Wie war das bei euch, liebe Männer damals? Bei uns in der Schule hatten die härtesten Jungs die meisten Bläsuren – egal, ob sie vernarbt oder noch frisch waren. Hauptsache, es hat mal geblutet. Was hat man damals alles gemacht? Man kletterte auf Bäume, gab bei den Zweikämpfen auf dem Fußballplatz nicht nach, und das hinterließ natürlich seine Spuren. Und wir waren stolz darauf.
Wenn man dann, umringt von seinen Mitschülern und Mitschülerinnen, die entsprechenden Geschichten erzählen konnte – „Hier musste ich sogar genäht werden“ –, dann gab es Bewunderung in der ganzen Runde. Helden haben Narben.
Im Neuen Testament gibt es das Wort „Typos“. Wörtlich übersetzt bedeutet es „sichtbarer Eindruck eines Schlages“. Es ist im Sinne einer Delle oder Spur zu verstehen. Es wurde auch verwendet für einen Stempel oder für ein Siegel und steht außerdem für ein Vorbild. Darum soll es heute Nachmittag beim Abschluss noch einmal gehen.
Ich möchte die Fortsetzung machen in dem Text, der uns heute Vormittag beschäftigt hat. Wir waren im Philippabrief, Kapitel 3, und sind bis Vers 16 gekommen. Ich lese die direkte Fortsetzung ab Vers 17 bis zum Schluss des Kapitels vor:
Paulus schreibt hier: „Folgt alle meinem Beispiel, Geschwister, und richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt. Viele leben nämlich ganz anders. Ich habe euch schon oft vor ihnen gewarnt, und auch jetzt kann ich nur unter Tränen von ihnen reden. Sie sind Feinde des Kreuzes Christi und enden im Verderben. Ihr Gott ist ihre eigene Begierde, und sie sind stolz auf Dinge, für die sie sich eigentlich schämen müssten. Das Einzige, was sie interessiert, ist diese irdische Welt. Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter, Jesus Christus, den Herrn. Er wird unseren unvollkommenen Körper umwandeln und ihn seinem eigenen Körper gleichmachen, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt. Er hat die Macht dazu, genauso wie er auch die Macht hat, das ganze Universum seiner Herrschaft zu unterstellen.“
„Folgt alle meinem Beispiel“, sagt Paulus. „Richtet euch auch an denen aus, deren Leben dem Vorbild entspricht, das ihr an uns habt.“ Folgt dem Vorbild, dem Typos, das dem entspricht, das ihr habt. Worum es Paulus geht, ist, dass du die Menschen, die dich prägen sollen, sorgfältig auswählen solltest. Du wirst immer denen ähneln, mit denen du am meisten Zeit verbringst.
Das war heute Morgen ja ganz aufschlussreich, als hier mit diesem Mentimeter zusammengefasst wurde, die Worte größer wurden: Wer hat euch am meisten geprägt? Ich habe mich gefreut, dass oft das Wort Vater, Papa, Eltern kam. Wenn man das alles zusammenfassen würde, wäre das wahrscheinlich ein recht großer Begriff geworden. Gut, dass wir auch viel Zeit mit unseren Eltern verbracht haben.
Also hast du 18 Jahre oder mehr mit deinen Eltern verbracht, und wenn es eine positive Prägung war, die aus deinem Elternhaus hervorgegangen ist, dann kannst du dich glücklich schätzen. Danke Gott dafür, es ist nicht bei jedem so. Die Eltern mancher von euch sind nicht mehr am Leben, bei mir sind es auch nur noch wenige. Es sind jetzt andere, die uns prägen.
Wer ist heute für dich ein Vorbild? Die Menschen, mit denen du viel Zeit verbringst. Ihr seid vielleicht zu zweit oder zu dritt in der Gruppe hierhergekommen, vielleicht hat dich jemand mitgebracht. Schau mal nach links oder nach rechts: Was ist das für ein Mensch, mit dem du hierhergekommen bist? Dein Freund?
In Sprüche Kapitel 13, Vers 20 steht: „Wer sich zu Klugen gesellt, wird klug; wer sich mit Dummköpfen befreundet, ist am Ende selbst der Dumme.“ Klare Worte, die wir in der Bibel finden.
Ja, ich habe mich deswegen heute Morgen neben Matthias Rüther gesetzt – der ist mir klug. Wenn du klug, konsequent und charakterfest werden willst, solltest du dir Freunde mit entsprechenden Eigenschaften suchen. Oder so wie jemand einmal sagte: „Wer wie ein Adler in die Höhe steigen will, kann nicht bei den Hühnern bleiben.“ Damit sind natürlich nicht unsere Frauen gemeint.
Den Philippern bietet Paulus jedenfalls sich selbst als Vorbild an, allerdings nicht, damit sie alle Paulisten werden. Das ist nicht die Absicht von Paulus, wenn er sagt, nehmt mich oder uns als Vorbild. Sich an Vorbildern zu orientieren heißt nicht, dass wir alle Klone voneinander werden und nicht mehr selbständig denken oder eine eigene Meinung haben dürfen. Darum geht es Paulus wahrscheinlich nicht.
Aber wenn ich an das erinnern darf, was uns heute Morgen beschäftigt hat: Was man an uns allen erkennen sollte, das ist Christus. So sagt es Paulus in 1. Korinther 11, Vers 1: „Seid meine Nachahmer, wie ich Christi Nachahmer bin.“ Wenn an dir Christus zu erkennen ist, dann bist du gut geeignet, auch ein Vorbild für die kommende Generation oder für deine Freunde, die dir nachstehen, zu sein.
Suche dir ein Vorbild. Sei ein Vorbild auf der einen Seite, aber suche dir selber auch Männer, an denen du dich orientieren kannst – einen, an dem du Christus erkennst. Und ich will bewusst dieses Thema erweitern: Werde selber so! Wir brauchen mehr Vorbilder. Werde selber so ein Mann, an dem Christus erkannt werden kann.
Denn die Fußspuren, die wir im Schnee hinterlassen – wenn denn mal diesen Winter noch irgendwann welcher liegt – das sollen Abdrücke sein, denen andere folgen können. So sind wir ja dankbar, dass Abraham etwa Spuren des Glaubens hinterlassen hat. Davon spricht Paulus ja auch. Da sind diese Abdrücke, einen Weg vorgegangen, dem wir folgen können.
Jetzt sagst du vielleicht: Ich selber Vorbild sein? Das ist natürlich zu viel. An mir Christus erkennen? So weit bin ich ganz einfach noch nicht. John Newton, der bekehrte Sklavenhändler, auf den das wunderbare Lied „Amazing Grace“ zurückgeht – wie oft werden diese nicht mehr lange bestehenden Mauern diese Melodie schon gehört haben: „Amazing Grace, how sweet the sound“ – und dann spricht er von „a wretch like me“, also „einen Schuft wie mich“ errettet hat. Ja, ich war verloren und ich bin gerettet worden.
Dieser John Newton hat einmal gesagt: „Ich habe immer traurig einsehen müssen, dass ich weit von dem entfernt bin, der ich sein sollte und der ich werden will. Aber ich kann auch zur Ehre Gottes bezeugen, dass ich bereits weit, weit entfernt bin von dem, der ich einst war.“ Ist das nicht das Zeugnis von jedem von uns, die wir an Jesus glauben, dass das, was wir mal gewesen sind, das sind wir nicht mehr? Gott sei Dank.
Und ich glaube, wenn wir rückblickend so ein bisschen Bilanz ziehen, dann werden wir das auch feststellen – zumindest über eine längere Sicht. Da muss man das feststellen. Denkt an heute Morgen, das Kind, das sich entwickeln muss. Aber wir sind eben auch noch nicht da, wo wir hinwollen. Das, was wir sein sollten, sind wir noch nicht. Das trifft auf Newton zu, auf Paulus und auf dich und auf mich.
Wo stehst du gerade? Bist du schon Christ? Viele von euch sind es. Wenn du es nicht bist, dann mach die Sache heute mit Jesus fest, dann bekehre dich. Und wenn du es schon bist, dann verehre Gott.
Die Leute um uns herum sehen Gott ja nicht, sie sehen auch nicht den Apostel Paulus. Aber sie sehen dich. Und wenn bekannt ist, dass du dich mal zu Jesus bekannt hast, dann wird man dich beobachten. Du bist ein Vorbild. Was fällt deinem Freund an dir auf, deinem Vereinskameraden, deinem Nachbarn oder deinem Kollegen? Was erkennt man an dir? Unterschätze die Wirkung deines Vorbildes nicht.
Ich habe viele Jahre Teenagerfreizeiten geleitet – 44 solcher Freizeiten. Das waren Teilnehmer, meistens so um die 80, im Alter zwischen 14 und 17, also ein ganz spannendes Alter, Jungs und Mädchen gemischt. Ich sage euch, da war was los. So hat man manche mitprägen können.
Eine Mutter sagte mir mal: „Du bist Gott für sie.“ Ich war ein bisschen erschrocken. Hintergrund war, dass ich ein Buch empfohlen hatte bei dieser Freizeit, das in ihren Augen nur bedingt empfehlenswert war. Vielleicht war ich von gewissen Passagen begeistert, und vielleicht war es tatsächlich nicht uneingeschränkt empfehlenswert.
Und dann sagte sie: „Also sei dir deiner Verantwortung bewusst, wenn du vor den noch Minderjährigen stehst, du bist Gott für sie.“ Und ich weiß nicht, ob du in deiner Gemeinde zum Beispiel Jungschararbeit machst. Du bist so etwas wie Gott für sie. Bitte, das sollst du ihnen nicht sagen, aber das sollst du wissen.
Dessen wollen wir uns bewusst sein. Du willst ja nicht schuld daran sein, wenn andere auf eine falsche Fährte geraten. Ein Seemann damals richtete sich nach den Sternen, um den Kurs zu halten. Wenn er einem falschen Stern folgte, dann kam er nicht ordentlich an seinem Bestimmungsort an.
Es geht darum, Himmelslichter in der Welt zu sein. Davon spricht Paulus hier im zweiten Kapitel, Vers 15: „Himmelslichter sind wir in dieser Welt zur Orientierung für andere.“ Ein schönes Bild!
Wenn ein Pilot Funkmusik statt Funksprüche hört, wird er den richtigen Flughafen wahrscheinlich nicht erreichen. Was sendest du aus? Und woran orientierst du dich?
Jemand hat zu mir gesagt – da ging es ja auch um die Mitarbeit auf einer Freizeit –, er würde sich gerne hier mit einsetzen. Ich hatte ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, im Team dabei zu sein und eben den jungen Leuten auf diese Weise mit den Gaben, die Gott ihm gegeben hat, zu dienen. Er hat gesagt: „Ich würde gerne mitarbeiten, aber ich bin kein gutes Vorbild.“
Dann habe ich geschrieben: Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder dann lass es, oder aber sieh diese Frage als eine Chance an und ändere dich! Und was glaubst du, worüber sich Gott mehr freuen würde?
Natürlich können wir sagen: Ich resigniere, ich lasse es, und dann bleibe ich so, wie ich bin. Oder aber es ist ein Ansporn für mich zu sagen: Ja, Herr, dann will ich ein Vorbild werden, dann will ich an mir selber arbeiten und dich an mir arbeiten lassen und somit anderen ein Wegweiser sein.
Wahrscheinlich sind wir Experten darin zu wissen, wie man nicht sein sollte oder wen oder was wir alles meiden sollten. Aber wer ist unter uns, dem wir folgen können? Kannst du zwei oder drei Namen nennen von Menschen, die für dich gegenwärtig wirklich Vorbilder sind? Oder sind wir alles Einzelkämpfer, die uns irgendwie so durchschlagen?
Ich glaube, dass wir Männer in der Gefahr stehen, dass wir es schon hinkriegen, uns nicht nötig zu haben, irgendeinen Mentor zu haben. Das ist ja auch wieder so ein Ausdruck von Schwäche: dass ich es nötig habe. Dabei ist der Einfluss von Vorbildern so stark, und wenn es ein positives Vorbild ist, kann das so wertvoll sein in deinem Leben.
Weißt du, du kannst die Bibel von vorne bis hinten lesen – und ich empfehle das. Du kannst theologische Bücher dazu lesen, die dir alles bis ins Letzte erklären. Es gibt hier eine Bibliothek, da fragst du Michael Kotsch, der wird dich da gut beraten können.
Dann kannst du dich volllesen, bis dir die Wahrheit aus den Ohren quillt. Und dann klappst du das Buch zu samt den Bügeln deiner Brille und sagst: So ist es. Und das solltest du tun, hoffentlich sagst du das.
Wir wollen ja nicht nur Hörer des Wortes sein, sondern Täter des Wortes. „Das sollte ich tun“ – es sollte immer deine Frage oder Absicht sein, deine Intention, wenn du in der Bibel gelesen hast.
Wenn du aber die Lebensgeschichte eines Menschen ansiehst, der seinen Glauben konsequent lebt, das Beispiel von jemandem, der es geschafft hat, dann ist das nicht mehr nur Theorie, aus der du schließt: „Das sollte ich tun“, sondern du wirst sehen: „Ich kann es tun.“ Wenn der oder die das hingekriegt hat, dann kann ich das auch.
Das trägt das in unser Leben hinein, und es wird irgendwie greifbar als ein Vorbild. Vorbilder tragen die Theorie in die Praxis hinein.
Mich haben als junger Christ Biografien mitgeprägt. Ich habe mit großer Begeisterung die Biografie von John Bunyan gelesen, zum Beispiel, dem Kesselflicker von Bedford, der immer, wenn er rauskam, wieder öffentlich gepredigt hat. Da kam er wieder rein in den Knast und hat zwölf Jahre im Gefängnis verbracht. Er hat die Pilgerreise geschrieben, eigentlich für seine kleine behinderte Tochter. Sie ist Weltliteratur geworden. Jeder sollte die Pilgerreise gelesen haben.
Die Geschichte von John Bunyan ist nicht weniger spannend – seine Biografie eines Glaubensmannes. Robert Cleaver Chapman, Georg Müller und andere habe ich verschlungen.
Liest du? Unser Alltag lässt das kaum zu, aber verachte auch kleine Portionen nicht. Diszipliniere dich darin und lies und beschäftige dich mit solchen Lebensbildern. Erzähle deiner Frau und deinen Kindern von dem, was du an Erkenntnissen gewonnen hast.
In solchen Lebensläufen, in diesen Biografien, da siehst du den Glauben in einem Mann oder auch in einer Frau, und du sagst: „Das kann ich auch.“ Und wahrscheinlich wirst du sagen: „Das will ich auch.“ Mich hat es jedenfalls sehr motiviert: „Das will ich auch.“ So wird Wahrheit lebendig.
Und überlegt mal bitte in diesem Zusammenhang, auf welche Weise Gott uns die Wahrheit mitteilt. Der Islam, wie auch die Mormonen, lehren, dass eine Offenbarung direkt als Buch vom Himmel gekommen ist. Gott hat uns zwar ein Buch gegeben, und zwar eines, das von Genesis bis Offenbarung reicht, aber er brachte zudem eine Offenbarung, die uns noch viel näherkommt, die noch viel weitergeht.
Und das ist dieses: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ – Jesus. Die Wahrheit ist lebendig. Jesus hat es vorgemacht, Jesus hat es offenbart, er hat es ans Licht gebracht. Jesus kam als die Wahrheit in Person.
Er lässt uns die Wahrheit nicht nur lesen, sondern er kam. Thomas, einer unter den Jüngern, die diesen Jesus persönlich kennengelernt haben, die mit Jesus unterwegs waren und unglaublich viel mit ihm erlebt haben und tief ergriffen waren von Jesus – sonst hätte er nicht ganz am Ende des Johannesevangeliums Jesus angesprochen mit „Mein Herr und mein Gott“. Das war die Meinung, die sie damals von Jesus hatten. Das war nicht nur ein Rabbi für sie.
Im Roman „Sakrileg“ von Dan Brown kannst du lesen, dass erst unter Konstantin 325 nach Christus Jesus zu Gott gemacht worden sei und dass alle Gedanken, dass er nur ein Lehrer war, ausgemerzt wurden – erst dann, 325, zu Gott gemacht worden sei. Ich mache dann immer aufmerksam, dass auf diesem Buch vorne draufsteht „Roman“, aber manche nehmen das ja für Geschichte, das ist es nicht.
Die kritischsten Theologen und die liberalsten Theologen sagen, dass der Philippabrief maximal zwanzig Jahre nach dem Tod von Jesus verfasst worden ist. Und hier, im Philippa Kapitel 2, sagt Paulus so deutlich, dass, nachdem Jesus sich erniedrigt hat, er einen Namen bekommen hat, der über jeden Namen ist, damit sich in dem Namen Jesu jedes Knie sich beugen muss – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde.
Natürlich haben die Jünger Jesus als Gott angesehen. „Mein Herr und mein Gott“ – das Bekenntnis eines Thomas, nachdem er sich zunächst einmal überzeugt hat, was die Narben, Typos, in den Händen und in der Seite von Jesus betrifft. „Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal, Typos, der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege, so werde ich nicht glauben.“ Und dann? Jesus, umringt von seinen Schülern, erzählt: „Ihr die Geschichten, schaut, hier stecken die Nägel drin. Vielleicht ähnlich, wie ihr das eben gemacht habt. Und jetzt meine Seite erst.“
Helden haben Narben. Was erzählst du in deiner Männerrunde? Paulus hatte Malzeichen des Herrn Jesus an seinem Leib, spricht er im Galaterbrief, Kapitel 6, Vers 17 davon, und er war stolz darauf. Nicht was die Beschneidung angeht – das war auch so ein äußeres Zeichen, das die religiösen Juden aufzuweisen hatten –, aber dagegen spricht er sich ja gerade aus im Galaterbrief. Er rühmt sich allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den ihm die Welt gekreuzigt ist und er der Welt.
Das ist eine Narbe oder die Zeichen des Kreuzes, die uns zu besonderen Menschen machen in dieser Welt.
Hast du dir je die Frage gestellt, warum man Jona so schnell geglaubt hat? Jona, der nach Ninive kam, zumindest nach dem zweiten Anlauf, und die Leute taten Buße. Ich erlebe das ja oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und er glaubt mir nicht. Hast du das wahrscheinlich auch schon erlebt.
Nun, es ist doch vorstellbar, dass irgendjemand gesehen hat, wie Jona von dem Fisch an die Küste ausgespuckt worden ist oder ausgekotzt. Wenn dem so war, dann hat sich diese Geschichte wahrscheinlich schnell verbreitet und hat auch Ninive erreicht. Und dann frage ich mich, ob dieser Jona, als er jetzt nach Ninive in die Stadt reinkam, vielleicht durch die Verdauungssäfte des Fisches so ein bisschen gebleicht worden ist. Sieht ein bisschen anders aus, jedenfalls so sonderbar, dass niemand bezweifeln kann, wer das ist. Nämlich dessen Ruf ihm schon vorausgeeilt war. Es ist ihm klar, was ihm passiert ist, und dass jenes Stück menschliches Strandgut den Bewohnern von Ninive ein Zeichen ist.
Jesus spricht von dem Zeichen des Jona. Vielleicht bezieht sich das auf sein Aussehen. Was ich sagen will: Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen oder dieser Typos ist immer ein Beweis für die Glaubwürdigkeit der Botschaft.
Im Neuen Testament sind das die Wunder der Apostel, Hebräer Kapitel 2, als eine Bestätigung von Gott. Jona hat kein Wunder vollbracht im eigentlichen Sinne, er selbst ist das Wunder.
Und das ist genau der Knackpunkt, deine und meine Glaubwürdigkeit betreffend. Wenn sie uns nicht glauben und nicht umkehren und nicht Gott ehren, dann liegt das womöglich nicht an den ach so verschlossenen Menschen in unseren Tagen heute, dass es so schwer ist und harter Boden und so, sondern vielleicht daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht abspürt und es uns deshalb auch nicht abnimmt.
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jonas und nehmen es ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
Bist du jemand, der aus dem Tod zum Leben gekommen ist, mit Christus gestorben? Ja, das Kreuz, rühmen wir uns dessen, und mit Christus auferstanden, und tragen wir das sinnbildlich an unserem Leib, so wird die Botschaft vom Zorn Gottes in Ninive und auch in unserer Zeit heute zu einer Botschaft, auf die sie damals nicht wütend oder amüsiert reagiert hätten, sondern eine Botschaft, die ihre Herzen getroffen hat und wo Menschen umgekehrt sind, Buße getan haben.
Ja, sie waren ergriffen, wie wir hoffentlich ergriffen sind.
Jetzt sagt uns Paulus in Vers 18 auch, wer nicht unser Vorbild sein soll: „Viele nämlich sind ganz anders“, sagt er. „Ich habe schon oft vor ihnen gewarnt, und auch jetzt kann ich nur unter Tränen von ihnen reden. Sie sind Feinde des Kreuzes Christi und enden im Verderben.“
Paulus war ja ein Zähringer, den hatten sie ausgepeitscht. Was hätte der zeigen können an Narben? Haben sie ihn gefoltert? Aber er heulte wegen der körperlichen Schmerzen nie. Stattdessen hat er Loblieder gesungen im Gefängnis, hatte eine Menge Schwierigkeiten und Qualen erlebt, war verprügelt worden, hatte Haft, Aufstände durchgemacht, schlaflose Nächte, Hunger usw.
Nichts von alldem hatte ihn zu einem zornigen oder zu einem verzweifelten Mann werden lassen. Aber jetzt vergoss er Tränen, davon schreibt er hier – nicht Tränen des Selbstmitleids, sondern Tränen der Trauer über die, die er Feinde des Kreuzes Christi nennt.
Die Leute, über die Paulus weint, sind keine Trinker oder keine Huren, sondern er spricht von Menschen in Philippi, die behaupteten, Anhänger von Jesus zu sein, und sie waren genau das Gegenteil. Das, was sie mit ihrem Leben predigten, war eine einzige Lüge.
Und dann nennt Paulus drei Merkmale dieser Leute.
Er sagt erstens: „Ihr Gott ist ihr Bauch.“ Ich kenne jemanden, Alexander Gleis, der als Missionar in Skopje in Nordmazedonien arbeitet, vielleicht kennen einige von euch ihn. Er war bei uns in der Gemeinde und hat berichtet aus seiner Arbeit. Er hat bestätigt: Für die Menschen in Mazedonien ist das Essen das Wichtigste.
Also arbeitet er genau heute in dem Gebiet, wo Philippi lag und wo Paulus damals gewirkt hat. Für die Menschen in Mazedonien ist Essen das Wichtigste.
Da hat er erzählt, wie die Wanderraben hinterm Haus den Berg hochgehen mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken. Und dann sagt er, wenn sie zwei Stunden später zurückkommen, ist der Inhalt des ganzen Essens des Rucksacks nach vorne gewandert, und dann kommen sie mit so einem Ranzen wieder nach Hause. Das hat er des Öfteren so beobachtet.
„Ihr Gott ist ihr Bauch.“ Was ist dir wichtiger? Kirche oder Küche? Lebst du für dein Essen und den Unterhalt und euer Eigenheim, Auto, Statussymbole? Der Nachbar hat einen Jaguar, dann muss bei dir zumindest mal ein Februar sein oder so, dass wir uns etwas vorzuweisen haben.
Wofür lebst du? Wie viel Zeit haben wir für unseren Bauch und wie viel Zeit haben wir für Gott? Wir leben ja kaum einen Tag ohne Essen, aber manchen ohne Gebet. Wir geben selbstverständlich Geld für die Bedürfnisse unseres Bauches aus, aber werden sparsam, wenn es um die Bäuche von Bedürftigen geht.
Das Zweite, was Paulus über die Feinde des Kreuzes sagt, ist, dass sie stolz sind auf Dinge, für die sie sich eigentlich schämen müssten. Sie sind wie Einbrecher, die mit ihrem Diebesgut angeben, wie Ehebrecher, die mit ihren sexuellen Eroberungen prahlen, und wie Betrunkene, die am Wochenende mal wieder betrunken waren – auch so typisch männlich.
Das dritte Merkmal der Feinde ist, dass sie sich auf irgendwelche Dinge konzentrieren. Das ist wie bei den Menschen in der Pilgerreise von Bunyan. Ihr müsst die Pilgerreise lesen, wenn ihr das nicht gemacht habt. Hausaufgabe vom Männertag bis spätestens nächstes Jahr – ich gebe euch ja viel Zeit.
Da kommt ein Mann vor in der Pilgerreise mit einer Mistgabel, und während er so im Dreck herumwühlt, steht ein himmlischer Bote neben ihm, der ihm eine goldene Krone über den Kopf hält. Da seine Augen aber nur auf den Boden fixiert sind – also nur beschäftigt sind mit dem Dreck dieser Welt – sieht er eben auch nichts anderes als all diesen Müll.
So kann es gehen, wenn man sich nur auf diese irdischen Dinge konzentriert und die himmlischen ignoriert. Man kann so beschäftigt sein mit dem, was es wert ist, sich natürlich auch darüber auszulassen, zu schimpfen und deprimiert zu werden und frustriert zu sein.
Begierden, Stolz, Erdverbundenheit – man muss ja nicht erst das Dschungelcamp einschalten, um Leute zu sehen, die so etwas verkörpern. Schau mal auf den Pausenhof einer Schule. Da kannst du schon erschüttert sein.
Das ist unsere Welt, unsere Zeit, unsere Gesellschaft im reichen Westen. Da könnte man mit Paulus weinen, wenn nicht hin und wieder ein Diamant aus dem Dreck dieser Welt funkeln würde.
Jemand, der bereut, jemand, der umkehrt und neu wird durch die Gnade Gottes, weil er das Evangelium begriffen hat, zum Glauben gekommen ist und irgendwie auch hineinleuchtet in sein Umfeld, seinen Freundeskreis und in seine Familie hinein. Leute, die dann plötzlich nicht mehr von dieser Welt sind.
Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter Jesus Christus, den Herrn.
Wir tendieren ja irgendwie dazu, das Wirkliche nur auf das Sichtbare zu beschränken. Der Himmel, wenn es ihn gibt, dann ist er weit weg. Das schieben wir so ab: Ja, es ist schön, auch Lieder vom Himmel zu singen, irgendwann, irgendwann vielleicht einmal.
Aber weißt du, wenn der Himmel bisher keinen Platz in deinem Herzen, in deinem Denken hat, dann liegt es vielleicht daran, dass du gar keinen Platz im Himmel hast.
Wenn der Himmel nicht über deine Entscheidungen mitbestimmt und darüber, nach welchen Maßstäben du lebst und wofür du dein Geld ausgibst, dann mag es sein, dass du gar kein Bürger des Himmels bist.
Wenn nicht eher der Herr dich leitet in all dem, was du tust und du mit dem umgehst, was er dir anvertraut hat, dann komm zu Jesus. Die Tür steht offen, ich lade dazu ein: Komm zu Jesus.
Christen gehören zu einem Reich, dessen König Gott ist, wo er regiert. Das haben wir eben gesungen: „Regier in mir, in deiner Kraft, über jeden Traum, auch in der Nacht.“
Paulus will, dass wir im Himmel verankert sind, und deswegen sollten wir die Heringe unseres Zeltes nicht zu tief in diese Erde einschlagen.
Der Himmel ist nicht weit. Für uns Christen ist himmlische Bürgerschaft Gegenwart. Die fängt ja nicht erst an, wenn ich aufhöre zu atmen, nicht erst mit dem Zeitpunkt des Todes oder der Entrückung der Gemeinde, sondern bei meiner Bekehrung fängt die Ewigkeit an – das Geschenk des ewigen Lebens.
Und seitdem habe ich zwei Wohnungen: Eins ist die Herwigstraße 26, 35, 68, 3 Dillenburg – wenn ihr mir mal schreiben wollt, das ist eine Adresse – und das andere ist im Himmel. Ich habe zwei Wohnungen, eine in Dillenburg und eine im Himmel.
Wenn du eine intime Beziehung zu Jesus hast, dann frag ihn in deinem nächsten Gebet doch mal: „Gehen wir zu mir oder gehen wir zu dir?“ Beim Beten gehen wir meistens zu mir. Ich bitte Gott so in das Chaos meines Büros, meiner Termine, vieler ungelöster Fragen und das Chaos meiner Seele. Und oh Wunder, er kommt!
„Ja, ich bitte ihn zu kommen, und er ist da.“ Er ist auch nicht abgestoßen durch die vielen ungelösten Fragen und Probleme. Jesus kommt zu mir.
Es ist unglaublich, aber Beten ist mehr, Beten kann mehr sein. Beten heißt nämlich auch, wir gehen zu ihm in seine helle Welt, in seinen weiten Himmel, ins Land des Friedens, der Ruhe und der Harmonie.
Unsere eigentliche Heimat ist dort, denn wir sind Himmelsbürger.
Für mein Gebetsleben habe ich mir angewöhnt, zuerst zu ihm zu gehen. Ich will erst einmal über seine Freundlichkeit staunen, über seine Schönheit, über seine Größe, über seine Gerechtigkeit und über seine Barmherzigkeit.
Ich möchte mir erst einmal bewusst machen, mit wem ich rede, wenn ich bete. Ich gehe erst einmal zu ihm.
Und wenn ich mich dann als Erstes mit Gott darüber austausche, wie mächtig er ist und wie geduldig und liebevoll, dann bin ich überhaupt erst mal motiviert, weiterzubeten, wenn ich mir bewusst bin, mit wem ich es zu tun habe.
Lies vielleicht am Anfang mal einen Psalm, der Gott groß macht in all seinen wunderbaren Eigenschaften.
Wann bist du das letzte Mal bei ihm gewesen im Gebet? Eigentlich schade, wenn wir immer zu mir gehen, dann bleibe ich meistens auch bei mir, und das ist nicht schlecht, aber das ist nicht alles.
Wenn der Himmel heute unsere Wirklichkeit wäre, was könnten wir für Leute sein? Diese intime Nähe zu Jesus würde uns prägen – im besten Sinne prägen – und wiederum würde das Eindruck machen auf andere Leute um uns herum.
Der Himmel ist Realität. Unsere Entschlafenen sind schon da, unsere Schätze sollen da gesammelt sein. Ich bin gespannt, vielleicht ist ein bisschen erbärmlich, was sich da auf meinem Konto befindet, ich weiß es nicht, aber zumindest ist etwas angelegt dort.
Und Paulus sagt: Unser Heiland ist im Himmel, von wo wir ihn auch zurückerwarten.
Ja, der Himmel ist greifbar nah, auch zeitlich. Die Küste ist schon zu sehen. Lass dich nicht von dem Nebel um uns herum beirren.
Das Ziel mag nur noch ein paar hundert Meter entfernt sein. Vielleicht hebt Gott gerade jetzt die Hand, um dem Engel Gabriel anzuzeigen, dass er die Trompeten bereithalten muss.
Bleib dran, bleib im Rennen, bring es zu Ende und sei noch einmal Vorbild, Wegweiser für andere.
Der letzte Vers, den ich gelesen habe, Vers 21: „Er wird unseren unvollkommenen Körper umwandeln und ihn seinem eigenen Körper gleichmachen, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt. Er hat die Macht dazu, genauso wie auch die Macht hat, das ganze Universum seiner Herrschaft zu unterstellen.“
Bald wird Jesus die letzten Spuren der Sünde von uns entfernen und unseren unvollkommenen Körper umwandeln.
Du denkst vielleicht, dass du einen Traumbody abbekommen hast – gerade die, die unter dreißig sind, tun viel für ihren Körper. Vergiss es, halt ihn bedeckt, denn er ist nichts im Vergleich zu dem Körper, den Jesus dir eines Tages geben wird.
Erstens nutzt sich unser Körper ab. Ich brauche eine Brille, mein linkes Knie tut mir manchmal weh, ich weiß auch nie warum. Dabei bin ich erst kurz nach fünfzig. Was soll da noch alles kommen? Es wird nicht besser.
Unser leibliches Schicksal ist Zerstörung – und auch das des Gottesbauchs. Ob Waschbrett oder Wampe, es vergeht alles. Ob du da viel sammelst – das ist mein Kapital, sagen ja manche Männer – da wird alles zerstört.
Also spätestens in 100 Jahren sind wir alle gleich schlank, das steht fest.
Das eine nutzt sich ab, und das andere, dein Körper so, wie er ist, kann nicht in den Himmel, weil die Sünde immer noch an ihm haftet, auch dann, wenn wir errettet sind.
Da fragt Paulus: „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes?“ Das ist das Schicksal unseres Leibes. „Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.“
Bald wird die Posaune erschallen, und die Stimme wird rufen, und dann werden wir in sein Bild umgestaltet werden. Alle körperlichen Leiden werden dann ein Ende haben, und die neue Welt ist in jeder Hinsicht moralisch.
Im Himmel wirst du weder Kranke noch böse Menschen antreffen. Alle werden verwandelt, weil er, wie es hier heißt, die Macht dazu hat.
Die gleiche Macht, die Wasser in Wein verwandelt hat oder die kranken Zellen eines Aussätzigen geheilt hat und in Gesunde verwandelt hat, diese Macht verwandelt alte Sünder in Leute wie Jesus.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch tragen wir ein Schild „Baustelle“ mit uns herum.
Wir sind alle auf dem Weg, noch nicht das, was wir sein sollten, wie John Newton gesagt hat.
Aber er kommt, und er vollendet uns und alle unsere kaputte Welt.
Manche Regierung lebt ja heute wie Hausbesetzer auf Gottes Erde, aber wenn Jesus kommt, dann gibt es eine nie dagewesene Herrschaft, absolute Gerechtigkeit, ungestörte Sicherheit, absolut klimafreundlich.
Gott wird dann allem und allen seinen Stempel, Typos, auf den Leib drücken.
Bis dahin lebe als Bürger des Himmels und lebe als Vorbild für andere.
Das ist die beste Vorbereitung auf den Tag, an dem Jesus wiederkommt.
Wenn ich an das erinnern darf, was uns heute Morgen beschäftigt hat: Was man an uns allen erkennen sollte, das ist Christus. So sagt Paulus in 1. Korinther 11,1: „Seid meine Nachahmer, wie ich Christi Nachahmer bin.“
Wenn an dir Christus zu erkennen ist, dann bist du gut geeignet, auch ein Vorbild für die kommende Generation oder für deine Freunde zu sein, die dir nachstehen. Suche dir ein Vorbild. Sei auf der einen Seite selbst ein Vorbild, aber suche dir auch Männer, an denen du dich orientieren kannst – jemanden, an dem du Christus erkennst.
Ich will dieses Thema bewusst erweitern: Werde selbst so! Wir brauchen mehr Vorbilder. Werde ein Mann, an dem Christus erkannt werden kann. Die Fußspuren, die wir im Schnee hinterlassen – falls in diesem Winter noch Schnee liegt –, sollen Abdrücke sein, denen andere folgen können.
Wir sind dankbar, dass Abraham beispielsweise Spuren des Glaubens hinterlassen hat. Davon spricht Paulus auch. Diese Abdrücke sind ein Weg, dem wir folgen können.
Vielleicht denkst du jetzt: „Ich selbst als Vorbild? Das ist zu viel. An mir Christus erkennen? So weit bin ich ganz einfach noch nicht.“ John Newton, der bekehrte Sklavenhändler, ist mit dem wunderbaren Lied „Amazing Grace“ verbunden. Viele haben diese Melodie schon gehört: „Amazing Grace, how sweet the sound.“ Er spricht dort von „a wretch like me“ – also von einem Schuft wie ihm, der errettet wurde. Er sagt: „Ich war verloren, und ich bin gerettet worden.“
John Newton hat einmal gesagt: „Ich habe immer traurig einsehen müssen, dass ich weit von dem entfernt bin, der ich sein sollte und der ich werden will. Aber ich kann auch zur Ehre Gottes bezeugen, dass ich bereits weit, weit entfernt bin von dem, der ich einst war.“
Ist das nicht das Zeugnis von jedem von uns, die wir an Jesus glauben? Dass das, was wir einmal waren, wir nicht mehr sind? Gott sei Dank! Und ich glaube, wenn wir rückblickend Bilanz ziehen, dann werden wir das auch feststellen – zumindest über eine längere Sicht. Denkt an heute Morgen: das Kind, das sich entwickeln muss.
Aber wir sind eben auch noch nicht da, wo wir hinwollen. Das, was wir sein sollten, sind wir noch nicht. Das trifft auf Newton zu, auf Paulus, auf dich und auf mich.
Wo stehst du gerade? Bist du schon Christ? Viele von euch sind es. Wenn du es nicht bist, dann mach die Sache heute mit Jesus fest und bekehre dich.
Und wenn du es schon bist, dann verehre Gott. Die Leute um uns herum sehen Gott ja nicht, sie sehen auch nicht den Apostel Paulus. Aber sie sehen dich. Wenn bekannt ist, dass du dich einmal zu Jesus bekannt hast, wird man dich beobachten. Du bist ein Vorbild.
Was fällt deinem Freund an dir auf, deinem Vereinskameraden, deinem Nachbarn oder deinem Kollegen? Was erkennt man an dir? Unterschätze die Wirkung deines Vorbildes nicht.
Ich habe viele Jahre Teenager-Freizeiten geleitet – 44 solcher Freizeiten. Die Teilnehmerzahl lag meistens bei etwa 80, im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Also ein ganz spannendes Alter, Jungs und Mädchen gemischt. Ich sage euch, da war was los. So konnte man manche prägen.
Eine Mutter sagte mir einmal: „Du bist Gott für sie.“ Ich war ein bisschen erschrocken. Hintergrund war, dass ich bei einer Freizeit ein Buch empfohlen hatte, das in ihren Augen nur bedingt empfehlenswert war. Vielleicht war ich von gewissen Passagen begeistert, und vielleicht war es tatsächlich nicht uneingeschränkt empfehlenswert.
Dann sagte sie: „Sei dir deiner Verantwortung bewusst, wenn du vor den noch Minderjährigen stehst. Du bist Gott für sie.“ Ich weiß nicht, ob du in deiner Gemeinde zum Beispiel Jungschararbeit machst, aber du bist so etwas wie Gott für sie. Bitte, das sollst du ihnen nicht sagen, aber das sollst du wissen.
Dessen wollen wir uns bewusst sein. Du willst ja nicht schuld daran sein, wenn andere auf eine falsche Fährte geraten.
Ein Seemann richtete sich damals nach den Sternen, um den Kurs zu halten. Wenn er einem falschen Stern folgte, kam er nicht ordentlich an seinem Bestimmungsort an.
Paulus spricht hier davon, in 2. Korinther 2,15 Himmelslichter in der Welt zu sein. Himmelslichter sind wir in dieser Welt zur Orientierung für andere. Ein schönes Bild!
Wenn ein Pilot Funkmusik statt Funksprüche hört, wird er den richtigen Flughafen wahrscheinlich nicht erreichen. Was sendest du aus? Und woran orientierst du dich?
Jemand hat zu mir gesagt, es ging ja auch um die Mitarbeit auf einer Freizeit, und er würde sich gerne dort einsetzen. Ich fragte ihn, ob er sich vorstellen kann, im Team dabei zu sein und den jungen Leuten mit den Gaben, die Gott ihm gegeben hat, zu dienen. Er antwortete, er würde gerne mitarbeiten, aber er sei kein gutes Vorbild.
Darauf schrieb ich ihm: Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder lässt du es bleiben, oder du siehst diese Frage als Chance an und änderst dich! Was glaubst du, worüber würde sich Gott mehr freuen?
Natürlich könnten wir sagen: Ich resigniere, ich lasse es, und bleibe so, wie ich bin. Oder aber wir nehmen es als Ansporn und sagen: Ja, Herr, ich will ein Vorbild werden. Ich will an mir selbst arbeiten und dich an mir arbeiten lassen, um so für andere ein Wegweiser zu sein.
Wahrscheinlich sind wir Experten darin, zu wissen, wie man nicht sein sollte oder wen und was wir meiden sollten. Aber wer ist unter uns jemand, dem wir wirklich folgen können? Kannst du zwei oder drei Namen von Menschen nennen, die für dich gegenwärtig echte Vorbilder sind? Oder sind wir alle Einzelkämpfer, die sich irgendwie durchschlagen?
Ich glaube, dass wir Männer in der Gefahr stehen, zu denken, wir bräuchten keinen Mentor. Das wird oft als Schwäche empfunden, das Bedürfnis nach einem Mentor zu haben. Dabei ist der Einfluss von Vorbildern sehr stark. Wenn es ein positives Vorbild ist, kann das in deinem Leben sehr wertvoll sein.
Weißt du, du kannst die Bibel von vorne bis hinten lesen – und ich empfehle das auch. Du kannst theologische Bücher dazu lesen, die dir alles bis ins Letzte erklären. Es gibt hier eine Bibliothek; frag Michael Kotsch, er wird dich gut beraten können. Du kannst dich volllesen, bis dir die Wahrheit aus den Ohren quillt. Dann schließt du das Buch, setzt deine Brille ab und sagst: So ist es. Und das solltest du hoffentlich sagen.
Wir wollen ja nicht nur Hörer des Wortes sein, sondern auch Täter des Wortes. „Das sollte ich tun“ – das sollte immer deine Frage, deine Absicht und Intention sein, wenn du in der Bibel gelesen hast.
Wenn du aber die Lebensgeschichte eines Menschen ansiehst, der seinen Glauben konsequent lebt, das Beispiel von jemandem, der es geschafft hat, dann ist das nicht mehr nur Theorie. Du schließt dann nicht nur: „Das sollte ich tun“, sondern du siehst: „Ich kann es tun.“ Wenn der oder die das hingekriegt hat, dann kann ich das auch.
Das trägt die Theorie in unser Leben hinein und macht sie greifbar – als Vorbild. Vorbilder bringen die Theorie in die Praxis.
Mich haben als junger Christ Biografien sehr geprägt. Ich habe mit großer Begeisterung die Biografie von John Bunyan gelesen, zum Beispiel, dem Kesselflicker von Bedford. Er predigte immer wieder öffentlich, wenn er aus dem Gefängnis kam. Dann wurde er wieder eingesperrt und verbrachte zwölf Jahre im Gefängnis. Dort schrieb er „Die Pilgerreise“, eigentlich für seine kleine behinderte Tochter. Dieses Werk ist Weltliteratur geworden. Jeder sollte „Die Pilgerreise“ gelesen haben.
Die Geschichte von John Bunyan ist nicht weniger spannend – seine Biografie zeigt einen echten Glaubensmann. Auch Robert Cleaver Chapman, Georg Müller und andere habe ich verschlungen.
Liest du? Unser Alltag lässt das kaum zu, aber verachte auch kleine Portionen nicht. Diszipliniere dich darin und beschäftige dich mit solchen Lebensbildern. Erzähle deiner Frau und deinen Kindern von den Erkenntnissen, die du gewonnen hast.
In solchen Lebensläufen, in diesen Biografien, siehst du den Glauben in einem Mann oder einer Frau lebendig werden und sagst: „Das kann ich auch.“ Wahrscheinlich wirst du sagen: „Das will ich auch.“
Mich hat es jedenfalls sehr motiviert: „Das will ich auch.“ So wird Wahrheit lebendig.
Und überlegt bitte in diesem Zusammenhang, auf welche Weise Gott uns die Wahrheit mitteilt. Der Islam sowie die Mormonen lehren, dass eine Offenbarung direkt als Buch vom Himmel gekommen ist.
Gott hat uns zwar ein Buch gegeben, das von Genesis bis Offenbarung reicht, aber er brachte zudem eine Offenbarung, die uns noch viel näherkommt und noch viel weitergeht. Diese Offenbarung ist: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ – Jesus. Die Wahrheit ist lebendig. Jesus hat es vorgemacht, Jesus hat es offenbart, er hat es ans Licht gebracht. Jesus kam als die Wahrheit in Person. Er lässt uns die Wahrheit nicht nur lesen, sondern er kam selbst.
Thomas, einer der Jünger, die Jesus persönlich kennengelernt haben, die mit ihm unterwegs waren und unglaublich viel mit ihm erlebt haben, war tief ergriffen von Jesus. Sonst hätte er nicht ganz am Ende des Johannesevangeliums Jesus mit den Worten angesprochen: „Mein Herr und mein Gott.“ Das war die Meinung, die sie damals von Jesus hatten. Er war für sie nicht nur ein Rabbi.
Im Roman „Sakrileg“ von Dan Brown kannst du lesen, dass Christus erst unter Konstantin im Jahr 325 nach Christus zu Gott gemacht worden sei. Alle Gedanken, dass er nur ein Lehrer war, seien ausgedacht, und erst dann, 325, wurde er zu Gott erklärt. Ich weise immer darauf hin, dass auf diesem Buch vorne „Roman“ steht, aber manche nehmen es ja für Geschichte – das ist es nicht.
Die kritischsten und liberalsten Theologen sagen, dass der Philipperbrief maximal zwanzig Jahre nach dem Tod von Jesus verfasst worden ist. Dort, in Philipper 2, sagt Paulus so deutlich, dass, nachdem Jesus sich erniedrigt hat, er einen Namen bekommen hat, der über jeden Namen ist, damit sich in dem Namen Jesu jedes Knie beugen muss – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Natürlich haben die Jünger Jesus als Gott angesehen.
„Mein Herr und mein Gott“ – das ist das Bekenntnis von Thomas, nachdem er sich zunächst überzeugt hat, was die Narben, die Typos in den Händen und in der Seite von Jesus betrifft. Er sagt: „Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege, so werde ich nicht glauben.“ Und dann? Jesus, umringt von seinen Schülern, erzählt die Geschichten, zeigt: „Schaut, hier stecken die Nägel drin.“ Vielleicht ähnlich, wie ihr das eben gemacht habt. Und jetzt meine Seite erst. Helden haben Narben.
Was erzählt ihr in eurer Männerrunde? Paulus hatte Malzeichen des Herrn Jesus an seinem Leib, spricht er im Galaterbrief 6,17 davon, und er war stolz darauf. Nicht was die Beschneidung angeht – das war auch so ein äußeres Zeichen, das die religiösen Juden aufzuweisen hatten, aber dagegen spricht er sich ja gerade im Galaterbrief aus – sondern er rühmt sich allein des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das ihm die Welt gekreuzigt ist und er der Welt.
So sagt er: Das ist eine Narbe oder die Zeichen des Kreuzes, die uns zu besonderen Menschen machen in dieser Welt.
Hast du dir je die Frage gestellt, warum man Jona so schnell geglaubt hat? Jona kam nach Ninive, zumindest nach dem zweiten Anlauf, und die Leute taten Buße. Ich erlebe das oft anders: Jemand erfährt von mir von Jesus, und er glaubt mir nicht. Das hast du wahrscheinlich auch schon erlebt.
Es ist vorstellbar, dass irgendjemand gesehen hat, wie Jona von dem Fisch an die Küste ausgespuckt wurde. Wenn dem so war, dann hat sich diese Geschichte wahrscheinlich schnell verbreitet und auch Ninive erreicht.
Dann frage ich mich, ob Jona, als er nach Ninive in die Stadt kam, vielleicht durch die Verdauungssäfte des Fisches ein wenig gebleicht worden ist. Er sieht ein bisschen anders aus, jedenfalls so sonderbar, dass niemand bezweifeln kann, wer er ist. Sein Ruf war ihm schon vorausgeeilt. Es ist ihm klar, was ihm passiert ist, und dass jenes Stück menschliches Strandgut den Bewohnern von Ninive ein Zeichen ist.
Jesus spricht von dem Zeichen des Jona. Vielleicht bezieht sich das auf sein Aussehen – was ich sagen will. Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen oder dieser Typus ist immer ein Beweis für die Glaubwürdigkeit der Botschaft.
Im Neuen Testament sind das die Wunder der Apostel, zum Beispiel im Hebräerbrief Kapitel 2, als eine Bestätigung von Gott. Jona hat kein Wunder vollbracht im eigentlichen Sinn. Er selbst ist das Wunder.
Das ist genau der Knackpunkt, was deine und meine Glaubwürdigkeit betrifft. Wenn sie uns nicht glauben, wenn sie nicht umkehren und nicht Gott ehren, dann liegt das womöglich nicht an den ach so verschlossenen Menschen unserer Zeit. Es liegt vielleicht daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht ansieht und es uns deshalb auch nicht abnimmt.
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jonas und nehmen es ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
Bist du jemand, der aus dem Tod zum Leben gekommen ist? Mit Christus gestorben, ja, das Kreuz – rühmen wir uns dessen – und mit Christus auferstanden? Tragen wir das sinnbildlich an unserem Leib, dann wird die Botschaft vom Zorn Gottes in Ninive und auch in unserer Zeit heute zu einer Botschaft, auf die man damals nicht wütend oder amüsiert reagiert hätte. Es ist eine Botschaft, die ihre Herzen getroffen hat und bei der Menschen umgekehrt sind und Buße getan haben.
Ja, sie waren ergriffen – wie wir hoffentlich ergriffen sind.
Paulus sagt uns in Vers 18 auch, wer nicht unser Vorbild sein soll. Viele Menschen sind nämlich ganz anders, sagt er. Er hat schon oft vor ihnen gewarnt und kann auch jetzt nur unter Tränen von ihnen sprechen. Sie sind Feinde des Kreuzes Christi und enden im Verderben.
Paulus war ja ein Zährmann, den sie ausgepeitscht hatten. Was hätte er für Narben zeigen können! Er wurde gefoltert. Aber wegen der körperlichen Schmerzen weinte er nie. Stattdessen sang er Loblieder im Gefängnis. Er erlebte viele Schwierigkeiten und Qualen, wurde verprügelt, war in Haft, durchlebte Aufstände, hatte schlaflose Nächte und Hunger. Nichts von alldem machte ihn zu einem zornigen oder verzweifelten Mann.
Doch jetzt vergoss er Tränen, wie er hier schreibt. Es waren keine Tränen des Selbstmitleids, sondern Tränen der Trauer über diejenigen, die er Feinde des Kreuzes Christi nennt. Die Menschen, über die Paulus weint, sind keine Trinker oder Huren. Er spricht von Menschen in Philippi, die behaupteten, Anhänger von Jesus zu sein, aber genau das Gegenteil waren. Was sie mit ihrem Leben predigten, war eine einzige Lüge.
Paulus nennt drei Merkmale dieser Leute. Erstens sagt er: Ihr Gott ist ihr Bauch. Ich kenne jemanden, der Alexander Gleis heißt. Er arbeitet als Missionar in Skopje in Nordmazedonien. Vielleicht kennen einige von euch ihn. Er war bei uns in der Gemeinde und berichtete von seiner Arbeit. Er bestätigte, dass für die Menschen in Mazedonien das Essen das Wichtigste ist.
Er arbeitet genau heute in dem Gebiet, wo Philippi lag und wo Paulus damals wirkte. Für die Menschen in Mazedonien ist Essen das Wichtigste. Er erzählte, wie die Wanderraben hinter dem Haus den Berg hochgehen mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken. Zwei Stunden später kommen sie zurück, und der Inhalt des ganzen Essens im Rucksack ist nach vorne gewandert. Dann kommen sie mit so einem Ranzen wieder nach Hause. Das hat er oft beobachtet.
Ihr Gott ist ihr Bauch. Was ist dir wichtiger: Kirche oder Küche? Lebst du für dein Essen, deinen Unterhalt, dein Eigenheim, dein Auto oder Statussymbole? Wenn der Nachbar einen Jaguar hat, muss bei dir zumindest mal ein Februar sein, damit du etwas vorzuweisen hast. Wofür lebst du? Wie viel Zeit haben wir für unseren Bauch und wie viel Zeit für Gott?
Wir leben kaum einen Tag ohne Essen, aber manche leben ohne Gebet. Wir geben selbstverständlich Geld für die Bedürfnisse unseres Bauches aus, sind aber sparsam, wenn es um die Bedürfnisse von Bedürftigen geht.
Das Zweite, was Paulus über die Feinde des Kreuzes sagt, ist, dass sie stolz sind auf Dinge, für die sie sich eigentlich schämen müssten. Sie sind wie Einbrecher, die mit ihrem Diebesgut angeben, wie Ehebrecher, die mit ihren sexuellen Eroberungen prahlen, und wie Männer, die erzählen, wie betrunken sie am Wochenende mal wieder gewesen sind.
Das dritte Merkmal der Feinde ist, dass sie sich auf irgendwelche Dinge konzentrieren. Das ist wie bei den Menschen in der Pilgerreise von Schonbanien. Ihr müsst die Pilgerreise lesen, falls ihr das noch nicht gemacht habt. Hausaufgabe vom Männertag bis spätestens nächstes Jahr – ich gebe euch ja viel Zeit.
In der Pilgerreise kommt ein Mann vor, der eine Mistgabel trägt und im Dreck herumwühlt. Neben ihm steht ein himmlischer Bote, der ihm eine goldene Krone über den Kopf hält. Da seine Augen aber nur auf den Boden fixiert sind, also nur mit dem Dreck dieser Welt beschäftigt sind, sieht er nichts anderes als all den Müll.
So kann es gehen, wenn man sich nur auf irdische Dinge konzentriert und die himmlischen ignoriert. Man kann so beschäftigt sein mit dem, was es wert ist, sich natürlich auch darüber auszutauschen, zu schimpfen, deprimiert und frustriert zu sein.
Begierden, Stolz, Erdverbundenheit – man muss ja nicht erst das Dschungelcamp einschalten, um Menschen zu sehen, die so etwas verkörpern. Schau mal auf den Pausenhof einer Schule. Man kann schon erschüttert sein. Das ist unsere Welt, unsere Zeit, unsere Gesellschaft im reichen Westen.
Da könnte man mit Paulus weinen, wenn nicht hin und wieder ein Diamant aus dem Dreck dieser Welt funkeln würde. Jemand, der bereut, der umkehrt und neu wird durch die Gnade Gottes, weil er das Evangelium begriffen hat, zum Glauben gekommen ist und irgendwie auch in sein Umfeld, seinen Freundeskreis und seine Familie hineinleuchtet. Menschen, die plötzlich nicht mehr von dieser Welt sind.
Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter Jesus Christus, den Herrn.
Wir neigen dazu, das Wirkliche nur auf das Sichtbare zu beschränken. Der Himmel, wenn es ihn gibt, erscheint uns weit weg. Das schieben wir so beiseite. Ja, es ist schön, Lieder vom Himmel zu singen – irgendwann, vielleicht einmal.
Aber wenn der Himmel bisher keinen Platz in deinem Herzen und in deinem Denken hat, dann liegt das vielleicht daran, dass du selbst keinen Platz im Himmel hast. Wenn der Himmel nicht über deine Entscheidungen mitbestimmt und nicht darüber, nach welchen Maßstäben du lebst und wofür du dein Geld ausgibst, dann mag es sein, dass du kein Bürger des Himmels bist.
Wenn nicht der Herr dich leitet in all dem, was du tust, und du nicht mit dem umgehst, was er dir anvertraut hat, dann komm zu Jesus. Die Tür steht offen. Ich lade dazu ein: komm zu Jesus.
Christen gehören zu einem Reich, dessen König Gott ist, wo er regiert. Das haben wir eben gesungen: „Regier in mir, in deiner Kraft, über jeden Traum, auch in der Nacht.“
Paulus will, dass wir im Himmel verankert sind. Deshalb sollten wir die Heringe unseres Zeltes nicht zu tief in diese Erde schlagen. Der Himmel ist nicht weit.
Für uns Christen ist himmlische Bürgerschaft Gegenwart. Sie fängt nicht erst an, wenn wir aufhören zu atmen – nicht erst mit dem Tod oder der Entrückung der Gemeinde. Sondern bei unserer Bekehrung beginnt die Ewigkeit, das Geschenk des ewigen Lebens.
Seitdem habe ich zwei Wohnungen: Eine ist die Herwigstraße 26, 35, 68, 3 Dillenburg – falls ihr mir mal schreiben wollt, das ist meine Adresse. Die andere Wohnung ist im Himmel. Ich habe zwei Wohnungen: eine in Dillenburg und eine im Himmel.
Wenn du eine intime Beziehung zu Jesus hast, dann frag ihn in deinem nächsten Gebet doch mal: „Gehen wir zu mir oder gehen wir zu dir?“ Beim Beten gehen wir meistens zu uns selbst. Ich bitte Gott, in das Chaos meines Büros, meiner Termine, meiner vielen ungelösten Fragen und das Chaos meiner Seele zu kommen. Und oh Wunder – er kommt!
Ja, ich bitte ihn zu kommen, und er ist da. Er ist nicht abgestoßen von den vielen ungelösten Fragen und Problemen. Jesus kommt zu mir.
Es ist unglaublich, aber Beten ist mehr, Beten kann mehr sein. Beten heißt nämlich auch, dass wir zu ihm gehen – in seine helle Welt, in seinen weiten Himmel, ins Land des Friedens, der Ruhe und der Harmonie. Unsere eigentliche Heimat ist dort, denn wir sind Himmelsbürger.
Für mein Gebetsleben habe ich mir angewöhnt, zuerst zu ihm zu gehen. Ich will erst einmal über seine Freundlichkeit staunen, über seine Schönheit, seine Größe, seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit.
Ich möchte mir bewusst machen, mit wem ich rede, wenn ich bete. Ich gehe erst einmal zu ihm.
Wenn ich mich als Erstes mit Gott darüber austausche, wie mächtig er ist und wie geduldig und liebevoll, dann bin ich überhaupt erst motiviert, weiterzubeten. Wenn ich mir bewusst bin, mit wem ich es zu tun habe.
Lies vielleicht am Anfang mal einen Psalm, der Gott groß macht in all seinen wunderbaren Eigenschaften.
Wann bist du das letzte Mal bei ihm gewesen im Gebet? Es ist eigentlich schade, wenn wir immer nur zu uns selbst gehen. Dann bleiben wir meistens auch bei uns selbst – und das ist nicht schlecht, aber es ist nicht alles.
Wenn der Himmel heute unsere Wirklichkeit wäre, was für Menschen könnten wir dann sein? Diese intime Nähe zu Jesus würde uns prägen – im besten Sinne prägen – und wiederum würde das Eindruck auf die Menschen um uns herum machen.
Der Himmel ist Realität. Unsere Entschlafenen sind bereits dort, und unsere Schätze sollen dort gesammelt sein. Ich bin gespannt. Vielleicht ist es ein bisschen erbärmlich, was sich auf meinem Konto befindet, ich weiß es nicht. Aber zumindest ist dort etwas angelegt.
Paulus sagt: Unser Heiland ist im Himmel, von wo wir ihn auch zurückerwarten. Ja, der Himmel ist greifbar nah, auch zeitlich. Die Küste ist schon zu sehen. Lass dich nicht vom Nebel um uns herum beirren. Das Ziel mag nur noch ein paar hundert Meter entfernt sein.
Vielleicht hebt Gott gerade jetzt die Hand, um dem Engel Gabriel anzuzeigen, dass er die Trompeten bereithalten muss. Bleib dran, bleib im Rennen, bring es zu Ende und sei noch einmal Vorbild und Wegweiser für andere.
Der letzte Vers, den ich gelesen habe, Vers 21, sagt, dass er unseren unvollkommenen Körper umwandeln und ihn seinem eigenen Körper gleichmachen wird, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt. Er hat die Macht dazu, genauso wie er die Macht hat, das ganze Universum seiner Herrschaft zu unterstellen.
Bald wird Jesus die letzten Spuren der Sünde von uns entfernen und unseren unvollkommenen Körper umwandeln. Du denkst vielleicht, dass du einen Traumbody abbekommen hast – gerade so wie die unter Dreißigjährigen, die viel für ihren Körper tun. Vergiss es! Halte ihn bedeckt, denn er ist nichts im Vergleich zu dem Körper, den Jesus dir eines Tages geben wird.
Erstens nutzt sich unser Körper ab. Ich brauche eine Brille, mein linkes Knie tut manchmal weh, und ich weiß nie genau warum. Dabei bin ich erst kurz nach fünfzig. Was soll da noch alles kommen? Es wird nicht besser. Unser leibliches Schicksal ist Zerstörung – und auch das Gottes Reiches.
Ob Waschbrettbauch oder Wampe, alles vergeht. Manche Männer sagen: „Das ist mein Kapital.“ Doch alles wird zerstört. Spätestens in hundert Jahren sind wir alle gleich schlank, das steht fest. Das eine nutzt sich ab, und das andere – dein Körper, so wie er jetzt ist – kann nicht in den Himmel, weil die Sünde immer noch an ihm haftet, auch dann, wenn wir errettet sind.
Paulus fragt: Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes? Das ist das Schicksal unseres Leibes. Wer wird mich erretten von diesem Leibe des Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Bald wird die Posaune erschallen, und die Stimme wird rufen. Dann werden wir in sein Bild umgestaltet werden. Alle körperlichen Leiden werden ein Ende haben, und die neue Welt wird in jeder Hinsicht moralisch sein.
Im Himmel wirst du weder Kranke noch böse Menschen antreffen. Alle werden verwandelt, weil er, wie es hier heißt, die Macht dazu hat. Die gleiche Macht, die Wasser in Wein verwandelt hat oder die kranken Zellen eines Aussätzigen heilte und in gesunde verwandelte, diese Macht verwandelt alte Sünder in Menschen wie Jesus.
Aber noch ist es nicht so weit. Noch tragen wir ein Schild „Baustelle“ mit uns herum. Wir sind alle auf dem Weg, noch nicht das, was wir sein sollten, wie John Newton gesagt hat. Aber er kommt, und er vollendet uns und unsere kaputte Welt.
Manche Regierungen leben heute wie Hausbesetzer auf Gottes Erde. Aber wenn Jesus kommt, wird es eine nie dagewesene Herrschaft geben: absolute Gerechtigkeit, ungestörte Sicherheit, absolut klimafreundlich. Gott wird dann allem und allen seinen Stempel, seinen Typus, auf den Leib drücken.
Bis dahin lebe als Bürger des Himmels und sei ein Vorbild für andere. Das ist die beste Vorbereitung auf den Tag, an dem Jesus wiederkommt.