Wir setzen die Betrachtung über das Leben des Propheten Elisa fort. Wir befinden uns im Zweiten Buch der Könige, Kapitel sechs. Zwischen der letzten Bibelstunde, an der ich stehen geblieben bin, und heute liegen, glaube ich, etwa sechs Diensttage. Ich hoffe, Sie erinnern sich noch an den Zusammenhang.
Wir besprechen die Geschichte des Propheten Elisa aus 2. Könige 6.
Die Kinder der Propheten sprachen zu Elisa: „Siehe, der Raum, in dem wir vor dir wohnen, ist uns zu eng. Lass uns an den Jordan gehen und jeder von uns dort Holz holen, damit wir uns dort eine Stätte bauen, in der wir wohnen können.“
Elisa antwortete: „Geh hin.“ Einer von ihnen sagte: „Geh lieber mit deinen Knechten.“ Elisa erwiderte: „Ich will mitgehen.“ Und er ging mit ihnen.
Als sie zum Jordan kamen, fällten sie Holz. Als einer von ihnen ein Holzstück fällte, fiel das Eisen ins Wasser. Er schrie und sagte: „Oh weh, mein Herr, das war geliehen!“
Der Mann Gottes fragte: „Wo ist es gefallen?“ Und als er ihm die Stelle zeigte, schnitt er ein Stück Holz ab und warf es dorthin. Das Eisen schwamm daraufhin.
Im Hebräischen heißt es wörtlich, dass das Eisen „floss“. Elisa sagte: „Heb es auf!“ Er streckte seine Hand aus und nahm es.
Wir wollen die Geschichte nun der Reihe nach besprechen.
Die Gemeinschaft der Propheten in bedrängter Zeit
Offenbar war das Gebiet Israels, damals das Nordreich, zu dieser Zeit stark von Abgötterei geprägt. Heidentum aus den umliegenden Ländern hatte durch Könige wie Ahab Einzug gehalten. In dieser Zeit schlossen sich offenbar die ernsthaften Christen zusammen, man könnte fast sagen, sie bildeten kleine Kolonien. Diese waren ähnlich einer Art Kibbutz, kleinen Siedlungen. So kann man das Wort von den „Kindern der Propheten“ verstehen. Dabei handelte es sich zum Teil um junge Männer, die Schüler des Elisa waren. Er bildete sie aus und sandte sie als Boten aus.
Der genaue Hintergrund dieser Kolonien ist uns nicht ganz klar. Doch eines wird deutlich: Um Elisa versammelten sich Menschen, die ernsthaft Christen sein wollten, in einer Zeit, die von Abgötterei geprägt war. Dort heißt es, der Raum werde ihnen zu eng. Wenn man an die vorherigen Verse und Kapitel denkt, etwa an Gilgal, wo der Prophet von Halbstarken verspottet wurde, wird die Situation deutlicher. Es war eine Zeit, in der die Kinder Gottes in Israel unterdrückt, verfolgt, verspottet und verhöhnt wurden.
In solchen Zeiten sammelten sich kleine Kreise von Gläubigen, und der Raum wurde ihnen zu eng. Dabei sind mir zwei Dinge wichtig. Erstens: Die Unterdrückung der Gemeinde Jesu führt immer zu ihrem Vorteil. Nichts ist für die Gemeinde Jesu so gefährlich wie der Zustand, in dem wir heute oft leben – wenn alles christlich erscheint, es keine Schwierigkeiten gibt und man ruhig die Bibelstunden schwänzen kann, weil ja immer jemand da ist und auch in zehn Jahren noch jemand da sein wird.
Doch wenn das Evangelium selten wird, dann verändert sich das. Ich denke an die Zeiten des Dritten Reiches oder an die DDR. Dort wurde die Gemeinde Jesu von der Welt abgesondert. Sie konnte ihre Leuchtkraft entfalten und wurde stark. Die Gegner der Gemeinde haben sich an ihr die Zähne ausgebissen, obwohl sie sie vernichten wollten.
Das ist mir besonders wichtig: Hier heißt es, der Raum werde zu eng. Diese Gemeinde hielt sich nicht nur, sie bekam nicht nur eine starke Leuchtkraft, sondern sie wuchs. Neue Menschen kamen hinzu. Unsere Bibelstunde ist zwar groß, aber seit einem Jahr wächst sie nicht mehr. Es kommen keine neuen Teilnehmer dazu. In den Ferien nimmt die Zahl sogar ab, und danach ist es wieder voll. Da stimmt etwas nicht.
In der Apostelgeschichte heißt es von der Gemeinde Jesu Christi: „Der Herr trat täglich hinzu zur Gemeinde.“ Stellen Sie sich das vor: Wenn hier ein neues Gesicht auftaucht, freuen wir uns riesig. Wenn es ein zweites Mal kommt und nicht wieder wegbleibt, ist das ein Grund zur Freude. Der Herr selbst fügte täglich neue Menschen hinzu.
Heute spricht man viel vom Mut zu kleinen Kreisen. Das ist eine wunderbare Sache. Aber ich meine, die Christenheit sollte auch Mut zu großen Kreisen haben. Wir sollten glauben, dass der Raum auch zu eng werden kann. Das zeigt sich auch bei den Propheten, etwa Jesaja. Ich würde gerne alle Stellen vorlesen, aber das würde zu lange dauern. Er sagt: „Spanne deine Seile weit aus, Zeltmacher!“ Der Raum soll zu eng werden.
Gott will auch große Dinge tun. Glauben Sie, dass Enge nicht unbedingt zum Christentum gehört. Früher baute man Kirchen mit zweitausend Plätzen, heute baut man oft Kirchen mit sechshundert Plätzen, und selbst die sind manchmal zu groß.
Liebe Freunde, möge es so sein! Wo lebendiger Geist weht, wo Jesus sich persönlich offenbart, wo Sünde überführt wird und wir Heil im Kreuz Jesu finden, da wird der Raum auf Dauer zu eng. Da wächst etwas, da entsteht ein Sog. Ich habe recht gesprochen, finden Sie nicht? Da sind wir uns einig.
Die praktische Tatkraft der Prophetenjünger und die Begleitung des Propheten
Jetzt Vers 2: Da sagen die Männer also in der Kolonie, in dieser kleinen christlichen Siedlung: „Der Raum ist uns zu eng.“ Verstehen Sie das? Sie sitzen schlecht da hinten, oder habe ich mir zu schnell das Sprechen angewöhnt? Ich bin gar nicht mehr gewöhnt an Versammlungen. Vom 19. Juli bis etwa zum 20. August habe ich jeden Tag mit zwei bis fünf Menschen gesprochen – außer an einem einzigen Tag mittendrin. So offen Sie die Tür, so offen, wundervoll.
Ich muss mir jetzt wieder die Lautstärke von dem Sähnchen hier einstellen. Sehen Sie, das wird all den Leuten nun zu eng. Und da sagen sie einfach: „Wir wollen an den Jordan gehen.“ Das sind Wälder, und wir wollen Bäume fällen und bauen.
Ich muss sagen, als ich das so in der Stille las, habe ich diese Burschen, diese Prophetenschüler und ihre Frauen bewundert. Denn ich könnte nicht Bäume fällen und ein Haus bauen. Offenbar waren das ganz lebenstüchtige Burschen, die sich da zusammengefunden haben.
Darauf darf ich in diesem Zusammenhang sagen: Wie die Kläglichkeit nicht unbedingt zum Christentum gehört, so gehört auch die Lebensuntüchtigkeit nicht unbedingt zum Christenstand – wirklich nicht. Die Leute waren ganz tüchtig. „Wir haben keine Häuser, also gehen wir hin, hauen wir Holz und bauen uns Hütten.“ Die Burschen haben jetzt etwas gemacht. Die jungen Männer, die alten Greise in meinem Alter sind da nicht mitgegangen, nicht wahr, sondern die jungen Männer zogen los, Holz zu fällen.
Es ist nicht ganz klar, ob sie eine ganz neue Siedlung am Jordan anlegen wollten oder nur Holz holen. Das wird aus dem Text einfach nicht klar, die Nebensächlichkeiten bleiben verborgen.
Sehen Sie, dieser tüchtige Kerl ist etwas Schönes. Um tüchtige Leute ist einfach etwas Schönes. In meiner Jugendarbeit kann ich mich ärgern, wenn einer tüchtiger Helfer ist, aber in seinem Beruf versagt. Es gibt heute so Typen: Religion sehr gut, Mathematik schwach – das ist übel.
Diese tüchtigen Leute, die also so etwas verstehen, wollen nun trotzdem nicht ohne den Propheten gehen. „Geht hin“, sagt Elisa. Da sagt einer: „Ach, geh doch mit deinen Knechten!“ Warum wollen sie nicht ohne Elisa gehen? Waren sie überzeugt, dass Elisa ein besserer Holzfäller war als sie selbst? Oder glaubten sie, dass Elisa besser Häuser bauen konnte? Das glaube ich nicht.
Sondern durch Elisa redete der Herr zu ihnen. Durch Elisa war der Herr, der lebendige Gott, der ferne Gott, der verborgene Gott, zu ihnen gekommen. Sie wollen nicht ohne ihn sein, ohne sein Wort, ohne seine Tröstung.
Liebe Freunde, der Prophet der neutestamentlichen Gemeinde heißt Jesus, der Sohn Gottes. Ich hoffe, Sie wissen, dass Jesus drei Ämter hat. Er ist der Priester, der uns mit Gott versöhnt. Er hat sich selbst zum Opfer gebracht auf dem Kreuz. Er ist der Priester, darum brauchen wir keine Priester mehr.
Das zweite Amt ist das Königsamt. Das ist noch verborgen, ein Geheimnis in der Gemeinde, das wird er ausüben, wenn er wiederkommt.
Und das dritte Amt ist das prophetische Amt. Er ist das Wort Gottes. Unser Prophet heißt nicht Elisa, sondern Jesus.
Es hat mich beeindruckt, dass diese Prophetenschüler ein ganz praktisches, alltägliches Ding tun wollten: Bäume fällen, Häuser bauen. Aber er sollte dabei sein.
Das ist für uns außerordentlich wichtig. Christen sind Leute, die nichts unternehmen wollen, also auch im praktischen Leben, ohne ihn. Das ist ja das große Missverständnis im Christentum: Wenn man das Christentum in der Bibelstunde pflegt, in der Gemeinschaft, und Geschäft, Beruf, Haushalt ist etwas ganz anderes – das ist ein großer Irrtum.
Sondern wenn wir wirklich einen lebendigen Heiland haben, dann sollten wir es tun wie diese Leute: „Geh doch mit deinen Knechten!“ Geh doch mit deinen Knechten ins Studium, ins Geschäft, in den Haushalt – nicht so: „Geh mit deinen Knechten!“
Ich habe eine Leiterfreizeit hinter mir und viele interessante Ereignisse in den letzten fünf Wochen. Da habe ich an einem Tag mit den Leitern gesprochen über den sogenannten thessalonischen Brief, über den Glauben der Wahrheit. Da habe ich gesagt: Der Glaube der Christen richtet sich nicht auf einen nebulosen Herrgott, sondern auf die Offenbarung Gottes, auf Jesus.
Und da müssen wir nun ganz klar machen, dass unser Glaube gewissermaßen zwei Teile hat.
Der christliche Glaube richtet sich auf das Werk, das Jesus ein für allemal für mich vollbracht hat. Er hat mich versöhnt, er hat mich erkauft, er hat meine Schuld weggetragen. Das gilt, verstehen Sie? Das hat er getan, da kann ich nichts davon tun, nichts dazutun. Ich kann es einfach annehmen.
Das heißt, der christliche Glaube richtet sich auf Jesus, auf den Gekreuzigten.
Zweitens aber richtet sich der christliche Glaube auf Jesus, den Auferstandenen. Er lebt. Man kann nicht Christ sein, wenn man nicht mit Jesus zusammenlebt. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Ich bin der Hirte, ihr seid die Schafe. Ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit. Ich bin der Bräutigam, du bist die Braut.“ Verstehen Sie? Mit ihm zusammenleben.
So wie diese Leute sagten: „Wir können nicht mal Holz fällen, wenn du nicht dabei bist, Prophet Gottes“, so sollten wir stehen.
Sonst, wenn wir so nicht stehen können, dann sollten wir mit dem Christentum gar keinen Anfang machen.
Verstehen Sie, es wird mir immer deutlicher, je älter ich werde: Wenn man nicht wirklich darum ringt, mit Jesus zu leben, dann sollte man lieber gar nicht anfangen mit ihm, lieber gar nicht anfangen.
Also nehmen Sie den Propheten mit, und dann geht der Prophet mit – und es wird Holz gefällt. Elisa wird nicht Holz gefällt haben, der hat da gesessen und zugeschaut, gebetet und die Mythen erquickt.
Das verlorene Eisen und das Wunder der Wiederherstellung
Und da passiert also die nette kleine Geschichte, dass einer eine Axt schwingt, direkt am Wasser, und einen Baum fällen will. Da fliegt das Eisenstück von dem Holz weg und saust ins Wasser hinein.
Dann schreit der Mann: „Wehe mir, dazu ist es entlehnt!“ Es stellt sich heraus, dass er so arm war, dass er sich keine eigene Axt leisten konnte, sondern die Axt geliehen hatte. Und ausgerechnet die geliehene Axt fällt ihm nun in den Jordan. Hol mal einer raus, solange man keine Tauchgeräte hat!
Das ist plötzlich so ein Zug in der Bibel von so viel Natürlichkeit: Es geht doch immer so, dass geliehene Sachen einfach Pech bringen. Man leiht sich ein besonders wertvolles Buch und dann fällt eine Kaffeetasse darüber. Oder man leiht sich einen Schirm bei Bekannten und lässt ihn auf der Straße stehen. Das eigene Eigentum trägt man jahrelang mit sich herum, aber das Geliehene lässt man liegen. Mit geliehenen Sachen ist es einfach eine schwierige Angelegenheit.
„Dazu ist es entlehnt“ – sehen Sie, das ist nur Not. Der Mann hat das Beil geliehen und muss es zurückgeben. Und er ist verschwunden. Nun kann er erstens nicht weiterarbeiten und zweitens weiß er nicht, wie er die Axt zurückgeben soll. Er ist wirklich in der Verlegenheit.
Da sagt Elisa: „Wo ist das gewesen?“ – „Hier an der Stelle.“ Er nimmt einen Baumstamm oder ein Stück Holz, ich weiß nicht genau was, und stößt es ins Wasser. Dann geschieht das Wunder: Das Eisen kommt. „Nimm dir’s!“
Wissen Sie, da haben natürlich die Gelehrten daran herumgerätselt. Die einen sagen, es sind überhaupt Legenden. So ähnliche Legenden gibt es von Buddha, von Ali Baba und so weiter. Die können uns ja alles erzählen, dann von Persien und Asien und so. Oder sie sagen: „Das habe ich halt so um die Jahrhundertwende gehört, der Elisa hat das so gemacht. Der hat sich genau zeigen lassen, hat einen langen Stock genommen und ist dann genau in diese Öse des Speils hineingefahren, hat es so hochgehoben, nicht wahr?“
Na, da glaube ich lieber schon an Wunder meines Herrn, nicht? Das fällt mir nicht schwer, an Wunder zu glauben. Ich glaube die Geschichte, wie sie dasteht. Wenn Sie es nicht glauben können, ist es vielleicht zur Seligkeit nicht notwendig. Aber wenn Sie an den Sohn Gottes glauben, ist das zur Seligkeit notwendig, nicht?
Ich möchte Ihnen sagen, dass, wenn Sie anfangen, den Herrn kennenzulernen, Ihnen solche Geschichten keine Probleme machen. Zumal moderne Naturwissenschaftler uns sagen, das macht Ihnen auch keine Probleme mehr.
Wir wollen lieber hören, was diese Geschichte bedeutet. Erstens bedeutet sie, dass der Herr seine Boten legitimiert. Elisa ist mitgegangen. „Geh mit deinen Knechten.“ Jetzt passiert so ein Malheur. Muss der Mann nicht denken, „Sie ist es doch kein Wert, dass Elisa mitgegangen ist“? Das hat auch keinen Wert.
Und das ist mir so herrlich, dass Elisa nicht zuschanden wird, sondern von seinem großen, starken Gott legitimiert wird. Verstehen Sie, was ich meine? Der Herr bekennt sich zu ihm. Das ist nicht nur vor dreitausend Jahren so gewesen, das geschieht heute noch so.
Ich will Ihnen eine Erfahrung erzählen von den letzten Wochen. Wir mussten 80 Jungs in einer zweiwöchigen Freizeit mitnehmen, sonst hätten sie unsere Sommerlager nicht mitmachen können. Die Eltern sagten: „Entweder gehen sie mit uns nach Mallorca oder so wohin, oder ihr nehmt sie ganz.“ Und die wollten ja mit uns gehen.
Da mussten nach dem Sommerlager 80 Mann noch mit nach Württemberg. Weil ich erst eine Leiterfreizeit hatte, konnte ich nur die zweite Hälfte dieser Freizeit leiten. Die erste Hälfte mussten zwei junge Studenten mit diesen 80 Mann allein lassen.
Diese beiden jungen Studenten hatten natürlich große Sorge, wie das mit so 80 Burschen gehen würde. Das waren zum großen Teil ziemlich große Randfiguren. Eine Mutter rief mich an und sagte: „Ich warne Sie, mein Sohn will mit, der ist fürsorgerreif.“ „Reden Sie doch nicht so von Ihrem eigenen Sohn, das würde ihm ja weh tun.“ So Typen.
Natürlich hatten diese beiden jungen Studenten etwas Sorge, wie es ihnen mit den achtzig Mann gehen würde. In den ersten zwei, drei Tagen war man im christlichen Dorf Wilhelmsdorf, nicht in so einer christlichen Siedlung, und es wurde schwierig. Es kam zu Diebstählen.
Dann hat einer dieser jungen Studenten, nachdem er sich in Gott gestärkt hatte, das Volk zusammengerufen und sie einfach vor Gott gestellt. Er sagte: „Also, das geht nicht, ohne etwas zu wissen. Ich gebe euch Zeit bis heute Abend um sechs, dass die, die gestohlen haben, jetzt kommen, sich melden und die Sachen bringen.“
Dann kamen sie mit weichen Knien und zitternden Kindern und bekannten Dinge, die schon vorher geschehen waren. Da hatten sie in Kiosken mal Postkarten geklaut, was so Jungs tun, nicht? Und plötzlich bekennen sie die Dinge.
Dann bricht der Geist Gottes durch. Als ich hinkam, war da etwas passiert. Da hat mich, als ich die Geschichte höre, ein Schauer gepackt. Denn wenn nun keiner kam, war er ja blamiert, verstehen Sie? Er konnte ja nicht sagen: „Ich ahne, wer es ist oder was, keine Ahnung.“ Das sagt er auch offen. Aber sie standen vor Gott, und er gab ihnen Gelegenheit, die Dinge ins Reine zu bringen.
Und dann kamen sie. Unter solchen gottlosen „Essenerschlägern“ bringt auf einmal der Geist Gottes durch, dass sie Sünden bekennen und Sachen zurückbringen. Das ist das Unheimliche, wie der Herr sich zu seinen Boten stellen kann, wie er sie legitimieren kann.
Das Zweite, was an dieser Geschichte mir so wichtig ist, ist dies: Der Herr hilft wirklich in alltäglichen Kleinigkeiten. Wir haben einen großen Gott. Wie sagte Dammann? Er sprach, und es rollten die Planeten. Die Freunde Dammans erzählen, dass er die Hand so hielt, als rollten die Planeten jetzt von seiner Hand aus.
Dieser große Gott, der die Sterne lenkt am Himmelszelt, kümmert sich um Kleinigkeiten im Leben seiner Kinder – um die verlorengegangene Axt. Das ist für die Vernunft unfassbar.
Verstehen Sie, was ein Kinderlied sagt: „Kennt auch mich und hat mich lieb.“ Verstehen Sie, mich? Das ist für die Vernunft unfassbar, wenn ich denke, wie klein die Erde im Sonnensystem ist. Dabei ist das Sonnensystem doch nur eins von vielen, unendlich vielen, für uns gar nicht überschaubaren Sonnensystemen.
Dieser kleine Planet, und darauf die Menschen – wie Pünktchen, wie mikroskopische Dinge. Und da soll der Herr sich um die verlorengegangene Axt eines seiner Kinder kümmern? Das kann die Vernunft nicht begreifen.
Aber verstehen Sie, in dem Augenblick, wo ich Jesus kennenlerne und weiß, dass durch ihn Gott mich errettet hat, begreife ich den großen Satz des Römerbriefs: „Wie sollte uns Gott mit ihm, mit Jesus, nicht alles schenken?“
Der Satz ist mir ganz neu und aufwühlend: „Welchen seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ Ewiges Leben, Vergebung meiner Sünden, völligen Frieden, unverlorene Axt – alles.
Und jetzt muss ich noch eine Erfahrung von den letzten Wochen erzählen. Ich habe sie wahrscheinlich schon vielen erzählt. Sehen Sie: Am deutschen Sängerfest hatte ich hier einen Gottesdienst unter sehr schwierigen Umständen.
Die Presse hat ja schändlicherweise, diese völlig katholisch geprägte Presse in Essen, nur dauernd Reklame für den katholischen Gottesdienst gemacht und keinen Pips darüber verloren, dass es auch einen evangelischen Gottesdienst gab.
Dass es keine Riesenpleite wurde, ist also ein Wunder. Nachdem ich diesen Gottesdienst gehalten hatte, fuhr ich los in das Sommerlager. Meine 450 Mann waren schon am Sorpesee. Es war so gegen Mittag, der Festzug war hier losgegangen. Der Ruhrschnellweg nach Dortmund war also verlassen. Alles, was in der Gegend wohnte, war beim Festzug in Essen.
Da passiert es an der Kreuzung, ich glaube, es war in Eickel, dass mein Wagen nicht mehr fuhr. „No, mein Wagen ist ein bisschen alt, ich kann es mir übel nehmen, aber er fuhr nicht.“
Ich schob ihn noch über die Kreuzung, hinter mir hupten ein paar, die auffahren wollten. Ich schob noch bis rechts ran und dann sah ich, da gluckert Benzin raus. Ich drehte den Benzinhahn auf, aber mehr konnte ich auch nicht. Vom Motor verstehe ich so viel wie eine Kuh vom Polka-Tanzen.
Da stand ich also nun. Ich war vor meinem Wagen. Was ist nicht in Ordnung, aber was? Ich gucke mich um, keine Tankstelle weit und breit, und es war Sonntagmittag und Sängerfest in Essen. Ich konnte natürlich auch keinen Menschen kriegen, den ich anrufen konnte. Er schlug ab oder irgendwas. Kaum ein Auto kam aus Essen raus, weil alle beim Festzug waren.
Ich erzähle Ihnen das so, wie ich es erlebt habe. Dann habe ich gedacht: Ich habe jetzt so oft davon geredet, dass der Herr in kleinen Dingen hilft. Ich habe mich also an den Straßenrand gesetzt und gesagt: „Herr Jesus, du siehst, wie dämlich ich hier stehe. Ich muss in das Lager, die Jungs warten auf mich. Ich weiß nicht, wie ich hier wegkommen soll. Du musst jetzt sehen, dass ich wegkomme. Ich kann mir das auch nicht vorstellen, wie das aussehen soll, aber dir fällt sicher etwas ein. Amen.“
Und dann habe ich, wie ich Amen gesagt habe, gesehen, wie ein Mercedes 180 angebraust kam. Er sieht mich, hält an, steigt aus, und sagt: „Ach, das ist der Pastor Busch von Weichlaus.“ Da sage ich: „Gehörst du auch dazu?“ – „Ja“, sagt er. „Fährst du ins Lager?“ – „Ne, ich kann nicht mit, ich werde von der Stadt verschickt.“
Dann kam der Vater raus. Ich sage: „Sind Sie der Vater von dem Jungen?“ – „Ja.“ – „Sagen Sie mir, was sind Sie vom Beruf?“ – „Kranführer.“ – „Ich sage, wenn Sie Kranführer sind, außer einem so alten Mercedesfahrer, dann kommen Sie mal eben her, gucken Sie mal rein.“
Er schaut rein, wie Männer das tun. Dann ruft er seinen Jungen: „Bring doch mal eben den Schraubenschlüssel her.“ „Ja, diesen da?“ – „Nein, den anderen.“ Dann schraubt er ein bisschen und sagt: „Geben Sie Gas.“ Ich gebe Gas – tadellos. Er sagt: „Ich bin eilig.“ Steigt ein, sagt „Auf Wiedersehen“, ich sehe ihn noch winken, er verschwindet, und ich fahre selig los.
Verstehen Sie, man muss das mal so wieder erleben, so primitiv. „Dir wird was einfallen.“ Dann kommt der Erste, der Wagen, der bekommt es in Ordnung. Es ist ein Mann, den ich überhaupt nicht kenne. Verstehen Sie? Unter den Hunderten von Jungen kannte ich diesen kleinen Jungen nicht. Und der kennt mich. Halteverhalten: „Da steht der Pastor Busch.“ Es könnte ja auch ein Pastor sein, der hätte genauso ratlos da gestanden.
Er war ein Kranführer.
Ich möchte Ihnen, verstehen Sie, jetzt nicht ein allgemeines Gottvertrauen predigen. Ich glaube nicht, dass ich ein Vertrauen zu Gott haben kann, wenn ich nicht zuvor durch Jesus Christus mit Gott versöhnt bin.
Also, der aller Welt fehlt dieses Gottvertrauen. Da kann ich nur vorwarnen: Gott ist mein Feind, solange ich durch Jesus nicht mit ihm versöhnt bin, solange ich nicht Buße getan habe, Vergebung meiner Sünden durch Jesu Blut habe.
Aber im Augenblick, wo ich im Schatten des Kreuzes stehe, das Kreuz zwischen mir und Gott, wo das Kreuz mir bestätigt: „Du bist angenommen“, wo ich in seiner Wunde Mahl lesen darf meine Gnadenwahl, da darf ich wissen: Ich bin Kind Gottes geworden. Und nun darf ich dem Vater vertrauen wie ein Kind dem Vater.
Das ist völlig anders als das Gottvertrauen in aller Welt. Die Leute haben so ein Gottvertrauen, da haben sie im Krieg oder in schwierigen Dingen ihren Glauben verloren. Da sage ich: Sie sind ja gar keine Kinder Gottes gewesen. Wir können ja mit ihm gar nicht als Vater reden.
Ich muss erst mal ein Kind geworden sein, ehe ich dem Vater sagen kann, was mich drückt. Ist das deutlich?
„Wie sollte er uns mit ihm, mit Jesus, nicht alles schenken?“
Ach Gott, bewahre uns vor so einem verdünnten Christentum, das nur Enttäuschung bringt.
Also: Erstens legitimiert Gott seine Boten, zweitens hilft er in den kleinen Dingen.
Die Führung Gottes in Not und Anfechtung
Und das Dritte, was mir hier so wichtig ist, ist dies: In dieser kleinen Geschichte spiegelt sich die Führung Gottes im Allgemeinen wider. Ich möchte deutlich machen, was ich meine.
Der Herr konnte ja auch dafür sorgen, dass die Axt gar nicht ins Wasser fiel. Dann bräuchte es kein Wunder, sie wieder herauszuholen. So sagt meine Vernunft. Aber so führt er seine Kinder, dass ihre Axt ins Wasser fällt, dass sie in Not und Anfechtung kommen, damit er sich herrlich erweisen kann.
An dieser kleinen Geschichte mit der Axt wird etwas deutlich, was allgemein gilt für die Führung Gottes mit seinen Kindern: Er führt sie nicht auf Rosenpfaden, sondern lässt sie ins Gedränge und in Not kommen, damit er sie herrlicherweisen kann.
Wenn Sie mal die Geschichte lesen, wie Israel aus Ägypten zieht – Sie kennen doch die Wüste nicht richtig –, da geht es von einer Schwierigkeit in die andere. Da kommt es ans Rote Meer, und die Ägypter kommen hinter ihnen her. Da muss der Herr einen Weg im Meer machen. Dabei hat er sie dorthin geführt. Er hätte sie so führen können, dass sie gar nicht ins Meer kamen. Nicht wahr, es geht doch direkt der Weg nach Kanaan.
Dann haben sie kein Wasser, da gibt er ihnen Wasser aus dem Felsen. Er hätte sie ja an Oasen führen können, aber er lässt sie in den Durst geraten, um seine Herrlichkeit zu offenbaren – dass der geschlagene Fels ein Vorbild Christi ist, der Wasser gibt usw.
Bitte sehen Sie doch: Wenn Sie ein Kind Gottes geworden sind – und ich wünsche Ihnen, dass Sie es werden –, dann fragen Sie sich, ob Sie es wirklich geworden sind. Nehmen Sie es nicht leichtfertig. Aber wenn Sie ein Kind Gottes sind, durch Jesus versöhnt, dann wollen wir uns doch darin üben, dass wir, wenn wir an Schwierigkeiten kommen, lernen zu glauben.
Mitten in der Dunkelheit geschieht dies, damit er seine Herrlichkeit offenbaren kann. Er führt seine Kinder in Dunkelheit, damit er das Licht wird. Das geschieht sogar ganz im Großen.
In der Bibel steht das unheimliche Wort: „Doch der Herr führt in die Hölle.“ In einem Psalm heißt es: „Der Herr führt in die Hölle und wieder heraus.“ Er führt in die Hölle und wieder heraus.
Ich kann Ihnen sagen: Bei solchen Evangelisationen, wie ich sie jetzt hinter mir habe, wo die Leute Räume gemietet hatten, die gegen jede Vernunft waren – gegen jede Vernunft –, in einem Ort mit fünf Einwohnern ein Zelt, so ein Bierzelt, mit mindestens 400 Plätzen zu mieten, das ist gegen alle Vernunft. Und das wird viel zu klein, nicht wahr?
Aber verstehen Sie: Da steht man vorher davor, wie in der Hölle. Man sieht sich allein. Man hat die Angst der Leute. Sie setzen ihre Hoffnung auf den Pastor Wusch, der wird das Zelt schon füllen. Ah, der hat er schon gemacht, nicht wahr? Und man weiß genauso gar nichts.
Da erlebt man solche Anfechtungen wie ich. Der Herr führt in die Hölle. Und wenn ich dann auf dem Podium stehe, darf ich erfahren: Er führt mich nur in die Hölle, damit ich mein ganzes Vertrauen auf ihn setze und er sich herrlich offenbaren kann.
Das gehört zur Führung Gottes in großen und kleinen Dingen.
Dieser Mann wurde nicht in die Hölle geführt mit seiner Axt, verstehen Sie? Aber er kam in Bedrängnis, in Bekümmernis.
Oh, wenn wir alle unsere Schwierigkeiten so ansehen lernen – also Kinder Gottes, nicht ein anderer Mensch! Wer durch Jesus nicht versöhnt ist, für den gelten ganz andere Regeln. Ganz andere Regeln.
Da müssen Sie sich ganz klar machen: „Euch, die ihr meinen Namen fürchtet“, heißt es in der Bibel, „soll aufgehen die Sondergerechtigkeit, euch!“
Aber wenn wir lernen, unsere Schwierigkeiten so anzusehen, dann geht es uns wie einem großen Gottesmann in Württemberg, der mal sagte: „Wenn ich in Schwierigkeit und Dunkelheit gerate, dann freue ich mich schon mit Spannung darauf, wie der Heiland sich da am Ende verherrlichen will.“
Mitten in der Dunkelheit freue ich mich schon mit Spannung darauf, wie der Heiland sich da am Ende verherrlichen will.
Die allegorische Bedeutung der Geschichte und die Rettung versunkener Seelen
Können Sie mir noch ein bisschen zuhören? Sehen Sie, diese Geschichte könnte ich hiermit abschließen. Aber ich kann es nicht. Ich kann es nicht, weil ich glaube, dass die Geschichte mit dem, was ich jetzt gesagt habe, im Grunde noch nicht ganz verstanden ist.
Ich bin überzeugt, dass diese alttestamentlichen Geschichten immer einen tieferen Sinn enthalten. Die Theologen nennen das eine allegorische Auslegung. Das darf man nicht! Darf ich den anwesenden Theologen sagen, wo eigentlich geschrieben steht, dass man nicht allegorisch auslegen darf? In welchem Gesetzbuch? Gesetze, die Theologiepreise betreffen, kenne ich nicht. Da müsste schon die Polizei dahinterstehen.
Ich möchte Ihnen jetzt also eine allegorische Auslegung geben. Ich glaube, dass der Geist Gottes es so gemeint hat: Hier versinkt etwas, das wertvoll war, für den Mann unendlich wertvoll.
Liebe Freunde, ich möchte jetzt fortfahren. Ich habe im Geist neben dem Mann gestanden, wie er seinem Sinken in Eisen nachsah. Wie oft habe ich im Geist neben ihm gestanden und sah auch wertvolles Versinken. Viel Wertvolleres als eine Axt, nämlich Menschenseelen.
Ich stehe auch am Jordan dieser Zeit so als Pfarrer und sehe Menschenseelen versinken. Wie viele habe ich gesehen, die vielleicht vor zwanzig Jahren für den Herrn Jesus glühten, und da ist nichts von übrig geblieben. Ausgebrannt. Sie konnten beten, aber es ist nichts mehr da. Alles versunken, untergegangen im Gewohnheitschristentum.
Ich sehe alte Leute, die versinken in Verzweiflung über die Sinnlosigkeit ihres Lebens. Denken Sie mal: Es hat mich so erschüttert, diese Filmschauspielerin – wie heißt sie? – diese, nicht mehr, vergiftet sich. Warum? Das Leben ist sinnlos. Sie kann sich alles leisten, nicht? Das ist der Grauen voll. Ist das nicht einfach ein Mahnmal für unsere Zeit? Ein Mädchen, das sich alles leisten kann, die die Welt kennt, vergiftet sich, weil alles leer und zerbrochen ist.
Die versinkende Seele! Ja, da habe ich so gepackt Ernest Hemingway, den größten Schriftsteller unserer Zeit. Er schießt sich, wie man hört, weil er Krebs hat. Aber um mich herum habe ich so viele Menschen in Verzweiflung versinken sehen und in Sünde versinken sehen.
Was meinen Sie, was man als Jugendpfarrer dort steht und sieht? Junge Kerle, um die man gerungen hat, wie sie versinken, und man wundert sich nicht mehr, denn wir spüren ja alle den Sog von unten.
Liebe Freunde, es gibt kein Kind Gottes, das nicht spürt, wie ein Sog aus der Tiefe an uns reißt. Es versinkt viel mehr als Eisen – es versinken Menschenseelen in der Hölle. Und da möchte ich auch rufen wie der Mann: "Oh Herr!"
Warum ist das so erzählt? Ich bin überzeugt, dass der Heilige Geist hier uns einen Hinweis geben will. Elisa nimmt einen Holzstamm und stößt ihn ins Wasser, und da werden Naturgesetze aufgehoben. Das Eisen kommt nach oben.
Gott hat in den Fluss dieser Zeit einen Holzstamm hineingerammt, nämlich das Kreuz Jesu Christi. Wenn Sie sagen, das ist aber gesucht, dann sage ich: Jesus hat befohlen, suchet im Alten Testament. Diese Schrift zeugt von mir. Und die ersten Christen lasen das Alte Testament so, dass sie Jesus lasen. Ich bin überzeugt, sie lasen es so.
Es geht nicht bloß um ein Eisen, das wieder hochkommt, sondern Gott hat auch einen Baumstamm in den Strom der Zeit hineingestellt. Da kommt Versunkenes hoch – versunkene Menschenseelen kommen hoch, gegen Naturgesetze.
Der Erste, gleich als Jesus starb, er war noch nicht tot, da war ein Schächer am Kreuz. Ich glaube, der Mann ist ganz folgerichtig versunken: wahrscheinlich miserables Elternhaus, üble Erbanlagen, schlechte Gesellschaft, leichtsinnig, nie überlegt, mitgeschleppt. Verstehen Sie, das war alles folgerichtig, das war Naturgesetz, denn er musste versacken und endlich als Verbrecher am Kreuz enden.
Und dann ist es eben das Kreuz Jesu, und plötzlich wacht er auf und sagt: "Wir haben es verdient, oh Gott, jetzt habe ich Angst vor Gott. Wer kann mich retten? Herr Jesu, gedenk an mich, wenn du in dein Reich kommst." Und Jesus sagt: "Du wirst in mir ein Paradies sein."
Verstehen Sie? Eine versunkene Menschenseele wird so tief herausgeholt, erhoben zum Himmel, der Erste, den der Sohn Gottes mit hineinbringt in die ewige Welt.
Und dann steht ein Hauptmann am Kreuz. Ach, es war alles folgerichtig, dass er versank, nicht? In Stumpfsinn, dass er sich gar nicht mehr dabei denkt, wenn drei Menschen gekreuzigt werden, er muss sein Herz doch im Leibe umdrehen, nicht? Aber der war das Töten gewöhnt.
Was war in dem Menschenleben für einen römischen Centurio? Das war alles folgerichtig, wie er abgesagt war: das Kasernenleben, Saufen, Weiber und Grausamkeit.
Und dann ist Jesu Kreuz da, und dann geschieht es, dass der Mann in die ganze Menschenmenge hinein zum Trotz bekennt: "Der ist Gottes Sohn." Seine ganze Karriere setzt er aufs Spiel, weil er sich für den Verbrecher bekennt.
Verstehen Sie, ein Menschensehender glaubt, wird Kind Gottes.
Und nun könnte ich weitermachen: Nikodemus, ein gelehrter Mann, aber versunken in Menschenfurcht. Er kommt in der Nacht zu Jesus aus Furcht vor den Menschen. Er möchte ja an die Wahrheit, aber schließlich kann man sich doch nicht losreißen von der öffentlichen Meinung. Und er ist auch wissenschaftlich gebildet, verstehen Sie.
Und dann kommt die Stunde, wo Jesus gestorben ist. Da geht er offen hin und sagt: "Ich bitte um den Leichnam Jesu" und begräbt diesen Heiland.
Jetzt können Sie die ganzen biblischen Geschichten erzählen. Verstehen Sie, wie Jesus versunkene Menschenseelen hochholt, aus dem Strom der Zeit heraus, aus dem Strom der Vergänglichkeit, aus dem Strom der Sünde, aus der Hölle herausholt – mich auch.
Ich war, ich kenne doch mein Herz, die Anlagen würden so sein, die Naturanlagen, dass man ein leichtsinniges Huhn verkommt, nicht? Wie kommt es, dass das Kreuz Jesu, im Strom der Zeit hineingestellt, auf einmal einen aufhebt, dass man Kind Gottes wird?
Ich glaube, dass das der geheime Hintergrund dieser Geschichte ist. Und das tut er also heute noch.
Ich habe mir einen Haufen Beispiele hier aufgeschrieben, aber meine Zeit ist abgelaufen. Darum möchte ich lieber sagen: Ich möchte, Sie wären selbst ein lebendiges Beispiel dafür, dass das Kreuz Jesu versinkende Menschenseelen hochhebt, heraushebt aus dem Strom der Vergänglichkeit und zu Gotteskindern macht.
So, jetzt bin ich eigentlich fertig, aber ich muss noch eine Randbemerkung machen.
Die Bedeutung des geliehenen Eisens und die Liebe Gottes in Verlust und Bewahrung
Sehen Sie, also jetzt noch einmal von Anfang an: Sie sind schon am Einschlafen, aber hören Sie mir bitte noch zu, ja? Nun zu etwas ganz anderem.
Als dem Mann das Eis ins Wasser fiel, rief er: „Oh weh, dazu ist entlehnt!“ Im Hebräischen heißt es wörtlich „Es ist erbeten“. Wenn man Luther übersetzt, steht dort „es ist geliehen“. So kann man es wahrscheinlich auch verstehen.
Es gibt jedoch Ausleger, die sagen, das sei ein großes Missverständnis. Sie meinen, es heißt „es ist erbeten, diese Axt“. Vielleicht hat ein armer Bursche gesagt, er möchte keine Axt, sondern hat um Mitarbeiter gebeten. Ein Herr hat ihm dann vielleicht etwas in der Lotterie gewinnen lassen oder Ähnliches, und so hat er die Axt als Gebetserhörung bekommen. Das kann sein, wir wissen es nicht genau. Es bleibt offen, ob die Axt vom Herrn oder von einem Menschen erbeten wurde.
Ich möchte noch sagen: Wenn es so ist, dass es heißt, diese Axt sei erbeten, dann muss sie dem Mann ja ganz besonders lieb gewesen sein, nicht wahr? Sie wäre dann ein Denkmal der Gebetserhörung gewesen, wenn er sie verloren und wie durch ein Wunder wiederbekommen hat.
Dazu sagt mein lieber Gottfried Daniel Krummacher, der Erweckungsprediger des Bupatals: Es ist Gottes Recht, dass er uns offen liebgewonnene Gegenstände und Menschen wegnimmt. Er nimmt uns das, was uns besonders ans Herz gewachsen ist, um sich dadurch besonders an unseren Herzen zu erweisen. So möchte er in irgendeiner Weise unsere Ehrlichkeit prüfen und zeigen.
