
Wollen wir wieder zum Gebet aufstehen?
Danke, lieber Vater im Himmel. Im Namen Jesu wollen wir dir jetzt auch diese Stunde hinlegen, in der wir dein Wort betrachten. Wir beten um deine Führung und um deine Hilfe, damit wir geöffnete Augen bekommen von unserem wunderbaren König. Amen.
Wir wollen das Lukas-Evangelium aufschlagen. Heute möchte ich eigentlich das fortsetzen, was ich in den letzten beiden Malen begonnen habe. Wir haben ja über Ziele gesprochen und über stille Zeit.
Heute steht ein weiteres wichtiges Thema im Mittelpunkt, das auch unsere Gemeindepraxis sehr betrifft. Ich möchte gerne etwas über das Mal des Herrn sagen. Dabei möchte ich dieses Thema aber in einen größeren Zusammenhang aus dem Lukas-Evangelium stellen.
Wir wollen lesen aus Lukas Kapitel 22, Vers 1:
Es näherte sich das Fest der ungesäuerten Brote, das Passa genannt wird. Die hohen Priester und die Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, ihn zu töten, denn sie fürchteten das Volk.
In Vers 7 heißt es: Es kam der Tag der ungesäuerten Brote, an dem das Passa geschlachtet werden musste. Jesus sandte Petrus und Johannes und sagte zu ihnen: „Geht hin und bereitet uns das Passa vor, damit wir essen können.“
Sie fragten ihn: „Wo willst du, dass wir es vorbereiten?“ Er antwortete: „Siehe, wenn ihr in die Stadt hineingeht, wird euch ein Mann begegnen, der einen Tonkrug mit Wasser trägt. Folgt ihm in das Haus, in das er geht. Und ihr sollt dem Hausherrn sagen: ‚Der Lehrer fragt dich, wo das Gastzimmer ist, in dem ich mit meinen Jüngern das Passa essen möchte.‘
Und jener wird euch einen großen, mit Polstern belegten Obersaal zeigen. Dort bereitet es vor.“ Sie gingen weg, fanden alles so, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passa vor.
Als die Stunde kam, legte er sich zu Tisch. Die zwölf Apostel setzten sich mit ihm zusammen. Er wandte sich an sie und sagte mit großer Sehnsucht: „Ich habe begehrt, dieses Passa mit euch zu essen, bevor ich leide.
Denn ich sage euch: Ich werde davon auf keinen Fall mehr essen, bis es erfüllt sein wird im Reich Gottes.“
Dann nahm er einen Becher, dankte und sagte: „Nehmt diesen und teilt ihn unter euch. Denn ich sage euch: Ich werde von dem Erzeugnis des Weinstocks auf keinen Fall trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.“
Er nahm Brot, dankte, brach es und gab es ihnen mit den Worten: „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Ebenso nahm er nach dem Mahl den Becher und sagte: „Dieser Becher ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“
Das war der eine Text. Der andere Text, den wir lesen, ist Kapitel neunzehn.
Kad. 19, Vers 28: Nachdem er das gesagt hatte, ging er voraus und zog hinauf nach Jerusalem. Als er sich Bethphage und Bethanien näherte, gegen den Berg hin, der der Berg der Olivenbäume genannt wird – also auch Ölberg –, sandte er zwei seiner Jünger. Er sagte zu ihnen: „Geht hin in das gegenüberliegende Dorf. Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf das noch nie ein Mensch sich gesetzt hat. Bindet es los und führt es her. Wenn jemand euch fragt, weshalb ihr es losbindet, sollt ihr ihm sagen: Der Herr bedarf seiner.“
Die Abgesandten gingen weg und fanden es so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Fohlen losmachten, fragten dessen Herren sie: „Warum bindet ihr das Fohlen los?“ Sie antworteten: „Der Herr bedarf seiner.“ Sie führten es zu Jesus, warfen ihre Oberkleider auf das Fohlen und setzten Jesus darauf.
Während er hinzog, breiteten sie ihre Oberkleider auf dem Weg aus. Als er Jerusalem näherkam, schon gegen den Abhang des Ölbergs, fing die ganze Anzahl der Jünger mit großer Freude und lauter Stimme an, Gott zu preisen für alle Krafttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: „Gelobt sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in den höchsten Höhen!“
Einige der Pharisäer aus der Menge wandten sich an ihn und sagten: „Lehrer, strafe deine Jünger!“ Er antwortete ihnen: „Ich sage euch, wenn diese schweigen, werden die Steine schreien.“
Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie. Er sagte: „Wenn doch auch du an deinem Tage erkannt hättest, was zu deinem Frieden diente! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen. Es werden Tage über dich kommen, an denen deine Feinde einen Wall um dich ziehen und dich einkesseln. Sie werden dich von allen Seiten bedrängen, dich zu Boden strecken – dich und deine Kinder in dir – und sie werden in dir keinen Stein auf dem anderen lassen. Das geschieht, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.“
Er ging in die Tempelstätte und begann, die hinauszutreiben, die darin verkauften und kauften. Er sagte zu ihnen: „Es ist geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein, aber ihr habt daraus eine Räuberhöhle gemacht.“
Er lehrte täglich in der Tempelstätte. Doch die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Führer des Volkes suchten ihn umzubringen. Sie fanden jedoch nicht, was sie tun sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihm zu.
Wir haben nun von zwei Einzügen des Herrn in die Stadt Jerusalem gelesen. Habt ihr bemerkt, wie parallel diese verlaufen? Beide Male hat der Herr Jesus zwei Jünger vorausgeschickt. Diese sollten seinen Einzug vorbereiten und alles sorgfältig arrangieren für das, was in Jerusalem geschehen soll.
Er sagt zu ihnen: „Geht hin“ usw. Und es heißt immer, sie fanden es so, wie er es ihnen gesagt hatte. Dann bereiteten sie vor: Die einen holten den Esel, die anderen bereiteten den Obersaal vor. Das eine geschah am Sonntag, am Palmsonntag, das andere am Gründonnerstag.
Beim ersten Mal kam er und erfüllte die Prophezeiung aus Sacharja 9, Vers 9: „Siehe, dein König kommt zu dir, reitend auf einem Eselsfüllen.“ Das zweite Mal kam er, um das Passa zu erfüllen. Das heißt, dass er nun das Passa-Lamm erfüllen wollte.
Der Rahmen, in dem das geschah, ist immer derselbe: Er kommt von Bethanien herunter nach Jerusalem, in die Stadt. Das erste Mal geschah das am Palmsonntag. Dann ging er immer wieder nachts hinaus. Dort, oben auf dem Ölberg, hatten die Pilger ihre Zelte aufgeschlagen. Es waren so viele Leute zu Passa in Jerusalem, dass man bei niemandem mehr Platz im Haus fand. Die Herbergen waren alle voll.
Also ging er immer auf den Ölberg hinaus und kam jeden Morgen wieder herunter. Am Gründonnerstag kam er jedoch extra zu einem geheimen Treffen mit seinen Jüngern in die Stadt. Zu einem bestimmten Saal, der genau vorbereitet worden war.
Wir haben also zweimal eine Vorbereitung für den Einzug des Herrn: Einmal ein öffentlicher Einzug und einmal ein geheimer Einzug. Beide Male war es eine wichtige Handlung.
Das erste Mal wurde er als König öffentlich gefeiert von seinen Jüngern und vielen Leuten, die riefen: „Gelobt sei der König, der im Namen des Herrn kommt!“ Das zweite Mal jedoch war es nur mit seinen Zwölfen zusammen, bei diesem denkwürdigen Donnerstagabend, als er zum letzten Mal mit ihnen aß.
Man fragt sich, warum Lukas das so berichtet. Es war ja tatsächlich so, aber nur Lukas erwähnt auffällig, dass es zwei solche ganz parallelen Einzüge gab, jeweils mit Vorbereitung und Einzug.
Beim ersten Mal wird der Einzug so arrangiert, dass möglichst große Aufmerksamkeit entsteht. Es ist am helllichten Tag. Kleider werden auf den Weg gelegt, ein Esel wird geholt. Beim zweiten Mal ist es ganz anders: Es ist Nacht, es ist verborgen, es findet irgendwo in einem oberen Saal statt, wie die Juden ihn als Festsaal mit Polstern belegten.
Das eine Mal war es eine geliehene Eselin, das andere Mal ein geliehener Obersaal. Das eine Mal diente es dazu, das Schriftwort aus Sacharja 9 zu erfüllen, das andere Mal, um das Passa-Fest zu erfüllen.
Beim ersten Mal wird deutlich, dass der König öffentlich einzieht. Doch das Volk mag ihn nicht – genauer gesagt, die Führer des Volkes mögen ihn nicht. Wir haben gelesen, dass sie überlegten, ihn umzubringen, und fragten: „Was soll das eigentlich?“ Jesus sagt daraufhin: „Wenn die Menschen schweigen, dann werden die Steine schreien.“
Beim ersten Einzug ging es darum, dass der König öffentlich einzieht, aber von Jerusalem verworfen wird. Der Herr Jesus weint über Jerusalem, weil die Führer des Volkes, die religiösen Führer, ihn verworfen haben. Er weint über die Stadt, denn es wird ein furchtbares Gericht über sie kommen. Das lesen wir in Kapitel 19: „Weil du nicht erkannt hast die Zeit deiner Heimsuchung.“
Beim zweiten Mal erklärt er die wichtige Rolle des Passa-Lammes und was es bedeutet.
Beim öffentlichen Einzug zeigt sich der Messias als der König, der er ist. Er wird aber öffentlich verworfen und sozusagen hinausgeworfen. Es gibt ein Gleichnis von einem Mann, der einen Weinberg besaß. Die Pächter des Weinbergs haben den geliebten Sohn des Besitzers umgebracht. Der Besitzer wird kommen und Rache üben. Das Königreich konnte nicht aufgerichtet werden.
Der König kam in die Stadt Jerusalem, in seine Residenzstadt, in die Hauptstadt, aber das Königreich konnte nicht aufgerichtet werden.
Im Geheimen jedoch traf er sich mit den Jüngern, wie wir in Kapitel 22 lesen. Dort sagte er dem Jünger, dass das Königreich im Geheimen aufgerichtet wird, in unsichtbarer Weise.
Sie feiern dann gemeinsam dieses Mahl mit dem König.
Darum geht es mir, worauf ich hinaus will: Was ist die Bedeutung von diesem Mahl des Herrn? Die Jünger waren zusammen mit dem König, der öffentlich verworfen wurde. Jetzt sitzt er mit ihnen. Damals lag man ja auf Teppichen am Boden oder auf Polstern. Und da ist jetzt der König mit ihnen zusammen und erzählt ihnen vom Königreich.
Er richtet sozusagen im Verborgenen das Königreich mit seinen Jüngern auf. Dann geht er sterben, wirklich sterben. Die Leute haben das Leiden und Sterben des Herrn Jesus gesehen, aber sie hatten keine Ahnung, was das Leiden und Sterben bedeutet. Sie hatten keine Ahnung von der Bedeutung des Leidens und Sterbens des Herrn Jesus, was es eigentlich für sie bedeutet.
Die Hohenpriester dachten, jetzt sind wir den Jesus los. Das war ja ein richtiges Gerangel, ein richtiger Kampf um das Volk. Zuerst haben wir gelesen, dass Jesus an diesem ersten Tag, das war der Sonntag, in den Tempel kam und dort zu lehren begann. Zuerst trieb er im Tempel die Leute hinaus, die dort kauften. Das war, glaube ich, ein Montag. Und dann lehrte er täglich im Tempel – Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag.
Es heißt, wir haben gelesen, Kapitel 19, am Ende: Die Hohenpriester versuchten, ihn umzubringen. Sie fanden aber nicht, was sie tun sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte auf ihn. Es war wie ein Wettlauf: Wer wird die Volksmassen gewinnen? Es war ein Ringen um das Volk. Wird jetzt der König das Volk gewinnen?
Je länger er predigte, desto interessanter war es für die Leute. Immer mehr Menschen kamen, und es heißt dann, das ganze Volk hing an ihm und hörte auf ihn. Viele, viele kamen in den Tempel. Die Pharisäer und die Hohenpriester, die religiösen Führer, waren natürlich gestört. Sie dachten, jetzt verlieren sie das Volk.
Bis jetzt waren sie die Herrscher des Volkes gewesen. Sie bestimmten, wie alles in der Religion abzulaufen hatte. Und sie waren sich ihrer Sache sicher. Doch jetzt kam dieser Jesus und machte das Volk abwendig. Die Spannung steigerte sich.
Am Dienstag gab es einen sehr langen Tag mit vielen Gesprächen und Diskussionen. Das steht alles in Kapitel 20. Es war ein langer Tag des Lehrens. Der Herr Jesus wurde auf die Probe gestellt und in die Enge getrieben. Aber er ließ sich nicht in die Enge treiben.
Am Dienstagabend endete dieser Tag mit der berühmten Rede, der sogenannten Ölberg-Rede. Das heißt, es war die Rede über die Endzeit. Er berichtete über das Schicksal Jerusalems, weil die Menschen den Messias verwerfen. Das ist in Kapitel 21, Vers 20 zum Beispiel: „Wenn ihr Jerusalem von Heerestruppen umringt seht, dann wisset, dass seine Verwüstung nahegekommen ist.“
Er sprach auch von der Wiederkunft Jesu Christi, des Messias in Herrlichkeit. In Vers 37 heißt es, Kapitel 21: Tagsüber war er in der Tempelstätte lehrend, und nachts ging er hinaus und übernachtete an dem Berge, genannt Ölberg. Das ganze Volk machte sich früh morgens auf zu ihm hin, um ihn in der Tempelstätte zu hören. Es war ein großer Volksauflauf.
Dann kam der Mittwoch. Am Mittwoch suchten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, wie sie ihn umbringen könnten. Das steht in Kapitel 22, Vers 2. Sie fürchteten das Volk. Denn sie wussten: Wenn wir Jesus weiter lehren lassen, verlieren wir das Volk. Sie fürchteten, dass das Volk auf seine Seite kommt.
Das heißt, sie mussten schnell handeln. Sie wollten den Messias möglichst schnell umbringen, weil sie sonst das Volk verlieren würden. Sie hatten die religiöse Autorität, doch wenn Jesus weiter so lehrt – vom Königreich und von dem, wer er ist und was Gott eigentlich wirklich meint –, dann verlieren sie das Volk.
Dann kam Judas und sagte ihnen: „Ich habe eine gute Idee. Was gebt ihr mir?“ Er bot ihnen eine Möglichkeit an, Jesus zu einem Zeitpunkt auszuliefern, an dem das Volk es nicht merkt.
Die Hohenpriester konnten ja nicht in den Tempel gehen, weil dort tausend Leute waren. So einfach Jesus, den sogenannten Messias, herauszuholen und zu kreuzigen, wäre unmöglich gewesen. Es hätte einen Aufstand gegeben.
Aber wenn man ihn im Geheimen verhaften könnte, wäre das wunderbar. Judas sagte: „Ich kenne die Gepflogenheiten meines Herrn genau. Ich sage euch, wann er allein ist. Dann hole ich euch das Zeichen, und ihr könnt ihn am Abend verhaften.“
Dann kam dieser Donnerstag, dieser denkwürdige Donnerstag in dieser Woche. Da erklärte der Herr Jesus seinen Jüngern das Passa.
Merkt ihr, wie oft hier von Passa die Rede ist? Vers 1: das Passa, Vers 7: das Passa, Vers 8: bereitet uns das Passa. Vers 11: Ihr sollt zu dem Hausherrn des Hauses sagen, der Lehrer sagt dir, wo ist das Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passa esse. Das heißt also, das Passa steht im Zentrum.
In Vers 13 heißt es: Sie gingen weg und fanden es so und bereiteten das Passa vor. Vers 15: Mit großer Sehnsucht habe ich begehrt, dieses Passa mit euch zu essen, bevor ich leide. Jesus wusste, was auf ihn zukommen würde, das war alles klar. Für ihn war klar, dass er von dem Volk verworfen werden würde und dass er vorher leiden muss.
Aber wie kann er jetzt seinen Jüngern beibringen, was der Weg Gottes ist? Die Jünger glaubten, wenn Jesus jetzt nach Jerusalem kommt, würde er das Königreich aufrichten. Wir müssen uns ein bisschen in die Jünger hineinversetzen, dann verstehen wir den Herrn Jesus. Die Jünger dachten: Jetzt geht es richtig los. Unser Herr hat gesagt, er wird das Königreich aufrichten, und unser Herr ist der König, der Messias. Von ihm ist im Alten Testament vorausgesagt, dass er die Römer vertreiben wird und es wunderbar werden wird.
Doch der Herr Jesus fragt sich, wie er den Jüngern erklären kann, dass er verworfen wird und leiden muss. Er hat manchmal davon geredet und vorausgesagt, dass die Hohenpriester ihn verwerfen, er leiden muss und am dritten Tag auferstehen wird. Insgesamt hat er fünfmal vorausgesagt, doch es war für die Jünger schwer, das zu verstehen.
Jetzt hat Jesus gesagt: Ich treffe mich mit meinen Jüngern in einem Geheimtreffen und erkläre ihnen das Passa. Ich erkläre ihnen das Königreich und den Ablauf, wie es wirklich geschehen soll. Es wird zwei Phasen geben, eine unsichtbare und eine sichtbare. Und wo soll ich mein Königreich aufrichten? Natürlich in der Hauptstadt, in Jerusalem.
Er trifft sich in Jerusalem mit ihnen, im Herzen der Stadt, die der Messias nicht mag. Im Herzen der rebellischen Stadt gibt es einen Hausherrn. Jesus geht zu ihm und sagt: Wo ist das Zimmer? Der Hausherr hatte einen großen Saal, heißt es in Vers 12, einen großen Saal mit viel Platz für Jesus.
Wenn wir das Lukas-Evangelium lesen, wie hat es dort angefangen? Zu Weihnachten war da viel Platz für Jesus? Nein, kein Platz für Jesus. Kein Platz für den, der gekommen ist. Aber hier war ein Mann, der hat ein Haus und viel Platz für Jesus. Und das hat er zur Verfügung gestellt.
Ein anderer hat einen Esel zur Verfügung gestellt. Der König kommt und will ein Haus, der König kommt und will ein Auto statt des Esels. Der König möchte und braucht es, also stellt es ihm zur Verfügung. Der Mann stellt das Haus zur Verfügung. Der Herr hat Recht darauf, denn er ist der Herr und braucht es.
Ihr sollt zu dem Hausherrn sagen, der Lehrer sagt: Wo ist das Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passaessen mache? Dann kommt dieser feierliche Augenblick, und man denkt sich: Wieso so feierlich und wieso gerade beim Passa-Fest? Was macht der Herr Jesus?
Der Herr Jesus hat dir etwas ganz, ganz Wichtiges vor. Er möchte den Jüngern zeigen: Mein Tod ist kein Zufall. Es wird für euch aussehen wie ein Unfall, was jetzt kommt. Es wird für euch aussehen wie ein furchtbarer Fehler. Du lässt dich jetzt wieder verhaften und wieder kreuzigen.
Der Herr Jesus möchte ihnen zeigen: Mein Tod ist kein Zufall und kein Unfall. Mein Tod ist auch kein Opfer eines Irrtums, dem man so sagt, es sei leider passiert. Es war ein Fehler von den Behörden. Es war auch kein Versagen von Jesus. Vielleicht könnten die Jünger dann denken: Jetzt hat unser Herr versagt. Er kommt als König und wird gekreuzigt. Er hat versagt.
Weil der Herr Jesus das vorausweist, macht er hier ein ganz feierliches Treffen an diesem Passa-Mal, an diesem letzten Passa-Mal. Die Juden haben an diesem Tag ja alle das Passa-Mal gefeiert. Und dann wollte er ihnen zeigen: Schaut, mein Tod ist eigentlich die Erfüllung dieses Passa-Mals.
Mein Tod ist die Erfüllung von dem Lamm, das jedes Jahr geschlachtet wird zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. Da war ein Lamm, das sein Blut lassen musste, damit die Israeliten gerettet werden. So bin ich das Lamm, das sein Blut lässt, damit die Israeliten gerettet werden. Ich bin die wahre Erfüllung von dem Passa.
Mein Tod war schon lange von Gott vorausgeplant und vorausgesehen. Jetzt sollten die Jünger das verstehen.
Dann kommt das Essen. Die Juden haben beim Passa-Essen einen bestimmten Ritus, der aus zehn Punkten besteht. Diese sind aus dem Talmud bekannt, dem jüdischen Religionsbuch, das Auslegungen und Vorschriften enthält. Man kann heute im Talmud nachlesen, wie das Passamal abläuft.
Zuerst wird ein Becher genommen – kein goldener Kelch, sondern ein ganz normaler Becher. In diesen wird Wasser, Wein, verschiedene Gewürze und Honig gemischt, sodass ein schmackhaftes Getränk entsteht. Danach wird gesegnet und gelobt, also ein Lobesspruch gesprochen.
Als Zweites taucht der Hausvater mit einem Lobesspruch einige Kräuter in eine Schüssel mit einer Sauce aus bitteren Kräutern, die Chasoreth heißt. Dann beginnt er zu essen. Der Hausvater ist in diesem Fall der Herr Jesus, denn er hat die anderen eingeladen.
Der dritte Punkt ist der zweite Kelch. Ein weiteres Mal wird ein Becher gemischt mit Wasser, Wein und Gewürzen. Dann fragt der älteste Sohn des Hauses den Vater: „Warum tust du das? Warum machen wir das, Vater?“ Der Vater muss dann erklären, warum das Passamal geschlachtet und gegessen wird. Wir wissen nicht, welcher Jünger die Frage stellte, aber es war ein streng vorgeschriebener Ritus, an den sich die Jünger sicherlich hielten. Einer stellt die Frage, und der Herr Jesus erklärt.
Dann wird der erste Teil des großen Hallels gesungen, Psalm 113 und Psalm 114. Das ist der vierte Punkt.
Der fünfte Punkt ist der zweite Kelch, der nun herumgereicht und getrunken wird. Zuerst trinkt der Hausvater, dann die anderen. Danach wäscht der Vater seine Hände, nimmt zwei Stück Brot, bricht eines davon und legt es auf das andere, ungebrochene Brot. Er spricht ein Dankgebet über das Brot und dankt für die Frucht der Erde.
Dann wickelt er das Brot mit bitteren Kräutern, taucht es in die Chasoreth-Sauce ein, beißt davon ab und gibt den anderen ebenfalls ein Stück. Sie essen wieder ein Stück Brot. Dann nehmen sie auch ein Stück vom Lamm dazu und essen das Lamm. Das ist das eigentliche Essen.
Das ist der sechste Punkt: Alle beginnen zu essen.
Der siebte Punkt ist der Abschluss des Essens. Wenn der Vater aufhört zu essen, hören alle auf. Nachdem der Vater den letzten Bissen gegessen hat, isst niemand mehr. Das Lamm muss vollständig gegessen sein. Ist es zu groß, müssten Nachbarn oder andere Familien eingeladen werden, damit das Fleisch aufgegessen wird.
Nach dem Essen, wenn der Vater fertig ist, wird der dritte Becher vorbereitet. Es wird erneut ein Becher mit Wasser, Wein und Gewürzen gemischt.
Der achte Punkt ist das Singen der Psalmen 115 bis 118, der zweite Teil des großen Hallels.
Nach dem Lied gibt es noch den vierten Kelch. Als Abschluss werden die Psalmen 120 bis 137 gesungen, das kleine Hallel. Diese Psalmen sind kurz, aber werden gut gesungen, und danach ist das Passamal beendet.
Wir dürfen annehmen, dass der Herr Jesus es genauso gemacht hat. Doch etwas ist interessant, und darauf möchte ich jetzt eingehen.
In Vers 15 sagt der Herr Jesus: „Mit großer Sehnsucht habe ich begehrt, dieses Passa mit euch zu essen, bevor ich leide. Denn ich sage euch, ich werde davon auf keinen Fall mehr essen, bis es erfüllt sein wird im Königreich Gottes.“ Hier sagt Jesus, dass er mit den Jüngern nie mehr Passa essen wird, bis das Reich Gottes kommt. Das Reich Gottes in Herrlichkeit, nicht im Geheimen. Denn gerade das Reich Gottes im Geheimen wird jetzt aufgerichtet, aber bis es in Herrlichkeit kommt, wird er nicht mehr mit ihnen essen. Das muss ein Schock für die Jünger gewesen sein.
In Vers 17 heißt es, er nahm einen Becher. Nicht „den“ Becher, sondern „einen“ Becher. Wie wir aus dem Ritus wissen, war das der dritte Becher. Matthäus sagt, nach dem Mahl nahm er den Becher – also den dritten Becher, der nach dem Essen getrunken wird. Lukas sagt nur, er nahm einen Becher, aber Matthäus definiert es genau. Es ist der Becher nach dem Mahl, der dritte Kelch.
Jetzt nimmt er den Becher in die Hand, und wir müssen genau lesen, was dort steht. Er dankt, sagt: „Nehmt ihn, teilt ihn unter euch.“ Haben die Jünger ihn genommen? Nein, niemand nimmt den Becher. Er sagt: „Nehmt ihn und teilt ihn unter euch, denn ich sage euch, ich werde auf keinen Fall mehr vom Erzeugnis des Weinstocks trinken, bis dass das Königreich gekommen ist.“ Das wird das letzte Mal sein, dass er mit ihnen einen Becher trinkt. Das Staunen der Jünger muss noch größer gewesen sein.
Der dritte Kelch, der dritte Becher – aber er trinkt ihn nicht. Er steht nicht auf, um zu trinken. Es steht noch der Fächer in der Mitte des Tisches beziehungsweise auf dem Boden. Einen Tisch gab es nicht, höchstens ein Brett oder etwas Ähnliches.
Was macht Jesus? Er trinkt nicht, sondern nimmt Brot. Die Jünger sagen: „Moment, Moment, Moment, dieser Passaritus ist falsch. Was machst du?“ Das Essen ist eigentlich fertig. Wenn das Lamm gegessen ist, wird nichts mehr gegessen. Das Essen ist zu Ende. Der dritte Kelch sollte jetzt getrunken werden, aber Jesus steht nur da.
Dann nimmt Jesus das Brot, dankt, bricht es und gibt es ihnen. Er sagt: „Dies ist mein Leib.“ Das bedeutet: „Dieses Brot ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis, zur Erinnerung an mich.“
Ebenso nimmt er den Becher. Was macht er? Der Becher steht im Zentrum, er wurde gemischt. Dann kommt das Brot, das herumgereicht und gegessen wird, und danach kommt der Becher, der dritte Kelch, der jetzt herumgereicht wird.
Er sagt: „Nehmt den Becher nach dem Mahl, dieser Becher ist der neue Bund in meinem Blut.“ Dieser Becher steht offensichtlich im Zentrum an jenem Abend, dem Gründonnerstag. Er erklärt ihnen, dass so wie dieser Becher mit Wein gefüllt ist, so wird er selbst vergossen werden.
Dieser Becher ist ein Zeichen, ein Symbol. Er ist nicht der Bund selbst, sondern stellt den neuen Bund dar, der in seinem Blut geschlossen wird, das für sie vergossen wird.
Dann trinken sie. Zuerst essen sie das Brot, dann trinken sie den Wein. Deshalb machen wir es auch so: Erst das Brot, dann den Wein.
Dieser Becher symbolisiert das Blut des Herrn Jesus. Natürlich nicht wirklich, denn sie wussten, wo das Blut war, und sie hätten niemals Blut getrunken. Das wäre strengstens verboten gewesen. Niemals würde ein Jude Blut trinken.
Aber hier unterbricht der Herr Jesus mitten im Passaritus den Ritus und sagt: „Dieser dritte Kelch, dieser dritte Becher, ist der Neubund. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Jesus trinkt von diesem dritten Kelch zuerst, er ist immer der Erste, der trinkt, und die anderen folgen.
Der vierte Kelch wird bei Matthäus erwähnt, sie standen auf und sangen das Lob, das Hallel, Psalm 113 bis 114. Was auch immer sie danach taten, sie hatten das Hallel fertig gesungen. Doch vom vierten Kelch wird nie mehr gesprochen.
Der Herr Jesus sagt in Vers 18 noch einmal: „Ich werde nicht mehr vom Erzeugnis des Weinstocks trinken, bis das Königreich Gottes gekommen ist. Ich werde mit euch nicht mehr trinken, bis das Königreich kommt. Dann werden wir trinken.“
In Vers 28 sagt er: „Ihr seid es, die mit mir geblieben seid in meinen Versuchungen, und ich vermache euch, so wie mir mein Vater vermachte, ein Königreich, damit ihr esst und trinkt an meinem Tisch, in meinem Königreich und sitzt auf Thronen und richtet die zwölf Stämme Israels.“
Dann ist die Passamahlzeit beendet, das letzte Passamal ist zu Ende. Doch in Wirklichkeit ist es nicht zu Ende, denn das letzte Passamal, das der Herr Jesus mit den Jüngern gegessen hat, hatte keinen Abschluss, weil der vierte Kelch nicht getrunken wurde.
Aber dann sagt er: „Ich werde es mit euch neu trinken im Königreich, ich werde es mit euch neu feiern im Königreich Gottes. Dann werdet ihr mit mir essen und trinken in meinem Königreich.“
Also, was sollen die Jünger lernen? Was sollen die Jünger die ganze Zeit lernen? Ihr seid meine Untertanen, die anderen haben mich verworfen, aber ihr seid meine Untertanen. Ich gehe hin, werde ausgeliefert und geschlachtet.
Und jetzt, in Kapitel 24, wird der König geschlachtet. Es kommt, wie es kommen muss: Die Jünger sind völlig am Ende. Sie sind enttäuscht, vergraben sich und verstecken sich. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen. Jesus wusste, dass es schwer für die Jünger wird, denn sie hatten es einfach noch nicht verstanden.
Doch dann, in Kapitel 24, kommen die Frauen. Sie berichten, dass Jesus auferstanden ist. Die Jünger glauben es nicht, sie verstehen diese Dinge nicht. In Kapitel 24, Vers 13, lesen wir von zwei Jüngern – es waren nicht die Zwölf, sondern andere, die aber mit den anderen zusammen waren und alles wussten, was Jesus mit den Jüngern gefeiert hatte.
Diese zwei Jünger, einer hieß Kleopas, gingen nach Emmaus. Ich lese die Geschichte nicht vor, denn ihr kennt sie alle. Es heißt, sie waren traurig und unterhielten sich über die traurige Sache, dass Jesus gekreuzigt worden war. Während sie so gingen, kam ein Fremder zu ihnen – es war der Herr Jesus. In Vers 16 steht, dass ihre Augen festgehalten wurden, sodass sie ihn nicht erkannten.
Jesus ging mit ihnen und fragte: „Was habt ihr da? Worüber redet ihr da?“ Sie antworteten: „Weißt du das nicht? Bist du der Einzige in Jerusalem, der das nicht weiß? Bist du der Einzige, der nicht wirklich Bescheid weiß über die Dinge, die in Jerusalem passiert sind?“
Dann fragt er: „Was denn?“ In Vers 19 antworten sie: „Die Sachen von Jesus, dem Nazarener. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Unsere Hohenpriester und Obersten haben ihn zum Todesurteil ausgeliefert und gekreuzigt.“
In Vers 21 sagen sie weiter: „Wir hatten gehofft, dass er es ist, der Israel erlösen wird. Aber heute ist der dritte Tag seit diesen Ereignissen. Einige Frauen aus unserer Gruppe haben uns erstaunt: Sie kamen früh zum Grab, fanden seinen Leib nicht und sagten, sie hätten eine Vision von himmlischen Boten gesehen, die sagten, er lebt. Einige von uns gingen zum Grab und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten, aber Jesus selbst sahen sie nicht.“
In Vers 25 sagt Jesus zu ihnen: „Warum seid ihr so unverständlich? Warum seid ihr so langsam zu begreifen? Warum glaubt ihr nicht den Propheten?“
Es war sehr freundlich von Jesus, dass er so mit ihnen ging und ihre Zweifel und Klagen anhörte, ohne sich ihnen aufzudrängen. Dann begann er, mit ihnen zu reden.
Aber was war so schwierig für die Jünger? Warum hatten sie so große Schwierigkeiten, an die Auferstehung zu glauben? Sie hatten zwei Probleme.
Das erste: Die religiösen Führer waren damals sehr mächtig und hatten starken Einfluss auf das Volk. Sie hatten Jesus getötet, also musste es wohl richtig gewesen sein. Für einen strenggläubigen Katholiken gilt: Wenn der Papst etwas tut, dann muss es richtig sein. So müssen wir uns das vorstellen. Die religiösen Führer in Jerusalem taten, was richtig war. Tod und Auferstehung eines Messias passten nicht in ihre Vorstellungen vom Messias und seinem Königreich. Wieso sollte ein Messias sterben?
Das waren die zwei großen Probleme der Jünger: ein falsches Messiasverständnis und ein falsches Verständnis vom Reich Gottes.
Was musste Jesus also tun, damit sie das richtige Verständnis bekommen? Ganz klar: Er musste ihnen anhand der Bibel zeigen, dass der Messias sterben musste. Die Erlösung, die der Messias bringt, kommt nur durch sein Sterben – nicht dadurch, dass er sich einfach als Messias auf den Königsthron von Jerusalem setzt und sagt: „Ich bin jetzt der König.“
Er musste ihnen die Bibel erklären, und genau das tat er. Er sagte: „Habt ihr nicht verstanden? Musste nicht der Messias leiden, eingehen in seine Herrlichkeit?“ (Vers 26).
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger fragten: „Wo steht das?“ Jesus antwortete: „Warte, ich erkläre es euch.“
Die Juden der damaligen Zeit kannten die Bibel sehr gut. Man brauchte keine Bibeln oder Buchrollen zum Mitnehmen, weil sie die Schriften auswendig konnten. Jesus sagte: „Denkt doch mal an Psalm 16.“ Jeder Jude kannte Psalm 16 auswendig, weil es Lieder waren, die sie ständig sangen.
Jesus führte sie durch Psalm 16 und erklärte ihnen, dass dort steht: „Du wirst nicht zulassen, dass mein Leib die Verwesung sieht.“ Er sprach vom Messias. Dann gingen sie durch Jesaja 53, das ebenfalls jeder Jude auswendig kannte. Dort steht, dass der Messias nach seinem Tod leben wird. Wie kann das sein? Jesus öffnete ihnen die Schriften.
Er zeigte ihnen, dass ihre Messias-Erwartungen einseitig waren. Der Messias musste sterben, und die Erlösung, die er bringt, ist eine Erlösung von Sünden, die nur durch sein Sterben möglich ist. Die Leiden des Messias waren genau nach Gottes Plan.
Wahrscheinlich erklärte ihnen das Passahfest, dass zuerst ein Passahlamm sterben muss, bevor das Königtum kommt. Zuerst muss ein Passahlamm sterben, damit die Israeliten aus Ägypten befreit werden können, dann bekommen sie ihren König. Wenn Israel einen König bekommt, muss vorher ein Passahlamm sterben. Der Messias muss zuerst ein Passahlamm sein, bevor er ein David wird.
Langsam dämmerte es ihnen: Der Tod war kein Fehler, kein Hindernis für seine Herrlichkeit, sondern der Weg zur Herrlichkeit. Das war das entscheidende Mittel, um die Erlösung zu bringen: der Tod. Das war schwer für die Jünger.
Aber jetzt kam ein Problem: Wenn sie glauben, dass Jesus auferstanden ist, wo ist er dann? Das war eine gute Frage. Jesus hatte auch ein Problem: Wie erklärt er seinen Jüngern, dass er es ist? Er konnte nicht einfach sagen: „Übrigens, der Messias bin ich.“ Das geht nicht so einfach.
Jesus stellte sich so, als wolle er weitergehen. Die Jünger waren an ihrem Ziel angekommen und sagten: „Komm, es wird Abend. Es war so spannend mit dir. Unser Herz brennt, wie du uns die ganze Bibel erklärt hast. Bleib doch bei uns.“
Jesus antwortete: „Gut, ich komme zu euch.“ In Vers 29 heißt es, dass er mit ihnen zu Tisch ging, um bei ihnen zu bleiben. Sie setzten sich zum Essen.
Es war schwer für Jesus und die Jünger, denn die Jünger dachten: Wenn Jesus auferstanden ist, dann ist er irgendwie anders. Nach dem Tod ist man anders. Jeder könnte kommen und sagen: „Ich bin der auferstandene Jesus“, aber ich sehe anders aus. Wie kann man sicher sein, dass es wirklich Jesus ist? Es hätten leicht Betrüger auftreten können.
Die Frage war: Wie hat der auferstandene Jesus seine Jünger überzeugt? Interessanterweise wurden sie durch eine Handlung überzeugt. Er nahm das Brot, lobte, dankte, brach es und gab es ihnen.
Die Jünger dachten: „Moment mal, das passt! Die Zwölf haben uns erzählt, dass er das Brot nahm, dankte, brach und gab.“ Da wurden ihnen die Augen geöffnet. Es steht nicht, dass es durch ein Wunder geschah, aber klar ist: Sie erkannten ihn.
Er wurde unsichtbar vor ihnen. Es steht nicht, dass sie seine Wundmale gesehen haben. Woran erkannten sie ihn? Später erzählten sie, dass sie ihn beim Brechen des Brotes erkannt hatten (Vers 35).
Sie hatten eine Handlung vor sich, und durch diese Handlung wurden ihnen die Augen geöffnet. Jetzt verstanden sie die Bedeutung des Abendmahls: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Die Jünger gaben das weiter, und auch wir sollten es tun – zur Erinnerung an ihn.
Jetzt dämmert es ihnen: Niemand sonst in der Welt hat sein eigenes Leib zur Erlösung geopfert. Jetzt wussten sie, wer er ist: der Messias-König, der starb, um Israel von den Sünden zu erlösen.
Als sie ihn erkannten, war es nicht mehr nötig, dass er sichtbar bei ihnen war. Er blieb da, wurde aber unsichtbar.
Wie ist es bei uns? Sobald jemand den Messias erkannt hat, ist es nicht mehr nötig, dass er sichtbar da ist. Er ist ohnehin da, unsichtbar. Wenn wir Brot und Wein vor uns haben, besteht die Gefahr, dass wir es als Routine ansehen. Doch das ist das Wesentliche, was Jesus gesagt hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Der Herr Jesus gibt uns eine Erinnerungshilfe an seinen Tod, und es geziemt sich, in seiner Gegenwart besonders auf das zu achten, was er für uns getan hat.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Als sie ihn erkannten, war er weg. Der Herr ist unsichtbar, aber er hat uns ein symbolisches Mahl hinterlassen.
Wir sind auf einer Reise unterwegs. Wo ist unser König, und wie öffnet er uns die Augen? Brennte nicht unser Herz, als er uns aus der Schrift zeigte? Der Herr öffnet die Schrift und gibt uns das Symbol von Brot und Wein.
Es gab einmal eine Geschichte, die ich schon vor vielen Jahren erzählt habe, doch ich habe vergessen, wie genau sie ging. Sie handelte von einem Fürsten in England, zur Zeit von Richard Löwenherz. Ist Richard Löwenherz ein Begriff? Hier in Österreich kennt man ihn. In dieser Zeit gab es einen Fürsten, einen Lord, der eine Schar von Anhängern hatte.
Dieser Lord musste ins Ausland fliehen, weil er verfolgt wurde. Er überlegte, was er mit seinen Anhängern tun sollte. Er wollte, dass sie ihn in guter Erinnerung behalten, immer an ihn denken und sich bewusst werden, dass er wieder zu ihnen zurückkehren würde. Deshalb ließ er am Boden ein Mosaik anfertigen. Wenn man es betrachtete, sah man nur verschiedene Farben und dachte: „Moderne Kunst.“
Doch der Lord ließ auch einen großen Kelch machen, der schimmerte. Wenn man den Kelch in die Mitte des Mosaiks stellte und aus einer bestimmten Perspektive hineinschaute, konnte man die Gesichtszüge des Lords im Kelch sehen. Ein schönes Bild.
Der Herr Jesus hat es nicht so gemacht mit uns, aber er gibt uns Wein und Brot – ganz einfache Dinge. So sollen wir seinen Charakter und sein Wesen vor Augen haben und uns daran erinnern, was er für uns getan hat. Er hinterließ uns sein Wort als Erinnerungshilfe für unser geistliches Leben. Wenn wir als Geschwister zusammenkommen und das tun, ist das keine bloße Routine oder ein Anhängsel. Es ist etwas Wichtiges.
Wenn man etwas oft tut, kann es zur Routine werden. Das Problem ist nicht, dass man es seltener tun soll. Manche sagen: „Feiert das Abendmahl nur noch einmal im Jahr, dann ist es kein Problem.“ Nein! Wenn ich meine Frau nur einmal im Jahr küsse, damit es nicht zur Routine wird, wäre das doch auch nicht schön. Es geht nicht darum, etwas seltener zu tun, sondern sich bewusst zu machen, wer der ist, den man so schätzt und verehrt.
Man muss sich das bewusst machen und darüber nachdenken. Wenn wir zusammen sind und das Mahl des Herrn einnehmen, wünscht man sich oft, dass jemand aufsteht und etwas vom Herrn vorliest, was uns in der Erinnerung hilft. Manchmal liest jemand Psalm 22, Psalm 69 oder Jesaja 53. Oder nur einen Vers aus Jesaja 53, Psalm 22, Psalm 16 oder aus Jona Kapitel 2. Dort sieht man, wie das Gebet von Jona dem Gebet des Herrn Jesus im Grab ähnelt.
Das bedeutet, dass ich mich innerlich vorbereite. Ich sage: „Heute ist wieder Sonntag. Was werde ich beitragen?“ Ich spreche hier die Männer an, die Brüder. Die Frauen und Schwestern bereiten sich innerlich vor, doch die Brüder sind aufgerufen, zu sprechen, zu beten und dem Herrn etwas von sich zu bringen.
Es heißt in 5. Mose 16, nicht mit leeren Händen vor Gott zu erscheinen, sondern mit gefüllten Händen. Das heißt: Ich bringe etwas – sei es ein Gebet, ein Wort oder ein paar Gedanken zu einem Wort, das mir wichtig geworden ist. Im Zentrum steht das Wort und der Herr selbst.
Oder ich bringe einen Liedvers, den ich gelesen habe und vorlese oder den wir gemeinsam singen. Wir singen nicht einfach ein Lied. Wir haben uns angewöhnt, einen Liedwunsch zu äußern. Man wünscht sich kein Lied, sondern hat ein Anliegen für ein Lied. Warum? Weil dieses Lied ein Beitrag zur Ehre des Herrn ist. Es geht nicht darum, dass mir das Lied gefällt oder ich es lange nicht gehört habe.
Das Lied dient der Ehre des Herrn oder der Auferbauung der Gläubigen. So hilft es uns, den Herrn zu ehren. Wenn ich eine Frau bin, kann ich dem Mann sagen, dass es gut wäre, dieses Lied zu singen. Der Mann ist eigentlich derjenige, durch den das läuft. Alles, was in der Öffentlichkeit geschieht, läuft über den Mann.
Wenn meine Frau ein Lied vorschlägt, aber ich der Meinung bin, dass es nicht passt, sage ich das. Wenn ich es für geeignet halte, singen wir es. So können wir den Herrn ehren und uns bewusst machen, wie wichtig es ist, wenn wir jedes Mal das Mahl des Herrn feiern oder „essen“, wie man auch sagt. Es ist in gewissem Sinne eine Feier.
Der Herr Jesus, als die Jünger miteinander redeten, stand plötzlich mitten unter ihnen. Er war vorher schon da, aber unsichtbar. Jetzt war er sichtbar da. In Lukas 24, Vers 36, heißt es: „Während sie redeten, stand Jesus selbst in ihrer Mitte.“
Mir ist bewusst geworden, dass der Herr Jesus während des Singens, während der Versammlung und des Gesprächs in der Mitte der Geschwister steht. Sie sehen ihn nicht mit den äußeren Augen, sondern mit den inneren Augen sollen sie ihn sehen. Natürlich hat er sich auch sichtbar gemacht und sagte: „Friede sei mit euch.“ Die Jünger erschraken, was verständlich ist.
Doch dann stellte er sich hin und sagte in Vers 44: „Dies sind die Worte, die ich zu euch redete, als ich noch mit euch zusammen war: Alles muss erfüllt werden, was über mich geschrieben ist im Gesetz Mose, den Propheten und in den Psalmen.“ Er öffnete ihnen den Verstand, damit sie die Schriften verstehen konnten.
Zuerst öffnete er die Schrift, dann öffnete er ihren Verstand. Genau das ist auch heute der Dienst Jesu: Er öffnet unseren inneren Sinn, damit wir die Schriften verstehen. Wir können sie nur verstehen, wenn wir sie lesen. Ohne Lesen geht es nicht. Wenn wir aber darin leben, schenkt uns der Herr mehr und mehr Licht.
So steht es geschrieben: Der Messias, der Gesalbte, musste leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen. Über seinen Namen muss Buße und Vergebung der Sünden verkündet werden für alle Völker, beginnend in Jerusalem.
Jerusalem ist das Zentrum. Dort ist er gestorben, dort hat er sein unsichtbares Königreich gegründet. Eines Tages wird er in Jerusalem sichtbar sein Königreich aufrichten. „Bleibt in Jerusalem“, sagt er zu ihnen. Nachdem sie den Heiligen Geist empfangen haben, schickt er sie von Jerusalem hinaus in die Welt.
Damit möchte ich für heute schließen. Stehen wir auf zum Gebet.
König der Könige, was haben sie dir angetan? Du bist der König der Könige, und dennoch haben sie dir Leid zugefügt. Aber du hast es über dich ergehen lassen, damit du überhaupt König über unsere Herzen werden kannst. Damit du erlöste Herzen an dich ziehen kannst.
Herr, wir beten, dass dein Königtum uns ganz real wird in unserem täglichen Leben. Dass wir im Bewusstsein deiner Gegenwart leben. Wir danken dir, Herr, dass wir dich eines Tages sehen und erkennen werden, dass du immer in unserer Mitte warst.
Danke, dass du uns auch durch das Mahl des Herrn heiligst. Dass du uns damit eine Hilfe schenkst, um in Heiligkeit zu leben. Danke, dass du uns durch die Symbole eine Erinnerungshilfe gegeben hast. Und danke, Herr, dass wir durch das Mahl des Herrn Gemeinschaft ausdrücken können.
Wir beten, dass du uns segnest. Hilf uns, dieses Mahl in einer dir würdigen Weise zu feiern und zu uns zu nehmen. Dass wir die Zeit mit dir verbringen. Wir bitten dich auch um deinen Segen für den weiteren Tag. Hilf uns, die ganze Woche im Bewusstsein deiner Gegenwart, des Königs, zu wandeln.
Amen.