben. Es ist auch nicht leicht, Überfluss zu haben. Das ist vielleicht sogar das Schwierige.
Jesus hat ja Worte gesagt, nach denen man fast meinen müsste, Reiche könnten überhaupt nicht ins Reich Gottes kommen. Denn ein Kamel kann nicht durch ein Nadelöhr. Und trotzdem gibt es Reiche, die das fertigbringen, im Überfluss zu leben und nicht ihr Herz daran zu hängen. Ich habe immer wieder solche Leute kennengelernt und habe meine große Hochachtung und meinen Respekt.
Es gibt vielmehr Arme, die ihr Herz an den Reichtum hängen und von nichts anderem mehr träumen als von den Millionen von Dagobert Duck im Mickey-Maus-Heft, der mit der Planierhaube seine Goldstücke herumschiebt. So träumen die Armen dann.
Aber Überfluss zu haben ist auch eine Sache, wie wir heute leben können. Ich freue mich immer wieder, wenn Menschen das fertigbringen und sagen: „Ich kann damit leben, ich kann das gebrochen und nicht mit schlechtem Gewissen.“ Sondern ich kann sagen: Gott schenkt mir das, Gott gibt mir das, und ich lebe das. Ich darf das einsetzen, auch zur Ehre seines Reiches.
Umgang mit Wohlstand und materiellen Gütern
Es ist auch problematisch, wenn Menschen immer nur merkwürdig reagieren. Mich hat das bewegt, als ich gefragt wurde: Darf ich einen Mercedes fahren? Ich fahre tatsächlich einen Mercedes, der bis zu 180 Kilometer pro Stunde fährt. Er hat bereits den zweiten Motor, sieht aber trotzdem sehr schön aus. Vorher habe ich einige Leute gefragt, und sie sagten, das sehe natürlich schlecht aus. Doch ich entgegnete, dass das für mich kein Argument sei. Das Auto hat nur einen Bruchteil dessen gekostet, was ein Volkswagen gekostet hätte, weil es so alt war und bereits abgeschrieben. Es waren Freunde, die mir das Auto schenken wollten, aber ich wollte den genauen Preis zahlen. Ich habe es bezahlt, weil ich mir als Pfarrer nichts schenken lassen möchte.
Ich möchte das auch klar sagen, falls Sie irgendwann jemanden hören, der etwas anderes behauptet. Dass man sagt, man dürfe keinen Mercedes fahren, ist doch ein reines Rechenexempel: Was ist rechtens? Jemand sagte zu mir, ich solle nicht mehr ohne ABS auf die Autobahn fahren, weil es sicherer sei. Das ist richtig. Ich fahre oft auch 180, und dann ist es gut, wenn man noch einen Schutzkäfig um sich herum hat.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe keine Angst davor, was andere Leute sagen. Ich muss meine Verantwortung vor Gott wahrnehmen. Ich frage mich: Was mache ich, wie lebe ich, ist es recht, und was tue ich damit? Man kann auch manches mit den Gaben tun: Wenn man eine schöne Wohnung hat, dann benutze sie doch, lade Menschen ein und mache etwas Schönes daraus. Man braucht es doch zur Ehre Gottes. Wir laufen ja auch nicht nur im Sackgewand herum, sondern ziehen uns auch schön an, und das ist etwas Schönes. Wir dürfen das auch nutzen, aber wir wissen auch, wann wir wohltun dürfen.
Das Gute ist, dass die Bibel nirgendwo vorschreibt: Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Das soll noch einmal klar sein. Sie haben ein Andachtsbuch darüber geschrieben. Das ist mir ganz wichtig, besonders in Bezug auf die Stelle mit dem reichen Jüngling.
Der reiche Jüngling war ein Idealist, der sagte: Ich will gut sein. Ich sage ihm: Wenn du gut sein willst, dann lebe das doch mal, lebe deine Prinzipien. Das würde ich jedem jungen Menschen sagen, der über Reichtum, Armut und Ungerechtigkeit der Welt theoretisiert. Ich würde sagen: Fang doch mal an, gerecht zu werden. Wie macht man das? Fang doch mal bei deinen Eltern an. Was muss ich dann tun? Mach es einfach. So merkt er, dass er es gar nicht kann. Er macht nur Sprüche, aber sie gehen nicht in die Praxis ein.
So hat Jesus den reichen Jüngling einmal gestellt und gesagt: Du willst gut sein? Bitte, Gott ist gut, du doch nicht. Ja, ich halte die Gebote, sagte der Jüngling. Dann mach es doch, wenn du solche Ideale hast. Aber Jesus hat seinen Jüngern nie ein solches Ideal aufgedrückt. Das waren Träumer außerhalb der Nachfolge Jesu, die diesen Gedanken immer wieder hatten. Auch heute treffe ich viele junge Leute, die von absoluter Gerechtigkeit in der Welt träumen. Jesus meinte aber nie, dass es so etwas gibt.
Was das gerechte Einkommen ist, weiß man nicht. Ich kann nur sagen: Ich kann mit dem leben, was mir Gott schenkt. Wir wissen nicht, wie lange wir Zeiten haben, in denen wir so leben können wie heute. Wir wollen das nutzen und damit leben. Wir dürfen gebrochen sein, wir dürfen Haushalter sein, und wir müssen auch Vorsorge treffen. Es wäre schlimm, wenn wir keine Vorsorge machten.
Das Beispiel, dass die Urchristengemeinde in Jerusalem alles verkauft hat und den Armen gegeben hat, ist natürlich nicht allgemein gültig. Paulus musste schon für die Urgemeinde Opfersammlungen in der antiken Welt machen, weil viele verarmt waren. Wenn wir so handeln würden, dann geht das eben auch schief.
Wir wollen uns keine großen Sorgen machen, aber Paulus meint hier, dass Christus mich befähigt, in jeder Lage mit den Gaben zu leben, die er mir gegeben hat.
Die Kraft Christi in allen Lebenslagen
Vers 13, dieses oft zitierte Wort, steht zunächst einmal im Zusammenhang mit Lebensschätzen oder, wie soll ich sagen, mit unseren Lebensverhältnissen. Vielleicht ist es auch für Sie eine große Hilfe, wenn Sie sagen: Wenn Berufspläne sich nicht erfüllen, wenn Sie vielleicht lange Wartezeiten haben, bis Sie eine Arbeit bekommen – dann ist es für unsere jungen Leute oft nicht leicht. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.
Dass wir das Wort dann auch noch in anderen Zusammenhängen gebrauchen, ist nur berechtigt. Natürlich vermag ich viel. Ich vermag auch schwere Leiden zu tragen und Unrecht zu ertragen. Aber es ist zuerst wichtig, dass ich auch diese wirtschaftlichen Probleme im Glauben löse. Es muss da ja auch viel gelitten werden. Darum soll es heute mal ausgesprochen werden: Manche haben trotz bester Arbeit einen schrecklichen Konkurs.
Mein Vater war promovierter Volkswirt und darum habe ich immer – also nicht Gastwirt, sondern Volkswirtschaftler, Währungstheoretiker – er hat sich immer für diese Sachen interessiert und hat uns viel erzählt. Darum habe ich immer ein Herz für all die Geschäftsleute. Mein Großvater hatte ein Eisenwarengeschäft, und ich weiß, was das war, bis man da seinen Stand durchgekämpft hat. Er hat uns Enkeln mit Nachdruck eingeschärft: „Nie in deinem Leben einen Wechsel unterschreiben, das ist der Anfang vom Ende.“
Wenn Geschäftsleute sagen würden: „Gut wär's, wenn man so durchkommen würde.“ Wir haben viele Sorgen zu lösen und wissen oft nicht, wie wir die teuren Kredite finanzieren. Aber es ist wichtig, dass ich dort die Nähe Jesu erlebe.
Ich habe ja mal im Gottesdienst erzählt, wie wir in unserer ersten Schwarzwaldgemeinde einen Kirchengemeinderat hatten, der sich aus einem Großunternehmen gelöst hat, weil er als Christ leben wollte und sagte: „Ich kann das nicht mehr machen, wie das bei uns läuft.“ Dann hat er eine kleine Metallwarenfabrik angefangen. Das war so ein Kampf mit etwa dreißig, vierzig Arbeitern.
Wie ich das im Gottesdienst erzählte, war ein hoher Mercedes-Mann anwesend. Er sagte: „Ich weiß, von wem Sie gesprochen haben.“ Er kannte auch das schöne Beispiel des Fabrikanten Allert. Dieser hatte es so wunderbar erlebt, wie er einmal aus seinem Büro hinausschaute und Herren auf seinem Hof sah. Er ging hinaus und fragte: „Wen suchen Sie?“ Sie antworteten: „Ach, wir sind nur wegen der Zwangsversteigerung da.“ Er fragte: „Wie bitte, Zwangsversteigerung?“ Sie sagten: „Ja, die Sparkasse hat uns geschickt, weil bald eine Zwangsversteigerung käme.“ Die Sparkassen hatten die Kredite von heute auf morgen gekündigt.
Der Mann aber wagte das im Glauben. Mit einer wirklich herzlichen Art führte er seine Mitarbeiter. Er hatte Verwandtschaften, die das nötige Kapital bereitstellten. So konnte er sich unabhängig von den Banken machen. Heute besitzt er ein blühendes Unternehmen in Oberndorf. Wir haben oft mit tränenden Augen miteinander gebetet, wie wir diese schweren Jahre durchlebt haben.
Das war ein abgekartetes Spiel. Die großen Firmen, für die er seine Rohrschellen hergestellt hatte, riefen alle Aufträge zum gleichen Datum ab. Jahrelang hieß es: „Wir brauchen Sie nicht mehr.“ Von heute auf morgen kündigten sie den Vertrag und sagten: „Sie können gerne den Prozess führen.“ Die Arbeiter aber hielt er, er ließ sie nicht gehen.
Was das für jemanden bedeutet, der das im Glauben wagt! Für mich war es immer eine Hilfe zu wissen, dass auch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die erlitten und erlebt werden, Jesus nahe ist.
Ich nenne hier einen Namen, weil das wirklich Leute sind, die das auch vor Ihnen noch viel wunderbarer heute bezeugen würden. Wir hatten hier in Stuttgart einen lieben Freund, der der größte Steuerberater im Umkreis Stuttgarts war. Es ging um einen Millionen-Konkurs, und die Rechtsanwälte sagten immer: „Das Wunder findet nicht statt.“ Am Ende fand es statt. Er als persönlich haftender Gesellschafter wurde nicht zur Kasse gebeten.
Damals hatten wir auf einer Freizeit Bibelarbeiten mit dem Thema „Mit Gott rechnen wie mit Zahlen“. Dieser Mann, der aus der Welt kam, sagte: „Der spinnt, mit Gott rechnen wie mit Zahlen. Ich weiß, was ich habe als persönlich haftender Gesellschafter.“ Es war damals gerade eine Bautalkrise.
„Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Sie müssen wissen: Auch in Ihren Berufsschwierigkeiten macht Christus fähig – nicht, dass Sie jeden Wunsch erfüllt bekommen, aber dass Sie manches an Wundern Gottes erleben. Das ist wahr, große Dinge.
Paulus sucht die Frucht des Glaubens, nicht das Geschenk
Paulus geht es hier überhaupt nicht um das Geld, sondern um die Frucht, wie es in Vers 17 heißt. Es geht ihm nicht darum, die Gabe selbst zu erhalten. Er betont, dass er auch ohne eure Gabe leben kann. Dennoch freut er sich, dass ihr an ihn denkt und dass diese Fürsorge sichtbar wird. Diese Fürsorge muss er materialisieren. Er sucht die Frucht, die Frucht des Glaubens, und so nimmt er die Gabe auch an.
Sehen Sie, wie der Brief an die Philipper hier endet. Es ist einfach schön – wie menschlich, wie warm, wie lebendig. Passend dazu kam heute ein Brief von einem bayerischen Pfarrer. Wir versuchen ja immer, die Dankbriefe so persönlich wie möglich zu gestalten. Ich hatte ihm geschrieben, wie schön es sei, liebe Brüder und Schwestern, dass Sie eine lebendige Gemeinde sind und so herzlich an die Nöte der Christen in der Dritten Welt denken. Möge Gott diese Gabe segnen, die ihr gebt.
Daraufhin schrieb er zurück: „Sie wissen doch gar nicht, ob unsere Gemeinde lebendig ist, und wie kommen Sie dazu, unseren Honig herumzuschmieren?“ Er verbat sich das und wollte nicht mehr in einem Dankbrief erwähnt werden, dessen Unterschrift ja doch nur hingeschmiert sei. Er würde zwar weiterhin Gaben schicken, wollte aber ein wenig zurechtweisen.
Es kann sein, dass ich manchmal vielleicht hochtönende Worte verwende, das ist natürlich klar. Der eine sagt es so, der andere anders. Es ist mir auch immer merkwürdig. Das war vielleicht noch ein Brief, den ich selbst getippt habe, sonst machen das ja liebe andere Helfer. Es ist komisch, aber genau das ist mir wichtig. Wir nehmen uns die Mühe, den Menschen zu sagen, wie es bei uns angekommen ist. Das wurde bei uns als ein Glaubenszeugnis verstanden.
Damit möchte ich nicht sagen, dass die Gemeinde am Jüngsten Tag als lebendige Gemeinde bestehen wird. Aber wir finden, es ist schon ein Lebenszeichen, wenn sie sich überhaupt der Nöte der anderen annimmt.
Als wir einst die Unterstützung von Doktor Kilgus gesucht haben, bin ich durch die reichen Stuttgarter Gemeinden gegangen, habe die Kirchengemeinde Reden besucht. Ich wollte nicht den Missionsarzt in Pakistan unterstützen, sondern einen Kindergarten bauen. Es sind so wenige Gemeinden, die wirklich Interesse daran haben, die über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sagen: „Da möchte ich engagiert sein und dabei sein.“
Paulus schließt auch in Vers 19 mit den Worten: „Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen.“ Gott wird euch auch wieder erstatten, was euch fehlt. Nicht, dass man damit rechnet und sagt: „Wenn ich es hergebe, bekomme ich es ja doppelt zurück.“ Die Rechnung geht so nicht auf. Vielmehr gilt: Wenn wir in Schwierigkeiten sind, wird Gott uns versorgen. Wir können uns nicht gegen alle Notfälle absichern.
Gott aber, unser Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Paulus spricht ganz nüchtern über wirtschaftliche Dinge und verbindet das doch wieder mit der Anbetung Gottes.
Schlussgrüße und historische Einordnung des Briefes
Grüßt alle Heiligen in Christus Jesus. Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Ebenso grüßen euch alle Heiligen, das sind diejenigen, die die Vergebung Jesu erlebt haben – besonders die aus des Kaisers Haus.
Man versucht oft, daraus abzuleiten, wo Paulus den Brief geschrieben hat. Man sagt, es sei aus des Kaisers Haus, und daraus schließt man, dass es nur Rom sein könne. Nein, das muss nicht unbedingt so sein. Es könnte auch sein, dass damit die kaiserlichen Soldaten gemeint sind. Für sie hat man ebenfalls gesagt, sie kämen aus des Kaisers Haus, also aus der kaiserlichen Kaserne – einer Prätorianergarde.
Ja, so wird das übersetzt, aber die Übersetzer sind bei der guten Nachricht oft etwas frei in ihrer Wiedergabe. Trotzdem ist es praktisch möglich, dass der Brief aus Caesarea in Israel stammt. Dort war Paulus lange in Haft, nachdem man ihn von Jerusalem dorthin gebracht hatte.
Aber würde es dort passen, dass Paulus das nahe Todesurteil erwartet? Das passt absolut nicht. In Caesarea hat er nicht das Todesurteil erwartet. Also bleibt nur noch Ephesus. Dort wissen wir jedoch nichts von einer Gefangenschaft. Es gab zwar eine Prätorianergarde, aber wahrscheinlich hat Paulus den Brief doch in Rom geschrieben.
Es ist also wahrscheinlich so. Ich habe Ihnen nur die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt, wie man das oft interpretiert. Dabei hängt es auch gar nicht so sehr davon ab. Erfreulich ist vielmehr, wie Paulus den Brief nach Philippi schickt und wie er zu dieser jungen Gemeinde eine herzliche Liebe entwickelt hat.
In Philippi waren Lydia, der Gefängnisdirektor und einige andere bekannte Personen. Wir kennen einige dieser Gestalten. Paulus hat dort eine herzliche Verbindung aufgebaut, und ich hoffe, dass auch Sie immer wieder solche herzlichen Beziehungen entwickeln.
Ich freue mich immer wieder, wenn ich sehe, wie solche Verbindungen hier entstehen – hin und her, weit über die Bibelstunde hinaus. Wenn diese Liebe erfahren wird und bei Besuchen, Feiern und Festen genutzt wird, wenn man aneinander denkt und sich gegenseitig unterstützt, das ist doch schön und eine große Freude.