Ich glaube, viele Menschen lieben die Advents- und Weihnachtszeit. Vielleicht habt ihr vermisst, dass wir nicht so viele Advents- und Weihnachtslieder gesungen haben. Aber ich hoffe, ihr werdet am Ende der Predigt verstehen, dass das, was wir gesungen haben, ganz viel mit Weihnachten zu tun hat.
Viele Menschen lieben die Advents- und Weihnachtszeit aus verschiedenen Gründen. Wir freuen uns an Düften, die man nur in dieser Zeit riechen kann, an gutem Essen, das es in den Weihnachtstagen gibt, an Zeit mit der Familie und an Geschenken. Wir als Christen freuen uns hoffentlich auch über die Menschwerdung Gottes. Das ist ja der eigentliche Grund für Weihnachten.
Doch für manche Menschen ist gerade diese Zeit im Jahr eine sehr düstere Zeit. Sie müssen Leid tragen, und dieses Leid wird gerade inmitten des frohen Trubels um sie herum umso schwerer und spürbarer. Das gibt es auch unter uns Christen. Da singt man dann pflichtgemäß mit, wenn Weihnachtslieder gesungen werden – so wie wir vorhin von dem kommenden Morgenstern gesungen haben und von der Freude: „Und freue dich, Welt, singen wir, und Christ, der Retter, ist da.“ Aber eigentlich, wenn wir ganz ehrlich sind, ist in solchen Phasen oft gar keine Freude da. Der Retter scheint überhaupt nicht nahe, er scheint sehr fern zu sein.
Genau eine solche Situation beschreibt unser heutiger Predigttext. Wir haben uns für diese Adventszeit vorgenommen, ins Alte Testament zu gehen und quasi aus der Perspektive des Alten Testaments nach vorne zu schauen – auf die Ankunft, auf das Kommen unseres Herrn. Das ist das, was Advent bedeutet: dieses Warten auf die Ankunft des Herrn.
Heute wollen wir zu einem Psalm kommen, der in ganz besonderer Weise auf das Kommen des Herrn und den wirklichen Grund für das Kommen des Herrn schaut. Unser Predigttext ist Psalm 22. Meine Hoffnung an diesem zweiten Adventssonntag ist, dass diese Predigt und dieser Psalm gerade diejenigen unter uns trösten und ermutigen, die in dieser Zeit durch eine schwere Phase gehen müssen.
Und all die unter uns, die eigentlich eine ganz frohe Advents- und Weihnachtszeit erleben – euch wünsche ich, dass dieser Psalm uns weiter stärkt in unserem frohen und dankbaren Lobpreis unseres Retters und Herrn.
Einführung in Psalm 22: Klage und Lobpreis im Wechsel
Ich lese uns Psalm 22. Das ist ein Psalm Davids, der in besonderer Weise gespielt oder gesungen wurde. Wir haben keine genaue Ahnung, was das genau bedeutet, aber in Vers 2 und in manchen Übersetzungen ist das Vers 1 so zu lesen.
Wir lesen nun diese Worte Davids:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist fern.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch du antwortest nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Du aber bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich, und da sie hofften, hast du sie herausgeholfen.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zu Schanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
„Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn! Hat er Gefallen an ihm?“
Du hast mich aus meiner Mutterleibe gezogen,
du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
Auf dich bin ich geworfen vom Mutterleib an,
du bist mein Gott von meines Mutters Schoß an.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nah,
denn hier ist kein Helfer.
Gewaltige Stiere haben mich umgeben,
mächtige Büffel haben mich umringt.
Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe.
Ich bin ausgeschüttet wie Wasser,
alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst.
Mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe,
und meine Zunge klebt mir am Gaumen.
Du legst mich in des Todes Staub.
Denn Hunde haben mich umgeben,
und der bösen Rotte hat mich umringt.
Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.
Ich kann alle meine Knochen zählen,
sie aber schauen zu und sehen auf mich herab.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.
Aber du, Herr, sei nicht ferne,
meine Stärke, eile mir zu helfen!
Rette meine Seele vom Schwert,
mein Leben von den Hunden!
Hilf mir aus dem Rachen des Löwen
und vor den Hörnern wilder Stiere!
Du hast mich erhört.
Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,
ich will dich in der Gemeinde rühmen.
Rühmet den Herrn, die ihr ihn fürchtet,
ehret ihn, ihr alle vom Hause Jakob,
und vor ihm scheuet euch, ihr alle vom Hause Israel!
Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen,
und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen, als er zu ihm schrie, hörte er's.
Dich will ich preisen in der großen Gemeinde.
Ich will meine Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden,
und die, die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen.
Euer Herz soll ewiglich leben.
Es werden Gedenken und sich zum Herrn bekehren
aller Welt Enden,
und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden,
denn des Herrn ist das Reich,
und er herrscht unter den Heiden.
Und jetzt eine kurze Anmerkung zu Vers 30:
Wenn ihr in der ausliegenden Bibel mitlest, klingt das anders als im Gottesdienstblatt.
Das hat damit zu tun, dass die Luther 84 diesen Vers ganz seltsam übersetzt.
Alle anderen Übersetzungen klingen so, wie das, was ich jetzt lese:
Ihn allein werden alle, alle Großen auf Erden anbeten,
vor ihm werden die Knie beugen alle, die zum Staub hinabfuhren
und ihr Leben nicht konnten erhalten.
Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen.
Vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind.
Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird,
denn er hat es getan.
Gebet zum Einstieg
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, wir danken dir für diesen Einblick in das tiefe Leid des Beters.
Wir bitten dich, dass du uns dort, wo wir vielleicht gerade ähnliches Leid erleben, zeigst, dass du uns verstehst. Denn du hast gelitten – mehr, als wir je leiden werden.
Herr, wir bitten dich auch, dass du uns hilfst zu erkennen, wie du uns erhört hast. So dürfen auch wir vom Leiden zum Lobpreis kommen und mit einstimmen in diese wunderbaren Verse des Lobpreises.
Schenk uns, dich klar im Blick zu haben, damit wir gerade im Schauen auf dich neue Hoffnung, neue Zuversicht und neue Freude finden. Möge unser Leben ein Lobpreis sein.
Lass uns uns nicht mit schweren Herzen verkriechen, sondern dich aus der Fülle unserer Herzen verkünden – besonders denen, die dich noch nicht kennen.
Herr, gebrauche dein Wort, um deine Gemeinde zum Lobpreis deiner Herrlichkeit auszurüsten. Amen.
Aufbau des Psalms und methodische Hinweise
Ihr habt es beim Lesen gehört, und es ist sehr offensichtlich: Dieser Psalm fällt wirklich in zwei große Teile. Die ersten 22 Verse sind ein Klagegebet, ein Klagegebet eines Schwerleidenden. Dieses endet dann mit dem freudigen Aufruf am Ende von Vers 22: „Du hast mich erhört.“
Ab Vers 23 folgt ein wunderbarer Lobpreis Gottes. Diese beiden Teile wollen wir miteinander betrachten. Deshalb ist die Predigt überschrieben mit „Vom Leiden zum Lobpreis“ oder einfach „Zum Lobpreis“, falls euch das sprachlich besser gefällt.
Vielleicht eine Anmerkung vorweg: Wann immer wir einen Psalm lesen – und generell, wenn wir das Alte Testament lesen – sollten wir nicht sofort fragen: Was hat das mir zu sagen? Zunächst sollten wir jeden Text in seinem historischen Kontext betrachten. Das heißt, wir schauen, was eigentlich die Situation dieses Textes war, was die Menschen damals damit verbunden oder daraus verstanden haben.
Dann sollen wir erkennen, dass das ganze Alte Testament – und überhaupt die ganze Schrift – von Jesus Christus zeugt. Das bedeutet, wir sollten auch heute fragen: Wie zeugt dieser Psalm von Jesus Christus?
Erst in einem dritten Schritt stellt sich dann die Frage, was uns dieser Text ganz persönlich zu sagen hat. So wollen wir diesen Text anschauen. Dabei werden wir sehr schnell merken, dass es uns beim Leiden schwerfallen wird, genau zu erkennen, was die ersten 22 Verse aus dem Leben Davids beschreiben können.
Die prophetische Dimension des Psalms
Wir wissen aus dem Leben Davids, dass er Verfolgung erlebt hat und leiden musste. Doch nichts von dem, was wir hier lesen, passt ganz genau zu dem, was wir aus seinem Leben kennen. David hat diese Worte niedergeschrieben, wie wir in Vers 1 lesen, aber wir wissen nicht genau, wovon er aus seinem Leben hier zeugen könnte.
Wichtig ist jedoch, dass wir erkennen: Das Volk Israel hat diesen Psalm tausend Jahre lang gelesen, gehört und gesungen, bevor der kam, von dem dieser Psalm so offensichtlich zeugt – Jesus Christus. Denn die Worte dieses Psalms sind wahrscheinlich wie in keinem anderen Psalm wirklich prophetische Worte. Wir hören hier von dem, was Jesus am Kreuz ausruft und von dem, was am Kreuz geschieht.
Dieser Psalm schaut in die Zukunft. David schreibt als ein Prophet über Dinge, die noch geschehen sollten. Das beginnt schon in Vers 2, wenn der Psalm mit den Worten beginnt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wir alle wissen, und haben gerade aus Matthäus 27 gehört, dass dies die Worte sind, die Jesus am Kreuz ausruft.
Es ist nicht so, dass Jesus am Kreuz einfach einen Psalm zitiert, weil ihm nichts Besseres einfällt während der drei Stunden, die er dort hängt. Diese Worte kommen aus seinem tiefsten Inneren. Es sind Worte des Leidens, Jesu eigene Worte. In Matthäus 27 sehen wir, wie viel von dem, was wir eben aus Psalm 22 gehört haben, sich dort erfüllt – eine Begebenheit nach der anderen.
Vielleicht gibst du uns mal die zweite Folie, dann sehen wir das. Ich habe versucht, das grafisch darzustellen, nur ein paar Beispiele. In Vers 8 unseres Psalms lesen wir: „Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.“ Das klingt, als ob Jesus hier spricht. Denn in Matthäus 27, Vers 39 heißt es: „Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe.“
In Vers 9 lesen wir, wie der Leidende verspottet wird: „Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.“ Genau das passiert am Kreuz, wenn die Spötter sagen: „Er hat Gott vertraut; der löse ihn, wenn er Gefallen an ihm hat.“
In Vers 17 lesen wir davon, dass dem Beter Hände und Füße durchgraben werden. Wir wissen genau, dass das am Kreuz geschieht, als Jesus an Händen und Füßen genagelt wird. In Vers 19 hören wir schließlich die Worte des Leidenden, der vom Kreuz aus sagt: „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ Matthäus berichtet sachlich: „Als sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider und warfen das Los darum.“
Es gäbe noch viele weitere Aussagen aus diesem Psalm, die wir in den Geschehnissen am Kreuz wiederfinden. Der große Unterschied ist, dass wir im Bericht am Kreuz einen sachlichen Bericht bekommen. Wir sehen, was drumherum geschieht. Hier in diesem Psalm erhalten wir einen Blick in das, was aus Jesus selbst kommt.
Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist: Das gibt uns einen tiefen Einblick in das Innere unseres Herrn, in sein tiefes Leiden – mehr, als wir es in den Evangelien finden. Er, der schon vor aller Zeit war und keinen Moment kannte, in dem er nicht in perfekter Liebe innigst mit seinem himmlischen Vater verbunden war, erlebt hier am Kreuz plötzlich Gottesferne. Diese entsteht, wenn Sünde zwischen Gott und Menschen tritt.
Nicht Jesus, der eine, der nie gesündigt hat und nie etwas gedacht, gesagt oder getan hätte, was gegen den perfekten Willen seines himmlischen Vaters ist, sondern er nimmt am Kreuz unsere Sünde auf sich. So entsteht in diesem Moment, von dem wir in Psalm 22 lesen, etwas zwischen ihm und seinem Vater, das er nie gekannt hat. Es zerstört die vollkommene Harmonie, die seit Ewigkeit bestand zwischen Gott Vater und Gott Sohn.
Plötzlich ist er abgeschnitten von dieser innigen, perfekten Vaterliebe Gottes. Nicht, weil Jesus den Grund für seinen Ruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ nicht kennt, sondern weil er genau weiß, was hier geschieht. Er schreit: „Ich schreie, aber meine Hilfe ist fern. Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts finde ich keine Ruhe.“
Wenn Menschen so mit Gott reden, hat das manchmal damit zu tun, dass sie Gott nicht wirklich kennen und denken, Gott gibt es nicht wirklich oder er ist weit weg. Bei Jesus ist das anders. Jesus kennt seinen Vater besser als jeder andere. Das wird hier auch deutlich.
Jesus betont vom Kreuz aus in Versen 4 bis 6, wie Gott immer treu für sein Volk gesorgt hat, wenn es zu ihm gerufen hat. Er sagt: „Du bist heilig, der du thronst über den Lobgesängen Israels. Unsere Väter hofften auf dich, und da sie hofften, hast du sie herausgeholt. Zu dir schrien sie und wurden errettet und wurden nicht zu Schanden.“
Er weiß, wie Gott der Vater ist: geduldig, treu, ein Gott, der Gebete erhört. Er weiß auch, dass sein himmlischer Vater treu für ihn gesorgt hat, auch ganz praktisch durch die Liebe seiner irdischen Mutter. Das sehen wir in Versen 10 und 11: „Du hast mich aus dem Mutterleib gezogen, du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter. Auf dich bin ich geworfen vom Mutterleib an, du bist mein Gott von meiner Mutterschoß an.“
Jesus weiß, wer Gott ist, wie geduldig und treu und fürsorglich Gott ist. Deshalb ruft er in seiner Not zu Gott. Doch es scheint fast so, als würde sein Rufen ungehört verhallen. Die Stimme seines himmlischen Vaters hört er nicht. Stattdessen hört er die spöttischen Stimmen der Menschen, die sich um das Kreuz versammelt haben.
Während Gott, der ihm immer so nah war, plötzlich fern zu sein scheint, sind ihm seine Ängste so nah. Das hören wir in Vers 12 in diesem verzweifelten Ruf: „Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nah, denn es ist kein Helfer.“
Dann beschreibt er in bildhafter Sprache in Versen 13 bis 17, wie sich die Feinde vor ihm auftun. Sie sind wie mächtige Büffel, wie brüllende und reißende Löwen, wie Hunde, die nur darauf warten, ihn zu zerfleischen. Jesus sieht das ganze Böse dieser Welt, wenn er dort am Kreuz hängt – die Spötter, die Feinde.
Uns muss klar sein: Das ist die Realität der Welt, in der wir leben. Wir leben nicht in einer heilen Welt, sondern in einer Welt voller Leid und Schmerzen. Vielleicht erlebst du gerade, dass Menschen dich schlecht behandeln, dass du Leid erfährst und dich fragst: Wo ist Gott? Die Angst ist nah, das Leid ist nah, aber Gott scheint weit weg.
Doch ich könnte sagen: Was auch immer du gerade an Leid erlebst, das, was Jesus hier erlebt, ist noch viel schlimmer. Seine Worte ab Vers 15 klingen wie ein aussichtsloser Todeskampf: „Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst, mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs, meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub.“
Es ist bemerkenswert, was wir hier lesen. Obwohl es ohne Frage böse Menschen sind, die hier über Jesus herfallen, hören wir in Vers 16, wer letztendlich verantwortlich ist für Jesu Tod. Habt ihr das gehört? Vers 16: „Du legst mich in des Todes Staub.“ Jesus weiß, dass letztendlich sein Vater eingreifen könnte, und er lässt es zu.
Jesus weiß, dass genau das geschehen muss. Zum einen, weil ihm klar ist, dass nichts geschieht, was Gott nicht zumindest zulässt. Zum anderen weiß er das, weil das, was er am Kreuz erlebt, etwas ist, das er gemeinsam mit seinem Vater geplant hat.
Das hatte Jesus lange vor seiner Kreuzigung verkündet. Lange bevor er dort am Kreuz hing und ausrief: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, hatte er seinen Jüngern gesagt, dass er genau so leiden müsse. Aber seht ihr: Das Wissen um bevorstehendes Leiden verringert nicht die Qual des Leidens.
Jesus kannte dieses Leiden nicht. Er wusste, dass er leiden würde und dass das, was auf ihn zukommt, grausam sein wird. Deshalb hat er noch einmal gebetet: Wenn es irgendwie möglich ist, möge dieser Kelch an mir vorübergehen. Aber Jesus hatte das Leiden selbst noch nie erlebt.
Das, was er hier erlebt, ist so fürchterlich, so grausam, so schlimm, dass er voller Verzweiflung zu Gott schreit. Als Christen wissen wir, dass auch wir in dieser Welt leiden werden. Die Bibel sagt das ganz klar: Wir leben in einer gefallenen Welt, in der es Leid gibt. Sie sagt sogar spezifisch für Christen, dass gerade wir als Nachfolger Jesu leiden werden.
Das könnte dazu führen, dass du denkst, du müsstest dein Leiden stoisch ertragen, weil dein Gott dir das gesagt hat. Schau auf Jesus: Er hängt nicht stoisch am Kreuz. Ja, es war so geplant, aber er ruft seine ganze Qual, sein ganzes Leid zu Gott, dem Vater, weil es real ist, weil es fürchterlich und schlimm ist.
Leid ist nicht einfach etwas, das man stoisch ertragen kann. Manchmal ist Leid einfach überwältigend groß. Das sehen wir hier. Während Jesus also einen grausamen Tod stirbt, sehen wir die Menschen, die verächtlich danebenstehen und sich lieber um seine Kleider kümmern, wer was bekommt.
Jesus sieht voller Horror auf diese Menschen: „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ Ihr Lieben, ich möchte euch bitten: Unterschätzt niemals Jesu Leiden am Kreuz. „Na, er war ja Gottes Sohn. Wenn einer das abkann, dann er.“ Seht ihr? Hier ist Gottes Sohn, der genau weiß, was auf ihn zukommt, und es ist überwältigend.
Der ewige Gottessohn hängt hier, verraten und verkauft von denen, zu denen er gekommen ist, um sie zu retten. Er wird gefoltert und brutal getötet, von den Menschen verspottet, für die er kam. Und dann muss er erleben, wie sein himmlischer Vater, mit dem er auf alle Ewigkeit innigst verbunden war, seinen Blick der vollkommenen Liebe von ihm abwendet und stattdessen seinen gerechten Zorn über die Sünden der Welt über ihn ausschüttet.
So hören wir in den Versen 20 bis 22 einen dritten verzweifelten Hilferuf des sterbenden Herrn Jesus Christus: „Aber du, Herr, sei nicht ferne, meine Stärke, eile mir zu helfen! Errette meine Seele vom Schwert, mein Leben vor den Hunden! Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern wilder Stiere!“
Es ist bewegend, das zu hören, wie unser Herr hier leidet. Vielleicht bist du heute hier und die Worte bewegen dich aus einem ganz anderen Grund. Vielleicht bewegst du sie, weil du nicht nur ein Beobachter dieses grausamen Leidens Jesu bist, sondern weil du gerade ganz persönlich durch tiefes Leid gehst.
Vielleicht denkst du, dieser Ruf Jesu ist auch der Ruf deines Herzens. Vielleicht hast auch du gerade das Gefühl, Gottes Liebe sei ganz weit weg von dir. Vielleicht fragst du dich, warum Gott zulässt, dass du so leiden musst.
Ich möchte deutlich sagen: In dieser gefallenen Welt wird es Leid geben. Gott hat nicht versprochen, dass er das Leid in dieser Welt schon auflösen wird. Das gilt für Christen wie für Nichtchristen.
Wenn du heute hier bist und vielleicht noch nicht wirklich auf Jesus vertraust, möchte ich dir sagen: Ich glaube, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass der Ruf deiner Seele dem Ruf in diesem Psalm ähnlich ist.
Ich finde es faszinierend, wie selbst die härtesten Atheisten inmitten großer Katastrophen und riesigen Leids „Oh mein Gott“ rufen. Zu Recht, denn wir verstehen tief im Innersten, dass Gott eingreifen könnte. Und das zeigt etwas, das wir Christen noch viel mehr kennen: die tiefe Sehnsucht nach einer heilen Welt ohne Leid und die Erwartung, dass Gott all dem Leid ein Ende machen wird.
Gott hat nicht versprochen, dass er das schon in diesem Leben tun wird. Denn wenn der eine, der wirklich kein Leid verdient hatte, der vollkommen unschuldige Jesus Christus, so unvorstellbare Qualen leiden musste – Qualen, die wir nie erleben werden, wenn wir zu ihm gehören –, dann dürfen wir wissen: Er trägt nicht nur physisches Leiden, sondern er erlebt den Zorn Gottes auf sich.
Das müssen wir uns klar machen: Auch wir werden als seine Nachfolger Leid erfahren. Und doch dürfen wir wissen, dass er das schlimmste Leiden auf sich nimmt.
Das, was wir hier sehen – so grausam, so schlimm, so tragisch es auch ist – ist gleichzeitig für uns die große Bestätigung, dass das schlimmste aller Leiden von ihm getragen wird, sodass du und ich es nicht tragen müssen.
Siehst du das in dieser Szene am Kreuz? Jesus nimmt den gerechten Zorn Gottes auf sich, das Gericht Gottes über die Sünde der Welt, damit Menschen wie du und ich, wenn wir zu ihm kommen, ihm unsere Schuld bringen und uns ihm anvertrauen, wissen dürfen: Dieses Leid wurde von Jesus getragen.
Wir Christen wissen, dass selbst unser schlimmstes Leiden hier auf Erden leichter und zeitlich viel begrenzter ist als das ewige Leid, das uns erwarten würde, wenn Jesus es nicht für uns getragen hätte. Weißt du das?
Selbst das schlimmste Leid, das wir hier auf Erden erleben, ist leichter und zeitlich viel kürzer als das Leid, das uns erwarten würde, wenn Jesus es nicht für uns getragen hätte.
Lieber Nichtchrist, hör das als Warnung und Ermutigung zugleich: Egal, was du gerade durchlebst – ohne Jesu Hilfe wird es viel schlimmer werden. Denn eines Tages wird er wiederkommen und richten.
Deshalb höre, was Jesus immer wieder gesagt hat, bevor er ans Kreuz ging: „Kehrt um zu mir, vertraut euch mir an!“ Wer diesen Ruf Jesu hört, darf gewiss sein, dass Jesus die tiefe Sehnsucht unseres Herzens nach einer Welt ohne Leid erfüllen wird. Er kam, um uns aus dem größten Leid zu retten, und er wird wiederkommen, um uns eines Tages aus allem Leid zu retten.
Trost und Hoffnung für Leidende
Dazu ist Jesus gekommen, deswegen feiern wir seine Ankunft im Advent.
Wenn du gerade schwer leidest, will ich damit nicht sagen, dass dein Leid nicht real, klein oder unbedeutend ist. Nein, ich will dir sagen: Sieh auf Jesus oder kenne ihn. Er weiß genau, wie es dir geht. Er versteht dein Leid mehr als irgendjemand sonst. Er hat gelitten wie wir, aber ohne Sünde.
Vor allem ist meine Hoffnung, dass dieser Psalm uns nicht nur hilft, Zeiten des Leidens durchzustehen und bei Jesus Trost und Zuversicht zu finden. Ich hoffe, dass dieser Psalm unseren Blick hinaus richtet – über das Leiden dieser Zeit hinaus – hin zu dem, was uns Christen für alle Ewigkeit erwartet. Und dahin führt uns dieser Psalm.
Wenn hier am Ende von Vers 22 Jesus ausruft: „Du hast mich erhört“, dann ist das der Blick darauf, dass er, der sein Leben am Kreuz als Lösegeld für viele gibt, erlebt, wie der Vater ihn von den Toten auferweckt. Wie er seine Seele eben nicht dem Leid und dem Tod überlässt, sondern ihn herausbringt aus dem Tod.
So stimmt jetzt der Psalmist, der Psalmbeter, Jesus, einen wunderbaren Lobpreis an. Was für eine Wende in diesem Psalm! Alles nur, weil irgendwann der Punkt kam, an dem das Leid ein Ende hatte.
Dieser Lobpreis beginnt in Vers 23 mit den Worten: „Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen.“ Wiederum müssen wir zuerst fragen: Wann hat David das gesagt? Und wir müssen feststellen, dass das Neue Testament uns lehrt, dass das gar nicht Worte Davids sind – auch wenn David sie niedergeschrieben hat.
Die, die donnerstags zur Bibelstunde kommen, wo wir gerade durch den Hebräerbrief gehen, haben diese Worte vor einigen Wochen genau gehört, weil sie in Hebräer 2,12 stehen. Dort schreibt der Schreiber des Hebräerbriefs, inspiriert vom Heiligen Geist, diese Worte und erklärt, dass das die Worte Jesu sind, des auferstandenen Herrn Jesus. Er sagt nicht, dass Jesus diese Worte zitiert hat, sondern dass es Jesu Worte sind. David hat sie nur, getrieben vom Heiligen Geist, schon vorher aufgeschrieben, als einer, der durch den Geist diese Worte Jesu schon gehört hat.
Hier spricht Jesus zu uns, durch diesen Psalm. Und wir hören, wie Jesus Gott anbetet, den Gott, der ihn errettet hat. Er beschreibt sich hier selbst als den Elenden, den Armen, der vom Vater nicht verschmäht noch verachtet wurde. Der Vater hat sein Angesicht nicht vor ihm verborgen, als er zu ihm schrie. Er hat ihn erhört.
So lesen wir hier im Vers 25: Gott, der Vater, hat seinem Sohn nicht den Tod überlassen. Er hat ihn am dritten Tag von den Toten auferweckt. Nach vierzig Tagen ist er aufgefahren. Das haben wir zusammen bekannt, dass er in den Himmel aufgefahren ist und dort zur Rechten Gottes sitzt.
Gleichzeitig dürfen wir wissen, dass er durch seinen Geist bei uns alle Tage bis ans Ende der Welt ist. Deshalb ist Jesus eben nicht einfach nur ein Mann, an dessen Leben, Sterben und Leiden wir uns irgendwie erinnern. Ich hoffe, das ist hier klar.
Wir schauen nicht nur zurück und sagen: Ja, der war mal, das war mal. Er ist gegenwärtig. Ja, er ist gegenwärtig, wenn wir uns versammeln. Er hat gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Und genau das lesen wir hier: „Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern, ich will dich in der Gemeinde rühmen.“
In Vers 26 heißt es noch einmal: „Dich will ich preisen in der großen Gemeinde.“ Jesus sagt auf gut Deutsch: Wenn wir uns hier versammeln und miteinander singen, steht er hier und ist unser Lobpreisleiter. Ist dir das klar? Ich bin mitten unter euch und ich gehe vorne an, wenn es darum geht, Gott den Vater zu preisen. Ich tue das mehr als irgendeiner von euch, aber ich tue es mit euch.
Nachdem er von seinem eigenen Lobpreis gesprochen hat, fordert er jetzt Gottes Volk, fordert uns dazu auf, in diesen Lobpreis mit einzustimmen. Vers 24 ruft: „Rühmet den Herrn, die ihn fürchten, ehrt ihn, ihr alle vom Hause Jakob, und vor ihm scheut euch, ihr alle vom Hause Israel.“
Er ist der Lobpreiser schlechthin und ruft das Volk Gottes zum Lobpreis auf. Möchte ich fragen: Stimmst du in den Lobpreis Gottes mit ein? Darf der große Lobpreisleiter Jesus dich anleiten im Lobpreis?
Letztendlich wird das davon abhängen, ob du verstehst, warum das Leiden, von dem wir in den ersten 22 Versen gelesen haben, eben nicht sinnlos ist, sondern im wahrsten Sinne des Wortes für dich persönlich notwendig war. Jesus musste leiden, damit unsere größte Not von uns abgewendet werden kann, sodass wir bewahrt werden können.
Er kam, um sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Er kam, damit wir, die wir Sünder sind, von unserer Schuld befreit werden können. So können wir mit Gott versöhnt sein.
Wenn du Fragen dazu hast oder noch nicht verstehst, warum dieser Gott absolut lobens- und preisenswert ist, dann komm ins Gespräch und höre auf die Gemeinde, die sich versammelt um den Herrn Jesus herum und mit ihm Gott den Vater preist für sein gutes Werk, das er durch seinen Sohn getan hat.
Nicht deswegen feiern wir Christen den Advent, weil Gott der Vater seinen Sohn in diese Welt gesandt hat, nur um niedlich als kleines Baby in einer Krippe zu liegen. Das wird uns überhaupt nur in einem der vier Evangelienberichte kurz erwähnt als eine Randnotiz.
Nein, wir feiern den Advent, die Ankunft unseres Herrn, weil er gekommen ist, um für uns zu leiden und zu sterben. Das ist das ganze Zentrum unseres Blicks auf den Advent.
Wenn ihr meint, das Kreuz hat mit Weihnachten nichts zu tun, dann habt ihr Weihnachten noch nicht verstanden. Nein, das ist das Zentrum aller Dinge.
Und dieser Herr Jesus wird wiederkommen, eines Tages, und dann wird er allem Leid ein Ende machen. Deswegen konnten wir vorhin schon diese wunderbaren Worte hören, die uns letztendlich hier im Psalm 22 so wunderbar vor Augen geführt werden: Unsere Trübsal ist zeitlich und leicht, aber in uns schafft sie eine ewige und über alle Maße gewichtige Herrlichkeit.
Uns, die wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare schauen – auf den Herrn, der wiederkommen wird.
Der Lobpreis, zu dem Jesus uns hier einlädt, ist also ein Weg, wie wir uns gegenseitig gerade auch in Zeiten des Leidens immer wieder neu in dieser Hoffnung stärken können. Ich hoffe, das ist dir klar.
Nicht dafür ist uns der gemeinsame Lobpreis gegeben? Deswegen ist Jesus mitten in seiner Gemeinde, preist Gott und ruft uns dazu auf, es ihm gleichzutun. So schauen wir gemeinsam auf unseren guten und gnädigen Gott, der einen wunderbaren Plan gemacht hat, um uns mit sich zu versöhnen.
Die Bibel ruft uns dazu immer wieder auf. In Epheser 5,19 heißt es: „Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“
Also noch einmal: Wenn du heute hier bist und durch schwere Zeiten gehst, musst du das nicht in stoischer Ruhe ertragen. Du darfst dem Herrn dein Herz ausschütten – und du darfst das auch zu Geschwistern tun. Wir sind dazu aufgerufen, füreinander da zu sein, gerade auch in solchen Zeiten. Mit den Weinenden zu weinen, einander zu trösten mit dem Trost, den wir von Jesus empfangen haben.
Erlaube deinen Geschwistern, dir durch Lieder Zeugnis zu geben von der sicheren Hoffnung, die wir als Kinder Gottes haben dürfen. Höre, wenn wir dir zusingen von dem Herrn, der für uns gelitten hat, der uns bereits aus dem größten Leid befreit hat und der wiederkommen wird, um allem Leid ein Ende zu machen.
Vielleicht magst du dann sogar mit einstimmen in den Lobpreis der Gemeinde.
Wenn du heute hier bist und es dir gut geht, dann erkenne, dass der gemeinsame Lobpreis ein wunderbares Geschenk ist. Du kannst deine Geschwister ermutigen, gerade indem du kräftig mit einstimmst und ihnen zusingst von der Hoffnung, die sie haben dürfen. So werden ihre schweren Herzen gestärkt, bis der Herr wiederkommt.
So können wir einander dienen, wenn wir einander zusingen von der Hoffnung, die wir haben in Jesus Christus.
Die Ausbreitung des Lobpreises über alle Generationen und Völker
Der Psalm führt uns noch einen Schritt weiter. Nachdem er gezeigt hat, wie wir einander zusingen können, wie Jesus der Lobpreisleiter ist und uns dazu aufruft, mit einzustimmen, sehen wir, wie sich der Lobpreis in gewisser Weise fast wie ein Echo immer weiter ausbreitet.
Ich weiß nicht, ob ihr das am Ende des Psalms bemerkt habt. Vers 24 ist noch der Aufruf an das Volk Gottes, das Haus Israel. Aber in Vers 28 heißt es dann: „Es werden gedenken und sich dem Herrn bekehren alle Enden der Erde, und ihn anbeten alle Geschlechter der Heiden.“ Von dem einen Volk zu allen Völkern.
Während in Vers 27 noch die Rede von den Elenden und Hungrigen ist, die satt werden sollen, lesen wir in Vers 30 von den Großen auf Erden, die ihn anbeten werden. Also stimmen in den Lobpreis Juden und Heiden, Arme und Elende sowie Reiche und Bedeutende dieser Welt ein.
Dann erstreckt sich der Lobpreis weiter, und damit endet der Psalm: von Generation zu Generation, von denen, die bereits gestorben sind, bis zu denen, die erst noch geboren werden. In Vers 30 heißt es: „Vor ihm werden die Knie sich beugen, alle, die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.“ Hört ihr noch das Echo derer, die uns vorausgegangen sind, wie sie Gott loben und preisen?
In Vers 31 bekommen wir den Blick in die Zukunft, zu den kommenden Generationen, die im Lobpreis Gottes mit einstimmen werden, weil wir es ihnen bezeugen: „Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen, vom Herrn wird man verkündigen, Kind und Kindeskind. Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen dem Volk, das geboren wird, denn er hat es getan.“
Ist das nicht wunderbar? Hier ist also die Gemeinde versammelt, Jesus in ihrer Mitte. Jesus zeigt, wie der Lobpreis Gottes weitergehen soll: indem wir einander zusingen und er sich echomäßig ausbreitet, von einem Volk zu allen Völkern, von den Niedrigen zu den Hohen und zurück zu den Niedrigen. Von denen, die vorhergegangen sind, zu denen, die noch kommen werden – in alle Dimensionen Lobpreis!
Ihr Lieben, ein großer Schatz, den wir in dieser Gemeinde haben und für den ich so dankbar bin, ist, dass wir hier schon einen Vorgeschmack darauf bekommen dürfen. Inmitten unserer großen Gemeinde und in der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus preisen wir ihn gemeinsam.
Hier kommen Menschen aus vielen Nationen zusammen. Es gibt Gottesdienstleiter, von denen man hört, dass sie aus Holland kommen, Prediger aus Preußen, Geschwister aus China, aus verschiedenen afrikanischen Ländern, aus Südamerika und Nordamerika. Wir preisen Gott.
Hier treffen Menschen zusammen, die in dieser Welt reich und bedeutend sind, und solche, die vielleicht wenig Beachtung finden. Ältere Geschwister geben hier ihren Glauben weiter und bezeugen ihn gegenüber der jungen Generation. Wir tun das ganz bewusst, ich hoffe, immer wieder auch mit Liedern, die die junge Generation ansprechen, damit sie dieses Zeugnis des Glaubens hören kann.
Das ist euer Auftrag: Singt die neuen Lieder, damit die Jungen den Glauben hören und bezeugt bekommen. Und euer Auftrag, junge Leute, ist es, die alten Lieder so zuzusingen, dass die Herzen der Älteren gestärkt werden.
Das ist mal eine neue Perspektive auf Lobpreis, oder? Es ist aber eine biblische Perspektive. Ich will nie wieder hören: „Das sind nicht meine Lieblingslieder.“ Völlig Banane! Die Lieder sind dazu da, dass wir einander stärken.
Fragt euch: Was sind deine Lieblingslieder? Dann lasst uns euch diese zusingen. Die Jungen fragen die Alten, die Alten die Jungen. Es gibt keine Jungen- und Altenlieder, es gibt Lieder, die Gott loben und preisen.
Denn unser Gott hat für uns gelitten, so dass wir durch Zeiten des Leidens gehen können – in der Gewissheit, dass, wenn der Herr wiederkommt, alles Leid ein Ende hat. Das ist der zweite Advent.
Was dann bleibt, ist Lobpreis für alle Ewigkeit.
Schlussgebet und Segen
Ich bete mit uns, himmlischer Vater. Ich bete für die Geschwister unter uns, die durch schwere Zeiten gehen. Er tröste ihre Herzen und hilf ihnen zu sehen, dass du nicht fern bist.
Danke, dass du ein Herr bist, der uns ganz nahe gekommen ist in Jesus Christus. Danke, Herr Jesus, dass du weißt, wie schwer unsere Herzen manchmal sind. Danke, dass du uns in diesem Psalm bezeugst, wie fern selbst hier dein Vater erschien.
Danke, dass wir wissen dürfen, dass nichts falsch mit uns ist, wenn das das ist, was unser Herz gerade fühlt. Danke, dass du uns verstehst. Aber danke auch, dass du uns den Weg weist über die Zeit des Leidens hinaus.
Danke, dass du gekommen bist, damit wir nicht für alle Zeit leiden müssen. Nein, was uns für alle Ewigkeit bleibt, ist nicht Leid, sondern Lobpreis.
So stärke unsere Herzen. Gebrauche den Lobpreis deiner Gemeinde, damit wir einander ermuntern, ermutigen und stärken im Glauben. Dann fülle unsere Herzen so sehr mit unserer Freude an dir, dass wir von hier hinausgehen und das Echo des Lobpreises weiter erschallt. So werden noch viele hinzugerufen, bis du wiederkommst.
Komm, Herr Jesus, komme bald! Amen.
