Einführung: Die Bedeutung der Wahrheit in Jesu Botschaft
Es fällt auf, wie in einem solchen Lied von der Wahrheit gesprochen wird. Heute ist es eine verbreitete Meinung, dass man nicht genau weiß, was Wahrheit ist, da es so viele verschiedene Ansichten gibt.
Wir gründen uns auf die Wahrheit, die uns Jesus zuerst verkündigt hat und die er selbst ist. Ein ganz wesentliches Element dabei sind die Gleichnisse, die er erzählt hat. Diese Gleichnisse und Beispiele sind eine Offenbarung der Wahrheit und geben wichtige Informationen über Gott.
Ich hoffe, es freut Sie, wenn Sie unsere Kinder singen hören. Es ist nicht so, dass sie abgelenkt sind, sondern es ist wunderschön, wenn es darüber schallt.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn: Gesamteindruck und Auslegung
Lukas 15,11-32: Wir lesen das ganze Gleichnis vom verlorenen Sohn, das heute Predigttext in allen evangelischen Kirchen Deutschlands ist. Früher habe ich in meiner alten Gemeinde eine Reihenpredigt gehalten. Ich glaube, ich habe an neun oder zehn Sonntagen hintereinander dieses Gleichnis ausgelegt, denn so eine Fülle von Details ist darin enthalten. Es lohnt sich aber auch, es einmal im Ganzen zu hören.
Jesus sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Der Jüngere unter ihnen sprach zu dem Vater: „Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört.“ Und er teilte ihnen das Gut.
Nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Gut durch ein ausschweifendes Leben um. Als er nun alles verzehrt hatte, kam eine große Teuerung über das ganze Land. Er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger desselben Landes, der schickte ihn auf seinen Acker, um die Säue zu hüten.
Er begehrte, seinen Bauch mit den Schoten zu füllen, die die Säue aßen. Doch niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: „Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot im Überfluss haben, und ich verderbe hier vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“
Er stand auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und hatte Mitleid. Er lief zu ihm, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Der Sohn sagte zu ihm: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.“ Doch der Vater sprach zu seinen Knechten: „Bringt schnell das beste Kleid hervor und zieht es ihm an! Gebt ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße! Holt das gemästete Kalb und schlachtet es! Lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden.“
Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Der ältere Sohn aber war auf dem Feld. Als er nahe zum Haus kam, hörte er Gesang und Tanz. Er rief einen der Knechte zu sich und fragte, was das zu bedeuten habe. Der Knecht sagte ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.“
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging heraus und bat ihn. Er antwortete und sprach zum Vater: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot nie übertreten. Du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Aber nun ist dieser dein Sohn gekommen, der dein Gut mit Dirnen verprasst hat, und du hast für ihn das gemästete Kalb geschlachtet!“
Der Vater sagte zu ihm: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Du sollst aber fröhlich und guten Mutes sein, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.“
Herr, schließe uns jetzt dein Wort auf. Amen.
Realität und Hoffnung: Die menschliche Existenz im Spiegel der Bibel
Ich habe letzten Sonntag aus der Bild-Zeitung zitiert. Um der Parität willen darf ich auch aus der Stuttgarter Zeitung zitieren. Einer der wertvollsten Teile dieser Zeitung ist ja das bunte Allerlei.
Sie lesen sicher auch samstags. Ich habe es gestern vergessen zu lesen, da hat mich meine Frau auf eine nette Sache aufmerksam gemacht. Da war ein Mann, der etwas hilflos war, was er mit seinem Müll anfangen soll. Wahrscheinlich war seine Mülltonne zu klein, und er konnte nicht alles darin verstauen. Jede Woche blieb eine ganze Menge übrig.
Dann hat er folgenden rettenden Ausweg gefunden: Er hat seinen, wir sagen, Krus dazu genommen, ihn wunderbar mit Geschenkpapier eingepackt und ihn dann immer so, als wäre es versehentlich, neben seinem geparkten Auto stehen lassen. Schon zehn Minuten später sei das immer geklaut gewesen.
Es ist eine raffinierte Sache in der Welt, wie man die Dinge verstecken kann. Wir schätzen es, dass in unserer modernen Literatur die Dinge realistisch gesehen werden. Es ist in der Kunst und in allen großen Bereichen heute beliebt, die Dinge des Lebens und der Welt ungeschönt und schonungslos in der harten Wirklichkeit zu zeigen.
Manchmal fragt man sich, ob man das alles noch ertragen kann, wenn man so schonungslos den Menschen heute in seiner ganzen Erbärmlichkeit sieht. Wenn man diese furchtbaren Bilder der Massenmorde unseres Jahrhunderts betrachtet – das ist der Mensch. Wenn man schonungslos das Elend der Hungernden heute sieht, Kinder, die um Brot schreien – das ist der Mensch. Das ist die Folge der Ungerechtigkeit.
Wir müssen gar nicht weit gehen. Mir geht es bei mir selbst immer wieder so, dass ich bei mir eigentlich ganz schlecht auf den Boden komme. Entweder leben wir mit ganz großen falschen Überheblichkeitsgefühlen und sind eingenommen von uns selbst, was wir alles tun können. Dann plumpsen wir auf die Nase, und sind plötzlich in der Depression. Wir trauen uns nichts mehr zu, sagen: Ich kann nichts, ich erreiche nichts, alles umsonst.
Wir finden gar nicht richtig hin. Was ist denn eigentlich? Uns Menschen als Würde, als Gabe, als Leben mitgeteilt? Was haben wir denn eigentlich? Worüber können wir uns an uns selber freuen, ohne dass wir etwas Falsches einmischen müssen?
Das ist heute das, was ich jedem Menschen sagen darf, das sein Leben ausmacht. Ich bin so froh, dass das Neue Testament eine so positive Aussage macht. Dass Jesus der ist, der unserem Leben wieder zeigen kann, was unser Leben groß, schön, wertvoll und wichtig macht.
Die Bibel verschweigt ja nie diese realistische Seite unserer Welt. Es wird schonungslos der Mensch enthüllt in seiner ganzen Erbärmlichkeit, auch der fromme Mensch, und die Schattenseiten treten hervor. Es ist gut, dass wir nicht irgendwo in ein falsches Licht rücken müssen.
Aber auf der anderen Seite ist gerade Jesus der, der uns im Leben wieder zeigt, was unser Leben groß macht.
Erste Erkenntnis: Die Würde des Menschen kommt von Gott
Ich möchte aus dieser reichen Geschichte drei wichtige Aussagen herausgreifen.
Meine Würde bekomme ich erst von Gott. Das wird in dieser Geschichte ganz groß dargestellt, wenn die Not von Menschen erzählt wird, die sich in diesem Leben abmühen und nach einem Lebenssinn suchen. Man kann mitfühlen, wie dieser eine Sohn eines Tages ins Kontor seiner Verwaltung tritt, mit der Faust auf den Tisch haut und sagt: „Vater, ich will doch einmal mehr vom Leben haben. Es ist doch mein Recht, gib mir!“
„Gib mir!“ – Es ist ja fast unvorstellbar, wo in unserer Welt sich ein Vater so etwas bieten lassen würde, außer dass sich Gott das täglich von uns bieten lassen muss. So eine große Geduld hat nur der himmlische Vater, dass wir auf den Tisch klopfen und sagen: „Ich möchte mein Leben haben!“ Und dann bricht man aus allen Schranken aus. Man sucht mit Leidenschaft etwas, das unser Leben groß und wichtig macht.
Es gibt viele Dinge, die man verlieren kann. Man kann sich für viele Dinge begeistern und sein Leben mit Wichtigem füllen. Dieser Mann hat sich fürs Genießen entschieden. Vielleicht denkt man, er wäre so ein leichter Bursche gewesen.
Es ist gar nicht so dumm zu sagen: In dieser Welt bin ich irgendwo auf Lustempfindung gebaut, so bin ich von Gott geschaffen, und das ist mein gutes Recht, dass ich meine Befriedigung bekomme. Ich benutze zuerst einmal das Leben dazu, meine Gefühle zu befriedigen. Man kann sich überall verlieren und in seinem Leben einen Sinn finden.
Der Nächste sagt: Ich lebe, um mit meinem Leben etwas Großes zu leisten. Er verliert sich in seiner Arbeit, setzt große Ideale und Pläne als Wichtigstes in sein Leben und sagt: „Das ist meine Lebensaufgabe.“ Aber die Würde des Menschen geht verloren.
Die Bibel zeichnet das so brutal hart, wie er am Ende bei den Säuen hockt und eigentlich nur die eine Sehnsucht hat: etwas zu essen zu bekommen und satt zu werden. Wenn ein Bild von unserem Leben, von Jesustreffen gezeichnet ist, dann ist es dieses Bild des hungernden Menschen, der nach Erfüllung seines Lebens sucht.
Wenn Sie heute nur ein Ohr haben für Ihr eigenes Sehnen und das Sehnen der Menschen um Sie herum, dann hören Sie immer wieder dieses Suchen: „Ich möchte viel mehr vom Leben haben“, dieses Unbefriedigtsein, dieses Ausbrechen aus allen Formen. So wie der da hockt und dessen Lebenstraum nicht in Erfüllung gegangen ist.
Wir haben heute alles, was man kriegen kann, und sind doch so leer und unerfüllt wie noch nie. Wir haben die Freiheit auf unsere Fahnen geschrieben und haben uns doch gepfändet, verkauft an irgendwen. Wir sind Bürger eines Landes, nur dass wir Brot bekommen. Im Grunde sind wir alle gebundene Leute. Wir trotten zu unserer Arbeit, lassen uns dorthin schieben und hierhin.
Dann kommt der Augenblick, in dem dieser Sohn plötzlich merkt: Das Größte in meinem Leben ist, dass ich ein Kind meines Vaters bin. Er kann in diesem Augenblick überhaupt nicht überschauen und durchdenken, was das bedeutet. Er redet noch davon, dass er bei seinem Vater lieber Tagelöhner sein will.
So sind wir, wenn uns plötzlich bewusst wird, dass der lebendige Gott uns noch mehr ins Leben hineingelegt hat. Wir kommen gar nicht auf den Gedanken, wie groß und schön das erst ist, wenn man zu ihm umkehrt. Zuerst denkt er, es sei noch etwas Großes, in ein Arbeitsverhältnis für Gott einzutreten. Aber das ist nicht der Sinn Gottes mit deinem Leben. Er hat etwas ganz anderes mit uns vor, wenn er uns geschaffen hat: dass wir seine Kinder sind.
Wozu habe ich denn Kinder? Wozu habe ich denn meine vier Mädchen? Doch nicht zum Bodenputzen, nicht zum Im-Keller-Laufen, nicht zum Einkaufen. Man hat doch Kinder zur Freude an ihnen, zur Gemeinschaft.
Und da ist einer, der plötzlich etwas ahnt von dem großen Geheimnis, das über seinem Leben liegt. Ich bin immer wieder enttäuscht, dass viele fromme Leute meinen, das Wichtigste ihres Glaubens wäre, dass sie für Gott jetzt mal etwas tun und machen.
Es ist in unserer Zeit so ein Aktivismus. Sicher ist es schön, dass jeder sagt, man muss etwas tun. Sie können mich jetzt missverstehen und sagen, ich wäre für nichts tun. So, wie Sie wollen.
Nein, die Würde unseres Lebens liegt darin, dass Gott uns so hoch achtet. Er sagt: Mir ist das Größte und Wichtigste, dass wir miteinander ins Gespräch kommen, dass wir Freude miteinander haben. Gott wartet heute darauf, mit uns Gemeinschaft zu haben und sich uns mitzuteilen.
Dann kommt dieser Mann, dieser verlorene Mensch, in seiner Geschäftigkeit, in dem rauschenden Leben um ihn herum und in der Qual, in der er sich befindet, plötzlich zur Besinnung. Er schlägt nicht bloß einfach auf die Umstände ein, indem er sagt, die Regierung sei schuld, die Gewerkschaft sei schuld, die Arbeitsverhältnisse seien schuld, und schließlich, was für ein schlechter Vater er sei, weil er ihm keine Pakete schickt.
So schreien wir doch in den Notlagen unseres Lebens: „Er hätte doch schließlich ein Paket packen können mit Schwarzwälder Schinken und Bauernbrot. Er hat doch einen Gutshof, Landleberwurst. Er hat Hunger, er weiß doch, wie es ihm geht.“ Und so schreien wir aus unserem Leben heraus: Warum hilft Gott mir nicht? Warum ist er nicht da? Bis man plötzlich aufsteht, hinausblickt über diese augenblickliche Not, die gerade an uns nagt, und sich erinnert: Ich habe einen Vater.
Wir wissen, was das heute in unserer Welt für eine Rolle spielt, ob man einen festen Wohnsitz hat. Wie das bei Verhaftungen in der Untersuchungshaft eine Rolle spielt: Hat man einen festen Wohnsitz? Und bei uns gescheuchten Menschen steht heute eine große Sache fest: Wir haben einen festen Wohnsitz beim Vater.
Und wie tief einer gefallen ist, wie weit einer von Gott weg ist, das spielt keine Rolle, weil dieses Heimatrecht beim Vater feststeht, solange wir leben. Ich möchte sagen: Auch noch in der Hölle kann man aus einem Menschenanglitz nicht das tilgen, dass der lebendige Gott uns dazu geschaffen hat, seine Kinder zu sein.
Gott wollte etwas Großes, Schönes, Herrliches aus unserem Leben machen. Unsere Würde bekommen wir nur bei Gott. Das war mein erster Punkt.
Der zweite: Wir haben eine offene Tür zum Himmel.
Lassen Sie mich nun zum zweiten verlorenen Sohn übergehen, der im Gleichnis beschrieben wird. Es sind ja zwei verlorene Söhne, von denen hier erzählt wird. Der Unterschied ist, dass der eine nie den Wind der Welt um die Nase hat wehen lassen, sondern treu, rechtschaffen und bieder zu Hause blieb und seine Sachen arbeitete.
Ich muss kurz erklären, worum es da geht. Ich höre immer wieder den Einwurf von Leuten, die zu mir sagen – und ich habe das selbst schon so empfunden: Ist es nicht eine billige Sache, wenn man zu Gott so hinkommt und sich einfach so Vergebung schenken lässt?
Wäre es nicht etwas Größeres gewesen, wenn dieser verlorene Sohn, wenn er umkehrt, zuerst nicht zum Vater gegangen wäre, sondern es ihm durch die Tat bewiesen hätte, dass er ein rechtschaffener Kerl ist?
Wenn er bei Nacht über den Zaun gestiegen wäre, der Hofhund hätte ihn nicht angeschlagen, vielleicht hätte er ihn noch von früher gekannt. Dann wäre er in den Stall gegangen, hätte den Stall gekehrt und gemistet, und bis der Vater morgens um sechs aufgestanden wäre, hätte der Vater gesagt: „Du bist doch ein Kerl, du bist doch mein Sohn.“
So machen wir es doch bei Gott. Ist es nicht ein bisschen billig, zu Gott zu sagen: „Vater, ich habe gesündigt“? Ist es nicht besser, ich beweise durch meine Tat, durch meinen Einsatz, dass ich ein anderer bin?
Der zweite verlorene Sohn hat es durch die Tat zu beweisen versucht und hat für Gott geschuftet, für seinen Vater gearbeitet und gewirkt. Es ist ja leicht von mir gesagt, jetzt andere zu richten, die Großes in der Welt geleistet haben. Aber Jesus richtet ja diesen zweiten Sohn, indem er sagt: Es war alles umsonst.
Nicht dass Arbeiten umsonst ist, sondern wenn hinter aller Arbeit und Mühe, hinter allem frommen Eifer nicht die große Freude steht, dass man ans Vaterherz Gottes zurückfindet, dann lass deine ganze Frömmigkeit!
So kühn war Jesus, dass er Menschen das ausgeredet hat und gesagt hat: Es kommt nicht darauf an im Leben, dass man schuftet und sich quält, sondern Hauptsache ist, dass man Freude beim Vater findet, heimkehrt und weiß: Der Vater ist bei mir und ich bin bei ihm.
Da steht der Vater vor diesem zweiten verlorenen Sohn und sagt ihm: „Was hast du denn?“
Wenn ich das Ihnen so weitergeben darf: Was hast du denn mit deinem ganzen gequälten frommen Leben? Warum tust du das, wenn du es nicht aus der Freude tun kannst, ich darf für Gott etwas wirken?
Sehen Sie, tatsächlich ist die Erfahrung, die man heute genauso macht: Die große Freude am Leben, an der Welt, an den Aufgaben kommt erst von dort her, wenn man die Begnadigung erlebt hat, die der erste verlorene Sohn erlebt hat: „Vater, ich habe gesündigt.“
Und wie glücklich ist er, dass er noch einmal den Spaten in die Nähe nehmen darf, dass er noch einmal beim Vater leben darf und dass der Vater ihm Verantwortung gibt.
Das ist doch ein Geschenk, dass Gott uns in der kommenden Woche noch einmal Gelegenheit gibt zu arbeiten, dass er uns Menschen anvertraut und dass wir für ihn dienen dürfen. Ein Vorrecht ist das für uns, keine Mühe, dass er uns brauchen will in seinem Dienst.
Wie wird das einmal sein, wenn Gott von uns unser Geld gar nicht mehr will, weil es in der Inflation kaputtgeht? Wenn er unsere Arbeitskraft gar nicht mehr will, sondern uns irgendwo liegen lässt auf dem Krankenbett? Was für ein Vorrecht, wenn Gott uns noch braucht!
Zum Vater und zur offenen Tür zum Vater findet der zweite verlorene Sohn nie. Die Tür zum Vater und zum Vaterherzen Gottes bekommt man nur, wenn man ihn dort ruft, wo er sich finden lässt, nämlich über die Vergebung, über das Wunder, dass er sich verschenkt.
Ich hatte einmal in einer Wohnung – auch jetzt bewohne ich ja zwei Wohnungen – und das ist immer so ein Schicksal, dass man bei den BKS-Schlössern, die ziemlich ähnlich sind, eine Kerbe drin hat, aber kein äußeres Merkmal. Ein wenig tiefer geht es da nur rein beim Einschlüssel.
Ich stehe dann meist am Schloss, besonders im Dunkeln, wenn das Treppenhauslicht gerade ausgeht, und drücke den falschen Schlüssel ins falsche Schloss.
So gibt es auch bei Gott den falschen Schlüssel im falschen Schloss, indem man vor Gott von der Bewährung redet, was wir in der Welt geleistet haben.
Wenn Sie zum Gemeindetag kandidieren, ist es eine wichtige Frage, ob Sie in der Welt etwas geleistet haben, ob Sie einen guten Leumund haben. Wenn Sie heiraten, ist es eine wichtige Sache, ob Sie einen guten Ruf haben.
Der Schlüssel passt bei Gottes Vaterherzen nicht. Bei Gottes Vaterherzen passt nur der Schlüssel „Vater, ich habe gesündigt.“
Dann darf man diese Liebe erfahren, die der zweite Sohn nie findet. Es ist tatsächlich so, dass man nur über Buße und Heimkehr zu Gott, über ein zerbrochenes Leben, die Liebe und Herzlichkeit des Vaters erleben kann.
Da bin ich beim Dritten: Wir haben einen unbeschreiblichen Vater.
Das Erste war: Unsere Würde liegt bei Gott, unsere Menschenwürde. Wir haben darüber gesprochen, dass das Zerbrechliche des Menschen heute so oft gezeigt wird, der Mensch in seiner Erbärmlichkeit. Da zeigt uns Jesus unsere Würde.
Das Zweite: Die Tür ist offen, dass ich erlebe, von Gott angenommen zu sein.
Auch das Letzte: Wir haben einen unbeschreiblichen Vater.
Wir sind ja als Männer oft Väter und sind dann ein bisschen sentimental, wie gütig Väter sind. Die Mütter haben oft sicher eine andere Anschauung über die Väter, die sind meist sehr hart, und das ist gut so in unserer Welt vielleicht auch noch.
Sehen Sie, das Vaterbild, das wir hier leben, ist nur ein schwacher Abglanz des Vaterbildes Gottes. Er ist doch Urvater, und erst von ihm her fällt etwas Glanz auf unser Vateramt in dieser Welt.
Da steht dieser Vater draußen vor der Tür, bettelt um den zweiten verlorenen Sohn und sagt: „Komm doch rein, komm feier doch mit.“
Wer von uns würde sich das bieten lassen? Nicht nur wie Gott uns Freiheit lässt, dass wir ihm ausbrechen und unsere Gaben nehmen, den Leib, und sagen: „Es ist mein Leib, ich kann tun, was ich will“, so wie danach der Vater dasteht und sagt: „Möchtest du nicht Freude erleben?“
Mich hat beeindruckt, wie uns am vergangenen Dienstag der Missionar Nels aus Südafrika erzählt hat von diesem farbigen Viertel, Township dort in Südafrika, wo sie auf junge Menschen zugehen, die untergehen in dieser Welt, und ihnen diese Würde mitteilen im Auftrag Gottes, dass ihr Leben durch Gottes Berufung groß und schön wird.
Und wie sie dann plötzlich erleben, wie Menschen sich Gott zur Verfügung stellen.
Es ist uns allen, die wir dabei waren, sicher so gegangen, dass wir gemerkt haben, wo wir nur Zeugen dessen werden, wie Gottes Vaterliebe Menschen heute herausholt, herumholt, umprägt und von seiner Nähe her ganz neu gestaltet.
Da geht eine solche Freude aus, eine solche Erfahrung. Wie kann man da abseits stehen? Wie kann man da abseits stehen?
Ach, unser Glaubensleben ist oft nur so leer, so halb, so unerfreulich, so fade, weil wir gar nicht mehr erleben, wie um uns herum Menschen zurückkehren in dieses neue Verhältnis der Gotteskindschaft, zurück zum Vater, zurückfinden in ihre Aufgaben, die sie haben, in ein erfülltes und sinnerfülltes Leben hinein.
Er steht draußen vor der Tür, und der himmlische Vater will sich nicht hinsetzen und sagen: „Komm doch, komm doch, erlebe es doch mit!“
So weit lässt er sich herunter. Und so ist es bis heute seine Sorge, dass er neben uns steht und uns bittet, uns einlädt: „Komm doch, erlebe es doch, was es bedeutet, wenn Menschen umkehren und heimkehren zum Vater, zum Herzen Gottes.“
Wenn verlorene Menschen heimfinden, wenn Tote lebendig werden, wenn verlorene und verlotterte Menschen wieder entdecken, was es heißt, Gottes Kind zu sein.
Es gibt nichts Größeres in der Welt, als wenn ein Mensch heimfindet zu Gott. Amen.
Wir wollen oft nur kleine Hilfen für unser Leben haben. Wir seufzen über Menschen, die uns wehtun, über Schwierigkeiten, die sich auftun, und wir sehen über allem nicht das Größte: dass wir den Sinn und das Ziel verloren haben.
Wir danken dir, dass du so weit heruntersteigst zu uns und um uns wirbst, dass wir heimkehren zu dir.
Danke, Herr, dass du jedem von uns das aufschließen willst und zeigen willst, welch ein Vorrecht das ist, dass wir in die persönliche Gemeinschaft mit dir eintreten dürfen, dass es nichts mehr gibt, was du nicht annimmst, was du nicht hineinnimmst in deine Gemeinschaft: unsere Berufsaufgaben, unsere Familie, unsere Einsamkeit, unseren Leib, die Aufgaben, die wir in dieser Welt haben.
Herr, wir danken dir, dass erst von dir, von der Mitte her, alles seinen Sinn bekommt.
Und so wollen wir dich jetzt auch bitten im Blick auf die kommende Woche: Herr, lass uns ganz nah bei dir stehen, führe uns ganz nah zu dir, lass uns über der Stille eines jeden Tages heimfinden zu dir in dein Vaterhaus.
Bewahre uns vor einer frommen Geschäftigkeit, die doch dich vergessen lässt und die Freude bei dir.
Herr, wir bitten dich, dass auch von unserem Leben so eine Bewegung ausgehen kann, dass andere Menschen heimfinden zu dir.
Gib uns dafür das richtige Wort zum Zeugnis, auch für die Gespräche, die wir in den nächsten Tagen führen wollen, für die Taten, die wir in deinem Namen tun wollen.
Dir befehlen wir deine ganze Christenheit an, mit all ihren Aufgaben, mit Diakonie und Mission, mit allem Dienst an Jungen und Alten, an Behinderten und leidenden Menschen.
Gib du Vollmacht, dass Menschen heimgeholt werden zu dir, dass Verlorene gerettet werden, dass Tote lebendig werden durch deine Macht!
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel! Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
Dritte Erkenntnis: Die unermessliche Güte des Vaters
Da bin ich beim Dritten. Wir haben einen unbeschreiblichen Vater. Das Erste war: Unsere Würde liegt bei Gott, unsere Menschenwürde. Wir haben ja davon gesprochen, dass das Zerbrechliche des Menschen heute so oft gezeigt wird – der Mensch in seiner Erbärmlichkeit. Jesus zeigt uns jedoch unsere Würde.
Das Zweite: Die Tür ist offen, damit ich erlebe, von Gott angenommen zu sein.
Auch das Letzte: Wir haben einen unbeschreiblichen Vater. Wir sind ja als Männer oft Väter und werden dann ein bisschen sentimental. Wie gütig doch Väter sind! Die Mütter haben oft sicher eine andere Anschauung über die Väter. Sie sind meist sehr hart – und das ist in unserer Welt vielleicht auch noch gut so.
Sehen Sie, das Vaterbild, das wir hier leben, ist nur ein schwacher Abglanz des Vaterbildes Gottes. Er ist doch der Urvater, und erst von ihm her fällt etwas Glanz auf unser Vateramt in dieser Welt.
Da steht dieser Vater draußen vor der Tür und bettelt um den zweiten verlorenen Sohn. Er sagt: „Komm doch rein, komm, feier doch mit!“ Wer von uns würde sich das bieten lassen? Nicht nur, wie Gott uns Freiheit lässt, dass wir ihm ausbrechen und unsere Gaben nehmen – den Leib –, und sagen: „Es ist mein Leib, ich kann tun, was ich will.“ So steht später der Vater da und sagt: „Möchtest du nicht Freude erleben?“
Mich hat das beeindruckt, wie uns am vergangenen Dienstag der Missionar Nels aus Südafrika erzählt hat von diesem farbigen Viertel, Township genannt, dort in Südafrika. Dort gehen sie auf junge Menschen zu, die in dieser Welt untergehen, und teilen ihnen diese Würde mit – im Auftrag Gottes. Sie zeigen ihnen, dass ihr Leben durch Gottes Berufung groß und schön wird. Und wie sie dann plötzlich erleben, wie Menschen sich Gott zur Verfügung stellen.
Es ging uns allen, die wir dabei waren, sicher so, dass wir merkten, wo wir nur Zeugen dessen werden, wie Gottes Vaterliebe Menschen heute herausholt, herumholt, umprägt und von seiner Nähe her ganz neu gestaltet. Da geht eine solche Freude aus, eine solche Erfahrung. Wie kann man da abseits stehen? Wie kann man da abseits stehen?
Ach, unser Glaubensleben ist oft nur so leer, so halb, so unerfreulich, so fade, weil wir gar nicht mehr erleben, wie um uns herum Menschen zurückkehren in dieses neue Verhältnis der Gotteskindschaft. Sie kehren zurück zum Vater, finden zurück in ihre Aufgaben, die sie haben, in ein erfülltes und sinnerfülltes Leben hinein.
Er steht draußen vor der Tür, und der himmlische Vater will sich nicht hinsetzen und sagen: „Komm doch, komm doch, erlebe es doch mit!“ So weit lässt er sich herunter. Und so ist es bis heute seine Sorge, dass er neben uns steht und uns bittet, uns einlädt: „Komm doch, erlebe es doch, was es bedeutet, wenn Menschen umkehren und heimkehren!“
Zum Vater, dem Herzen Gottes, wenn verlorene Menschen heimfinden, wenn Tote lebendig werden, wenn verlorene und verlotterte Menschen wieder entdecken, was es heißt, Gottes Kind zu sein. Es gibt nichts Größeres in der Welt, als wenn ein Mensch heimfindet zu Gott. Amen.
Schlussgebet: Dank und Bitte um Nähe zu Gott
Wir wünschen uns oft nur kleine Hilfen für unser Leben. Wir seufzen über Menschen, die uns wehtun, über Schwierigkeiten, die sich auftun, und dabei übersehen wir das Größte: dass wir den Sinn und das Ziel verloren haben.
Wir danken dir, dass du so weit zu uns herabsteigst, um um uns zu werben und mit uns zu ringen, damit wir heimkehren zu dir. Danke, Herr, dass du jedem von uns die Tür öffnen und zeigen willst, welch ein Vorrecht es ist, in persönliche Gemeinschaft mit dir zu treten.
Es gibt nichts mehr, was du nicht annimmst oder nicht in deine Gemeinschaft aufnimmst: unsere Berufsaufgaben, unsere Familie, unsere Einsamkeit, unseren Leib und die Aufgaben, die wir in dieser Welt haben. Herr, wir danken dir, dass erst von dir, von der Mitte her, alles seinen Sinn bekommt.
So wollen wir dich jetzt auch bitten im Blick auf die kommende Woche: Herr, lass uns ganz nah bei dir stehen. Führe uns ganz nah zu dir. Lass uns in der Stille eines jeden Tages heimfinden zu dir, in dein Vaterhaus.
Bewahre uns vor einer frommen Geschäftigkeit, die dich vergessen lässt und die Freude bei dir raubt. Herr, wir bitten dich, dass auch von unserem Leben eine Bewegung ausgehen kann, durch die andere Menschen heimfinden zu dir.
Gib uns das richtige Wort zum Zeugnis, auch für die Gespräche, die wir in den nächsten Tagen führen wollen, und für die Taten, die wir in deinem Namen tun möchten. Dir befehlen wir deine ganze Christenheit an – mit all ihren Aufgaben, mit Diakonie und Mission, mit allem Dienst an Jungen und Alten, an Behinderten und leidenden Menschen.
Gib du Vollmacht, dass Menschen heimgeholt werden zu dir, dass Verlorene gerettet werden und Tote lebendig werden durch deine Macht!
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel! Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.
