Hallo liebe Geschwister! Nach einer längeren Pause geht es heute weiter im Johannesevangelium – immerhin schon die sechsunddreißigste Predigt. Falls ihr die anderen Predigten anhören möchtet, schaut doch mal auf meine Homepage www.frogwords.de oder auf meinen YouTube-Kanal.
Wo stehen wir im Johannesevangelium? Wir sind im fünften Kapitel. Jesus hatte am Sabbat einen Lahmen geheilt und bekam dafür, ich würde sagen, richtig Ärger.
Die religiöse Elite stößt sich außerdem daran, dass er „Gott seinen eigenen Vater“ nannte und sich so selbst Gott gleichmachte (Johannes 5,18). Und so ein Rabbi geht natürlich gar nicht.
Die Konfrontation mit der religiösen Elite und Jesu Zeugen
Aber Jesus präsentiert seine Zeugen. Diese haben wir uns in der letzten Predigt dieser Reihe bereits angeschaut. Er verweist auf Johannes den Täufer und auf das Zeugnis der Schrift, also auf die biblischen Prophezeiungen, die er erfüllt.
Eigentlich wäre es jetzt ein Leichtes gewesen, für seine Zuhörer in diesem Jesus von Nazaret ihren Messias zu erkennen. Doch sie tun es nicht.
So stellt sich die Frage: Was hält Menschen eigentlich davon ab, allen Beweisen zum Trotz das ewige Leben zu empfangen? Gibt es etwas, das ihnen vielleicht wichtiger ist? Die Antwort lautet: Ja.
Jesus selbst ist es, der ihnen ihr Problem präsentiert. In Johannes 5,40 sagt er: „Aber ihr seid nicht bereit, zu mir zu kommen und so das ewige Leben zu haben.“
Das ist ein absolut krasser Vorwurf. Ihr wollt nicht – ihr könntet ja –, aber in euch drin gibt es einen Widerstand.
Weiter lesen wir in Johannes 5,41: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen.“
Mit diesem Themenwechsel nähern wir uns direkt dem Problem.
Das zentrale Thema: Ehre und ihre Bedeutung
Das Thema, um das es heute gehen soll, heißt Ehre. Wessen Anerkennung ist mir in meinem Leben am wichtigsten?
Der Herr Jesus macht deutlich, dass es in seinem Fall nicht Menschen sind. Die Ehre von Menschen – also das, was Menschen über ihn denken oder sagen oder wie sie mit ihm umgehen – ist ihm in gewisser Weise tatsächlich egal. Er sagt: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen.“
Das ist eine steile Ansage, einfach deshalb, weil es das Gegenteil von dem ist, was seine Gegner tun. Seine Gegner können so handeln, weil ihnen noch etwas anderes fehlt, nämlich die Liebe zu Gott.
Johannes 5,42: „Außerdem kenne ich euch, ich weiß, dass in euren Herzen keine Liebe zu Gott ist.“
Diese beiden Themen, Ehre und Liebe, hängen ganz eng zusammen. Im Allgemeinen suche ich die Anerkennung der Person, die ich liebe.
Persönliche Erfahrungen mit Anerkennung und Liebe
Das ist zum Beispiel der Grund, warum ich mir bei der Auswahl meines Weihnachtsgeschenks für meine Frau besondere Mühe gebe. Ich gehe nicht einfach auf ihre Amazon-Wunschliste und suche mir dort etwas aus. Ich möchte ihr eine besondere Freude machen.
Dabei ist es mir auch wichtig, ihre Anerkennung zu erhalten. Ich mag es, wenn sie mir zeigt, dass ich das Richtige ausgesucht habe. Ich möchte in ihren Augen gut dastehen.
Wenn sie jedoch mein Weihnachtsgeschenk betrachtet und ich in ihren Augen erkenne, dass es ein Griff ins Klo war – zum Beispiel ein Nackenmassagegerät, das sie vielleicht nur dreimal benutzt hat, bevor ich es weiter verschenkt habe – dann bin ich tatsächlich nicht zufrieden.
Ich liebe meine Frau, und deshalb wünsche ich mir wirklich ihre Anerkennung.
Die Verbindung von Liebe zu Gott und der Ehre Jesu
Und dieses Konzept überträgt der Herr Jesus auf seine Gegner. Er wirft ihnen vor, dass sie für Gott keine Liebe empfinden. Ihr Mangel an Liebe zeigt sich vor allem darin, wie sie mit Jesus selbst umgehen.
Lasst uns bitte nie vergessen, was wir schon gelesen haben: Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Deshalb ist es so fatal, dass sie so falsch mit dem Sohn umgehen.
In Johannes 5,43 sagt Jesus: „Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, dann werdet ihr ihn aufnehmen.“
Merkt ihr, sie haben kein Problem damit, falsche Messiasse aufzunehmen. Solche, die in ihrem eigenen Namen kommen, also Leute, die nicht von Gott geschickt wurden. Aber wenn jemand im Namen des Vaters kommt, wenn jemand von Gott gesandt wird, dann ist das jemand, mit dem sie nichts zu tun haben wollen. Den nehmen sie nicht auf, so jemand ist ihnen komplett fremd, sie lehnen ihn ab. So jemand macht auf sie einen… na ja, komischen Eindruck.
So jemand passt einfach nicht in ihr Denken. So jemand ist eine Gefahr für ihren Glauben.
Ganz wichtig: Der Umgang mit Jesus als dem einen, der von Gott gesandt wurde, offenbart, wie es um meine Liebe zu Gott steht. Wenn ich Gott nicht liebe, dann bin ich auch nicht daran interessiert, dass er mich ehrt.
Die Unvereinbarkeit von Glauben und menschlicher Anerkennung
Johannes 5,44: Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?
Autsch, hier schließen sich zwei Dinge aus: Glaube und ein Leben für den Applaus der Menschen. Ich kann nicht glauben, solange sich mein Leben noch darum dreht, in den Augen der Menschen gut dazustehen.
Solange es mich interessiert, ob Menschen mich mögen, mir Respekt zollen, mich toll finden oder ich ihr Vorbild bin, nehme ich Ehre von Menschen. Solange mein Leben darauf ausgerichtet ist, Menschen zu beeindrucken, ihnen zu gefallen oder so zu leben, dass sie nichts an mir auszusetzen haben, wird das mit dem Glauben an Gott nichts.
Ich muss mich entscheiden, wen ich mehr liebe. Deshalb ist das Erste, was ich als Gläubiger meistens verliere, meine Reputation. Ich bekehre mich zu Gott, und jetzt bin ich einer von den Frommen, von den Ewiggestrigen, ein Fundamentalist – und was es sonst noch an bösen Bezeichnungen und Vorurteilen gibt.
Als Bärbel und ich zum Glauben kamen, hörten wir auf, miteinander zu schlafen, und erzählten das unseren Freunden. Die hielten uns einfach nur für komisch. Aber das waren wir nicht. Wir waren nicht komisch, sondern gläubig. Und zwar auf die echte Weise, auf die Weise, wo man die Ehre sucht, die von dem alleinigen Gott ist.
Ich lebe als gläubiges Paar für Gottes Applaus und definitiv nicht für den Beifall der Menschen. Die müssen auch nicht gutfinden, was ich tue.
Gottes Anerkennung als Lebensziel des Gläubigen
Über Jesus schreibt Petrus in 2. Petrus 1,17, dass Jesus von Gott dem Vater Ehre und Herrlichkeit empfing, als von der erhabenen Herrlichkeit. Eine solche Stimme erging an ihn: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Wisst ihr was? Das möchte ich am Ende auch hören. Ich will, dass Gott einmal begeistert von mir ist und sagt: „Dies ist meine geliebte Tochter“ oder „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Das möchte ich hören. Das ist die Lebensperspektive eines Gläubigen.
Gott ist ein Gott, der die ehrt, die ihn ehren. Deshalb geht mir Vers 44 auch nach. Die Gegner Jesu fallen auf falsche Messiasse herein. Und warum? Weil diese ihnen geben, was sie sich wünschen, nämlich Ehre.
In Johannes 5,44 heißt es: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?“
Man kann das eben nicht. Wenn mein Glaube echt sein soll, dann dreht sich mein Leben darum, dass Gott mich ehrt. Ich will von ihm geehrt werden, weil ich ihn liebe. Ich lebe für seinen Applaus.
Die Balance zwischen Demut und dem Wunsch nach göttlicher Anerkennung
Ich weiß nicht, ob das für dich ganz persönlich ein merkwürdiger Gedanke ist. Ich lebe für den Applaus Gottes.
Aber Jürgen, gibt es da nicht eine Stelle in Lukas 17,10, die ganz genau beschreibt, wie wir über uns denken sollen? Ja, das stimmt. Lukas Kapitel 17, Vers 10 sagt: „So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“
Und ja, es gibt diese Stelle, und sie beschreibt ganz genau, wie wir über uns denken sollen, wenn uns der Hochmut kitzelt. Der Dienst, den wir tun, gibt uns keinen besonderen Wert. Er ist tatsächlich erst einmal nur unser Job in diesem Leben.
Ich muss nicht anfangen, mir für meine Leistung auf die Schulter zu klopfen. Alle Begabung, die ich habe, alle Berufung, alle Kraft und alles Gelingen kommen von Gott.
Ich darf demütig dienen, aber ich darf gleichzeitig auch daran denken, dass Gott mich für meinen Dienst einmal ehren und belohnen wird. Und dieser Wunsch nach Lohn darf mich antreiben. Jedenfalls hat der Herr Jesus kein Problem damit, immer wieder auf diesen Lohn hinzuweisen, mit dem Gott mich einmal ehren wird.
Am Ende der Offenbarung formuliert er es sogar so: Offenbarung 22,12: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.“
Einladung zum Austausch über das Thema göttliche Ehre
Spannend, oder? Lassen Sie uns in den Austausch gehen und ein wenig über das Thema Ehre von Gott nachdenken. Dabei geht es nicht um die Frage „Wie ehre ich Gott?“, sondern um die Frage „Wie lebe ich, um von Gott geehrt zu werden?“
Es wäre schön, wenn sich bei der ersten Frage jeder beteiligen würde.
Erste Frage: Was tun Menschen alles, damit sie von anderen Menschen Ehre bekommen? Wo hast du selbst schon einmal getrickst, um besonders gut dazustehen?
Zweite Frage: Wo gab es in deinem Glaubensleben Momente, in denen du ganz bewusst auf die Anerkennung von Menschen verzichtet hast, um von Gott geehrt zu werden?
Dritte und letzte Frage – die werdet ihr vielleicht nicht schaffen: Wie geht es dir mit der Idee, dass du für dein Leben einmal be- oder entlohnt wirst? Ich vermute, dass das eher ein ungewohnter Gedanke für dich ist. Habt ihr eine Idee, warum dieses Thema heute unter Christen so selten gepredigt wird?
Das war’s von meiner Seite. Ich wünsche euch eine tolle Zeit in den Austauschgruppen. Der Herr segne euch, Amen!