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Christus in uns

30.05.1992Epheser 3,14-21

Einleitung

Unser Predigttext steht im Epheserbrief Kapitel 3 Verse 14-21. Epheser 3,14-

  1. Die Fürbitte des Apostels für die Gemeinde. Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was der Kinder heißt, im Himmel und auf Erden. Dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Bei den langen Sätzen des Apostels Paulus muss man immer aufpassen, dass man sie nicht überliest, da packt er alles rein in seiner ganzen Liebe zu den Menschen, in seinem Gebet. Er will, dass wir stark werden durch den Geist Gottes, am inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches ist die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe, auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und Christus Jesus zu aller Zeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

In unserem lieblichen Stuttgart, da vollzieht sich ja in jedem Stadtteil immer wieder eine interessante Prozedur. Unsere schönen Straßen, sauberen Straßen mit den schönen Gärten werden über Nacht chaotisch umgewandelt. Sie wissen das ja immer, wie das geht, wenn Sperrgut ausgeschrieben ist. Und dann laufen alle durch Speicher und durch Keller, und dann wird das Gerümpel zusammengetragen, wir Schwaben haben dafür ein gutes Wort, die sagen nicht Sperrmüll, wir sagen Gruscht, alles wird ausgetragen, was man nicht mehr braucht, und was man wegwerfen kann, und dann sieht man diese trostlosen Haufen vor den Wohnungen und Häusern, ein paar stehen noch herum, und probieren, ob man noch etwas mit dem alten Zeug anfangen kann, es ist meist nicht mehr viel wert. Es ist weggeworfenes Zeug. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir mit Jesus so umgehen. Wie, wenn es ein unnützes Möbel wäre. Man kann ja immer wieder Diskussionen über den Glauben führen. Und das ist gut, da merkt man erst, wo der andere steht, und dann kann man seine Überzeugung auch gut darlegen, diskutieren Sie nur viel. Ich höre oft die Frage, die mir andere stellen, und merkwürdigerweise auch Leute, die im Gottesdienst aus- und eingehen, die dann plötzlich fragen: Braucht man eigentlich Jesus? braucht man Jesus? Wie, wenn das unnützer Gruscht wäre. Und dann sagen sie, es gibt doch auch viele gottlose Leute, die leben doch auch ganz gut. Und das sind edle, hilfsbereite Persönlichkeiten. Da kann man sich sogar an denen oft noch ein Vorbild nehmen. Braucht man wirklich Jesus? Ich kann die Frage bloß ganz einfach beantworten. Jeder von uns steht vor seinem ewigen Richter. Jeder von uns. Ich stehe vor meinem ewigen Richter, und dann sehe ich all meine Versäumnisse, all meine Schuld, so vieles, was ich falsch gemacht habe im Leben, so viel, was ich versäumt habe, wo ich Dinge getan habe, die doch so unnütz und wertlos waren, und dass ich das Wichtigste versäumt habe, und da bin ich froh, dass ich zu Jesus kommen darf. Ich wüsste nicht, wie, und wie ich noch weiterleben soll. Wie ich mein Leben überhaupt meistern könnte, wenn das nicht wahr wäre, dass Jesus zu denen kommt, die zerbrochenen Herzens sind. Es ist doch überraschend, dass Jesus mit selbstsicheren Leuten gar nicht viel gestritten hat. Mit stolzen, und selbstsicheren Leuten. Jesus kam zu den Kranken, zu den Verlorenen, zu denen, die nicht mehr fertig wurden mit dem Leben, und ich darf das ihnen heute verkündigen. Ich möchte mit keinem selbstsicheren Menschen streiten. Sie müssen selber mit ihrem ewigen Richter klarkommen. Aber ich darf ihnen heute das verkünden, dass Jesus vor der Türe steht und klopft ganz zart an. Und wenn sie wollen, dann wird er auch bei ihnen einkehren und Wohnung machen. Das war unsere Botschaft am Himmelfahrtstag. Dass nicht Jesus irgendwo fern ist, sondern das er heute zu mir kommen will. Du kannst alles allerorten nun erfüllen und nahe sein. So hieß es im Himmelfahrtslied, das wir da gesungen haben. Meines armen Herzens Pforten stelle ich offen. Kehre ein, jetzt komm doch Herr Jesus, in mein Leben hinein. Und wohne du in mir. Wer das einmal entdeckt hat, für den gibt es nichts Größeres mehr, er kann sein ganzes Leben lang nur von dem Wunder erzählen, und reden, dass Jesus bei mir einkehrt, und mein Leben mit seiner großen Macht und Fülle bedeutsam und wichtig macht. Ich möchte heute darüber predigen, wie das geschieht, dass Christus in uns Wohnung macht.

Es geschieht durch ein freies, unbegreifliches Schenken

Erster Punkt: Das geschieht durch ein ganz freies, unbegreifliches Schenken. Durch ein freies, unbegreifliches Schenken. Wir alle haben ja immer die Meinungen, so ist das auch, wenn wir darüber reden, und jetzt ein wenig uns austauschen könnten, hin und her, dass Leute sagen, ich hoffe einmal in meinem Leben dorthin zu gelangen, wo Christus mir ganz nahe kommt. Und sie wagen es kaum auszusprechen, dass Christus in sie hinein kommt, in ihnen Wohnung macht, das ist ja viel zu hoch. Ich bin schon froh, wenn ich vor ihm leben darf. Und wenn ich vor ihm bestehen kann. Das ist diese typisch menschliche Bescheidenheit, die sich ziert, und die sagt, ich möchte mich mühen, ich möchte mich anstrengen, ich möchte mein Leben zuerst reinigen, und ich möchte mich zuerst verbessern, und wenn ich dann einmal Stufen erreicht habe, dann vielleicht, darf ich hoffen, dass Gott mir gnädig ist. Nein. Es geschieht ganz anders. So nicht. Ich werde nie durch meine Frömmigkeit je dorthin kommen, wo ich Gottes Angesicht schauen darf. Nie werde ich das erreichen, und wenn ich noch so heilig lebe, und wenn ich mich im Kloster zurückziehe, und die Welt vergesse. Und wenn ich Tage und Nächte nur noch im Fasten und Beten zubringe, ich werde nie so sein, dass ich mich selber in die Nähe Gottes hocharbeiten kann. Wie geschieht denn das Wunder, das Christus in uns Wohnung macht? Durch ein freies Schenken Gottes. Durch ein Gratis-Geschenk. Paulus betet: himmlischer Vater, wirke du das, wohne du im Herzen und im Leben der Christen der Gemeinde von Ephesus. So darf ich bitten: Herr, jetzt, mach doch du das Wunder heute! Ich bin nochmal an meinem Schreibtisch niedergekniet und habe gebetet, heute Morgen, bevor ich los gestartet bin, und sage: Herr Jesus, lass es doch heute geschehen, dass ein paar Menschen, dich jetzt aufnehmen, und sagen, Herr, ich möchte dich haben. Warum spricht denn Paulus dies so feierlich, ich beuge meine Knie? Er könnte ja sagen: ich bete. Warum betet er kniend, warum sagt er dann noch so feierlich und geschraubt: ich beuge meine Knie? Das ist ganz einfach. Da verfliegt jeder Stolz. Das macht uns ganz demütig und ganz bescheiden. Wir Christen brauchen manchmal ganz lange, bis wir begreifen, so geschieht das große Wunder, dass Jesus zu Menschen kommt. Dass wir auf die Knie gehen, und dann sind wir stolzen Leute so auf dem Boden, und sagen, ach, Herr, wer bin ich denn? Wer bin ich denn? Vor dir? Ich kann das nicht machen und nicht bewirken, und nicht fordern, und nicht erreichen, aber ich darf nur darum beten, so dürfen das Eltern für ihre Kinder und so dürfen wir das für Freunde und Bekannte, so darf man sogar für seinen Ehegatten beten, so darf man für liebe Menschen beten, so darf man beten für unsere Stadt und für unser Land, dieser Priesterdienst ist uns aufgetragen, beten: Herr, schaff du das doch, dass Menschen erfüllt werden mit deiner Gegenwart! Es gibt heute so viel Kirche und Kirchlichkeit, und man überlegt sich immer, wie man diese erstarrte Kirche wieder beleben kann, da gibt es viele Reformversuche. Wie kann man denn neues Leben in den alten Kirchen wieder machen? Da wird viel überlegt. Ich will jetzt gar nicht aufzählen, was man alles probiert in unseren Tagen. Und da wieder Leben rein zu kriegen. Aber eins vergessen wir immer wieder: Kniende braucht man, kniende Beter. Die vor Gott beten. Ich bin froh für jeden, der beten kann. Und ohne das gibt es kein neues Leben. Dass sie zum Glauben gekommen sind, wenn sie diesen Schritt vollzogen haben, und das erfahren haben, dass Jesus zu ihnen gekommen ist, und ihr Herr geworden ist, dann ist das immer nur auf das Gebet zurückzuführen, weil nur durch ein freies Schenken Gottes kann das passieren, das ist sein souveränes Wirken, das kann man nicht durch Förmlichkeit abtrotzen, und sich nicht erkämpfen, und sich nicht erarbeiten, wir müssen beten, viel viel mehr beten. Dass Christus wohne durch Glauben und Liebe in unseren Herzen. Ich muss Ihnen noch etwas erzählen von der Gemeinde in Ephesus. Wir wissen ja sehr viel von der Gemeinde von Ephesus. Sie ist ja ausgegraben worden, diese großartige Stadt, mit ihren wunderschönen Celsus-Bibliothek, mit ihrem Stadion, mit der schönen Prachtstraße, eine tolle Stadt war das. Als Paulus dorthin kam und dort gepredigt hat, hat sich etwas Komisches vollzogen. Es ist extra aufgeschrieben Apostelgeschichte 19, der Paulus hat evangelisiert, und von Jesus erzählt, und die Leute waren so hingerissen. Und begeistert, aber statt, dass sie sich bekehrt haben, haben die etwas ganz anderes gemacht. Da haben die sich hingeschlichen ins Gedränge und haben dem Paulus das Taschentuch aus der Hose gezogen. Und dann sind sie gerannt um ihr Leben mit diesem Taschentuch und haben das auf die Köpfe der Kranken gelegt, und die wurden gesund. Da war das doch eine komische magische Sache. Aber wissen Sie, so ist es manchmal, wenn Menschen aus dem Heidentum kommen, dass sie die Botschaft gar nicht vernehmen. Wir haben ja auch immer wieder so verrückte Vorstellungen, dass wir, wenn wir zu Gott kommen, da meinen wir, dann müsste Gott das irgendwie durch einen Knalleffekt machen, und da müsste er uns ein Wunderzeichen geben, und da müsste er dieses oder jenes tun, so war es damals in Ephesus auch. Wunderbar, dass Gott diesen suchenden Menschen entgegen ging und sogar durch diese Textilien Heilungswunder vollbrachte. Aber es wäre ja töricht, wenn wir jetzt an solche Textilien glauben. Das kann ja nicht evangelisch- biblischer Glaube sein, das darf von Heilungskräften ausgehen. Hier im Epheserbrief schreibt Paulus nichts mehr von Taschentüchlein, und er schreibt nichts mehr von Wunderheilungen. Er schreibt bloß noch: es ist mir so wichtig, das ihr alle Jesus aufnehmt. Die Kranken und die Gesunden, und die Jungen, und die Alten, dass Christus wohne in euren Herzen. Ich beuge meine Knie, ich bete vor dem Vater, der der Rechte und der richtige Vater ist über alles, was Kinder heißt. Ich bete. Warum erwähnt er denn das Vateramt Gottes? Das muss sich auch noch erklären. Das wissen sie gar nicht, wie lieb die Väter sind. Müsste ich ihnen erst erzählen, dass sie es gar nicht sehen, und die Großväter sind erst lieb mit ihren Enkeln, das ahnen sie gar nicht. Wir Väter und Großväter sind also, naja, jetzt reden wir nicht drüber. Aber hier wird gesagt, Gott ist der allerbeste Vater, er ist das Urbild von allem, was Vater ist. Er ist die Güte aller Väter dieser Welt zusammengenommen. Die unter ihnen, die einen schlechten Vater gehabt haben, vergessen das mal, es gibt erstaunlich liebe Väter. Aber Gott ist erst der Vater. Wir sind leider am göttlichen Urbild immer wieder die Versager. Und jetzt sagt Paulus: weil er der Vater ist, der so gerne gibt. Ein Vater hat doch ein Herz, wenn er abends vom Geschäft heim kommt, und sein Sprössling rennt ihm entgegen und ruft: Papa! Da lacht doch das Herz! Wenn sie zum himmlischen Vater rufen, wissen sie das, dass Gott erfreut ist, wenn sie kommen. Er will doch Sie beschenken, noch viel, viel, mehr, als alle irdischen Väter. Darum hat das Beten einen Sinn, wenn die Christen anfangen würden, beten, dann würde Erweckung geschehen, und nicht nur Kirchenreform, und Erneuerung im Äußeren, sondern wird das geschehen, das Christus in den Herzen von Menschen wohnt. Und Menschen erfüllt würden mit aller Gottesfülle. Das wäre wunderbar, wenn Jesus in unserem Leben das Sagen hat, und als der Chef uns bestimmt und regierte, unsere Gedanken erfüllt, unsere Taten erfüllt, darum geht es doch. Dass Christus wohne in unseren Herzen. Das war also mein erster Punkt. Das geschieht durch ein freies, unverdientes Schenken. Man kann das nur im Gebet erbitten. Man kann es sich nicht erkämpfen.

Es geschieht still und verborgen

Jetzt das zweite: es geschieht still, verborgen. Es geschieht still, verborgen. Wir leben heute in einer lauten Zeit. Das wird bestimmt durch die Medien, man sieht Fernsehen, man hört Nachrichten, man liest die Zeitung, man redet über die aufregenden Tagesereignisse. Und wenn man da in dieser Zeit noch die Dinge des Reiches Gottes unterbringen will, da muss man schon Sensationen daraus machen. Ich habe ein wenig Sorge, dass wir auch immer wieder so einen Gemeindetag unter dem Wort als eine kleine Sensation empfinden, und wenn der keine Schlagzeilen macht, dann geht er in den aufregenden Tagesereignissen unter. Das wäre doch schlimm, wäre doch ganz unwichtig. Ist das so wichtig, ob die Welt von uns Notiz nimmt? Muss man den Schlagzeilen machen? Wir beobachten heute, dass das oft eine Rolle spielt, und viele Leute heute auch sagen, ach, das ist wichtig, wir müssen heute auch am Ende des 20. Jahrhunderts eine moderne Kirche schaffen, mit großer Ausstrahlung, mit großem Leben. Ich habe sehr große Angst, wenn Christen heute ungenierter von Mega und Superpower reden. Und sagen, wir leben das, wir sind so. Von Megapower, Superpower. Hat das Jesus auch gemacht? Als in Ephesus die Gemeinde entstanden ist, da gab es ein Stadtgespräch, und da gab es eine Demo der Gegner der Gemeinde, der antichristlichen Gegner, die haben zehntausende auf die Füße gebracht, da gab es Wirbel, das waren die Feinde, aber das wachsende Gemeinde in Ephesus vollzog sich dann in aller Stille. Wir brauchen die Welt nicht zu fürchten, wenn wir zur Verantwortung gezogen werden. Aber wir sollten sehr aufpassen, dass wir nicht meinen, wir müssten die Dinge des Reiches Gottes immer so darstellen, dass sie in den aufregenden Tagesereignissen der Welt noch mitmischen können. Denn merkwürdigerweise hat Gott seine großen Dinge auch in der Geschichte der Christen immer verborgen gemacht. Leise, unbemerkt, selbst seine großen Erweckungen, die waren oft gar nicht erkannt worden. Wenn ich heute zurückdenke, manche von ihnen, die kennen noch die letzten zwanzig Jahre, waren die schweren Jahre der Studentendemonstrationen, wo auch in der Kirche so viel Aufruhr war, gegen die Gläubigen, waren das nicht freundliche Tage der Sammlung, der geistlichen Vollmacht? Als uns die Zeitungen feindlich gesonnen waren und über uns lästerten, waren das nicht Zeiten, wo Gott Großes getan hat? Wo wir in Wort und im Geist gewachsen sind, hier steht ja auch etwas vom Wachsen. Und Paulus meint doch nicht mit Wachsen und sagt, jede Woche muss die Zahl der Gemeindeglieder sich multiplizieren, und da brauchen wir große Statistiken, und dann muss man es nachlesen können, Gemeindewachstum. Ihm ist es wichtig, dass wir wachsen am inneren Menschen. Davon höre ich heute so wenig, dass wir wachsen, stark werden durch seinen Geist am inwendigen Menschen. Was ist der inwendige Mensch? Das spricht Paulus auch im zweiten Korinther vier, da spricht er davon, dass der äußere Mensch mit zunehmendem Alter unter den Leiden der Krankheit verdirbt. Der alte, äußere Mensch stirbt. Aber er sagt: je mehr der äußere Mensch zerbricht, wird der Innere von Tag zu Tag erneuert. Und der wächst und der leuchtet und der strahlt, was ist denn jetzt der innere Mensch? Das ist unser Glaubensleben. Das ist Jesus in uns. Das ist, das ich im Glauben fest bleiben darf. Dass ich bis in meine Todesstunde hinein sprechen kann: Herr Jesu, dir lebe ich, dir leide ich, dir sterbe ich, das neue Leben in mir. Das Zentrum, aus dem Liebe und Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Güte gewirkt wird, es ist ein Wunder Jesu, meine Neugeburt in mir. Die soll wachsen. Auf dieses Wachsen kommt es an. Jetzt bitte keine spektakulären Wachstumsbewegungen. Es ist gar nicht wichtig, wir freuen uns, wenn wir wachsen, aber die Zahlen sind doch nicht wichtig, sondern dass wir am inneren Menschen zu nehmen, dass meine Glaubensnähe zu Jesus zunimmt. Der innere Mensch, der hat auch Hunger, ja der hat auch Hunger nach dem Wort Gottes. Da können sie prüfen, wie ihr innerer Mensch aussieht, wenn sie sagen, das lässt mich alles kalt, dann ist ihr innerer Mensch abgestorben, wenn sie Freude am Wort Gottes haben, an Jesus haben. Ob sie das Gute lieben, das Schöne, oder ob sie am Schmutzigen, am Dreckigen Freude haben, prüfen sie mal ihren inneren Menschen. Ob Christus da angefangen hat, das neue Lebens schaffen, da, wo Christus bei uns Wohnung macht, da wächst dieser neue Mensch. Und lass den neuen Menschen wachsen. Ja, wie wächst der? Durch den Geist. Wie ist das? Oh, bei Geist Gottes denken viele immer an ein magisch-mechanisches Geben. Es wäre so schön, man könnte einfach das portionsweise so kriegen, und sagen, jetzt habe ich den Geist. Ich habe viele Christen getroffen, sie sagen so, ich habe den Geist, und jetzt sündige ich nicht mehr, leider ist das nicht so statisch. Es ist immer wieder so, dass der Geist, was macht der denn? So sagt es die Schrift, er öffnet uns den Blick auf Jesus. Und ich wachse innerlich, indem ich immer mehr Christus entdecke, immer mehr von ihm rede, immer mehr Freude an Jesus habe. Nicht, dass sie meinen, das sei irgendwie anders. Das soll im Christenleben immer zunehmen. Mit fortschreitendem Wachsen von der Stunde unserer Bekehrung an, die Freude an Jesus. Und dann habe ich immer mehr von ihm begriffen, und bin immer mehr bei ihm daran, dass der neue Mensch, der von Jesus redet, und auf ihn traut. Corrie ten Boom erzählt in ihrem Büchlein "Jesus ist Sieger", übrigens ein wunderschönes Büchlein, man sollte immer wieder auch alte Büchlein zur Hand nehmen, und darin lesen, als sie in Afrika war, sie war damals krank, und hat sich überlegt, wie sie ihren Dienst einschränkt, der Arzt hat gewollt, sie soll weniger tun, und sie hat dann überlegt, wie sie wieder zurück geht nach Europa, und da kommt zu ihr nach Kampala in Uganda eine ruandischer Christ. Und sagt: Corrie, du hast mir sehr geholfen. Warum denn? Ich habe das nie so klar gehört, sagt dieser ruandische Pfarrer, wie bei dir. Du hast in deinem Versammlungen so klar erzählt. Im KZ war es nicht mein Glaube, nicht mein Charakter, nicht mein Mut, nicht mein Eifer, der durchgehalten hat. Du hast uns offen erzählt, wie du oft am Ende warst mit deiner Gläubigkeit. Wer hat dich durchgetragen durchs KZ? Jesus. Und er sagte: ich habe das nicht vergessen, ich habe das vielen in Ruanda erzählt, und kurz darauf bin ich selber für zwei Jahre ins Gefängnis gewandert in den großen Unruhen damals zwischen den Hutu und Tutsi. In Ruanda, als viele umkamen. Und viele meiner Gemeinde waren im Gefängnis, und haben die gleiche Erfahrung gemacht. Ich habe gar keinen festen Glauben. Ich bin angefochten und zittere, dass sie das nur wissen, das ist bei ihnen auch so. Dass sie nie meinen, wir hätten den Power-Glauben, den haben wir nicht. Und wer große Sprüche macht, der sehe zu, das er nicht falle. Aber wir haben Jesus, auf den blicken wir, der hält mich, der hält mich in der Anfechtung, der hält mich in der Schwachheit. Hat so viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Mein Erbarmer lässt mich nicht, das ist meine Zuversicht. Ich will wachsen, im Blick auf Jesus hin. In der Abhängigkeit von ihm. Das ist ganz, das mein Leben ein Zelt werden darf für Jesus. Ich bin doch gar kein Musterchrist. Mit allen Fehlern und Mängeln, aber er will bei mir wohnen. So sagt es hier Paulus, dass Sie es wissen, ich will hier nur den Text auslegen, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, war der Paulus denn stark? Wie power-voll war er denn? Wenn sie einmal das lesen im Vers 13 direkt vor unserem Abschnitt, ihr dürft nicht müde werden wegen der Bedrängnisse, die ich für euch erleide, tiefer euch eine ihrer sind. Paulus war gebunden, und das hat viele immer wieder gestört, die sagen, wenn der Paulus mit Ketten gebunden da liegt, dann ist der doch kein richtiger Christ. Der müsste doch ganz anders leuchten und strahlen, Nein. Paulus war das keine Schande. Dass Christen auch tief ins Leiden geführt werden, aber der Blick auf Jesus wächst, darin werden wir stark immer mehr, nur auf Jesus blicken, er ist der Anfänger und Vollender meines Glaubens. Noch das letzte: Denkt auch viel. Denkt auch viel. Ja, mit dem Denken, da stehen ja manche gerade im Glauben auf Kriegsfuß. Je mehr wir denken, umso mehr Probleme kommen. Haben Sie auch so etwas erlebt, dass Leute sagen, je mehr ich über den Glauben nachdenke, umso mehr Zweifel kommen bei mir auf? Komisch, was ist denn das mit dem Denken? Soll man nicht mitdenken? Sagen: du musst deinen Verstand ausschalten beim Glauben. Aber, der Verstand ist doch auch eine Gabe Gottes. Und, wer ein bisschen was mitgekriegt hat, der hat das ja ganz gern auch zur Anwendung gebracht. Es ist nur merkwürdig mit dem Denken. Wir denken viel. Und beten wenig. Beim Denken. Ich habe viele theologische Vorlesungen in meinem Leben besucht. Ich habe es nie erlebt, dass ein Professor, bevor er das Wort genommen hat, öffentlich gebetet hätte. Dabei wäre das doch eigentlich ganz natürlich, wenn er sagt, wenn ich jetzt über das Geheimnis Gottes rede, wollen wir alle still werden und Gott bitten, dass er unsere Gedanken in seine Zucht nimmt. Genauso machen wir es im Kleinen. Wir denken und grübeln über Gott, wir grübeln über die Sorgen, und beten nicht dabei. Ich habe den Eindruck, Sie beten wegen jeder Kleinigkeit, das dürfen Sie, wegen jedem verlorenen Schlüsselbund, und wegen jedem kleinen Wehwehchen. Wir dürfen wir beten. Warum beten wir eigentlich beim Denken so wenig? Da wäre es doch am Wichtigsten! Denn das Denken ist eine große Gabe, aber das Denken muss unter dem Gehorsam Christi stehen. Und jetzt ist es wichtig: Paulus war das Denken wichtig. Aber er betete. Dass ihr mit eurer Gedankenfülle die Größe Gottes erfassen könnte. Das kann man, wenn man darum bittet. Dass ihr begreifen mögt die Länge, die Breite, die Höhe, die Tiefe. Ja was heißt das? Durch die Geschichte hindurch, wie Gott wunderbar handelt. Wenn man das einmal verfolgt, wie Gott in Martyrium der ersten Christen gehandelt hat. Wie Gott bei Johannes Brenz wirksam war, wie er im Leben der Krankheit von Ludwig Hofacker gewirkt hat. Wie das im letzten Jahrhundert war in Stuttgart, als der CVJM entstand, und die Sonntagsschule, was Gott getan hat zur Zeit unserer Väter und Mütter! Wenn ich einmal daran denke, die Länge Gottes, wie er wirkt, da werde ich im Staunen ganz begeistert von Gott, was hat Gott schon Großes gemacht in unserer Weltgeschichte, in der Mission, wie hat er schwachen Menschen begabt. Da finden sie Mut. Wenn Sie dann die Breite des Wirkens Gottes sehen, wie er durch viele Konfessionen und Gruppen hindurch gewirkt hat, und durch ganz verschiedene Charakter gearbeitet hat, die Höhe Gottes, wie das dann weiter geht, als ich mit meinem Verstand nachvollziehen kann, wie das in Tiefen hinunter reicht, wie Gott Menschen herausgeholt hat aus dem Sumpf dieser Welt und neu gemacht hat, ich kann die Größe Gottes in seinem Handeln gar nicht ermessen, die Breite, Höhe, Länge, Tiefe, die ist so wunderbar. Wir sollten unseren Verstand richtig einsetzen, unser Gebet, das wie die Größe des Handelns Gottes in unserem Leben richtig entdecken, wie wunderbar Gott doch an mir gehandelt hat, und ihr sollt begreifen, und erkennen, die Liebe Christi. Ach, die Liebe, die ist doch bei uns oft so ein billiges Wort. Haben Sie die Liebe Christi einmal begriffen? Nicht bloß, dass die Blumen heute blühen. Ein ganz einfaches Beispiel. Wenn mich jemand geärgert, und mir böses, Lügnerisches sagt, dann kann ich den nicht mehr riechen. Ich kann ihn nicht lieben. Solange das im Raum steht, steht das zwischen uns. Da ist etwas Böses geschehen. So ist unsere Liebe. Aber wie ist die Liebe Jesu? Wenn da etwas zwischen uns und ihnen steht, Sünde, dann liebt er uns um der Sünde willen. Haben Sie das schon einmal gedacht. Um unserer Ungerechtigkeit willen liebt er uns. Wie groß ist die Liebe Jesu, er hat uns nicht abgeschrieben, er geht uns nach, und liebt uns. Wenn Sie wissen wollen, wie groß die Liebe Jesu ist, da werden Sie ein Leben lang nicht mehr fertig, die zu ergründen und zu begreifen. Da müssen sie drüber nachdenken, und dann merken sie erst, ich möchte viel, viel, mehr nehmen, mich einhüllen lassen von dieser Liebe. Ich habe heute gedacht, wie ist das jetzt für die Kranken, die das hören, für die Mutlosen, für die Schwermütigen? Jesus möchte in eurem kranken Leib Wohnung machen. Mit seiner Liebe sucht er euch. Er möchte, dass ihr wachst, in der Erkenntnis Jesu immer mehr zunimmt, man kann dann bloß eigentlich anstimmen: ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart, ich staune, dass er der Urheber und der Vollender meines Lebens ist. Amen.