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Heuchelei mit Folgen

Zwischen Schein und Sein, Apostelgeschichte 5,1-11

Einleitung

Die erste Gemeinde in Jerusalem ist in mancher Hinsicht eine vorbildliche Gemeinde, die für uns heute immer noch Modellcharakter hat. Mit recht staunen wir über das rege Gemeindeleben. Täglich traf man sich und es heisst bereits nach der ersten grossen Bekehrungswelle: Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. / Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte. Apg.2,44-45. Und später wird uns berichtet (Apg.4,32-46), wie die Gläubigen ein Herz und eine Seele waren, nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Niemand musste Mangel leiden, denn die Gläubigen schraken nicht dafür zurück Häuser und Land zu verkaufen, um dem Mangel anderer abzuhelfen. Als Beispiel für solches Handeln wird uns von Barnabas, einem Levit, dem Begleiter und Unterstützer von Paulus berichtet, wie er einen Acker verkaufte und den Erlös den Aposteln zu Füssen legte. Neben Barnabas, der für solches Tun namentlich erwähnt wird, finden wir noch zwei Personen, die namentlich für solchen Tun erwähnt werden. Es handelt sich um Hananias und Saphira, einem Ehepaar. Ein Ehepaar, das leider eine unrühmliches Beispiel darstellt. Ihre Geschichte, ist eine Geschichte, die uns selbst sehr bewegen muss, wenn wir uns vor Augen halten, was hier geschah. Wir lesen einmal diesen Abschnitt. Text lesen: Apg. 5,1-11

I. Der Schein trügt

Ja, Hananias und Saphira, sie wollten in der Gemeinde wirklich mittragen. Sie waren bereit ihr Land zu verkaufen. Einzig vereinbarten sie, sie würden einen Teil selber behalten. Wie gross der Anteil von dem war, was sie zurückbehielten erfahren wir nicht. Jedenfalls bringen sie bestimmt einen ansehnlichen Teil zum Apostel Petrus. Wären wir dabei gewesen, als Hananias das Geld vorbeibrachte, wir hätten innerlich gestaunt über diese Selbstlosigkeit und das Vertrauen, das dieser Mann zu Jesus hat. Er verkauft das Land und ist bereit den ganzen Erlös für die Gemeinde einzusetzen. Er schreibt Petrus nicht vor, für welchen Projekt das Geld eingesetzt werden muss.

Unter der Leitung des Heiligen Geistes durchschaut Petrus das Ansinnen des Hananias. Nicht wie das Hananias erwartet, dass ihm Bewunderung entgegengebracht würde, nein – Petrus stellt ihn zur Rede: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 3. Man kann sich so richtig vorstellen, wie bleich Hananias wurde. Und Petrus sagt ihm: Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? 4. Hananias wurde also von niemandem gezwungen seinen Acker zu verkaufen. Jeder konnte seinen Besitz behalten. Was die Gemeinde damals lebte, lebte sie aus Freiwilligkeit. Selbst wenn Hananias den Acker verkauft hätte und er mit dem Geld eine grosse Schiffahrt unternommen hätte, hätte niemand etwas dagegen einzuwenden gehabt. Ja – Warum nur hat er sich so etwas im Herzen vorgenommen?

Hier haben wir ein Opfer, des Widersachers Gottes. Petrus meint, Satan hat sein Herz erfüllt. Er hat einen aus den Reihen der Gemeinde, einen Gläubigen dazu bringen können, einer Lüge entsprechend zu handeln. Hier sehen wir ganz eindrücklich, was Petrus später sagt:  1Petr 5,8 Seid nüchtern und wachet! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne; Mit Hananias und Saphira fand er ein Opfer, das er verschlingen konnte.

Anwendung

Wenn wir ehrlich sind, so müssen wir sagen, dass das, was Hananias und Saphira machten, gar nicht so weit weg von uns ist. Sie begingen keinen Mord. Sie haben niemanden bestohlen usw. Sie behielten lediglich etwas zurück, was ihnen gehört und verschwiegen das. Niemand und nichts kamen zu Schaden. Das ist aber nur die Perspektive von uns Menschen. Durch ihr Verhalten beleidigten sie Gott selbst. Offiziell schien es, als wollten sie Gott ehren. Doch ihr Verhalten zeigt, dass sie in Wirklichkeit die eigene Ehre suchen.

Sie wollten mehr scheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Das nennt man schlicht und einfach: Heuchelei und Heuchelei ist nicht anderes als Lüge. Man täuscht etwas vor, was nicht der Wirklichkeit entspricht. Wenn wir ganz ehrlich mit uns selbst sind: Könnten Sie sagen, sie hätten noch in ihrem Leben so etwas getan? Haben Sie auch schon vor dem Essen gebetet, einzig und allein darum, weil sie sonst von den anderen Christen komisch beurteilt würden? Haben Sie auch schon gebetet, um den anderen zu zeigen, wie schön und gut sie beten können und so wirklich besondere Beachtung verdienen. – Aber ihr Herz war nicht dabei. Übernahmen sie auch schon Aufgaben, und es war ihnen wichtiger, dass Sie möglichst viel Anerkennung von Christen erhalten, als dass sie damit zufrieden waren, Gott gedient zu haben? Jesus sagt:  Mt 6,1-4 Habet acht, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Leuten übet, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her posaunen lassen, wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gepriesen zu werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut,
damit dein Almosen im Verborgenen sei. Und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten öffentlich. Solche Versuchungen begegnen uns ständig im Leben als Christen, damit versuchen wir Gott oder man kann es auch anderes sagen: Wir provozieren Gott.

II. Was glänzt verblasst

Wenn wir uns vor Augen führen, wie leicht wir selber in die Heuchelei geraten, schockiert uns natürlich, was nun geschieht. Hananias fällt Tod zu Boden und kurze Zeit später geht es seiner Frau ebenso. Sie selber hält an der Lüge fest. Petrus spricht hier kein Todesurteil. Niemand ist am Tod dieser beiden Menschen beteiligt. Es handelt sich hier um ein direktes Eingreifen Gottes. Wir wünschten mehr Milde. Es will nicht in unsere Vorstellung von der Liebe Gottes passen. Wie kann er so massiv eingreifen? Mancher mag im Stillen froh sein, dass wir heute solche Ereignisse scheinbar nicht mehr kennen. Gott zeigte hier an einem Beispiel, wie schwer Sünde bei ihm wiegt. Vor allem die Sünde der Heuchelei und Lüge. So warnte Jesus seine Jünger eindringlich:  Lk 12,1 Als sich inzwischen das Volk zu Zehntausenden gesammelt hatte, so daß sie einander traten, fing er an, zu seinen Jüngern zu sagen: Zuerst hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt, vor der Heuchelei! Ja, Heuchelei ist in den Augen Gottes ein absoluter Greuel.

An Hananias und Saphira sehen wir, wie schlimm diese Sünde in den Augen Gottes ist. Wir neigen dazu Sünde zu verharmlosen. Daran kranken wir in der Christenheit. Darum kommen wir mit unserem Abschnitt oft nicht zurecht. Wenn Gott uns bisher soviel milder behandelt hat, können wir darüber nur dankend staunen, aber nicht das strenge Gericht schelten, das auch wir wohl verdient hätten! Es geht auch nicht an, angesichts der "Härte" des Petrus auf die "Milde" Jesu zu verweisen. Auch Jesus hat dieser Sünde nicht sein Erbarmen erwiesen, sondern sein "Wehe!" entgegengerufen. (1) Gott nimmt Sünde oft ernster als wir meinen, so steht auch die beiden nicht einzig da, denn Paulus sagt den Korintern:  1Kor 11,28-32 Es prüfe aber ein Mensch sich selbst, und also esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch;
denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet.
Deshalb sind unter euch viele Schwache und Kranke, und eine beträchtliche Zahl sind entschlafen;
denn wenn wir uns selbst richteten, würden wir nicht gerichtet werden;
werden wir aber vom Herrn gerichtet, so geschieht es zu unserer Züchtigung, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden.

Evangelisation

Gott ist heilig und Gerecht. Das vergessen wir gerne. Und viele Menschen bilden sich ein, Gott würde dann am Schluss noch gnädig sein und mit unserem falschen Verhalten erbarmen haben. Im Predigerbuch steht:  Pred 8,11 Weil der Richterspruch nicht eilends vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder voll, Böses zu tun. Gott wird aber sein Urteil sprechen, ob uns das gefällt oder nicht. Das jüngste Gericht wird kommen, zu dem alle Menschen erscheinen, die nicht an Jesus glauben. Das Gott nicht sofort richtet, hängt mit seiner Liebe zu uns Menschen zusammen, so sagt Paulus:  Röm 2,4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut, ohne zu erkennen, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet? Die Zeit sollte jeder Mensch verwenden, um zu Jesus zu kommen, denn:  Joh 3,16 Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.

III. Tips zur Bekämpfung der Heuchelei

Sei ehrlich mit dir selber

Sei Dir bewusst, dass Dich Gott sowieso durch und durch kennt:  Hebr 4,13 und keine Kreatur ist vor ihm unsichtbar, es ist aber alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, welchem wir Rechenschaft zu geben haben. Er liebt Dich trotz Deinen Schwächen. So sei ehrlich mit Dir selber. Mache Dir nichts vor, manchmal ist es schmerzhaft sich selbst zu erkennen, aber es ist heilsam, wenn wir wissen, dass uns Gott trotzdem liebt. Ich muss nicht perfekt sein. Aber ich soll ehrlich mit mir selber sein.

So fordert auch Paulus auf und sagt: Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich's gebührt zu halten, sondern dass er massvoll von sich halte, ein jeder, wie Gott das Mass des Glaubens ausgeteilt hat. Rö.12,3. Wenn ich Probleme mit Eifersucht, Neid, Sexualität usw. habe, dann sollte ich damit ehrlich sein. Nicht beschönigend darüber denken, oder die Schuld auf andere lenken. Sobald ich mit mir ehrlich bin und Gott gegenüber offen, so werde ich automatisch Demütig und Dankbar für die Gnade, die mir in Jesus Christus geschenkt ist.

Rede die Wahrheit

Ein weiterer wichtiger Schritt ist, dass wir die Wahrheit sprechen. Es geht aber nicht in erster Linie darum, dass ich dem anderen sage, was ich für wahr halte. Vielmehr geht es darum, dass ich selber wahr bin. Paulus sagt: Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Eph.4,25. Das heisst ich tue nicht so, als hätte ich keine Probleme mit meinem Gebetsleben, obwohl ich damit grosse Schwierigkeiten habe. Ich bin ehrlich mit meinen Empfindungen und Gefühlen, ohne damit zu sagen, sie seien richtig. Sei bereit Wahrheit auszuhalten.

Suche, was gering scheint

Oft verschaffen wir uns Ansehen, durch Menschen mit denen wir verkehren. Viele Mühen sich darum, mit Menschen die gesellschaftlich hochgestellt sind zu verkehren. Das ist ja schön und gut, doch müssen wir uns überlegen, ob wir das tun, weil wir sie lieben und mit ihnen ganz normalen Umgang pflegen, oder ob wir das tun, weil ich mir dann wichtiger vorkommen. Wer viel mit sogenannten bedeutenden Menschen zu tun, der halte sich bewusst zu Menschen, die in den Augen der Welt wenig und gar keine Bedeutung haben. Wenn Du selber zu diesen Menschen gehörst, die eine höhere Stellung haben. Bilde dir darüber nichts ein. Sei dankbar und bleibe ganz normal. Denn wichtig für Dein Leben ist, wie Gott Dich sieht.

Schluss

Was hier mit Hananias und Saphira geschah, löste eine grosse Furcht vor Gott aus. Die Menschen erkannten die Heiligkeit Gottes und dass man Gott nicht einfach provozieren kann. Er lässt sich nicht spotten. Wenn diese Erzählung das in uns auslöst, dann ist das richtig, denn genau das möchte sie bei uns erreichen. Sie möchte nicht, dass wir nach Hause gehen und uns sagen, es ist schon gut, wenn ich es mit der Echtheit meines Lebens nicht so ernst nehme. Sie möchte uns ermutigen wirklich ist zu sein und echt zu werden. Wir sind nicht ohne Hilfe, denn es heisst:  Hebr 2,18 denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, kann er denen helfen, die versucht werden. Amen

_ (1) Wuppertaler Studienbibel: Anm. S. 111-112.