Einführung in die Begegnung Jesu mit Zöllnern und Sündern
Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 135: Matthäus und seine Freunde, Teil vier.
Die Pharisäer beobachten, wie der Herr Jesus Gemeinschaft mit Zöllnern und Sündern hat. Sie fragen die Jünger: „Warum ist euer Lehrer mit den Zöllnern und Sündern?“ Die Antwort erfolgt umgehend.
Dann ergänzt der Herr Jesus in Richtung seiner Kritiker noch: „Geht aber hin und lernt, was das ist: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Matthäus 9,13)
An dieser Stelle waren wir stehen geblieben.
Der biblische Kontext von Barmherzigkeit und Umkehr
Geht aber hin und lernt, was das ist: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer.
Das ist ein freies Zitat nach Hosea 6,6. Es macht Sinn, dass wir uns Hosea 6,1-6 anschauen, um den Kontext zu verstehen, in dem dieser Vers, auf den Jesus sich bezieht, gesprochen wurde.
Hosea 6,1 lautet: Kommt, lasst uns zum Herrn umkehren, denn er hat zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat geschlagen, er wird uns auch verbinden.
Im Zusammenhang geht es also um Buße, um Umkehr zu Gott. Gott hatte sein Volk Israel gestraft, aber er würde sie auch retten, verspricht der Prophet.
In Hosea 6,2-3 heißt es: Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben, am dritten Tag uns aufrichten, dass wir vor seinem Angesicht leben. So lasst uns ihn erkennen, ja, lasst uns nachjagen der Erkenntnis des Herrn. Sicher wie die Morgenröte ist sein Hervortreten. Er kommt wie der Regen zu uns, wie der Spätregen, der die Erde benetzt.
Hier wird Umkehr zu Gott mit Gottes Erkenntnis gleichgesetzt. Das ist auch richtig, denn Umkehr ist immer eine Umkehr in eine Beziehung mit Gott. Das Zentrum dieser Beziehung ist der Wunsch, den Geliebten besser kennenzulernen, um ihm zu gefallen.
Gottes Vorwurf an das unbußfertige Volk Israel
Was soll ich dir tun, Ephraim? Was soll ich dir tun, Juda? Eure Güte ist wie die Morgenwolke und wie der Tau, der früh verschwindet.
Darum habe ich durch die Propheten geschlagen, habe sie erschlagen durch die Worte meines Mundes. Mein Recht geht hervor wie das Licht.
Das ist der Vorwurf Gottes an sein unbußfertiges Volk: Eure Güte ist wie die Morgenwolke, wie der Tau, der früh verschwindet. Es fehlt ihnen an Güte.
Das bisschen Güte, das es in ihrem Leben gibt, verschwindet schnell wie der Tau am Morgen. Ihr Mangel an Gotteserkenntnis wird sichtbar an einem Leben, das Gott nicht entspricht.
Gottes Wunsch nach Barmherzigkeit statt Opfer
Und jetzt kommt Hosea Kapitel 6, Vers 6:
Denn an Güte habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, und an der Erkenntnis Gottes mehr als an Brandopfern.
Das Wort für Güte, an dem Gott Gefallen hat, heißt im Hebräischen Chesed. Dieses Wort hat eine ganze Bandbreite von Bedeutungen. Man könnte es mit Liebe, Wohlwollen, Freundlichkeit, Mitleid oder auch Gnade übersetzen.
Jesus kritisiert die religiösen Prioritäten seiner Gegner
Aber kommen wir zurück zu Jesus, der diesen Text verwendet, um seine Kritiker zu kritisieren. In Matthäus 9,13 heißt es: „Geht aber hin und lernt, was das ist: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Jesus wirft seinen Kritikern vor, dass sie Gottes Prioritäten nicht verstehen. Was bedeutet das? Wenn Gott in Hosea 6,6 sagt, dass er an Güte Gefallen findet und nicht an Schlachtopfern, dann will er damit nicht ausdrücken, dass Schlachtopfer grundsätzlich schlecht wären. Schlachtopfer sind Gottes Idee. Er hatte diese Opfer eingesetzt, und sie sollten gebracht werden.
Doch und das ist wichtig im direkten Vergleich: Güte und Gotteserkenntnis sind ihm wichtiger als Schlacht- und Brandopfer. Oder anders gesagt: Mein Umgang mit Menschen ist Gott wichtiger als mein Umgang mit religiösen Pflichten.
Warum ist das so? Weil es Religiosität ohne Gotteserkenntnis gibt. Es gibt Frömmigkeit, die darin besteht, Schlachtopfer zu bringen oder modern gesagt, in den Gottesdienst zu gehen, Predigten im Internet zu veröffentlichen, Traktate zu verteilen und so weiter. Es gibt Frömmigkeit, die religiöse Dinge tut, ohne Liebe zu den Menschen zu besitzen.
Die Pharisäer als Beispiel für fehlende Gottesbeziehung
Und die Pharisäer sind ein abschreckendes Beispiel. Ihnen mangelt es nicht an Bibelwissen, Engagement oder Überzeugungen. Was ihnen fehlt, ist jedoch Gotteserkenntnis.
Es fehlt ihnen nicht an Religiosität oder an einer frommen Show, sondern an Buße. Von außen betrachtet wirken sie fromm und gottesfürchtig, doch eine echte Gottesbeziehung fehlt ihnen. Sie nutzen die Religion als Bühne, um sich darzustellen und ihre eigene Überlegenheit zu zeigen.
Dabei verpassen sie das Wesentliche, was Gott für sie will. In Matthäus 9,13 heißt es: „Geht aber hin und lernt, was das ist: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer; denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Die Lektion der Barmherzigkeit und Gottes Charakter
Die Pharisäer fragen sich, wie ein respektierter Rabbi mit Zöllnern und Sündern essen kann. Jesus verweist sie darauf, dass sie eine wichtige Lektion noch nicht gelernt haben – eine Lektion, die das Herz Gottes betrifft.
Gott selbst ist ein barmherziger Gott. Als sich Gott dem Mose offenbart, hören wir die Worte aus 2. Mose 34,6: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade.“ Hier begegnet uns das Wort Chesed, das „reich an Gnade und Treue“ bedeutet. Es ist wichtig, dass wir das gut verstehen.
Gott ist ein durch und durch liebevoller und den Menschen zugewandter Gott. Er sucht den Menschen und bietet Vergebung sowie Erlösung an. Gott wird Mensch, damit die Menschheit einen Weg aus der Verlorenheit findet.
Umkehr zu Gott ist deshalb immer eine Umkehr zur Liebe Gottes.
Die Verbindung von Gotteserkenntnis und Liebe zum Menschen
Gott kennen, im Sinne von Gemeinschaft mit ihm, zeigt sich deshalb an meiner Liebe zum Menschen.
Petrus kann in 2. Petrus 1 formulieren, dass wir den Herrn Jesus immer besser erkennen, wenn wir lernen, Menschen mehr zu lieben. Liebeskompetenz wird als „Frucht des Geistes“ zu einem Kennzeichen dafür, dass wir Gott kennen, in einer Beziehung zu ihm leben, ihm folgen und seine Prioritäten zu unseren Prioritäten gemacht haben.
Jesu Motivation im Umgang mit Zöllnern und Sündern
Warum ist der Herr Jesus mit Zöllnern und Sündern zusammen? Ganz einfach: weil er sie liebt und sie ihm wichtig sind. Er möchte, dass sie Buße tun. Doch dazu brauchen sie die Begegnung mit dem Messias.
Wo die Gesellschaft auf Abstand geht, da sucht der Herr Jesus die Nähe. Er wagt das Gespräch, sucht das Verlorene und ruft den Sünder zur Buße. Dabei handelt er nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Barmherzigkeit.
Bewusst wird er ein Freund der Zöllner und Sünder. Er lässt sich als Fresser und Weinsäufer diffamieren. Doch dieses kleine Opfer bringt er gern, um der ganzen Welt Gottes unglaubliche Barmherzigkeit zu offenbaren.
Abschluss und praktische Anregungen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, wie es um deine Barmherzigkeit steht. Wie sehr motiviert dich wirklich die Liebe zum Dienst im Reich Gottes?
War das schon alles für heute? Wenn du noch nicht regelmäßig Bibelverse auswendig lernst, wäre heute ein guter Tag, um damit zu beginnen. Tipps findest du auf frogwords.de.
Der Herr segne dich! Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
