Persönliche Erfahrungen und globale Bedeutung von Frieden
Das ist ein Stück der ganz großen und dringenden Zukunftshoffnung. Ich weiß nicht, wie nah Ihnen das ist. Ich habe ein Jahr lang in Jerusalem gelebt, dort gearbeitet und in Dejala gewohnt – in jener Stadt, die in den letzten Monaten im Zentrum gewalttätiger Auseinandersetzungen stand.
Oft habe ich die kleine Bude, das Zimmer, in dem ich gelebt habe, gesehen. Es liegt mittendrin in dieser Stadt, gleich auf der anderen Straßenseite, Bethlehem gegenüber. Immer wenn die Nachrichten wieder darüber berichteten, dachte ich: Es ist mein Zuhause.
Es ist lange her, dass ich dort gelebt habe – dreißig Jahre. Aber man verliert es nie mehr aus dem Herzen, dass in diesem Teil der Welt endlich Frieden möglich sein könnte. Das Volk Israel, die Palästinenser, wirklich Menschen, die voller Sehnsucht sind.
Viele Zeitgenossen in Europa können sich nicht vorstellen, wie viel von einem friedlichen Miteinander in unserem Teil der Welt davon abhängt, was sich dort im Nahen Osten in diesen Tagen entwickelt. Nur wenige wissen, wie kompliziert die Zusammenhänge sind, wie schwer die Lösungen, wie groß die weltweite Verflochtenheit und wie wackelig die Situation ist.
Manchmal scheint sie einem so sicher zu sein. Doch es hängt viel davon ab, dass halbwegs friedliche Verhältnisse in Europa bleiben – abhängig von dem, was dort in Israel passiert.
Umgang mit Zuhörerschwierigkeiten und persönliche Reflexionen
Nun gut, ich möchte mich zunächst entschuldigen. Entschuldigen bei denen, denen ich beharrlich nun, ich weiß nicht, sechs Abende lang oder wie viele es schon sind, den Rücken zugekehrt habe. Das muss unglaublich sein.
Kann ich also wenigstens ein bisschen nach vorn rücken? Das geht nicht, damit ich Ihnen nicht auf den Fuß trete. Das ist ja ganz unerwartet. Also: Offizielle Entschuldigung.
Stundenlange Beleidigungen demonstriert, ohne dass es auch nur bemerkt wird. Das ist schon wirklich bemerkenswert. Vor allem haben die einen anstrengenden Job. Immer wenn ich langweilig werde, schauen sie so beharrlich an mir vorbei.
Ich ahne nicht, wie die Kommentare dort hinten aussehen, wenn jemand gerade erfolgreich einschläft – zu meiner Rechten und zu meiner Linken. Das sagt ja auch eine Menge darüber aus, was ich da sage.
Wer wird gerade angerufen? Der Bundeskanzler ruft an. Ja, wenigstens einer ist wichtig. Ich bin immer froh, wenn ich rechtzeitig daran gedacht habe, das Handy bei solchen Veranstaltungen auszuschalten.
Die Vielfalt persönlicher Zukunftsperspektiven
Manchmal kommen mir Gedanken über Selbstverständlichkeiten, die man bisher überhaupt nicht hinterfragt hat. Zum Beispiel denkt man natürlich an die Zukunft. Das weiß auch jeder, was das ist. Aber vermutlich gibt es – ich weiß nicht, wie viele Leute wir jetzt sind, hier so 850, 900, 1000 oder wie viele – jeder hat eine andere Zukunft.
Was ist Zukunft? Was heißt Leben mit Zukunft? Ich meine, wenn jemand ertrinkt, dann ist für ihn Zukunft nichts anderes als die nächsten Sekunden, bis er wieder Luft bekommt. Der Rest interessiert ihn überhaupt nicht. Da kann man nicht darüber sprechen, wie es mit BSE weitergeht, ob er noch in Urlaub fährt und so weiter. Alle Pläne, ob er eines Tages heiratet oder Enkel hat, das interessiert ihn überhaupt nicht. Die ganze Zukunft schrumpft zusammen auf diese Sekunden, die wie Ewigkeiten sind. Die einzige Frage ist: Wo kriege ich Luft her?
Wenn zwei verliebt sind, was ist dann die Zukunft? Die Zukunft ist dann, dass wir uns treffen, dass wir nicht mehr auseinandergehen müssen, dass wir das genießen können und so weiter und so fort. Die Zukunft ist doch von der Situation her bestimmt, in der jeder gerade ist. Manchmal ist es ein entsetzliches, quälendes Warten auf irgendetwas.
Aber eigentlich gibt es die Zukunft gar nicht, sondern es gibt immer nur die persönliche Zukunft. Das Wort ist ja hochinteressant: etwas, das auf mich zukommt. Und das ist ja sehr gut. Es gibt Ereignisse, die kommen auf uns alle gemeinsam zu, und trotzdem erlebt sie ja jeder sehr persönlich.
So wie wir beide hier im selben Raum sind, aber jeder hat seine besondere Sicht und Perspektive dieses Raums. Ich sehe den Raum ganz anders als Sie von Ihrem Platz aus. So hat jeder seine Sicht und sein Erleben dieses Raums, und so ist es auch mit der Zukunft, also dem, was auf mich zukommt.
Die Gewissheit des Todes als verbindendes Element
Ganz objektiv betrachtet muss man sagen, dass das, was uns wirklich alle verbindet, der Tod ist. Wir wissen zwar nicht genau, was im Einzelnen auf uns zukommt, aber wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir sterben werden. Eigentlich könnte man wissen, dass der Tod auf einen zukommt. Das Verrückte daran ist, dass dieser Tatbestand wohl der einzig wirklich sichere ist.
Seit der Auferweckung von Jesus ist der Tod jedoch nicht mehr ganz so sicher, was natürlich beunruhigend ist. Denn wenigstens etwas Sicheres hätte man ja gerne – hundertprozentig. Aber worauf kann man sich noch verlassen, wenn nicht einmal mehr auf den Tod? Für die überschaubare Zeit, die wir haben, scheint es dennoch sicher zu sein, dass wir sterben müssen.
Ausgerechnet dieses eine Faktum, das wirklich sicher ist, möchten wir gar nicht wissen. Seit etwa 30 Jahren gibt es systematische wissenschaftliche Sterbeforschung. Man untersucht, wie Menschen sterben, wie sie den Tod erleben, und betrachtet Todesnäheerfahrungen sowie Erfahrungen von klinisch wiederbelebten Menschen, die als klinisch tot galten.
Seitdem man sich damit beschäftigt, ist auch herausgekommen, dass der Mensch merkwürdigerweise mit dieser Gewissheit gar nicht lebt. Er ist sterblich, doch ganz im Gegenteil erlebt er Zeit seines Lebens, bis er dann stirbt, etwas anderes: das „andere Sterben“.
Irgendwie ist das ein Trick im Mechanismus der Seele, die sagt: „Siehst du, da habe ich doch immer gesagt, dich trifft es nicht, du bist unsterblich.“ Obwohl unser Verstand weiß, dass das Quatsch ist, verhalten wir uns so, als gäbe es unseren Tod nicht. Wir leben nicht aus der Begrenztheit unseres Lebens heraus.
Die Geschichte vom reichen Narren als Warnung
Man sagt, Jesus nennt das galoppierende Idiotie. Er nimmt einen sehr seriösen Unternehmer als Beispiel. Dieser Unternehmer steht für sorgfältiges und fleißiges Arbeiten. Außerdem hat er eine gute Ernte gehabt, die von Gott gesegnet wurde. Er sagt nicht einfach etwas wie „da hat er Schwein gehabt“, sondern er hat wirklich alles gut geplant.
Er hat nicht einfach alles verprasst oder verschwendet, sondern sorgfältig überlegt, wie er seine Investitionen sichern kann. Er hat neue Scheunen gebaut, um die Ernte gut aufzubewahren. Danach hat er sich auf die Veranda gesetzt, durchgeatmet und zu seiner Seele gesagt: „Liebe Seele, du hast nun gute Ruhe für viele Jahre. Iss und trink.“
Jesus erzählt dann weiter, dass Gott zu ihm spricht: „Du Idiot, heute Nacht werde ich dein Leben von dir fordern. Wem wird dann all das gehören?“ Der Mann hat alles geplant, sich gesichert und vorgesorgt. Er lebte mit einer Zukunft im besten und solidesten Sinne. Doch Gott nennt ihn einen Narren und dumm, weil er nicht weiß, dass er heute Nacht auf Gottes Terminkalender steht.
Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Ein 18-Jähriger kann plötzlich sterben, ebenso ein 38-Jähriger. Man muss nicht 70 Jahre alt werden, um dem Tod nahe zu sein. Das kann eigentlich jeder wissen, denn es passiert ständig. Trotzdem wollen wir es oft nicht wissen.
Die biblische Bitte um Weisheit im Angesicht des Todes
Deshalb steht im Psalm, wenn es um die Zukunft geht, ein wichtiger Hinweis. Wenn wir schon über solche Fragen nachdenken wollen, dann sollten wir meiner Meinung nach auf jeden Fall das berücksichtigen, was uns gewiss bevorsteht.
Der Rest ist dann eher ein Geschenk. Was sollen wir darüber reden, über alle möglichen Unwägbarkeiten, die wir nicht kennen, und davon ausgehen, dass wir genau wissen, was auf uns zukommt? Das können wir überhaupt nicht kalkulieren.
Weil es so wenig selbstverständlich ist, dass wir diese Gewissheit mit einkalkulieren, steht in den Psalmen – dem Gebets- und Liederbuch der Bibel – ein Satz, der lautet: „Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, damit ich klug werde.“
Dieser Satz ist mir sehr, sehr wichtig. Er entlastet mich, denn ich sehe, dass auch in der Bibel damit gerechnet wird, dass ich das nicht einfach weiß. Es ist nicht der Normalfall, dass man diese Tatsache ständig präsent hat, dass man sie bedenkt und vom Ziel her denkt.
Also brauche ich einen Lehrmeister, der mich lehrt, diese Tatsache meines Lebens in mein Leben mit einzubeziehen. „Lehre mich, dass ich bedenke, dass ich sterben muss, damit ich klug werde.“
Klugheit statt Frommheit als Ziel der Todesbetrachtung
Nun überrascht das vielleicht. Vielleicht haben Sie vorher gedacht: Wenn man bedenkt, dass man sterben muss, wird man vielleicht fromm. Es besteht ja der Verdacht, dass man fromm wird, wenn man „die Flatter“ kriegt.
Hier steht aber nicht, dass ich fromm werde, sondern dass ich klug werde.
Nun tagen wir hier an der University of Maryland. Ich bin versucht, Englisch oder amerikanischen Slang zu sprechen. An der University of Maryland kann man alles lernen – eine Stätte, an der man klug wird. Aber offensichtlich ist das eine Klugheit, die man nicht auf Universitäten lernen kann.
Ich weiß nicht, ob hier Vorlesungen gehalten werden, aber jedenfalls werden an deutschen Universitäten keine Vorlesungen darüber gehalten, dass jeder Student, der dort sitzt, sterben muss – und dass man nicht klug werden kann, wenn man das nicht bedenkt.
Was hat das mit Klugheit zu tun? Natürlich hat das mit Klugheit zu tun. Es hat damit zu tun, dass ich vom Ende her bedenke, was wichtig und was unwichtig ist.
Immer wenn ich vom Sterbebett komme und in die Alltagswelt zurückkehre, geht es mir so – das werden Sie sicher auch merken, wenn Sie dem nicht ausweichen –, dass einem plötzlich klar wird: Was ist eigentlich wichtig?
Manchmal nimmt man es so wahnsinnig wichtig, dass Leute über einen reden, und ärgert sich schwarz, wenn sie schlecht über einen reden. Aber ist das wichtig? Ist es nicht völlig egal, was die über mich reden?
Wenn es um den letzten Atemzug geht, ist es mir völlig egal, ob gute oder schlechte Menschen über mich reden. Davon habe ich nichts.
Darum streitet man sich wegen des Geldes, das man hat oder nicht hat. Doch wenn es an die letzten Minuten des Lebens geht, ist das ganz furchtbar egal.
Das heißt: Wenn man vom Ziel her sein Leben bedenkt, dann ist das gutes Management. Lebensmanagement kann nicht gelingen, wenn man keine Prioritäten setzen kann.
Wer nicht in der Lage ist, Wichtiges und Unwichtiges zu unterscheiden, ist albern, er lebt unklug.
Man kann einen IQ von 130 haben und zwei Doktortitel besitzen – und trotzdem saublöd sein.
Weil man seine Zeit, seine Kraft und sein Leben mit Dingen verschwendet, die in der Prioritätenliste des Lebens ganz nach hinten gehören. Aber man hat sie ganz oben, weil man nicht vom Ziel her denkt und deshalb nicht Wichtiges und Unwichtiges unterscheiden kann.
Deshalb sagt eine wirkliche Lebensweisheit: Ich bitte darum, Gott lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, damit ich klug werde.
Die Bedeutung von Zielplanung für ein erfülltes Leben
Was man auch sonst noch über die Zukunft sagen kann, über das, was auf uns zukommt: Wenn wir diese Lektion schon einmal anfangen zu lernen, kann aus unserem Leben noch etwas werden.
Das ist nicht nur unsere Privatsache. Denn wenn ein Mensch wirklich sein Leben managen kann – das heißt in dem Sinne, dass er Zielplanung hat, Ziele setzen kann und diese verfolgt, weil er Wichtiges und Unwichtiges diszipliniert unterscheiden kann – dann sind solche Menschen auch eine Wohltat für ihre Umgebung.
Es ist nichts Schwierigeres, als mit Leuten zu leben, die total desorientiert sind, weil sie Zeit, Kraft und Nerven für Dinge verschwenden, die sich einfach nicht lohnen. Sie machen sich selbst und die ganze Welt mit solchem Durcheinander verrückt. Familien geraten ins Chaos, Betriebe geraten ins Chaos. Was soll aus noch firmengeschäftlichen Dingen werden, wenn ein Chef große Verantwortung trägt, aber nicht bedenkt, dass er sterben muss?
Wie soll ein Land von Politikern regiert werden, die meinen, sie seien unsterblich und müssten mit dem Rücken zur Wand sehen, dass sie ewig jung bleiben? Wir können nur darum beten, dass wir Menschen in politischer Verantwortung haben, die endlich lernen, dass sie sterben müssen. Nur so können sie lernen, eine Zielplanung für ihr persönliches Leben zu machen und damit eine Zielplanung für unsere Gesellschaft.
Diese Planung muss Wichtiges und Unwichtiges unterscheiden, damit ein Gemeinwohl blühen kann. Das ist nicht nur unsere Privatsache, sondern davon hängt Leben ab. Ein Land muss mit Klugheit regiert werden, Firmen müssen mit Klugheit geführt werden.
Denn allein Geld zu machen, ist noch keine Weisheit. Das kann möglicherweise jeder Schwachkopf, zumindest kann es jeder Verbrecher. Und damit wird noch lange kein erfülltes Leben geschaffen und keine Zukunft gestaltet.
Umgang mit der Ungewissheit des Todes und der Zukunft
Was kommt auf uns zu?
Es gibt gute Gründe dafür, dass wir uns mit dem Tod schwer tun. Wenn ich nicht genau weiß, was der Tod eigentlich ist, fällt es mir schwer, ihn zu verstehen. Irgendwie hat man doch den Eindruck, dass es irgendwie weitergehen müsste. Der Tod wird oft dargestellt wie eine Gestalt, die alles niederreißt, die einen anlacht – wie ein Skelettkopf. So ein Schädel sieht immer aus, als würde er grinsen. Aber er kann ja eigentlich gar nicht ernst sein, denn er hat keine Lippen, die man zusammenkneifen könnte, um einen ernsten Gesichtsausdruck zu machen. Und doch grinst er einen an und sagt: „Du Wichtigtuer, dich fressen doch auch die Würmer.“
Und was ist dann mit all deiner Bedeutung? Das wirkt sehr unheimlich.
Es gibt ja unterschiedliche Menschen, und darauf reagieren wir mit Wunschträumen oder Angstträumen. Jeder entwickelt je nach seiner Lage, seinem Temperament und seiner seelischen Verfassung ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Tod.
Einige sagen, das Beste und Wichtigste sei, dass mit dem Tod alles aus ist. Das ist eine sehr komfortable Vorstellung. Dann wird das Licht einfach ausgeblasen, die Kerzen am Ende brennen nicht mehr, es ist dunkel – Feierabend, nichts mehr. Das ist ein schöner Wunschtraum. Ich kann verstehen, wenn jemand sich das so wünscht. Denn das bedeutet ja auch: Ich lebe, wie ich will, und bin mir selbst verantwortlich. Dann schalten wir das Licht aus, und niemand muss mehr eine Rolle spielen. Ich bin niemandem mehr verantwortlich.
So, wie wir leben, verstehe ich, dass die meisten Menschen sich wünschen, dass mit dem Tod alles aus ist. Denn sie wollen natürlich niemandem Verantwortung geben. Aber wer kann mir sagen, dass das wirklich stimmt? Dass das nicht nur ein Wunschtraum ist?
Verschiedene Vorstellungen vom Leben nach dem Tod
51 Prozent der Deutschen halten es für wahrscheinlich, dass man wiedergeboren wird – also im Sinne der indischen Reinkarnationslehre. Das habe ich, glaube ich, an einem der Abende schon einmal gesagt.
In Indien gilt es als Fluch, dass man noch einmal eine weitere Existenz durchleben muss und noch nicht ins Absolute, ins Bewusstsein, aufgelöst werden darf. Bei uns hingegen sagt man: Es ist ja nicht so schlimm. Wir leben erst einmal, und dann kommen wir noch einmal wieder – vielleicht als Altenfeilchen. Dort könnten wir vielleicht noch bessere Versuche machen oder so.
Das bedeutet, dass wir die Endlichkeit und Einmaligkeit unseres Lebens nicht ernst nehmen. Wir tun so, als könnten wir ins Unreine leben. Wir glauben, wir kommen nochmal wieder, drehen noch eine Runde, üben erst ein bisschen und schauen später weiter.
Es ist interessant, wie diese ernsthafte religiöse Anschauung der indischen Religionen in Westeuropa aufgenommen wird – und zwar völlig entgegen der ursprünglichen Intention. Sie wird zum Selbstberuhigungsmittel und zur Verharmlosung des Lebens missbraucht.
Wir nehmen uns selbst und das Leben nicht ernst. Stattdessen träumen wir uns die Dinge so zurecht, wie wir wollen. Wir halten es für wahrscheinlich, dass das hier nicht der Ernstfall ist, in dem wir leben, und dass irgendwann später noch einmal eine Runde gedreht wird.
Die Hoffnung auf ewiges Leben als Alternative
Ist es nur Wichtigtuerei zu sagen, mein Leben müsse ewig weitergehen? Ist es nicht zu unbedeutend, wenn es einmal endet? Und muss das nicht dadurch belohnt werden, dass es ein ewiges Leben im Sinne eines Paradieses gibt, in dem es wunderschön ist? Wird man dadurch nicht für alle Qualen jetzt entschädigt?
Wer sagt mir, dass das so ist? Wer sagt, dass ich mir das so wünsche oder dass sich jemand das so wünscht? Ich kann mir das sowieso nicht vorstellen. Eigentlich wünsche ich mir das von mir aus gar nicht so. Wenn ich schon wählen könnte, würde ich eher zu den Ersten gehören, die sagen: Jetzt kräftig gelebt und dann das Licht ausblasen – Ex und Hopf.
Denn was ewig weitergeht, das kommt mir so vor, als bräuchte ich das eigentlich nicht. Ich habe keinen Bedarf, das zu konstruieren in meinen Wünschen, um mein Leben für sinnvoll zu halten, indem ich mir vorstelle, dass das irgendwie alles immer weitergeht.
Ich könnte mich, wenn ich Gewissheit hätte, dass mit dem Tod alles aus ist, darauf einstellen, so zu leben, wie es geht. Man wird ja wohl diese letzten Augenblicke des Sterbens auch noch irgendwie über die Runden kriegen, wenn man weiß, dass dann wirklich Feierabend ist und ich niemand anderem verantwortlich bin. Damit kann man irgendwie leben.
Nur: Wer weiß, was kommt? Sollen wir uns jetzt streiten, weil wir unsere Ängste und Wünsche hochrechnen und dann diskutieren, wer Recht hat? Das ist doch auch Quatsch.
Die Suche nach Gewissheit und die Rolle von Spiritismus
Das ist doch wirklich Quatsch, denn wir haben doch alle keinen Durchblick. Also rennen wir zu denen, die sich mit dem Jenseits beschäftigen – zu den Spiritisten, den Totenbeschwörern, die die Oma reden lassen, Gläserrücken machen, Tischrücken und ähnliches.
Diese Szene blüht regelrecht auf. Nach Auskunft des Finanzamtes verdienen in Deutschland etwa 90 Menschen ihren Lebensunterhalt als Wahrsager. Das sind dreimal so viele wie evangelische und katholische Pfarrer zusammen, also dreimal so viele. Das sagt natürlich viel darüber aus, was die eigentliche „Religion“ in Deutschland ist.
Das hat nichts mit Christentum zu tun, das spielt in Deutschland fast keine Rolle mehr. Die Zukunft bewältigen die Menschen heute, indem sie Wahrsagerei, okkulte Phänomene und Spiritismus nutzen. Sie versuchen, die Zukunft anzuzapfen, etwas aus dem Jenseits zu erfahren oder etwas über die Wirklichkeit zu wissen, um mit ihren Ängsten und der Ungewissheit der Zukunft besser zurechtzukommen.
Das ist das Eigentliche, was die Leute heute bewegt. Dabei werden übrigens auch Milliardenumsätze gemacht. Es gibt sogar ganz seriöse Berufe, die laut Finanzamt unter diesem Begriff ausgewiesen sind. Im „Spiegel“ konnte man vor einiger Zeit eine Statistik lesen, die zeigt, wie es sich in Deutschland verhält.
Man muss natürlich auch die Quelle kennen, um das nachprüfen zu können und sicherzustellen, dass wir uns das nicht ausgedacht haben.
Die einzige verlässliche Quelle für Zukunft und Ewigkeit
Also wen sollen wir fragen? Die Wahrsager oder die Spiritisten? Sie wissen etwas, doch ich möchte Ihnen heute erklären, warum ich darüber spreche. Denn ich kann Ihnen von mir aus natürlich auch nichts sagen. Ich habe genauso wenig Ahnung von dem, was auf uns zukommt, wie Sie.
Außerdem möchte ich Sie nicht mit meinen persönlichen Vermutungen, Wünschen und deren Hochrechnung belästigen. Dafür ist der Abend eigentlich zu schade.
Ich will deshalb sagen, was ich an diesem Abend vorhabe und wofür ich hier stehe, wenn es um dieses Thema geht. Es gibt nur einen, der wirklich Kompetenz hat und legitimiert ist, darüber zu sprechen. Das ist der, der mit dem Tod fertig geworden ist.
Er weiß, wovon er redet, wenn er von der Wirklichkeit jenseits des Todes spricht und von einer Wirklichkeit, die der Tod nicht mehr begrenzt. Das ist der auferstandene Jesus Christus.
Die zentrale Frage des christlichen Glaubens
Die entscheidende Frage im christlichen Glauben, um Jesus Christus, lautet: Ist er auferstanden – ja oder nein?
Wenn Jesus Christus im Grab geblieben ist, nachdem er gekreuzigt wurde, dann ist das alles nur eine nette Theorie und Religion. Man kann darüber noch so tiefgründig nachdenken, doch es hat keinen wirklichen Wahrheitsgehalt im Sinne einer verbindlichen Wahrheit für uns alle.
Damals vermuteten seine Jünger, seine Freunde, und natürlich erst recht seine Feinde, dass mit seinem Tod am Kreuz alles widerlegt sei. Dass er wirklich durchkreuzt wurde und dass sein ganzer Anspruch falsch war: dass in ihm der Schöpfergott sich offenbart und dass er der Menschensohn ist, wie er sich selbst bezeichnet hat.
Der Begriff Menschensohn stammt aus dem Neuen Testament und ist ein Ausdruck, der aus dem Propheten Daniel kommt. Er bedeutet Weltherr und Weltrichter – ganz anders, als wir es oft denken. Es ist nicht einfach nur ein menschlicher Titel, sondern der höchste Titel, der für Jesus in der Bibel gebraucht wird.
Er bezeichnet den Menschen, der Weltrichter und Weltherr ist. Mit diesem Anspruch ist Jesus aufgetreten. Er sagte, dass er der Menschensohn ist, der jetzt die Vollmacht hat, wie Gott zu urteilen, Sünden zu vergeben und so weiter. Er ist der Weltrichter, der gekommen ist, aber nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen.
Er gab sein Leben als Lösegeld, um uns zu befreien – aus der Sklaverei von Gottes Ferne, von Sünde und von Tod. Außerdem sagte er, dass er als Menschensohn und Weltrichter am Ende der Zeit wiederkommen wird. Dann wird er die Völker richten und die Toten aus den Gräbern rufen.
Er ist das – und am Kreuz schien alles vorbei zu sein, wie das Licht, das erloschen ist. Wer mit dem Tod nicht fertig wird, ist auch nur einer von uns. Das verbindet uns alle: Der Tod bringt uns zum Schweigen.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen
Als sie sich allmählich damit vertraut machten, dass ihre Hoffnung auf Jesus, wie so viele Hoffnungen dieser Welt, leider zerplatzt war, begegnete ihnen der Auferstandene. Zuerst hielten sie ihn für ein Gespenst – was man ja nur vermuten kann. Doch dann war diese Erscheinung so hartnäckig, dass er ihnen an verschiedenen Orten, verschiedenen Menschen und zu verschiedenen Zeiten begegnete. Dabei erkannten sie: Jesus Christus ist auferstanden und lebt.
Sie begriffen, dass Auferstehung nicht einfach eine Wiederbelebung eines klinisch Toten ist, wie wir es kennen. Es handelt sich nicht um eine grundsätzliche Überwindung des Todes, sondern eher darum, dass jemand, der bereits tot war, noch einmal ein paar Tage, Wochen oder Jahre Urlaub vom Tod bekommt – aber schließlich stirbt er wieder.
Auch das, was wir im Neuen Testament lesen, dass Jesus Tote auferweckt hat – beispielsweise Lazarus, einen Freund – war keine endgültige Überwindung des Todes. Lazarus ist schließlich wieder gestorben. Das war nur eine Art Beule in der Todeswand, eine kleine Ausdehnung. Doch am Ende hatte der Tod das letzte Wort.
Was an Ostern geschieht, ist etwas ganz anderes. Es ist die Verwandlung des gekreuzigten Jesus hinein in die Wirklichkeit des Schöpfers. Es ist ein grundsätzlicher Durchbruch durch die Todesmauer. Deshalb ist Jesus die Schlüsselfigur, die einzige, die Gewissheit bringt.
Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben
Sie können die Gewissheit, dass Gott lebt und dass Christus lebt, nicht allein deshalb haben, weil ich das mit meinen Argumenten versuche zu vertreten. Das mag Ihnen einleuchten oder auch nicht. Aber selbst wenn es Ihnen einleuchtet, ist das kein verlässlicher Grund für Ihr Leben.
Denn meine Argumentation – vielleicht habe ich ein Argument vergessen, und sie stimmt gar nicht. Ich kann mir keine Gewissheit geben, ich kann Ihnen keine Gewissheit geben. Lassen Sie sich also nicht von mir beeindrucken.
Gewissheit gibt es nur, wenn Christus wirklich lebt und sich so in unser Leben hineinbezeugt, dass ich weiß, woran ich bin.
Das ist übrigens der Grund, warum ich mir nie erlaube, in meinem Leben Zweifel zu verdrängen oder zu unterdrücken. Wenn Christus lebt, dann ist er stark genug, meine Zweifel zu überwinden und zu beantworten. Er gibt mir eine Gewissheit, die meine Zweifel nicht mehr auffressen kann.
Und wenn er das nicht kann, dann will ich ihm auch nicht glauben. Ich bin nicht bereit, mich an eine Illusion zu hängen.
Denn es macht keinen Sinn, dass ich mich in guten Tagen vielleicht in irgendetwas hineinsteigere, und wenn mir die Kraft ausgeht, im Sterben, platzt sowieso alles. Ich muss etwas haben im Leben, das im Leben und im Sterben Bestand hat.
Das kann sich nicht auf meine Argumente stützen. Die halten im Sterben nicht stand, das Denken lässt nach, die Sinne schwinden, das trägt nicht.
Auch meine psychische Haltung, auch das, was ich emotional empfinde, ist nett und ein gutes Beiwerk. Der Mensch besteht aus Gedanken und Emotionen, das ist okay, aber es trägt nicht.
Damit kann ich weder leben noch sterben.
Die Radikalität der Frage nach der Auferstehung
Deshalb bin ich so hartnäckig und freue mich darüber, dass in der Bibel so radikal und bohrend gefragt wird – etwa bei Paulus: Ist Christus auferstanden?
Dann gibt es Gewissheit. Paulus sagt: Wenn er nicht auferstanden ist, sind wir die Elendsten. Der Glaube wäre leer, es gäbe keine Vergebung der Schuld, also keine Heilung der Beziehungen zu Gott und untereinander. Dann ist das alles Einbildung. Dann sind wir die Elendsten unter allen Menschen, wenn wir uns darauf verlassen. Denn dann sind wir betrogen.
Das ist schlimm. Auch fromme Lügen sind schlimm. Deshalb muss man der Wahrheit nachfragen. Ich ermutige dazu. Ich bin nicht beunruhigt darüber, dass Menschen heute kritisch sind. Was mich beunruhigt, ist die Leichtfertigkeit, mit der alles Mögliche geglaubt wird.
Irgendein Schwachsinn wird geglaubt, sonst würden Astrologie und Okkultismus nicht so blühen. Aber was mich auch beunruhigt, ist, dass ich diese Leichtfertigkeit auch unter Christen beobachte. Manche geben sich zufrieden mit Gewohnheit, Gefühlen und Tradition. Sie haben nie wirklich geprüft, ob das, was sie glauben, im Leben und im Sterben trägt.
Und wenn man es nicht genau weiß, heißt es dann, man glaube eben nicht genau. Das ist doch Unsinn! Natürlich kann ich mich nur auf etwas verlassen, das ich weiß. Wenn ich es nicht weiß, kann ich mich nicht darauf verlassen. Dann ist es Verführung.
Vertrauen und Gewissheit im Glauben
Es gibt eine Erkenntnis: Ich würde einem Menschen nicht vertrauen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass ich ihm vertrauen kann. Es ist jedoch oft schwer herauszufinden, ob ich ihm wirklich vertrauen kann. Deshalb muss ich es wagen. Ich glaube ihm, wenn ich darauf angewiesen bin, und mache dann meine eigene Erfahrung, ob er vertrauenswürdig ist oder nicht.
Ohne Gewissheit kann ich nicht leben. Irgendwie muss ich es herausfinden. Oft gelingt das nur durch ein großes Risiko, ein Wagnis, bei dem ich etwas vertraue. Nachdem ich gut genug geprüft habe, vertraue ich und finde dann heraus, wie es wirklich ist.
In der Liebe, in der Beziehung zwischen Menschen, geht oft genug etwas schief. Dann bekommt man eine negative Gewissheit, nämlich dass es eben nicht verlässlich war. Aber so muss es auch mit Gott sein, so kann es mit Christus sein, weil er auferstanden ist.
Die Bedeutung der persönlichen Prüfung des Glaubens
Ich sage das hier zwischendurch, weil das der kritische Punkt ist für alle, die unter uns sagen: „Ich weiß gar nicht, ob das so stimmt.“
Dann stellt sich die Frage, ob man das einfach nur nachbeten oder im Chor mitsingen soll, weil wir hier gemeinsame Lieder singen. Die Melodien sind flott, und viele haben deshalb Lust, die Inhalte mitzusingen, obwohl sie innerlich vielleicht noch gar nicht zustimmen können.
Lesen Sie den Liedzettel noch einmal durch und prüfen Sie, ob Sie wirklich alles, was Sie schon gesungen haben, auch so wollen. Man muss aufpassen, dass man nicht sozusagen „besoffen“ wird und ohne wirkliches Nachdenken plötzlich irgendwo mitmacht, obwohl man das gar nicht vertreten kann, weil es nicht stimmt.
Da ist ja niemandem gedient. Deshalb weise ich darauf hin, weil ich möchte, dass Sie sich darauf einlassen, selbst prüfen und eine eigene Erfahrung im Vertrauen machen. So können Sie eine Erkenntnis gewinnen.
Christus hat versprochen, sich zu bezeugen, wenn wir ihm vertrauen und sein Wort auf unser Leben anwenden. Dann bekommen wir eine Gewissheit, die trägt. Diese Gewissheit ist so stark, dass Paulus sagen konnte: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, keine Macht, weder Sichtbares noch Unsichtbares mich scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus ist.“
Das ist eine Gewissheit zum Leben und zum Sterben.
Jesus als Schlüssel zur Zukunft
Und deshalb ist dieser Jesus, der Auferstandene, der Sieger über den Tod, der Einzige, der wirklich mit Kompetenz über die Zukunft spricht, weil er die Zukunft in Person ist.
Ich freue mich, dass die Veranstalter diesen Satz von Gustav Heinemann, unserem früheren Bundespräsidenten, gewählt haben. Ich habe ihn sehr geschätzt, denn ich bin in Essen aufgewachsen, und er kam ebenfalls von dort. Heinemann war als junger Intellektueller ein ehemaliger Atheist. Später kam er zu Christus und lernte, die Bibel zu lieben.
Kurz nach dem Krieg, in einem Trümmerfeld von Essen, hat er beim großen Kirchentag einen Satz gesagt, der so eindrücklich war: „Welt, eure Herren gehen, unser Herr kommt.“ Das ist es.
Jesus und das kommende Gericht
Deshalb möchte ich Ihnen sagen: Was sagt Jesus denn? Was sagt Jesus über das, was auf uns zukommt?
Ich will Ihnen das skizzieren, damit Sie sich damit auseinandersetzen, Stellung beziehen und Konsequenzen für Ihr Leben ziehen können. Leben heißt ja, sich auf das einzurichten, was auf uns zukommt.
Das Erste, was uns deutlich wird, ist, was Jesus sagt: Er kommt zum Gericht. Das ist eine unendlich befreiende Botschaft. Er wird das letzte Wort der Weltgeschichte sprechen. Wenn alle schweigen müssen, auch ich, dann wird er das letzte Wort sprechen.
Wir alle – Christen und Nichtchristen, Gläubige und Ungläubige, Zweifler und Verächter, Begeisterte – werden vor ihm stehen und ihm Antwort geben. Denn das ist unsere Würde: Gott hat uns geschaffen, zu uns gesprochen und uns ein Leben geschenkt. Er hat uns mit Begabungen in unsere Zeit gestellt und erwartet, dass wir Antwort geben und Verantwortung übernehmen.
Das ist unsere unverlierbare Menschenwürde. Sie wird zwar nicht sehr wertgeschätzt. Viele Menschen wollen gar nicht verantwortlich sein. Sie möchten lieber als unzurechnungsfähig gelten – sie sagen: „Wir haben es nicht gewollt“, „Wir haben es nicht gekonnt“, „Wir waren nicht dabei“, „Es waren die anderen“.
Gott aber macht uns verantwortlich und gibt uns die Würde.
Der Maßstab des Gerichts: Liebe und Verantwortung
Er wird den Maßstab richten, nicht das, was wir sagen. Er hat mich immer bemüht. Den Maßstab des Gerichts lesen Sie im Matthäusevangelium Kapitel 25. Dort sagt er, der radikale Maßstab, den Christus im Gericht anlegen wird, heißt: „Ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist; ich war durstig, und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht; ich war nackt, und ihr habt mich nicht gekleidet.“
Wann haben wir das getan? Wenn wir sehen, was er dem Geringsten nicht getan hat, dann hat er es auch mir nicht getan. Das heißt, der Maßstab ist nicht nur das Böse, das wir getan haben – das auch –, sondern er ist viel radikaler. Wir werden gemessen an der Beurteilung nach der Liebe, die wir schuldig geblieben sind.
Da ist niemand, der vor Gott bestehen kann. Wir neigen dazu zu sagen: „Ich habe mich immer bemüht.“ Wir sind ja nett mit uns selbst. Deshalb nehmen wir den guten Vorsatz oft schon für die vollbrachte Tat. Nein, sagt Gott, der Maßstab wird die Liebe sein. Und die schuldig gebliebene Liebe verurteilt uns. Da steht keiner vor Gott aufrecht.
Oder wollen Sie vor Gott aufrecht stehen, wenn es nach diesem Maßstab geht? Er setzt den Maßstab.
Der Tausch der Gerechtigkeit durch Jesus Christus
Nachdem wir Antwort geben werden, sagt Jesus: In diesem Gericht kann niemand aufrecht stehen, es sei denn, er ist ganz und gar geschützt und hineingenommen in den einen heiligen, gerechten Gott. Dieser Gott ist in Jesus Mensch geworden und tauscht mit uns. Er nimmt unser Leben an, unsere Sünde, unsere Rücksichtslosigkeit, unsere Lüge, unseren Ehebruch, unsere Blasiertheit und unsere Selbstgerechtigkeit.
Dann heißt es in der Heiligen Schrift: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, nämlich Jesus, den einzig Gerechten, für uns an unserer Stelle zur Sünde gemacht. Er hat ihn zur Lüge, zum Mord, zum Hass, zur Rücksichtslosigkeit, zum Betrug und zur Menschenverachtung in Person gemacht. Dann behandelt er ihn so, wie Lüge, Hass, Mord, Rücksichtslosigkeit es verdienen. Er verurteilt es, richtet es und tötet es. Am Kreuz stirbt Jesus als die Sünde in Person, ohne Herr.
Das steht in der Heiligen Schrift: Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm, durch ihn, indem wir hineingezogen werden und ihm vertrauen, unser ganzes Leben an ihn hängen, in ihm die Gerechtigkeit Gottes werden.
So wie Jesus die Sünde in Person war, so sollen wir im Tausch Gerechtigkeit werden. Wenn Sie die Gerechtigkeit in Person sehen wollen, sehen Sie einen Menschen an, der sich an Jesus hängt. Gott sieht ihn so an, als hätte er nie, nie eine Sünde getan und selbst allen Gehorsam geleistet, den allein Christus vollbracht hat. So heißt es in einer alten Schrift, dem sogenannten Heidelberger Katechismus.
Die befreiende Erfahrung der Gerechtigkeit in Christus
Das ist das Wunder, der Tausch, gerecht vor Gott zu sein – nicht, weil ich gut gewesen bin, sondern weil Christus, weil Gott selbst an meine Stelle getreten ist. Ich bin jetzt in den Augen des Richters ganz und gar so, wie der Sohn Jesus Christus ist. Zu ihm spricht der Vater: „Du bist mein geliebter Sohn, du gefällst mir, an dir habe ich Wohlgefallen.“ Und genau so sieht Gott uns an. So sieht Gott uns an.
Dann wissen Sie, das ist eine Wahnsinnserfahrung im Leben. Ein Mann wie Paulus, der Blut an den Händen hatte, der Menschen auf gemeine Weise verfolgt hatte, wusste genau, was er getan hatte. Sein Gewissen warf es ihm immer wieder vor. Es stand immer wieder auf. Andere sagten zu ihm: „Du riskierst heute eine große Lippe in Sachen christlichem Glauben. Weißt du nicht, was du damals gemacht hast? An deinen Händen ist Blut!“
Das hat ihn gequält. Dann schreibt er: „Wer will verdammen?“ Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferstanden ist. Er sitzt zur Rechten Gottes, vor dem Angesicht Gottes, und tritt für uns ein. Während mich mein Gewissen verklagt und andere mich verklagen, sage ich: „Ihr habt ja Recht, so bin ich ja.“ Doch Christus tritt vor den Vater ein, in Ewigkeit, und sagt: „Es ist richtig, und er hat es verdient.“
Er ist verloren, aber ich bin seinen Tod gestorben. Er ist frei, und er wendet sich zu mir. Durch den Geist Gottes, der in mich hineinwirkt, spricht er mir zu: „Du bist frei, gerecht, um meines Willen angenommen, mein Kind. So gefällst du mir.“
Ewiges Leben als Gegenwartserfahrung
Bestand haben im Gericht. Verstehen Sie, warum Jesus deshalb sagen kann: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht. Er ist vom Tod zum Leben durchgedrungen.
Das heißt ewiges Leben, das heißt Lebensqualität, Leben, das Zukunft hat, weil es nicht mehr im Sterben zerbrochen wird. Es wird im Gericht Gottes nicht mehr durchkreuzt und auch nicht in die ewige Verlorenheit der Gottestrennung gestoßen.
Ewiges Leben heißt Gott. Gott ist darin, mit der ganzen Schöpferkraft, mit der ganzen Nähe und Barmherzigkeit. Gott ist in meinem Leben, er verbindet sich mit mir wegen Jesus. Wer mein Wort hört, sagt Jesus, und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben.
Hören Sie bitte richtig: Er sagt nicht, der wird irgendwann, wenn er mal stirbt, noch das ewige Leben bekommen. Das ewige Leben beginnt heute. Es ist nicht nur ein Zeitbegriff, es ist ein Qualitätsbegriff.
Es heißt Gottes Ewigkeit, Gottes schöpferische Kraft, jetzt verbunden mit meinem Leben. Und weil diese Qualität so gut ist, kann auch der Tod sie nicht kleingefressen.
Deshalb kann Paulus sagen: Nichts kann mich trennen von der Liebe Gottes in Christus, weder Tod noch Leben.
Die Kraft des auferstandenen Christus im Sterben
Das Einzige, was wir im Sterben abgeben müssen, ist alles. Das ist das Schwere am Sterben: Wir müssen die geliebten Menschen loslassen und auch alles, was wir besitzen. Dieses Loslassen ist nicht einfach.
Das Einzige, was wir nicht loslassen müssen – oder besser gesagt: Der Einzige, der uns nicht loslässt – ist Christus. Wenn alle uns im Sterben loslassen müssen, dann hält er uns fest. Paulus kann das herausfordernd sagen, als er im Gefängnis sitzt. Er weiß nicht, ob man ihn morgen oder übermorgen hinrichten wird, denn die Lage ist sehr unsicher.
Im Philipperbrief schreibt er, dass er Lust hat zu sterben und mit Christus zu sein. Er kann sagen: mit Christus sein, denn diese Trennung kann niemand mehr überwinden. Das ist Leben – jetzt in der Gemeinschaft mit ihm, in Geborgenheit und unter seiner Wegweisung.
Im Sterben hält Christus uns fest und öffnet uns die Tore zu einer neuen Welt, der Gerechtigkeit Gottes. Dort wird es keine Tränen, kein Leid, kein Stöhnen und keinen Schmerz mehr geben. Dort erwartet uns das ewige Leben, das in einer ganz anderen Dimension aufblüht – aber jetzt und hier schon beginnt.
Das ist Leben mit Zukunft, denn Jesus ist die Schlüsselfigur der Zukunft.
Die realistische Weltsicht Jesu
Und das Zweite, was er uns sagt, möchte ich Ihnen ebenfalls nicht vorenthalten. Er gibt uns eine realistische, nüchterne, aber zugleich hoffnungsvolle Weltsicht.
Ich weiß nicht, wie Sie die Welt beurteilen, wie Sie die Entwicklung der Welt einschätzen. Im Augenblick, wenn dann solche Dinge wie BSE auftreten, denkt man: Meine Güte, was wird nur aus der Welt? Doch im Großen und Ganzen zeigen Jugendstudien, zum Beispiel von Soziologen, dass überwiegend junge Leute heute eine optimistische Grundeinstellung haben. Sie blicken zuversichtlich auf das, was Zukunft und Leben bringen.
Das ist erstaunlich. Das bedeutet nicht, dass einzelne Menschen nicht total depressiv oder verzweifelt sein können. Aber der statistische Querschnitt zeigt keineswegs eine Haltung von „Null Bock“ und „No Future“. Stattdessen herrscht relativ viel Optimismus. Natürlich gibt es auch die ökologische Krise, die viele beschäftigt. Dennoch denken die meisten jungen Leute in den Umfragen, dass es für sie persönlich schon noch klappen wird.
Das ist wirklich bemerkenswert. Solchen Optimismus sollte man nicht unterschätzen. Man kann nur hoffen, dass er nicht enttäuscht wird und nicht in Verzweiflung umschlägt. Denn nichts ist schlimmer als enttäuschter Optimismus.
Optimismus ist eine Lebenskraft, die für eine Gesellschaft keineswegs schlecht ist.
Die Zeichen der Zeit und die Herausforderung der Gesellschaft
Nur, wie sehen Sie die Entwicklung? Die Freunde von Jesus waren ja junge Leute, alle so zwischen 18 und 25 Jahren. Man musste sich die nicht als Opas wie mich vorstellen. Jesus war damals etwa halb so alt wie ich jetzt, also ungefähr dreißig. Seine Freunde bildeten eine Art Wanderuniversität – die Universität Galiläa –, die so spaziergehenderweise an der frischen Luft studierte. Das war damals bei jüdischen Lehrmeistern üblich.
So verhielt sich Jesus eigentlich. Sie waren alle zwischen 18 und 25, ganz fitte Burschen mit gesundem Menschenverstand. Sie hatten vernünftige Berufe in unterschiedlichen Bereichen. Dann, vor Jerusalem, kam plötzlich die Frage auf: Jesus hatte etwas über das Ende der Welt und das Gericht Gottes gesagt. Da fragten sie: Wie wird das eigentlich sein? Sag uns, was passiert!
In Matthäus 24, können Sie das nachlesen, schildert er das. Derjenige, der die Zukunft kennt, weil er die Zukunft in Person ist, sagt die Linien. Er sagt ganz nüchtern: Man denkt, man liest heute die Zeitung. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei. Mama hört es ja schon kaum mehr. Oder habt ihr noch den Kongokrieg im Kopf? Da wird immer noch gemordet, aber kein Mensch interessiert sich mehr dafür. Es steht gar nicht mehr in der Zeitung.
Oder habt ihr den Krieg im Sudan im Kopf? Seit vielen, vielen Jahren sterben dort Hunderte und Tausende, auch heute noch. Niemand nimmt mehr Notiz davon. Seht zu und erschreckt nicht, es muss so geschehen, es ist noch nicht das Ende, sagt er.
Es wird ein Volk sich gegen das andere erheben, ein Königreich gegen das andere. Es wird Hungersnöte geben, etwas, was wir so nie erwartet hätten. Dass am Beginn des 21. Jahrhunderts die Hungersnöte so groß sind, obwohl wir seit den 1960er Jahren enorme Anstrengungen in der Entwicklungshilfe unternehmen, war in manchen Teilen Afrikas noch nie so gravierend.
Erdbeben hier und dort, natürlich – das ist das kalte Grauen. Wenn man daran denkt, was in den letzten zwei Jahren an Naturkatastrophen und Erdbeben passiert ist. Denken Sie noch an das, was in der Türkei war? Es ist längst nicht vorbei, jetzt gab es so viele andere wieder.
Er sagt, so wird es sein. Und ihr werdet um meinetwillen gehasst werden. Menschen werden einander belügen, verführen und unterdrücken. Die Gesetzlosigkeit wird Überhand nehmen, und deshalb wird die Liebe in vielen erkalten.
Das ist die Beschreibung für die Situation in Deutschland. Wer sich noch an die Gesetze hält, gilt als zu doof. Der Ehrliche ist der Dumme. Gesetze sind dazu da, clevere Experten zu beschäftigen, die Lücken finden, wie man trotzdem halbkriminelle Geschäfte machen kann, ohne erwischt zu werden, um sich zu bereichern.
Jeder lacht über das Gesetz. Selbst Christen sagen: „Was soll das mit dem Standesamt? Ich spiele fromm, lebe aber unverheiratet zusammen, und das ist okay.“ Sie spüren gar nicht, welche Verachtung des Rechts das ist. Unser Volk verliert total das Gespür dafür, dass Recht eigentlich immer etwas zum Schutz der Schwächeren ist.
Wenn das Recht nicht mehr gilt, wenn es kein Bewusstsein mehr gibt, dass Recht verbindlich ist, und wenn Gesetze nicht mehr als Ausdruck des Rechts gemacht werden, um die Schwachen gegenüber dem Übergriff der Starken zu schützen, dann wird eine Gesellschaft zum Dschungel.
Und da sind wir. Wer so bescheuert ist und treu seine Steuern zahlt, aber nicht clever genug ist, auszutricksen, der hat das Nachsehen. Wer zu blöd ist, um durch Lügen erfolgreich zu sein, aber Erfolg rechtfertigt alles.
Man kann betrügen, wegen Steuerhinterziehung verklagt sein, aber wenn man seine zwanzig oder vierzig Millionen gemacht hat, dann ist man ein respektierter Mann und bei jedem Empfang herzlich willkommen. In dieser Gesellschaft rechtfertigt das alles.
Wenn sie Geld haben, können sie ein Gangster sein und gelten als anständiger Mensch. Und die Kehrseite ist genau das, was Jesus sagt: Die Gesetzlosigkeit wird Überhand nehmen, und die Liebe wird in vielen erkalten.
Jetzt klagen die Leute, dass alles so herzlos ist. Natürlich ist die Eiszeit der Herzen die Folge der Verachtung des Rechts. So hängt das zusammen, sagt Jesus nüchtern.
Das ist wie eine Beschreibung der Moderne – und das ist zweitausend Jahre alt, dieser Satz.
Die Hoffnung auf das Reich Gottes trotz Schwierigkeiten
Dann sagt er noch manches, was man wirklich lesen muss, besonders in einer Zeit, in der falscher Christusglaube und religiöse Protzerei boomen. Die Verführbarkeit ist enorm. Wer sich die Schaufensterauslagen der Buchhandlungen in dieser Stadt anschaut, sieht unübersehbar, welche Angebote es gibt.
Aber Jesus macht keine Weltuntergangspanik. Er sagte nicht: „Alles ist ganz schlimm, rette sich, wer kann, die Welt geht kaputt, wo bleibt denn da die Müllabfuhr und so weiter.“ Stattdessen sagte er: „Erschreckt nicht. Das sind die Wehen.“ Und Wehen sind, wie Geburtswehen, sagt er, die Geburtswehen einer neuen Welt.
Die eigentliche Linie, die bestimmende, ist nicht die Zerstörungslinie, auch wenn sie da ist. Jesus spricht in der Geschichte von einer Eskalation, einem Ausreifen des Bösen, wie das Ausreifen eines Geschwürs. Das ist keine Illusion. Jesus hat nie gesagt, es werde immer besser, immer schöner, und wenn er sich ein wenig bemüht, schafft er um die nächste Ecke das Paradies auf Erden.
Das hat er nie gesagt. Er hat vielmehr gesagt, dass es auch ein Ausreifen des Bösen gibt. Dort, wo Menschen sich von Gott abwenden, müssen sie die Konsequenzen des bösen Tuns auch gesellschaftlich erleben. Wir sind leider mittendrin, das zu erfahren, dass Jesus Recht hat.
Aber wir werden auch erfahren, dass er Recht hat mit seinem Hoffnungswort. Er sagt, das wird sein wie die Schmerzen bei einer Gebärenden. Das Reich Gottes ist mit seinem Kommen angebrochen.
Die weltweite Verbreitung der Botschaft vom Reich Gottes
Und dann sagt er hier, genau nach dem Satz mit der Gesetzlosigkeit: „Und es wird verkündet werden diese Botschaft vom Reich Gottes, vom Herrschaft Gottes, das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker.“ Und dann ist das Ziel erreicht, dann kommt das Ende.
Man muss sich das mal vorstellen: Er sagt das zwölf jungen Männern, damals auf dem Ölberg bei Jerusalem, im Jahr, sagen wir mal, plus/minus dreißig. Die wussten doch nicht einmal, dass es Europa gibt. Sie wussten auch nicht, dass die Erde ein Globus ist, kannten die Kontinente nicht und wussten überhaupt nichts davon.
Heute aber gibt es das Volk des Jesus Christus, die Gemeinde des Jesus Christus, auf allen Kontinenten – bis hinein in die Mongolei, nach China. Was hat man versucht? Es auszurotten. Aber es gibt überhaupt keine Chance. Es wächst und wächst und wächst.
Wir haben die Leidenschaft, dass auch die letzte kleine ethnische Gruppe diese Botschaft noch hört. Wenn man die großen Völker ansieht, gibt es überall Menschen, die die Botschaft vom Reich Gottes in Christus gehört haben. Noch mehr Menschen haben sie aufgenommen, folgen ihm und leben als seine Hoffnungstruppe, als seine Hoffnungsgemeinde in allen Kulturen rund um den Globus.
Außerhalb Europas wächst diese Gemeinde der Christen mit unglaublicher Geschwindigkeit und Faszination – in Asien, Afrika, Lateinamerika. Aber selbst im alten Europa spüren wir jetzt, wie sie wächst.
Wir sind mittendrin in der Erfüllung dieser Ansage, die damals diese Männer zum ersten Mal hörten. Sie hätten sich in den wildesten Träumen nicht vorstellen können, was wir heute als Fakt vor uns sehen. Das war überhaupt nicht vorstellbar, wie sich das erfüllen sollte. Und wir sehen, wie es geschehen ist und wie es weiter geschieht.
Die Einladung zur Umkehr und zum Glauben
Ja, sagt er, diese Botschaft wird verkündet, wie wir bis zu diesem Abend in Schwäbisch Gmünd gehört haben: Herr ist Jesus. Er ist die Schlüsselfigur, er ist auferstanden und wird das letzte Wort der Weltgeschichte sprechen.
Deshalb rufen wir zu ihm und sagen: Kehrt um! Hört auf dieses Wort, das auch am Ende der Zeit gelten wird. Lasst es heute das Wort sein, das in eurem Leben gilt. Lasst ihn heute sagen, was Sache ist und wohin der Kurs geht. Dann habt ihr einen zukunftsträchtigen Kurs.
Wir folgen nicht dem letzten Schrei, der bekanntlich der letzte Schrei eines Sterbenden ist, sondern dem Wort dessen, der das erste Schöpfungswort gesprochen hat und das letzte Wort der Weltgeschichte sprechen wird. Dieses Wort wird dann das Schöpfungswort für den neuen Himmel und die neue Erde sein.
Das sagt Jesus in diesem gleichen Kapitel: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Die Bedeutung des Wortes Gottes für die Lebensführung
Was kommt auf uns zu? Wie sollen wir uns eigentlich orientieren? Weltuntergangspanik und Angstmache sind nicht das Anliegen von Jesus. Vielmehr geht es darum, auf der Hoffnungslinie zu bleiben – auf das kommende Reich, auf die Vollendung der Herrschaft Gottes in dieser Welt.
Da beißt keine Maus Faden ab, hier müssen wir nicht selbst kämpfen. Das übernimmt er ganz allein. Er zieht uns in seinem Schlepp mit. Wir dürfen in seinem Windschatten leben und unseren Alltag in seiner Hoffnung gestalten.
Er sagt, wenn es durcheinandergeht bei den vielen, vielen Stimmen in dem Wirrwarr dieser Zeit, sollt ihr das wissen: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Die Worte von Jesus sind der rote Faden der Geschichte.
Deshalb werden wir sehr praktisch. Wenn Sie Zukunft in Ihr Leben bekommen wollen, dann nehmen Sie diesen roten Faden auf. Nehmen Sie dieses Buch, nehmen Sie die Bibel, und lassen Sie keinen Tag verstreichen, ohne mindestens 15 bis 20 Minuten Zeit zu investieren. Hören Sie auf Gott, lesen Sie einen Text und sagen Sie: Herr, sprich du!
Zeitung zu lesen ist wichtig. Ich lese viel Zeitung, weil ich wissen möchte, was in der Welt passiert. Auch wenn es immer schwerer wird, das aus Zeitungen zu erfahren, versuche ich es dennoch.
Die Herausforderung, das Wort Gottes im Alltag zu leben
Um den roten Faden der Geschichte nicht zu verlieren und den Trend in die Zukunft nicht zu verpassen, brauche ich das bleibende Wort des auferstandenen Jesus. Das ist das Geheimnis der Bibel. Es zeigt uns, dass wir nicht nur mit Druckerschmerzen oder Goldschnitt allein zu tun haben, sondern dass der auferstandene Herr spricht. Er sagt: „Ich rede hier und ich zeige dir, was meine Wegweisung ist. Tu das nicht, du sollst nicht, denn da geht es in den Abgrund. Du zerstörst dein Leben und das Leben anderer. Tu das nicht, und da geht es lang.“
Das sind die zehn Gebote, das ist die Bergpredigt – klipp und klar. Das Problem der Bibel ist nicht, dass sie unverständlich wäre. Das Problem ist vielmehr, dass sie viel zu klar ist. Jeder, der sie liest, weiß genau, was zu tun ist. Das Problem ist, dass wir es nicht tun wollen.
Wir wollen es nicht tun, und deshalb tun wir oft so, als ob wir es nicht verstehen könnten. So haben wir wenigstens eine Entschuldigung, keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Das macht aber nichts, bringt keine Rechnung auf, und es ergibt keinen Sinn. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Die Notwendigkeit der Prioritätensetzung im Leben
Ich bitte Sie, steigen Sie ein in diesen Zukunftstrend. Hören Sie auf sein Wort und bringen Sie es in Ihren Alltag ein. Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten keine Zeit. Jeder von uns hat 24 Stunden am Tag. Und jeder von uns hat jeden Tag Zeit für das, was ihm am wichtigsten ist.
Die Frage ist nur, ob Sie ein Mensch sind, der sein Leben wirklich wichtig nimmt. Jemand, der eine klare Zielplanung macht, klare Prioritäten setzt und Wichtiges von Unwichtigem ausgehend vom Ziel unterscheiden kann. Oder wollen Sie lieber ziellos herumirren und immer nur auf das reagieren, was Ihnen gerade als nächste Versuchung begegnet?
Man muss klar zielorientiert leben. Dann kann man Wichtiges und Unwichtiges unterscheiden und Prioritäten setzen. Wofür ist meine Zeit da? Wofür ist mein Geld da? Wofür ist die Kraft meines Lebens da?
Das kann man in jedem Management-Training-Kurs lernen. Wenn Sie es nicht bei der Bibel lernen wollen, dann lernen Sie es doch dort. Nur so kann ein Leben gelingen: indem ich Prioritäten setze und für das Wichtige Zeit einräume.
Die Bedeutung des Bibellesens für die persönliche Entwicklung
Ich bitte Sie einfach: Wenn Sie angefangen haben, Christus zu folgen, dann ist es besonders wichtig, dass Sie die Bibel persönlich lesen. Ich mache mir Sorgen um die Christenheit heute, weil ich sehe, dass viele zwar irgendwo in Gemeinschaft schwimmen und auch Meinungen haben, aber viele Christen lesen noch nicht einmal persönlich die Bibel.
Ich weiß gar nicht, wie ein Leben in einer turbulenten, faszinierenden und verwirrenden Zeit gelingen soll. Wie sollen Menschen Orientierung finden? Wie sollen sie eine Persönlichkeit entwickeln? Wie können sie Kurs halten und Charakter formen, wenn sie nicht still sind vor Gott und wirklich das Wort Gottes verinnerlichen?
Sie können im Alltag nur anwenden, was Sie wirklich verinnerlicht haben. Wenn Sie nicht wissen, was in der Bibel steht, dann können Sie auch nicht danach leben. In Konfliktsituationen können Sie ja nicht einfach nach Hause rennen, in Bücher schauen und fragen, was dort zu dieser Situation steht. Dort finden Sie überhaupt nichts.
Man muss das Wort Gottes "by heart" kennen, wie die Engländer sagen – man muss es vom Herzen her kennen. Wir sagen: auswendig kennen. Man muss es so kennen, dass man es in der Situation anwenden kann.
Deshalb ist das regelmäßige Lesen des Wortes Gottes die Grundnahrung eines zukunftsträchtigen Lebens. Es ist die Grundnahrung des Lebens mit Gott in der Nachfolge Jesu Christi.
Das ist nicht nur Ihre persönliche Privatsache, wenn Sie es so machen. Ihr Leben wird dadurch Form gewinnen und gelingen. Aber Gott hat auch noch eine weitergehende Hoffnungsabsicht mit Ihnen.
Die Verantwortung als Hoffnungsarbeiter
Im gleichen Kapitel 24 fragt Jesus, was man jetzt eigentlich tun soll. Sollen wir ein Fernglas aufsetzen und warten, bis der Jüngste Tag oder ein ähnliches Ereignis kommt? Die Zeit sagt Jesus: Er selbst weiß es nicht, nur der Vater kennt sie. Es bleibt also ein Unsicherheitsfaktor – genauso wie bei unserem eigenen Tod. Auch das Ziel der Welt bleibt ungewiss.
Diese Spannung führt zu der Frage: Wie sollen wir leben? Jesus antwortet darauf, dass wir uns so verhalten sollen wie ein treuer und kluger Knecht, der als Mitarbeiter oder Beauftragter eines Königs eingesetzt ist. Der König geht auf Reisen und hat seine Knechte eingesetzt, damit sie seinen Leuten zur rechten Zeit zu essen geben.
Man kann dem Mitarbeiter gratulieren, den sein Herr bei seiner Rückkehr findet, während er seine Aufgabe erfüllt hat. Jesus sagt: „Ich sage euch wirklich, er wird ihn über alle seine Güter setzen.“
Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen böse ist und denkt: „Mein Herr kommt noch lange nicht“, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, isst und trinkt mit den Betrunkenen, dann wird der Herr dieses Knechtes an einem Tag kommen, den er nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt.
Er wird ihn hart bestrafen, ihm seinen Anteil bei den Heuchlern geben, und dort wird sein Heulen und Zähneklappern sein.
Die praktische Umsetzung von Hoffnung im Alltag
Was ist Hoffensarbeit? Es bedeutet, dass Gott Sie und mich einsetzen möchte, um seinen Leuten, seinen geliebten Menschen, zur richtigen Zeit die Speise zu geben.
Das heißt, wir sind dazu da, als Hoffnungsarbeiter den Menschen, für die Gott uns in unserem Lebensumkreis verantwortlich gemacht hat, die nötige Nahrung zu geben.
Diese Speise kann verschiedene Formen annehmen: Sie kann geistliche Nahrung sein, praktische Versorgung oder der Hinweis auf die Quelle des Lebens, den lebendigen Gott.
Die Herausforderung, Hoffnung lebendig zu halten
Das ist Hoffnungsarbeit – nicht die Hände in den Schoß legen und einfach abwarten. Stattdessen sagen wir: Ich warte auf den kommenden Herrn.
Die Menschen, die voller Zuversicht auf den kommenden Jesus warten, erkennt man daran, dass sie mutig die kleinen Schritte mit ganzem Herzen gehen. Sie tun selbst halbe Sachen mit ganzem Herzen, sind treu und zeigen Fürsorge sowie Wertschätzung.
An der Wertschätzung der Menschen erkennt man sie. Sie sagen: Es sind seine Leute – alle, die in Schwäbisch Gmünd und Umgebung wohnen, alle, die in diesem Land leben, in Europa und auf der ganzen Welt. Menschen, die von Gott geschaffen und von ihm geliebt sind.
Gott macht uns dafür verantwortlich und sagt, dass wir Hoffnungsarbeiter werden sollen. Er hat uns Talente und Gaben gegeben, damit wir den Menschen mit Gottes Hilfe dienen. So sollen sie das Leben finden und bekommen, was sie zum Leben brauchen.
Die Einladung zur persönlichen Entscheidung
Dann stellt sich die spannende Frage: Was ist mein Teil? Was kann ich dazu beitragen? Wo kann ich helfen – in der Jugendarbeit, als Lehrerin oder Lehrer, als Arzt oder als Ingenieur?
Ich treffe immer wieder Leute, die sagen: „Ja, ich möchte auch gern so einen sozialen Beruf haben.“ Aber für mich bringt das nichts, wenn ich ständig mit Papier zu tun habe. Achtung, Achtung: Wenn jemand zu mir kommt und hauptberuflich Sozialarbeiter, Jugendarbeiter oder Pfarrer werden will, dann jage ich ihn weg. Denn wer in seiner Firma nur das Papier und nicht die Menschen gesehen hat, wird auch als Pfarrer nur das Papier sehen und nicht die Menschen.
Niemand arbeitet irgendwo und hat es nur mit Dreck oder Material zu tun. Sie leben in ihrer Berufswelt. Die Arbeit mag schwer und monoton sein, aber überall haben sie es mit Menschen zu tun. Und es sind lauter Menschen, die Gott liebt.
Wenn sie dort die Menschen nicht sehen und ihre Verantwortung für die Menschen, mit denen sie dort leben, nicht spüren, dann werden sie auch nicht die Verantwortung für die Menschen sehen, wenn sie das hauptberuflich als Sozialarbeiter tun.
Wir haben zu viele von den Professionellen, die frustriert an ihren Bürotischen sitzen und nicht wissen, wie sie Brücken zu den Menschen bauen können. Sie sind geflohen vor ihrem Tagesgeschäft, vor der harten Arbeit der Herausforderung. Diese Herausforderung besteht nämlich nicht im Materiellen, sondern in den menschlichen Beziehungen – in den Firmen, in den Bürokratien, in den Schulen, im Miteinander. Dort sind alles Gottes geliebte Menschen eingesetzt.
Gott möchte, dass wir Hoffnungsarbeiter sind. Sie wissen, wie schwer das ist, und Sie begreifen wahrscheinlich, wie notwendig es ist, dass ein Mensch von der Hoffnung des auferstandenen Jesus angezündet wird. Damit er nicht resigniert, nicht klein beigibt und nicht sagt: „Da kannst du doch nichts machen, es ist alles ein Tropfen auf den heißen Stein, es ist nur ein kleines Buchstabe, ich habe gar keine Lust überhaupt anzufangen, das ist doch gar keine Lösung.“
Dafür braucht man eine Hoffnungspower, die sagt: Er sorgt für das Ganze. Nichts ist vergeblich, was ich nach seinem Willen tue. Er sorgt dafür, dass das Ganze in Ewigkeit rund wird.
Deshalb darf ich heute mein Bruchstück leben, mein kleines Teilchen mit großer Liebe, Sorgfalt und Kreativität – so gut ich es kann.
Der Aufruf zur Öffnung des Herzens für Jesus
Und ich habe heute Abend nur ein kleines Puzzleteilchen, das ich leben möchte. Ich möchte eine Brücke zu Ihrem Herzen bauen und Sie bitten, heute zu hören, wie Jesus zu Ihnen spricht. Er, der Schöpfer, der das erste Wort der Weltgeschichte sprach, ist auch der Richter, der das letzte Wort der Weltgeschichte sprechen wird.
Ich bitte Sie, lassen Sie ihn heute sein Wort in Ihr Leben hineinsprechen. Das ist meine Einladung am Schluss dieser Woche und am Ende dieses Abends.
Wenn Sie in Ihrem Gewissen die Stimme Gottes gehört haben – durch das, was Sie erlebt haben, sei es in Gesprächen, in der Musik oder auf andere Weise an den Abenden und Tagen –, dann bitte ich Sie: Verschließen Sie Ihr Herz nicht.
Wir Christen sind merkwürdige Leute. Wir leben unsere Tage mit biblischen Motto-Worten, aber auch unsere Wochen. Wissen Sie, diese Wochen sind lang. Vor Jahren hat jemand sie einmal eingeteilt. Sie liegen fest, stehen in kleinen Büchlein, und wir lesen sie. Dann fragen wir uns: Hat das eine Bedeutung für diese Woche? Kann es uns Orientierung geben?
Am Beginn dieser Woche, auf die wir so gefiebert haben und die uns so fasziniert, weil wir dachten: Wie wird das werden in Schwäbisch Gmünd?, da lesen wir, dass das biblische Motto-Wort aus den Psalmen noch einmal im Neuen Testament zitiert wird. Im Hebräerbrief für diese Woche lautet es:
„Heute, so spricht Gott, heute, wenn ihr meine Stimme höret, verstocket eure Herzen nicht!“ (Hebräer 3,7-8)
Dieses Wort sage ich Ihnen jetzt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört – die des guten Hirten, des Herrn, des Auferstandenen –, verstocket nicht. Macht eure Herzen nicht hart, sondern öffnet euer Leben!
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an, sagt Jesus. Wer die Tür auftut, zu dem will ich hineingehen und Lebensgemeinschaft halten.
Sie können heute ewiges Leben gewinnen, heute gerecht werden und im ewigen Gericht bestehen – wegen Jesus, in seinem Windschatten leben. Ein Leben voller Hoffnung, als Hoffnungsarbeiter mit dem roten Faden seines bleibenden Wortes in der Heiligen Schrift.
Und dann in der Gemeinschaft als Hoffnungstrupps, als Brückenköpfe von Gottes neuer Welt mitten in dieser Welt.
Einladung zum Glaubenskurs und Gebet
Sie haben von den Glaubenskursen gehört. Nehmen Sie diese Gelegenheit wahr, um mehr darüber zu lernen, in diese Wirklichkeit einzutauchen, die Bibel besser zu verstehen und ein tieferes Vertrauen zu Jesus zu fassen.
Leben Sie Gemeinschaft mit anderen Menschen, die Sie vielleicht noch gar nicht kennen, die aber, wie Sie, Christus folgen wollen. Sie werden merken, dass Sie in Ihrem Dorf, in Ihrer Stadt, in Ihrer Region oder in Ihrem Land ein Brückenkopf der neuen Welt Gottes sein können – ein Hoffnungspotenzial, nach dem die Welt sich heute so sehr sehnt.
Ich lade Sie ein, so wie ich es an jedem Abend getan habe, auch wenn Sie heute Abend zum ersten Mal hierher gekommen sind. Gott fragt nicht, was Ihre Vorgeschichte ist oder ob Sie schon religiöse Erfahrungen gemacht haben. Er fragt Sie, ob Sie seine Stimme hören und ihm antworten wollen.
Ich biete Ihnen Folgendes an: Kommen Sie jetzt, wenn Sie antworten wollen. Gleich beim nächsten Lied, das vom Chor gesungen wird, ein Gebetslied, kommen Sie aus Ihren Reihen heraus, egal ob Sie stehen oder sitzen, und gehen Sie hier nach vorne. Ich stelle mich ebenfalls hier vorne hin. Während des Liedes können Sie kommen.
Danach möchte ich mit Ihnen ein Gebet beten. Ich werde es Satz für Satz vorsprechen. Ich sage es Ihnen jetzt, damit Sie es bedenken können und entscheiden, ob Sie es beten möchten:
Danke, Jesus, dass du mich so sehr liebst.
Ich öffne dir mein Leben.
Ich habe deine Einladung gehört.
Ich bekenne dir meine Sünden und bitte dich um Vergebung.
Dann wollen wir in der Stille namentlich benennen, was bisher zwischen Gott und uns gestanden hat – welche bewusste Schuld da ist. Das Unbewusste und Unbekannte nimmt er mit. Wir wollen ihm danken, dass er am Kreuz an unserer Stelle das Gericht getragen und für uns gestorben ist, damit wir frei sein dürfen und alle Sünde vergeben ist.
Schließlich wollen wir ihm ausdrücklich sagen: Mein Leben gehört dir, du bist der Herr.