Einführung in die Geschichte von Jairus und der blutflüssigen Frau
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 299: Jairus und die blutflüssige Frau, Teil vier.
Wir waren in der letzten Episode dort stehen geblieben, wo Jairus die Nachricht erhält, dass seine Tochter gestorben ist. Für den Wunderheiler Jesus scheint es nun nichts mehr zu tun zu geben.
Man merkt, wie die Leute über den Herrn Jesus dachten. Er wurde als jemand gesehen, der Kranke gesund machen kann. Doch Tote auferwecken, das traute man ihm nicht zu.
Markus 5,35:
Während er noch redete, kommen sie vom Haus des Synagogenvorstehers und sagen: „Deine Tochter ist gestorben, was bemühst du den Lehrer noch?“
Man erkennt hier: Rabbi, Lehrer – das darf schon mal ein paar Wunder tun und einige Kranke heilen. Aber wenn jemand tot war, dann war er nicht mehr gefragt.
Natürlich würde man jetzt erwarten, dass Jesus das auch so sieht. Doch seine Reaktion ist ganz anders. Zuerst einmal spricht er Jairus Mut zu.
Jesu Zuspruch und das exklusive Begleiten zum Haus
Markus 5,36: Jesus aber überhörte das Wort, das gesprochen wurde, und spricht zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur.
Versetzt euch bitte einmal in Jairus hinein. Dieses Wechselbad an Gefühlen! Eben kam die Nachricht vom Tod seiner Tochter – alles scheint verloren. Doch dann sagt Jesus: Fürchte dich nicht, glaube nur. Können wir uns vorstellen, wie sich mitten in der Traurigkeit so etwas wie Hoffnung breitmacht?
Und jetzt wird es exklusiv. Markus 5,37: Und er, Jesus, erlaubte niemandem, ihn zu begleiten, außer Petrus, Jakobus und Johannes, dem Bruder des Jakobus.
Jesus geht also weiter in Richtung Haus von Jairus, nimmt aber nur noch drei seiner Jünger mit. Die anderen, und wohl auch die Volksmenge, bleiben zurück. Es geht Jesus nicht um Publicity.
Die Situation im Haus und Jesu ungewöhnliche Aussage
Aber er kann die Situation gleichzeitig nicht vermeiden, denn die Totenklage hatte bereits eingesetzt.
Markus 5,38: Und sie kommen in das Haus des Synagogenvorstehers, und er sieht ein Getümmel, weinende und lauthäulende Menschen.
An dieser Stelle wird es fast absurd. Stellt euch die Situation vor: Jesus, Jairus und die drei Jünger kommen zum Haus des Synagogenvorstehers.
Matthäus 9,23: Und als Jesus in das Haus des Vorstehers kam und die Pfeifer sowie die aufgeregte Volksmenge sah, merkt man, dass die Trauer in vollem Gang ist.
Was tut Jesus?
Markus 5,39: Er geht hinein und sagt zu ihnen: „Was seid ihr so aufgeregt und weint? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft.“
Die Frage ist: Wie kann er so etwas sagen? Was meint er damit? Traut er den Leuten nicht zu, dass sie erkennen können, wenn jemand wirklich tot ist?
Doch nein, das Mädchen ist nicht nur ohnmächtig, sie ist tatsächlich tot. So tot, dass die Zuschauer Jesus für seine Bemerkung auslachen.
Lukas 8,52-53: Alle aber weinten und beklagten sie, er aber sprach: „Weint nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.“ Und sie lachten ihn aus, da sie wussten, dass sie gestorben war.
Die Bedeutung von „Schlaf“ im Tod aus göttlicher Perspektive
Aber warum sagt Jesus dann, dass sie schläft? Weil der Tod aus der Perspektive des Menschen einen Schlusspunkt markiert, aber genau das tut er nicht aus der Perspektive Gottes.
Für uns ist der Tod das Ende, das Ende des irdischen Lebens. Wer gestorben ist, der kommt nicht mehr zurück. Der Tod ist so endgültig, dass es im Buch Prediger heißt: Ein lebendiger Hund ist besser dran als ein toter Löwe. Ja, das stimmt. Aber das ist nur die Perspektive des Menschen.
Jesus ist jedoch kein normaler Mensch. Er ist der Schöpfergott, der Mensch wurde. Deshalb ist seine Perspektive eine andere. Für Gott sind die Toten wie Schlafende.
Heißt das, dass gestorbene Menschen sich in einem schlafähnlichen Zustand befinden und bis zur Auferstehung nichts mitbekommen? Die Antwort lautet: Nein. Sie lautet Nein, weil es die Erzählung von dem reichen Mann in Lukas 16 gibt, der sich nach seinem Tod in einer Art Vorhölle wiederfindet, Qualen erleidet und Lazarus fragt, ob jemand seine Brüder warnen kann.
Ich würde auch noch die Märtyrer aus Offenbarung 6 anführen. Von denen lesen wir Offenbarung 6,9-10: „Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: 'Bis wann, heiliger und wahrhaftiger Herrscher, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?'“
Hier sind Gläubige, die definitiv schon gestorben sind, aber auch noch nicht auferstanden. Johannes sieht sie in einer Vision, wie sie sich nach ihrem Märtyrertod bei Gott beschweren – und zwar darüber, dass Gott so langmütig und geduldig ist.
Auch die Verheißung an den Mann, der neben Jesus am Kreuz hing, „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“, klingt nicht nach Schlaf. Dasselbe gilt für die Erscheinung von Mose und Elija auf dem Berg der Verklärung.
Die theologische Deutung des Schlafbildes im Tod
Aber wenn das Totsein kein Schlaf ist, was meint Jesus dann damit, wenn er sagt: „Denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft“? Inwiefern ist der Tod für Gott nur ein Schlaf?
Die Antwort liegt nicht darin, dass wir als Tote nichts mehr mitbekommen. Das tun wir übrigens als Schlafende auch nicht. Vielmehr ist das Totsein für Gott wie ein Schlaf, weil man wieder aufwacht, weil man wieder erweckt wird. Das Totsein hat dann ein Ende, wenn alle Toten auferstehen.
Wer den Tod mit einem Schlaf vergleicht, muss gut darauf achten, wo er den Vergleichspunkt hinlegt. Bilder sind manchmal gar nicht so einfach zu interpretieren.
Jesu Wunder: Die Auferweckung des Mädchens
Aber kommen wir zurück zu unserer Erzählung. Markus 5,40-42: Und sie lachten ihn aus.
Als er aber alle hinausgetrieben hatte, nimmt er den Vater des Kindes, die Mutter und die, die bei ihm waren, mit und geht hinein, wo das Kind war. Er ergriff die Hand des Kindes und spricht zu ihm: Talitha kum, das ist übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf.
Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher. Es war nämlich zwölf Jahre alt. Sie erstaunten sogleich mit großem Erstaunen.
Das ist mal Souveränität, wie sie mir gefällt. Die Leute lachen Jesus aus, sie halten ihn für verrückt, und er beendet mal eben die Totenklage, treibt alle aus dem Haus und geht dann ins Haus.
Jetzt sind nur noch Jairus, seine Frau und die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes dabei. Dann erweckt Jesus das Mädchen zum Leben. Ein kurzer Befehl: Talitha kum, Mädchen, ich sage dir, steh auf. Und sofort kehrt Leben in das Kind zurück. Sie steht auf und läuft umher.
Jesu Wunsch nach Diskretion und die Verbreitung der Nachricht
Und nun folgt ein Abschnitt, der schwer zu verstehen ist: Markus 5,43. Dort heißt es: Er befahl ihnen dringend, dass niemand davon erfahren solle, und sagte, man solle ihr zu essen geben.
Es ist erstaunlich, wie sehr Jesus darauf bedacht ist, im Geheimen zu heilen. Öffentliches Aufsehen scheint ihm wenig zu bedeuten. Doch natürlich lässt sich ein solches Ereignis nicht einfach verbergen. Vor dem Haus steht ja noch die Trauergemeinde.
In Matthäus 9,26 wird berichtet: Und die Kunde hiervon ging hinaus in jene ganze Gegend.
Ausblick auf die nächste Episode und Abschluss
Frage: Warum bringen Matthäus, Markus und Lukas in ihren Evangelienberichten diese Totenauferweckung? Und warum wird sie immer zusammen mit der Heilung der blutflüssigen Frau erzählt?
Meine Antwort dazu folgt in der nächsten Episode.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir schon einmal eine Antwort auf die eben gestellte Frage überlegen. Wie hängen die Heilung und die Totenauferweckung zusammen?
Das war’s für heute. Bete regelmäßig für verfolgte Christen. Von Open Doors gibt es jeden Monat ein Faltblatt mit Gebetsanliegen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.