Der Herr ist auferstanden. Glaubst du das wirklich? Und glaubst du auch, dass du eines Tages nicht nur sterben, sondern dann zu einem ewigen Leben auferstehen wirst?
Bestimmt dieser Glaube, dass auch du eines Tages nicht nur sterben, sondern zu einem ewigen Leben auferstehen wirst, dein Leben? Wie lebst du heute im Hier und Jetzt? Anders gefragt: Prägt Ostern dein tägliches Leben?
Ich persönlich finde diese Frage durchaus herausfordernd. Ich weiß nicht, wie es Ihnen oder dir geht.
An diesem Ostersonntag wollen wir uns einen Abschnitt aus dem fünfzehnten Kapitel des ersten Korintherbriefs anschauen. In der Lesung haben wir die ersten zwölf Verse gehört, also 1. Korinther 15,1-12.
Sie finden diesen Text in den ausliegenden Bibeln auf Seite 202 und dann weiter auf Seite 203.
Die zentrale Bedeutung der Auferstehung im Evangelium
In den ersten vier Versen gleich zu Beginn erinnert Paulus die Korinther daran, dass die Auferstehung Christi wirklich ein zentraler Bestandteil des Evangeliums ist. In der Schrift wurde sie vorhergesagt, sie ist tatsächlich geschehen und gehört zum Evangelium der guten Nachricht.
Dann erwähnt Paulus in den nachfolgenden Versen Augenzeugen, die den Auferstandenen gesehen haben: 500 Menschen auf einmal, einzelne Personen und zuletzt auch sich selbst. Er selbst ist dem Auferstandenen begegnet, was sein Leben grundlegend verändert hat.
In Vers 12 erfahren wir, warum Paulus hier so ausführlich über die Auferstehung schreibt und sie als historische Tatsache verteidigt. Denn in der Gemeinde in Korinth gab es Menschen, die die Auferstehung leugneten. Dort heißt es: „Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch, es gibt keine Auferstehung der Toten?“ (1. Korinther 15,12).
Im weiteren Verlauf des Kapitels zeigt Paulus, dass die Auferstehung nicht nur ein Nebenaspekt des christlichen Glaubens ist, sondern eine grundlegende Lehre. Sie ist zentral für den Glauben. Das wird in den nächsten Versen deutlich, die wir heute nicht betrachten wollen.
Ab Vers 29, und das ist unser heutiger Predigttext, zeigt Paulus, dass der Glaube an die Auferstehung auch das christliche Leben hier auf Erden prägen sollte.
Der Glaube an die Auferstehung als Lebensgrundlage
Der Glaube an die Auferstehung sollte Einfluss darauf haben, wie du und ich tagtäglich leben.
Ich lese uns aus dem ersten Korintherbrief, Kapitel 15, Verse 29 bis 34, unseren Predigttext vor: „Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen, wenn die Toten gar nicht auferstehen? Was lassen sie sich dann für sie taufen? Und was stehen wir dann jede Stunde in Gefahr? So wahr ihr, liebe Brüder, mein Ruhm seid, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe, ich sterbe täglich. Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft? Was hilft’s mir, wenn die Toten nicht auferstehen? Dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot. Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn einige wissen nichts von Gott, das sage ich euch zur Schande.“
Wie gesagt, in der Gemeinde in Korinth gab es Menschen, die die Auferstehung Jesu leugneten und damit allgemein die Auferstehung der Toten infrage stellten. Die Christen waren dadurch verunsichert. Was sollten sie nun glauben?
Ganz typisch in solchen Situationen ist die Tendenz, solche theologischen Streitfragen – gibt es wirklich eine Auferstehung oder nicht? – einfach auszublenden. So, als würden sie für das praktische Christenleben keine große Rolle spielen. Das war nicht nur damals so, das ist auch heute so. Umstrittene theologische Fragen werden oft ausgeblendet mit dem Gedanken: „Ach, wird schon nicht so bedeutend sein.“
Das Ergebnis ist dann genau das: Dieser Glaube, ob man ihn hat oder nicht, wird nicht mehr bedeutend. Er prägt kaum noch das Leben und hat kaum Einfluss darauf, wie man lebt.
Paulus macht hier deutlich, dass unser Glaube und unsere Theologie nichts Abstraktes bleiben sollten. Unsere Überzeugungen sollten unser Leben prägen – insbesondere auch der Glaube an die Auferstehung und an ein Leben nach dem Tod.
Die praktische Bedeutung des Glaubens an die Auferstehung
Um diesen Glauben zu stärken und das Vertrauen in die Auferstehung bei den Christen in Korinth neu zu beleben, erinnert Paulus sie daran, dass sowohl sie als auch er in ihren Handlungen einst gezeigt haben, dass Christus auferstanden ist. Sie haben Dinge getan – er hat Dinge getan und tut es immer noch –, die keinen Sinn machen würden, wenn es keine Auferstehung der Toten gäbe.
Das sehen wir in den Versen 29 bis 32. In diesen Versen werden Beispiele für Handlungen genannt, die sich nur durch den festen Glauben an die Auferstehung erklären lassen. Darauf folgt in den letzten beiden Versen unseres Predigttextes ein Aufruf: sich nicht von denen verführen zu lassen, die behaupten, es gäbe keine Auferstehung. Stattdessen soll man festhalten und wieder neu gefestigt werden in diesem Glauben an die Auferstehung und entsprechend danach leben.
Mein Gebet für uns heute Morgen ist, dass wir neu gestärkt werden in unserem Glauben und in unserem Vertrauen darauf, dass der Herr wahrhaftig auferstanden ist. Dabei soll es kein reines Lippenbekenntnis bleiben, sondern unser Leben im Hier und Jetzt verändern.
Die Taufe für die Toten als Beleg für den Glauben
Nun wollen wir uns zunächst zwei Beispiele von Handlungen ansehen, die sich nur durch den Glauben an die Auferstehung erklären lassen.
Zuerst fällt in Vers 29 ein etwas ungewöhnlicher Aspekt auf, ein seltsames Beispiel. Paulus zeigt hier, dass die Korinther einst Dinge getan haben, die eindeutig belegen, dass sie an die Auferstehung geglaubt haben. Sie hätten sich sonst niemals für die Toten taufen lassen. Er verwendet dabei rhetorische Fragen. Sowohl in diesem Punkt als auch im nächsten sehen wir jeweils zwei rhetorische Fragen, mit denen er deutlich machen will, wie absurd es wäre, so zu leben, wie die Korinther damals lebten – und wie er selbst es immer noch tut –, wenn es keine Auferstehung gäbe.
Vers 29 noch einmal: „Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen?“ Ein ungewöhnlicher Vers. Wer hätte gedacht, dass man am Ostermorgen über die Taufe für die Toten nachdenkt? Dieser Vers wirft Fragen auf: Was ist das eigentlich, Taufe für die Toten? Warum haben die Korinther das gemacht? Warum tun wir das eigentlich nicht? Und warum kritisiert Paulus das nicht? Ist das nicht falsch?
Das sind spannende Fragen, doch wir erhalten keine Antworten darauf. Paulus geht es nicht darum, diese Praxis zu bewerten oder zu kommentieren. Das hat er vielleicht schon an anderer Stelle getan. Es ist gut möglich, dass er während seiner anderthalb Jahre in Korinth schon einmal über dieses Thema gesprochen und erklärt hat, dass er das ablehnt und dass wir das nicht tun sollen. Vielleicht hat er auch einen Brief geschrieben, den wir nicht kennen, in dem er das Thema aufgegriffen hat.
Fakt ist: Hier geht es Paulus nicht um diese Frage, sondern darum, dass diese Handlung etwas belegt. Damit aber niemand verwirrt nach Hause geht und überlegt, sich vielleicht doch noch für die Uroma taufen zu lassen, sei kurz gesagt: Der Rest der Bibel macht klar, dass diese Praxis falsch ist.
Zum einen ist die Taufe – und das sollte uns klar sein – immer ein Bekenntnis des Glaubens. In der Taufe bekenne ich, dass ich mit Christus gestorben und auferstanden bin. Das kann ich nicht stellvertretend für jemand anderen tun.
Zum anderen würde es den Verstorbenen auch nichts nützen. Diejenigen, die im Glauben verstorben sind, aber noch nicht getauft wurden, brauchen diese Taufe nicht. Zwar ist die Taufe eine Anordnung des Herrn Jesus Christus. Das heißt: Wenn du dich noch nicht auf das Bekenntnis deines Glaubens hin hast taufen lassen, aber an Jesus Christus glaubst, dann lass dich taufen. Es ist eine Anordnung Christi, aber keine heilsnotwendige Voraussetzung.
Das bedeutet: Wenn jemand im Glauben gestorben ist, bevor er getauft wurde, ist er trotzdem beim Herrn. Der Dieb am Kreuz neben Jesus bekannte seinen Glauben, wurde nicht getauft, doch Jesus sagte ihm zu, dass er noch an diesem Tag mit ihm ins Paradies kommen würde.
Aber diejenigen, die im Unglauben gestorben sind, denen hilft es auch nicht. Denn die Taufe, die jemand für sie vollzieht, rettet nicht. Selbst die eigene Taufe rettet nicht. Was rettet, ist der persönliche Glaube.
Wer nicht sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt – der in diese Welt gekommen ist, um stellvertretend für unsere Sünden zu sterben, damit wir von unserer Schuld befreit sind – wer das nicht geglaubt hat, wird im Gericht Gottes nicht bestehen können. Denn dann ist Christus nicht für seine Sünden gestorben, er ist noch in seinen Sünden und wird dafür gerichtet werden.
Ob sich jemand wohlmeint oder nicht für eine Verstorbene taufen lässt, spielt keine Rolle. Doch das ist nur am Rande erwähnt, denn hier geht es nicht darum.
Worum es Paulus geht, ist nicht die Bewertung dieser letztlich absurden Taufe für die Toten. Vielmehr will er anhand dieses Beispiels etwas aufzeigen: Die Korinther waren eindeutig einst davon überzeugt, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Denn man müsste für die Toten nichts mehr tun, wenn sie davon nichts mehr hätten.
Dass sie dies getan haben, belegt, dass sie sich klar darüber waren, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Diese tiefe innere Überzeugung veranlasste sie, Dinge zu tun, die sie sonst niemals getan hätten. Die Korinther hatten dem apostolischen Zeugnis geglaubt.
Doch dann kamen einige, die behaupteten, es gäbe keine Auferstehung der Toten. Das hatte die Korinther verwirrt und offenbar auch Konsequenzen für ihr Leben. Paulus will sie nun dazu bringen, sich daran zu erinnern, dass sie einst etwas getan haben, das belegt, dass sie es eigentlich besser wussten.
Glaube zeigt sich im Handeln
Nur mal als Beispiel dafür, wie wir alle eigentlich handeln: Wenn wir etwas wirklich fest glauben, wenn wir von etwas überzeugt sind und es unser Denken prägt, dann beeinflusst das auch unser Handeln.
Morgen werden meine Familie und ich zu meinen Eltern fahren. Meine Eltern werden etwas tun, weil sie unser Kommen erwarten. Sie werden eingewickelte Schokoladeneier im Garten verteilen und sogar verstecken.
Nun könnte man darüber diskutieren, was diese Praxis soll. Schokolade ist nicht gesund, warum machen sie das? Aus Umweltgesichtspunkten ist es doch wenig sinnvoll, Schokolade in Plastikpapier einzupacken, sie zu verstecken und womöglich nicht wiederzufinden.
Und überhaupt, heidnische Bräuche – sollte man so etwas tun? Aber darum geht es hier nicht. Auch nicht um die Taufe für die Toten.
Worum es hier geht, ist, dass das Verstecken der Schokoeier etwas damit zu tun hat, dass meine Eltern eine feste Überzeugung haben. Sie sind nämlich überzeugt, dass wir sie besuchen werden. Deshalb haben sie bestimmte Dinge getan beziehungsweise werden sie tun.
Versteht ihr? So ist das im Leben. Macht ihr auch Dinge, die keinen Sinn machen würden, wenn nicht bestimmte andere Dinge von euch erwartet würden?
Die Handlungen der Korinther waren eine Konsequenz ihrer Theologie. Konkret ließen sie sich für die Toten taufen, weil sie überzeugt waren, dass diese auferstehen würden.
Paulus erinnert sie daran: „Erinnert euch doch, warum habt ihr das getan? Ihr wusstet das schon mal besser: Die Toten werden auferstehen.“
Paulus’ Leben als Zeugnis des Glaubens
Ab Vers 30 bringt Paulus ein weiteres Beispiel dafür, dass wir durch unsere Taten wirklich offenbaren, was wir glauben. Er nennt sein ganzes Leben als Beispiel.
Er hätte niemals so gelebt, wie er gelebt hat, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass das Leben hier auf Erden nur der relativ kurze Vorspann zu einem Leben in der Ewigkeit ist. So schreibt er in Vers 30: „Und was stehen wir dann jede Stunde in Gefahr? So wahr ihr, liebe Brüder, mein Ruhm sei, den ich in Christus Jesus, unserem Herrn, habe, ich sterbe täglich. Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, was hilft’s mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“
Die Gemeinde in Korinth war von Paulus selbst gegründet worden. Auf seiner zweiten Missionsreise war er damals nach Korinth gekommen. In Apostelgeschichte 18 kann man das nachlesen. Schon damals hatte er zuerst großen Konflikt mit den Juden vor Ort, denn er war zuerst in die Synagoge gegangen. Dann hatte er auch Konflikte mit den Heiden, alles weil sie die Lehre von Jesus Christus ablehnten.
Paulus riskierte sein Leben ständig, um Menschen den Auferstandenen zu verkünden. Im zweiten Korintherbrief, Kapitel 11, beschreibt er die Konsequenzen seines Lebens als Zeuge der Auferstehung. Dort heißt es ab Vers 24: „Von den Juden habe ich fünfmal erhalten, vierzig Geißelhiebe, weniger einem. Ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden, dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf tiefem Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen, durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern. In Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße und außer alldem noch das, was täglich auf mich einstürmt: die Sorge für alle Gemeinden.“
Paulus hätte diese Leiden niemals auf sich genommen, wenn er nicht zutiefst davon überzeugt gewesen wäre, dass sein Leben hier auf Erden nicht sein Ein und Alles ist. Wenn er nicht zutiefst davon überzeugt gewesen wäre, dass andere Menschen hören müssen, dass Christus auferstanden ist und der lebendige Herr ist.
Das Lebensmotto des Apostels war: Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn. Die Korinther wussten das, sie kannten Paulus. Deswegen kann er mit ihnen hier so reden, deswegen kann er sie so ansprechen.
Sie wussten, dass er einst ein im Volk hoch angesehener, sehr frommer jüdischer Gelehrter war, der sogar den christlichen Glauben verfolgt hatte. Er hatte ein sehr komfortables, gutes Leben. Dann aber war ihm der Auferstandene erschienen. Er hatte eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Das veränderte alles.
So kannten sie ihn als einen Mann, der seine Karriere und seine Privilegien aufgegeben hatte, um unter größten Gefahren Menschen das Evangelium zu verkünden. Denn die Verkündigung des Evangeliums war keine leichte Tätigkeit. Es war nicht einfach eine neue religiöse Karriere.
Das Evangelium ist eine Botschaft, die für Menschen anstößig ist. Das war damals so und das ist heute noch so. Denn Menschen wollen nicht hören, dass wir von Gott geschaffen wurden, um für ihn zu leben, um ihn als unseren Gott anzuerkennen, ihm unterzuordnen und ihm die Ehre zu geben.
Von Natur aus wollen Menschen das nicht. Sie wollen keinen Gott, sie wollen selbst Gott sein. Das kennen wir alle tief in uns, oder? Paulus hat den Menschen gesagt: Ihr werdet eines Tages Rechenschaft ablegen müssen für euer Leben vor Gott. Und weil Gott ein vollkommen guter und vollkommen gerechter Richter ist, werdet ihr dann vor Gott nicht bestehen können. Ihr werdet verdammt werden zu einer Ewigkeit in der Hölle.
Menschen wollten das nicht hören. Das durchbricht das komfortable und ein bisschen fromme Leben. Aber Paulus wusste, dass Menschen das hören müssen, damit sie erkennen, dass sie einen Retter brauchen. Dass sie sich selbst nie gut genug machen können, um vor Gott zu bestehen.
Deshalb musste den Menschen Jesus Christus verkündigt werden. Jesus, der zu uns Menschen gekommen war, der ewige Gott, der Mensch wurde, um allein das Leben zu führen, das wir alle hätten führen sollen: vollkommen gut, vollkommen gerecht, voller Liebe. Und der dann, obwohl er vollkommen unschuldig war, am Kreuz einen fürchterlichen Tod erlitten hat. Dabei nahm er durch diesen Tod, durch die Todesstrafe, die Schuld auf sich, die wir verdient hätten.
Menschen mussten gesagt bekommen, dass dieser Jesus gekommen war, um stellvertretend für unsere Sünden zu sterben. So kann jeder, der an ihn glaubt, von seiner Schuld befreit sein. Und Menschen mussten hören, dass Jesus nicht im Grab geblieben ist. Der Herr ist auferstanden, denn er hat den Tod überwunden. Er verheißt uns damit, dass, wenn wir an ihn glauben, auch wir mit ihm auferstehen und ewig leben werden.
Paulus war bereit, sein Leben zu riskieren, um diese frohe Botschaft der ganzen Welt zu verkünden. Damit die ganze Welt nicht gerichtet wird von Gott, sondern gerettet wird durch ihn. Und er war bereit, sein Leben dafür zu geben, denn er wusste, dass das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, befördert zu werden – direkt in die herrliche Gegenwart Gottes.
Christus ist mein Leben. Sterben mein Gewinn! Wenn das alles nicht wahr wäre, wenn die Toten nicht auferstehen, dann wäre ein solches Leben absurd. Die, die nicht glauben, dass die Toten auferstehen, leben nach einem anderen Lebensmotto: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“
Die Herausforderung an den persönlichen Glauben
Und so bleibt nur die Frage für dich: Was glaubst du? Wie lautet dein Lebensmotto? Ist es „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn“, so wie du es vorhin gebetet hast? Oder ist es eher „Gottesdienst vorbei, lasst uns essen und trinken, was soll's, morgens war er tot“?
Der Glaube an die Auferstehung hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir leben. Er ist von größter Bedeutung. Weil Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist und auch wir eines Tages auferstehen werden, wäre es dumm – höre das gut – es wäre dumm und verrückt, alles in Dinge zu investieren, die nicht von Dauer sind.
Warum solltest du all deine Energie, deine ganze Kraft und dein Leben in Dinge stecken, die eines Tages keine Bedeutung mehr haben? Stattdessen solltest du in das investieren, was ewige Bedeutung hat.
Die Korinther mussten daran erinnert werden. Ihr Glaube war schwach und angegriffen, und das wirkte sich auf ihr Leben aus. Das sehen wir ab Vers 33.
Hier spricht Paulus die Korinther ganz direkt an und ermahnt sie. Er warnt sie davor, sich verführen zu lassen. Stattdessen sollen sie sich mit klarem Kopf auf das besinnen, was sie einst geglaubt haben, damit ihr Glaube ihr Leben prägen kann.
Vers 33 und 34: „Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn einige wissen nichts von Gott, das sage ich euch zur Schande.“ (1. Korinther 15,33-34)
Warnung vor Verführung und Aufruf zur Besinnung
Vielleicht hilft es, wenn ich noch einmal verdeutliche, was Paulus hier letztendlich erklärt. Ich möchte noch einmal kurz zu meinem Ostereierbeispiel zurückkehren. Und jetzt kommt ein etwas fiktiver Teil, hoffentlich.
Ihr erinnert euch: Meine Eltern glauben, dass wir morgen Nachmittag kommen. Ihr Glaube hat praktische Konsequenzen – sie verstecken Ostereier. Sie tun noch einiges mehr. Sie haben hoffentlich im Vorfeld eingekauft, wahrscheinlich das Gästezimmer vorbereitet und freuen sich auf unseren Besuch.
Stellt euch nun vor, dass meine Eltern, nachdem sie morgen Nachmittag die Ostereier versteckt haben, die Nachbarn am Gartenzaun treffen. Stellt euch vor, frei erfunden, die Nachbarn wären eher Gesellschaftssäufer. Sie wissen nichts davon, dass wir kommen, und interessiert sie auch nicht. Alles, was sie wollen, ist, mit meinen Eltern ein paar Flaschen Wein zu leeren.
Die Nachbarn kommen also mit einem Gläschen Wein an den Gartenzaun und sagen: "Mensch, Heinz-Jürgen, Ina, Frohs dann!" Meine Eltern, freundliche Menschen, wie sie sind, sagen: "Frohs dann", trinken ein Gläschen mit und noch ein Gläschen mit. Und irgendwann sagen die Nachbarn: "Mensch, kommt doch zu uns herüber, wir müssen doch nicht am Zaun stehen, es ist doch viel bequemer bei uns im Wohnzimmer."
Ja, und meine Eltern lassen sich überreden und stimmen dem zu. So gibt ein Glas Wein das nächste, und irgendwann vergessen sie komplett, dass wir zu Besuch kommen wollen. Dann sind wir vielleicht noch eine halbe Stunde entfernt, und ich rufe meine Eltern an und sage: "Wir sind gleich da, wollte euch nur kurz Bescheid sagen." Mein Vater sagt: "Wie, ihr kommt heute zu Besuch?"
Was würde ich denn sagen? Denkt doch mal nach, Vati, ihr habt doch fest daran geglaubt, dass wir kommen, sonst hättet ihr doch die Ostereier nicht versteckt. Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdürbt gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern.
Klingt bekannt, oder? Unser Bibeltext ist viel näher an unserem Leben, als wir manchmal denken. Die Korinther hatten sich verführen lassen von Leuten, die nichts von einer Auferstehung wissen wollten und letztendlich nichts von Gott wussten. Das hatte Konsequenzen.
Wer nichts von Gott weiß, lebt anders. Für den wird ein bewusstes Wissen um die Auferstehung und ein Leben, das sich daran orientiert, keinen Sinn machen. Solche Leute waren dort in Korinth, und solche Leute gibt es übrigens auch heute noch.
Diese Menschen halten sich vielleicht sogar für gute Christen. Vielleicht waren das Leute, die jeden Sonntag in der Korinther Gemeinde waren, aber letztendlich nichts von Gott wussten, weil sie nicht wirklich verstanden hatten, was Gott getan hatte. Weil sie das Evangelium nicht wirklich verstanden hatten und ihr Leben immer noch so lebten, als ob es nur einen gewissen christlichen Anstrich bekommen hätte, aber eigentlich das Gleiche war wie zuvor.
Doch wer Gott wirklich kennt und wirklich etwas von Gott weiß, lebt anders. Dieser schlechte Umgang hatte dafür gesorgt, dass Christen in Korinth die Dinge aus dem Blick verloren hatten, die sie einst fest geglaubt hatten und die ihr Leben prägten. Der schlechte Umgang hatte ihre guten Sitten verdorben. Sie lebten gedankenlos, und das führte dazu, dass sie sündigten.
Denken führt zu Handlungen. Denkt nie, dass Theologie nichts mit Glaubenspraxis zu tun hat. Denken führt zu Handlungen, und Gedankenlosigkeit kann leicht zur Sünde führen. Deswegen ermahnt Paulus sie: Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht.
Und, ihr Lieben, ich hoffe, dass uns allen klar ist, dass wir diese Ermahnung genauso dringend brauchen wie die Korinther damals. Den Verführer und Verführungen gibt es heute auch noch an allen Orten.
Einige wissen nichts von Gott, viele wissen nichts von Gott. Und deswegen leben sie anders. Sie streben nach allem, was dieses Leben zu bieten hat: nach Karriere, nach Ruhm, nach Macht, nach Reichtum, nach Lustgewinn, nach Anerkennung.
Und nicht nur, dass sie selbst so leben, sie wollen auch alle anderen dazu aufrufen, so zu leben. Denn nur das macht aus ihrer Sicht Sinn. Ist das nicht die Botschaft dieser Welt?
Mal ganz ehrlich: Was redet dir die Werbung im Fernsehen oder im Internet oder welche Medien auch immer du benutzt, was redet sie dir ein? Was reden dir die Menschen in deinem Umfeld ein, die Gott nicht kennen? Was leben sie uns vor? Was findet ihre Anerkennung? Und was wird eher verächtlich gesehen?
Wir werden ständig verführt. Ständig ist unser Glaube angegriffen und wird zumindest so geschwächt, dass er immer weniger unser Leben prägt.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich hat mein eigener Predigttext sehr herausgefordert. Ich musste erschrocken feststellen – und stelle immer wieder erschrocken fest –, dass mich diese gottlose Welt extrem prägt. Viel mehr, als sie es wahrhaben will.
Mein Glaube an die Auferstehung ist da, aber er bleibt viel zu oft etwas ziemlich Theoretisches und Abstraktes, das wenig Einfluss auf mein Leben hat.
Mal ganz ehrlich: Wie ist das bei dir? Wie ausgeprägt ist dein Glaube an ein Leben nach dem Tod? Wie sehr bestimmt dieser Glaube dein Leben? Stehst du in der Gefahr, dich verführen zu lassen und so zu leben, als spiele es keine Rolle, dass es eine Auferstehung der Toten gibt?
Einladung zur Besinnung und Gebet
Dieser Ostersonntag ist eine hervorragende Gelegenheit, sich wieder neu auf diese großartige biblische Wahrheit zu besinnen und ihr Raum in unseren Gedanken zu geben. So kann sie immer wieder und immer mehr auch unser Leben prägen.
Zu Beginn habe ich, wie es unter Christen üblich ist, die Worte ausgerufen: „Der Herr ist auferstanden!“ Darauf folgt immer das Echo: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Doch das sind letztendlich nur Worte. Wie sehr wir das wirklich glauben, zeigt sich darin, wie wir leben.
Lasst euch nicht verführen! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Die Welt ermutigt uns dazu, uns mit ihr, wie es Petrus schreibt, in ein wüstes, unordentliches Leben zu stürzen – in Ausschweifung, Begierden, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichen Götzendienst. Aber diese Menschen werden Rechenschaft geben müssen dem, der bereit ist zu richten – den Lebenden und den Toten.
Deshalb ruft der Herr uns in seiner großen Weisheit und Liebe immer wieder heraus aus dieser Welt hinein in eine Gemeinschaft von Menschen. Diese Gemeinschaft kann einander anspornen, in diesem Glauben weiterzugehen und ihm Raum zu geben, sodass er unser Leben prägt.
Wir sind dazu berufen, aufeinander Acht zu haben und uns anzureizen zur Liebe und zu guten Werken, bis wir eines Tages das Ziel unseres Glaubens erreichen.
Geschwister, lasst uns noch einmal recht nüchtern werden und nicht sündigen. Unser Leben wird nur dann von biblischen Wahrheiten geprägt sein, wenn wir diesen Wahrheiten viel Raum in unseren Gedanken geben.
So möchte ich uns noch einmal zurufen: Der Herr ist auferstanden! Zum Abschluss dieser Predigt lade ich euch ein, jetzt und vielleicht auch im Laufe des heutigen oder morgigen Tages noch einmal Zeit zu nehmen, um über zwei Fragen nachzudenken. Die Fragen könnt ihr hier mitlesen:
Was in deinem Leben macht nur deshalb Sinn, weil du an ein Leben nach dem Tod glaubst?
Was in deinem Leben, etwas, das du tust, macht nur Sinn, weil du an ein Leben nach dem Tod glaubst? Anders gesagt: Tust du Dinge, die Menschen, die nicht an eine Auferstehung nach dem Tod glauben, für sinnlos halten würden?
Was in deinem Leben sollte sich vielleicht ändern, im Wissen darum, dass wir tatsächlich auferstehen und dann vor Gott stehen werden?
Ich möchte uns einen Moment der Stille geben, um über diese beiden Fragen nachzudenken.
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du deinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt hast – nicht damit er sich dienen lasse, das wäre sein gutes Recht gewesen, sondern um uns zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Danke, dass er sein Leben hier auf Erden so gelebt hat, dass klar war, dass er darauf vertraut, dass es eine Auferstehung der Toten gibt.
Herr, wir danken dir, dass du Menschen wie den Apostel Paulus berufen hast, der sich genauso als Nachfolger des Herrn Jesus Christus in seinen Dienst gestellt hat, damit Menschen die gute Nachricht hören. Er war bereit, alles aufzugeben und zu leiden, weil er wusste, dass selbst sein Sterben für ihn nur Gewinn sein würde.
Herr, ich bete, dass du uns diese Wahrheit neu in unsere Herzen schreibst, damit wir dir darin nachfolgen. Du lebst, du siehst uns, du bist durch deinen Geist bei uns alle Tage. Du stärkst uns und befähigst uns, für dich zu leben.
Hilf uns, deinem Geist in uns viel Raum zu geben und uns immer mehr auf das zu besinnen, was du für uns getan hast, wozu du uns rufst und was uns eines Tages erwartet.
Herr, vergib uns, wo wir unser Leben gedankenlos geführt haben, wo unser Glaube abstrakt geblieben ist. Herr, verändere unser Denken und verändere unser Leben, damit wir etwas sein können zum Lobpreis deiner Herrlichkeit. So können wir eines Tages voller Freude vor dir stehen und die Worte hören: „Gut gemacht, mein treuer Knecht!“ Amen.
Lasst uns miteinander aufstehen, wenn es möglich ist, und zum Abschluss dieses Gottesdienstes das Lied 263 singen: „Freut euch, das Grab ist leer!“