Die Bedeutung der gnadenbringenden Weihnachtszeit
Ob es Ihnen überhaupt aufgefallen ist, liebe für das Fest erwartungsvolle Gemeinde, dass das manchen jungen Leuten heute etwas verstaubt vorkommt: die gnadenbringende Weihnachtszeit. Aber das Lied ist so schön, dass Ihnen vielleicht gar nicht aufgefallen ist, dass es gar nicht bloß aus vergangenen Jahrhunderten stammt.
Mit dieser gnadenbringenden Festzeit ist nämlich aufgenommen, was vor 2000 Jahren in der Bibel geschrieben steht und was heute Abend in vielen Gemeinden zwischen Flensburg und Oberammergau uns wichtig gemacht wird: „Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen“ (Titus 2).
In biblischen Worten hat darum jedes einzelne Wörtlein eine Bedeutung: Es ist erschienen. Als ich schon vor Wochen überlegte, was das bedeuten könnte, wurde mir geholfen. Es kam wieder einmal Besuch von Übersee, ein grundgelehrter Mensch, der Korntal kennenlernen wollte und ganz fasziniert war von unserem Korntal. Für uns Korntaler ist das kein Wunder, aber wie schön, dass andere auch begeistert sind, weil sie die sozialen und pädagogischen Einrichtungen gesehen haben.
Aber dann hat dieser kluge Mensch gesagt: „Alles großartig, aber das mit Gott ist doch...“ Das ist uns klar nicht ein Überbau, das ist ein Traumgebilde. Wir Menschen brauchen einfach in unseren Vorstellungen etwas, das da ganz oben in unserem Denken ist, und wir nennen das Gott. Da habe ich gedacht: Dich hat der liebe Gott geschickt.
Und er hat gesagt: „Es ist erschienen, das ist doch kein Traumgebilde, sondern vor zweitausend Jahren historisch exakt.“ Lukas schreibt, in der Zeit, als die erste Schätzung, die erste Volkszählung war, durch Kaiser Augustus, und der Quirinius Landpfleger, Statthalter in Syrien, da hat sich der Himmel aufgetan und die Herrlichkeit Gottes ist auf unsere Welt gekommen. Noch mehr: die Gnade Gottes, so sagt der Apostel Titus.
Es ist erschienen, es ist ein Faktum. Unser Glaube gründet sich nicht auf Phantasien oder Träumen, sondern es erschien.
Die Gnade Gottes als lebendige Erfahrung
Da sind wir schon beim zweiten Stichwort: Die Gnade Gottes.
Jetzt muss ich wieder eine kleine Geschichte erzählen. Ich war unterwegs in Württemberg, in Gommeringen, und wollte mir in der Bäckerei etwas Stärkendes kaufen. Da hielten mich zwei Burschen auf und fragten: „Können wir einen Augenblick mit Ihnen sprechen?“ „Ja gut, was geht’s?“ antwortete ich.
„Kennen Sie die Bibel?“ – „Ja, auch.“
„Können Sie mir sagen, was für Sie das wichtigste Wort in der Bibel ist?“ Es waren zwei Burschen, die offensichtlich Konfirmanten waren, etwa einen Kopf größer als ich, so wie junge Leute heute eben sind. Wahrscheinlich waren sie vom Pfarrer losgeschickt worden, um Interviews zu führen.
Ich war schnell perplex. Noch perplexer war ich, wie spontan bei mir die Antwort herauskam: Für mich ist das wichtigste Wort in der Bibel das, was Jesus so oft gesagt hat – „Mit mir!“
„Könnt ihr nicht mit mir beten?“, „Ihr habt mit mir ausgehalten“, „Du wirst mit mir im Paradies sein“. Das hat mein Leben reich gemacht, weil ich weiß, dass das auch mir gilt. Verstehen Sie, das ist Gnade.
Ich habe schon mal hier erwähnt, dass man im Alter bis in die Träume hinein aufwacht und sich an all das erinnert, was man falsch gemacht hat, worüber man bisher hinweggegangen ist – und es ist unheimlich viel. Man müsste eigentlich Angst haben: Wird Gott je auf mich Wert legen, wenn ich mal von dieser Erde abtrete?
Doch da erscheint die Gnade Gottes: „Mit mir“. Ich kann es nicht aus eigener Kraft schaffen. Da müsste ich mich ins letzte Mausloch verkriechen, wenn es so etwas noch gäbe. Aber wenn Jesus sagt „Mit mir“, dann ist der Himmel offen. „Mit mir“ – wie viele Wegstrecken hat Jesus mich geleitet, wenn ich zurückblicke!
Wie oft hat er mir auch bei Predigtvorbereitungen geholfen. „Herr Pfarrer, Sie können vier Seiten auf der Schreibmaschine oder am Computer füllen, aber er gibt mir das Wort, das ich sagen soll.“ So erschien die heilsame Gnade Gottes bis heute: Jesus sagt „Komm mit mir, ich gebe dir etwas.“
Wenn ich aus meinem Leben all das abziehe, was Jesus nicht gewirkt hat, dann bleibt erstaunlich viel übrig, was ich geleistet habe, was ich mir vorgenommen habe – manches Interessante dabei. Aber wenn ich bedenke, was es bedeutet, dass Jesus sich um mich angenommen hat, mit mir leben wollte und in Ewigkeit mit mir leben will, nicht auf mich verzichten will, dann kann ich nur sagen: Das ist die heilsame Gnade Gottes.
Ich könnte noch viel erzählen. Sie können mich gelegentlich mal danach fragen. So habe ich es auch jedem Besucher gesagt. Aber da kam oft die Antwort, ob sie schnippisch war, weiß ich nicht: „Na ja, das haben Sie erlebt, so denken eben Sie.“ Da bin ich froh geworden, denn in der Bibel heißt es: „Es erschien die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“ (Titus 2,11)
Der ewige Sohn Gottes hat Fleisch und Blut angenommen. Da wird nicht von Hautfarbe gesprochen – ob gelb, schwarz, braun oder pink wie unsere. Aber Fleisch und Blut, das ist das Outfit von uns Menschen, solange wir hier leben. Dann legen wir es im Grab ab.
Und da ist die Adresse klar gemacht worden: Als der Sohn Gottes Fleisch und Blut angenommen hat für euch, erschien die heilsame Gnade Gottes allen Menschen – auch denen in Bethlehem, die nicht wissen, wie der Friede zwischen Israel und Palästina gewahrt werden soll.
Deshalb dürfen wir auch für unsere Regierungen beten. Die brauchen es doch auch, die heilsame Gnade Gottes, damit sie in diesem Durcheinander unserer Zeit überhaupt Wege entdecken, die Gott bejahen kann. Es erschien die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diese Festzeit, in diese gnadenreiche Zeit hineingehen mit dem Wunsch: „Ich möchte auch die Gnade Gottes in meinem Leben erfahren.“
Ich muss Ihnen bekennen: Ich bin so froh, dass ich jetzt seit 14 Jahren hier in die Kornthaler Brüdergemeinde mit hineingenommen wurde. Und ich brauche jeden Sonntag den Gottesdienst.
Es sind so unheimlich viele Eindrücke in unserer Welt, dass mir einmal in sieben Tagen klargemacht wird: Jesus lädt mich ein – mit mir, nicht mit dieser Welt und all dem, was die Zeitung füllt.
Ich bin so dankbar, dass ich daran nicht bloß erinnert werde, sondern auch dazu eingeladen werde: „Komm, Herr, zu mir.“ Da hat er Jesus gesagt, der als kleines Kind in die Welt kam, der all das durchgemacht hat, was wir durchgemacht haben – als Zwölfjähriger, Vierzehnjähriger, Sechzehnjähriger, all das, was einen Menschen bewegen kann aus Fleisch und Blut.
Er kennt uns, aber er ist der Retter, der Erbarmer Gottes.
Mit ihm wünsche ich Ihnen eine gnadenbringende Weihnachtszeit und ein gnadenbringendes Leben. Amen.
Einladung zur gnadenreichen Festzeit
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diese Festzeit, in diese gnadenreiche Zeit hineingehen mit dem Wunsch: Ich möchte auch die Gnade Gottes in meinem Leben erfahren.
Ich muss Ihnen bekennen, dass ich so froh bin, seit nunmehr 14 Jahren in die Kornthaler Brüdergemeinde aufgenommen worden zu sein. Jeden Sonntag brauche ich den Gottesdienst. In unserer Welt gibt es so unheimlich viele Eindrücke, dass es gut tut, einmal in sieben Tagen klarzumachen: Jesus lädt mich ein, mit ihm zu leben – nicht mit dieser Welt und all dem, was die Zeitung füllt.
Ich bin so dankbar, dass ich daran nicht nur erinnert werde, sondern auch eingeladen: Kommt, Herr, zu mir! Jesus hat das gesagt, der als kleines Kind in die Welt kam. Er hat all das durchgemacht, was wir durchgemacht haben – als Zwölfjähriger, Vierzehnjähriger, Sechzehnjähriger und all das, was einen Menschen bewegen kann. Er ist aus Fleisch und Blut, kennt uns, aber er ist auch der Retter, der Erbarmer Gottes.
Mit ihm wünsche ich Ihnen eine gnadenbringende Weihnachtszeit und ein gnadenbringendes Leben. Amen.