Einführung in das Thema und die Hauptpersonen
Ja, ihr seht schon, ich habe das gleiche Bild wie in den letzten Tagen. Es muss also irgendwo in der Nähe von Abraham sein. Wenn die Überschrift „Ganz der Vater“ lautet und als Unterüberschrift „Das Problem des frommen Elternhauses“, dann ist klar, um wen es geht, oder? Es geht um Isaak, Isaak und Rebekka.
Man könnte es auch so überschreiben: „Glauben in der zweiten Generation“ und „Gott hat keine Enkelkinder“. Ich habe hier ein Foto von den beiden mitgebracht. Ja, ich glaube schon. Was denn? Weshalb wird denn da gelacht? Ja, das weiß ich auch nicht. Über wen genau, weiß ich nicht.
Immerhin war Isaak schon einiges älter als seine Frau Rebekka. Aber wir wollen uns das genauer ansehen. Es steht einiges über die beiden in der Bibel. Wir werden nicht alles lesen, sondern uns wieder mit verschiedenen Fragen beschäftigen, wie wir das in den vergangenen Tagen schon gewohnt sind.
Ich denke, wenn wir darüber nachdenken, merken wir, dass die meisten Probleme – auch die, die wir in unserem Leben haben – eigentlich vorhersehbar sind. Für uns kommen sie zwar oft überraschend, aber ich habe oft den Eindruck, das ist so wie bei Weihnachten. Weihnachten kommt immer so plötzlich, obwohl wir das ganze Jahr wissen, dass es kommt.
Und so ist es mit vielen Problemen in unserem Leben auch. Wenn wir offene Augen hätten und auf Gottes Wort hören würden, könnte man sich manches sicherlich ersparen.
Wir wollen uns also mit dem Hintergrund und der Vorgeschichte von Isaak und Rebekka beschäftigen, welche Probleme die beiden hatten, wie Gott vorgeht und ihre Herzen erreichen will, wie er den Fall löst und was wir daraus lernen können.
Die Vorgeschichte von Isaak und Rebekka
Zunächst einmal zur Geschichte und zum Hintergrund von Isaak und Rebekka.
Ich lese dazu einige Verse aus dem ersten Buch Mose, Kapitel 24, Verse 61 bis 67:
„Und Rebekka machte sich mit ihren Mädchen auf, bestieg die Kamele und folgte dem Mann. Der Knecht nahm Rebekka mit und zog hin. Isaak aber war vom Brunnen Lacher Eroi gekommen; er wohnte nämlich im Land des Südens. Isaak war hinausgegangen, um auf dem Feld beim Anbruch des Abends nachzudenken. Er erhob seine Augen und sah, und siehe, Kamele kamen. Auch Rebekka erhob ihre Augen und sah Isaak. Da glitt sie vom Kamel und sagte zu dem Knecht: ‚Wer ist dieser Mann, der uns da auf dem Feld entgegenkommt?‘ Der Knecht antwortete: ‚Das ist mein Herr.‘ Dann nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Der Knecht erzählte Isaak all die Dinge, die er ausgerichtet hatte. Isaak führte sie in das Zelt seiner Mutter Sarah. Er nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau. Er gewann sie lieb, und Isaak tröstete sich nach dem Tod seiner Mutter.“
Soweit zunächst. Ich gehe davon aus, dass die meisten von euch die biblische Geschichte kennen.
Abraham hatte Isaak in seinem hohen Alter bekommen. Isaak war herangewachsen und hatte sozusagen den väterlichen Betrieb übernommen. Er war also auch Agrarfachwirt geworden, wie man das heute nennen würde, und leitete den Betrieb seines Vaters weiter.
Abraham hatte inzwischen noch einmal geheiratet, und zwar eine Frau namens Ketura, nachdem seine Frau Sarah gestorben war. Dann kam ihm der Gedanke: Isaak hat die Verheißung von Gott, das bedeutet, er muss Kinder bekommen, er braucht Nachwuchs.
Doch anscheinend hat Isaak selbst nichts unternommen. Er fühlte sich im Elternhaus noch sehr wohl. Dabei wurde er langsam zu einem späteren Junggesellen und ging bereits auf die vierzig zu.
Abraham rief seinen Knecht und schickte ihn nach Mesopotamien, nach Haran, wo er selbst hergekommen war und wo seine Verwandtschaft noch lebte. Er gab dem Knecht den Auftrag, dort eine Frau für Isaak zu suchen.
Die Suche nach einer Frau für Isaak und die Bedeutung des Glaubens
Ich weiß nicht, wie das bei euch gewesen ist. Ich glaube, ihr habt alle eure Ehefrauen und Ehemänner selbst ausgesucht. Ich bin auch sehr froh, dass mein Vater niemanden losgeschickt hat, um jemanden für mich auszusuchen. Aber anscheinend hatte Isaak damit kein Problem.
Der Knecht zieht also in dieses Land, zu Abrahams Verwandtschaft. Wahrscheinlich kennt ihr die Geschichte: Er ist vor Haran an einem Brunnen, und dann kommt Rebekka mit einer Schafherde, um die Tiere trinken zu lassen. Der Knecht läuft zu ihr, öffnet den Brunnen und sie bietet ihm an, seine Kamele zu tränken.
Der Knecht hatte vorher gebetet, und Gott hatte sein Gebet erhört. Er gab ihm dieses Erkennungszeichen. Es heißt, der Knecht saß daneben und schaute staunend zu. Dazu muss man sagen: Das war sicherlich eine schwere Arbeit. Kamele trinken eine ganze Menge Wasser. Bis die Höcker wieder senkrecht stehen, passt schon viel hinein. Es steht nicht da, wie viel Wasser Rebekka geschöpft hat.
Dann wird er im Elternhaus von Rebekka eingeladen und erzählt seine Geschichte. Rebekka wird gefragt, und sie will mit dem Knecht mitziehen, obwohl sie den zukünftigen Ehemann noch nicht kennt. Das ist in unserer heutigen Zeit natürlich sehr ungewohnt. In früheren Jahrhunderten hat es so etwas durchaus gegeben.
Ich habe zum Beispiel von den Herrnhuter Missionaren gelesen, die hinausgeschickt wurden. Sie wurden in der Regel zunächst allein gesandt, und zwei Jahre später schickte die Gemeinschaft ihnen eine Ehefrau nach, die sie dann heiraten sollten. Man ließ in der Geschichte nichts darüber, dass jemand abgelehnt hätte, und auch nichts darüber, dass die Ehen nicht glücklich gewesen wären.
Also hängt es nicht immer davon ab, ob eine Ehe glücklich ist, ob wir uns die Ehegatten selbst aussuchen. Ich glaube, es hängt von anderen Faktoren ab.
Der Knecht kommt dann mit Rebekka zurück, und wir haben gerade diese Szene im Wort Gottes gelesen, wie Rebekka und Isaak sich auf dem Feld treffen. Bezeichnenderweise wird hier der Ort genannt, an dem Isaak an dem Abend seinen Spaziergang gemacht und nachgedacht hat. Er war an dem Brunnen Lacha Eroi.
Wer weiß, was das für ein Brunnen war? Was war dort geschehen? Ein paar Kapitel davor wird beschrieben, dass das der Brunnen war, an dem die Magd Hagar die Begegnung mit Gott hatte. Sie nannte diesen Brunnen „Lachai Roi“, was bedeutet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“
Isaaks Nachdenken am Brunnen und die erste Begegnung mit Rebekka
Was Isaak an jenem Abend an diesem Brunnen gedacht hat, steht nicht in der Bibel. Dennoch kann man davon ausgehen, dass er über seine Vergangenheit nachgedacht hat. Er wusste, dass Hagar und Ismael von seinem Vater weggeschickt worden waren, damit er in Ruhe der Erbe sein und die Verheißung weitertragen konnte.
Vielleicht dachte er auch über den Namen Lacher-i-Rui nach, der bedeutet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Er war sich bewusst, dass der Knecht unterwegs war, um eine Frau zu bringen, die seine Frau werden würde.
Welche Erwartungen Isaak dabei hatte, wissen wir nicht genau. Vielleicht ging es euch ähnlich, als ihr auf Partnersuche wart. Ich kann sagen, dass ich mir meine Frau ganz anders vorgestellt hatte. Mein Wunschtraum waren blonde, lange Haare, doch meine Frau war ganz anders. Als ich sie bei einer Skifreizeit in der Schweiz kennenlernte, hatte sie kurze schwarze Haare. Trotzdem hat es sofort gefunkt. Gott führt manchmal ganz anders als erwartet.
Isaak erwartete, dass der Knecht eine Frau mitbringt – die Frau, die die Mutter dessen werden würde, der die Verheißung weitertragen sollte, die Abraham ihm gegeben hatte.
Nun überlegen wir einmal: Wie war die Herkunft dieser beiden zukünftigen Eheleute? Ich glaube, krasser kann es kaum sein. Das ist bei uns oft ähnlich. Man lernt sich kennen und heiratet nicht nur eine Person, sondern auch die ganze Verwandtschaft. Im Grunde heiratet man die ganze Sippe und auch ihre Gewohnheiten.
Die unterschiedlichen Herkunftsverhältnisse und Glaubenshintergründe
Wir hatten heute Morgen gesehen, dass Isaak in einem Elternhaus groß geworden ist, in dem Gott an erster Stelle stand – auch wenn sein Vater nicht immer alles richtig gemacht hat. Wenn wir an die Begebenheit in Ägypten oder später bei dem Philisterkönig denken, wird deutlich, dass Isaak mitbekommen hat, wie der Gott des Himmels das Leben seines Vaters völlig verändert und bestimmt hat.
Daraufhin lebte sein Vater bewusst. Er lebte in Zelten und baute keine Häuser, weil Gott ihm gesagt hatte, dass er noch Fremdling in diesem Land sein würde und dass seine Nachkommen erst das Land besitzen würden. Das wusste Isaak. Er kannte die Altäre seines Vaters. Er hatte miterlebt, wie sein Vater geopfert und Gott angerufen hatte und wie Gott mit ihm gesprochen hat.
Man könnte sagen, Isaak ist so aufgewachsen wie jemand, der in einem gläubigen Elternhaus lebt. Man bekommt viel vom Glauben der Eltern mit, aber das bedeutet nicht automatisch, dass man selbst eine persönliche Beziehung zu Gott hat. Man steht zwar irgendwie unter dem Segensbereich der Eltern und wird oft vor vielem bewahrt. Doch eine eigene Beziehung zu Gott entsteht nur durch eine ganz persönliche Begegnung und einen bewussten Entschluss.
Wie sah das Elternhaus von Rebekka aus? Sie war zwar Verwandte – die Cousine von Isaak. Doch wir wissen, dass es zwischen Vätern und Cousinen oft große Unterschiede gibt, je nachdem, wie man aufgewachsen ist. Wie ist Rebekka groß geworden? Ihr Bruder hieß übrigens Laban. Was für ein Mensch war Laban? Man könnte sagen, Laban war ein Schlitzohr, ein Betrüger, jemand, der andere über den Tisch zog.
Im Elternhaus von Rebekka folgte man nicht dem Gott Abrahams nach. Die Verwandtschaft hatte praktisch die Götzen mitgenommen, die sie aus Ur in Chaldäa kannten. Das wäre so, als wenn ein Gläubiger einen Ungläubigen heiratet. Rebekka hatte völlig andere Vorstellungen, war anders aufgewachsen und hatte andere Gewohnheiten.
Vor allem bei ihrem Bruder hatte sie gelernt, dass man manchmal tricksen muss und der Wahrheit ein wenig nachhelfen kann. Solche Gewohnheiten gehen oft in Fleisch und Blut über. Das werden wir im weiteren Verlauf bei Rebekka noch sehen.
Dennoch hat Rebekka gemerkt, dass Gott sie zusammengeführt hat. Das Zeugnis des Knechts, der zu Gott gebetet hatte, war für sie deutlich. Sie erkannte, dass Gott sie gebraucht hatte, um das Gebet zu erhören. Deshalb konnte sie nicht Nein sagen. Sie spürte, dass Gott, der Gott Abrahams, die Hand im Spiel hatte.
So sagte sie Ja. Man kann sagen, dass Isaak und Rebekka von Gott zusammengeführt wurden. Keiner von beiden hat den anderen selbst ausgesucht. Und trotzdem gibt es Probleme.
Die erste Begegnung und der Beginn der Ehe
Wenn wir den Abschnitt gelesen haben, steht dort zunächst nichts darüber, dass Isaak sofort Feuer und Flamme war. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Das war natürlich auch ein bisschen schwierig, denn bei der ersten Begegnung war der Schleier noch herunter, da kann man nicht viel hinterfragen. Das Geschenk war noch eingepackt.
Dann lesen wir, dass der Knecht Isaak all die Dinge erzählt, die er ausgerichtet hatte. Danach führte Isaak Rebekka in das Zelt seiner Mutter Sarah, nahm sie zur Frau und gewann sie lieb. Haben wir die Reihenfolge bemerkt? Die Liebe kommt erst nach der Hochzeit.
Von daher kann man durchaus Mut machen, auch bei Ehen, bei denen man meint, dass es nicht die große Liebe ist. Liebe kann wachsen, wenn wir bereit sind.
Haben wir noch etwas bemerkt? Isaak führt Rebekka in das Zelt seiner Mutter. Wenn man die Chronologie der Bibel etwas nachrechnet, stellt man fest, dass Sarah zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre tot ist. Isaak führt Rebekka also in das Zelt seiner verstorbenen Mutter.
Wie hätte man darauf reagiert, ihr lieben Schwestern? Stellt euch vor, euer Mann würde sagen: „Schaut mal, hier ist die Küche von meiner Mutter, da stehen noch alle Kochbücher, macht es genauso wie sie.“ Dabei könnte man doch sagen, Isaak war der Juniorchef, er war nicht arm. Der Knecht hatte das ja vorher Rebekka erzählt. Abraham hatte alles seinem Sohn übergeben. Das gesamte Erbe war schon ausbezahlt. Isaak war Firmeninhaber.
Sollte man da nicht meinen, dass der junge Ehemann seiner Frau eine neue Küche schenkt? Er hätte das Geld gehabt, er hätte Zeit gehabt, er hätte es vorbereiten können. Ich glaube, das ist nicht einfach für eine Schwiegertochter, oder?
Der letzte Satz in diesem Abschnitt lautet: „Und Isaak tröstete sich über den Tod seiner Mutter.“ Was kann man daraus schließen? Wie würde man heute so einen Mann nennen? Muttersöhnchen, oder?
Das war also jemand, der, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon vierzig Jahre alt ist, noch nicht abgenabelt hatte. Er war ein Muttersöhnchen. Seine Mutter war seit drei Jahren tot, und erst hier tröstet er sich.
Wir blicken also in das Herz von Isaak. Auf der einen Seite ist er empfindsam, auf der anderen Seite aber auch sehr konservativ und an Gewohnheiten gewöhnt. „Mach’s wie Mutter“, „Doktor Oetter schläft noch im Regal“, „Mutter hat immer dieses Gewürz genommen“, „Mutter hat das immer so gemacht“ – das ist nervig, oder? Das hält, glaube ich, keine junge Ehefrau lange aus.
Er führt Rebekka in das Zelt seiner Mutter und tröstet sich. Obwohl er der langersehnte Erbe und Segensträger ist, ist das wohl schon schwierig.
Ich weiß nicht, wie alt Rebekka war, als sie kam, darüber schweigt die Bibel. Aber sie scheint erheblich jünger gewesen zu sein.
Im weiteren Verlauf der Geschichte merken wir, dass Isaak schon Schwierigkeiten in seinem Leben hatte. Er machte die gleichen Fehler wie sein Vater. Auch er sagte später von seiner Frau, sie sei seine Schwester, als er in einer brenzligen Situation war.
Das war jedoch eine Lüge. Bei Abraham war es eine Halblüge oder Halbwahrheit, aber bei Isaak war Rebecca seine Cousine. Man könnte sagen, die Ehe beginnt mit Hypotheken.
Die Herausforderungen in der Ehe von Isaak und Rebekka
Und nun wollen wir weiter betrachten, wie diese Ehe verlaufen ist und welche Probleme in der jungen Ehe entstanden sind.
Wir lesen in Kapitel 25, Vers 20: „Und Isaak war vierzig Jahre alt, als er sich Rebekka zur Frau nahm, die Tochter des Aramäers Betuel aus Paddan-Aram, die Schwester des Aramäers Laban. Isaak bat den Herrn für seine Frau, denn sie war unfruchtbar. Da ließ der Herr sich von ihm erbitten, und Rebekka, seine Frau, wurde schwanger. Die Kinder stießen sich in ihrem Leib, da sagte sie: ›Wenn es so steht, warum trifft mich dies?‹ Und sie ging hin, den Herrn zu befragen. Der Herr aber sprach zu ihr: ›Zwei Nationen sind in deinem Leib, und zwei Volksstämme scheiden sich aus deinem Innern. Ein Volksstamm wird stärker sein als der andere, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.‹ Als ihre Tage erfüllt waren, dass sie gebären sollte, siehe da, waren Zwillinge in ihrem Leib. Der erste kam heraus rötlich, ganz und gar wie ein haariger Mantel, und man gab ihm den Namen Esau. Danach kam sein Bruder heraus, und seine Hand hielt die Ferse Esaus; da gab man ihm den Namen Jakob. Isaak war sechzig Jahre alt, als sie geboren wurden.“
Die Jungen wuchsen heran. Esau wurde ein jagdkundiger Mann, ein Mann des freien Feldes. Jakob aber war ein gesitteter Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Geschmack. Rebekka aber hatte Jakob lieb.
Wenn man die Bibel liest, muss man sie genau lesen. Dabei fallen einem Dinge auf, aus denen man einiges schließen kann. Isaak war vierzig Jahre alt, als er heiratete. Wie alt war er, als seine Söhne geboren wurden? Sechzig. Wir haben gelesen, dass seine Frau unfruchtbar war und Isaak für sie betete. Der Herr erhörte ihn.
Wie lange haben sie gewartet? Zwanzig Jahre, oder sagen wir neunzehn Jahre. Neunzehn Jahre lebten sie zusammen, warteten auf ein Kind und schienen nicht auf den Gedanken zu kommen, zu beten. Denn es klingt so, als ob Isaak erst betet und der Herr dann sofort erhört. Man könnte sagen: Isaak, wärst du neunzehn Jahre früher darauf gekommen, wärst du früher Vater geworden.
Ich frage mich manchmal, wie das Gebetsleben in christlichen Ehen aussieht. Man kann miteinander leben. Isaak hatte sicherlich eine Menge zu tun als Firmenchef, seine Frau sicherlich auch im Haushalt, und es schleift sich ein. Erst dann kommt Isaak zur Überlegung und betet für seine Frau. Ich glaube, es ist sehr gut, wenn ein Mann für seine Frau betet. Es gibt nichts Besseres, als einen Ehemann, der für seine Frau betet.
Wir sehen hier, der Herr erhört sein Gebet – und zwar gleich richtig doppelt. Es sind Zwillinge. Gott lässt sich nicht lumpen.
Dann wird Rebekka schwanger, und die Schwangerschaft ist schwierig – Zwillinge. Mir scheint, es waren keine eineiigen Zwillinge, denn die beiden waren schon sehr unterschiedlich. Das begann schon im Bauch.
Sie hatte also eine schwierige Schwangerschaft. Danach lesen wir, dass sie fast daran verzweifelt. Verschiedene Übersetzungen geben das unterschiedlich wieder. Was sie zu sich selbst sagt, steht in der Elberfelder so: „Wenn es so steht, warum trifft mich dies?“ Ich weiß nicht, wie es bei Luther heißt. Dort steht: „Da mir es also sollte gehen, warum bin ich schwanger geworden?“ Sie verzweifelt praktisch an ihrer Schwangerschaft.
Nun überlegen wir einmal: Sie war es gewohnt, von zu Hause zu kommen. Sie waren Götzendiener gewesen in Harran. Hier lesen wir zum ersten Mal, dass sie zu dem Gott Abrams betet. Sie geht hin und betet. Sie fragt Gott, und Gott antwortet ihr. Er sagt ihr etwas über die beiden Kinder in ihrem Leib, nämlich dass daraus zwei Volksstämme entstehen würden und dass der Ältere dem Jüngeren dienen wird.
Fehlende gemeinsame Gottesbeziehung und ihre Folgen
Ich glaube, es gibt nichts Besseres, als wenn eine Mutter für ihre Kinder betet. Dennoch vermisse ich hier etwas. Isaak betet allein für seine Frau, und Rebekka betet allein für die Kinder. Was ich vermisse, ist, dass die beiden gemeinsam beten.
Das finde ich in vielen Ehen, auch in christlichen Ehen: Jeder hat sein eigenes Gebetsleben, jeder hält seine stille Zeit, jeder übernimmt seine Dienste in der Gemeinde – aber sie tun es nicht zusammen. Und das ist ein Problem.
Wir merken, dass dies auch das Problem von Isaak und Rebekka später ist. Jeder hat eine Gottesbeziehung, aber sie haben keine gemeinsame Gottesbeziehung. Jeder geht seinen eigenen Weg, doch sie tauschen sich nicht miteinander aus. Daran krankt die Ehe von Isaak und Rebekka.
Dieses Problem steigert sich im Laufe der Zeit erheblich. Ganz offensichtlich hat Rebekka ihrem Mann nicht erzählt, was Gott ihr gesagt hat. Sonst wäre die Geschichte später anders verlaufen. Sie hat das, was Gott ihr mitgeteilt hat, für sich behalten und sich entsprechend darauf eingestellt.
Die Jungen wuchsen heran: Esau, der Ältere, wurde ein jagdkundiger Mann, ein Mann des freien Feldes. Jakob war ein gesitteter Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Geschmack. Rebekka hingegen hatte Jakob lieb.
Woher kommt es, dass Eltern Lieblingskinder haben? Ich kann mir gut vorstellen, dass man vielleicht einen Sohn besonders liebt, weil er dasselbe Hobby hat wie man selbst. Esau hatte das gleiche Hobby wie sein Vater – ein gutes Essen. Aber warum liebte Rebekka Jakob?
Natürlich könnte man sagen, er war bei den Zelten und hat der Mutter geholfen. Jakob war ein nützlicher Junge, der im Haushalt mithalf. Esau war sehr rau. Vielleicht kennt ihr das: Wer mehrere Kinder hat, stellt oft fest, dass die Kinder sehr unterschiedlich sind. Einige sind immer in der Nähe der Mutter, helfen beim Backen, Kochen und so weiter. Andere Kinder sind ständig draußen, haben Regenwürmer in der Tasche – ganz unterschiedliche Charaktere eben.
Aber warum liebte Rebekka Jakob? Jakob log. Richtig! Gott hatte gesagt, dass der Ältere dem Jüngeren dienen werde. Jakob war der Jüngere, also musste sie sich auf ihn verlassen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Ganz offensichtlich hat sie diese Information Isaak nicht mitgeteilt. Denn ihr kennt wahrscheinlich die Geschichte, wie Isaak später versucht, seinen Sohn zu segnen.
Der Segen und die Täuschung in der Familie
Isaak ist wohl schon sehr früh bettlägerig beziehungsweise erblindet. Man hat den Eindruck, der Betrieb lief alleine weiter. Er hatte anscheinend gute Geschäftsführer, sodass er sich zurückziehen konnte. Er meint, er stirbt bald und weiß, dass er den Segen, den er von Abraham bekommen hat, weitergeben muss.
Das möchte er sehr feierlich tun und seinem ältesten Sohn den Segen übergeben, weil dieser ihm näher steht. Deshalb beauftragt er Esau, ein gutes Essen zuzubereiten. Isaak will einen guten Rahmen schaffen, damit die Übergabe schön feierlich und stimmungsvoll ist. Esau macht sich also auf den Weg.
Rebecca hat, wie ihre Schwiegermutter Sarah, anscheinend sehr große Ohren. Sie bekommt mit, was vor sich geht, und plant. Sie weiß, dass Gott ihr gesagt hat, der Jüngere werde derjenige sein, der den Segen erhält. Deshalb muss sie jetzt eingreifen.
Sie fängt an zu tricksen. Wo hatte sie das gelernt? Zuhause. Tricksen konnte sie. Man merkt, dass sie eine Frau war, die zu Gott gebetet hatte und eine Beziehung zu ihm pflegte, aber ihre Gewohnheiten nicht abgelegt hatte.
Was hätte sie in diesem Moment tun müssen? Mit Isaak sprechen. Sie macht im Grunde den gleichen Fehler wie wir am ersten Abend bei Eva gesehen haben: Sie handelt eigenmächtig, ohne mit ihrem Mann zu sprechen. Und das geht schief.
Rebecca wird zwar sagen, es habe gut geklappt, denn sie hat es geschafft, dass Isaak Jakob segnet. Mir scheint jedoch, wenn man den Bericht aufmerksam liest, dass Isaak, als er Jakob segnen will und dieser verkleidet ist, misstrauisch wird. Er fragt: „Bist du wirklich?“ Jakob sagt ja und lügt.
Isaak ist sich nicht ganz sicher und wird vorsichtig. In diesem Moment gibt er Jakob nicht den Segen Abrahams, sondern nur einen Segen für ein gutes Leben. Offensichtlich hat Isaak etwas gemerkt und war vorschnell.
Deshalb ist er auch vorsichtig, als Esau kommt und ihn anfleht: „Hast du nicht noch einen Segen für mich?“ Auch der Segen, den Isaak Esau gibt, ist nur ein menschlicher, ein fleischlicher.
Esau reagiert wütend, verflucht seinen Bruder und will ihn umbringen. So muss Jakob fliehen.
Als Jakob flieht oder im Begriff steht zu fliehen, begründet seine Mutter Rebecca die Flucht gegenüber Isaak nicht damit, dass Jakob Angst vor Esau hat, sondern damit, dass er sich auch eine Frau aus der Verwandtschaft holen soll.
Wir merken, dass die beiden, Isaak und Rebecca, nicht ehrlich miteinander umgehen. Sie reden aneinander vorbei und machen sich gegenseitig etwas vor. Das ist für eine Ehe tödlich.
Die Bedeutung von Kommunikation und Gemeinschaft im Glauben
Was hatten wir bei Adam und Eva gesehen? Gott hatte gesagt, dass die zwei ein Fleisch sein werden. Gottes Absicht ist, dass wir als Eheleute zu einem werden – nach Geist, Seele und Leib.
Bei Isaak und Rebekka merken wir jedoch, dass die beiden sich mehr und mehr auseinanderleben, obwohl beide eine Beziehung zu Gott haben. Ich empfinde das oft als tragisch, wenn meine Frau und ich Ehepaaren Sorge tragen. In vielen Ehen ist es so, dass die Partner nicht wirklich miteinander kommunizieren. Das ist auch das Problem bei Isaak und Rebekka.
Isaak ist erschrocken, als er den Betrug bemerkt, aber er sagt nichts, er schweigt. Isaak ist ein Mann wie viele christliche Männer heute auch: Er ist harmoniebedürftig. Wenn etwas nach Krise aussieht, unterdrückt er das, schluckt es herunter und schweigt.
Wenn man das Leben von Isaak betrachtet, stellt sich die Frage: Wie geht Gott vor? Gott hatte sich Isaak schon gezeigt. Wir erinnern uns daran, als sein Vater ihn opfern wollte. Dort hatte Isaak Gott kennengelernt. Er hatte erlebt, dass Gott sein Gebet erhört hat. Er hatte Gott auch im Segen seines Lebens erfahren. Gott hatte ihn reich gemacht und ihm geholfen bei Schwierigkeiten mit den Feinden ringsum, die immer wieder alle Brunnen verstopften.
Man könnte fragen: Isaak, warum fragst du nicht in dem entscheidenden Moment Gott, wenn es um den Segen geht? Warum handelst du da fleischlich? Mich erstaunt, dass Gott trotzdem zu ihm steht. In Hebräer 11,20 wird er unter den Glaubenshelden aufgeführt. Dort steht, dass er durch Glauben Jakob segnet.
Wir könnten fragen: Wann ist das denn gewesen? Zu dem Zeitpunkt, als Rebekka und Jakob den Vater Isaak betrogen haben, hat Isaak nicht im Glauben gesegnet. Er gibt Jakob erst dann den Segen Abrahams, als Jakob von zu Hause flieht. Dort steht ausdrücklich, dass Isaak ihm den Segen Abrahams gab.
Da hat er verstanden, dass der Segen auf Jakob liegt und nicht auf Esau. Er handelt im Grunde so, wie wir oft handeln: Vieles tun wir aus dem Bauch heraus und fragen nicht Gott. Im Moment, als Jakob flieht, segnet Isaak ihn und gibt ihm den Segen Abrahams. Der Hebräerbrief sagt, dass er das im Glauben getan hat.
Dabei könnte man sagen: Jakob flieht in die Ferne. Wird er jemals zurückkommen? Wird er tatsächlich der sein, der das Land in Besitz nehmen wird, wie Gott es Abraham versprochen hatte? Doch Isaak segnet ihn gerade in dieser Situation, als Jakob nach Mesopotamien zieht. Er vertraut darauf, dass Jakob zurückkommt.
Jakob kommt tatsächlich zurück. Wer weiß, wie lange das gedauert hat? Fast zwanzig Jahre, nämlich neunzehn Jahre. Erst dann stirbt sein Vater Isaak, und Esau und Jakob begraben ihn gemeinsam.
Wir könnten sagen: Isaak, du hast dich sehr getäuscht. Du hast schon zwanzig Jahre vorher gedacht, du stirbst. Das zeigt, wie oft wir menschlich reagieren und handeln.
Vieles hätte im Leben von Isaak und Rebekka anders laufen können, wenn beide miteinander gesprochen und gebetet hätten. Trotzdem bin ich erstaunt darüber, dass Gott sich nicht schämt, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt zu werden.
Gott verbindet sich mit Menschen, die schwach sind und Fehler machen. Neutestamentlich nennt er sie sogar Glaubenshelden.
Schlussfolgerungen und praktische Lehren für heute
Was können wir daraus lernen? So wie Isaak können wir die Beziehung zu Gott nicht einfach erben.
Von Rebekka können wir lernen, dass Betrug sich nie auszahlt. Betrug ist teuer.
Die Verantwortung für die Erziehung liegt beim Vater. Isaak hatte sich dieser Verantwortung entzogen und hat die Dinge laufen lassen. Doch auch daraus können wir lernen: Gott bleibt trotz allem Versagen treu. Er steht zu seiner Verheißung und seinem Segen.
Die Geschichte von Isaak und Rebekka ist nicht unbedingt eine schöne Geschichte. Es gibt einige helle Punkte darin, aber es hätte ganz anders ausgehen können. Gott lässt diese Dinge ehrlich aufschreiben, damit wir daraus für unser Leben lernen können.
Ich kann nur empfehlen, dass Ehepaare, die zusammenleben, wirklich miteinander beten, gemeinsam vor Gott sind, zusammen in der Nachfolge stehen und miteinander reden. Das ist auf jeden Fall eine Hilfe.
Ich weiß, viele Männer tun sich schwer mit dem Reden. Nicht umsonst heißt es im Sprichwort: „Ein Mann, ein Wort; eine Frau, ein Wort mehr.“ Da ist schon etwas dran. Aber wir Männer können lernen. Es ist gut, wenn wir als Ehepaare miteinander beten. Dann lernen wir Männer auch, miteinander zu reden. Das ist eine große Hilfe, und ich möchte dazu Mut machen.
Wo das nicht der Fall ist, gibt Gott uns die Möglichkeit zur Umkehr, zur Buße, zum Bekenntnis, zur Vergebung und zum Neuanfang.
Nehmen wir das mit: Lass nicht alles laufen wie Isaak, sondern bleib mit Gott in Kontakt – im Gespräch und im Gebet.
Amen.
