Wir haben beim letzten Mal versucht, uns irgendwie durch das zweite Buch Mose voranzukämpfen. Dabei sind wir jedoch ziemlich erfolglos mitten im Text stecken geblieben. Ich habe euch in diesem Zusammenhang zunächst mit einer Reihe falscher Bibelstellen behelligt, die sich dann als nicht passend erwiesen haben.
Falls ihr die Bibelstellen, die ich beim letzten Mal vorlesen wollte, noch einmal nachschlagen möchtet: Es ging am Anfang darum, was der Exodus eigentlich über Ägypten zeigt. Der erste Punkt war, dass der Exodus die Falschheit jeglichen Götzendienstes aufzeigt.
Dazu wollte ich eigentlich Stellen aus Josua und Hesekiel vorlesen. Ich habe aber bei beiden Versuchen festgestellt, dass die Stellen, die ich zunächst ausgewählt hatte, nicht das ausdrücken, was ich sagen wollte. Die richtigen Bibelstellen lauten: Josua 24, die Verse 2, 14, 15, 23 und 24, sowie Hesekiel 20, die Verse 5 bis 17.
Wenn ihr das nachlesen wollt, ging es dabei um den Gedanken, dass Israel schon immer ein Volk war, das man sich als ein Volk von Götzendienern vorstellen muss. Schon in Ägypten hatten sie sich die Götzen relativ schnell angeeignet und nahmen diese auch beim Auszug einfach mit.
Wenn Gott sich ihnen offenbart, sagen sie nicht einfach: „Super, jetzt ist alles klar.“ Stattdessen bleiben sie erst einmal an ihrem Alten hängen. Wie schnell das geht, habt ihr vielleicht schon gelesen – ich weiß nicht genau, wie weit ihr seid. Das goldene Kalb ist eine Erfahrung, die sehr kurz nach dem Auszug passiert. Dort wird deutlich, wie schnell dieses Volk dazu neigt, anderen Göttern hinterherzulaufen.
Dann hatten wir uns gefragt: Okay, das Volk bekommt das Gesetz. In welchem Verhältnis steht das Gesetz auf der einen Seite zu dem Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat, auf der anderen Seite?
Der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hatte – auf welcher Grundlage basierte dieser Bund? Was ist die Grundlage dieses Bundes? Glaube. Und aus dem Glauben heraus folgt logischerweise auch Gehorsam. Gehorsam und Glaube lassen sich nicht trennen.
Weiß jemand eine Bibelstelle, wo das ganz deutlich wird? Glaubensgehorsam findet sich zum Beispiel in Römer 1. Gibt es noch eine weitere Bibelstelle? Es gibt viele Stellen, sodass man einige Bibelstellen hat, in denen das deutlich wird.
Wie bitte? Glaube ohne Werke ist tot – richtig, das wäre Jakobus 2. Johannes 3,36 ist eine weitere Stelle. Dort heißt es am Anfang: „Wer dem Sohn glaubt, hat ewiges Leben.“ Weiter unten steht: „Wer aber dem Sohn nicht gehorcht…“ Hier werden Glaube und Gehorsam parallel gesetzt beziehungsweise Unglaube und Ungehorsam.
Wir hatten uns die Frage gestellt, wie es sein kann, dass sich das Volk in einem Bund wiederfindet, der auf Gesetzen gründet – das ist das mosaische System der Gebote – obwohl der ursprüngliche Ausgangspunkt der Bund mit Abraham war.
Abraham bekommt einen Bund, der auf Glauben und Vertrauen beruht. Gehorsam ist dann die logische Folge daraus. Das Volk findet sich jedoch in einem ganz anderen System wieder, einem System, in dem es um das Halten von Geboten geht.
Die Antwort, die wir gesehen haben, war, dass Gott ihnen einen Bund anbietet, doch ihre Reaktion auf dieses Angebot einfach völlig daneben war. Sie kommen immer mit der Phrase: „Ja, wir wollen das tun.“ Aber sie können es gar nicht tun.
Sie lassen sich von dieser Haltung nicht abbringen. Daraufhin geht Gott darauf ein, verkündet ihnen die Gebote, und das Volk landet unter etwas, das später als der Fluch des Gesetzes bezeichnet wird.
Und jetzt kann man sich verschiedene Fragen stellen. Zum Beispiel: Wenn das Gesetz ursprünglich eigentlich gar nicht dazu gegeben war, den Bund Abrahams zu ersetzen, warum hat Gott es dann überhaupt gegeben? Hätte er es nicht einfach weglassen können?
Ich denke, es gibt mindestens drei Antworten auf die Frage, warum das Gesetz gegeben wurde. Diese drei Antworten, die zum Teil aus dem Neuen Testament stammen, müssen wir kennen, wenn Leute uns fragen.
Eine Antwort lautet: Das Gesetz ist und bleibt der Standard Gottes – der Standard für Recht und Ordnung. Wir schlagen dazu mal eine Stelle auf: 5. Mose 4,8. Da heißt es: „Und wo gibt es eine große Nation, die so gerechte Ordnungen und Rechtsbestimmungen hätte wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege?“ Gott gibt dem Volk sein Gebot, damit es einen Standard für Recht und Ordnung hat.
Der Gedanke findet sich auch an anderer Stelle, zum Beispiel im Psalm 19 oder auch im Psalm 119, der wahrscheinlich der bekannteste Psalm zu diesem Thema ist. Es macht auch Sinn, dass Gott das Volk, das er theokratisch regieren wollte, mit einem Standard für Moral und Lebensführung ausstattet – einem Standard, der auch in geschriebener Form vorliegt. Das hilft uns ja auch, weil wir das Neue Testament haben und dadurch wissen, was Gott von uns will.
Über diesen Punkt hinaus, dass das Gesetz also die Gebote diesen Standard geben, ist aber noch ein zweiter Punkt extrem wichtig. Dieser Punkt interessiert uns im Neuen Testament eigentlich am meisten: Das Gesetz identifiziert Sünde.
Schlagen wir dazu mal Römer 3,20 auf. Paulus hat sich zweieinhalb Kapitel lang bemüht, allen Menschen zu zeigen, dass sie Sünder sind. Nun taucht natürlich die Frage auf: Welche Bedeutung hat denn das Gesetz, wenn man durch das Halten von Gesetzeswerken gar nicht in den Himmel kommen kann, weil man sie nie alle hält? Was bleibt denn dann noch übrig?
In Römer 3,20 heißt es: „Darum wird aus Gesetzeswerken kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden, denn durch Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.“ Das Gesetz hilft dir also nicht, die Sünde zu überwinden, wie du vielleicht bislang gedacht hast – so nach dem Motto: Wenn ich erst mal weiß, wie der Feind aussieht, dann werde ich mit ihm fertig. Nein, das Gesetz schafft erstens die Erkenntnis der Sünde.
Dann geht das Problem weiter: Wenn du weißt, was Sünde ist, wirst du relativ schnell feststellen, dass das, was du jetzt als Sünde kennengelernt hast, dich in besonderer Weise reizt.
Schlagen wir dazu Römer 7 ab Vers 7 auf und springen wieder in den Gedanken hinein: „Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde hätte ich nicht erkannt ohne Gesetz. Denn auch von der Lust, jetzt bring dir ein Beispiel, hätte ich nichts gewusst, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: ‚Lass dich nicht gelüsten!‘“ (Römer 7,7)
Jetzt Vers 8: „Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.“
Sünde müssen wir im doppelten Sinn verstehen, wenn wir den Römerbrief betrachten. Der eine Sinn ist, dass Sünde erst einmal eine Übertretung von Geboten darstellt – so eine Art Straftatbestand. Da gibt es ein Gebot, und jemand übertritt es. Das ist Sünde.
Aber Sünde ist noch mehr als nur das Übertreten von Geboten. Sünde ist auch ein Prinzip, das in mir herrscht, das in jedem nicht wiedergeborenen Menschen herrscht. Dieses Prinzip, das in mir drin ist und Lust hat zu sündigen, muss deutlich gemacht werden – und dazu gibt es das Gesetz.
Das Gesetz macht jetzt beides: Es zeigt mir, das ist verboten, und wenn du das tust, dann übertrittst du das Gebot. Im Neuen Testament hat die Bibel das schöne Wort „Übertretung“. Dann werde ich ein Übertreter und gehe über das hinaus, was erlaubt ist.
Auf der anderen Seite, und das ist der Gedanke hier in Römer 7,7 und 7,8: Wenn die Sünde in mein Leben kommt, wenn ich begreife, das darf ich nicht, dann merke ich, dass in mir etwas ist, das, jetzt wo ich weiß, was verboten ist, erst recht Lust hat, es zu tun. Dann müsste ich stutzen und fragen: Wo kommt das her? Das war ja vorher nicht da. Und das ist die Sünde, die als Prinzip im Menschen herrscht und die auch dadurch identifiziert wird.
Beides macht das Gesetz: Es hilft mir, Sünde als solche zu identifizieren.
Dann gibt uns das Gesetz noch einen dritten Punkt. Der dritte Punkt ist, dass es auch Gottes Heiligkeit offenbart.
Vielleicht ist euch das aufgefallen, wenn ihr das Erste Buch Mose lest: Wie viele Gebote kennt ihr im Ersten Buch Mose? Was schätzt ihr? Wie viele Gebote Gottes, die klar drinstehen – tu das oder lass das? Eine Handvoll?
Nennt mal ein paar von der Handvoll! Genau: Die Sache mit dem Baum am Anfang, weiter? „Seid fruchtbar und mehret euch“, okay? Tiere untertan machen, die Erde bebauen, „Verteilt euch über die Erde!“ Aber es sind relativ generelle Sachen, also noch wenig Moral drin. Das ist eher allgemeine Lebensführung.
Was ist bei Noah? Genau, die Einführung der Todesstrafe. Wir kennen kaum Gebote Gottes, bis wir bei 2. Mose 20 ankommen.
Also, du sagst, es ist eine Handvoll – vielleicht auch zwei Hände voll, wenn wir genauer graben –, aber es ist bei weitem nicht dieser Pulk von Geboten, der uns dann ab 2. Mose 20 begegnet, wo wir erst mal ein, zwei, drei, vier, fünf Seiten hintereinander nur Gebote haben.
Und das, obwohl diese Tatsache eigentlich an der Schuld des Menschen selbst gar nichts ändert. War der Mensch denn, bevor es die zehn Gebote gab, schon schuldig? Es gab ja noch keine Gebote, oder?
War er es? Dass eine Person einwandfrei erkennen konnte, wie mit dem Gesetz? Ich frage jetzt, ob man es erkennen kann. Woran sieht man denn, dass der Mensch vorher schon schuldig war? Steht das in der Bibel? Gut, aber kann man das an irgendeiner Stelle sehen?
Man kann ja unterscheiden zwischen Gut und Böse. Der Mensch, sagst du, kann unterscheiden zwischen Gut und Böse – schon vorher. Aber woran sieht man, dass Gott nicht einverstanden war? Das Flutgericht.
Genau, die Flut hat einfach mal so zwischendurch ein paar ausgelöscht. Und warum? Weil sie böse waren. Und böse zeigt einfach, dass es schon Schuld gab im Leben des Menschen. Sonst hätte Gott nicht richten müssen.
Seit 2. Mose 20 ist es nun so, dass der Mensch Gottes Gebote wirklich gut kennt. Die zehn Gebote sind eine Top-Zusammenstellung, die hatten wir vorher noch nicht. Und obwohl vorher schon Sünde da war, obwohl vorher schon Gericht da war, ist es ab 2. Mose 20 wirklich so, dass sich kein zivilisierter Mensch mehr herausreden kann, damit Gottes Maßstab keinen blassen Schimmer hat, wie das aussehen könnte.
Vorher schon kann sich eigentlich kein Mensch herausreden, denn jeder Mensch hat einen Maßstab. In Römer 2 heißt es, dass das Gesetz Gottes auf das Herz eines Menschen geschrieben ist. Der Apostel Paulus bringt dann das Gewissen ins Spiel und sagt, jeder Mensch hat ein Gewissen.
Jesus, auf eine Frage hin angesprochen – oder nicht auf die Frage hin angesprochen –, fasst das Gesetz und die Propheten zusammen und sagt: Worin besteht das Gesetz und die Propheten? Was ist das Gebot, das alles zusammenfasst, oder das Prinzip?
Die Liebe. Ja, genau: Die zwei Hauptgebote sind die Liebe zu Gott und die Liebe zum Menschen.
Wenn man sich jetzt fragt: „Ja, ich weiß ja gar nicht, wie das geht“, dann würde Jesus sagen: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Denn du weißt ja, wie du willst, dass die Leute mit dir umgehen.
Das ist der Standard, den jeder mit sich herumträgt – ein vernünftiges Verständnis darüber, wie ich will, dass jemand mit mir umgeht. Insofern weiß ich auch ganz gut, wie ich eigentlich mit anderen Leuten umgehen sollte.
Durch diese zehn Gebote lernen wir jetzt den Maßstab von Gottes Heiligkeit in einer ganz besonderen Tiefe kennen. Vielleicht so tief, oder vielleicht könnte man sagen, so tief, wie es dann später Jesus noch offenbart in der Bergpredigt.
Aber das ist vielleicht auch ein Stückchen die Sache des Neuen Testaments, dann noch einmal zu sagen: Wie weit geht denn „Du sollst nicht töten“, „Du sollst nicht Ehe brechen“? Ja, das verlangt dann schon auch eine geistliche Auslegung der zehn Gebote.
Also, drei Dinge, warum man das Gesetz schon braucht: Erstens, um einen Standard für Recht und Ordnung zu haben; zweitens, um Sünde zu erkennen; und drittens, um zu verstehen, dass Gott ein heiliger Gott ist, der Sünde nicht ungestraft lässt.
Und wenn mich dann interessiert, woher ich denn weiß, wie seine Heiligkeit beschaffen ist, dann schaue ich in die zehn Gebote, dann schaue ich in die Gebote und lerne noch ein gutes Stück weit besser kennen.
Wenn das Gesetz für sich allein einen Zweck erfüllt, der nicht unbedingt darin besteht, mich in den Himmel zu bringen, wie verhält sich dann das Gesetz zum Bund Abrahams?
Zuerst hatten wir gesagt, dass die Leute das Gesetz angenommen und es zu ihrer Lebensregel gemacht haben. Gott erlaubte ihnen, es auszuprobieren. Doch plötzlich fanden sie sich wieder unter dem Fluch des Gesetzes.
Wir stellten fest, dass das Gesetz für sich genommen schon einen Sinn hat. Nicht unbedingt als Lebensregel, denn als solche führt es nur in die Hölle, aber es erfüllt einen anderen Zweck.
Nun stellt sich die Frage: Wie verhält sich das Gesetz zu dem Bund Abrahams? Im Neuen Testament gibt es einige Stellen, die das erklären, insbesondere im Galaterbrief. Das ganze Thema wird dort ausführlich behandelt. Wenn Fragen auftauchen, lohnt sich ein Studium des Galaterbriefs, denn dort finden sich viele Antworten, kurz und knapp, manchmal auch etwas schwer zu verstehen.
Das Erste, was ich zeigen möchte, steht in Galater 3,19. Dort heißt es über das Gesetz, dass es hinzugefügt wurde: „Was soll nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung galt.“
Wenn etwas hinzugefügt wird, bedeutet das nicht, dass das Gesetz den Bund auflöst. Es kommt einfach noch dazu, als eine Art Beigabe. Auch hier finden wir den Grund, warum diese Beigabe Sinn macht: Sie wurde der Übertretung wegen hinzugefügt.
Übertretung bedeutet hier: Eine Sünde, die ich begehen kann, plus ein Gesetz, das ich kenne, ergibt eine Übertretung. Sünde plus Gesetz ergibt Übertretung. Wenn ich kein Gesetz habe und nicht weiß, dass Gott etwas gesagt hat, sündige ich zwar, aber es ist keine Übertretung im rechtlichen Sinn, weil ich kein Gebot übertrete.
Zweitens lesen wir in Galater 3,17-18: „Dies aber sage ich: Ein vorher von Gott bestätigter Bund, das ist der Bund mit Abraham, macht das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht ungültig, so dass die Verheißung unwirksam geworden wäre.“
Das Gesetz macht den Bund nicht ungültig. Das ist ein wichtiger Punkt. Gott hat Abraham etwas versprochen. Nun kam das Gesetz, und manche dachten, das Versprechen sei dadurch hinfällig geworden. Paulus widerspricht dem: Das passiert nicht.
Der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat, bleibt gültig, auch wenn das Gesetz später hinzukam. In Vers 18 wird das begründet: „Denn wenn das Erbe aus dem Gesetz kommt, bedeutet das, dass es durch das Halten der Gebote erlangt wird. So käme das Erbe nicht mehr aus der Verheißung. Abraham aber hat Gott es durch Verheißung geschenkt.“
Gott sprach zu Abraham und sagte, er wolle ihm etwas schenken. Dieses Geschenk basiert nicht auf der Treue, die Gebote zu halten, sondern auf dem Vertrauen Abrahams zu Gott. Paulus argumentiert, dass die Verheißung weiterhin auf Glauben beruht. Die Grundlage der Verheißung hat sich nicht geändert. Wenn das Gesetz den Bund ungültig machen würde, hätte Gott den Bund aufheben und etwas Neues schaffen müssen. Das wäre unlogisch und würde auch von den Gläubigen nicht akzeptiert werden.
Drittens: Das Volk Israel hatte das Gesetz auf falsche Weise angenommen und stand dadurch unter dem Fluch des Gesetzes. In Galater 3,13-14 heißt es: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt, damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen komme, damit wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen.“
Zur Frage, wie das Gesetz zum Bund Abrahams steht, muss man sagen: Christus hat den Fluch des Gesetzes für uns getragen und uns losgekauft. Wir werden geboren und stehen unter Gottes Forderung, seine Gebote zu halten. Das ist nichts anderes, als dass der Fluch des Gesetzes über unserem Leben liegt.
Christus bezahlt für uns, wird für uns zum Fluch und befreit uns vom Gesetz. Dadurch gilt die Verheißung aus dem Bund wieder für uns. Wir treten quasi ein Stück weit in diesen Bund ein, denn Christus ist derjenige, den der Bund verheißen hat.
Im Bund mit Abraham heißt es, dass ein bestimmter Segensträger aus seiner Linie hervorgehen würde. Dieser Segensträger ist Christus. Er befreit uns vom Fluch des Gesetzes. Es heißt: „Damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen komme.“
Was ist dieser Segen? Im nächsten Satz heißt es: „Damit wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen.“ So trifft die Verheißung des Bundes uns in Christus, weil er für uns bezahlt und uns vom Fluch befreit hat. Wir sind wieder auf dem Weg zurück in diese Verheißung.
Ich hätte jetzt Vers 21 nicht unbedingt gebracht, aber es passt gut dazu. Die Frage lautet: Was macht lebendig? Wenn ich dem Gesetz große Bedeutung beimesse und denke, dass alles gut ist, wenn ich das Gesetz halte, wäre alles in Ordnung. Doch das Gesetz macht nicht lebendig. Die Verheißung macht lebendig.
Drei Punkte wollte ich euch zeigen, wie das Gesetz zum Bund Abrahams steht: Erstens, es ist hinzugefügt. Zweitens, es macht den Bund nicht ungültig. Drittens, wir sind durch Christus losgekauft von dem Fluch des Gesetzes.
Noch etwas zum Gesetz. Schlagen Sie bitte Erste Könige 19 auf. Das ist nur eine von vielen Stellen im Alten Testament. Wenn man liest, wie das Volk das Gesetz erhält, ist es anfangs völlig begeistert. Wunderbar, endlich etwas, das wir tun können. Doch kurze Zeit später tanzen sie ums goldene Kalb. Danach geht es wieder etwas besser weiter.
In 1. Könige 19,10 lesen wir die Geschichte, die Ihnen bekannt sein dürfte: Elija auf der Flucht vor der Isabel klagt. Er sagt: „Ich habe sehr geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen. Deinen Bund haben die Söhne Israel verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht. Und ich allein bin übrig geblieben, ich allein, und nun trachten sie danach, auch mir das Leben zu nehmen.“
Der Vorwurf, den Elija hier bringt, bezieht sich auf „deinen Bund“, gemeint ist der Bund mit dem Volk am Berg Sinai. Die Israeliten, die Söhne Israel, haben diesen Bund verlassen. Wir wissen, dass Gott sein Volk im Verlauf der Geschichte bestraft hat.
Wenn Sie weiter lesen, werden Sie feststellen, dass in der Geschichte Israels, wenn Sie sich vorstellen, dass dies das Mittelmeer und hier das Tote Meer ist, in der Gegend um Nazareth, es natürlich irgendwann so sein wird, dass das Volk auszieht – das sind wir gerade –, dann wieder ins Land zurückkehrt, das Land einnimmt und nach einer Weile einen König haben will.
Es gibt einen schlechten König, Saul, einen guten König, David, und einen König mittlerer Qualität, Salomo, bei dem man sich nicht genau sicher ist, ob er gut oder schlecht war. Nach Salomo kommt sein Sohn Rehabeam, der nicht unbedingt der König ist, den man sich wünscht. Wegen seines seltsamen Verhaltens entstehen plötzlich zwei Königreiche: das Südreich, hauptsächlich bestehend aus Juda und Benjamin, und das Nordreich mit zehn Stämmen.
Beide Königreiche sind immer wieder im Hinblick auf Gott Götzendiener. Deshalb gibt es im Jahr 722 v. Chr. die Wegführung der zehn Stämme nach Assyrien – ein Gericht. Später, zwischen 605 und 586 v. Chr., gibt es drei Wegführungen des Südreichs nach Babylon. Diese Gefangenschaft dauert etwa 50 bis 70 Jahre, danach dürfen sie zurückkehren. Aber auch das war ein Gericht.
Man kann sich nun fragen: Wie genau hat Israel den Bund Gottes gebrochen? Meint man, dass der einzelne Israelit die Zehn Gebote nicht vollständig gehalten hat? Geht es darum, dass jeder Einzelne die Gebote nicht ganz einhält? Weil jeder ein bisschen Fehler hat, obwohl sich alle bemühen, sagt Gott am Ende: „Nein, ihr habt den Bund nicht gehalten, jetzt verschleppe ich euch.“
Das ist es, was in 1. Könige 19,10 gemeint ist: Die Söhne Israel haben den Bund verlassen. Aber das passt nicht ganz, denn für diese Sünden gab es ja auch Opfer, die man bringen konnte – das steht ausführlicher im dritten Buch Mose. Es passt einfach nicht zu Gott.
Deshalb wollen wir uns anschauen, wie das Volk über die kommenden Jahrhunderte mit dem mosaischen Gesetz umgegangen ist. Zunächst möchte ich erklären, was das Wort „Gesetz“ hier bedeutet. Das Wort kann nämlich drei Dinge bedeuten.
Erstens kann es für die Zehn Gebote stehen. An ungefähr zwei Stellen im Alten Testament wird „Gesetz“ einfach nur für die Zehn Gebote im engeren Sinn verwendet. Zweitens wird das Wort „Gesetz“ an einigen Stellen spezifisch für einzelne Gebote benutzt, zum Beispiel für das Gesetz der Brandopfer. Hier ist nur eine bestimmte Kategorie von Gesetzen gemeint.
Aber in den allermeisten Fällen bezieht sich das Wort „Gesetz“ auf alle Bestimmungen des mosaischen Bundes. Dazu gehören die Zehn Gebote, das, was im zweiten Buch Mose nach den Zehn Geboten (Kapitel 21 bis 23) steht – ich nenne das immer das bürgerliche Gesetzbuch – sowie alles, was an Opferritualen kommt. All diese Gebote zusammen werden üblicherweise mit dem Begriff „Gesetz“ gemeint.
Nun schauen wir uns einige Dinge an, um einen Eindruck zu bekommen, wie das Volk, das am Berg Sinai „Klar, wir wollen alles halten!“ geschrien hat, mit den wesentlichen Geboten Gottes über die nächsten Jahrhunderte umgegangen ist.
Ich habe drei Dinge herausgesucht. Das erste betrifft das Thema Sabbat. Israel sollte alle sieben Jahre ein Sabbatjahr halten. Was durfte man in einem Sabbatjahr tun? Am Sabbatjahr sollte das Feld ruhen, es durfte nicht bestellt werden. Natürlich wuchs noch einiges, weil vom Vorjahr noch Reste da sind oder Weintrauben von alleine kommen, auch der Apfelbaum trägt noch. Aber bearbeitet werden durfte das Feld nicht.
Alle sieben Jahre sollte das Feld sich ausruhen. Das ist spannend, denn es zeigt, wer der eigentliche Besitzer des Feldes ist. Wenn Gott sagt: „Das ist mein Feld“, und du lässt es alle sieben Jahre liegen, zeigt das Gottes Herrschaft. Es zeigt auch, wo das Vertrauen liegt.
Stellen Sie sich vor, Gott sagt: „Du musst deine Praxis alle sieben Jahre für ein Jahr schließen.“ Dann kannst du nur hoffen, dass du im sechsten Jahr genügend Geld hast. Und im siebten oder achten Jahr, wenn es wieder anfängt, ist es nicht sofort wieder da.
In der Praxis geht das noch schneller, weil bei einer Ernte die Abrechnung etwa einmal im Jahr erfolgt, mit einem halben Jahr Verzögerung. Es verlangt also Vertrauen.
Alle fünfzig Jahre sollte ein Jubeljahr sein. Was passierte im Jubeljahr? Man sollte alle Sklaven freilassen, und wenn man ein Stück Land verkauft hatte, weil man arm geworden war, bekam man es zurück. Das ist großartig. Gott sorgt dafür, dass es in seinem Volk keine armen Leute gibt.
Du hast gesagt: „Ich bin völlig blank, ich verkaufe mich in die Sklaverei.“ Aber du weißt genau, dass in 37 Jahren Schluss ist. Du hast ein Ziel vor Augen, vielleicht ein weites Ziel. Aber wenn du hoffnungslos bist und deine Alternative darin besteht, einfach zu sterben, dann sagst du: „Okay, 37 Jahre sind eine lange Zeit, aber ich bin irgendwann wieder ein freier Mann ohne Schulden.“
Nicht nur das: Du kannst deinem Sohn etwas weitergeben, hast etwas und bist nicht dazu verdammt, dass dieses Schicksal auf die nächsten Generationen übergeht. Das waren die Ideen hinter Sabbatjahr und Jubeljahr. Sie werden das alles im dritten Buch Mose, Kapitel 25, lesen.
Nun lesen wir noch einmal im zweiten Buch Mose 31, um klarer zu sehen, wie ernst Gott das mit dem Sabbat meinte. Dort heißt es in Vers 13: „Du aber rede zu den Söhnen Israel und sage ihnen: Haltet nur ja meine Sabbate, denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch für alle eure Generationen, damit man erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt.“
Hier geht es um den wöchentlichen Sabbat, nicht um das Sabbatjahr. Gott ist sehr deutlich: „Haltet das!“ Es ist ein Zeichen zwischen euch und mir. Am siebten Tag der Woche sollten die Israeliten nicht arbeiten.
In 3. Mose 25,4 steht das, was ich eben erzählt habe: „Im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein, ein Sabbat dem Herrn. Dein Feld sollst du nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden. Den Nachwuchs deiner Ernte sollst du nicht einernten und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstocks nicht abschneiden. Ein Jahr der Sabbatfeier soll es für das Land sein. Und der Sabbatertrag des Landes soll euch zur Speise dienen, dir und deinem Knecht und deiner Magd, deinem Tagelöhner und deinem Beisassen, die sich bei dir aufhalten.“
Jetzt die Frage: Das waren wichtige Dinge, die Gott wollte. Hat das Volk das gemacht? Gibt es eine Textstelle in der Bibel, die berichtet, dass das Sabbatjahr gehalten wurde? Gibt es einen Hinweis im Alten Testament darauf, dass irgendwo das Sabbatjahr eingehalten wurde?
Schlagen wir mal Jeremia 34 auf, einen größeren Abschnitt ab Vers 8. Bei mir ist das in etwa Seite 963. Jeremia 34, ab Vers 8. So bekommen wir eine Idee, wie die Haltung der Israeliten zu diesem Gebot mit Freilassung war.
Das Wort des Herrn geschah zu Jeremia, nachdem König Zedekia einen Bund mit dem ganzen Volk in Jerusalem geschlossen hatte, ihnen eine Freilassung auszurufen: Jeder sollte seinen Sklaven und jede seine Sklavin, Hebräer und Hebräerin, als Freie entlassen, sodass niemand mehr seinen jüdischen Volksgenossen als Sklaven hielt.
Das war die Idee des Jubeljahrs. Alle Obersten und das ganze Volk, das den Bund eingegangen war, hörten und entließen ihre Sklaven und Sklavinnen. Bis dahin klingt die Geschichte gut – man denkt: „Super, das ist ein tolles Volk, sie tun, was gesagt wird.“
Lesen wir weiter: Sie wandten sich aber um, holten die Sklaven und Sklavinnen zurück, die sie als Freie entlassen hatten, und unterjochten sie wieder als Sklaven.
Der König sagt also: „Lasst sie frei!“ Und am nächsten Morgen sind sie wieder zurück in der Arbeit.
Da geschah das Wort des Herrn zu Jeremia: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe einen Bund mit euren Vätern geschlossen am Tag, als ich sie aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausführte. Ich sprach: Am Ende von sieben Jahren sollt ihr jeden hebräischen Bruder entlassen, der sich dir verkauft hat. Er soll sechs Jahre dein Sklave sein, dann sollst du ihn als Freien entlassen. Aber eure Väter hörten nicht auf mich und neigten ihr Ohr nicht zu mir.
Nun seid ihr umgekehrt und habt getan, was in meinen Augen Recht ist, dass jeder für seinen Nächsten Freilassung ausrief und einen Bund vor mir im Haus geschlossen hat, über dem mein Name ausgerufen ist. Aber dann habt ihr euch wieder umgewandt und meinen Namen entweiht. Ihr habt jeden Sklaven und jede Sklavin zurückgeholt, die ihr auf ihren Wunsch als Freie entlassen hattet, und habt sie wieder unterjocht, damit sie Sklaven für euch sind.
Darum spricht der Herr: ‚Ihr habt nicht auf mich gehört, eine Freilassung auszurufen für euren Bruder und Nächsten. Siehe, so rufe ich für euch eine Freilassung aus – für das Schwert, für die Pest und für den Hunger – und mache euch zum Entsetzen für alle Königreiche der Erde.‘“
Das ist die Haltung der Israeliten: Sie sind zwar schon mal auf dem richtigen Weg, aber sie haben nichts kapiert. Heute lassen sie frei, morgen müssen sie zurück.
Bleiben wir bei Jeremia und blättern ein paar Kapitel zurück zu Jeremia 25. Dort, in Vers 11, finden Sie eine Drohung, wie Propheten das manchmal tun: „Und dieses ganze Land wird zur Trümmerstätte und zur Wüste werden, und diese Nationen werden dem König von Babel siebzig Jahre lang dienen.“
Der Prophet Jeremia prophezeit eine Zeitspanne der Unterjochung unter König Nebukadnezar für dieses Gebiet. Siebzig Jahre soll es unterjocht sein. Diese Drohung erfüllt sich.
Springen wir jetzt ein wenig zurück zur Zweiten Chronik, etwa Seite 585, Kapitel 36, Vers 17. Dort lesen wir die Erfüllung der Prophezeiung. Nebukadnezar kommt.
Zweite Chronik 36,17: „Er ließ den König der Chaldäer, Nebukadnezar, gegen sie heraufkommen und brachte ihre jungen Männer mit dem Schwert um im Haus ihres Heiligtums. Er hatte kein Mitleid mit Jüngling oder Jungfrau, mit Altem oder Greis. Alle gab er in seine Hand. Alle Geräte des Hauses Gottes, die großen und kleinen, sowie die Schätze des Hauses des Herrn und die Schätze des Königs und seiner Obersten brachte er nach Babel.
Sie verbrannten das Haus Gottes im Jahr 586 v. Chr., rissen die Mauer von Jerusalem nieder und verbrannten alle Paläste mit Feuer. Alle kostbaren Geräte zerstörten sie, und was vom Schwert übrig blieb, führten sie gefangen nach Babel. Sie mussten Nebukadnezar und seinen Söhnen als Sklaven dienen, bis das Reich der Perser zur Herrschaft kam. Damit erfüllte sich das Wort des Herrn durch den Mund Jeremias.
Und nun lesen Sie: ‚Bis das Land seine Sabbate ersetzt bekam. Alle die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren.‘“
Gott hat dieses Land den Israeliten gegeben, und sie sollten alle sieben Jahre nichts anbauen. Haben sie das getan? Nein.
Jetzt sagt Gott: „Das ist wie, wenn man längere Zeit seinen Urlaub ansammelt. Irgendwann muss man ihn nehmen. Dann sagt die Gewerkschaft: Du musst jetzt deinen Urlaub nehmen, er darf nicht ins nächste Jahr übertragen werden.“
So hat Gott gesagt: „Jetzt nimmt mein Land seinen Urlaub.“ Damit niemand auf die Idee kommt, etwas anzubauen, sagt Gott: „Macht siebzig Jahre Urlaub woanders, ab nach Babylon mit euch.“ Das ist Gericht.
Wenn jemand denkt, das hätte sie kalt erwischt, springen wir zurück zu 3. Mose 26, wo Gott genau dieses Vorgehen prophezeit: Segen und Fluch.
Gott beschreibt dort recht detailliert, was dem Volk passieren würde, wenn es den Bund mit ihm verlässt. Wir schauen uns nur den Teil an, der sich auf die Wegführung nach Babylon bezieht.
3. Mose 26,32: „Ich werde das Land öde machen, dass eure Feinde, die darin wohnen, sich darüber entsetzen sollen. Euch aber werde ich unter die Nationen zerstreuen und das Schwert hinter euch herziehen. Euer Land wird eine Öde und eure Städte eine Trümmerstätte sein.
Dann endlich wird das Land seine Sabbate ersetzt bekommen, all die Tage seiner Verödung, während ihr im Land eurer Feinde seid. Dann endlich wird das Land ruhen und seine Sabbate ersetzt bekommen, all die Tage seiner Verödung wird es ruhen, was es nicht an euren Sabbaten geruht hat, als ihr darin wohntet.“
Das ist ein ungewöhnlicher Gedanke: Gott sagt, er gibt euch sein Land, wir verteilen es, aber es bleibt sein Land, und ihr seid seine Verwalter. Ihr geht mit dem Land so um, wie ich es will.
Hier wird das Land fast personifiziert und bekommt ein Recht auf Ruhe. Das Volk ignoriert dieses Recht über Jahrhunderte hinweg, bis Gott sagt: „Stopp, jetzt holen wir das nach.“ Siebzig Jahre Ruhe. Und damit ihr nichts dagegen tun könnt, werdet ihr woanders wohnen.
Das ist Gericht.
Die Frage war: Wie geht das Volk mit dem Gesetz um? Im Zentrum des Gesetzes stehen Dinge wie Sabbate, und das Volk kümmert sich überhaupt nicht darum. Wir lesen an keiner Stelle im Alten Testament, dass das Sabbatjahr mit Freude gehalten wurde – nicht einmal.
Ein zweiter Punkt im Gesetz ist, dass Israel keinen Bund oder Vertrag mit den umliegenden Völkern schließen sollte. Vielmehr sollten sie diese Völker vertreiben.
Was hat das Volk von Anfang an gemacht? Schlagen wir Richter 2 auf. Das ist ganz am Anfang, als sie gerade ins Land gezogen waren.
Richter 2: „Der Engel des Herrn kam von Gilgal herauf nach Bochim und sprach: Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe. Ich werde meinen Bund mit euch nicht brechen in Ewigkeit. Ihr aber sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes schließen, ihre Altäre niederreißen.“
Aber sie haben nicht auf die Stimme Gottes gehört. Von Anfang an. Das können Sie durch das Buch der Richter hindurch verfolgen. Diese Idee, keinen Bund zu schließen, wurde von ihnen überhaupt nicht eingehalten.
Warum sollten sie keinen Bund mit den umliegenden Völkern schließen? Weil diese Völker ihre eigenen Götter hatten. Das würde zwangsläufig zu einer Krise führen, denn man übernimmt auch etwas von deren Glauben.
Genau das ist passiert, wie man in der Geschichte sieht. Deshalb musste das Volk der Kanaaniter vertrieben werden.
Gott hat das Volk Israel auch als Mittel gebraucht, um Strafe über die Völker der Kanaaniter zu bringen. Die hatten noch ein paar hundert Jahre Zeit, das hat Abraham gesagt. Die Schuld der Völker war noch nicht voll. Aber als Israel kam, war die Schuld voll, und Gott gebrauchte die Israeliten als Werkzeug, sie zu vertreiben und zu vernichten.
Gott straft. Sie sollten keinen Bund schließen, und sie haben es die ganze Zeit getan.
Das Gesetz sagt: Kein Bund! Aber immer wieder schließen sie Bünde, mal hier, mal da. Später wird es Usus, dass es nur noch Bünde gibt. Es wird auch reingeheiratet. Am Ende seines Lebens, zumindest wird es so geschildert, neigen manche Ausleger dazu zu sagen, dass Salomo vielleicht noch umgekehrt sei. Seine Frauen hätten das Herz dieses weisen Mannes zum Götzendienst geführt.
Das wusste ich nicht, fragt man sich manchmal. Aber diese Geschichte zeigt, dass das Volk von Anfang an Götzendienst treibt.
Das Buch der Richter zeigt diese Abwärtsspirale: Es beginnt mit Götzendienst und endet böse. Mal folgt man diesem Gott, mal jenem. Man hat manchmal den Eindruck, dass das Volk dem Gott Israels am wenigsten folgt.
Daran kann man für uns etwas lernen: Wunder allein sind keine Grundlage für Glauben. Man hört das manchmal, besonders in der Zeit von John Wimber oder Peter Wagner und Begriffen wie „Power Evangelisation“ oder „dritte Welle“. Da heißt es, die Leute müssten die Macht Gottes erleben, um sich zu bekehren. Manche sagen sogar, niemand könne sich bekehren, ohne ein großes Wunder erlebt zu haben.
Die Geschichte der Bibel spricht eine andere Sprache: Diese Leute erleben 40 Jahre lang jeden Tag Wunder – ihr Frühstück, Mittagessen und Abendbrot sind Wunder. Aber daraus entsteht kein Glaube.
Götzendienst herrscht von Anfang an, und das zieht sich über Jahrhunderte.
Man könnte noch weitere Beispiele zeigen: Das Passafest wurde nicht gefeiert. Das fällt auf, wenn man in der Zweiten Chronik, Kapitel 30, liest. Dort feiern sie ein Passa, das seit langer Zeit nicht mehr gefeiert wurde.
Selbst Könige, die gut wegkommen, haben das Passa kaum oder nie gefeiert. Den Sabbat sieht man bei Esra 20 nur selten gehalten. Den Zehnten geben? Malachi schreibt darüber, dass der Zehnte nicht gegeben wurde. Wahrscheinlich ließ man lieber seine Priester verhungern, als den Zehnten zu geben.
Wo haben sie Gott beklaut? Beim Zehnten. Er hat gesagt: „Gebt mir den Zehnten.“ Sie haben es nicht getan.
Ich sage nicht, dass wir heute den Zehnten geben müssen, aber im Alten Testament war das Gesetz so, und die Leute haben es nicht gehalten.
Überall, wo das Gesetz Bedeutung hatte, wurde es gebrochen – nicht nur von einzelnen, mal ausnahmsweise, sondern vom ganzen Volk.
Insofern stimmt es, was wir in 1. Könige gelesen haben: Das Volk Israel hat als Ganzes den Bund verlassen und wollte damit nichts zu tun haben.
Ist der mosaische Bund ein Bund voller Rechtsbruch, den das Volk nicht gehalten hat? Man könnte sagen, es wurde besser, nachdem die Menschen zurückkehrten. Das Südreich, bestehend aus Juda und Benjamin, wurde etwa um 538/537 vor Christus aufgrund eines Edikts wieder zurückgeführt.
Wurde es danach besser? In einzelnen Bereichen tatsächlich schon. Götzendienste zum Beispiel waren danach kein Thema mehr. Diese Erziehungsmaßnahme hat für das Volk gefruchtet. Auch der Sabbat spielte danach keine große Rolle mehr.
Im Neuen Testament lesen wir zwar nichts über die Sabbatjahre, doch wenn wir den Pharisäern begegnen, sehen wir, dass sie den Sabbat sehr genau einhielten. Sie versuchten, den Sabbat besonders streng zu beachten. Wenn es darum ging, keinen Bund zu schließen, waren sie fast schon übergeistlich.
Dazu kommen wir gleich noch, wenn wir uns anschauen, wie das Gesetz steht. Das ist der letzte Punkt zum Evangelium.
Das Gesetz für das Volk Israel ist im Grunde eine Geschichte, in der sie das Gesetz ständig übertreten haben. Doch wie verhält es sich mit dem Gesetz im Hinblick auf das Evangelium? Das möchte ich mit euch anhand von Römer 10, Vers 4 näher betrachten. Beim letzten Mal waren wir dort, denke ich.
Römer 10,4 fragt: Welche Bedeutung hat das Gesetz, nachdem das Evangelium gekommen ist? Dort heißt es: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.“ Gerechtigkeit im Neuen Testament (und auch im Alten) ist eine Folge des Glaubens.
Wenn wir das Gesetz als ein Mittel zur Rechtfertigung sehen, also als ein Mittel, um vor Gott gerecht zu sein, dann können wir sagen, dass diese Zeit definitiv vorbei ist. Niemand kommt heute durch das Halten der Zehn Gebote in den Himmel. Niemand. Stattdessen ist es, wie hier steht, der Glaube – und zwar der Glaube an Christus –, der uns den Himmel schenkt.
Man könnte nun sagen: „Okay, das würde ja bedeuten, das Gesetz ist erledigt, vorbei, ich kann leben, wie ich will.“ Hier möchte ich aber vorsichtiger sein in der Formulierung. Nehmen wir die Zehn Gebote. Von diesen zehn Geboten finden sich neun als ethische Prinzipien im Neuen Testament wieder. Nicht unbedingt als Gebote, aber als eigenständige Prinzipien. Du darfst nach wie vor deine Eltern ehren, du sollst deiner Frau treu sein und so weiter – all das findest du im Neuen Testament bestätigt.
Nur ein einziges Gebot wird als ethisches Prinzip nicht wiederholt. Welches ist das? Der Sabbat. Darauf kommen wir gleich noch bei Punkt B zurück. Genau, es fehlt nur das vierte Gebot.
Bleibt die Frage: Ich habe also die Zehn Gebote, davon neun als Prinzipien wiedergefunden. Warum sollte ein Christ, wenn er durch das Halten der Gesetze nicht in den Himmel kommt, sie überhaupt halten? Ist das nicht ein bisschen lästig? Was sollte einen Christen anspornen, diese Dinge zu tun?
Ich sage euch: Er tut es deshalb, weil er doch unter einem Gesetz steht. Unter welchem Gesetz steht der Christ? Genau, es ist das Gesetz Christi.
Schlagen wir dazu 1. Korinther 9, Vers 21 auf. Ich beginne aus Gründen des Zusammenhangs mit Vers 19:
„Denn obwohl ich allen gegenüber frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich immer mehr gewinne.“ Paulus beschreibt hier seine Haltung: Er passt sich an, soweit er kann, um jedem Menschen das Evangelium so zu bringen, dass sie sich bekehren können.
Er sagt weiter: „Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne, denen, die untergesetzt sind, wie einer untergesetzt.“ Für uns bedeutet das zum Beispiel: kein Schweinefleisch und all diese Dinge. Paulus möchte durch sein Verhalten nicht von vornherein seine Botschaft durchkreuzen, obwohl er selbst nicht unter dem Gesetz steht.
Dann heißt es weiter: „Damit ich die, welche unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie einer ohne Gesetz.“ Die Heiden sind die ohne Gesetz. Paulus ist ihnen gegenüber geworden wie einer ohne Gesetz.
Und jetzt sagt er etwas, das auf den ersten Blick merkwürdig klingt: „Obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi.“ Hier gefällt mir die alte Elberfelder Übersetzung besser, denn dort steht, dass er gesetzmäßig dem Christus unterworfen ist.
Was bedeutet das? Eigentlich ist es ganz einfach, oder? Habt ihr Schwierigkeiten damit, gesetzmäßig dem Christus unterworfen zu sein? Was ist unsere Lebensregel, wenn wir sie auf den Punkt bringen? Würdet ihr sagen: Jesus herrscht über mein Leben? Oder: Ich möchte Jesus ähnlicher werden?
Was ist die Motivation dahinter? Was treibt ein christliches Leben an? Dankbarkeit? Liebe zu Gott? Gibt es eine Verbindung zwischen Liebe und Gehorsam? Klar, natürlich gibt es die – vorausgesetzt, man fragt nicht zu doof.
Jesus sagt in Johannes 14, Vers 21: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Meine Kinder lieben mich nicht, wenn sie immer das tun, was ich nicht will. Ganz einfach: Wenn sie mir ihre Liebe zeigen wollen, dann tun sie, was ich sage.
Wenn ich ihnen zum Beispiel sage: „Räumt euer Zimmer auf!“ und sie räumen es auf, dann ist das ein Beweis ihrer Liebe zu mir. Natürlich auch ein Zeichen von Respekt, aber eben auch von Liebe.
Genauso ist es mit Gott. Wir sind gesetzmäßig dem Christus unterworfen. Was ist die Motivation, dass wir die Gebote Gottes halten, so wie sie sich im Neuen Testament zeigen? Es ist Liebe – Liebe zu dem Heiland, die mich antreibt.
Wenn ich ihn gern habe, möchte ich so leben, dass es ihm gefällt, dass unsere Beziehung stärker wird, dass ich ihm gefalle und seinen Willen tue. Jede Frau kann das nachvollziehen, jeder Mann kann das nachvollziehen in einer Beziehung.
Ich bin doch nur dann jemand, der den anderen gern hat, wenn ich nicht gerade die Dinge tue, die er nicht mag. Du lädst deinen besten Freund zum Essen ein und weißt, dass das Letzte, was er mag, Spinat ist. Und dann sagst du: „Wunderbar, ich habe einen richtig guten Spinatsalat gemacht, eine Spinatlasagne und auch einen Spinatnachtisch.“ Oder du lädst Vegetarier zu Kassler ein – das war ein interner Witz.
Das ist kein Ausdruck von Liebe, genau das zu tun, was der andere nicht will.
So sind wir nicht mehr unter einem Gesetz, nach dem Motto: „Ich mache meine Häkchen, und wenn ich alles abgehakt habe, dann bin ich im Himmel.“ Stattdessen gilt: Ich bin gerettet. Und weil ich gerettet bin, erfülle ich die Gebote.
Ich bin nicht errettet, weil ich die Gebote halte, sondern weil ich errettet bin, halte ich aus Liebe zu Gott die Gebote. Und durch seinen Heiligen Geist haben wir auch die Kraft dazu.
Schauen wir uns das einmal in Römer 8, Verse 3 und 4 an. Dort werden nämlich zwei Stadien beschrieben: einmal unter Gesetz und einmal unter Gnade.
Römer 8,3-4 sagt: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott.“ Das Gesetz kann dich nicht heilig machen, es ist ihm unmöglich.
Warum? Weil es an seine Grenzen stößt. Du hast einen Leib, der nicht heilig ist, und der wird dich immer wieder drangsalieren. Dieser unheilige Leib, der mit dem Gesetz nichts zu tun haben will, bringt dich immer wieder an den Punkt, dass du sündigst.
Das Gesetz, wenn es nur von außen kommt, als Maßstab, der nicht in dir drin ist, bringt dich nur an den Punkt der Verzweiflung.
Weiter heißt es: „…tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt würde in uns, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.“
Was tut Gott? Er gibt uns die Möglichkeit, uns zu bekehren. Mit der Bekehrung bekommen wir den Heiligen Geist. Diese Kraftquelle in uns, der Heilige Geist, erlaubt uns jetzt, geistlich zu leben.
In der Führung des Heiligen Geistes erleben wir die Kraft der Gnade in unserem Leben und sehen, wie die Rechtsforderung des Gesetzes in unserem Leben erfüllt wird.
Natürlich ist es ein Kampf. Geist und Fleisch bekämpfen sich. Es ist ein heftiges Schlachtfeld in uns drin. Aber das ist der Weg, wie wir das Gesetz erfüllen: dem Geist nach und in der Kraft des Geistes die Werke des Geistes zu tun.
Moralisch erfüllen wir das Gesetz, indem wir gesetzmäßig dem Christus unterworfen sind und durch den Geist Gottes diese Beziehung am Leben erhalten, fördern und reifen lassen.
Da gibt es eine zweite Seite im Gesetz, und das sind die ganzen Opfer- und Feiertagsbestimmungen. Was machen wir mit denen? Also, Opfer und Feiertagsbestimmungen – was machen wir damit? Sollten wir uns doch am Samstag treffen?
Wir haben vorhin ganz frech gesagt, den Sabbat gibt es nicht mehr. Aber der Sabbat gibt es schon, das Wort taucht ja tatsächlich auf. Was machen wir mit dem Sabbat, was machen wir mit den Opfern?
Zunächst einmal weisen die Opfer ja auf Jesus Christus hin. Als Jesus gestorben ist, wurden die Opfer als Wegweiser unnötig. Ganz genau. Die Opfer als Hinweiszeichen auf Jesus haben ihr Ziel erfüllt.
Du fährst auf der Autobahn und hast ein Schild, auf dem steht: Berlin 350 Kilometer. Das ist eine Hilfe. Aber du brauchst diese Schilder nicht mehr, wenn du in Berlin angekommen bist.
Wir lesen dazu zwei Stellen, einmal Kolosser 2, Verse 16 und 17:
"So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats; die sind ein Schatten der künftigen Dinge, der Körper selbst aber ist der Christus."
Wir haben also Jesus kennengelernt. Wir sehen das Original, und alles andere ist nicht das Original, sondern nur ein Schatten.
Nehmen wir an, du willst dich mit Markus unterhalten. Stell dir vor, Markus steht vor dir, die Sonne scheint. Du beugst dich ständig herunter und versuchst, dich mit dem Schatten von Markus zu unterhalten. Markus schaut ein bisschen herunter und fragt: "Was willst du denn da unten eigentlich? Was machst du mit meinem Schatten die ganze Zeit? Ich bin doch leibhaftig hier, sprich mich an!"
So sind Leute, die sagen: "Lasst uns über Sabbate reden und das mit dem Jubeljahr ein bisschen ausbaldowern, ob das nicht heute noch eine Bedeutung haben könnte." Nein, wir unterhalten uns nicht mit dem Schatten. Wir unterhalten uns mit dem Original. Und wir haben Jesus kennengelernt.
Das Gleiche gilt auch für die Opfer. In Hebräer 10, Vers 11 und folgende steht:
"Und jeder Priester steht täglich da, verrichtet den Dienst und bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden hinwegnehmen können. Dieser aber hat ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht und sich für immer gesetzt zur Rechten Gottes. Fortan wartet er, bis seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füße; denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht."
Das ist schön: Du blickst zurück auf viele hundert Jahre voller Opfer, unzählige Tiere, die gestorben sind, und stellst dir einen riesigen Berg Opferfleisch vor. Dann kommt ein Mann mit einem Opfer, das ein für alle Mal alles zu Ende bringt.
Deshalb haben Opfer und Feiertage für uns keine Bedeutung mehr. Sie weisen uns auf Christus hin oder sind in Christus erfüllt. Das heißt, die Ethik, die wir darin finden, bleibt erhalten – in unserer Beziehung zu Jesus bleibt die Ethik bestehen.
Und da, wo es um Opfer und Feiertage geht, können wir sagen: Auch sie sind uns nicht egal. Aber da bleiben wir doch lieber beim Original und nicht beim Schatten, oder?
Und dann bleibt noch ein Letztes übrig. Es bleibt nämlich die Erkenntnis, dass Gott über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg eine bestimmte Art und Weise gezeigt hat, wie er mit den Menschen umgeht. Der Zugang zu Gott war immer derselbe: Er erfolgt aufgrund von Glauben.
Wir stellen jedoch fest, dass der Umgang Gottes mit den Menschen im Paradies etwas anders war als bis zur Flut. Wenn wir zum Beispiel sagen, hier ist die Flut und hier der Sündenfall, dann hat Gott zwischen Sündenfall und Flut den Menschen noch nicht die zehn Gebote gegeben. Er hätte es tun können, hat es aber nicht gemacht.
Dann folgt die Entstehung des Volkes Israel – von Abraham bis letztlich ins Neue Testament. Dabei merken wir, dass Gott mit diesem Volk ganz besonders umgeht. Sie erhalten die zehn Gebote und einige Grundregeln. Wir wissen auch, dass es ein tausendjähriges Reich geben wird. Die Regeln dafür sind noch einmal anders, das kann ich versprechen. Es wird sogar einen Himmel geben, eine Ewigkeit im Himmel – auch dafür gelten neue Regeln.
Nicht, dass Gott sich geändert hätte oder der Zugang zu Gott nicht mehr durch den Glauben erfolgte, aber die Art und Weise, wie Gott sich offenbart und mit den Menschen umgeht, variiert ein wenig. Zum Beispiel hat er sich das Volk Israel auserwählt.
Dann kommt eine Zeit, in der es nicht mehr nur um das Volk Israel geht, sondern um die Gemeinde. Hat Gott sich geändert? Nein, hat er nicht. Aber es ist sein souveränes Recht, sich ein Volk zu nehmen und diesem Volk bestimmte Dinge zu offenbaren. So wie man die Qualität eines Brunnens durch eine Wasserprobe testet, hat Gott das einige hundert Jahre lang mit Israel gemacht. Dann sagt er: Das Ergebnis ist klar, jetzt wird Gott Mensch. Jetzt baue ich die Gemeinde.
Dabei weiß Gott natürlich, dass es Regeln gibt, die im Umgang mit dem Volk Israel sinnvoll waren, im Umgang mit der Gemeinde aber keinen Sinn mehr machen. Beim Volk Israel hatte Gott Regeln eingeführt, die das Volk davor bewahren sollten, sich zu leicht mit den Nachbarvölkern zu vermischen. Sie durften nicht alles essen.
Dann kommt beispielsweise dein kanadischer Nachbar und fragt: „Wollen wir nicht mal eine Fete machen?“ Du möchtest das gern, aber denkst dir: „Was isst du eigentlich?“ – „Schweinebauch und Blutwurst.“ Da denkst du dir: „Nee, können wir die Fete vielleicht ein andermal machen.“ So hat Gott es geschafft, dass durch solche Gebote die Vermischung zwischen Israel und den Nachbarvölkern erschwert wurde.
Im Galater 3 heißt es: „Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter Gesetz verwahrt, eingeschlossen.“ Weißt du, was eine Verwahranstalt ist? Vielleicht hat das noch keiner von euch erlebt, ich auch nicht. Aber wenn du morgens in der Ausnüchterungszelle bist, bist du verwahrt, damit du dir selbst oder anderen nichts antust. So war das Volk Israel wie unter einer Käseglocke aufgehoben. Es hatte bestimmte Gebote, die für dieses Volk lebenswichtig waren.
Jetzt geht Gott aber einen Schritt weiter und sagt: „Ich möchte etwas Neues machen.“ Er möchte, dass sein Heil mit Christus alle Menschen erreicht. Hier entsteht ein Problem, und dieses Problem heißt Petrus. Petrus bekommt den Auftrag, zu einem heidnischen Soldaten namens Cornelius zu gehen. Cornelius ist gottesfürchtig, aber noch nicht bekehrt. Gott möchte, dass Cornelius sich bekehrt, denn ihm fehlt eigentlich nur noch eine klare Präsentation des Evangeliums.
Gott sagt zu Petrus: „Wie wäre es, wenn du zu Cornelius gehst?“ Aber Gott weiß, dass Petrus nicht einen Schritt über die Schwelle eines heidnischen Hauses setzen würde. Petrus ist ein Israelit, und Israeliten machen das nicht. Sie essen nicht das, was Heiden essen, und schon gar nicht mit ihnen. Wenn sie strenggläubig waren, aßen sie nicht einmal etwas, was ein Heide angefasst hatte.
Es gibt die Geschichte, dass Petrus auf dem Dach sitzt. Dann kommt ein Netz mit unreinen Tieren, und Gott sagt dreimal: „Iss!“ Petrus antwortet dreimal: „Nein!“ Es wird langsam knapp, und in einem guten Film würde man jetzt immer wieder einen Schnitt sehen. Kurz bevor die Leute von Cornelius anklopfen, versteht Petrus immer noch nicht, was Gott von ihm will.
Dann kommt eine Stimme aus dem Himmel, die sinngemäß sagt: „Petrus, du hast noch nicht verstanden, aber geh einfach mal mit.“ Petrus macht sich auf den Weg, etwa zwei bis zweieinhalb Tage zu Fuß zu Cornelius. Währenddessen denkt er nach, und als er ankommt, hat er seine Lektion verstanden. Er sagt: „Aha, ich habe verstanden, dass Gott keinen Menschen für gemein hält.“ Die Trennung, dass nur das Volk Israel heilig sei und alle anderen niedriger, hat Gott aufgehoben.
Nun lesen wir Epheser 2. Ich möchte eine Frage anfügen, die Jesus in Matthäus 5,16 stellt: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen.“ Das ist okay. Aber in Vers 18 heißt es: „Denn wahrlich, ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz vergehen, bis alles geschieht.“ Welches Gesetz? Das ist spannend.
Ich möchte den Gedanken noch zu Ende führen und dann können wir ihn in der Diskussion vertiefen. In Epheser 2, Vers 11 heißt es: „Deshalb denkt daran, dass ihr einst aus den Nationen, dem Fleisch nach, also der natürlichen Herkunft nach, Unbeschnittene genannt wurdet, von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht. Zu jener Zeit, ohne Christus, wart ihr ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.“
Das war unser Schicksal: keine Hoffnung, ohne Gott, keine Verheißungen – alles schlecht. Das war früher so. Aber jetzt kommt etwas Neues. Jetzt aber seid ihr in Christus Jesus, ihr Heiden, die ihr einst fern wart, durch das Blut Christi nahe geworden.
Früher musste ein Heide, der zum Volk Gottes gehören wollte, sich beschneiden lassen, wenn er ein Mann war, und durch die Proselytentaufe gehen. Das war eine schwierige Sache. Jetzt schafft Gott etwas Neues: Er nimmt die Heiden und die Israeliten durch das Blut Christi zusammen.
In Vers 14 heißt es: „Denn er ist unser Friede; er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen. In seinem Fleisch hat er die Feindschaft, nämlich das Gesetz der Gebote in Satzungen, beseitigt.“
Ich stelle es mir so vor: Hier habe ich die Nationen (N) und hier Israel (I), dazwischen eine Trennungswand – das Gesetz. Diese Wand trennt beide voneinander. Christus nimmt diese Wand weg und schafft aus beiden eins in ihm. Er nimmt alle in sich auf und sorgt dafür, dass sie zu einem Leib verschmolzen werden. Die Trennungswand ist beseitigt.
Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen. In seinem Fleisch hat er die Feindschaft beseitigt, das Gesetz der Gebote in Satzungen, um die beiden friedenstiftend in sich selbst zu einem neuen Menschen zu machen und sie in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat.
Vers 18: „Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater.“ In Christus gibt es nicht mehr diese Trennung: Es gibt nicht mehr ein Volk Israel, das eine besondere Beziehung zu Gott hat, und Heiden, die diese Beziehung nicht haben. Nein, in Christus haben beide durch den Geist Zugang zum Vater.
Vers 21: „In ihm zusammengefügt wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.“
Wir sehen also: Die moralischen Gebote werden im Evangelium durch das Gesetz Christi erfüllt. Opfer und Feiertage finden ihre Erfüllung in Jesus selbst, denn auf ihn weisen sie hin. Dann gibt es Gebote, die das Volk Israel davor bewahrt haben, sich zu leicht mit den Nationen ringsum zu vermischen. Aber jetzt sagt Gott: „Das möchte ich nicht mehr. Ich möchte, dass ihr euch mischt. Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Völkern.“
Hier beginnt etwas Neues, und deshalb werden diese Dinge geändert und in Christus erfüllt.
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