Ich wünsche euch allen einen wunderschönen guten Abend. Schön, dass ihr wieder dabei seid. Wie am Donnerstag steht auch heute wieder Liebevolles auf dem Programm. Wir hoffen, dass ihr zu zweit auf dem Sofa sitzt, denn wir möchten euch gerne etwas für eure Ehe mitgeben. Vor allem aber auch für den anschließenden Austausch.
Alfred Nobel hat ja bekanntlich das Dynamit erfunden. Er tat dies mit einer sehr guten Absicht. Alfred Nobel wollte einen Beitrag zum Tunnelbau leisten. Tunnel mussten gebaut werden, besonders für die Eisenbahn, für Schienen und Wegstrecken. Dabei war das Dynamit als Mittel zum Tunnelbau eine enorm hilfreiche Erfindung.
Leider musste Alfred Nobel bald darauf feststellen, dass seine gute Erfindung, die er mit einer guten Absicht erfunden hatte, bald darauf missbraucht wurde. Menschen wurden damit in die Luft gesprengt. So hatte er sich das Ganze nicht gedacht. Aus einer guten Erfindung wurde etwas, das sehr viel Leid und Schmerz verursachte.
Wir sprechen heute Abend über das Thema Sexualität – genauer gesagt: Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat. Ich glaube, wir können eine gewisse Parallele feststellen. Gott hat die Sexualität als etwas sehr, sehr Gutes erschaffen. Leider leben wir in einer Welt, in der Sexualität pervertiert wird. Dieses perverse, weltliche Denken – das, was die Welt aus der guten Gabe Gottes gemacht hat – prägt unser Denken und beeinflusst auch teilweise unsere Haltung.
Auch als Christen stehen wir unter diesem Einfluss. Manchmal äußert sich das darin, dass wir Sexualität irgendwie doch als etwas Böses oder nicht ganz so Heiliges betrachten. Mein Anliegen heute Abend ist, dass wir noch einmal wirklich zur Bibel zurückgehen und hoffentlich auf sehr erfrischende Weise feststellen, wie Gott sich das Ganze ursprünglich gedacht hat.
Genau das ist das Thema des Textes: Hohelied Kapitel 4, Vers 1 bis Kapitel 5, Vers 1. Wir haben bereits einige Vorträge hinter uns. Wir haben gesehen, wie die beiden Verliebten sich kennengelernt haben. Wir haben erlebt, wie sie romantische Zweisamkeit genießen und Komplimente sowie Geschenke austauschen. In Kapitel 3, also genau der Text vor unserem heutigen, haben wir beim letzten Mal gesehen, wie sie geheiratet haben.
Im heutigen Text geht es um die Hochzeitsnacht. Denn hier nennt er sie „meine Braut“, und ihr Schleier wird erwähnt. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Hochzeitsnacht geschildert wird. Ich möchte aber nicht nur konkret über die Hochzeitsnacht sprechen, sondern aus diesem Text auch allgemeine Prinzipien ableiten – für die Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat.
Ich glaube, wir können sehr viel aus diesem Text lernen. Ich fand es in der Vorbereitung enorm hilfreich, diese erfrischende biblische Sicht auf Sexualität noch einmal mitzuerleben. Ich hoffe, dass das auch für euch heute Abend schön und richtig erfrischend wird. Es soll einfach noch einmal die göttliche Perspektive deutlich werden: wie wunderschön Gott sich die Sexualität gedacht hat.
Auch heute Abend haben wir wieder drei Punkte. Der erste Punkt lautet: Ein Rahmen voller Annahme und Bewunderung. Wie hat sich Gott die Sexualität gedacht? Gott hat sich Sexualität in einem Rahmen voller Annahme und Bewunderung gedacht.
Kommen wir zum Text. Wir lesen die ersten sieben Verse in Kapitel 4. Ich lese den Text hier am Stück vor:
„Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor, dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead hüpfen, deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe, die aus der Schwemme heraufkommen, jeder Zahn hat seinen Zwilling, keiner von ihnen fehlt. Wie eine karmesinrote Schnur sind deine Lippen, und dein Mund ist lieblich, wie eine Granatapfelscheibe schimmert deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor, dein Hals ist wie der Turm Davids, der rund gebaut ist, tausend Schilde hängen daran, alle Schilde von Helden. Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze, Zwillinge der Gazelle, die in den Lilien weiden. Wenn der Tag verhaucht und die Schatten fliehen, will ich zum Mürreberg hingehen und zum Weihrauchhügel. Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel ist an dir.“
Die Hochzeitsnacht beginnt mit Bewunderung. Dieser Abschnitt ist eingerahmt von einer Schönheitsbekundung. Wir haben uns jetzt sieben Verse angeschaut. Bereits in Vers 1, der Einleitung, fängt er damit an und sagt: „Siehe, du bist schön.“ Am Ende dieses Gedankenabschnitts, in Vers 7, wiederholt er: „Alles an dir ist schön.“
Vers 1 lautet: „Du bist schön“, Vers 7: „Alles an dir ist schön“. Dazwischen, in den Versen 2 bis 6, beschreibt er genau, was er an ihr schön findet. Wovon ist er begeistert? Er ist von sehr vielem begeistert. Er beginnt bei den Augen und arbeitet sich dann weiter nach unten bis zu den Brüsten.
Wir finden etwas Ähnliches in Kapitel 7, dort fängt er unten an und arbeitet sich nach oben. Hier hingegen arbeitet er sich von oben nach unten vor. Er schwärmt von ihrer Schönheit, und das alles unterstreicht eine leidenschaftliche Begeisterung.
Ganz am Anfang lobt er ihre schönen Augen. Es heißt: „Deine Augen leuchten wie Tauben hinter deinem Schleier hervor.“ Bevor ich noch einmal darauf eingehe, was es mit den Tauben auf sich hat, müssen wir zunächst festhalten: Er bewundert ihre Augen. Sie hat schöne Augen.
Im Laufe der Geschichte haben sich Schönheitsideale schon gewandelt. Früher war zum Beispiel ein runder Körper das Schönheitsideal, heute eher schlank. Interessanterweise waren ausdrucksvolle Augen schon immer ein Merkmal von Schönheit. So heißt es auch in 1. Mose 29,17: „Leas Augen waren matt, Rahel aber war schön von Gestalt und vom Aussehen.“
Auch im Propheten Jeremia, Kapitel 4, Vers 30, sehen wir, dass Frauen damals schon ihre Augen durch Schminke besonders betonen wollten. Augen waren also über die Zeit hinweg stets ein Merkmal für Schönheit. Hier in unserem Text bewundert der verliebte Bräutigam die schönen Augen seiner Braut.
Nun zu den Tauben: Ich habe es bereits in einem vorherigen Vortrag erwähnt, dass Tauben ein Symbol für die Liebe sind. Was heute ein Herz ist, war damals eben die Taube. So lobt er hier nicht nur ihre schönen Augen, sondern auch das, was die Augen ihm sagen. Er lobt ihre liebevollen Blicke.
Das passt wunderbar zu der Aussage in Vers 9: „Du hast mein Herz geraubt mit einem einzigen Blick aus deinen Augen.“ Das heißt, er kennt ihre Augen ganz genau. Er hat darüber nachgedacht, was er in ihren Augen sieht, und bringt es liebevoll zum Ausdruck. Er versucht, dies in Worte zu fassen und ihr damit ein Kompliment zu machen.
Von den Augen kommt er nun zu den Haaren. Es heißt: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead hüpfen.“ Im lokalen Kontext sind es relativ eindeutig schwarze Ziegen, die in der Gegend lebten. Wahrscheinlich hat sie also auch schwarze Haare.
Das Bild zeigt eine Herde Ziegen, die vom Gebirge herunterhüpft. Die Bewegung ist eindeutig wellenförmig. Ein Ausleger, konkret Gil Mundro, spricht hier von den turbulenten Locken der Frau. Vermutlich macht sie ihr Haar gerade für ihn auf, und man sieht die Locken fliegen. Er bewundert sie und bringt ganz liebevoll zum Ausdruck, wie sehr er ihre Haare liebt und wie schön ihr Haar ist.
Er arbeitet sich weiter nach unten und ist jetzt bei den Zähnen. Es heißt: „Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe, die aus der Schwemme heraufkommen. Jeder Zahn hat seinen Zwilling, keiner von ihnen fehlt.“
Einmal lobt er hier ihr leuchtendes Weiß. Schafe, die aus der Schwemme kommen, sind sehr sauber. Und jeder Zahn hat seinen Zwilling, was damals nicht selbstverständlich war. Damals gab es nicht die Zahnmedizin wie heute. Dass eine Frau alle Zähne im Mund hatte, war nicht unbedingt Standard.
Genau das lobt er an ihr: ihre Zähne haben ein strahlendes Weiß, ein sehr gepflegtes, strahlendes Lächeln. Er bewundert sie dafür und sagt es ihr auch.
Dann ist er bei den Lippen, in Vers 3: „Wie eine karmesinrote Schnur sind deine Lippen, und dein Mund ist lieblich.“ Ich glaube, es geht hier weniger um die Form der Lippen, denn eine Schnur würde sehr schmale Lippen beschreiben.
Ich denke, es geht eher um die Farbe: karmesinrot. Die Lippen haben ein leuchtendes Rot, und das findet er toll an ihr. Wenn ihr euch noch erinnert: Im ersten Kapitel, Vers 2, schildert sie den Wunsch, dass er sie küssen soll. Ganz ehrlich, ich glaube, es fiel ihm nicht schwer, sie zu küssen. Er lobt ihren Mund.
Dann kommt er zur Schläfe. Ich glaube, dass hier die Wangen gemeint sind. Vers 3 heißt es: „Wie eine Granatapfelscheibe schimmert deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor.“ Es kann sein, dass hier die Schläfe gemeint sind, wahrscheinlicher sind jedoch die Wangen.
Dafür spricht, dass der Talmud, ein Schriftwerk im Judentum, die Wangen als Granatäpfel des Gesichts bezeichnet. Vermutlich lobt er hier ihre rötlichen Wangen. Und genau das – die Hautfarbe – war der sensible Bereich bei ihr.
Wenn ihr euch erinnert: Ganz am Anfang schämt sie sich ein Stück weit dafür, dass sie braun gebrannt ist. Braun war damals nicht das Schönheitsideal, und dafür schämt sie sich. Ihre Wangen waren also eigentlich die Problemzone, weil man dort gesehen hat, dass sie zu braun ist für die damalige Zeit.
Jetzt lobt er sie dafür, dass ihre Wangen rötlich sind. Er macht ihr Mut in ihrer Problemzone, könnte man sagen.
Dann ist er bei ihrem Hals angelangt und sagt: „Dein Hals ist wie der Turm Davids, der rund gebaut ist, tausend Schilde hängen daran, alle Schilde von Helden.“
In Ägypten war ein langer Hals besonders attraktiv. Das ist bis heute in einigen Kulturen so. Vielleicht habt ihr Bilder vor Augen, wo Frauen mit einem Gestell laufen, das den Hals auf ungewöhnliche Weise verlängert. Es war damals ein Schönheitsideal.
Ich glaube aber nicht, dass der Text das hier meint. Ich denke eher, es geht darum, dass sie einen sehr aufrechten, selbstbewusst wirkenden Auftritt hat, einen würdevollen Gang – nicht in einem negativen Sinne von Stolz. An einigen Stellen in Jesaja 3,16 bedeutet Stolz eher etwas Negatives.
Hier jedoch bewundert er sie für ihren aufrechten, würdevollen Gang. Das Bild mit dem Turm, an dem Waffen hängen, greift einen damaligen Brauch im Krieg auf, bei dem Türme mit Waffen dekoriert wurden. Vielleicht will der Text damit sagen: „Dein Halsschmuck lässt alle Helden dahinschmelzen.“
Von den Augen geht er weiter nach unten zum Hals. Wenn man dann weiter nach unten kommt, ist man bei der Brust angelangt. Genau da ist er jetzt in Vers 5 und sagt: „Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitze, Zwillinge der Gazelle, die in den Lilien weiden.“
Er bewundert auch ihre Brüste und vergleicht sie mit Gazellen. Hier ist nicht ganz klar, was der Vergleichspunkt ist. Jeder Ausleger sagt etwas anderes. Einige sagen, es ist Sanftheit, andere Geschmeidigkeit, Sinnlichkeit, Wärme, Schönheit oder Jugend.
Robert Alter legt vielleicht etwas mehr Fantasie in den Text und sagt, solche Tiere laden zum Streicheln ein. Ich weiß nicht, ob der Text das wirklich meint. Fakt ist, hier geht es schon um Intimität. So intim haben die beiden noch nicht miteinander gesprochen. Jetzt befinden sie sich in der Hochzeitsnacht, und hier werden Dinge beim Namen genannt, liebevoll auf sehr intimer Ebene angesprochen.
Zusammenfassend kann man sagen: Er bewundert sie total und wählt eine sehr wertschätzende Sprache. Ich möchte an dieser Stelle einige Beobachtungen teilen.
Er gibt ihr sehr viel Sicherheit durch seine vollkommene Annahme. Wir wissen, dass Sulamit als Jungfrau in die Ehe gegangen ist, weil der Text es sagt – dazu kommen wir noch. Sie war auch sehr verschlossen gegenüber anderen Männern.
Das heißt, sehr wahrscheinlich steht sie hier zum ersten Mal nackt vor einem Mann. Warum sage ich, dass sie nackt vor ihm steht? Nun, er hat gerade ihre Brüste bewundert. Damals liefen Frauen nicht in engen Tops herum. Wenn er ihre Brüste sieht und bewundert, steht sie nackt vor ihm.
Sie steht hier nackt vor ihm, wie Gott sie schuf. Es ist die Hochzeitsnacht. Er bewundert sie so sehr, da sie sich jetzt zum ersten Mal einem Mann so öffnet. Vielleicht bringt das auch ein bisschen Unsicherheit mit sich.
Er gibt ihr durch seine wertschätzende Annahme ganz viel Sicherheit. Hier kommt ein Stück weit das Paradies zurück, oder im Garten Eden heißt es: „Sie waren nackt und schämten sich nicht.“ Genau das erleben die beiden hier. Er sagt: „Kein Makel ist an dir, jeder Zentimeter an dir ist schön.“
Er beschreibt, was er für sie empfindet. Ich möchte als Ehemann die Frage stellen: Wird das deiner Frau vermittelt? Nicht nur in der Hochzeitsnacht, sondern auch heute, in den letzten Wochen und den kommenden Wochen? Gibst du ihr zu verstehen, dass du sie vollkommen annimmst? So wie sie ist, ist sie schön. Jeder Zentimeter an ihr ist schön.
Das ist etwas Wunderbares, was er hier macht. Und das ist Sexualität, wie Gott sie sich vorgestellt hat: ein Rahmen voller Annahme und voller Bewunderung.
Was mir noch auffällt: Er lobt sie detailliert und ganzheitlich. Er lobt sehr spezifisch, was er an ihr toll findet, und wählt eine sehr wertschätzende Sprache – nicht vulgär.
Was ich mit ganzheitlich meine: Er bewundert sie als Ganzes. Er reduziert ihre Schönheit nicht auf einzelne Körperregionen. Gerade in einer Welt, in der Männer Frauen oft als bloße Objekte sehen, reduzieren viele Männer Frauen auf zwei Körperregionen: die Oberweite und den Hintern. Das wird vor allem durch Pornografie geprägt.
Das ist pervers – eine Frau, ein Geschöpf Gottes, auf zwei Körperregionen zu reduzieren. Schaut, was wir aus dem Text lernen können: Sie steht zum ersten Mal nackt vor ihm, und er lobt zunächst ihre Augen und ihren Hals. Er lobt sämtliche Details.
Ihm geht es nicht nur um zwei Körperregionen. Er hat einen Blick für ganzheitliche Schönheit. Das sollten wir lernen, gerade wir als Ehemänner. Du kannst deine Frau nicht nur auf bestimmte Körperregionen reduzieren. Das ist nicht Gottes Wille, sondern eine sehr reduzierte Sicht.
Das ist auch das, was Pornografie bewirkt: Sie raubt dem Menschen die Sicht für wirkliche Schönheit. Genau das bewundern wir hier in diesem Bibelabschnitt. Es geht um ganzheitliche Bewunderung.
Daher möchte ich ermutigen, als Mann deine Frau ganzheitlich zu loben: „Schatz, deine Haare sind so schön. Liebling, deine Augen sind wunderbar. Dein Mund ist so schön. Ich küsse dich so gern, und deine Lippen sind echt schön.“
Lasst uns damit anfangen, unsere Frau noch ganzheitlicher zu loben, als wir es vielleicht bisher tun. Vielleicht sind wir da schon auf einem guten Weg.
Eine weitere Beobachtung: Bevor es zum Sex kommt, konzentriert er sich voll auf das Geben. Schaut euch die vielen Possessivpronomen im Text an: „Deine“, „dein“. Im Text ist sehr wenig die Rede von „mir“ und „mich“.
Er sagt: „Du bist schön, du bist schön, deine Augen, dein Schleier, dein Haar, deine Zähne, deine Lippen, dein Mund, deine Schläfe, dein Schleier, dein Hals, deine beiden Brüste – alles an dir ist schön. Kein Makel ist an dir.“
Es geht ihm ums Geben, ums Geben, ums Geben. Es geht um dich. Du bist mir so wichtig, deswegen bist du so schön. Ich will dir etwas geben, ein Kompliment.
Ihr Lieben, genau darum geht es: ums Geben. Wir hatten vor einiger Zeit ein Gespräch mit meiner Frau im Rahmen der Ehevorbereitung, das letzte Gespräch vor der Hochzeit. Dort ging es um Sexualität.
Ich werde nicht vergessen, welche Frage die Verlobte uns damals gestellt hat. Sie sagte: „Viele Frauen haben mir gesagt, Sex ist eigentlich für die Frau gar nicht schön, eigentlich ist es nur für den Mann schön.“ Das haben ihr viele Frauen gesagt.
Jetzt steht sie kurz vor der Hochzeit und möchte einfach mal beide Seiten hören: „Ist es wirklich nur für den Mann schön?“ Ich fand es so traurig, dass einige Frauen diese Erfahrung machen und so etwas sagen.
Ich glaube, wenn wir Männer uns mehr auf das Geben konzentrieren würden als auf das Nehmen, so hat Gott es sich gedacht, dann wird es auch für die Frau wirklich sehr schön. So hat Gott Sexualität gedacht: als einen Ort von Annahme und Bewunderung.
Deshalb möchte ich euch ermutigen: Schafft in eurem Schlafzimmer eine Atmosphäre von selbstloser Bewunderung. Schafft ein Setting voller Annahme, in dem ein Stück Paradies zurückkehrt.
„Sie waren nackt und schämten sich nicht.“ Voller Bewunderung konzentriert sich jeder auf den anderen und aufs Geben. Ich glaube, wenn Sexualität so gelebt wird, ist sie unglaublich schön. Das möchte ich euch mitgeben. Genau so hat sich Gott das gedacht.
Wir kommen zum zweiten Punkt: eine Beziehung voller Liebe und Faszination. Jetzt lese ich gerne die Verse 8 bis 11 vor:
„Mit mir vom Libanon, meine Braut, mit mir vom Libanon sollst du kommen,
sollst herabsteigen vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Senier, vom Hermon,
weg von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden.
Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut,
du hast mir das Herz geraubt mit einem einzigen Blick aus deinen Augen,
mit einer einzigen Kette von deinem Halsschmuck.
Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut,
wie viel köstlicher ist deine Liebe als Wein
und der Duft deiner Salben als alle Balsamöle!
Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut,
Honig und Milch ist unter deiner Zunge,
und der Duft deiner Gewänder gleicht dem Duft des Libanon.“
Während es im letzten Punkt, den wir gerade besprochen haben, vor allem um die Bewunderung des Äußeren ging, dreht sich hier vieles um die Beziehung. Ich möchte euch dazu noch einmal einen kurzen Überblick geben.
In Vers 8 lädt er sie ein: „Mit mir, mit mir sollst du kommen.“ Hier geht es um Beziehung – um „wir beide“, um das Zusammen-Sein. In Vers 9 sagt er: „Du hast mir das Herz geraubt.“ Das bedeutet: „Ich liebe dich.“
In jedem Vers nennt er sie „meine Braut“, und zwar mehrfach. Außerdem nennt er sie zweimal „meine Schwester“. Das könnte auf den ersten Blick verwirrend sein – hat er seine Schwester geheiratet? Natürlich nicht.
Der Begriff „Schwester“ wurde auch in ägyptischen Liebesliedern verwendet und stand damals einfach für eine ganz besonders enge Beziehung. Das bringt er hier zum Ausdruck: „Wir haben eine sehr enge Beziehung, du bist mir so nah, und ich wünsche mir, mit dir zusammen zu sein.“ Dementsprechend wird die Liebe hier auch gelobt und als etwas Köstliches beschrieben.
Was sagt uns dieser Abschnitt, der noch vor dem eigentlichen Geschlechtsakt steht? Er zeigt uns, dass Sexualität, so wie Gott sie sich vorgestellt hat, in einer Beziehung stattfindet, die von Liebe und Faszination geprägt ist.
Ich möchte jetzt noch auf einige Details im Text eingehen. In Vers 8 lädt er sie ein und sagt:
„Mit mir vom Libanon, meine Braut, mit mir vom Libanon sollst du kommen,
sollst herabsteigen vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Senier und Hermon,
weg von den Lagerstätten der Löwen und von den Bergen der Leoparden.“
Er lädt sie ein, von bestimmten Bergen zu ihnen herabzusteigen. Wir müssen wissen: Der Libanon ist das höchste Gebirge in Israel, über 3000 Meter hoch. Die anderen genannten Berge befinden sich ebenfalls in dieser Region.
Sie wird hier bildhaft beschrieben als jemand, der auf den Bergen lebt. Natürlich ist das nicht wörtlich gemeint. Er schildert hier bildhaft, wie sie auf ihn wirkt. Sie ist fast unerreichbar.
Gerade wenn er sagt, sie wohnt bei Löwen und Leoparden, möchte er eine geheimnisvolle Aura erzeugen. Sie ist für ihn geheimnisvoll, umwerfend, fast schon übermenschlich. Sie wirkt für ihn unerreichbar, als spiele sie in einer anderen Liga. Er spielt Regionalliga, sie spielt Champions League.
Interessanterweise müssen wir uns noch einmal vor Augen führen: Wenn Salomo der Geliebte ist und Sulamith das bäuerliche Mädchen, dann ist es eigentlich andersherum. Sie ist für ihn unerreichbar. Doch Salomo dreht hier den Spieß um und sagt: „Du bist für mich unerreichbar, aber ich lade dich ein. Ich liebe dich, komm mit mir. Ich will mit dir eine Liebesbeziehung leben.“
„Du hast mein Herz geraubt“, sagt er in Vers 9, „mit deinen Blicken, mit deinem Schmuck.“ Er hat sich von ganzem Herzen für sie entschieden. Er will mit ihr das Leben teilen. Er genießt ihre Liebe, die so kostbar ist, viel kostbarer als Wein oder teure Öle.
In Vers 11 heißt es dann:
„Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut,
Honig und Milch ist unter deiner Zunge,
und der Duft deiner Gewänder gleicht dem Duft des Libanon.“
Hier geht es nicht um die Schönheit ihres Mundes als Redeorgan – das hatte er ja im Text davor gelobt. Vielmehr ist das eine bildhafte Sprache für ihre Worte. Ihre Worte ihm gegenüber sind so liebevoll.
Wir sind hier wieder auf der Beziehungsebene. Sie reden liebevoll miteinander, die beiden lieben sich wirklich. Das heißt: Bevor es zum körperlichen Akt kommt, wird hier die Beziehung beschrieben – voller Liebe, Faszination und Wertschätzung.
Ich habe den Eindruck, dass Sexualität in unserer Welt heute häufig auf ein rein körperliches Erlebnis reduziert wird. Man hört oft Sätze wie: „Es ist doch irgendwie riskant, einander zu heiraten, wenn man vorher noch nicht miteinander geschlafen hat, weil man ja gar nicht weiß, ob es körperlich passt.“ Sicherlich habt ihr diesen Satz auch schon mal gehört. Er fällt immer wieder. Gemeint ist: Man sollte vorher testen, ob der andere gut im Bett ist, bevor man ihn heiratet. Sex wird hier auf etwas rein Körperliches reduziert.
In einer Talkshow – ich muss dazu sagen, ich bin ohne Fernseher aufgewachsen, aber als Teenager bin ich oft zum Nachbarsjungen, einem Freund, gegangen, und wir haben am Nachmittag stundenlang fernsehen geschaut. Es war völlig sinnlos, aber wir haben Talkshows geguckt. Völliger Blödsinn. An eine Talkshow erinnere ich mich aber nach wie vor. Dort war ein Mann, der mit zwei Freundinnen da war und sagte: „Eine brauche ich fürs Bett und eine fürs Herz, für die Liebe.“
Genau das ist es, was die Welt uns manchmal vermittelt: Sex kann losgelöst von einer Liebesbeziehung stattfinden. Sex ist heute etwas, das man kaufen kann. Häufig wird Sex zu einer Sache degradiert.
Interessant ist, dass die Bibel das Wort „Sex“ gar nicht benutzt. Ist euch das schon einmal aufgefallen? Es wäre vielleicht auch zu sachlich. Immer wenn die Bibel vom Geschlechtsverkehr spricht, tut sie das in Beziehungsbegriffen. Zum Beispiel: „Sie werden ein Fleisch.“ Oder: „Er erkannte seine Frau.“ Das ist eine ganz tiefe Erfahrung, die da beschrieben wird.
Oder in Hohelied Kapitel 7 sagt sie: „Ich will dir meine Liebe schenken.“ Es sind immer sehr persönliche Begriffe, die Beziehung signalisieren. Genau so hat Gott sich Sex auch gedacht. Sex muss im Kontext einer Liebesbeziehung stattfinden, einer verbindlichen Liebesbeziehung.
Das ist das Paradox, das Paulus in 1. Korinther 6 anspricht, wenn er vor Sex mit Prostituierten warnt. Er sagt, das ist paradox: Wer sich an eine Prostituierte hängt und mit ihr schläft, wird ein Fleisch mit ihr, obwohl keine Beziehung da ist. Das ist paradox.
Es ist so wichtig, dass wir das verstehen: Sex ohne Beziehung kann niemals in dem Maße genossen werden, wie Gott es sich gedacht hat, weil Gott die Sexualität vollständig im Beziehungssetting verortet hat.
Ein wichtiger Schlüssel für eine erfüllende Sexualität in der Ehe ist eine tiefe Beziehung zueinander. C. J. Mahaney hat einmal sinngemäß gesagt: Erfüllende Sexualität ist nicht die Voraussetzung für eine liebevolle Beziehung, sie ist das Ergebnis einer liebevollen Beziehung.
Man liebt sich also nicht, weil man großartigen Sex hat, sondern man hat großartigen Sex, weil man sich liebt.
Die Welt, in der wir leben, bewertet Sexualität häufig ausschließlich anhand körperlicher Aspekte. Aber wir Menschen bestehen nicht nur aus Körper. Wir bestehen aus Leib, Seele und Geist. Deswegen muss Sexualität auch immer ganzheitlich gesehen werden – im Beziehungskontext.
Das ist das Schöne an der Sexualität in der Ehe: Gerade hier genießt man die engste Gemeinschaft, die zwei Personen genießen können. Man genießt sie ein Leben lang nur mit der einen Person, mit der man schon durch Freude und Leid gegangen ist, mit der man gemeinsam Kinder aufgezogen hat, der man immer treu geblieben ist.
Mit dieser Person genießt man diese wunderbare Zeit zusammen im Schlafzimmer. Das kann die Welt, glaube ich, nie in dem Maße genießen, wie wir Christen es können, wenn wir wirklich bibelgemäß leben.
Ich glaube wirklich, dass Christen eigentlich den schönsten Sex haben können, wenn sie sich an Gottes Wort halten. Gott ist der Erfinder, und sein Wort ist die Anleitung dafür. Genau dort, wo man sich an sein Wort hält, kann man sehr erfüllende und schöne Sexualität in der Ehe genießen.
Was sagt ihr zu dem Satz: Je länger man verheiratet ist, desto schöner wird die Sexualität, weil die Beziehung immer tiefer wird? Wir sind erst elf Jahre verheiratet, in diesem Jahr werden es zwölf, aber ich glaube, dass an diesem Satz etwas Wahres dran ist. Es geht eben nicht nur um das Körperliche, sondern um die Beziehung zueinander. Wenn die Beziehung immer tiefer wird, kann man auch die Sexualität noch mehr genießen.
Die Grundlage für gottgewollte Sexualität ist also eine Beziehung voller Liebe und Faszination.
Und jetzt kommen wir zum dritten und letzten Punkt für heute Abend: Ein Ort voller Genuss und Geschenke.
In diesem Abschnitt geht es sehr konkret um die Hochzeitsnacht und die Sexualität in dieser besonderen Nacht. Dieser Abschnitt steht, wie ich sehr interessant finde, formal genau im Zentrum des Buches Hohelied. Das bedeutet, es gibt 55 Verse davor und 55 Verse danach – und ich glaube, das ist kein Zufall.
Hier wird die Hochzeitsnacht sehr konkret geschildert, und das ist das Zentrum des Buches Hohelied. Es geht darum, wie man diese Nacht in einem wunderbaren Rahmen genießen kann. Ich werde diesen Abschnitt gleich Vers für Vers mit euch durchgehen.
In diesem Abschnitt wird sie beziehungsweise ihre Sexualität mit einem Garten verglichen. Das Bild vom Garten ist ein sehr passendes Bild, denn man muss berücksichtigen, dass ein bewässerter Garten im trockenen Israel damals für Erholung, Erfrischung und Genuss stand. Um diesen Genuss geht es jetzt hier in der Hochzeitsnacht.
In Vers 12 wird sie zunächst mit einem verschlossenen Garten und einer versiegelten Quelle verglichen. Hier geht es genau darum, was ich vorhin schon gesagt habe: Sie ist als Jungfrau in die Hochzeitsnacht gegangen und hat ihre Sexualität bis zur Hochzeit bewahrt. Genau das ist der Wille Gottes. Sie ist ein verschlossener Garten, eine versiegelte Quelle. Ein verschlossener Garten ist nicht für jeden geöffnet; da durfte nicht jeder hineingehen. Sie hat ihn bewahrt, er war verschlossen.
Es ist etwas Kostbares, wenn man es für den eigentlichen Zweck behütet, wenn man als Jungfrau in die Ehe geht. Und genau das will Gott. Das ist Gottes Wille, dass die Sexualität zum ersten Mal im Kontext einer verbindlichen Liebesbeziehung genossen werden kann.
Dieser verschlossene Garten wird nun für den Mann zum Lustgarten. In den Versen 13 und 14 heißt es:
"Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatäpfelbäumen samt köstlichen Früchten, Hennarsträuchern samt Naden, Nade und Safran, Würzrohr und Zimt samt allerlei Weihrauchgewächsen, Myrrhe und Aloe samt allerlei besten Balsamsträuchern."
Der Begriff "Lustgarten" ist eigentlich der Ursprung des Wortes "Paradies". In diesem Garten, der letztendlich ihre Sexualität meint, werden zehn verschiedene Pflanzenarten genannt.
Ich werde jetzt nicht jede Pflanze im Detail analysieren, denn das würde den Rahmen sprengen. Es geht vielmehr um die Gesamtbotschaft: Durch die Aufzählung dieser kostbaren und teilweise exotischen Pflanzen möchte der Text deutlich machen, wie kostbar ihr Garten ist. Das ist nichts Billiges, nichts, was es an jeder Straßenecke gibt. Es ist etwas sehr Kostbares, das bewahrt wurde und an dem noch keiner zuvor war.
Jetzt wird dieser Garten, der für alle anderen verschlossen war, für ihn, den Bräutigam, zum reinen Paradies.
Wenn Gott jede Form von Sexualität vor und außerhalb der Ehe verbietet – und das tut er – dann will er damit nicht den Spaß verderben. Gott will Freude maximieren, er möchte Erfüllung schenken. Genau das möchte diese Aufzählung kostbarer Pflanzen, die für die Sexualität steht, verdeutlichen: Für den Partner ist es das pure Paradies.
Tim Keller schreibt in seinem Buch über die Ehe über Sex: "Sex ist die von Gott eingesetzte Weise, einander zu sagen, ich gehöre total, permanent und exklusiv zu dir, und wir dürfen ihn nicht benutzen, um weniger zu sagen." Ich finde, das ist ein sehr zutreffendes Zitat.
In Vers 15 geht es weiter:
"Eine Gartenquelle bist du, ein Brunnen mit fließendem Wasser und Wasser, das von Libanon strömt."
Sie wird hier mit einer Quelle verglichen, einer Quelle vom Libanon, das heißt ein Gebirgsbach. Ich weiß nicht, ob jemand von euch schon mal in den Bergen war und aus einem Gebirgsbach getrunken hat. Das ist kein abgestandenes Regenwasser, sondern eine Quelle der Erfrischung – frisch und klar.
Genau so hat Gott sich die Sexualität gedacht. Gott hat die Sexualität als etwas Erfrischendes für die Ehe vorgesehen. Sexualität ist nicht die Basis für eine christliche Ehe – Christus ist die Basis. Christus ist das lebendige Wasser, die ultimative Quelle unserer Erfrischung.
Aber Gott gibt uns die Sexualität, um unsere Ehe zu bereichern und immer wieder zu erfrischen. Der Ehealltag bringt oft Vieles mit sich – Eintönigkeit, Verpflichtungen, Mühe, Nöte und Alltagstrott. Gottes Gedanke ist, dass man im Schlafzimmer immer wieder neue Erfrischung für die Liebesbeziehung findet.
Das heißt: Macht euer Schlafzimmer zu einer Oase für das Eheleben, zu einem Ort der Erfrischung.
In Vers 16 ergreift sie das Wort und sagt:
"Wach auf, Nordwind, und komm, Südwind! Lass duften meinen Garten, lass strömen seine Balsamöle! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine köstlichen Früchte."
Es ist interessant, dass sie hier den Wind auffordert, die Düfte ihres Gartens zu verbreiten. Das ist Bildersprache, die ich erklären möchte.
Der Garten steht ja, wie gesagt, für ihre Sexualität. Er bewundert sie und ihre Sexualität. Sie geht jetzt voll darauf ein und möchte seine Freude noch einmal steigern. Er begehrt sie schon total, und sie setzt noch einen drauf. Sie sagt: "Versprühe den Duft noch einmal stärker." Sie möchte ihn völlig umhauen – mit anderen Worten – mit ihrer Sexualität.
Das finde ich so interessant: Sulamit war gegenüber allen anderen Männern total zurückhaltend und verschlossen, aber gegenüber ihrem Ehemann ist sie alles andere als verschlossen. Sie ist aktiv, initiativ, nicht passiv. Sie will ihn völlig berauschen mit ihrer Sexualität, weil sie ihn liebt.
Sie öffnet den Garten, er darf gerne hineinkommen, aber nicht nur das – er darf hineinkommen und die Früchte essen.
Ein Detail im Text ist hier ganz wichtig: Am Anfang von Vers 16 sagt sie: "Lass duften meinen Garten." Im zweiten Teil heißt es: "Mein Geliebter komme in seinen Garten." Das heißt, das ist der Punkt, an dem sie sich ihm gibt.
Sie sagt: "Mein Garten ist jetzt dein Garten." Könnt ihr das sehen? "Mein Garten ist jetzt dein Garten, ich gehöre jetzt dir, mein Körper gehört jetzt dir."
Daraus können wir lernen: Sexualität ist immer ein Akt der Hingabe. Man übergibt sich dem Ehepartner.
Diese Einladung nimmt er natürlich sehr gerne an. In Kapitel 5, Vers 1 heißt es:
"Ich komme in meinen Garten, meine Schwester, meine Braut, ich pflücke meine Myrrhe samt meinen Balsam, esse meine Wabe samt meinen Honig, trinke meinen Wein samt meiner Milch. Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe."
Aus der Bewunderung wird nun eine Handlung. Achten wir nur auf die vier Verben: Er sagt, ich komme, ich pflücke, ich esse, ich trinke. Er genießt sie so sehr.
Milch und Honig sind Bilder für Genuss, und das Ganze wird noch einmal gesteigert mit Wabe – nicht nur Honig – und Wein – nicht nur Milch.
Diese Bilder signalisieren: Es geht um Freude über Freude.
Genau so hat sich Gott die Sexualität gedacht: Sie soll uns erfreuen, Freude über Freude, also maximales Genießen.
Wer bisher dachte, die Bibel sei in puncto Sexualität eher prüde oder Gott hätte etwas gegen Freude im Schlafzimmer, der muss spätestens jetzt seine Theologie überdenken. Spätestens beim Lesen dieser Verse wird klar: Es geht um Freude, um ganz, ganz viel Freude.
Aber auch hier möchte ich auf ein Detail eingehen. In Vers 17 sagt er: "Ich komme in meinen Garten." Das sagt er aber erst, nachdem sie in Vers 16 gesagt hat: "Mein Garten gehört jetzt dir."
Und wisst ihr, was wir daraus lernen können? Er nimmt sich nicht einfach, sondern er wird beschenkt. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Es geht hier um Respekt. Er ist voller Respekt, kein gieriger Nehmer, sondern ein bewundernder Empfänger.
Darum geht es in der Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat: Man beschenkt einander.
Sex sollte nie eingefordert werden, sondern dem Ehepartner angeboten. Es geht darum, einander Freude zu machen, einander zu beschenken.
Es geht nicht darum, einfach zu nehmen: "Ich nehme, was mir gehört." Stattdessen wartet er, und sie bietet sich ihm an. Dann nimmt er es dankbar an – er wird beschenkt.
Er ist kein gieriger Nehmer, sondern ein bewundernder Empfänger.
Es gibt auch so etwas wie Selbstbefriedigung in der Ehe, wenn der Mann nur seine Triebe befriedigen will und seine Frau dafür benutzt. Dabei geht es nur um ihn selbst. Das ist im Prinzip Selbstbefriedigung – nur eben mit der Frau.
Ich gehe davon aus, dass das nicht Gottes Wille ist.
In 1. Korinther 13 wird das Wesen der Liebe beschrieben: "Die Liebe sucht nicht das Ihre." Der Liebe geht es immer um den anderen.
Wie oft begehen wir vielleicht genau an diesem Punkt Fehler, dass wir nur etwas für uns haben wollen und der Ehepartner muss dafür herhalten. Das ist nicht Sexualität im biblischen Sinn.
Es geht um Bewunderung, um ein Anbieten und um gegenseitiges Beschenken.
Darum geht es, wenn wir über biblische Sexualität sprechen.
Die Liebe sucht nicht das Ihre.
Ich finde es wunderbar, dass uns der heutige Text eine so wertschätzende Sicht auf die Sexualität liefert. Es ist erfrischend, sich immer wieder mit der biblischen Sichtweise zu beschäftigen.
Wir denken oft viel zu häufig an uns selbst. Ich glaube, wir könnten viel mehr Freude auf diesem Gebiet genießen, wenn wir Gottes Wort ernst nehmen und seine Anleitung befolgen.
Wenn wir Sexualität in einer selbstlosen Art und Weise ausleben und vorrangig die Freude des Partners suchen, dann erleben wir echte Freude.
Der Text endet mit einer Einladung:
"Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe."
Plötzlich meldet sich hier eine dritte Stimme. Es sind ja nicht nur die beiden, die sprechen.
Wir dürfen uns das nicht zu wörtlich vorstellen, als ob die beiden in die Hochzeitsnacht gehen und plötzlich eine dritte Stimme unter dem Bett hervortritt und ruft: "Esst, Freunde, berauscht euch an der Liebe."
Das Hohelied ist Poesie. Wahrscheinlich sprechen hier die Töchter Jerusalems, die zwischendurch im Buch Hohelied immer wieder Kommentare abgeben.
Letztendlich ist es aber Gottes Reden an das Brautpaar, an uns alle.
Es ist eine Einladung, mit der der Text endet: "Esst, Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe."
Ich glaube, das ist ein passendes Fazit für den heutigen Abend.
Mit dieser Einladung möchte ich den Vortrag jetzt abschließen.
Ich fasse noch einmal ganz kurz zusammen und gebe euch dann einige Fragen mit zum Austausch.
Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat – darum ging es heute. Wir haben festgestellt, dass Sexualität in einem Rahmen voller Bewunderung und Annahme stattfindet.
Zweitens: Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat, findet in einer Beziehung voller Liebe und Faszination statt.
Drittens: Sexualität, wie Gott sie sich gedacht hat, ist ein Ort voller Genuss und Geschenke.
Jetzt möchte ich euch einige Fragen zum Austausch mitgeben:
Erstens: Was hat euch heute besonders angesprochen und was war neu? Sprecht einfach darüber, was ihr besonders für euch mitnehmen wollt.
Zweitens: Was findet ihr in eurer Sexualität am schönsten? Redet offen darüber, was ihr am schönsten findet.
Drittens: Was möchtest du dir persönlich vornehmen, um deinem Ehepartner ein noch größerer Segen zu sein? Gerade auch auf dem Gebiet der Sexualität.
Damit entlasse ich euch jetzt in den Abend zum Austausch. Ich hoffe, dieser Vortrag war auch für euch ein Gewinn. Ich wünsche euch viel Segen beim Austausch.
Wir melden uns dann wieder am Donnerstag, am ersten Donnerstag des nächsten Monats.
Bis dann, macht’s gut, einen gesegneten Abend euch, ciao!