Die Freiheit im neuen Bund und die Gefahr von Regelwerken
Was wäre und wohin würde es führen, wenn ich tatsächlich glauben würde, was Paulus hier predigt? Wenn es wirklich so wäre, dass ich, wenn ich Jesus habe, alles habe; dass ich also quasi nicht mehr haben kann, als in dieser Beziehung zu leben; wenn ich alles, was ich mir an Regeln aufstelle, alles, was ich an religiösen Bezugspunkten habe, einfach mal weglasse – wohin würde das führen?
Es würde zu folgendem führen: Kolosser 2,16 sagt: „So richte euch nun niemand.“ Wir kommen jetzt in einen großen Block hinein. Paulus sagt, wer im neuen Bund lebt, wessen Leben von einer lebendigen Beziehung zu dem Herrn Jesus geprägt ist, der soll darauf achten, dass nicht andere kommen und ihn beurteilen.
„So richte euch nun niemand, wegen Speise und Trank.“ Ich bin an der Stelle einer, ich bin Veganer, ich bin Vegetarier, ich bin Steakfanatiker, und ich freue mich immer über den Noah-Bund. Das ist aber nicht unser Thema, ich weiß. Wir sind weg, wir sind aus diesem jüdischen Denken raus: Speise, Trank oder betreffs eines Festes.
Manchmal haben Christen schon so ein Problem damit, ob ein Christ einen Weihnachtsbaum haben darf oder nicht. Da flackert manchmal etwas hoch. Aber ihr merkt ja auch, es betrifft Feste, Neumonde oder Sabbate. Wir merken, es sind an dieser Stelle typisch jüdische Regeln. Aber du kannst natürlich auch andere Regeln dafür einsetzen. Regeln, bei denen du sagst, das ist mir wichtig, und jemand anders sagt, mir aber nicht.
Das erinnert ein bisschen an Römer 14. Der eine macht so, der andere so. Es ist mir völlig egal, wie du bestimmte Dinge handhabst, aber bitte fang nicht an, dich hinzustellen und zu sagen: „Ja, der gute Christ, wenn du wirklich mit Gott so ganz intensiv einen auf Du machen willst, der richtig gute Christ, der hat definitiv keinen Weihnachtsbaum.“
Oder um noch ein bisschen abstruser zu werden: Darüber haben sich auch Gemeinden gespalten. Ein guter Christ hat keinen Ehering. Oder ein guter Christ trinkt keinen Alkohol – um unsere amerikanischen Freunde ein bisschen ins Boot zu holen. Oder was auch immer an Regeln du aufstellst, was der gute Christ nicht tut.
Wann immer das kommt, lerne diesen Vers auswendig. Wann immer jemand kommt und sagt: „Du darfst das nicht!“ und dahinter nicht wirklich einen guten Vers hat, der das, was ich tue, als Sünde brandmarkt, dann kannst du das getrost ignorieren.
Um noch einmal meine Zigarre kurz einfließen zu lassen, weil ich sie ein sehr schönes Beispiel finde: Ich bin gegen Abhängigkeit. Ich kann also mit Zigarettenrauchern nicht so viel anfangen. Da gibt es für mich einen Punkt: Wenn ich abhängig bin, wenn mich etwas beherrscht – das heißt, sich von nichts beherrschen lassen, das finde ich kritisch.
Aber ich kann gegen eine gute Zigarre nichts sagen. Das ist eine der Dinge, die ich von den alten Brüdern übernommen habe. Wusstet ihr das? Alte Brüdergemeinden waren von der Liebe zu Gottes Wort und zu Zigarren geprägt. Wir haben den Brüdern morgens in der ersten Stunde zugehört.
Wir haben bestimmte Dinge, wo wir schnell anfangen, aus einer kulturellen Haltung heraus oder weil wir vielleicht früher etwas gewöhnt waren, zu sagen: „Ein guter Christ macht …“ und dann benennen wir etwas. Du kannst das handhaben, wie du willst. Aber bitte, wenn jemand kommt und versucht, daraus eine Regel abzuleiten, dann sind wir hier im Judentum.
Wir kommen aus dem Judentum heraus, wo jemand sagt: „Du musst aber den Sabbat halten!“ Und ich sage: Nein, den muss ich nicht halten. Es ist weise und richtig, einen Ruhetag zu haben. Es gibt dazu eine eigene Predigt auf Rockworks, falls ihr euch das anhören wollt.
Ich glaube, dass die Fähigkeit, einen echten Ruhetag zu haben, für unsere Seele von absoluter Bedeutung ist. Geistliche Kraft und Leistungsfähigkeit hängen davon ab, dass man einen richtigen Ruhetag hat. Aber ein Sabbatgebot gibt es nicht mehr. Das ist ein Bundeszeichen, das Gott mit Israel im Alten Testament hatte.
Und ich könnte euch – ihr werdet das im Skript finden, wenn ihr das nachlesen wollt – zehn Gründe nennen, warum das Sabbatgebot definitiv aufgehoben ist.
Das Alte Testament als Schatten und die Gefahr falscher Anbetung
Paulus bringt hier einen wichtigen Punkt: Er sagt, all diese Dinge im Alten Testament sind, wie in Vers 17 beschrieben, ein Schatten der künftigen Dinge. Ich habe eine Weile in Österreich gelebt, in Salzburg, und bin dann manchmal nach Hause gefahren, nach Berlin. Dort hatte ich noch meine Hauptwohnung.
Wenn du aus Salzburg rausfährst, setzt du dich auf die Autobahn. Kurz hinter der Grenze kommt das erste Schild mit der Aufschrift „Berlin“ und der Entfernung von etwa neunhundert Kilometern. Ich habe keine Ahnung, wer dieses Schild dort aufgestellt hat. Ich finde es völlig absurd, aber okay, es steht da. So ist das auch mit dem Alten Testament: Es ist ein Hinweiszeichen auf den Messias.
Wenn wir Abraham lesen, haben wir noch zweitausend Jahre vor uns. Und trotzdem, wenn du die Stiftshütte liest, bist du immer noch tausendfünfhundert Jahre unterwegs. Wenn du beim Tempel bist, sind es nur noch tausend. All diese Dinge sind Hinweiszeichen auf das Eigentliche.
Die Speiseopfer, Feste, Sabbate sind ein Schatten. Der Körper selbst aber ist Christus. Wir haben das Eigentliche. All diese Regeln sind Vorläufer; sie illustrieren einen Aspekt unserer Beziehung mit Jesus, aber sie sind nicht die eigentliche Beziehung.
Jetzt wird Paulus etwas deutlicher. Er sagt in Vers 18: „Lasst euch um den Kampfpreis von niemandem bringen.“ Die Frage, ob ich zu meinem Glauben noch etwas dazu tun muss, ob Christsein darin besteht, Jesus zu haben und sich an Regeln zu halten, ist keine Frage, bei der ich sagen kann: „Wem interessiert es denn groß?“ Paulus sagt: Du lässt dich um deinen Kampfpreis bringen. Die Belohnung für dein geistliches Leben hängt davon ab.
Lasst euch um den Kampfpreis von niemandem bringen! Lass dir mit anderen Worten den Siegespreis nicht aberkennen. Lass dich nicht disqualifizieren in deinem Lauf!
Wer sind diese Leute? Es sind Menschen, die ihren eigenen Willen tun, aber sehr demütig daherkommen – in Demut und Anbetung der Engel. Das sind Menschen, die ihren eigenen Willen tun, aber sehr demütig auftreten.
Für mich ist es erschreckend, den Dalai Lama im Fernsehen zu sehen. Er wirkt so niedlich und nett. Er hat eine ganz ruhige, sanfte, orangefarbene Ausstrahlung. Da denke ich: Wahnsinn, ich hätte so gerne sein Charisma. Er kommt so nett daher, und genau das ist das Problem.
Das sind Leute, auf die man hört, bei denen man denkt, die können doch gar nicht böse mit einem meinen. Sie tun ihren eigenen Willen in Demut und Anbetung der Engel. Ich persönlich glaube, dass es hier nicht darum geht, die Engel selbst anzubeten – das wäre sehr merkwürdig für Juden. Ich denke, es geht darum, eine Anbetung zu haben wie die Engel. Nicht englisch, sondern engelhafte Anbetung. Das finden wir in der Bibel, wenn wir einen Blick vor den Thron werfen, wo die Engel sagen: „Heilig, heilig, heilig.“
Es werden Leute kommen und sagen: „Ich habe eine andere Qualität von Anbetung für dich. Dieses dröge Einerlei, dieses den Mund aufmachen und reden, ja, da gibt es doch bestimmt ekstatischere Formen, wo man ein bisschen was erlebt, wenn man betet. Du kannst doch nicht einfach immer nur so auf Deutsch mit Gott reden. Da muss noch mehr drin sein.“ Wie auch immer das dann aussieht: Der auf Dinge eingeht, die er in Visionen gesehen hat, wo du fragst: „Warst du denn das hier? Ich habe geträumt.“ „Ja, aber das passt doch nicht zur Bibel.“ „Na und?“ Und es wird nicht mehr geprüft.
Dann gibt es Menschen, die ohne Ursache aufgeblasen sind von dem Sinn ihres Fleisches. Sie stellen sich hin und sagen: „Schaut mal, meine tolle Beziehung zu Gott.“ Und da ist überhaupt nichts.
Mir begegnet das immer wieder. Das möchte ich einfach zeugnishaft sagen: Es begegnet mir immer wieder, dass Leute nach außen hin von ihren tollen Gottesbeziehungen reden und meinen, einen extra Zugang zu Gott zu haben.
Ich muss jetzt vorsichtig sein, weil ich mir mit einem antikarismatischen Denken schwer tue. Ich weiß, dass gerade jetzt bestimmte Gruppen von bibeltreuen Gemeinden sehr auf ihre antikarismatische Haltung Wert legen. Das ist irgendwie wichtig für sie.
Ich tue mir damit schwer, weil das Geschwister sind. Aber ich tue mir auch schwer mit dem, was ich manchmal aus den Reihen dieser Geschwister höre. Wenn Freunde meinen, mir sagen zu müssen: „Jürgen, du bist nur dann ein richtiger Christ, wenn du in Zungen beten kannst.“ Da sage ich: Nein!
Nicht nur, dass die Bibel das nicht sagt – die Bibel sagt, der Geist gibt, wie er will. Wenn er mir das nicht gegeben hat, hat er es halt einfach nicht gegeben. Sondern es ist falsch, so eine Last aufzulegen: Christ plus diese Gabe, Christ plus das. Das ist immer falsch.
Und ich habe noch nie erlebt – weil ich ein neugieriger Mensch bin –, dass jemand sagt: „Mein Christsein ist besser als deins.“ Dann schaue ich mir den an. Das interessiert mich einfach. Logisch, stell dir mal vor, der hätte Recht. Dann will ich das ja auch haben.
Aber es ist mir tatsächlich noch nie begegnet, dass ich sagen könnte: Hier ist jemand, den ich persönlich kenne und dessen Leben ich zwei, drei, fünf Jahre verfolge, bei dem ich sagen könnte: „Mann, du hast echt eine andere Qualität.“
Es gibt manchmal so geistliche Wachstumskurven, geistliches Leben im Verhältnis zur Zeit. Und dann gibt es christliche Strömungen, die sagen: „Du musst da so eine zweite Erfahrung machen, so einen Sprung drin haben.“
Also habe ich mir die „Springer“ angeschaut, die sagen: „Ihr habt den Sprung hinter mir.“ Und stellte fest: Ihr lebt es auch nicht anders als ich.
Gönnt euch den Spaß, mit den Frauen der Leute zu sprechen, die alle so geistlich sind. Nein, gönnt euch den Spaß! Es lohnt sich. Denn in dem Moment, wo jemand sagt: „Haha, schaut her, was ich für ein geistlicher Typ bin“, sprich mit seiner Frau, hör dir seine Predigten an und sprich mit seiner Frau.
Oder genau, manchmal sind es auch die Frauen. Dann kannst du mal mit denen sprechen, die dicht dran sind. Du wirst feststellen: Es wird überall mit Wasser gekocht. Es ist überall dasselbe. Ob es uns gefällt oder nicht, die Entwicklung geht in dieser Wahnsinnsgeschwindigkeit so.
Und zwar dadurch, dass du jeden Tag einen Schritt gehst. Du gehst jeden Tag einen Schritt oder du bleibst stehen. Es ist überall das Gleiche.
Wenn du davon träumst, dieses Aufreißen, Einrühren, fertig – Instant-Christentum, jetzt bin ich heilig – vergiss es! Es wird nicht funktionieren. Es wird nicht.
Die Gefahr, das Haupt zu verlieren und das Wachstum Gottes zu verkennen
Es passiert genau das Gegenteil, wenn du dich nach dem Sprung sehnst und sagst: „Ich brauche hier noch den Kick, ich brauche die Nitroeinspritzung, damit ich auf den letzten hundert Metern nochmal richtig Gas geben kann.“ Wenn du dich nach solchen Dingen ausstreckst, wird Folgendes passieren:
In Kolosser 2,19 steht: „Diejenigen, die dem eigenen Willen folgen, besondere Formen der Anbetung suchen und auf Dinge eingehen, die sie in Visionen gesehen haben, ohne Ursache aufgeblasen sind – von denen wird gesagt, dass sie nicht festhalten am Haupt.“ Das ist das Problem.
Wenn du dich auf die Suche nach einer neuen Form von Christsein machst, verlierst du die Alte. Du kannst nicht fragen: „Wo ist der Turbo?“, ohne das Haupt, den Christus, zu verlieren. Und das ist das eigentliche Drama. Es ist etwas, das mich heute noch bewegt, wenn ich für manche Freunde bete – es bringt mir tatsächlich die Tränen in die Augen.
Denn viele Menschen strecken sich immer nach noch mehr Erfahrung mit Gott aus, und dann zerbricht ihre Ehe. „Der nicht festhält das Haupt“, von dem aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengefügt wird, verliert den Halt.
Jetzt legt die Ohren an: Wachstum wirkt durch Gott, nicht durch mich. Es ist nicht so, dass ich, Jürgen, mich jetzt mal schwingen und wachsen kann. Dieses Denken steckt oft dahinter: „Wenn ich nur genug presse, muss ich doch noch ein bisschen wachsen.“ Nein, ich könnte hier vorne eine halbe Stunde stehen und pressen, und ich würde nicht über meine 1,82 Meter hinauswachsen.
Im geistlichen Leben ist das genauso: Du kannst pressen, wie du willst. Es gibt dieses Prinzip: Regelmäßig üben, ein bisschen Sport machen und darauf warten, dass du wächst. Du liest deine Bibel, liest sie mit offenen Augen, tust, was darin steht, und du wächst. Warum? Weil Gott dahintersteht und das Wachstum wirkt. Es ist Gottes Wachstum, nicht dein Wachstum.
In dem Moment, in dem du sagst: „Aber ich möchte jetzt nachhelfen“, ist das so, als würdest du ins Fitnessstudio gehen. Ich weiß, das sieht man nicht, aber ich gehe trotzdem hin. Dort gibt es manchmal Jungs, die Muskeln an Stellen haben, wo ich keine habe. Total witzig!
Und als Biochemiker weiß ich, wie man Muskeln an solchen Stellen bekommt: Die wachsen nicht freiwillig. Du musst nachhelfen. Aber weißt du, was Anabolika dich kosten, außer Schrumpfhoden? Sie können dich, wenn du Pech hast, dein Leben kosten. Wenn dein Herz wächst, aber nicht deine Herzkranzgefäße, hast du irgendwann ein dickes Herz, das nicht mehr ausreichend durchblutet wird.
Willkommen im Club derer, die einen Herzinfarkt haben. Wolltet ihr wissen, warum Arnold Schwarzenegger operiert wurde, kurz nachdem er seinen Gouverneursposten antrat? Genau deshalb.
Wenn wir versuchen, unserem geistlichen Leben durch unlautere Mittel einen Push zu geben, passiert Folgendes: Wir verlieren den Kontakt zu dem Haupt, von dem aus Gottes Wachstum geschieht. Du drehst dich so sehr darum, was du tun musst, um dein geistliches Leben zu leben, dass das eigentliche geistliche Leben auf der Strecke bleibt.
Es ist erschreckend zu sehen, wie das geistliche Leben oft nicht in der Performance liegt. Es spielt sich nicht ab in „Wie toll ist mein Lobpreis?“ oder „Wie tief ist meine Bibelauslegung?“. Es spielt sich auch nicht ab darin, wie viele Bibelverse ich auswendig kann – obwohl ich dafür bin. Aber das ist es dann doch nicht oder nur am Rande.
Es hat etwas mit meiner Beziehung zu Gott zu tun. Und es hat mit der hässlichen Frage zu tun: Hast du im letzten Jahr gelernt, Gott und Menschen mehr zu lieben? Ganz praktisch, wie du nach außen wirkst, spielt dabei kaum eine Rolle.
Die Tiefe einer Beziehung sieht man nicht am Umgang eines Pärchens miteinander. Es gibt Paare, die wirken nach außen so, als würden sie ständig streiten, sind aber total verliebt. Und es gibt andere, die in einem Herzen eine Seele sind und sich hinter verschlossener Tür feigen.
Die Frage ist: Wie ist deine persönliche Beziehung zu Jesus gewachsen? Was ist da dazugekommen? Und wenn du sagen musst: „Weiß ich auch nicht, ich hätte gern so einen Turbo-Einspritzer, so ein bisschen mehr Gas“, dann möchte ich die Frage stellen: Warum?
Kann es sein, dass du das ganz einfache Mit-Jesus-Leben – Gott suchen, in der Bibel lesen, beten, das tun, was Gott zeigt – satt hast? Weil es dich nicht mehr herausfordert, weil es keinen Kick mehr gibt? Oder kann es sein, dass du nie wirklich eingestiegen bist oder mal eingestiegen warst und jetzt einen kleinen Anstupser brauchst, vielleicht durch den Kolosserbrief?
Vorsicht: Wenn wir uns nach besonderen geistlichen Erfahrungen sehnen, ist die Gefahr groß, dass wir das Wesentliche verlieren.
Paulus sagt weiter: „Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid“ – da haben wir wieder die Elemente der Welt, diesen Zeitgeist, das, wovon die Welt getrieben wird – „wenn ihr sagt, das ist für uns Vergangenheit, wir wollen nicht mehr für diese Welt leben, warum unterwerft ihr euch dann Satzungen?“
Warum kommt jemand anders und bringt dir neue Regeln? Früher musstest du so leben, wie es der Zeitgeist vorgibt, und jetzt gibt es wieder neue Regeln: „Man muss es so machen, wie man es in der Gemeinde macht.“
Ich muss aufpassen, weil ich euch natürlich nicht kenne als Gemeinden, das ist immer heikel. Aber es gibt manchmal ungeschriebene Gemeindegesetze, wie man es macht. Die guten Christen machen es so, wie die Gemeinde es macht.
Warum? Seid vorsichtig! Für junge Christen ist es okay, wenn sie versuchen, ältere Christen zu kopieren. Aber für ältere Christen ist das der Tod.
Bist du sicher, dass du dein geistliches Leben so lebst, weil du es bist, der es lebt? Oder lebst du es nur so, weil jemand anderes zuschaut, dem du imponieren willst?
Warum lebst du dein geistliches Leben so, wie du es lebst? Warum machst du stille Zeit? Kommt da überhaupt etwas heraus? Oder machst du es nur, um Haken zu setzen?
Ist es einfach nur so, dass man als guter Christ stille Zeit machen muss? Also die Bibel aufschlagen, anfangen zu lesen, das Hirn ausschalten, und wenn man unten angekommen ist, die Bibel wieder zu machen und den Haken vor das gute Gewissen setzen – und dann weiter?
Warum machst du solche Sachen? Warum gehst du in den Gottesdienst? Warum singst du Lieder? Warum? Was soll das?
Bist du sicher, dass du es nicht nur tust, weil du denkst, man tut es halt? Christsein ist nicht nur Christus plus Lieder singen, Gottesdienst besuchen und stille Zeit machen. Das sind Add-ons, das Kleingedruckte in der Versicherungspolice. Man muss es halt machen, auch wenn es einem nicht gefällt. Der Himmel ist halt eine ganze Menge wert, und dann bringt man es hinter sich.
Was ist das, was dein geistliches Leben ausmacht? Kann es sein, dass du Satzungen unterworfen bist, die du dir nicht selbst gestellt hast? Wo du sagst: „Ich verstehe überhaupt nicht, was das soll“, die nicht aus der Beziehung zu Christus kommen, sondern von anderen Menschen auf dich gelegt wurden?
Wenn ja, schmeiß sie raus! Sie werden dein geistliches Leben erdrosseln. Sie werden dir den Bezug zu deinem Haupt vermiesen. Es kann nicht funktionieren.
Paulus fragt: „Was unterwerft ihr euch Satzungen? Lebt ihr denn noch in der Welt?“ Beispiele: „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht.“ Es geht um Dinge, die man essen oder anfassen darf, Dinge, die alle zur Zerstörung durch den Gebrauch bestimmt sind.
Paulus sagt: „So ein Unsinn! Wir können doch keine Regeln machen, was man essen und nicht essen darf.“ Was oben reingeht, geht unten eh wieder raus. Das hat keine Bedeutung (Kolosser 2,23).
Nein, dahinter stecken Gebote und Lehren der Menschen. Bitte sei vorsichtig, wenn du dein geistliches Leben darauf aufbaust.
Und falls jetzt jemand sagt: „Haha, da mache ich nie wieder stille Zeit!“ – Falsch! Richtig ist: Du machst nie wieder stille Zeit, sondern das nächste Mal, wenn du deine Bibel aufschlägst, betest du und sagst: „Herr Jesus, guten Morgen, hier bin ich. Ich möchte lernen. Gib mir Ohren zu hören, wie Jünger hören.“
Dann fängst du an zu lesen, bis du gehört hast. Du gibst dich nicht mit einer halben Seite oder einer Seite zufrieden, sondern liest, bis Gott zu dir gesprochen hat und du etwas für den Tag zu tun hast. Du lernst die Verse auswendig, die dich ansprechen, weil du denkst: Wenn der Geist Gottes schon einmal zu mir redet, muss er nicht zweimal reden.
Verstehst du? Das ist nicht stille Zeit um des Hakens willen, damit man ein gutes Gewissen hat, sondern ich begegne Gott. Ich schlage die Bibel auf, als ob ich den Liebesbrief meiner Frau lese.
Jürgen, das ist idealistisch, das kannst du nicht jeden Tag. Stimmt, das schaffe ich auch nicht jeden Tag. Aber ich kann es versuchen. Ich kann mich nie damit zufrieden geben, ein Leben zu leben, weil andere mir sagen, wie es geht.
Ich würde nie meine Ehe so leben. Nie. Und ich würde nie mein Christsein so leben. Ich möchte radikal sein – aber nicht nach den Regeln von anderen, sondern aus der Beziehung mit Christus heraus.
Ich möchte nichts leben, was Kolosser 2,23 beschreibt: Einen Schein von Weisheit, wo man denkt: „Oh, das klingt aber cool, das muss doch richtig sein.“ In Wirklichkeit ist es nichts anderes als ein eigenwilliger Gottesdienst, bei dem es um das Nichtverschonen des Leibes geht.
Man legt sich Regeln auf, die wehtun und schwierig sind, und fühlt sich dann toll, weil man so viel aufgibt und macht. Aber keiner stellt die Frage: Warum?
Ich bin für Fasten, wisst ihr das? Ich bin dafür, dass wir beten und fasten, dass wir das ganz neu lernen in unseren Gemeinden. Denn Herr Jesus hat gesagt: „Wenn ich weg bin, werdet ihr fasten.“
Ich glaube an das, was der Herr Jesus sagt. Und ich merke: Wir schaffen das nicht mehr. Wir schaffen es nicht mehr, einen so intensiven Umgang mit Jesus zu haben, dass wenn er sagt: „Jürgen, jetzt ist Fasten dran“, wir sagen: „Logisch, habe ich gemerkt, Vater im Himmel, danke, weiß ich schon.“
Wir leben ein Leben, das aus Regeln besteht, die andere machen, wie ein richtiges Christsein auszusehen hat. Aber die eigentliche Beziehung kriegen wir nicht mehr hin.
Ich möchte euch herausfordern zu einem Lebensstil, der sich mit nichts weniger zufrieden gibt als einer tiefen, leidenschaftlichen Beziehung, die ganz eng am Herzen Jesu dran ist.
Eine Beziehung, die sich nicht mit Regeln zufrieden gibt, nicht mit dem Gedanken: „Ich bin ein guter Christ, wenn ich zwei Seiten am Tag in der Bibel lese.“
Nein, von mir aus liest du die Bibel den ganzen Tag durch, keine Ahnung. Aber mach es nicht von Regeln abhängig. Hör auf, wenn deine Beziehung glücklich ist.
Ich sage doch auch nicht: Ich bin ein guter Ehemann, wenn ich zwei Minuten am Tag mit meiner Frau rede. Es gibt Tage, da müssen wir zwei Stunden reden. Es gibt Tage, da müssen wir miteinander streiten – im positiven Sinn. Ja, mal wirklich, da reiten wir uns gegenseitig ein.
Es muss Tage geben, an denen du in den Wald gehst und mit Gott ein, zwei, drei Stunden betest, weil du einfach so viel auf dem Herzen hast und es nicht verstehst.
Wusstest du, dass die Psalmisten manchmal zu Gott sagen: „Vater im Himmel, was soll das? Ich verstehe hier gar nichts mehr, das passt mir überhaupt nicht.“ Und du denkst: „Kann man so mit Gott reden?“
Weißt du was? Das ist der ehrlichste Ausdruck von Beziehung. Und ich finde es fantastisch, dass man so oft erlebt, dass man Gott nicht versteht.
Gebt euch nicht mit einer oberflächlichen, leidenschaftslosen, blassen Beziehung zufrieden. Das ist kein Christsein.
Nehmt nicht fünf Regeln an und denkt, dann seid ihr gute Christen. Nein, hinterfragt euch und euer Leben: Warum lebe ich das, was ich lebe? Und warum ist, wenn du sagst: „Ich weiß gar nicht, wovon der da vorne redet“, dein Leben mit Jesus so, wie es ist?
Kannst du morgens aufwachen und dein erster Gedanke gehört Jesus? Und abends vor dem Schlafengehen ist er dein letzter Gedanke?
Hast du wirklich eine leidenschaftliche Lust darauf, ihn kennenzulernen und sein Wort, seine Gedanken und seine Berufung für dein Leben zu entdecken?
Ich wünsche euch das so sehr, weil ihr sonst in die Falle der Kolosser geratet: „Ich habe ein paar Regeln, die klebe ich oben auf mein Christsein drauf, und ansonsten ziehe ich mein eigenes Ding durch, wie ich es für richtig halte.“
Das ist nicht Christsein. Das ist ein eigenwilliger Gottesdienst.
Die himmlische Perspektive und die Suche nach dem, was droben ist
Und damit uns das nicht passiert, und wir eine Vorstellung davon bekommen, wie es sich anfühlt, mit Jesus zu leben, kommt der nächste große Abschnitt: Christen leben Christus, Kolosser 3,1-46.
Ich habe den ersten Block, die ersten vier Verse, überschrieben mit „Der Christ auf der Suche nach dem, was droben ist“. Es geht um die Frage: Worüber denken wir eigentlich nach? Was prägt dein Denken, wenn du an die Gedanken der letzten Woche zurückdenkst? Worüber hast du nachgedacht?
Die Gedanken drehen sich vielleicht um etwas wie: „Was könnten wir für die Jungs anbieten?“ Black Ops wäre da so ein Stichwort. Für die, die es nicht wissen: Black Ops ist Teil von Call of Duty. Das verstehen wahrscheinlich nur Jungs unter 20 mit einer Xbox 360.
Was war es bei dir? Worüber hast du letzte Woche gefiebert? Was war dir wichtig?
Paulus sagt: Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, wenn wirklich geistliches Leben in euch steckt, dann sucht, was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes. „Droben“ ist nicht räumlich, sondern geistlich zu verstehen – dort, wo Gott ist, wo das Reich Christi ist. Sucht, was droben ist, beschäftigt euch mit dem, was zu Gott gehört, wo Christus ist.
Dann geht es weiter mit zwei Versen, die sagen: „Denkt nach“ – ein anderes Wort dafür ist „sind auf das, was droben ist“. Denkt über die Dinge Gottes nach.
Wie macht man das? Ich weiß gar nicht, wie man das macht. Ich habe so viel über meinen Haushalt, mein Studium oder meinen Beruf nachzudenken. Ich zeige euch mal ein Mittel. Ihr müsst andere Mittel finden, wenn ihr wollt. Aber ansonsten: Das ist mein Mittel, um über das nachzudenken, was droben ist.
Ich lese meine Bibel. Und ich habe hier meinen besten Freund zum Bibelstudium. Er ist der ultimative Helfer – es gibt keinen besseren. Wenn du ein echter Bibelforscher werden willst, ist das dein Freund.
Du liest deine Bibel, und wenn du einen Vers findest, der dich besonders anspricht – fast so, als würde der Heilige Geist dich direkt ansprechen – dann machst du an die Seite ein Ausrufezeichen und sagst: „Den lerne ich auswendig.“ Wenn der Geist Gottes dich anspricht, solltest du den Vers wirklich auswendig lernen, glaub mir.
Und wenn du einen Vers nicht verstehst, was machst du dann? Dann setzt du ein Fragezeichen daneben. Denn Volker und Co. brauchen ja auch eine Existenzberechtigung. Du gehst zu ihnen und sagst: „Volker, ich habe den Vers nicht verstanden, erklär mir das mal.“ Dafür sind Älteste unter anderem da, dass man mit Fragen zu ihnen hingeht.
Du liest also, bis du Ideen bekommst. Wenn du die Verse rausgeschrieben hast, hast du sie immer dabei. Ich verspreche euch, der Teufel wird alles daran setzen, dass ihr euch nicht über die Dinge Gottes Gedanken macht. Du musst dich zwingen, du brauchst eine Methode.
Wenn ich an der Bushaltestelle warte, nehme ich meine Zettelchen raus. Wenn ich irgendwo mal Zeit habe, habe ich sie dabei und gehe sie durch.
Ich habe euch erzählt, dass ich einen Vortrag über den Umgang mit den Eltern gehört habe. Da habe ich einen Vers rausgeschrieben: „Ein Auge, das den Vater verspottet und den Gehorsam gegen die Mutter verachtet, wird ausgehackt werden, es werden es die Raben.“ Ich fand das toll, und ich lerne das jetzt auswendig.
Weil ich schlecht auswendig lerne, brauche ich dafür zwei bis drei Monate. Aber das ist nicht dramatisch. Ich werde mir jetzt zwei, drei Monate lang darüber Gedanken machen.
Weißt du, was das heißt? Wenn ich in meinem Fitnessstudio auf dem Stepper bin, dann stehen die Verse da vorne. Dann denke ich nach über „Ein Auge, das den Vater verspottet und den Gehorsam gegen die Mutter verachtet, wird ausgehackt werden, es werden es die Raben.“
Wenn ich im Auto sitze und meine Frau daneben ist, ist es etwas schwierig. Aber wenn sie nicht neben mir sitzt, kann ich das gemütlich da reinsetzen und weiter darüber nachdenken.
Ich ziehe nicht die ganze Bibel heraus, aber bestimmte Verse, die mir gerade wichtig sind, und kaue sie durch. Christen sind Kühe, steht im Psalm 1, Vers 2: Sie sinnen über sein Gesetz Tag und Nacht, sie wiederkäuen, Tag und Nacht, rollen es immer wieder hoch und denken immer wieder darüber nach.
Das müssen wir schaffen. Wir brauchen eine Methode, wie das Wort Christi reichlich in uns wohnt, wie es später in Kolosser 3,16 heißt. Du brauchst eine Disziplin des Nachsinnens über Gottes Wort.
Mir ist völlig klar: „Jürgen, dafür habe ich keine Zeit, ich habe so viel zu tun.“ Ja, ja, keine Sorge, ich kenne die ganzen Ausreden, ich hatte sie auch eine Weile. Insofern nichts Neues unter der Sonne.
Wir brauchen es trotzdem. Denn wenn wir auferweckt worden sind, sagt Paulus, dann sind wir auf das ausgerichtet. Das ist keine Idee für den Moment, wenn du mal nichts zu tun hast, die Langeweile überhandnimmt und du als letzten Notnagel vor dem Schlafengehen noch drei Minuten über Gott nachdenkst.
Nein, wir sind auf das ausgerichtet, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist. Nicht auf das Hier und Jetzt. Es gibt ein ganz bewusstes: „Mir ist diese Welt egal. Ich will es nicht wissen. Lass mich mit bestimmten Entwicklungen hier einfach in Ruhe. Ich beschäftige mich mit dem, was wichtig ist für das Reich Gottes.“
An manchen Stellen muss ich mich mit dieser Welt beschäftigen. In 1. Korinther 7 sagt Paulus, dass die Zeit begrenzt ist und dass die, die die Welt gebrauchen, so leben sollen, als gebrauchten sie sie nicht.
Wir müssen ein Stückchen Distanz zu dieser Welt entwickeln. Wir können nicht nach der Devise leben: „Okay, ich kriege alles mit, was in dieser Welt funktioniert.“ Das wirst du nicht schaffen. Du wirst auswählen müssen, weise auswählen.
Wo musst du noch Wissen haben? In deinem Beruf wirst du wahrscheinlich noch Wissen brauchen, logisch. Aber es wird Bereiche geben, wo du sagst: „Lass mich außen vor.“ Ich habe irgendwann entschieden, mich nicht um Telefon- und Stromtarife zu kümmern. Ich werde es einfach nicht tun.
Wenn ich etwas Neues brauche, rufe ich jemanden an, der Ahnung hat. Wahrscheinlich könnte ich noch 50 Euro im Jahr sparen, aber ich will mir den Kopf nicht darum machen. Ich will einfach rausschieben.
Ich will mich auf das konzentrieren, was droben ist. Das will ich haben. Ich will die Dinge Gottes in mein Leben hineinziehen, nicht das, was auf der Erde ist.
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen – oder sicher geborgen, das ist mir eigentlich die liebere Übersetzung – mit Christus in Gott. Ich gehöre doch gar nicht mehr hierher.
Na ja, ich bin da oben, ich bin Himmelsbürger, bitteschön. Ich will mir auch über den Himmel Gedanken machen. Ich muss mir keinen Kopf machen, ich muss nicht sorgenvoll durchs Leben gehen. Ich bin Christ.
Sorgen sind Chefsache. Wenn ich mir Sorgen machen will, dann um das, was Gott interessiert. Und das ist auch wichtig.
Denn Vers 4 sagt: Wenn Christus unser Leben offenbart wird, wenn Jesus wiederkommt, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.
Mir ist schon klar, dass wenn ich so lebe und sage: „Wisst ihr was, mich interessiert die nächste iPod-Generation einfach nicht, es ist mir egal, aber mich interessieren Bibelverse“, dann kann das schon komisch wirken.
Es gibt bestimmt viele Christen, für die ist der iPod total toll. Ich entschuldige mich bei Apple dafür, dass ich den iPod so kritisiere. Nein, ihr versteht mich ja.
Ich kann so mit diesen Elektrogadgets und dem Neuesten beschäftigt sein, dass der neue MediaMarkt-Prospekt für mich wichtiger wird als das nächste Mal die Bibel aufzuschlagen. Weil ich einfach mehr Begeisterung dafür entwickle, zu sehen, was es an neuen kleinen Elektrogadgets gibt.
Dass mich interessiert, was Gott mir für mein Leben zu sagen hat, das gerät dabei ins Ungleichgewicht.
Und ich muss mich ja nicht anstrengen, für die Elektrogadgets begeistert zu sein. Da muss ich nur meinem Fleisch sagen: „Liebes Fleisch, du darfst jetzt mal fünf Minuten denken, was du willst.“
Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, über das nachzudenken, was Gott mir zu sagen hat.
Denn mein Fleisch wird jedes Mal sagen: „Ich will nicht, ich bin müde, ich habe Kopfschmerzen und Migräne, außerdem geht es mir nicht gut.“ Das ist das, was mein Fleisch mir sagt, wenn ich die Bibel aufmache.
Dagegen anzukämpfen und zu sagen: „Ich will eine Routine schaffen, geistliches Denken kultivieren“ – das ist wichtig.
Ja, aber dann sind wir nicht mehr so trendy, da sind wir nicht so dabei. Stimmt.
Soll ich dir was sagen? Dein eigentliches Leben ist geborgen oder verborgen in Gott.
Das, was du wirklich bist, das sieht eh keiner.
Kannst du dir vorstellen, dass, wenn Gott es zulassen würde, dass du an deinem Arbeitsplatz für einen kurzen Moment dasselbe erlebst, was Jesus auf dem Berg der Verklärung erlebt hat? Dass die Realität deiner Herrlichkeit durch deine sterbliche Hülle hindurchscheint, dass die Majestät deines ewigen Auferstehungsleibes für einen Moment in dieser Zeit sichtbar wird?
Dass man für einen kurzen Moment sehen könnte, wie du in alle Ewigkeit sein wirst? Die Leute wären erschrocken, dich zu sehen, und sie würden vor dir niederfallen und dich anbeten.
Unsere wirkliche Herrlichkeit, das, was wir in Christus sind, das Erbe aller Dinge, berufen dazu, Gottes Herrlichkeit zu teilen, vollkommen zu sein, den von Angesicht zu Angesicht zu sehen, der von Ewigkeit her ist und nicht vergeht – das sieht dir keiner.
Da spielt es gar keine Rolle, was Leute über dich denken. In dem Moment, wo du offenbar wirst mit Christus, werden alle zu Boden gehen und sagen: „Mann, wer bist du? Wir haben das nie gedacht.“
Es spielt keine Rolle, ob sie dich heute für ein bisschen dämlicher halten oder nicht. Sie sehen nicht die Realität.
Und deshalb, weil wir Himmelsbürger sind...
Der Aufruf zur Abkehr vom alten Menschen
Vers 5: Weg mit dem alten Menschen, die Verse 5 bis 11
"Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind." Das klingt fast wie: Baseballschläger raus, jetzt geht's los. Was gehört zu dieser Welt, was muss raus? Was muss weg aus unserem Leben? Tötet! Ja, ich mag diesen Vers. "Tötet nun eure Glieder" – so ein Männervers. Hier wird nicht drumherum geredet. Es ist dieses "Gib ihm die Kugel", ja, gib dem alten Menschen, gib diesem Schwein einfach die Kugel. Darum geht es hier.
Tötet nun eure Glieder, ja, Glieder – das, was an Bösem in dir drinsteckt, die auf der Erde sind. Erstens: Unzucht. Alles, was mit Unzucht zu tun hat, raus, einfach raus, no mercy! Wirklich, zwischen die Augen, abdrücken, zweimal, damit es wirklich nicht mehr zuckt. Keine Gnade! Flieht die Unzucht.
Das sage ich den Männern: Wenn du ein Problem hast mit Pornografie – und jeder Mann hat ein Problem damit, entweder latent oder offensichtlich – wenn du das hast, geh es an. Für den Fall, dass du das nicht glaubst und sagst, es sei nicht so wichtig, hör dir meine Predigt "Porn sucks" an. Auf Frogwords, einfach "Porn" eingeben, dann wirst du sie finden. Keine Mätzchen, keine Spielchen. Verstehst du? Zielen, abdrücken, zweimal.
Unzucht! Wenn du sagst, na ja, ich mach so ein bisschen Rum, Unreinheit, ja, so dieses Ding, was man nicht so genau zuordnen kann, schmeiß es einfach raus. Sei konsequent! Wenn du nicht genau weißt, ob die Plattform, von der du Sachen runterlädst, legal ist oder nicht, hör damit auf, sofort! Sofort, einfach weg damit. Hat keinen Platz mehr.
Wenn du dir nicht sicher bist, wenn du so ein halbschlechtes Gewissen über den Sachen hast, mach Schluss. Du willst den Segen Gottes ernten. Ich kann dir zwölf Punkte nennen – halte ich hier drin so als Minipredigt – zwölf Punkte, wo Sünde dein Leben kaputt macht. Das willst du alles nicht, nicht einen davon. Hau raus!
Leidenschaft – und dieser Begriff Leidenschaft, der hier steht, hat auch einen sehr sexuellen Unterton. Es ist das, was zu Exzessen führt. Es führt dazu, dass man zusammen mit dem Nächsten böse lustig in Fressgelage, Abhängigkeiten, in Alkohol- und Drogenmissbrauch bis hin zu okkulten Dingen gerät. Alles das schmeiß raus!
Wenn du heute hier sitzt und das hörst und das nicht nächste Woche tust, tu es heute! Schnapp dir in der nächsten Pause jemanden und sage: Du, du bist jetzt mein Partner, du hilfst mir.
Ich habe einen Freund, der hatte die größte Death-Metal-Sammlung Deutschlands – oder vielleicht nicht die größte, aber die wertvollste. Dann ist er zum Glauben gekommen. Er hat nämlich angerufen und gefragt: Was soll ich jetzt machen? Soll ich die verkaufen? Kannst du nicht machen. Ja, wenn du sagst, das ist alles Satans Zeug, kannst du nicht einem anderen das Zeug unterjubeln.
Er meinte: Du weißt schon, was das wert ist? Ich sagte: Nö, weiß ich nicht, aber es wird schon das ein oder andere ein paar Tausend Euro wert sein. Ja, schon ein paar Tausend Euro wert. Er hat mal gesagt: Was machen wir denn dann? Junger Christ, das war ja völlig klar: Lochzange!
Er ist mit einem Freund losgezogen, hat die CDs genommen und mit der Lochzange zugeschlagen – nächste, nächste, nächste, nächste Dutzende, wenn nicht Hunderte, zum Teil Ausgaben, die es fast nicht mehr gibt, Raritäten. Weg!
Du musst eine Entscheidung treffen. Was willst du haben? Den Segen Gottes? Oder willst du ein Larifarileben, wo permanent Gott sagt: Ich hasse dich! Ich finde dein Leben widerwärtig, das ist ein Gräuel für mich.
Willst du das wirklich hören? Das ist doch Quatsch! Will doch keiner ernsthaft hören. Willst du, dass Gott gegen dich ist wegen der Sünde in deinem Leben? Will doch keiner! Wir wollen doch für Gott leben, mit Gott leben, seinen Segen ernten. Deswegen schmeiß das raus!
Böse Lust und Habsucht – um mal die älteren Kaliber unter uns anzusprechen: Bist du zufrieden mit dem, was du hast, mit deinem Lebensstandard? Wenn nicht, denk darüber nach: Habsucht ist Gottes Götzendienst. Um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes.
Wenn du das in deinem Leben duldest, viel Spaß! Ich wünsche dir wirklich viel Spaß in deinem Leben. Ich hoffe bloß, dass ich nicht zu dicht an dir dranstehe, wenn da unter dir der Fußboden aufgeht.
Verstehst du? Wenn das Gericht Gottes in dein Leben hineinfällt – und es wird fallen, weil Gott wird dich züchtigen, wenn er dich liebt. Und er liebt dich, wenn du sein Kind bist. Dann möchte ich nur nicht zu dicht dranstehen.
Ich kann dir nur einen Tipp geben an der Stelle: Spiel nicht mit Gott, egal wie alt du bist. Ich kann dir einfach nur diesen einen Tipp geben: Schmeiß es raus! Tötet eure Glieder, die auf der Erde sind. Um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes.
Paulus kann über die Kolosser sagen: Darin seid auch ihr einst gewandelt – das ist Vergangenheit! Als ihr in diesen Dingen lebtet. Jetzt aber legt ihr alles das ab.
Der Wandel im neuen Menschen und die Einheit in Christus
Und jetzt kommen wir noch einmal auf ein anderes Thema zu sprechen. Wir hatten eben schon ein wenig über das Sexuelle gesprochen. Gehen wir doch mal auf den anderen großen Bereich ein. Wenn ich sage, das Sexuelle sei eher – nicht ausschließlich, aber doch eher – eine Männerdomäne, dann sollen die Frauen auch noch ihr Fett abkriegen. Ja, so ein bisschen.
Wobei die ersten beiden Themen wieder Männerthemen sind, nämlich Zorn und Wut. Alles Aggressive, Böse. Dort, wo wir uns nicht mehr im Griff haben: Hau raus! Du brauchst nicht mehr Bosheit, Lästerung, schändliches Reden, dieses Über andere Herziehen. Lass es sein, weg damit, wirklich weg! Wenn sich das in deinem Leben zeigt, tue Buße und spiel nicht damit herum. Es wird dich umbringen, das ist kein Spaß mehr.
Vielleicht brauchst du so eine Predigt, vielleicht auch nicht. Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen habt. Hör auf mit der Lüge! Wann hast du das letzte Mal jemanden belogen? Wann hast du das letzte Mal hinter dem Rücken von jemandem Böses über ihn geredet? Wann hast du über jemanden gelästert? Wann warst du wütend, zornig? Raus damit!
Und wenn du so wie ich fünfzehn Jahre kämpfen musst, dann weißt du, wie es ist. Denn das war die Zeit, die ich brauchte, um meine Bitterkeit loszuwerden. Es waren fünfzehn böse Jahre. Fünfzehn Jahre Kampf gegen diesen tief sitzenden Groll auf Menschen, ausgelöst durch zwanzig Jahre Kindheit, die geprägt waren von Enttäuschung, emotionalem Missbrauch und Entwürdigung.
Aber zur Ehre Gottes möchte ich sagen, dass das möglich ist. Das sind Realitäten. Wir haben einen Geist der Kraft, der uns tatsächlich in die Lage versetzt, ein erneuertes Leben zu führen. Da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen habt. Wir sind nicht mehr die Alten.
Wenn du genau so lebst wie deine Arbeitskollegen, Studienkollegen oder Schulkollegen, dann machst du wahrscheinlich etwas falsch, wenn es genau so ist. Wir sind neue Menschen, und das muss man sehen. Wir sind neue Menschen. Wir haben den Neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat.
Das ist wieder typisch Paulus, okay? Aber wir verstehen zumindest, wenn man so grob darüberfliegt, worum es geht. Wir sind neu, um erneuert zu werden. Wir sind in diesem gigantischen Prozess. Da stecken wir mittendrin. Wir lesen unsere Bibel, schauen, was da steht, machen Ausrufezeichen und Fragezeichen, suchen Anwendungen und setzen das um. Und wir bewegen uns Stück für Stück vorwärts.
Ich verspreche dir eins: Du schaust nach fünf Jahren zurück und denkst: Wow! Du schaust, wie ich nach zwanzig Jahren zurück. Du sagst dir: Ich habe mit der Hilfe Gottes etwas geschafft, was mein Vater nie geschafft hat. Ich habe eine glückliche Beziehung und eine glückliche Ehe. Ich habe Kinder, die mich lieben. Ich habe ein Leben, in dem ich weiß, wofür ich da bin.
Ich bin innerlich heil geworden von den Verletzungen meiner Kindheit. Ich habe vergeben, ich kann Freundschaften bauen. Ich bin wirklich erneuert. Nach nur zwanzig Jahren – wisst ihr was? – ich habe vielleicht noch vierzig vor mir. Ich kann das manchmal gar nicht fassen: Noch vierzig Jahre mit Gott, womöglich, vielleicht noch sechzig, vielleicht auch nur noch zwei. Aber das weiß man nicht.
Ich finde das so faszinierend: Ich habe erst zwanzig Jahre mit Gott gelebt, und Gott hat so viel aufgeräumt, so viel neu gemacht, so viel in mir freigesetzt. Ich bin so dankbar dafür. Es ist so unglaublich.
Und egal, wo du stehst: Wenn du sagst, boah, das wünschte ich mir auch, dann fang einfach an. Es sind diese kleinen Schritte. Der einzelne Schritt sieht so belanglos aus. Du gehst ein Jahr, zwei Jahre, ja, und irgendwann sagst du: Boah, hätte ich nie gedacht. Ich darf erleben, was ich nie erlebt habe: Eltern, die sich um Kinder kümmern, ein Vorbild, ich darf erleben, dass meine beiden Töchter mich wirklich lieben und dass das eine super tiefe Beziehung ist.
Wer bin ich? Das ist doch nicht auf meinem Mist gewachsen! Ich habe die Bibel aufgeschlagen und einfach getan, was da stand – Schritt für Schritt für Schritt.
Ich kann euch den Rat nur geben, ich weiß, ich kann nicht mehr sagen: Wir werden erneuert zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat. Und das ist nicht weniger als das Bild des Schöpfers. Wir werden nach dem Bild Gottes verwandelt. Gott verwandelt uns in sein Bild. Er gibt uns die Würde zurück, er gibt uns seine Herrlichkeit zurück.
Er nimmt das weg, was die Sünde verzerrt und kaputt gemacht hat. Und das mag zehn Jahre dauern, vielleicht auch zwanzig. Wie gesagt, mein Kampf gegen Bitterkeit dauerte fünfzehn Jahre.
Auf dem Weg dahin habe ich viel kaputt gemacht. Letzte Woche hat mir meine große Tochter für bestimmte Dinge in der Kindheit vergeben, Dinge, die ihr immer noch Albträume bereiten. Das bin ich, und ich schäme mich dafür. Gleichzeitig freue ich mich, dass Gott mich daraus geführt hat und dass ich heil werden darf.
Und wenn du das Gleiche erfahren möchtest, wenn du frei werden willst, dann geh diesen Weg! Denn in diesem Bereich, wo Gott herrscht, sind wir alle gleich. Da ist weder Grieche noch Jude, da spielt es keine Rolle, welche rassischen Unterschiede wir haben.
Da ist weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, egal, wo wir religiös unterschiedlich sind. Da ist nicht Barbar noch Skyt, das sind kulturelle Unterschiede. Die Barbaren waren so die letzten Volltrottel im Römischen Reich. Die hatten so den Lacher immer auf ihrer Seite, so einen Skyt, der in einem Schauspiel verwendet wurde.
Das war, also ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber ich kenne das noch von den Ostfriesen-Witzen. Da ist immer die lustige Frage: Wie viele Ostfriesen braucht man, um eine Lampe reinzudrehen? Die Antwort ist dann meistens fünf oder so. Einer hält die Birne, vier halten den Tisch und laufen dann immer ganz komisch. Das waren die Skyten.
Egal, ob du derjenige bist, der jedes Jahr zwei Klassen überspringt, oder ob du an der Stelle ein bisschen langsamer unterwegs bist: Es spielt keine Rolle. Da ist nicht Sklave noch Freier, egal ob du der bist, der oben oder unten auf der sozialen Skala steht. Christus ist alles und in allen.
In uns wirkt derselbe Christus, egal woher du kommst. Du bist dazu berufen, dieses Leben zu leben. Und du darfst wissen, dass im Hinblick auf diesen Veränderungsprozess, der in uns angefangen hat und den Gott als Gotteswachstum in uns wirkt, Besitz, Bildung, Herkunft, Hautfarbe oder sonst irgendetwas keine Rolle spielt.
Sondern es spielt nur eine Frage eine Rolle, und das ist die Frage: Bin ich eine lebendige Rebe am Weinstock Christi? Und lasse ich es zu, dass er mich mit seinem Leben verändert, dass ich ihn anziehe und ihn lebe? Darauf allein kommt es an.