Einführung in das Verständnis der Gesetzeserfüllung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 182: Das erfüllte Gesetz, Teil zwei.
Ich hoffe, ich habe euch gestern nicht überfordert. Es ist nicht ganz einfach, das mit der Erfüllung des Gesetzes richtig zu verstehen. Mir war es jedoch wichtig, euch dieses Konzept mitzugeben.
Wenn Jesus erscheint, streicht er nicht einfach die Gebote des mosaischen Gesetzes durch. Er erfüllt sie – und zwar auf ganz unterschiedliche Weise. Die moralischen Gebote vollendet er, indem er sie mit dem Liebesgebot in Beziehung setzt.
Moralische Gebote wollen nicht nur das Miteinander von Menschen regeln. Das tun sie zwar auch, aber eigentlich sind sie noch viel mehr. Sie sind Konkretisierungen einer Idee von Liebe, die sich auf ihre schönste Weise am Kreuz offenbart.
Und genau so wollen sie auch gelesen werden.
Die Vollendung der moralischen Gebote durch Liebe
Was das konkret bedeutet, werden wir in der Bergpredigt bald sehen, wenn der Herr Jesus über Mord, Ehebruch, Schwören und Ähnliches spricht.
Wenn der Herr Jesus die moralischen Gebote des Alten Testaments erfüllt, vollendet er sie, indem er sie zu einer Form von Liebe macht, die aus Gehorsam entsteht. Dabei ist nicht der Gehorsam selbst das Entscheidende, sondern die Motivation, die ihm zugrunde liegt.
Dort, wo der Gehorsam aus dem Wunsch entsteht, den Nächsten zu lieben, also Beziehung aufzubauen und zu vertiefen, erkenne ich die Gebote als meine Chance, wahre Liebe zu leben – auch an den Stellen, an denen mir die Gebote merkwürdig oder eigenartig erscheinen.
Das war die Vollendung der moralischen Gebote.
Die Erfüllung der kultischen Gebote durch Jesus
Die kultischen Gebote enden fast alle in dem Moment, in dem der Herr Jesus seinen Lehrdienst aufnimmt. Sie waren dazu da, auf ihn hinzuweisen. Als in Gesetzestexte verpackte prophetische Hinweise auf den Messias sind sie der lange Schatten, den sein Kommen im Alten Testament wirft.
Er bringt das wahre Opfer, die wahre Ruhe, die wahre Freude, die wahre Reinheit und die wahre Einheit. Das heißt, in ihm erfüllen sich das Priestertum, die Feste Israels, der Sabbat sowie die Reinheits- und Speisegebote.
Betrachten wir nun Matthäus 5,17-18: „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, soll nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“
Die Stabilität und Erfüllung des Gesetzes
Schauen wir uns jetzt Vers 18 etwas genauer an. Was will Jesus damit sagen? Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
Zweimal findet sich hier das Wörtchen „bis“. Zuerst einmal betont der Herr Jesus die Stabilität des Gesetzes. Solange die Erde besteht, also bis der Himmel und die Erde vergehen, wird nicht einmal der kleinste Teil des Gesetzes einfach verschwinden.
Noch klarer wird dieser Gedanke, wenn Jesus an anderer Stelle sagt: Lukas 16,17: „Es ist aber leichter, dass der Himmel und die Erde vergehen, als dass ein Einstrichlein des Gesetzes wegfällt.“ Versteht ihr, das Gesetz ist stabiler als die Existenz des Universums. Nicht ein Jota oder ein Strichlein soll vergehen.
Das Jota ist der kleinste Buchstabe im griechischen Alphabet. Ein Strichlein ist ein Haken, der verwendet wurde, um ähnlich aussehende Buchstaben voneinander zu unterscheiden. Jota und Strichlein – nicht der kleinste Teil des Gesetzes soll einfach vergehen. Es passiert nicht plötzlich, dass ein Gebot oder eine Prophetie einfach verschwindet.
Die prophetische Erfüllung des Gesetzes
Was aber passiert, ist die Erfüllung des Gesetzes – bis alles geschehen ist.
Wie in der letzten Episode bereits angedeutet, kann man sich das Alte Testament als eine gigantische Christusprophetie vorstellen. Prophezeiungen erfüllen sich, sie geschehen.
Wir haben uns das bereits im Blick auf die kultischen Gesetze angeschaut. Ihre Vorausschau auf den Messias hat sich erfüllt. Doch da gibt es natürlich noch viel mehr.
Die Geschichte Israels ist an sich eine Vorausschau auf den Dienst des Messias. Besonders die Befreiung aus Ägypten und die Rückkehr aus Babylon sind mehr als nur geschichtliche Ereignisse. Sie sind vielmehr prophetische Motive, die sich erfüllen, wenn ein zweiter Mose kommt, der die Sklaven der Sünde durch ein Passahopfer am Kreuz befreit, sie auf sich tauft und als Immanuel mit ihnen durch die Wüste zieht.
Oder wenn Gott ein neues Israel aus allen Völkern ruft, um in einem neuen Jerusalem einen neuen Tempel, nämlich die Gemeinde, zu bauen.
Das Gesetz und die Propheten als dynamisches Heilsgeschehen
Was ich damit sagen möchte, ist Folgendes: Bitte betrachtet das Gesetz und die Propheten nicht einfach als von Menschen geschriebene Texte. Der Autor des Alten Testaments ist der Heilige Geist. Sein Ziel war es, uns ein Buch zu geben, durch das Gott mit uns kommuniziert.
Dieses Buch gewährt uns einen Einblick in Gottes dynamische Heilsgeschichte. Diese Geschichte findet ihren Mittelpunkt und Höhepunkt im Kommen seines Sohnes. Das Gesetz und die Propheten werden sich erfüllen; alles wird geschehen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass nach dem alten Bund ein neuer Bund folgt. Das ist nicht überraschend, denn genau das steht bereits im Gesetz und bei den Propheten geschrieben.
Jeremia 31, Verse 31 und 32: „Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund. Nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen.“
Seht ihr, was hier steht? Ein neuer Bund wird kommen. Auch davon wird kein Jota und kein Strichlein vergehen. Schritt für Schritt wird sich das Gesetz und die Propheten erfüllen, bis alles geschehen ist.
Das Gesetz als Drehbuch der Heilsgeschichte
Wir müssen uns beim Nachdenken über das Gesetz und die Propheten weniger einen unveränderlichen Gesetzestext vorstellen, sondern eher an ein Drehbuch denken.
In diesem Drehbuch gibt es natürlich moralische Gebote, die unveränderlich sind. Gleichzeitig gibt es aber auch Dynamiken, wie zum Beispiel den Übergang vom Alten zum Neuen Bund.
Noch einmal: Matthäus 5 meint nicht, dass das Gesetz oder die Propheten aufgehoben werden sollen. Jesus sagt: „Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen.“
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Jota oder ein Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist (Matthäus 5,17-18).
Jesus als Erfüllung von Gesetz und Propheten
Ich hoffe, wir verstehen jetzt, worum es dem Herrn Jesus geht. Er ist nicht nur gekommen, um sich als guter Jude treu ans Gesetz zu halten. Was die moralischen Gebote betrifft, tut er das auch.
Petrus beschreibt den Herrn Jesus als sündlos: „Christus hat keine Sünde getan, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden“ (1. Petrus 2,22). Der Herr Jesus tut keine Sünde.
Doch im Blick auf das Gesetz und die Propheten ist er noch viel mehr: Er ist ihre Erfüllung. Er erschließt uns einen neuen Blick auf die moralischen Gebote und sorgt dafür, dass sich die Verheißungen des neuen Bundes erfüllen – auch die, die noch ausstehen.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest noch ein wenig darüber nachdenken, was es bedeutet, das Alte Testament als Prophetie auf Jesus hinzulesen.
Das war's für heute. Wenn dir die Arbeit von Frogwords gefällt, erzähle doch heute einer Person davon.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
