Wie nutze ich meine Zeit sinnvoll? Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Zeit kann man nicht sparen, heißt es, Zeit kann man nur ausgeben. Die Frage ist deshalb: Wie nutze ich meine Zeit sinnvoll? Gerade am Jahresanfang stellt man sich diese Frage besonders, weil das neue Jahr praktisch wie ein unbeschriebenes Blatt vor einem liegt.
Thomas, warum ist es wichtig, wie wir unsere Zeit sinnvoll nutzen? Kann das nicht jeder selbst entscheiden, wie er seine Zeit verbringen will oder eben auch nicht nutzen will?
Natürlich kann das jeder selbst entscheiden. Aber was man nie vergessen sollte: Ich werde einmal vor Gott Rechenschaft ablegen müssen, wie ich meine Zeit verbracht habe. Du hast ja schon gesagt, Zeit kann man nicht sparen, um sie dann am Lebensende irgendwie anzukleben und so sein Leben zu verlängern. Deshalb schreibt Paulus den Ephesern: „Kauft die Zeit aus“ – so hat er es dort genannt.
Man könnte also sagen: Nutze deine Zeit sinnvoll, denn meine Zeit ist nur geliehen. Gott wird mich eines Tages fragen: Was hast du mit deiner Zeit gemacht? Hast du sie sinnvoll genutzt?
Wir kennen ja das Gleichnis von den drei Männern, die das, was Gott ihnen anvertraut hat, ganz unterschiedlich genutzt haben. Bei zwei von ihnen haben sich Gottes Gaben vermehrt. Einer dieser Männer aber hat nichts Sinnvolles mit seiner Gabe gemacht, er hat sie einfach vergraben, so heißt es in diesem Gleichnis.
Am Ende steht er, angedeutet durch das Gleichnis, das Jesus erzählt, vor Gott. Und Gott sagt zu ihm: „Du bist ein böser Knecht“, weil du das nicht genutzt hast, was ich dir anvertraut habe.
Es ist also sehr wichtig, dass ich verantwortungsvoll mit meiner Zeit umgehe, die Gott mir anvertraut hat. Das heißt: Ich habe die Möglichkeit, selbst zu gestalten, wie wir unsere Zeit verbringen. Aber wir stehen in der Verantwortung vor Gott, und das sollten wir niemals vergessen.
Wie kann ich das Wort „sinnvoll“ nun verstehen? Bedeutet es im christlichen Sinn, dass ich den ganzen Tag die Bibel lese und bete? Oder wie kann eine sinnvolle Nutzung der Zeit aussehen?
Ich denke, es ist grundsätzlich gut, einen Teil meiner Zeit dafür zu verwenden, meine Beziehung zu Gott zu stärken. Dazu gehört natürlich auch, Gottes Wort zu lesen und mit meinem himmlischen Vater zu sprechen. Nur so kann ich Gottes Wort und damit Gott selbst intensiver kennenlernen.
Wenn ich aber darüber nachdenke, wie ich Zeit sinnvoll nutze, sollte ich vielleicht auch vom anderen Ende her beginnen. Ich könnte darüber nachdenken, wie ich meine Zeit vergeude. Es kann hilfreich sein, aufzuschreiben, wie ich meine Zeit verbringe. Wie viel Zeit verbringe ich zum Beispiel mit ziellosem Surfen im Internet? Oder wie viele Stunden verbringe ich vor dem Bildschirm, um irgendwelche Serien anzusehen?
Bin ich vielleicht ein Nachrichtenjunkie, der wie die Athener immer etwas Neues sehen und hören muss? Dann ist es gut, sich am Ende des Tages zu fragen: Welche Nachrichten habe ich heute aufgenommen? Was ist wirklich hängen geblieben? Was weiß ich noch? Was war wirklich wichtig für mich?
Vielleicht lese ich auch seitenweise Liebesromane. Dann wird mein Denken und meine Erwartungshaltung geprägt.
Ich glaube, das Problem ist, dass wir in unserer Freizeit oft Zerstreuung suchen und nicht Aufmerksamkeit. Wir nehmen alle möglichen Impulse auf, die uns müde machen und uns eigentlich nichts bringen.
Deshalb ist beim Thema Zeit der Umgang mit dem Internet, finde ich, eine ganz wichtige Frage. Es kann eine Riesenchance sein, um Zeit zu sparen. Ich muss zum Beispiel nicht mehr zum Bahnhof gehen, um zu schauen, wie die Züge fahren. Oder manche Informationen, für die ich früher in die Bibliothek laufen musste, sind heute nur einen Klick von mir entfernt.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Durch das Internet kann ich viele Stunden vergeuden. Ich stopfe mich mit Informationen voll, die mir eigentlich nicht wirklich weiterhelfen.
Du hast das Stichwort Aufmerksamkeit gebracht. Es heißt, Dinge müssen mich immer innerlich weiterbringen. Ist das die einzige Chance, die Zeit gut zu nutzen? Wir sind ja bei dem Thema sinnvoll – was ist sinnvoll? Du kamst jetzt von der Vergeudung her.
Also, ich glaube nicht, dass mich alles weiterbringen muss. Aber wenn ich ständig damit beschäftigt bin, meine Zeit zu vergeuden, indem ich mich mit Computerspielen, Katzenbildern oder was weiß ich ablenke, dann wird das negative Auswirkungen haben.
Ich ermutige dazu, einfach mal sich auf den Sessel zu setzen und zu entspannen – bei guter Musik oder im Park zu sitzen, einfach mal nachzudenken, nur nachzudenken. Manche entspannen sich auch, indem sie etwas Handwerkliches machen.
Oder ich helfe auch mal anderen, gebe also etwas von meiner Zeit ab. Ich denke, ich muss einfach herausfinden, wo ich wirklich entspanne und wo ich nicht nur Zeit schredder. Wo kann ich meine Zeit sinnvoll einsetzen?
Und mit dem erfüllten Gefühl vom Platz gehen: Das war jetzt wirklich gut genutzte Zeit, anstatt mich zu ärgern, weil ich denke, diese Stunden hätte ich jetzt sinnvoller einsetzen können.
Gott hat in unserer Woche ganz bewusst den Sabbat eingeplant, weil du gesagt hast, dass es nicht immer nur darum gehen muss, mich vorwärts zu bringen oder so. Das heißt, Gott hat Ruhe eingeplant – also die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen.
Dafür hat er an einem bestimmten Tag festgelegt, dass wir innehalten sollen. Wir müssen heute nicht unbedingt diesen Tag genau nehmen, aber ich glaube, wir tun uns nichts Gutes, wenn wir das Leben immer schneller hetzen und das regelmäßige „Mach mal Stopp“ ständig überlaufen.
Es ist ja schwierig, denn ähnlich wie beim Hungergefühl weiß man irgendwann nicht mehr, wann man aufhören muss. In der heutigen Gesellschaft gibt es so viel Informationsflut und so viel „Zackzackzack“-Hetze, wie du das ausgedrückt hast, dass man diesen Stopp gar nicht mehr findet.
Dazu habe ich Gedanken, wie man das kultivieren kann – wieder ganz bewusst. Ich werde jetzt hier auch langsam am Reden ganz bewusst Ruhezeiten einplanen. Ich glaube, dass man sie sich einplanen muss.
Ich habe letztens ein Buch gelesen, in dem jemand das noch einmal ganz stark betont. Ein junger Mann hat das mitbekommen und sagte: „Ich mache das schon seit meiner siebten Klasse, dass ich regelmäßig an einem Sonntag nichts mache.“ Also nicht für die Schule lerne oder Ähnliches, sondern ganz bewusst auch mein Handy ausschalte und so weiter.
Ich glaube, es müssen schon diese bewussten Schritte sein, um mich zur Ruhe zu bringen. Denn unsere Umgebung möchte uns doch sehr in die Hektik hineinziehen.
Was mir auch noch wichtig ist: Selbst wenn sich Menschen bewusst Zeit nehmen, legt Gott in seinem Wort großen Wert auf Frieden, Liebe und Freude in unserem Leben. Diese drei Dinge passen jedoch nicht zur Hektik.
Es klingt seltsam, wenn ich sage, ich liebe jemanden, aber keine Zeit finde, mit dieser Person Zeit zu verbringen. Oder wenn ich behaupte, tiefen Frieden in mir zu haben, aber mich trotzdem unbedingt beeilen muss. Frieden verstehe ich so, Freude auch – Freude ist etwas, wofür ich mir Zeit nehme. Ich sage dann: Wow, darüber freue ich mich, das will ich jetzt intensiver anschauen oder genießen.
Mir ist wichtig geworden: Jesus hatte sehr viel zu tun. Seine Familie tauchte einmal auf und wollte ihn mitnehmen, als sie bemerkte, dass Jesus wieder nicht zu essen bekam, weil viele Menschen auf seine Hilfe warteten. Doch in den Evangelien erfahren wir nie, dass Jesus hektisch reagierte. Er schien nie gestresst zu sein.
Ich frage mich, ob ein großer Teil unseres Stresses nicht mit unserem Lebensstil zusammenhängt. Wir versuchen, in die Zeitfenster, die wir haben, immer mehr Tätigkeiten hineinzupressen. Wir verfügen über viele Maschinen, die uns helfen, Zeit zu sparen – natürlich die Waschmaschine, die Geschirrspülmaschine, die Mikrowelle und den Thermomix, den man nicht vergessen sollte.
Dennoch haben wir immer weniger Zeit. Das ist ein Paradox, denn jede freie Zeitlücke, die entsteht, füllen wir in der Regel sofort wieder auf. So kommen wir einfach nicht zur Ruhe.
Vielleicht sollte man auch erwähnen, dass wir zwar in unserem Leben keine Zeit sparen können, aber immer wieder Zeit einsparen können. Es besteht also eine Beziehung zwischen Geld und Zeit.
Wenn ich Geld ausgebe, kann ich dadurch manchmal Zeit sparen. Zum Beispiel kaufe ich einen Kuchen für den Besuch, den wir bekommen, anstatt ihn selbst zu backen. So habe ich Zeit gespart. Oder ich hole mir für andere Aufgaben Hilfe und bezahle dafür. In der Regel benötigt ein Handwerker oder wer auch immer es ist, viel weniger Zeit für eine bestimmte Aufgabe als ich.
Natürlich habe ich nicht immer genug Geld, um mir sozusagen Zeit zu "kaufen". Aber manchmal habe ich es. Dann muss ich mir bewusst machen, dass Zeit wirklich Geld kostet. Oder ich spare Geld, aber das muss ich mir mit meiner Zeit erarbeiten.
Die Frage ist also: Was ist mir wichtiger? Das fängt schon damit an, ob ich zwei Stunden im Internet surfe, um das beste Angebot zu finden, oder ob ich nach zehn Minuten sage: Dieses Produkt passt für mich, auch wenn es acht Euro teurer ist. Diese acht Euro müsste ich dann für die zusätzliche Stunde zahlen, die ich mit der Suche verbracht habe – logisch.
Ich finde diesen Zusammenhang zwischen Geld und Zeit interessant. Man könnte sagen, Zeit hat auch ein Preisschild, wenn man es so ausdrücken möchte.
Wenn ich jetzt Zeit gewinne, indem ich manche Dinge eben nicht mache, muss ich diese Zeit trotzdem für etwas anderes nutzen. Wir haben bereits etwas mehr über die Hektik gesprochen, darüber, wie man sie vergeuden kann und auch, dass man durchaus Zeit sparen kann.
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema des sinnvollen Einsatzes von Zeit: Wofür setzt du sie ein, wenn du das Vergeuden vermeidest und einen bewussten Blick darauf hast? Was machst du stattdessen positiv?
"Sinnvoll" ist ein gutes Wort. Die Frage ist natürlich: Was ist sinnvoll für mich? Und auch: Was für ein Typ bin ich? Manche legen sich lange To-do-Listen an und planen ihre Zeit eng, andere handeln eher aus dem Bauch heraus. Ich finde beides gut. Ich muss nicht so werden wie die anderen.
Mir ist wichtig, bei der Zeit auch zu verstehen, was mein Auftrag ist. Wenn ich meine Zeit sinnvoll einsetze, muss ich auch erst einmal meine Grenzen kennen. Ich kann mich gut daran erinnern, dass mich das früher richtig gestresst hat, wenn ich den Auftrag eines anderen zu meinem eigenen machen wollte.
Auf der Bibelschule hatte ich mal so eine Zeit. Mein Klassenlehrer hat für drei Klassen gleichzeitig Skripte erstellt. Das waren sehr aufwendige Skripte, sechzig bis achtzig Seiten, vollgepackt mit Wissen. Daneben hat er seine Doktorarbeit weitergeschrieben. Außerdem war er am Wochenende auf verschiedenen Konferenzen oder Kongressen und hat dort Vorträge gehalten.
Ich habe das mitbekommen und mich gefragt: Was mache ich eigentlich den ganzen Tag? Das kann doch nicht sein! Wie schafft er so viel? Ich musste lernen: Sein Auftrag ist nicht mein Auftrag. Er schafft diese Dinge in einem Bruchteil der Zeit, die ich dafür bräuchte. Bei einer solchen Aufgabe wäre ich wahrscheinlich schon komplett überfordert.
Deshalb sollte ich bei meinen eigenen Aufgaben bleiben und für diese meine Zeit sinnvoll einsetzen. Ich glaube, manchmal haben wir wenig Zeit, weil wir uns Aufgaben übernehmen, die Gott uns nie geben würde.
Du hast gefragt, was sinnvolle Zeit ist. Sinnvoll ist, wenn ich Zeit für Aufgaben einsetze, die Gott mir gegeben hat. Das bedeutet aber auch, dass ich meine Grenzen annehme und sage: Okay, das ist nicht mein Auftrag, dafür setze ich meine Zeit nicht ein.
Manchmal verstehen andere das nicht so gut, weil sie gerne sehen wollen, dass du bestimmte Dinge machst. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass du weißt, was dein Auftrag ist.
Genau, das ist wirklich eine spannende Frage. Ich glaube, es ist ein Prozess, bei dem man Stück für Stück herausfindet, was einem liegt.
Manche Dinge liegen mir zum Beispiel persönlich nicht so gut. Ich habe einen sehr eingeschränkten Zugang zu Musik. Jemand erzählte mir, dass seine Mutter zu ihm gesagt hat: "Besuch bloß keinen Seelsorgekurs, das ist für dich rausgeschmissenes Geld." Trotzdem ist dieser Mann ein absolut begabter Leiter. Aber er ist kein Seelsorger. Das bedeutet nicht, dass er sich nicht auf ein seelsorgerliches Gespräch einlassen könnte, aber es ist nicht sein schwerpunktmäßiger Dienst.
Ein Leiter läuft voraus und versucht, die anderen mitzuziehen. Je eher man losläuft, desto besser. Ein Seelsorger dagegen versucht, den Letzten mitzubekommen. Je länger man wartet, desto besser. Ein Seelsorger hat das Herz für Menschen und sieht die Probleme. Ein Leiter dagegen hat einen Blick für Chancen. Man merkt also, dass das unterschiedlich ist.
Deshalb muss ich herausfinden, was mein Auftrag ist. Das merke ich zum Teil selbst. Wir meinten, Seelsorger zu sein, aber niemand sucht ein aktives Gespräch mit mir. Da glaube ich, dass ich mich täusche. Oder wir meinten, Leiter zu sein, aber niemand läuft hinterher. "Der geht spazieren", hat jemand mal gesagt.
Es ist auch sehr hilfreich, wenn andere in der Gemeinde mir sagen, was mir liegt und was nicht. Wo Gott mich begabt hat und wo nicht. Natürlich gibt es auch Aufgaben, die jeder übernehmen kann. Raumpflege ist zum Beispiel so ein Stichwort. Nicht jeder macht das gern, aber gut, das ist okay. Trotzdem übernehmen das schon die meisten, oder?
Ich weiß, was du meinst: breitere Möglichkeiten. Genau. Und ich glaube, ich darf mich fragen: Wozu hat Gott mich beauftragt? Und dann sollte ich diese Beauftragung leben und meine Zeit dafür einsetzen.
Der Hintergedanke hinter dem Auftrag ist, dass Gott uns verschieden begabt hat. Dadurch fällt uns das, wozu wir berufen sind, leichter. Es entspricht unserem Ziel oder unserer Berufung.
Nehmen wir an, der Auftrag ist grundsätzlich klar für das weitere Gespräch. Was mache ich dann in diesem Rahmen des Auftrags, um meine Zeit sinnvoll einzusetzen? Man hat ja einen Auftrag und kann ihn auf verschiedene Weise erfüllen.
Von meinem Typ her – andere mögen das anders machen – priorisiere ich meine Aufgaben. Ich frage mich: Was ist jetzt das Wichtigste, das ich tun sollte? Das mache ich in der Regel, oft schon am Tagesanfang. Ich schaue, welche Aufgabe für mich Priorität eins, also P1, hat. Das ist eine Aufgabe, die etwas länger dauert, aber nicht so groß sein darf, dass sie Tage in Anspruch nimmt. Solche großen Aufgaben teile ich in viele kleine Aufgaben auf. Die P1-Aufgabe sollte an dem Tag erfüllt werden.
Daneben gibt es vielleicht noch zwei P2-Aufgaben. Diese sind vom Aufwand lange nicht so groß. Dann gibt es mehr als fünf P3-Aufgaben, die manchmal nur einen Anruf oder Ähnliches erfordern. Mehr passt an einem Tag auch nicht rein. Man kann nicht alles absolut dicht planen, man muss immer auch Platz lassen, damit anderes dazwischenkommen kann.
Wichtig ist mir bei diesen Prioritäten auch das Ziel: Wohin bin ich unterwegs? Manchmal blickt man zurück und fragt sich, wie man das alles geschafft hat. Manche Leute sagen mir: „Da habe ich meine Ausbildung beendet, wir haben angefangen zu bauen, wir hatten kleine Kinder – irgendwie habe ich es doch geschafft.“ Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, dass ich klare Ziele hatte und diesen Zielen im Grunde alles untergeordnet habe.
Wenn ich kein Ziel habe, auf das ich zugehe, werde ich meine Zeit einfach irgendwie verbringen. Wenn ich zum Beispiel das Ziel habe, jeden Tag 30 Minuten ein Buch zu lesen, dann werde ich manche Dinge, wie zielloses Surfen, nicht tun, weil ich weiß: Ich will diese 30 Minuten für das Lesen nutzen.
Vor einiger Zeit habe ich mich selbst erstaunt, als ich ein richtig dickes Buch hatte. Ich sagte mir: „Ich will jetzt hundert Seiten pro Tag lesen.“ Innerhalb einer Woche hatte ich das Sachbuch durch. Im Sachbuch sind hundert Seiten pro Tag schon ambitioniert. Ich musste andere Dinge dafür zusammenschrumpfen lassen, aber ich hatte dieses Ziel im Kopf.
Ich kenne jemanden, der während seiner Schulzeit immer wieder einen Tag in der Woche damit verbracht hat, Gottes Wort unter bestimmten Fragestellungen zu lesen. Heute leitet er eine größere Organisation und ist in einer noch größeren Organisation sehr bekannt. Ich glaube, das ist kein Zufall. Er hat seine Zeit ganz bewusst eingesetzt.
Mir ist noch einmal deutlich geworden: Bei jedem Sportler ist uns hoffentlich klar, wenn wir ihn bei der Olympiade sehen, dass er jede Menge Zeit investiert hat. Hier in der Nähe von Stuttgart gab es eine junge Frau, die bei der Olympiade 2024 Goldmedaillen in der rhythmischen Sportgymnastik gewonnen hat. Aber der Sieg hatte seinen Preis. Sie hat stundenlang jeden Tag geübt, um besser zu werden.
Wenn ich richtig informiert bin, muss sie jetzt ein Schuljahr nachholen, weil sie ihre Zeit stark für den Sport eingesetzt und nicht so sehr für die Schule genutzt hat. Das ist natürlich nicht mein Rat, dass man sagt: „Lass die Schule und deine Noten einfach absacken.“ Aber im Zentrum wird das besprochen. Schule ist da, und man kann eine Entscheidung treffen.
Sie hat diese Entscheidung so getroffen, und ich glaube, wenn es darum geht, wie ich meine Zeit nutzen will, dann muss ich wissen: Ich werde auch einen Preis zahlen, um mir bestimmte Dinge anzueignen und umzusetzen. Wenn ich das tue, kann ich anderes nicht tun. Das ist einfach wichtig.
Wofür bin ich bereit, keine Zeit mehr zu haben? Für welche Dinge will ich meine Zeit unbedingt verwenden? Zum Beispiel, um Gott besser kennenzulernen. Das ist wichtig, auch darüber nachzudenken, welchen Preis ich bereit bin zu zahlen.
Wir denken oft, alles sei kostenlos. Du hast vorhin gesagt, das hat auch Preisschilder – ja, das hat es. Ich möchte Mut machen: Wir brauchen dringend junge Christen, die Gottes Wort und biblische Zusammenhänge kennen. Die Gemeinde lehren können. Dazu ist es nötig, die Bibel regelmäßig zu lesen und vielleicht alle drei Monate ein neues Theologiebuch, um die Zusammenhänge der Schrift zu verstehen und eine solide Grundlage im Glauben zu bekommen.
Wenn ich dieses Ziel nicht habe und stattdessen überflüssig Nachrichten bei TikTok swipe, dann verträume ich vielleicht das Ziel, das Gott für mein Leben hat. Das ist die Vorbereitung, um ein treuer Mitarbeiter in der Gemeinde zu werden und ein biblisches Fundament zu haben. Dafür brauche ich einfach Zeit.
Persönlich sage ich auch: Ich möchte von anderen lernen, nicht nur selbst predigen, sondern auch Predigten hören. Ich versuche, das regelmäßig umzusetzen. Es wird immer besser, dass ich an einem Tag in der Woche Predigten aus anderen Gemeinden anhöre. Ich höre auch Leute und nehme einfach Dinge mit. Das kostet Zeit. Ich kann andere Sachen nicht machen, aber das finde ich wichtig.
Einfach zu schauen, wie andere es machen, und Themen zu setzen. Hast du schon mal eine Predigt von dir selbst nachgehört, um bestimmte Dinge zu überprüfen?
Das mache ich immer wieder. Ich höre mir Predigten an, aber eher die von anderen als meine eigenen. Klar, ich habe das auch schon mal gemacht. Bei einer Predigt habe ich es einmal ausprobiert und dabei sind mir einige Dinge aufgefallen. Das fand ich interessant, sowohl im Guten als auch im Schlechten.
Podcasts höre ich mir ebenfalls gelegentlich zur Qualitätssicherung an. Nicht allzu oft, weil sie ja aufgenommen sind, aber ungefähr jeden dritten, vierten oder fünften, je nach Phase.
Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch, bei dem ich gefragt wurde, ob ich eigentlich auch Romane lese. Ich antwortete, dass ich nur Sachbücher lese, weil ich abends nur eine bestimmte Anzahl Seiten schaffe.
Einmal habe ich aber doch einen Roman gelesen – in Anführungszeichen – „Der Antichrist kommt“. Das Buch hat etwa 250 Seiten in Romanform, aber es ist biblisch orientiert. Hinten gab es noch 60 Seiten Bibeltext, also eine Kombination. Ich habe es an zwei Abenden durchgelesen und fand, das ging viel schneller als bei meinen Sachbüchern.
Bei Sachbüchern schaffe ich oft nur 30 Seiten am Abend, weil ich viel nachdenke. Beim Roman habe ich an einem Abend etwa 150 Seiten gelesen, einfach so nebenbei. Das fand ich super.
Außerdem habe ich angefangen, Biografien zu hören oder zu lesen, wenn ich abends nicht so fit bin. Manchmal ist man müde und kann kein Sachbuch mehr lesen, vor allem wenn man abends viel für die ehrenamtliche Arbeit vorbereiten muss. Das geht nicht immer.
Ich fand es spannend, weil man so keine Zeit vergeudet. Man könnte sagen: „Heute Abend kann ich kein Sachbuch mehr lesen, dann lese ich eben eine Biografie oder höre eine Hörbiografie.“
Ich habe vor, das weiterzuführen, weil ich neugierig bin, wie es weitergeht. Das kann man abends gut machen. Es kostet nicht mehr Zeit, die Entscheidung zu treffen, bringt aber viel.
Es hat mich auf viele Gedanken gebracht. Ich weiß gar nicht, warum ich das all die Jahre nicht gemacht habe. Ich war immer auf der Sachbuch-Schiene unterwegs und dachte, Biografien kosten zu viel Zeit. Jetzt sehe ich das anders.
Man schaut ins Leben anderer Leute und sieht, was sie mit Gott erleben. Ich glaube, es ist wichtig, Ziele zu haben. Die können ganz verschieden sein, aber man sollte wissen, dass man seine Zeit nicht einfach vergeuden möchte.
Am Ende des Lebens möchte man nicht denken: „Was habe ich eigentlich mit meiner Zeit gemacht?“ Zeit ist das kostbarste Gut. Man kann Geld sparen oder Zeit gewinnen, aber Zeit festhalten geht nicht.
Es ist sinnvoll, mal darüber nachzudenken, was der eigene Auftrag ist – falls man das nicht schon weiß. Ich finde das sehr wichtig. Ich entscheide oft danach, ob etwas zu meinem Auftrag oder zu mir passt.
Manchmal quält man sich durch Aufgaben, bei anderen läuft alles zack zack. Jeder ist da anders. Manche mögen es schnell, andere nicht. Manchmal denkt man, man hätte eine Aufgabe besser ablehnen sollen, aber das geht nicht immer.
Der Gedanke an den Auftrag ist gut, um Prioritäten zu setzen. Jeder ist da anders, aber für viele kann es hilfreich sein, aus der Hektik auszusteigen und die Ruhetage bewusst zu nutzen.
Man kann sich hinsetzen und überlegen: Ist es gerade sinnvoll, was ich mache? Das heißt nicht, dass man immer große Dinge erreichen muss. Sinnvoll kann auch sein, gerade nichts nach außen zu tun, sondern sich um die Eltern zu kümmern oder andere Dinge zu regeln. Das ist auch eine Priorität.
Wichtig ist, das bewusst zu machen und nicht Zeit zu vergeuden. Ich glaube, das kann der Podcast anregen. Paulus sagte: „Kauft die Zeit aus, nutzt eure Zeit gut.“ (Epheser 5,16)
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet Impulse aus unserem Gespräch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@eva-stuttgart.de. Wir wünschen euch Gottes Segen und seine Leitung, damit ihr im neuen Jahr eure Zeit sinnvoll nutzen könnt.