Persönliche Begegnungen mit Leid und Glauben
Es hat mich gefreut, dass ihr das gerade im Chor gesungen habt.
Ich befinde mich oft in einer schwierigen Lage, wenn Menschen mir von ihren schweren Erfahrungen erzählen. Dann bin ich ratlos und frage mich: Was soll ich sagen? Ihr habt doch auch keine Antwort.
Neulich hat mir ein großer Mann aus der Musikszene in Berlin über das Internet geschrieben. Ich kannte ihn nicht, aber wir kamen irgendwie in Kontakt. Er erzählte mir aus seinem Leben: Er hatte einen steilen Aufstieg, doch dann brach alles zusammen. Sein Leben war zerstört – Rauschgift, Ehe zerbrochen, beruflich alles kaputt.
Er berichtete, dass er betrunken mit 140 km/h auf der Autobahn unter einen Lastwagen gerast ist. Als die Polizei kam, sagten sie, da lebt keiner mehr. Doch er wurde unverletzt herausgezogen.
Dann erzählte er, dass er zum ersten Mal begriffen hat, was ihm im Kindergottesdienst mit neun Jahren von einer lieben Frau erzählt wurde – ein Jesuswort. Dieses Wort hat sein Leben plötzlich gewendet.
Er sagte, bei seiner Sekretärin in seinem Berliner Büro liegt die Bibel, und auch bei ihm liegt die Bibel. Dieses Buch ist das Wichtigste in seinem Leben geworden.
Deshalb verstehen Sie, dass wir heute Abend zu diesem schwierigen Thema hören wollen, was die Bibel dazu sagt.
Die Geschichte von Paulus und Silas in Philippi
Wir lesen aus Apostelgeschichte 16. Ich lese nicht den ganzen Abschnitt, den können Sie zuhause noch einmal nachlesen.
Es geht um den großen Tumult, den der Apostel Paulus in der Weltstadt Ephesus verursacht hat. Manche von Ihnen sind vielleicht schon in Ephesus gewesen, vielleicht sogar mit Stutiosius gereist – ganz egal. Ephesus war eine riesige Stadt, und dort war Paulus, um das Evangelium zu predigen.
Doch wir sind eigentlich in Philippi, dem ersten Ort in Europa, den Paulus nach seiner Ankunft aus Asien besuchte. In Philippi gab es einen großen Auflauf und ein Ärgernis. Eine Frau, die mit okkulten Mächten im Bunde stand, war durch die Verkündigung von Jesus frei geworden.
Und dann heißt es im Vers 22, und da fangen wir an:
„Und das Volk wandte sich gegen Paulus und Silas. Die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen, was eine große Entwürdigung war, und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen. Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warfen sie sie ins Gefängnis und befahlen dem Aufseher, sie streng zu bewachen. Als er diesen Befehl erhielt, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block.“
Es war eine schlimme Situation, denn Paulus’ Rücken war blutig geschlagen, und nun waren seine Hände und Füße in den schweren Eisen angekettet.
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Die anderen Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Alle Türen öffneten sich, und von allen fielen die Fesseln ab.
Als der Aufseher aus dem Schlaf aufschreckte und sah, dass die Türen des Gefängnisses offenstanden, zog er sein Schwert und wollte sich selbst töten, weil er dachte, die Gefangenen seien entkommen.
Paulus aber rief laut: „Tu dir nichts an, denn wir sind alle hier!“
Daraufhin forderte der Aufseher Licht an, stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Er führte sie heraus und fragte: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“
Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus! Jesus ist der Herr der Welt. So wirst du und dein Haus selig.“
Selig ist die höchste Form von glücklich.
Dann sagten sie ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Haus waren. Er nahm sie noch in derselben Stunde der Nacht zu sich, wusch ihnen die Striemen und ließ sich und alle seine Angehörigen sofort taufen. Er führte sie in sein Haus, deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Haus, dass sie zum Glauben an Gott gekommen waren.
Gedanken über Leid und Glauben im Alltag
Ich hatte heute einen wunderschönen Tag mit meiner Frau. Wir sind durch Paderborn gezogen, um diese wunderbare Stadt zu erkunden. Natürlich wussten wir nicht, welch ein Juwel diese Stadt ist – mit ihren herrlichen Bauwerken, der Geschichte und den Menschen auf den Straßen. Es war ein wunderbarer Tag.
Aber zwischendurch habe ich immer wieder darüber nachgedacht, was wohl die Menschen bewegt, die dort durch die Straßen laufen. Was für schweres Leid unter den Dächern von Paderborn getragen wird und was diese Menschen belastet. Oft kann man das kaum ertragen, wenn Einzelne anfangen zu erzählen – von ihren Krankheiten, von Enttäuschungen, von dem, was sie durchgemacht haben. Wie ihnen Unrecht im Leben widerfahren ist, wie sie durch einen Unglücksfall schwer verletzt wurden und seitdem mit großen Behinderungen leben.
Im Leben geschehen so große Enttäuschungen. Wenn Menschen anfangen, uns davon zu erzählen, denkt man immer wieder: Gibt es denn so etwas? Was müssen einzelne Menschen für schwere Lasten tragen? Ich habe es immer gerne gehabt, wenn Leute mir erzählt haben, was sie erlebt haben. Oft war ich ganz erdrückt von der schweren Last, wenn man mitfühlt und all das hört.
Aber dann kam interessanterweise immer wieder ein Satz. Den kennen Sie alle, er kam überall: „Wissen Sie, ich kann seitdem nicht mehr glauben.“ Das sagen viele. Ich verstehe, dass man sagt: „Wo ist denn Gott? Warum ist das alles geschehen?“ Aber wenn jemand sagt: „Ich kann nicht mehr glauben“, dann ist ja die letzte Hoffnung weg, das letzte Licht.
Ihr habt im Chor davon gesungen, von dem Licht, das in der Dunkelheit leuchtet. Dass Jesus uns noch einen Blick gibt, der gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Dass es noch Hoffnung gibt im größten Elend. Dass auch in der dunkelsten Nacht noch ein Lichtschein leuchtet.
Ich verstehe gut, dass jemand sagt: „Ich kann nicht mehr glauben.“ Aber was hast du denn geglaubt? Ist der Glaube nur etwas für Sonntagskinder? Ist der Glaube nur etwas für Leute, die nie krank werden und in jugendlicher Kraft hundert Jahre alt werden? Ist das Glauben?
Nimm mal deine Bibel in die Hand, und dann fällt dir auf, dass die Bibel sich mit den großen, schweren Dingen dieser Welt beschäftigt. Es fängt ja gleich an, dass einer seinen Bruder totschlägt – furchtbar! Und dann kommen all die schrecklichen Geschichten: In einer Familie, einer frommen Familie, waren zwölf junge Männer Brüder. Sie verkauften einen ihrer Brüder als Sklaven.
Und damit nicht genug: Wenn man auf dem Sklavenmarkt verkauft wird, kommt man in ein Haus, wo einem übel mitgespielt wird – von einer Frau. Dann wandert man ins Gefängnis, und auch dort ist es schlimm.
Aber es ist immer interessant, auch die Gestalt des Hiob. Das Schlimmste bei Hiob war noch, dass er eine Frau hatte, die sagte: „So, da hast du es jetzt mit deinem Glauben. Wo ist denn jetzt dein Gott?“ Sie hat noch gehöhnt und gespottet.
Das Entscheidende war bei Joseph, da heißt es plötzlich: „Und Gott war mit ihm.“ Wie ist das?
Ich darf Ihnen sagen: Wenn Sie in schwerem Leid sind – und ich weiß, dass viele von Ihnen schwere Lasten zu tragen haben – wenn Sie die Verbindung mit dem lebendigen Gott verloren haben, ist das ganz, ganz furchtbar. Das kann man gar nicht in Worte fassen. Ich verstehe gut, dass man fragt: „Wie geht denn das?“
Begegnung mit dunklen Mächten und die Kraft des Evangeliums
Deshalb gehen wir der Reihe nach diese Geschichte durch, die aus dem Neuen Testament stammt. Sie handelt von den Aposteln Paulus und Silas, die auf dem Weg nach Europa unterwegs waren. Sie kamen in die Weltstadt Ephesus. Dort sahen sie die Menschen und begegneten einer Frau, von der offensichtlich war, dass sie ein Medium für dunkle Geister war.
Diese Frau war zum Wahrsagen benutzt worden. Ihr Leben war von diesen dunklen Mächten gepackt. Liebe Freunde, ihr stellt euch das immer so vor in unserer aufgeklärten Welt: Was sind denn diese dunklen Geister? Ich war viel in der Welt unterwegs. Es hat mich immer erschüttert, wie einmal jemand in Papua-Neuguinea zu mir sagte: „Bist ihr dort in unserem Tambaram-Kult? Wir haben nie etwas aus freiem Willen getan. Wir waren nur unter der Macht der Schwarzen Magie.“
Dann erzählte er, wie furchtbar das war, diese Angst. Die Schwarze Magie ist hinter uns her, wir sind vom Teufel verfolgt. Nicht einmal Heirat hat jemand aus freier Lust und Liebe getan, sondern nur, um dieser Macht der Schwarzen Magie zu entgehen.
Es ging uns ganz ähnlich, als wir in Südamerika mit Indianern gesprochen haben. Sie erzählten uns, dass es vor der Bekanntschaft mit dem Evangelium ganz furchtbar war. Sie hatten für Gott nur schreckliche, unheimliche und schlimme Namen. Alles Böse kam von Gott. Sie sahen kein Licht mehr in der Finsternis, bis die Boten des Evangeliums kamen.
Deshalb waren Paulus und Silas so bereit, als diese Frau ihnen nachrief. Es machte Paulus einfach Not. Er rief ihr nach: „Das sind Boten Gottes, das sind Boten Gottes!“ sagte er. „Diese bösen Geister fahren aus von dir.“
Doch die Leute, die diese Frau benutzt hatten, um mit ihrem Wahrsagegeist Geld zu verdienen, waren außer sich. Sie starteten eine große Kampagne gegen Paulus und Silas. Sie schrieben: „Die bringen uns eine Weise, die uns nicht ziemt, die wir nicht haben wollen. Deshalb muss man diese Leute bekämpfen.“
Sie machten einen Aufruhr. Dann begannen sie, Paulus und Silas die Kleider vom Leib zu reißen und sie zu schlagen. Wer einmal in die Hände brutaler Menschen gefallen ist, weiß, wie furchtbar das im Leben ist, wenn diese bösen Leute einfach loslegen. Wenn diese Mächte sich entfalten können, schlagen sie mit ganzer Kraft zu.
Ohne ein Gerichtsverfahren wurde Paulus nun geprügelt. Sein Rücken war wundgeschlagen. Es war eine Tortur, diese Folter, der er unterzogen wurde. Selbst als man ihn dann ins Gefängnis brachte, war es noch nicht vorbei. Der Gefängnisdirektor war ein ganz sturer Mann.
Als er den Befehl erhielt, auf sie aufzupassen, dachte er: „Jetzt will ich es ganz richtig machen.“ Er war ein richtiger Haudegen, ein Befehlsempfänger. Er wollte besonders hart sein und schloss sie in die innerste Zelle ein.
Das war besonders schlimm, weil dort Feuchtigkeit herrschte, Ungeziefer und Ratten lebten. Dort wurde man krank. In dieser Zelle saßen sie. Das sind ja Augenblicke in unserem Leben, da kann man mitfühlen, wenn alles zusammenbricht.
Diese Geschichte ist ein eindrückliches Beispiel für die Herausforderungen, denen Paulus und Silas begegneten, und zeigt, wie sie trotz großer Not und Verfolgung fest im Glauben blieben.
Die Herausforderung des Glaubens in schweren Zeiten
Wisst ihr, dass auch glaubende Christen sehr schwer getroffen werden können durch die schweren Erlebnisse, die sie durchmachen müssen? Zum Beispiel, wenn plötzlich Kinder sterben, wenn man Misserfolg hat, wenn in der Firma die Insolvenz droht oder wenn man unschuldig bösen Gerüchten ausgesetzt ist und sich nicht wehren kann.
Dann merkt man plötzlich: Mein Glaube ist ganz, ganz schwach. Ich kann das nicht einfach wegstecken und sagen: Komm, das geht doch an mir vorüber. Plötzlich steht man da und ist ganz allein, so wie Paulus und Silas, die in dieser schrecklichen Zelle sitzen. Dann kommen die Gedanken hoch, wie brutal Menschen sein können. Kein Tier kann so furchtbar mit einem umgehen wie Menschen. Menschen sind wie Bestien und zu allem fähig.
Und wisst ihr, was dann kommt? Dann kommen die Hassgedanken, dann die Bitterkeit. Und ganz schlimm wird es, wenn das Selbstmitleid einsetzt. Selbstmitleid ist etwas ganz Schäbiges, wo man sagt: Ach, warum geht es den anderen so gut und warum mir?
Es gibt Stunden, in denen man durch eine Finsternis hindurchgeht, die unheimlich ist und die man kaum tragen kann. Gerade in diesen Stunden, wenn uns Schweres auferlegt ist, passiert es oft, dass die Anfechtung kommt.
Kennt ihr, was Anfechtung ist? Es ist die Zeit, in der der Glaube unter einem Sperrfeuer steht. Man fragt sich: Wo ist denn jetzt Gottes Liebe? Wo ist sie überhaupt in meinem Leben? Wie kann ich das noch durchstehen? Wie soll das sein? Wir wollten doch Gott dienen. So sind wir doch ausgezogen als seine Missionare, um die herrliche Friedensbotschaft nach Europa zu tragen. Und jetzt widerfährt uns so etwas. Sind das Zufälle? Wie ist das überhaupt möglich?
In solchen Stunden verstehe ich alles, und es ist gut, dass die Bibel dich versteht mit den schweren Lasten, die du in deinem Leben tragen musst. Diese Lasten gehen oft weit über das hinaus, was ein Mensch tragen kann.
Da sind Augenblicke, in denen der Hass wächst. Man sagt dann auch: Ich will nichts mehr wissen. Man fragt sich: Wo ist denn Gott? Man geht im Glauben durch Krisen und hat Angst. Hält das meine Nerven noch aus? Wie soll das überhaupt gehen?
Und wenn sie morgen wiederkommen mit der Folter, soll ich dann nicht gleich aufgeben? Hat das alles überhaupt einen Sinn?
Zeugnisse von Glauben in schwerer Zeit
Da gibt es einen tollen Film, den man auch im Internet sehen kann: Jesus in China. Dort erzählen all die Leute, die in China auf dem Höhepunkt des Mao-Kults in der schrecklichen Haft waren – 23 Jahre im Straflager, das brutal war.
Einer dieser treuen Glaubenszeugen berichtet, wie er sagte: „Ich mache Schluss.“ Er versuchte oben, die Birne an der Lampe herauszuschrauben, um sich selbst das Leben zu nehmen. Später sagte er, er habe sich so geschämt, dass sein Gottvertrauen gar nicht tiefer gewesen sei.
Einer dieser großen Glaubenszeugen, der 23 Jahre im Straflager verbrachte, sagte, es kam die Stunde, in der er sagte: „Jetzt mach Schluss.“ Es gibt auch Anfechtungen, bei denen man sich fragt: Hätte ich mehr beten sollen? Es gibt ja so einfache Rezepte. Habe ich etwas falsch gemacht? Was ist denn los?
Wisst ihr, der Gefängnisdirektor – ich kann mir vorstellen, dass er ein ganz lieber Familienvater und ein netter Ehemann war. Aber in der Stunde, als Paulus und Silas in seine Hände gefallen sind, war er eine Furie und ein Teufel in Person. Das ist so schrecklich, wenn man plötzlich Menschen ausgeliefert ist.
In der Bibel kommt mehrfach der Satz vor: Das Allerschlimmste ist, in die Hände der Menschen zu fallen, weil es nichts Schlimmeres gibt, als in den Händen der Menschen zu sein. Diese Erfahrung hat schon David gemacht. Die Menschen können einem am allerschlimmsten zusetzen.
Was ist dann um Mitternacht passiert? Um Mitternacht fangen die beiden plötzlich an zu singen. Sie singen herrliche Psalmen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Wer auf ihn sieht, der wird erquickt.“ Ich muss ganz klar sagen: Glauben kann keiner von uns machen. Glauben ist ein Wunder von Jesus in deinem Leben. Dass du überhaupt glauben kannst, dass das Feuer angefangen hat zu brennen, dass du das Wort Gottes verstanden hast und es in deinem Herzen aufgegangen ist – das ist ein Wunder Gottes. Das kann man nicht selbst machen.
Wir sind ja in einer lutherischen Kirche. Ich finde es so toll, wie Luther das formuliert hat. Das muss man ja auswendig können. Was ist der dritte Glaubensartikel vom Heiligen Geist? „Ich kann nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus glauben, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium, das Wort Gottes, gerufen und mir es aufgeschlossen.“
Das ganz Wunderbare ist, dass beim Glauben ein Professor mit vier Doktorgraden nicht leichter tut als ein behindertes Kind im Kindergarten. Der Zugang ist durch den Glauben möglich, und das ist keine Frage meiner Intelligenz. Natürlich muss man das Wort auch verstehen können, aber Jesus macht es uns so einfach.
Was war denn um Mitternacht passiert? Plötzlich, in dieser dunklen Stunde, als das Schwere über Paulus und Silas hereingebrochen war, was war da plötzlich da? Ihnen kamen plötzlich die Worte von Jesus lebendig in Erinnerung: „Fürchte dich nicht, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Das Schwere – ich kann es auch nicht erklären. Es bleibt viel geheimnisvoll, warum der eine gesund durchs Leben geht und der andere so schwer tragen muss, warum der eine so getroffen ist. Auch das Wunder des Glaubens ist das allergrößte.
Darum ist es so gefährlich, wenn jemand unter der schweren Last seines Lebens sagt: „Ich kann nicht mehr glauben.“ Ja, er kann nicht mehr glauben. Aber wenn du diese Verbindung abschneidest, dieses Vertrauen auf Jesus, wie kriegst du dieses Vertrauen zurück? Indem du dir die großen Jesusworte in Erinnerung rufst: „Ich bin doch da.“ Es gibt so viele Worte: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Persönliche Erfahrungen mit Gottes Wort und Trost
Jetzt muss ich gestehen: Ich bin sehr früh in die Pfarrerschaft gekommen. Mit 22 Jahren habe ich damals angefangen und war in Tuttlingen eingesetzt. Das ist eine schwäbische Kleinstadt. Ich hatte mir vorgenommen, als flotter junger Mann niemals Bibelworte zu benutzen. Bei uns allen sind Bibelworte oft etwas Altertümliches, das klingt wie von Oma und so weiter. Ich wollte alles mit meinen eigenen, wunderbaren Worten sagen.
Dann kam ich in eine Situation im Krankenhaus, wo ich Besuche machen musste. Die Schwestern wiesen mich ein und sagten: „Ach, das ist gut, dass Sie da reinschauen, da liegt der Ernst drin.“ Ein achtzehnjähriger junger Mann war im Streit mit seinem Vater auf dem Moped davongerast. In einer Kurve, es war damals im Jahr 1961, stürzte er. Damals gab es noch keine Kunststoffbaken an der Straßenseite, sondern große Granitsteine. Unglücklicherweise fuhr er bei dem Sturz gegen diese Steine, sodass beide Nieren abgequetscht wurden.
Die Schwester sagte: „Der muss sterben, den kann man nicht mehr retten.“ Ich kam in das Zimmer, und der Ernst schaute mich mit großen Augen an, fiebrig, mit Schläuchen im Mund. Er fragte: „Muss ich sterben?“ Ich antwortete: „Ja, wir müssen am Krankenbett die Wahrheit sagen, wir dürfen nicht lügen.“ So wie es ein junger Mensch tut, sagte ich es wahrscheinlich ernst.
Dann schaute mich der junge Mann an. Ich hatte ihm ein Todesurteil gebracht. Und was sollte ich jetzt tun? Mir war der Boden unter den Füßen weggezogen. Was hast du getan? Der dreht doch durch, wie soll der das ertragen? Dieses allerschwere Schicksal: Ein junger, blühender, blonder Kerl mit achtzehn Jahren muss sterben. Ein Todesurteil überbringen! Ich dachte schon daran, was meine Mutter jetzt gesagt hätte.
Dann fiel mir nur noch ein Bibelwort ein: „Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal, fürchte ich kein Unglück.“ Ich hatte es doch immer abgelehnt, Bibelworte zu benutzen. Ich dachte, ich kann das viel besser selbst. Es war ganz furchtbar.
Ich dachte, ich tauge nicht für den Beruf und ging zurück in meine Wohnung. Am Nachmittag schaute ich vielleicht doch noch einmal rein. Sicher würde der Oberarzt sagen, ich dürfe nie mehr rein, der Mann habe kein Gefühl für den Dienst am Krankenbett. Aber der Pförtner ließ mich rein, und die Schwester sagte oben: „Gut, dass Sie noch einmal zum Ernst reinschauen.“
Dann schaute er mich an und sagte: „Und was ist dann, wenn ich sterbe?“ Ich antwortete: „Dann wartet Jesus auf dich.“ Auf einmal merkte ich: Das Wort Gottes ist eine Macht. Diesen jungen Mann habe ich nie mehr erlebt. Die Nachtschwester erzählte mir, er habe nachts um halb eins geklingelt und wollte, dass sie die Lieder für seine Beerdigung raussucht. „Soll ich meinem Gott nicht singen? Und Jesus Christus herrscht als König.“
Es war eine liebe Zeller Schwester, die mir später sagte, so etwas habe sie nie mehr erlebt. Aber das war für den Anfang meines Dienstes sehr wichtig: Sie weiß, dass das Wort Gottes Kraft hat. Da spricht der lebendige Gott, gerade in den dunkelsten Stunden meines Lebens.
Was habe ich erlebt? Oft auf den Intensivstationen, wo die Leute verzweifelt waren und nicht wussten, was kommt. Dann sagst du ein Gotteswort, und Menschen hören die Stimme Gottes. Das ist das Geheimnis am Bibelwort.
Das Glauben ist das Allerwunderbarste: In den dunkelsten Stunden meines Lebens macht mir Jesus Mut. Und ich kann das wissen, egal was passiert.
Gottes Fürsorge in kleinen und großen Dingen
Das sind so große Worte, die Jesus gesagt hat: Eure Haare auf dem Haupt sind alle gezählt. Das ist bei mir noch sehr viel, aber ich weiß die Zahl immer nicht. Es bedeutet, dass Gott sich um die Kleinigkeiten deines Lebens kümmert, auch wenn du nicht durchsiehst bei dem Schweren, das über dein Leben hereingebrochen ist. Er ist der Herr.
Das kann immer passieren, und das wissen wir: Unser Glaube wackelt und zittert oft. Aber Jesus löscht unseren schwachen Glauben, das heißt den glimmenden Docht, nicht aus. Er macht den glimmenden Docht wieder zu einem hellen Feuer.
Ich habe gerade erlebt – ich war ja vierzig Jahre im Gemeindedienst – das ist das Allerschönste, wenn man mit Menschen zusammen sein darf, die sehr Schweres erleben. Ich habe zweimal Väter kennengelernt, deren Töchter im Alter von zwanzig Jahren durch einen Verkehrsunfall ums Leben kamen.
Den einen lernte ich erst kennen, als wir eine Freizeit in der Schweiz hatten. Freunde fragten, ob noch ein Ehepaar mitkommen könne, weil gerade die Tochter tödlich verunglückt war. Die Frau sagte: Ja, sie können mitkommen. Wir hatten dort ein Hotel gemietet, das wir im Sommer selbst betrieben, in Arosa, das sonst still liegt.
Ich sehe noch in der Rezeption, wie er kommt mit der gelben Krawatte – niemand sollte sehen, dass er sie trägt. Die Frau erzählte mir viel später, er war an diesem Abend außer sich. Er fragte: Was habt ihr mit mir gemacht? Ihr habt mich auf eine fromme Freizeit mitgenommen, wo Bibel gelesen wird. Ich reise morgen ab. Ich bin nur mitgegangen in dem Schmerz über meine Tochter, weil ich die Berge liebe und wandern will. Morgen reise ich ab.
Am nächsten Morgen wacht er auf und sagt zu seiner Frau: Hast du gebetet? Ich bleibe da. Über dem Schweren hat er erst Jesus gefunden. Über dem Schweren, weil er sich fragte: Was ist mein Leben? Wo gibt es Trost? Wo ist Hoffnung? Wo ist Licht?
Und auf einmal hat er in diesem Suchen, von dem ihr im Chor gesungen habt, die Stimme des guten Hirten Jesus gehört, der in sein Leben hineinrief. Ich habe diesen Mann auch im Leonberger Krankenhaus viele Jahrzehnte später noch im Sterben begleiten dürfen. Es war so wunderbar, wie er mir erzählte, wie auf einmal Klarheit in sein Leben kam, obwohl das schreckliche Geschehen des Todes seiner Tochter nicht geklärt werden konnte.
Ich war auf einer anderen Freizeit, und da war ein Mann dabei, wenig über vierzig Jahre alt, mit seiner Frau, die wegen eines schrecklichen Muskelschwunds im Rollstuhl saß. Ach, das kann man kaum ansehen. Man merkt, es wird immer schwächer.
Dann fragte ich ihn: Wie werden Sie mit dieser Krankheit im Glauben fertig? Er schaute mich an und sagte: Was meinen Sie? Ich habe doch erst durch meine Krankheit Jesus gefunden. Ich habe gemerkt, es gibt in dieser Welt überhaupt keine Hoffnung, aber Jesus hat zu mir gesprochen durch sein Wort.
Er ist durch diese ganze Not, diese schwere Krankheit hindurchgegangen. Das wird in der Bibel erzählt. Es ist die Geschichte, die Paulus und Silas dort im Gefängnis in Philippi erlebt haben, mitten in der Dunkelheit, in der Anfechtung, in der Traurigkeit, als die Nerven am Ende waren.
Es ist so groß, wenn man plötzlich erkennt: Halt mal, du kannst dein Leben gar nicht selbst managen. Es ist heute so üblich geworden, dass wir Sätze leicht hören wie: Wir schaffen das. Und das sprechen wir gerne nach: Yes, we can, wir machen das.
Es ist aber so gut, einmal zu sagen: Wir können es nicht. Erst recht schaffe ich mein Leben nicht. Ich bin aufgesessen an den vielen Fragen und den schweren Erlebnissen meines Lebens. Aber wunderbar ist, dass Jesus der starke Herr ist, der mir begegnet in den Traurigkeiten und Dunkelheiten meines Lebens. Er gibt mir eine große Hoffnung und Zuversicht.
Vertrauen in Jesus angesichts von Terror und Angst
In diesen Tagen war ich sehr erschrocken darüber, dass der Terror nach Deutschland zurückgekehrt ist. Es ist euch sicher bewusst, dass es bisher keiner Macht der Welt gelungen ist, den Terror zu besiegen.
Wir saßen vor den Fernsehern und schauten gebannt immer wieder die gleichen Bilder, als in München geschossen wurde und die Nachrichten aus Würzburg kamen. Ich möchte euch sagen: Wenn solche Dinge passieren und es so aussieht, als würden in diesem Jahr noch manche harte Ereignisse über uns hinweggehen, dann darfst du wissen, dass der einzige Trost bei Jesus und seinem Wort liegt.
Was hat er denn gesagt? Keine Angst! Es wird noch schlimmer kommen. Die Menschen werden verschmachten vor Furcht und beim Warten auf die Dinge, die da kommen sollen. Aber er sagt: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid mutig und getrost! Ich habe diese Welt überwunden.“
Wenn du nicht weißt, ob Jesus bei dir ist, dann bist du in einer ganz großen Not. Ich möchte dich bitten, kläre in deinem Leben: Stehe ich auf der Seite von Jesus? Du stehst auf der Seite von Jesus nicht, weil du besser bist oder gut bist, sondern weil Jesus dich will. Weil du ohne Jesus dein Leben nicht schaffen kannst – mit all den Versäumnissen und Schuld, die dein Leben prägen.
Er hat sich für dich erklärt, er will dir ganz nah sein und dir diesen Frieden geben. Jesus sagt: „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Die Bedeutung alter Lieder und biblischer Verheißungen
Und dann wird uns auf einmal bewusst: Mensch, da gibt es ja Lieder, die haben wir gar nicht mehr gesungen in unserer Wohlstandszeit.
Jesus, meine Freude, unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd' und Hölle schrecken – Jesus will mich decken.
Das sind die wunderbaren Lieder, die wir unter Gottvertrauen, Kreuz und Trost in den modernen Liederbüchern gar nicht mehr finden. Aber das sind für mich Lieder, die brauche ich jeden Tag.
Ein feste Burg ist unser Gott. Und wenn die Welt voll Teufel wäre und wollte uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr. Warum denn? Ein Wörtlein kann den Teufel fällen, das ist Jesus, der den Sieg hat.
Ich bin so froh, dass im Neuen Testament, ganz am Ende, das letzte Buch beschrieben ist – noch einmal von dieser Ephesus-Gemeinde, der anderen Gemeinde da drüben in Kleinasien, auf dem asiatischen Teil, wo Paulus zuerst aufgebrochen war, bevor er nach Europa kam.
Da war eine ganz schreckliche Verfolgung unter Diokletian. Er war ein großer Christenhasser. Wenn Sie nach Ephesus kommen, dort ist der Tempel des Domitian, der wieder ganz toll repariert und restauriert worden ist. Domitian war ein großer Christenhasser. Er hat damals gesagt: „Ich bin Gott.“ Das hat Nero noch nicht gewagt zu sagen. Er hat die Christen gejagt, sie umgebracht und zu Märtyrern gemacht.
Den alten Johannes, der in Ephesus der Älteste war, hat er nach Patmos geschickt. Dort hatte Johannes die Schau der Offenbarung, wie die Weltgeschichte läuft – das ist unheimlich. Er sieht, durch welche schrecklichen Gottesgerichte diese Welt noch geht und was an Bösem in dieser Welt sich noch austobt.
Plötzlich sieht er, wie im himmlischen Thronsaal die Ältesten ihre Kronen in den Staub werfen und dort anbeten. Denn dort war plötzlich Einer gesessen. Da war ein Büchlein, das verschnürt und versiegelt war. Darin sind die ganzen Geschehnisse der Welt, die noch kommen sollen.
Johannes sagt: Ich möchte wissen, was noch kommt, und weinte sehr, weil niemand dieses Büchlein öffnen konnte. Dann sagt ein Engel: Weine nicht, es hat gesiegt der Löwe aus Juda. Er will der Löwe aus Juda sein, der Starke, das war für Israel ein Sinnbild.
Johannes dreht sich um und sieht das zerschlagene Lamm. Das ist in der Offenbarung eine Bezeichnung für den gekreuzigten Jesus, das Lamm. Für die Juden war das schon klar: Beim Passafest hatten sie immer dieses kleine Lamm, das dann gegessen wurde – das geschlachtete Lamm.
Christus ist der, der für meine Sünden gebüßt hat. Er hat es also fertig gemacht, so dass großer Trost bleibt in all den erschreckenden Ereignissen, die in dieser Welt noch passieren mögen.
Da werfen die Ältesten, die um den Thron herumstehen – so steht es in der Offenbarung – ihre Kronen in den Staub und rufen: „Das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig, Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Lob zu nehmen.“
Das ist für uns wunderbar, dass wir wissen, dass Jesus den Sieg hat, auch in all den Schrecknissen und Ereignissen deines Lebens.
Zeugnisse von Glauben und Hoffnung in schwerer Zeit
Wie wunderbar war doch die Nachricht, die ich einmal gelesen habe: Der Märtyrer Traugott Hahn, der 1919 von den Bolschewiken im Baltikum erschossen wurde, sagte, dass Gott bereits die Umstände seines Sterbens geordnet habe. So darf man auch sagen: Herr, ich vertraue dir. Du machst alles richtig, egal was auch kommt.
Ich durfte diese Erfahrung durchleben. Durch all die Erlebnisse meines Lebens in unserer Gemeinde war es immer wunderbar, die reifen Alten auf ihrem schweren Leidenslager zu haben. Ich hatte immer Angst, sie zu besuchen. Was sollte ich denn auch sagen? Doch man muss gar nicht viel reden. Meist erzählen diese alten geplagten Menschen als Zeugen des Glaubens von den wunderbaren Stärkungen, die sie in ihrem schweren Leiden erleben. Dieses Leiden ist ihnen auferlegt, und es ist ein Geheimnis unseres Herrn, der uns ebenfalls einen Kreuzesweg führt.
Jesus selbst ging diesen Kreuzesweg, und Leiden und Schweres gehören dazu.
Ich hatte einen Freund in der Gemeinde, einen jungen Studenten, der zu uns kam – sehr schwer depressiv. Es stellte sich heraus, dass eine große Schuld in seinem Leben die Ursache war. Als ich ihm die Vergebung seiner Schuld zusprechen durfte, wurde er wie verwandelt, fröhlich. Er war Landwirtschaftsstudent in Stuttgart-Hohenheim. Nachdem er zum Glauben an Jesus gekommen war, wollte er unbedingt hinaus in die Welt, um in der großen Hungersnot als Landwirtschaftsingenieur zu dienen.
Er wurde ein bedeutender Mann im deutschen Entwicklungsdienst. Zuerst war er in Malawi, wo schreckliche Armut herrscht. Später meldete er sich zum Einsatz in Afghanistan. Dort gründete er mit muslimischen Frauen Genossenschaften. Das war der wirksamste Weg, die Individualität der einzelnen Bauern zu bewahren und eine Gemeinschaft aufzubauen.
Erwin Ehret war ein fröhlicher Jesuszeuge. Doch dann kam plötzlich die Nachricht: Er sei in Afghanistan erschlagen worden. Die amerikanischen Marinesoldaten bargen seine Leiche und die seines Freundes. Er war natürlich unbewaffnet.
Warum das geschehen ist, kann man nur rätseln. Ob es ein Raubüberfall der Bevölkerung war oder etwas anderes dahintersteckte, ist unklar. Die afghanischen Männer sagten: „Dieser Mann hat unserem Land so viel geholfen.“
Aber weißt du, warum man fragt, warum so etwas passiert? Seine Frau war als Missionarin zurückgeblieben in Malawi. Ich musste die Beerdigung halten. Es war ein großer Auflauf. Der Sohn des Bürgermeisters aus der Nähe von Stuttgart und viele Menschen aus dem ganzen Ort nahmen teil. Die Polizei musste für Ordnung sorgen, weil in der Kirche kein Platz mehr war.
Dann sagte seine Frau nur: „Du, mach bei der Beerdigung Jesus groß.“ Das ist etwas Wunderbares, wenn so etwas geschieht.
Wir verstehen das oft nicht. Wir hätten ihn doch noch gebraucht mit seinen großen Gaben. Aber Jesus macht keine Fehler. Er gebraucht uns, wie er will, und nimmt uns in seinen Dienst.
Bei der Beerdigung sangen wir: „In dir ist Freude, in allem Leide. Wenn wir dich haben, kann uns nichts schaden. Teufel, Welt, Sünder oder Tod – du hast alles in Händen. Du kannst alles wenden, wie auch heißen mag die Not.“
Das ist etwas ganz Großes. Das darfst du erfahren in dem Leid und dem Schweren, das dich heute Abend bedrückt. Jesus will mit dir reden.
Die Kraft des Lobpreises und gegenseitiger Ermutigung
Das mit dem Singen ist immer so ein Problem. Ich habe vorhin die Sänger angesehen und mich gefreut, mit welcher Inbrunst sie gesungen haben. Aber es gibt Augenblicke, da können wir gar nicht mehr singen. Dann versagt uns die Stimme, und wir bekommen keine Luft mehr.
Deshalb heißt es mal in dem Psalm: „Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.“ Und das ist so groß, wenn wir das wissen. Er ist auch in den Dunkelheiten meines Lebens da, und ich darf seine Nähe erfahren – gerade dort, wo ich nicht mehr weiterweiß.
Diesen Satz darfst du nie sagen: „Ich kann nicht mehr glauben.“ Aber du darfst sagen: „Ich kann nicht mehr glauben, aber ich brauche jetzt ganz dringend den Glauben.“ Weißt du, was da hilft? Ich denke, es war ganz besonders schön, dass Paulus und Silas miteinander waren. Ein Christ allein ist eine Vogelscheuche, zwei Christen sind eine Revolution.
Wenn man sich ermuntern kann, hast du einen Bruder oder eine Schwester in den dunklen Stunden. Wenn ein Mensch Krankenbesuch macht, braucht er nicht lange über die Tücken der Krankheit reden – ihr wisst doch auch nicht Bescheid – oder über die Fehler der Ärzte. Was redet man im Krankenbett? Alles für Unsinn. Sie brauchen auch nichts mitzubringen. Schon klar, der Kranke darf sowieso nicht essen, und Blumen kann er im Krankenhaus auch nicht gebrauchen.
Aber sagen Sie ihm ein Gotteswort, und dann gehen Sie bald wieder. Ein Krankenbesuch darf doch auch nicht anstrengend sein, so dass der Kranke schwitzt, weil der Besucher nicht mehr vom Bett weicht. Sagen Sie ihm ein Wort: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen“, spricht der Herr.
Und das Wunder geschieht, dass der Geist Gottes das im Herzen angefochtene Menschen wahrmacht. Weißt du, das kann kein Prediger machen. Du kannst das auch nicht machen. Du kannst niemanden stärken, aber der Heilige Geist wirkt durch sein Wort. Das ist das Geheimnis des Gotteswortes. Wir sprachen gestern schon davon.
Darum ist es so wichtig, dass wir das denen zusprechen, die in der Anfechtung sind, in der Not, und die dann getragen sind. Wir dürfen wissen: Er trägt mich durch, durch alle großen Nöte, und ich darf das wissen. Mein Herz geht ins Sprüngen und kann nicht traurig sein.
Wer sagt denn das? Paul Gerhardt. Nach dreizehnjähriger Ehe war seine Frau gestorben, drei seiner Kinder auch. In der Nikolaikirche Berlin ist eine Erinnerungstafel im Boden eingelassen. Er war sechsundvierzig Jahre alt, so lange war er arbeitslos. Erst dann hat er den ersten Posten bekommen, konnte heiraten mit sechsundvierzig – alles war dunkel.
Aber er wusste: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränket aller treuesten Pflege, dass der den Himmel lenkt.“ Jesus ist mein Herr, und ich darf mich ihm anvertrauen in aller dunkelster Not. Da steht so viel in der Bibel drin, wenn es ganz, ganz dunkel und verzweifelt aussichtslos ist. Wie war das denn? Dann war plötzlich Jesus da.
Schlussgedanken: Suche Jesus und sein Licht
Das ist sein Geheimnis, das du in der Dunkelheit deines Lebens erleben darfst. Was sollst du tun? Suche Jesus und sein Licht! Alles andere wird dir nicht helfen. Amen.
