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Echte Helden erfahren Auflehnung

Gott sucht echte Helden!, Teil 5/6, Richter 7,23-8,3

Echte Helden erfahren Auflehnung

Richter 7,23-8,3

Reihe: Gott sucht echte Helden (5/6)

Einleitende Gedanken

Das Heer der Midianiter und ihren Verbündeten, das in der Ebene Jesreels lagerte, war riesig. „Die Midianiter, die Amalekiter und die Beduinen aus dem Osten, die dort lagerten, bedeckten die ganze Ebene wie Heuschrecken und ihre Kamele waren unzählbar wie die Sandkörner am Meeresstrand.“ Ri.7,12. 32‘000 Mann waren bereit mit Gideon gegen dieses Heer zu kämpfen. Eine kleine Schar im Vergleich mit den Midianitern. Trotzdem war Gott der Meinung, das Heer Gideons sei zu gross. Er verlangte eine massive Reduktion. Gott sagte: „Dein Heer ist zu gross! So kann ich die Midianiter nicht in eure Hand geben. Sonst werden die Leute von Israel am Ende prahlen und sagen: ‘Der eigenen Hand verdanken wir unsere Rettung!’“ Ri.7,2. Die Israeliten sollen nicht denken, sie hätten die Midianiter ohne die Hilfe Gottes besiegt. Das würde sie in ihrer Gottlosigkeit und in ihrem Götzendienst bestärken. Das wollte Gott verhindern. Sie sollen begreifen, dass Gott sie aus der demütigenden Unterdrückung befreit. Deshalb liess Gott das Heer von Gideon von 32‘000 Mann auf 300 Mann schrumpfen. Wie soll Gideon mit 300 Mann ein unzählbares und bestens ausgerüstetes Heer schlagen? Das ist doch unmöglich! Ja – es ist unmöglich, doch wenn Gott seine Hand im Spiel hat, dann ist alles möglich. „Ist für den Herrn irgendetwas unmöglich?“ Gen.18,14. Fragte Gott einmal Abraham. Nein – Gott ist nichts unmöglich! Jesus selbst sagte einmal: „Bei den Menschen ist das unmöglich, aber für Gott ist alles möglich.“ Mt.19,26. Und so geschah es, dass Gideon tatsächlich die Midianiter mit seinen dreihundert Männern überwältigte. Das hatten wir im vierten Teil dieser Predigtreihe angeschaut. Gott sorgte dafür, dass die Midianiter von den Israeliten derart überrumpelt wurden, dass im Lager eine Panik ausbrach. „Als die dreihundert in die Widderhörner bliessen, liess der Herr im Lager eine Panik entstehen und alle gingen mit dem Schwert aufeinander los. Darauf floh das ganze Heer in Richtung auf Bet–Schitta, Zereda, Sefat–Abel–Mehola und Tabbat.“ Ri.7,22. Doch damit war die Schlacht noch nicht gewonnen. Jetzt musste Gideon dafür sorgen, dass die Midianiter das Land möglichst schnell verlassen und sich nach dem ersten Schreck nicht wieder sammeln und sich erneut zu einem Angriff formieren konnten. „Die Männer der Stämme Naftali, Ascher und Manasse wurden zusammengerufen, um die Midianiter zu verfolgen.“ Ri.7,23. Gideon schickte auch Boten ins Bergland zum Stamm Efraïm und forderte sie auf: „Kommt herab und verlegt den Midianitern den Fluchtweg! Besetzt alle Wasserstellen bis nach Bet–Bara und sichert die Jordanfurten!“ Ri.7,24. Die Männer von Efraïm führten diesen Auftrag aus und es gelang ihnen sogar, die beiden Generäle der Midianiter zu ergreifen und sie zu töten. Jetzt waren die Midianiter führungslos. Vernichtender hätte man sie nicht schlagen können. Stolz brachten die Männer von Efraïm die beiden Toten Generäle zu Gideon. Eigentlich hatten sie jetzt Grund zum Feiern. Das war ein grossartiger Sieg. Nach Jahren der Unterdrückung waren sie endlich frei! Doch es geschah etwas ganz sonderbares. Heute im fünften Teil dieser Predigtreihe werden wir sehen, wie eigenartig wir uns verhalten können. Das schauen wir uns jetzt an: Echte Helden erfahren Auflehnung.

Du hast uns übergangen!

Wie gesagt, die Freude könnte riesig sein. Eigentlich sollten sie jetzt ein Volksfest feiern, um diesen überwältigenden Sieg zu geniessen. Niemand wird ihnen in diesem Jahr die Ernte zerstören und die Midianiter werden sie in den nächsten Jahren in Ruhe lassen. Natürlich hätten sie diesen echten Helden Gideon feiern können, der bereit war, Gott in jeder Hinsicht zu vertrauen. Der trotz seinen Ängsten die Anweisungen Gottes befolgte. Wir könnten uns jetzt weiter ausmalen, welche Auswirkungen die Begeisterung über diesen grossartigen Sieg haben könnte. Doch das Traurige ist: Statt einer Feier gab es Ärger unter den Israeliten. Die Männer aus dem Stamm Efraïm waren gar nicht zufrieden. Stinkesauer beschimpften sie Gideon: „Warum hast du uns nicht gerufen, als du in den Kampf gegen die Midianiter gezogen bist? Das hättest du uns nicht antun dürfen!“ Sie machten Gideon schwere Vorwürfe. Ri.8,1. Sie fühlten sich übergangen, weil Gideon sie nicht früher gerufen hatte. Sie wollten am Sieg beteiligt sein und nicht im Nachhinein nur noch beim Aufräumen helfen. Sie waren beleidigt und ärgerten sich über die verpasste Möglichkeit, an einem grandiosen Sieg beteiligt zu sein und sich dadurch wichtig zu machen. Wenn man das zum ersten Mal liest, fragt man sich, ob sie das wirklich ernst meinten. Ja leider, es war ihnen sehr ernst. Sie waren richtig aufgebracht. Im Grunde waren sie neidisch auf Gideons Erfolg. Wenn wir über dieses Verhalten nachdenken, merken wir plötzlich, dass uns das gar nicht so fremd ist. Leute die im Beruf oder in der Kirche in einem Bereich Leitungsverantwortung übernommen haben, erlebten vermutlich ähnliche Situationen. Und wer keine Leitungsverantwortung hatte, weiss auch, dass er sich schon mal – sei es zu Recht oder zu Unrecht – übergangen fühlte. Das sind oft bittere Erfahrungen. In der Bibel finden wir viele Beispiele von Leuten, die angegriffen wurden, obwohl sie das Richtige getan hatten. Mose ist eine dieser Personen, die mehrfach angegriffen wurde. Einmal lehnten sich sogar seine beiden älteren Geschwister, Mirjam und Aaron, gegen ihn auf. Es störte sie plötzlich, dass Moses Frau keine Israelitin war. Das wussten sie zwar schon lange und Gott berief Mose, als er mit dieser Frau bereits verheiratet war. Doch eines Tages dachten sie, wenn Mose mit einer Ausländerin verheiratet ist, wieso soll seine Meinung wichtiger sein als die unsere? Warum soll unser kleiner Bruder mehr zu sagen haben als wir? Und sie hetzten die Israeliten gegen ihn auf: „Darf Mose behaupten, dass nur er den Willen des HERRN kennt? Hat der HERR nicht auch zu uns gesprochen?“ Num.12,2. Wir sind doch genauso wichtig wie Mose! Statt ihrem Bruder dankbar zu sein und seine Autorität anzuerkennen, greifen sie ihn an und unterstellen ihm Hochmut und Arroganz. Ein andermal formierte sich eine Gruppe aus dem Stamm Levi. Diesmal attackierten sie Mose und Aaron. Sie warfen ihnen vor: „Ihr nehmt euch zu viel heraus! Alle Israeliten gehören dem HERRN in gleicher Weise und ER ist mitten unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des HERRN?“ Num.16,3. Das scheint ein sehr geistliches Argument zu sein. Doch im Grunde konnten sie nicht damit leben, dass sich Gott Mose ausgesucht hatte, um das Volk zu leiten. Sie ärgerten sich darüber, dass sie nicht so viel wie Mose und Aaron zu sagen hatten, obwohl sie zum selben Stamm gehörten. Sie wollten mehr Autorität und mehr Ansehen. Sie wollten mitreden und mitbestimmen können. Sie wollten autonomer sein. Doch jedes Mal bestätigte Gott die Autorität von Mose. Auch Paulus erlebte verschiedene Angriffe. In Korinth gab es Leute, die seine Autorität als Apostel untergraben wollten. Den Korinthern schrieb Paulus, welches Gerücht ihm zu Ohren gekommen war: „Angeblich verhalte ich mich unterwürfig, solange ich persönlich bei euch bin, doch aus der Ferne gebe ich mich stark und selbstbewusst.“ 2.Kor.10,1. Es gab noch andere Unterstellungen. Sie sollten dazu dienen, die Integrität und Glaubwürdigkeit des Paulus in Zweifel zu ziehen. Doch Paulus wusste mit wem er es zu tun hatte. Er durchschaute diese Leute, denen es im Grunde nur um ihr eigenes Ansehen ging. Er schrieb: „Ich bin überzeugt, dass ich mich in keiner Beziehung vor diesen Überaposteln verstecken muss.“ 2.Kor.11,5. Diese Leute überhoben sich über die wahren Apostel. Sie lehrten die Christen Dinge, die mit einer gesunden Lehre nichts mehr zu tun hatten. Sie erlaubten sich, die von Gott eingesetzten Apostel anzugreifen, um die Menschen hörig zu machen und sie auszunutzen. Auch Jesus wurde angegriffen. Die Juden waren nicht bereit seine Autorität anzuerkennen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten hatten Angst Jesus würde ihren Einfluss vermindern. Deshalb wollten sie Jesus beseitigen. Selbst der römische Prokurator durchschaute ihr Motiv, als sie ihn dazu zwangen, Jesus zu kreuzigen. „Pilatus wusste genau, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.“ Mt.27,18. Das ist das Schicksal von Menschen, die Verantwortung übernehmen. Sie werden manchmal von den eigenen Leuten angegriffen. Es werden ihnen niedere Motive untergeschoben. So wie das die Efraïmiter bei Gideon taten. Sie warfen Gideon im Grunde vor, er hätte den Ruhm für den Sieg für sich allein haben wollen. Er sei nicht bereit gewesen, den Erfolg mit ihnen zu teilen. Sie fragten sich nicht, ob Gideon sich richtig verhalten hatte. Der grossartige Sieg über die Midianiter wurde für sie zur Nebensächlichkeit, Gottes Wirken bedeutungslos. Sie waren mit sich selbst und ihrer Stellung und ihrem Ruhm beschäftigt. So können wir reagieren! Wir Christen sind dazu fähig. Deshalb muss Paulus uns warnen: „Rechthaberei und Überheblichkeit dürfen keinen Platz bei euch haben. Vielmehr sollt ihr demütig genug sein, von euren Geschwistern höher zu denken als von euch selbst. Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl.“ Phil.2,3-4. Paulus wusste aus seinen eigenen Erfahrungen, dass dieses Verhalten auch unter Christen nicht selbstverständlich ist. Er hatte Mitarbeiter, die er für wichtige Aufgaben gar nicht einsetzen konnte. Er sagte über sie: „Es geht ihnen allen nur um sich selbst und nicht um die Sache Jesu Christi.“ Phil.2,21. Die Efraïmiter hatten nicht Gottes Wirken und seinen Willen im Blick. Über den Sieg, der auch sie von der Unterdrückung befreite, freuten sie sich nicht. Sie ärgerten sich lieber darüber, dass sie am Sieg nicht beteiligt waren. Es ging ihnen um ihr eigenes Ansehen. Vermutlich würden wir erschrecken, wenn uns Gott zeigen würde, wieviel im Reich Gottes nicht zustande gekommen ist, weil uns unser Ansehen wichtiger war als das Reich Gottes. Und weil wir jemandem einen Erfolg nicht gönnten, weil wir im tiefsten Herzen neidisch waren.

Euer Beitrag ist wichtiger

Für Gideon muss das wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Nichts hatte er falsch gemacht. Er tat nur das, was Gott von ihm verlangte. Er hatte gar keine Zeit, sich mit allfälligen Empfindlichkeiten der umliegenden Stämme zu beschäftigen. Was Gott von ihm verlangte forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Und warum hätte er die Efraïmiter rufen sollen? Gott wollte ja gar nicht, dass er mit einem grossen Heer die Midianiter angreift. Wie hättest du wohl auf solche Vorwürfe reagiert? Übrigens griffen die Efraïmiter später den Richter Jephta in ähnlicher Weise an. Das hatte einen Bruderkrieg zur Folge, der 42‘000 Efraïmiter das Leben kostete. Gut, dass Gideon hier anders reagierte. Er versuchte nicht, seine Entscheidungen zu verteidigen. Er hätte genügend Gründe nennen können: Gott gab ihm den Auftrag. Gott liess nicht zu, dass er von den Dorfbewohnern ermordet wurde. Gott veranlasste, dass seine Armee von 32‘000 auf 300 Mann schrumpfte. Er hätte das und noch viel mehr zu seiner Verteidigung vorbringen können. Doch mit Staunen hören wir ihn sagen: „Gott hat die Anführer der Midianiter in eure Hand gegeben; das stellt alles in den Schatten, was ich getan habe.“ Ri.8,3. Die Tatsache, dass sie die beiden Generäle der Midianiter gefangen und getötet hätten, sei die viel wichtigere Tat gewesen, als das, was er getan hatte. Eigentlich sagte er ihnen, dass sie den endgültigen Sieg herbeigeführt hätten. Für Gideon war es das Wichtigste, dass die Israeliten von ihren Unterdrückern befreit wurden. Wer nun für diesen Sieg die Lorbeeren bekommt, war ihm nicht so wichtig. Ihm war eh klar, dass Gott diesen Sieg geschenkt hatte. Wenn es den Efraïmiten nun so wichtig war an diesem Sieg zu partizipieren, dann sollen sie doch. Sie sollen glauben, dass ihre Taten die entscheidenden Taten waren. „So beruhigte er die Efraïmiter und sie gaben sich zufrieden.“ Ri.8,3. Vorbildich wie sich Gideon verhalten hatte. Er praktizierte eine Unterweisung, die wir in den Sprüchen finden: „Eine versöhnliche Antwort kühlt den Zorn ab, ein verletzendes Wort heizt ihn an.“ Spr.15,1. Gideon sagte ihnen, ihr Beitrag sei wichtiger als sein eigener gewesen. Damit hatte er zwei Siege zu verzeichnen: den Sieg über die Midianiter und die Verhinderung eines möglichen Bruderkrieges.

Schlussgedanke

Vor vielen Jahren war ich Mitglied in einem Allianzvorstand einer grösseren Stadt. In dieser Stadt gab es eine aufstrebende Kirche, die auf den Strassen der Stadt aktiv war. Durch diese Aktivitäten kamen einige Menschen zum Glauben an Jesus. Eine wunderbare Sache! Diese Strassenaktionen kamen dann in einer Sitzung zur Sprache. Zu meinem Erstaunen ärgerten sich einige Mitglieder des Vorstandes, dass diese christliche Gruppe ihre Aktionen durchführen ohne den Allianzvorstand zu fragen oder ihn zumindest zu orientieren. Warum konnten wir uns nicht einfach darüber freuen, dass Christen bereit sind Menschen auf der Strasse anzusprechen und sie auf Jesus aufmerksam zu machen? So können wir reagieren. Wir können aus welchem Grund auch immer den Blick für das Reich Gottes verlieren. Plötzlich werden Abläufe, Hierarchien und Strukturen wichtiger als unser eigentlicher Auftrag. So wie die Efraïmiter, denen ihre eigene Ehre wichtiger als das Reich Gottes war. Sind wir nicht erstaunt, wenn wir für eine Aufgabe die Verantwortung tragen, dass uns Auflehnung begegnet und diese aus den eigenen Reihen kommen kann. Geben wir uns aber auch nicht der Illusion hin, als könnten wir uns nie so wie Efraïm verhalten. Glauben wir ja nicht, uns würde es immer und zu jeder Zeit einzig und allein nur um das Reich Gottes gehen. Jeder von uns kann sich wie die Efraïmiter verhalten. Je mehr du meinst, dass du das bestimmt nie tun wirst, desto schneller wirst du zu denen gehören, die genau das tun, ohne es selber zu merken. Wer sich hingegen solche Verhaltensweisen zutraut und mit sich und seinen Motiven ehrlich ist, kann sich am ehesten davor schützen, dieser Verhaltensweise zu verfallen. Und wer mit sich und seinen Motiven ehrlich ist, wird mit Auflehnung besser umgehen können und zieht sich nicht beleidigt zurück, sondern erfüllt weiterhin seinen Auftrag. Wir können uns im Umgang miteinander an unserem besten Vorbild orientieren: Jesus Christus. Paulus schreibt den Philippern, sie sollen sich in Fragen des Umgangs miteinander an Jesus orientieren und damit möchte ich schliessen. „Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich noch mehr: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz wie ein Verbrecher. Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm als Ehrentitel den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name.“ Phil.2,5-9. Orientieren wir uns an Gideon und nicht an den Efraïm. Nehmen wir uns für unser Verhalten besonders Jesus zum Vorbild.