Ja, heute Abend wollen wir uns mit Abraham beschäftigen, und zwar unter dem Aspekt Krisen. Krisen im Leben Abrahams – sind sie eine Chance oder eine Katastrophe?
Ich weiß nicht, wer von euch auf der Malachi-Konferenz war. Dann bekomme ich das jetzt doppelt. Den Vortrag habe ich dort an einem Nachmittag gehalten. Aber in der Wiederholung liegt ja eigentlich die Verstärkung, das hat Petrus schon gesagt.
Wir wollen Abraham und Sarah besuchen, und ich habe hier ein Foto mitgebracht, wie ihr seht. Allerdings gibt es leider Sprünge im Glas, und wir werden gleich feststellen, warum.
Die Fragen, die wir uns stellen werden, sind: Wie gehen wir mit Krisen um? Und wie vermeiden wir Krisen?
Krisen im Alltag und ihre Bedeutung
Was ist eine Krise?
Jeder Autofahrer kennt diese Krise im Zusammenhang mit einem Verkehrsschild. Man hat vielleicht drei Autobahnspuren, und dann wird die Fahrbahn auf eine Spur verengt. Daraus entsteht ein Stau. Zwar hat man in der Fahrschule gelernt, dass man sich im Reißverschlussverfahren einfädelt, aber anscheinend funktioniert dieses Verfahren nicht immer.
Krisen entstehen dort, wo Situationen eng werden. Ich habe das symbolisch dargestellt mit zwei solchen Halbkreisen: Wenn die Fahrtrichtung durch diese Engstelle will, wird es schwierig.
Krisen kennt man nicht nur auf der Autobahn, sondern auch in der Medizin. Wenn jemand in eine Krise gerät, hoffen die Ärzte natürlich, dass er diese übersteht. Der Mensch kommt in eine Krise, und dann kann es sein, dass entweder eine Katastrophe eintritt oder mehr Harmonie entsteht. Entweder hat die Person die Krise überwunden, das Fieber geht zurück, und die Ärzte sind erleichtert. Sie wissen zwar nicht, woher es gekommen ist, stellen aber eine Diagnose. Oder aber der Zustand verschlechtert sich.
Ich glaube, so ist es auch in unserem Leben, in Ehen oder in Beziehungen allgemein. Es gibt keine Beziehung ohne Krise. Krisen entstehen durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Interessen und Meinungen.
Wahrscheinlich erinnert sich jeder daran: In jeder Ehe, in jeder Familie, in jeder Gemeinde gibt es verschiedene Anlässe, weshalb es zu Krisen kommt. Die einen wollen in die Berge in den Urlaub, die anderen an die See. Nicht immer gibt es einen Bergsee, an dem man einen Kompromiss schließen kann.
Um Krisen zu überwinden, muss man versuchen, Mehrheiten zu bilden.
Herausforderungen in Beziehungen und der Umgang mit Konflikten
Aber in einer Zweierbeziehung ist das schwer, oder? Wir hatten zum Beispiel einen Biologielehrer, der immer ganz demokratisch abstimmen lassen wollte, welche Zensuren die einzelnen Schüler bekommen sollten. Natürlich plädierten wir Schüler dann immer für eine Zwei.
Dann fragte er, wer für eine Drei sei. Es meldete sich niemand. Wer für eine Vier sei, meldete sich ebenfalls niemand. Schließlich sagte er: „Ich plädiere für eine Fünf, meine Stimme gibt die Mehrheit.“ Damit war die Sache erledigt. Also sind nicht alle sehr demokratisch.
In Ehen ist es oft ähnlich: Wenn man zu einer Entscheidung kommen will, muss man manchmal die Schwiegermutter oder die Kinder bemühen, um Mehrheiten zu bilden. Aber das sind ja auch nicht die Lösungen.
Wir wollen uns ansehen, wie es im Leben von Abraham zu einer Krise kam. Heute Abend zeige ich euch einen Abraham, wie ihr ihn vielleicht noch nicht kennt. Normalerweise kennen wir Abraham aus dem Hebräerbrief, wo er in der Liste der Glaubenshelden steht. Gerade bei ihm wird mehrfach betont, dass er durch Glauben etwas getan hat.
Dann denken wir natürlich: Ein Glaubensheld ist ein vollkommener Mann. Aber wenn man das Alte Testament liest, merkt man, dass er auch ein Mensch war – wie du und ich – mit seinen Schwächen, Sünden und Fehlern.
Wir wollen einmal aufschlagen in 1. Mose 12 und ich lese ab Vers 9. Vielleicht wundert sich der eine oder andere, dass ich mit Vers 9 anfange und nicht mit Vers 10. In manchen Bibelübersetzungen steht eine Zwischenüberschrift zwischen Vers 9 und 10, aber Zwischenüberschriften wurden erst später eingefügt. Also fange ich mal mit Vers 9 an.
Abrahams Aufbruch und die erste Krise
Dann brach Abraham auf und zog immer weiter nach Süden. Es entstand jedoch eine Hungersnot im Land, und deshalb zog Abraham nach Ägypten hinab, um dort als Fremder zu leben. Die Hungersnot lag schwer auf dem Land.
Als er nahe daran war, nach Ägypten hineinzukommen, sagte er zu seiner Frau Sara: „Sieh doch, ich weiß, dass du eine Frau von schönem Aussehen bist. Es wird geschehen, wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen: ‚Sie ist seine Frau.‘ Dann werden sie mich erschlagen und dich am Leben lassen. Sage doch, du seist meine Schwester, damit es mir um deinetwillen gut geht und meine Seele deinetwegen am Leben bleibt.“
Als Abraham nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, dass die Frau sehr schön war. Die Hofbeamten des Pharao sahen sie und lobten sie vor dem Pharao. Die Frau wurde in das Haus des Pharao geholt, und er tat Abraham ihretwegen Gutes. Abraham bekam Schafe, Rinder, Esel, Knechte, Mägde, Eselinnen und Kamele.
Der Herr aber schlug den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais Willen, der Frau Abrams. Da ließ der Pharao Abraham rufen und sagte: „Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir nicht mitgeteilt, dass sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie sei meine Schwester, sodass ich sie mir zur Frau nahm? Nun siehe, da ist deine Frau, nimm sie und geh!“
Der Pharao entbot Männer, die Abraham, seine Frau und alles, was er hatte, begleiteten. Abraham zog aus Ägypten herauf, er und seine Frau und alles, was er besaß. Lot zog mit ihm nach dem Süden.
Abraham war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. Auf seinen Tagemärschen ging er vom Süden bis nach Bethel, zu der Stätte, wo sein Zelt im Anfang gewesen war, zwischen Bethel und Ai. Dort befand sich der Altar, den er vorher gemacht hatte. Abraham rief dort den Namen des Herrn an.
Soweit Gottes Wort.
Hintergrund und Gottes Ruf an Abraham
Ein bisschen Familienchronik: Wir reisen etwa viertausend Jahre zurück und bewegen uns nach Ur in Chaldäa, im heutigen Irak. Ur in Chaldäa war zur Zeit Abrams eine hochmoderne, zivilisierte Stadt. Bei Ausgrabungen fand man heraus, dass dort mehrstöckige Häuser mit Warmwasser-Fußbodenheizung existierten. Zwar hatten sie noch kein elektronisches Thermostat, aber immerhin eine Fußbodenheizung mit Warmwasser. Das waren also keine vorsintflutlichen Menschen. Es wird deutlich, dass Abraham aus einer hochzivilisierten Gesellschaft stammt.
Doch Gott begegnet ihm. In der Apostelgeschichte, in der Predigt des Stephanus, als dieser sich vor dem Hohen Rat verantwortet, beginnt er seine Rede mit den Worten, dass der Gott der Herrlichkeit unserem Vater Abraham erschien, als er in Ur in Chaldäa war. Das muss eine außergewöhnliche Begegnung gewesen sein – der Gott der Herrlichkeit!
Ich weiß nicht, wie Gott Abraham begegnet ist, was Abraham gesehen oder gehört hat. Etwas davon wird in Stephanus’ Predigt berichtet: Gott sagt zu Abraham: „Komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“
„Verlass dein Vaterhaus, verlass deine Heimat, komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Als Gott Abraham in die Nachfolge ruft, sagt er „Komm!“ Man sagt zu einem Menschen „Komm“, wenn man ihn zu sich ruft, man sagt „Geh“, wenn man ihn wegschickt. Gott sagt zu Abraham: „Komm, komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“
Was bedeutet das für Abraham? Er weiß: Dort, wo Gott mich haben will, ist Gott schon. Er hat gerufen: „Komm.“ Das heißt, jeder Schritt in der Nachfolge ist ein Schritt auf Gott zu. Später, als Gott ihn noch einmal aufruft, sagt er „Geh!“
Abraham macht sich auf, verlässt seine Heimatstadt und zieht den Euphrat hinauf. Doch er bleibt in Haran hängen. Vielleicht könnte man fragen: Warum ziehen sie nicht gleich nach Westen? Nun, das ist Wüste, und die Handelsroute führte nach Haran.
Aber Abraham war nicht ganz gehorsam, als er seine Heimatstadt verließ. Er verließ die Gesellschaft, die Hochzivilisation, aber er nahm seine Verwandtschaft mit. Manchmal ist Verwandtschaft ein Klotz am Bein. Gott hatte ihm gesagt, er solle seine Verwandtschaft verlassen. Dennoch nimmt er seinen Vater, seinen Bruder und seinen Neffen mit, und sie bleiben in Haran hängen.
Wie lange das dauerte, wissen wir nicht. Es steht nicht da, wie lange sie in Ur waren, als Gott ihn rief, sondern nur, wie lange sie in Haran blieben, als Gott ihn dort erneut rief. Gott begegnet ihm in Haran wieder. Das lesen wir im ersten Buch Mose, Kapitel 12, Vers 1:
„Der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!“
„Und ich will dich zu einer großen Nation machen, ich will dich segnen, deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Gott beruft Abram erneut in Haran, als sein Vater Terach gestorben war. Offensichtlich hatte sein Vater großen Einfluss auf ihn. Erst als sein Vater stirbt, ist Abram bereit, sich von seiner Verwandtschaft zu lösen. So macht er sich auf den Weg.
In Vers 4 heißt es: „Und Abraham ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm.“ Lot war sein Neffe und war weise. Da sein Vater gestorben war, hatte Abraham offenbar die Vormundschaft für Lot übernommen. Er nimmt ihn mit in das Land, das Gott ihm zeigt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg und kommen nach Kanaan.
Realität und Erwartungen im verheissenen Land
Nun ist das sicherlich nicht so, wie sich viele das vorstellen. Abraham war kein kleiner Bauer aus dem Schwarzwald. In manchen Kinderbilderbüchern wird das so dargestellt: Vorne der Landwirt und dahinter drei Schafe, die ihm folgen.
Wenn wir später lesen, stellen wir fest, dass in Kapitel 14, Vers 14, gesagt wird, dass Abraham 318 hausgeborene Sklaven hatte, die mit dem Schwert umgehen konnten. Wenn man dazu die Frauen und Kinder rechnet, muss das eine riesige Zeltstadt gewesen sein, die unterwegs war.
Das war also kein kleiner Bauer, sondern ein großes Agrarunternehmen, eine richtige Stadt – zwar in Zelten und mit einer Menge Vieh. Als sie nach Kanaan kommen – wir lesen das in Kapitel 12, Vers 5 – heißt es in Vers 6: "Und Abraham durchzog das Land bis zur Stätte von Sichem, bis zu Terebinte-More." Damals waren die Kanaaniter im Land.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Abraham sehr enttäuscht war. Gott sagte ihm: „Komm in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Und Gott wusste doch, dass Abraham großen Viehbestand hatte und dass viele Leute bei ihm waren. Wahrscheinlich dachte Abraham, er komme jetzt in ein weites Land mit vielen Wiesen, wo er Platz satt hat. Doch das Land war schon bewohnt. Es war also kein neutraler Boden, auf den er kam.
Bevor Abraham aber richtig innerlich traurig oder enttäuscht wird, heißt es in Vers 7: „Der Herr erschien Abraham.“ Genau in dem Moment, als Abraham merkt, dass es nicht so ist, wie er es sich vorgestellt hatte, kommt Gott und macht ihm Mut. Er sagt: „Deinen Nachkommen werde ich dieses Land geben.“ Abraham wird es noch nicht besitzen. Er wird zwar hier leben, aber das Land noch nicht besitzen.
Der Hebräerbrief sagt später, dass Abraham deswegen in Zelten wohnte, weil er die Stadt erwartete, deren Baumeister Gott ist. Abraham hätte leicht Häuser bauen können. Er kam ja aus der Zivilisation und wusste, wie man Häuser baut. Dass Abraham in Zelten wohnte, so sagt der Hebräerbrief, war Glauben. Er akzeptierte, dass er nur ein Fremdling hier ist und sich nicht sesshaft machen sollte. Erst seine Nachkommen würden sich hier ansiedeln.
Abraham zieht dann weiter, und wir lesen in Vers 9: „Dann brach Abraham auf und zog immer weiter nach Süden.“ Zuvor hatte er zwischen Bethel und Ai einen Altar gebaut, mit Gott gesprochen, und Gott hatte mit ihm geredet. Danach zog er immer weiter nach Süden.
Der Beginn der Krise und menschliche Zweifel
Nun, die Männer werden sofort erkennen, was das ist. Modelleisenbahner wissen genau, was das ist: eine Weiche, eine ganz harte Weiche. Im Grunde ist das ja ein Symbol dafür, dass etwas abweicht. Dinge, bei denen man vom Weg abkommt, sind oft wie bei solch einer Weiche.
Zunächst merkt man noch gar nicht viel von der Richtungsänderung. Erst sehr viel später erkennt man, dass es woanders hingeht. Wo fing die Krise im Leben von Abraham an? Ich denke, diese Krise, die dann kommt und die wir gelesen haben, beginnt hier in Vers 9.
Abraham brach auf und zog immer weiter nach Süden. Er hatte einen Altar gebaut und mit Gott gesprochen. Doch dann will er auskundschaften, bis wohin das verheißene Land reicht. Ich habe oft den Eindruck, dass viele Christen ähnlich handeln.
Kennt ihr die sogenannten Gummibandchristen? Gummibandchristen sind solche Christen, die irgendwann einmal bei Gott festgemacht haben. Sie wissen wahrscheinlich genau um den Tag ihrer Bekehrung. Sie sagen: „Da habe ich mich bekehrt, und da bin ich ein Eigentum des Herrn geworden, ich gehe nicht verloren.“
Aber dann ist ihr Leben wie ein Gummiband. Sie versuchen herauszufinden, wie weit sie gehen können, um noch Christ zu sein. Die Fragen von Gummibandchristen lauten: „Was darf ich noch? Darf ich als Christ...?“
Da gibt es die unterschiedlichsten Fragen: Darf ich als Christ tanzen? Darf ich als Christ rauchen? Darf ich als Christ Alkohol trinken? Darf ich als Christ ins Kino gehen? Darf ich als Christ in eine Disco gehen? Darf ich als Christ Rockmusik hören oder machen? Darf ich als Christ Mercedes fahren?
Es gibt viele Fragen, die mit „Was darf ich?“ beginnen. Und wo fangen die Geschwister vielleicht an, komisch zu gucken? Das sind alles Fragen, die ausloten, wo die Peripherie des Glaubens ist: „Was darf ich noch, um ein guter Christ zu sein?“
Die Frage müsste anders lauten, oder? Sie müsste lauten: „Wie nah kann ich bei Jesus sein?“ Doch wir fragen oft: „Wie weit kann ich mich noch entfernen?“
Und wir merken hier: Abraham nimmt das Gummiband und fängt an zu ziehen. Er zieht es immer weiter nach Süden. Und was ist die Folge? In Vers 10 steht: Es entstand eine Hungersnot.
Umgang mit Krisen: Abraham zieht nach Ägypten
Diejenigen, die schon länger auf dem Weg der Nachfolge sind, haben das sicherlich schon oft erlebt. Man kann als Christ leben, und alle Nachbarn sowie alle Geschwister in der Gemeinde denken: „Oh ja, der ist noch ganz fromm dabei.“ Man kann das schöne christliche Gesicht aufsetzen, freundlich lächeln – und alle denken: Prima! Vielleicht kennst du auch viele Bibelsprüche auswendig und kannst dich sogar in der Gemeinde beteiligen. Doch innerlich wird es trocken.
Ja, du liest morgens noch die Losung. Aber den dazugehörigen Text lässt du schon mal schleifen. Vielleicht verpasst du dann auch die Bibelstunde oder den Hauskreis, weil du so viel zu tun hast. Man kann immer noch fromm reden, und es gibt Leute, die können Bibelsprüche auswendig, die immer passen. Doch man merkt selbst, innerlich wird es trocken.
Hungersnot
Wir haben hier gelesen, dass eine Hungersnot im Land entstand. Abraham zog nach Ägypten, um dort als Fremder zu leben, denn die Hungersnot lag schwer auf dem Land. Das ist eigentlich eine logische Entscheidung, die Abraham trifft. Man könnte den Eindruck gewinnen, Abraham hätte BWL studiert – Betriebswirtschaft. Was er hier entscheidet, ist durchaus rational nachvollziehbar.
Was tut ein Firmeneigentümer, wenn er merkt, dass er nicht mehr richtig produzieren kann? Der Gewinn reicht nicht mehr aus, um alle Angestellten zu bezahlen. Ich war 36 Jahre selbständig und hatte nur zwei Sklaven. Trotzdem kann ich nachempfinden, wie es ist, wenn man am Monatsende überlegt und weiche Knie bekommt: Wie bezahle ich die Leute, wenn nicht genug Geld reinkommt?
Und wenn ich sehe, wie groß Abrahams Belegschaft ist, wird klar, dass das eine schwierige Situation ist. Wie geht man damit um? Abraham wird gesagt haben: Gott hat mir meinen Verstand gegeben. Also überlege ich. Was macht jemand, der Schwierigkeiten mit seiner Firma hat? Er verlegt die Produktionsstätten ins Ausland. Heute nennt man das Billiglohnländer. Vor einigen Jahren waren das noch Tschechien, die Slowakei oder der Balkan, Bulgarien. Inzwischen ist es Irland.
Man kann das sehr gut nachvollziehen. Abraham sagt sich: Ägypten ist die Weltmacht der damaligen Zeit. Das wäre, als würde heute jemand sagen: Ich ziehe nach Amerika. Kann man ihm da einen Vorwurf machen? Wahrscheinlich haben alle nachträglich gesagt: Abraham, du bist sehr verantwortungsvoll. Bevor du deine Leute kündigst, verlegst du deinen Betrieb, damit du sie weiter unterhalten kannst. Ist doch logisch, oder?
Jetzt stellt euch vor, Abraham macht sich auf den Weg. Die ganzen Herden werden in Viehtransporter verladen – ich weiß nicht, wie das damals genau war. Aber wenn man heute solche Viehtransporter auf der Autobahn sieht, kann man sich das ungefähr vorstellen. Er sitzt vorne im ersten Truck, die ganze Kolonne mit den Viehtransportern hinter sich. Auf dem Beifahrersitz sitzt Sarah. Es geht Richtung Westen, über den Nordteil der Sinai-Halbinsel – Autobahn Richtung Ägypten.
Was macht man, wenn man in ein fremdes Land reist? Früher, als es noch keine EU gab, war das alles etwas schwieriger. Kurz vor der Grenze bekommt man in der Regel immer Magenkrämpfe. Man hält auf dem letzten Parkplatz vor der Grenze, steigt aus und geht noch einmal ums Auto herum. Man schaut nach, ob man alle Papiere dabei hat, ob alles gut verstaut ist. Vielleicht betet man noch, dass der Herr die Grenze mit Blindheit schlägt. Dann fährt man auf die freundlichen Grenzbeamten mit ihren Maschinenpistolen zu.
So ähnlich kann ich mir das vorstellen. Abraham ist mit seinem Betrieb unterwegs nach Ägypten. Auf dem letzten Parkplatz, als er Rast macht, schaut er auf den Beifahrersitz. Seine Frau sitzt da. Das ist ja Richtung Westen, und die Sonne geht unter. Ein herrliches Bild! Hätte er eine Digitalkamera gehabt, hätte er sicher ein Foto von seiner Frau gemacht – so schön vor der untergehenden Sonne, romantisch. Manchmal sind wir Männer ja auch romantisch.
Er schaut seine Frau an und sagt: „Schatz, du bist schön. Schatz, du bist zu schön. Du wärst mir gefährlich.“ Wie alt war Abraham da? Fünfundsiebzig. Und Sarah? Fünfundsechzig. Immerhin ein Kompliment, oder? Ein Fünfundsiebzigjähriger sagt einer Fünfundsechzigjährigen: „Schatz, du bist schön.“ Wann habt ihr das eurer Frau zuletzt gesagt? „Schatz, du bist zu schön!“
Dann kommt Abraham auf einen Gedanken und sagt: „Sarah, gib mir deinen Ehering, ich tue ihn so lange ins Portemonnaie. Der drückt nämlich.“ Sarah antwortet: „Weißt du, der Ring macht die Ehe nicht aus, oder? Wir haben uns ja im Herzen. Ich habe dich lieb, und du hast mich lieb. Wir gehören zusammen, auch ohne Ring.“
So in etwa. Und stell dir vor, wenn ich gleich die Tiere aus dem Transporter wieder rauslasse, hindert der Ring nur. Nun, damals hatten Abraham und Sarah natürlich keine Ringe, aber wahrscheinlich macht er genau diesen Vorschlag. „Sarah, sag, du bist meine Schwester. Wir müssen ja nicht sagen, dass wir verheiratet sind.“
Vielleicht sagen manche: „Abraham, man lügt doch nicht.“ „Nein“, sagt Abraham, „lügen? Ich lüge doch nicht. Sarah war meine Halbschwester.“ Das war damals noch nicht verboten; das Gesetz vom Sinai gab es noch nicht. Sie hatten den gleichen Vater, aber unterschiedliche Mütter. Also: „Du bist meine Schwester.“ Stimmt doch.
„Ja, aber wir sind doch verheiratet.“ „Ja, ja, natürlich. Aber man muss doch nicht jedem alles sagen. Und wenn der andere jetzt auf andere Gedanken kommt, ist das doch sein Problem. Ich habe nicht gelogen.“ Passiert uns so etwas auch schon mal? Dass wir sagen: „Ich muss ja nicht allen die Wahrheit sagen.“ Aber wir merken, die halbe Wahrheit kann auch eine Lüge sein.
„Sag, du bist meine Schwester.“ Ich hätte gerne gewusst, wie Sarah darüber gedacht hat. Das verrät uns die Bibel nicht. Sarah fährt weiter mit. Dann kommen sie nach Ägypten, und wir lesen: „Als Abraham nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, dass die Frau sehr schön war.“ Also hatte ich doch Recht.
Wir könnten Abraham fragen: Warum verleugnest du deine Frau? Was hast du für Hintergedanken? Was meint er? Er begründet es irgendwie mit Selbstschutz. Er hat Angst um sich selbst. „Sehen sie meine Frau, finden sie sie schön, und dann töten sie mich.“ Aber ich muss ja am Leben bleiben.
„Warum muss ich am Leben bleiben?“, sagt Abraham sich. „Richtig, Gott hat meinen Nachkommen das Land verheißen. Also muss ich doch Kinder kriegen, nicht wahr? Ist doch logisch. Also muss ich am Leben bleiben. Sarah tut mir leid, aber …“
Die Bedeutung der Einheit in der Ehe und Gottes Perspektive
Was vergisst Abraham? Die Verheißung stimmt. Doch er hat sich gesagt: Gott wird mir Nachkommen geben. Aber er hat eine Gütertrennung gemacht, oder? Er vergisst die Einheit der Ehe.
Könnt ihr euch daran erinnern, als wir über Adam und Eva gesprochen haben? Gott hatte ihnen gesagt, die zwei werden ein Fleisch sein. Für Gott sind Mann und Frau eins und nicht zwei. Das heißt, wenn Gott sagt: Abraham, dein Nachkomme, was bedeutet das dann für Gott? Und für Sarah? Merkt euch: Gott denkt anders als wir.
Wir heute denken auch immer, ein Ehepaar sind zwei Leute, und das wird uns heute ja auch sehr deutlich gesagt. Denk an deine Interessen, denk an deine Interessen, du musst dich selber verwirklichen, lass dich nicht unterbuttern. Wenn es nicht mehr geht, kann man sich trennen. Nach der Bibel aber sagt Gott: Ich hasse Scheidung. Und wir merken, das ist auch keine Lösung. Die Lösung im Sinne Gottes ist immer Versöhnung und nie Trennung.
Das Problem ist, wir sind heute so geprägt durch den Humanismus, dass wir meinen, Ehe sei eine Kleindemokratie aus zwei gleichwertigen Partnern. Erst seit der Aufklärung wird in Deutschland von Ehepartnern gesprochen. In der Bibel kommt das Wort Ehepartner nirgendwo vor. Gott ist konsequent: Wenn ein Mann eine Frau heiratet, dann ist das eine Einheit – bis dass der Tod euch scheidet.
Das verleugnet Abraham. Abraham sagt sich: Ich brauche Nachkommen, was mit meiner Frau passiert, weiß ich nicht. Er übernimmt also nicht mehr die Verantwortung für Sarah. Und das ist ja die Aufgabe des Ehemannes, die Verantwortung für seine Frau zu übernehmen.
An dieser Krise scheitert es. Ich hätte gerne mein Mäuschen gespielt, als die Hofbeamten des Pharao kommen und Sarah abholen. Wie hat Sarah reagiert? Hat sie geschrien und gesagt: Abraham, das kannst du doch nicht mit mir machen? Oder hat sie gesagt: Tschüss, Abraham, war nett bei dir, aber es zog immer so im Zelt. Jetzt habe ich ein herrliches goldenes Himmelbett, und ich bin die First Lady der Weltmacht Ägypten. Das ist Karriere, oder?
Sarah muss, obwohl sie fünfundsechzig Jahre alt war, eine Schönheit gewesen sein, die in Ägypten außergewöhnlich war. Wenn man so die Bilder aus der Zeit der Pharaonen sieht, dann waren die Ägypter ja bis zum Gehtnichtmehr angemalt, sie hatten Make-up, da war nichts mehr Echtes dran. Überlegt: Sarah kommt aus Ur in Chaldäa, ohne Kosmetik, naturbelassen, eine Exotin. Sie fiel natürlich auf in Ägypten – eine naturbelassene Schönheit.
Sie wird in das Haus des Pharao geholt. Und wisst ihr, hätte Gott nicht seine Hand darüber gehalten, wäre die ganze Sache schiefgegangen. Wir kennen den Vers: In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über uns Flügel gebreitet. Wahrscheinlich kann jeder von uns etwas davon erzählen, wie Gott auch in unserem Leben eingegriffen und uns bewahrt hat, selbst wenn wir Dummheiten gemacht haben.
Gott bewahrt den Pharao davor, mit Sarah Ehebruch zu treiben. Warum? Warum sagt Gott nicht: Abraham und Sarah, das habt ihr euch selber eingebrockt, diese Suppe müsst ihr auslöffeln? Warum greift Gott ein?
Die Geschlechterfolge über Abraham führt wohin? Zu Jesus. Das war die verheißene Linie. Wäre es hier zu einem Ehebruch gekommen, hätte später der Herr Jesus nicht geboren werden können. Gott hält seine Hand darüber, dass der Pharao sie nicht anrühren kann. Das ist Seelsorge, oder?
Folgen der Krise und ihre langfristigen Auswirkungen
Was waren die Folgen für Abraham und Sarah?
Die Folgen für Abraham
Er wird des Landes verwiesen. Das haben wir in Vers zwanzig gelesen: Der Pharao entbot wegen ihm Männer, die Abraham, seine Frau und alles, was er hatte, begleiteten. Eine peinliche Situation. Abraham wird zur unerwünschten Person degradiert und mit einer Polizei-Eskorte bis zur Grenze geführt.
Was für eine peinliche Sache! Nicht nur vor den Ägyptern, die am Straßenrand stehen, sondern auch vor seiner ganzen Belegschaft. Die ganze Firma bekommt das mit. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das ein Schweigemach war. Vorne läuft der Chef Abraham mit hängenden Ohren und zählt die Kieselsteine auf dem Weg. Fünf Schritte dahinter geht Sarah, genauso betreten.
Was für eine Schande! Vorher wurde sie in der Tagespresse Ägyptens als zukünftige First Lady vorgestellt, und nun werden sie mit Schimpf und Schande weggeschickt.
Was sind die Folgen?
Man kann vielleicht sagen, es hat sich trotz allem gelohnt. Der Pharao war ja sehr kulant. Er hatte Abraham vorher für seine Frau Schafe, Rinder, Esel, Knechte, Mägde, Eselinnen und Kamele gegeben. Und er hat diese Geschenke nicht einmal zurückgefordert. Ein gutes Geschäft, oder?
Und trotzdem: Die Folgen sind groß.
Bei dem, was Abraham aus Ägypten mitnimmt, ist eine Magd dabei, und sie heißt Hagar. Wir sündigen nicht für uns allein. Die Folgen sind unabsehbar, wie wir bei der Malachi-Konferenz schon gehört haben.
Die Folgen sind bis heute im Vorderen Orient sichtbar. Der Nachkomme Hagar ist Ismael, der Vater der Araber. Bis heute herrscht dort Krieg. Das ist die Folge von Ägypten.
Ursachen der Krise und fehlende Umkehr
Was waren die Ursachen? Abraham hatte sich von Gott entfernt. Er hatte falsch über Gottes Verheißungen gedacht und verließ den Bereich, den Gott ihm zugedacht hatte. Vor allem plante er ohne Gott und dachte zu kurz.
Seine Überlegung war: Wenn es eine Hungersnot gibt, macht er sich Gedanken, doch er fragt nicht nach Gottes Willen. Er fragt nicht: „Gott, wie stellst du dir das vor? Soll ich nach Ägypten ziehen?“ Wie oft geschieht das auch in unserem Leben? Wie viele Entscheidungen treffen wir aus klarem Menschenverstand, aber ohne Gott?
Natürlich hat Gott uns den Verstand gegeben. Trotzdem sollen wir Gott fragen. Ich glaube, das sollten wir aus dieser Geschichte sehr lernen. Die Frage ist, ob Abraham daraus gelernt hat. Ich habe den Eindruck, dass er es nicht getan hat.
Er geht zwar zurück, und wir haben gelesen, dass er zu dem Altar geht, den er am Anfang gemacht hatte. Das ist ein Prinzip, das die Bibel uns zeigt: Wenn ich vom Weg Gottes abgewichen bin, muss ich an den Punkt zurückkehren, an dem ich abgewichen bin. Er kehrt also zurück zu dem Altar zwischen Betel und Ai.
Er ruft den Namen des Herrn an, vielleicht hat er ihn um Vergebung gebeten, aber das steht nicht ausdrücklich da. Es steht auch nicht in der Bibel, dass er ein Gespräch mit seiner Frau über den Vorfall geführt hat. Er hat sie nicht um Vergebung gebeten, und es hat keine Versöhnung zwischen den beiden stattgefunden.
Wenn ich sündige, ist das nicht nur eine Sache zwischen mir und Gott. Ich muss nicht nur Gott um Vergebung bitten, sondern auch denjenigen, dem ich schuldig geworden bin. Das tut Abraham nicht. Ganz offensichtlich schweigen die beiden.
Wir werden das noch bei der nächsten Bibelarbeit sehen, welche Folgen das hatte. Sarah und Abraham leben seitdem nebeneinander her. Das ist keine harmonische Ehe mehr.
Wie viele christliche Ehen gibt es, die nur noch Zweckgemeinschaften sind und keine Liebesgemeinschaften? Man bleibt zusammen, um der Kinder oder vielleicht auch der Geschwister wegen. Was sollen die denn sagen?
Was hat man versäumt, so wie Abraham? Man hat nicht um Vergebung gebeten. Man hat keine Versöhnung gefunden. Leider finden wir das an vielen Stellen in der Bibel und auch in unseren Gemeinden.
Krisen in Ehen – Ursachen und Reaktionen
Wo entstehen Krisen in unseren Ehen? Auch wir verleugnen vielleicht manchmal unsere Frau oder unseren Mann. Überall dort, wo wir nicht zu ihm oder zu ihr stehen, verleugnen wir sie.
Vielleicht hattest du andere Wünsche oder dir vorgestellt, dass dein Mann oder deine Frau anders reagieren würde. Das sind falsche Erwartungen. Vielleicht hattest du auch ein falsches Bild vom anderen. Vielleicht hast du versucht, in den ersten Ehejahren den anderen zu erziehen, mit dem Gedanken: „Das kriegen wir noch hin.“ Aber Eheleute können sich nicht gegenseitig erziehen – das funktioniert nie. Für Erziehung sind die Eltern zuständig, nicht die Ehegatten. Bei erwachsenen Menschen kann nur noch Gott erziehen.
Vielleicht fehlte auch das gemeinsame Wachstum, das gemeinsame geistliche Wachstum. Wie viele Ehepaare haben gut angefangen, miteinander gebetet, gemeinsam die Bibel gelesen – regelmäßig? Und bei wie vielen hat das aufgehört? Das ist Hunger, eine Hungersnot im verheißenen Land, ein Mangel an geistlicher Ernährung.
Wie kann man darauf reagieren? Das finden wir sowohl bei Sarah und Abraham als auch in vielen Ehen heute. Man hat den Eindruck, Sarah hat den Vorfall in Ägypten geschluckt. Sie hat ihren Mann nicht darauf angesprochen. Ganz im Gegenteil: Die gleiche Situation trifft noch einmal beim Philisterkönig Abimelech zu, wo Abraham wieder das Gleiche sagt. Wahrscheinlich hat er sich gesagt: Was damals in Ägypten funktioniert hat, kann jetzt auch funktionieren.
Und wir merken, Abraham hat nicht richtig Buße getan. Sein Sohn macht es später genauso, nur hat er richtig gelogen und nicht nur eine halbe Wahrheit gesagt. Er behauptete von seiner Frau Rebekka, sie sei seine Schwester – dabei war sie seine Cousine. Sarah scheint den Vorfall zu schlucken, in sich hineinzufressen.
Aber wenn man Dinge schluckt, ist das wie eine Tellermine, wie damals an der innerdeutschen Grenze: Alles ist vermint, es wächst Gras darüber, keiner sieht etwas – aber wehe, man tritt darauf. In manchen Ehen ist es so: An ganz banalen Dingen explodiert es. Man fragt sich hinterher: Warum?
Da kommt ein Ehepaar, sie regen sich auf und geraten sich fast bei einem Ehegespräch in die Haare, obwohl sie kaum noch welche haben. Er ist total eifersüchtig auf sie, obwohl beide über achtzig Jahre alt sind. Er führt eine Strichliste darüber, wie viel sie telefoniert, obwohl sie eine Flatrate haben. Man fragt sich – und ich habe die beiden gefragt: Wann hat man euch zuletzt übers Knie gelegt und mal so richtig versohlt?
Dann merkt man: Da kommt es an einer anderen Stelle heraus. Das ist nicht das Eigentliche. Wenn man in sich hineinfrisst, kann das zu Magengeschwüren führen – oder es knallt irgendwo anders. Es entsteht eine hochexplosive Familienatmosphäre.
Andere reagieren anders: Sie explodieren sofort. Solche Menschen kennen wir sicherlich auch in der Gemeinde. Sie schlagen sofort los. Oder es gibt solche, die nörgeln. Nörgeln ist eine Explosion auf kleiner Flamme, eine Dauerexplosion. Da sagt der eine etwas, und der andere brrrr. Der Nörgler meint, der andere müsse doch merken, dass er unzufrieden ist. Natürlich merkt der andere das, aber er denkt sich: „Der ist immer so. Was soll das? Brrrr.“
In manchen Familien sind solche Gespräche so üblich, dass man sich wundert, wie sie sich überhaupt verstehen. Man brabbelt nur so – eine Explosion auf niedriger Flamme. Dabei erreicht man genau das Gegenteil. Es entsteht eine vergiftete Familienatmosphäre.
Es gibt noch eine andere Reaktionsweise: Man kann vergelten und bestrafen – „Wie du mir, so ich dir.“ Der Mann flieht in seine Arbeit, wird zum Workaholic: „Wir haben so viel zu tun, dauernd müssen wir Überstunden machen.“ Aber im Grunde möchte er nicht nach Hause.
Die Frauen neigen dann dazu, ihn durch sexuellen Entzug zu bestrafen. „Ich habe immer Migräne“ oder „Ich bin müde“ – sie weiß genau, dass sie ihn an diesem Punkt trifft. Wie ist dann seine Reaktion? Dann bekommt sie kein Haushaltsgeld mehr. Sie sagt: „Dann nehme ich eben einen 400-Euro-Job an.“
Man kann sich gegenseitig bestrafen, man redet nicht mehr miteinander, sondern nur noch über Zettel an der Kühlschranktür. „Dein Essen steht bereit.“ Früher hieß es in der Mikrowelle, heute steht da: „Dein Essen steht im Kochbuch, Seite 325.“
Das ist eine unterkühlte Familienatmosphäre.
Was sagt die Bibel dazu?
Rat der Bibel für den Umgang mit Konflikten
Ich glaube, der Rat der Bibel ist ganz einfach. Epheser 4,26 sagt: "Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn." Was bedeutet das? Es heißt, dass man keinen Tag abschließen sollte, ohne alles geregelt zu haben.
Warum ist das wichtig? Wenn ich eine Sache an einem Tag nicht kläre, dann wächst im Grunde zwischen unseren Ehebetten eine Mauer. Diese Mauer wird immer höher. Je länger es dauert, desto schwerer wird es, sich zu versöhnen. Gott hat das eigentlich gut eingerichtet: Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn.
Wir haben heute leider elektrisches Licht. Kann man die Nachttischlampe einfach länger anlassen? Vielleicht kennst du das auch aus deiner Ehe: Du liegst im Bett, der andere liegt auch im Bett, und jeder zählt auf seiner Seite das Tapetenmuster. "Schatz, schläfst du schon?" Wenn das so ist, dann kann ich nur sagen: Raus aus dem Bett, auf die Knie!
Betet zusammen: "Herr Jesus, du weißt, wir kommen aus der Krise nicht heraus. Hilf uns, hilf uns, eine Lösung zu finden." Nutzt das gemeinsame Gebet niemals, um dem anderen den Kopf zu waschen und zu erwarten, dass er dann Amen sagt. Das ist kein Gebet.
Bittet Jesus, dass er euch hilft, bevor die Sonne untergeht, alle Spannungen zu überwinden. Eigentlich ist das ganz einfach. Ich denke, Krisen können Chancen sein zur heilsamen Korrektur.
Der Anlass einer Krise liegt immer in uns selbst. Wir machen nur den Fehler, dass wir die Ursache der Krise immer beim anderen suchen. Überprüfe deine Beziehung zu Gott und gehe dann den Weg der Buße, der Umkehr, des Gebets und des Neuanfangs.
Überprüfe deine Beziehung zu deiner Frau, deinem Mann. Bitte um Vergebung und betet miteinander. Gott schenkt uns die Möglichkeit der Buße und der Umkehr.
In Gottes Seelsorge können wir Krisen in unserem Leben erkennen, überwinden und vermeiden. Hätten Abraham und Sarah damals, bevor die Hungersnot kam, Gott gefragt, hätten sie vieles vermeiden können. Dann hätten wir bis heute nicht die arabisch-israelische Krise.
Doch Lot hätte wahrscheinlich sein Leben hinterher anders geführt, und auch Isaak hätte wahrscheinlich seinen Fehler nicht gemacht. Unsere Sünden haben Auswirkungen auf andere.
Ich möchte Mut machen, dass wir Krisen frühzeitig erkennen, miteinander beten, miteinander sprechen und zusammen vor dem Herrn auf die Knie gehen. Amen.