Lieber Herr, wir brauchen heute Abend dein Reden, das uns korrigiert, uns zurechtweist, heilt und tröstet. Du kannst zu jedem so konkret und persönlich sprechen, dass wir wieder ganz erquickt werden und mit neuer Kraft von hier weggehen. Amen!
Heute Abend haben wir Jakobus Kapitel 3. Wir freuen uns wieder darüber, wie konkret der Jakobusbrief zu uns spricht. Man sucht ihn ja immer etwas, weil er hinter dem Hebräerbrief noch einmal kommt.
Einführung in das Thema und die Verantwortung des Lehramts
Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden. Dabei ist nicht von einem Volksschullehrer die Rede, sondern vom Lehramt in der Gemeinde. Zu diesem Thema möchte ich aber erst beim nächsten Mal in der nächsten Bibelstunde noch ausführlicher sprechen, denn in diesem Abschnitt steckt heute schon sehr viel.
Wisst, dass wir ein umso strengeres Urteil empfangen werden, denn wir verfehlen uns alle auf vielfältige Weise. Wer sich aber im Wort nicht verfällt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.
Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe auch die Schiffe: Obwohl sie so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wohin der will, der es führt.
So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet es an! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit.
So ist die Zunge unter unseren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib, zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet. Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen.
Aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes. Diese Formulierungen des Jakobus sind so einprägsam und so tief, dass man in jeder einzelnen verweilen möchte.
Mit der Zunge loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind. Aus einem Mund kommt Loben und Fluchen – das soll nicht so sein, liebe Brüder.
Lässt auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen oder ein Weinstock Feigen bringen? So kann auch eine salzige Quelle nichts Süßes geben.
Begegnung mit Gästen und persönliche Reflexionen zum Lehramt
Wir hatten gestern und heute eine Tagung im Hospitalhof, bei der über 300 Leiter von evangelistischen Werken und Diensten zusammenkamen. Es war eine sehr reiche und wertvolle Tagung.
Deshalb haben wir heute Abend das große Vorrecht, dass der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, der Vorsitzende der Werke Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte international, Doktor Fritz Laubach, unter uns ist. Er wird zu uns sprechen.
Herzlichen Dank für den Applaus! Wahrscheinlich muss ich Sie jedoch enttäuschen, denn ich bin nicht gekommen, um hier lange zu sprechen, sondern um zuzuhören.
Mit großer Freude bin ich heute Abend hierhergekommen. Ich freue mich, dass dieser Abend für diese Bibelstunde frei ist. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das erste Mal hier bei Ihnen war. Es hat mich tief beeindruckt, mit welcher gespannten Aufmerksamkeit von Anfang an alle dabei waren.
Durch meine Arbeit in der Diakonie und der Evangelischen Allianz komme ich viel herum. Ich muss sagen, ich habe mich gefreut, weil ich damals wirklich etwas von der geistlichen Atmosphäre spüren konnte, die Gott unter Ihnen schenkt. Das ist etwas Großes, ein Vorrecht. Darauf habe ich mich den ganzen Tag über still gefreut: heute Abend bei Ihnen zu sein.
Ich möchte den ganzen Abend nicht bestreiten, aber gerne etwas zu diesem Wort sagen, auch wenn ich nicht im Einzelnen darauf vorbereitet bin. Wenn ich über den Jakobusbrief sprechen soll, lese ich immer zuerst die Auslegung von unserem wertgeschätzten Bruder Fritz Grünzweig.
Er benötigt jetzt besonders unsere Fürbitte, weil er sehr schwer krank ist. Wir sollten ihn immer wieder in unsere persönliche Fürbitte einschließen, damit der Herr ihm nahe ist. Es geht ihm nicht gut. Was Gott mit ihm vorhat, wissen wir nicht. Er kann ihn aber aufrichten.
Die Herausforderung und Verantwortung des Lehramts
Aber nun, dieses Wort, das wir eben miteinander gelesen und gehört haben, hat mich selbst sehr betroffen gemacht – einmal in der persönlichen Situation.
Ich bin sieben Jahre als Dozent tätig gewesen in der Ausbildung junger Theologen, und davon wird ja gesprochen. Es ist sicher so, dass es eine Aufgabe ist – darüber wollen Sie ja beim nächsten Mal mehr hören –, die Gott einzelnen gegeben hat: den Dienst der Unterweisung in der Gemeinde und damit auch die Zurüstung der einzelnen Gemeindeglieder und derer, die später den Dienst der Verkündigung tun sollen, vorzunehmen.
Aber es steht nun mal so hier, wie es da steht. Und verstehen Sie, dass mich ein solches Wort schon beklommen macht. Jesus hat ja einmal gesagt: Wem viel anvertraut ist, von dem wird viel verlangt.
Ich bin sicher, dass ich auf der einen Seite mit gutem Willen – und ich muss auch sagen mit großer Freude – dieses Lehramt ausgeübt habe. Aber ich weiß heute, dass ich manches, was ich damals den jungen Studierenden vermittelt habe, heute anders sagen würde. Und ich weiß umgekehrt, dass manches, was ich gesagt habe, das weiß ich gar nicht mehr. Aber meine früheren Schüler wissen es. Wenn ich ihnen begegne und wir uns begrüßen, dann sagen sie: „Ja, wissen Sie, damals haben Sie uns das gesagt.“
Und dann denke ich: Ja, da muss der Herr sehr gnädig sein, denn es ist sicher nach dem damaligen Erkenntnisstand gewesen. Dennoch muss ich den Herrn bitten und sagen: Lieber Herr, sieh gnädig drein. Ich wusste es damals nicht besser, aber heute sehe ich es anders und würde es behutsamer sagen.
Jesus hat das ja einmal so ausgedrückt, er spricht da allerdings vom Wein, er sagt: „Der Alte ist milder.“ Sie kennen vielleicht dieses Wort. Und ich bin natürlich früher viel radikaler gewesen in manchen Äußerungen.
Nur hier steht: Die Lehrer werden ein zweifaches Urteil empfangen. Das heißt, da liegt ein besonderes Maß an Verantwortung. Und ich glaube, dass das sehr wichtig ist.
Es kann keiner Pfarrer sein, der nicht Lehrer der Gemeinde ist. Das ist mitgegeben. Aber deshalb sollte eine Gemeinde unendlich treu sein in der Fürbitte für ihren Hirten, denn er braucht es einfach, weil er ja in der doppelt schweren Verantwortung steht.
So sagt es Gott durch den Apostel Jakobus, und das ist etwas, wovon ich nie loskomme. Denn auch dann, wenn ich etwa unsere Diakonissen oder die freien Mitarbeiter in der Diakonie im Wort Gottes unterweise, übe ich das Lehramt aus.
Und hier steht es: Seid behutsam! Nicht jeder soll nach dem Lehramt trachten, denn wir empfangen ein doppelt schweres, doppelt gewichtiges Urteil. Und darum sind wir im Grunde auch auf die Fürbitte angewiesen, und darum kann ich immer nur bitten.
Die Macht des Wortes und die Herausforderung der Zunge
Und dann das Zweite: Es ist ein Wort, das ja auch alle Christen angeht. Das haben wir ja sofort gemerkt. Ich weiß nicht, ob Sie dieses Wort lesen und hören können, ohne dass nicht doch eine gewisse Beklommenheit da ist.
Denn ich muss Ihnen offen gestehen, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass Sie das Wort nicht verstanden haben, dass …
Ich habe als Christ manches gesagt, unbedacht, vorschnell, unüberlegt. Und als es raus war, konnte ich es nicht mehr zurückholen. Ich habe manches Mal auch durch meine Worte Menschen verletzt, ihnen wehgetan.
Und wenn das Wort raus ist, dann kann man es nicht mehr zurückholen. Es ist gesagt. Ich habe mich manches Mal auch für Worte entschuldigen müssen, und es ist mir nicht immer leicht gefallen. Aber ich sah, es gibt gar keinen Weg: Du musst halt hingehen und sagen, es tut mir leid, dass ich das so gesagt habe. Ich wollte nicht verletzen, und ich möchte es zurückholen. Aber raus war es ja.
Und ich war dann auch auf die Vergebung des Bruders oder der Schwester oder die Entschuldigung des Un-, also des Nichtchristen angewiesen.
Das, was hinter dem steht, was der Jakobus hier im Auftrag Gottes und des Heiligen Geistes niederschreibt und uns zu sagen hat, ist ja zugleich eine ganz große Zielvorstellung. Es ist die Heiligung unseres Redens.
Er sagt ja mehrfaches, auf der einen Seite – und das lasse ich mir selber sagen – ich bleibe Zeit meines Lebens der Vergebung bedürftig, auch für das, was ich sage. Gott hört immer zu, auch heute Abend in dem, was ich Ihnen sage.
Hier steht: Wir fehlen alle mannigfaltig. Also ich kann nur sagen, dieses Wort trifft auf mich absolut zu.
Und dann das andere: Wer sich aber im Reden nicht verfehlt, der ist vollkommen. Das ist das Ziel, da will uns Gott hinführen: Heiligung im Reden.
Und Jesus hat gesagt, die Menschen werden Rechenschaft geben müssen im Jüngsten Gericht für jedes unnütze Wort, das sie geredet haben.
Ich muss schon sagen, ich habe sicher viele unnütze Worte geredet. Und deshalb legt es auch dieser Bibeltext mir nahe, bald heute Abend aufzuhören.
Aber ich sehe auch das andere, und das möchte ich Ihnen einfach sagen, vielleicht zur Ermutigung, aber mindestens als einen großen Dank meinem Herrn gegenüber.
Er hat mich bis heute noch nicht beiseite gesetzt, obwohl ich schon so viel dummes Zeug geredet habe. Seine Barmherzigkeit ist bis zur Stunde größer gewesen als mein Versagen, seine Vergebung immer größer als meine Schuld.
Sonst würde ich nicht wagen, etwas zu diesem Wort zu sagen.
Also ich glaube, Jesus nimmt uns in doppelter Weise in seine Schule.
Auf der einen Seite mahnt er mich oder uns, behutsam zu sein im Reden. Das kann sicher auch so beginnen, dass man morgens darum bittet: Herr, achte du auf meine Zunge!
Und vielleicht auch einmal, wenn man mit anderen zusammen ist und über manche Dinge redet, sich daran erinnert: Ist es nun gut, wenn du noch was sagst, oder ist es nicht besser, du bist jetzt still?
Aber auch das andere: Gott sagt diese Mahnung nicht mit dem Zusatz: Wenn dir das nicht gelingt, dann schreibe ich dich ab, sondern mit dem, womit vorher im vorigen Kapitel doch etwas vom Wesen unseres Gottes uns gesagt wird: Die Barmherzigkeit rühmt sich vor dem Gericht. Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Auch indem ich Ihnen heute Abend sage: Ich lebe von der Barmherzigkeit meines Herrn, und ich weiß eines mit letzter Sicherheit: Er ist nicht nur so grundlos barmherzig im Umgang mit mir, sondern er ist genauso barmherzig für jeden von Ihnen.
Und das darf jedem von uns Mut machen, weiterzugehen im Glauben mit ihm.
Die Bedeutung des achten Gebots und die Macht der Zunge
Das ist wichtig: Es gibt kein Gebot, das für uns so gefährlich ist wie das achte Gebot. Keiner versündigt sich so oft daran wie wahrscheinlich jeder von uns. Es ist die schlimmste Stolperquelle vor uns.
Deshalb möchte ich heute Abend ergänzend einige grundlegende Gedanken äußern, die wir bei unserem Reden bedenken sollten. Ich möchte Sie in die Weite des biblischen Wortes hineinführen.
Ich habe eine ziemlich schlechte Handschrift, möchte Ihnen aber trotzdem heute Abend noch einmal etwas vorlesen. Ich habe ein wenig ausgeschrieben. Sehen Sie es oder sollen wir das Licht im Raum noch ausschalten? Geht das so?
Mich interessiert zuerst einmal die Zunge, denn sie hat eine ganz große Gewalt und Macht. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, was ein Wort anrichten und bewirken kann – im Einzelnen.
Kennen Sie die Geschichte von Bileam in 4. Mose 22,38? Der Moabiterkönig bestellt einen Zauberpriester, der Israel fluchen soll. Für uns ist magisches Denken nicht so verbreitet, sodass wir daran denken, dass man mit dem Wort allein schon etwas bewirken kann.
Bileam sagt: „Siehe, ich bin zu dir gekommen, aber wie kann ich etwas anderes reden als das, was mir Gott in den Mund gibt? Nur das kann ich reden.“ Es ist interessant, wenn man diese Geschichte noch einmal liest. Man denkt dann: So sollte es eigentlich bei uns allen sein. Dass man sagt: Ich kann nur das reden, was Gott mir in den Mund legt. Ich will nicht einfach sagen, was aus mir heraus sprudelt, sondern ich will reden, was der Herr mir befiehlt.
Und dieses Wort kann dann wirklich etwas bewirken. Denn wenn Gott etwas in uns hineinlegt und das Wort bestätigt, dann kann es Wirkung haben.
Wir erleben das ja oft: Unser Wort verhallt, steht still, etwa beim Krankenbeten. Das tröstet nicht. Sie wollen jemanden ermahnen, und Sie können ihn nicht verändern. Darum ist es so wichtig, dass das Wort von Gott bestätigt ist.
Warnung vor den Folgen falscher Worte: Die Geschichte von Doeg
Die Geschichte von Doeg möchte ich jetzt nicht vollständig erzählen. Sie können sie zuhause nachlesen, denn es ist ein sehr langes Kapitel. David war auf der Flucht vor Saul und kam zu den Priestern von Nob.
Unter ihnen war ein Edomiter. Das Gebiet jenseits des Jordans, bekannt als die Edomiterberge, war seine Heimat. Dieser Mann war im Heiligtum eingeschlossen und hatte sich offenbar in einer besonderen Weihe Gott hingegeben. Er erlebte mit, wie David dort Goliaths Schwert und heiliges Brot mitnahm.
David sagte den Priestern nicht, dass er vor dem König auf der Flucht war. Er behauptete, er sei auf einer geheimen Mission und brauche schnell etwas zu essen sowie eine Waffe. Später fragte Saul seine Getreuen: „Wer von euch steckt eigentlich unter der Decke mit David?“ Daraufhin sagte Doeg, die Priester hätten David die Waffen gegeben.
Dieses Wort des Verrats führte zu einem schrecklichen Blutbad. Es ist immer wieder so, dass auch Luther in seiner Auslegung zum achten Gebot sagt, es kommt nicht nur darauf an, die Wahrheit zu sagen, so wie wir meinen, dass etwas wahr ist. Doeg hat zwar nichts als die Wahrheit gesagt, aber es war eine furchtbare Tat, denn er hat Menschen ans Messer geliefert und den Tod gebracht.
Worte können töten. Luther sagt, wir sollen andere nicht verraten und ihnen keinen bösen Leumund machen. Wir müssen vorsichtig sein, selbst wenn etwas richtig ist. Man muss nicht jedem sagen: „Du siehst aber mal blöd aus.“ Auch wenn es wahr ist. Wir Schwaben haben oft die Art, jedem das Unangenehme direkt ins Gesicht zu sagen, begleitet von dem Satz: „Aber es ist doch wahr.“ Doch Worte können töten.
Manchmal sind wir sogar stolz darauf, schlimme Nachrichten übereinander zu verbreiten. Dabei sollten wir uns bewusst machen: Worte können töten und zerstören. Die Geschichte von Doeg ist ein erschütterndes Beispiel dafür. Er hätte vieles für sich behalten können. Die Priester von Nob wussten gar nicht, was sie taten. Sie waren unschuldig und wurden durch ein Wort, das zwar richtig war, aber in einem falschen Zusammenhang überliefert wurde, getötet.
Jesus spricht im Zusammenhang mit dem fünften Gebot, „Du sollst nicht töten“, davon, dass schon die Worte, die wir sprechen, töten können (Matthäus 5,21-22). Mir fällt das besonders schwer im Umgang mit Kindern und Schülern.
Es gibt nur ein Mittel, wenn man mit einer Schulklasse nicht fertig wird. Dazu habe ich lange unterrichtet, um das zu wissen. Man kann ein Kind wirklich schlecht behandeln, aber das ist nicht erlaubt. Man muss dem Kind nur einmal sagen, was für ein freches kleines Birschlein es ist.
Doch diese Worte sind auch Wunden in unserem Leben, die uns Schlimmeres zugefügt haben. Ich finde, die Prügelstrafe ist gar nicht so schlimm. Die Worte sind oft die schlimmsten Dinge, die uns je gesagt wurden, auch als Kinder. In welcher gemeinen Weise manche schon fertiggemacht wurden, was Kinder einander zurufen und im Hass einander sagen können – Jesus nennt das im Zusammenhang mit dem fünften Gebot vom Töten.
Psalm 34 und die Mahnung zur Bewahrung der Zunge
Psalm 34 steht in der Bibel an vielen Stellen. Was wir heute Abend haben, ist eine kleine Auslegung dieses Psalms. Sie können das auch einmal mit der Konkurrenz machen.
Als ich heute zum Hospitalhof zu der Tagung gelaufen bin, dachte ich: Schade, wir hätten jetzt eine richtige Reihe machen müssen über die Körperorgane und dann die Bibel durchgehen. Vom Verstand angefangen, über den Mund und die Augen könnten wir genauso entlanggehen. Dann wird es ungeheuer eindrücklich, was durch die Augen schon immer passiert ist.
Heute sind wir nur bei der Zunge. Die Zunge kann Böses tun. Psalm 34, Vers 14 sagt: „Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.“ Das steht in dem schönen Davidspsalm, als er vor Abimelech errettet wurde.
„Ich will den Herrn loben alle Zeit, mein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ Jetzt ist es interessant: Den Psalm haben wir so oft gebetet. Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir. Doch wir kappen oft den Schluss ab, wo es heißt, dass man die Zunge hüten soll, damit man keinen Trug mehr redet.
Ich muss besonders darauf aufpassen. So etwas sage ich mir heute Abend natürlich am allermeisten selbst.
Psalm 52 und die zerstörerische Kraft der Zunge
Psalm 52, Verse 4 bis 6, steht gerade in diesem Psalm, in diesen schönen Gebeten, und interessanterweise ist Psalm 52 jetzt besonders wichtig. Den hat David gebetet, als Doeg, der Edomiter, diesen schrecklichen Verrat begangen hat. Saul war doch ein abgehalfterter König. Und es ist so furchtbar, dass dieser Fremde nun diese Briefe ans Messer liefert in dieser unheimlichen Geschichte.
In diesem Zusammenhang war David so getroffen, weil unschuldige Leute nur wegen ihm sterben mussten. Und in diesem Zusammenhang sagt er in den Versen 4 bis 6:
„Deine Zunge trachtet nach Schaden wie ein scharfes Schermesser. Du Betrüger, du liebst das Böse mehr als das Gute. Du redest lieber Falsches als Rechtes. Du redest gern alles, was zum Verderben dient, mit falscher Zunge.“
Das ist furchtbar, wenn das so geht. Vielleicht sind Sie auch durch Lebensabschnitte gegangen, in denen Sie sagten: Ich war verzweifelt, als ich das Gewebe der Lüge entdeckt habe.
Man muss ja furchtbar lachen, wenn man DDR-Propaganda liest, wie es da heißt: Die Leute, die in den Westen kommen, wurden alle eingeschläfert und wieder ihrem Willen in den Westen rübergezogen, über den Schlagbaumweg. Wenn die Propaganda so plump und so blöd wird, ist das ja fast lustig. Aber ich weiß, wie Menschen wahnsinnig gelitten haben in Diktaturen, welcher Couleur auch immer. Wenn das ganze Lügengewebe nicht mehr zu durchdringen war und die Stimme mundtot gemacht wurde, und die Lüge regierte.
Dann versteht man diesen Psalm, wo man nichts mehr dagegen ausrichten kann. Das Wort, über das wir für alle unsere geredeten Worte Rechenschaft geben müssen, steht noch einmal in Matthäus 12,31.
Die bildhafte Darstellung der Zunge als Ruder und die Folgen des Redens
Und nun gehen wir weiter und kommen zu unseren Jakobus-Abschnitten. Dort ist das noch einmal schön bildhaft zusammengefasst.
Ich möchte heute noch einmal genau diese Stellen aus verschiedenen Abschnitten der Bibel zeigen, damit deutlich wird, wie weitreichend das Thema behandelt wird. Es gibt noch viel, viel mehr Bezüge. Das wird besonders interessant – auch in Hauskreisen ist das eine große Hilfe, wenn man die Bibel einmal nach Begriffen durchgeht, und zwar nach interessanten Begriffen. Dadurch stößt man auf verschiedene Stellen, wird an unterschiedliche Geschichten erinnert und kann eine Vielzahl von Beobachtungen machen.
Jakobus sagt es so schön: Die Zunge ist wie ein Ruder. Diese großen Schiffe – Ruder – Laubach kommt aus der großen Hansestadt Hamburg, wo man die riesigen Schiffe bewundern kann. Mir macht das immer wieder Eindruck, wie diese Kolosse im Wasser liegen. Wenn so ein Schiff mit Volldampf auf See fährt und bremsen will, dann müssen die erst drei Seemeilen lang die Schraube rückwärts laufen lassen. Das ist unheimlich, bis so ein Riesenkoloss überhaupt zum Stehen kommt.
Das Schiff hat eine enorme Schubkraft und ist mit der kleinen Schiffsschraube ein Riesending, das nur schwer zu stoppen ist. Aber nun sagt Jakobus, dieser Riesenkoloss wird doch von einem relativ kleinen Ruder gelenkt.
Wir sind uns oft nicht bewusst, dass unser Leben durch unser Reden bestimmt wird. Die ganzen Schwierigkeiten unseres Lebens, die wir selbst oft nicht verstehen, fangen oft mit Worten an – zum Beispiel in Ehespannungen oder Familienstreitigkeiten. Diese entstehen häufig dadurch, dass irgendwo ein verletzendes Wort gefallen ist. Oft wissen wir gar nicht, welche Worte bei Mitarbeitern verletzt haben und die Ursache dafür sind, dass das Verhältnis nicht wieder eingerenkt werden kann.
Gehen Sie doch einmal auf die Suche und fragen Sie: Wo habe ich Dich verletzt? Und was liegt dem zugrunde, dass unser Verhältnis so angespannt ist? Dieses Ruder ist es, das das ganze Schiff in eine bestimmte Richtung treibt – je nachdem, wie es gestellt ist.
Praktische Beispiele und die Bedeutung des Schweigens
Es ist gerade bei solchen Themen immer schön, dass man bei den Schwabenvätern praktische Hilfen zum Verhalten findet. Flattich war ja ein Original. Eines Tages kam eine Frau zu ihm und berichtete, dass bei ihnen von morgens bis abends Geschrei und Ehestreitigkeiten herrschten.
Flattich fragte: „Was wollen Sie sagen?“ Die Frau antwortete nicht, dass sie einfach weniger schreien müsse. Stattdessen erklärte sie, ihr Mann komme abends nach Hause, und dann könne sie ihn nur noch ausschimpfen.
Daraufhin sagte Flattich: „Jetzt habe ich nur noch ein Heilmittel für Sie. Ich habe ein ganz besonderes Heilwasser. Sie müssen einen Schluck davon nehmen und ihn dann eine halbe Stunde im Mund behalten. Sonst wirkt es nicht.“
Es wird erzählt – das klingt zwar sehr legendenhaft – dass die Frau nach einiger Zeit noch einmal eine Flasche von dem Heilwasser haben wollte. Flattich meinte daraufhin, das könne sie in jedem Brunnen holen.
Oft ist es eben gut, wenn wir schweigen könnten, weil wir von dort bestimmt sind, oder?
Von Philipp Matthäus Hahn, dem großen Entdecker, Uhrmacher und Erfinder, wird erzählt, dass er einmal bei seinen großen mathematischen Arbeiten gestört wurde. Seine Magd zankte draußen auf der Straße mit Nachbarn. Er konnte einfach nicht mehr weiterarbeiten.
Dann ließ sie ihn alles aufschreiben, was sie gesagt hatte. Am Abend nach dem Essen sagte die Magd: „Herr Pfarrer, Sie müssten noch die Abendsäge lesen.“ Er antwortete: „Dann lese ich.“
Er las die ganze Liste vor und ging dann sehr schamrot hinaus. Der Magd war gar nicht bewusst, was sie alles gesagt hatte.
Wie wird es erst sein, wenn all die Dinge, die wir nie bemerkt haben, weil wir vielleicht zu stolz waren, am Jüngsten Tag vorgelesen werden? Es ist gut, wenn diese Dinge heute vergeben sind.
Deshalb sind wir zusammen, damit wir nichts in diese Nacht hineinnehmen, sondern Vergebung empfangen. In solchen Fällen ist es auch gut, einmal mit Menschen darüber zu sprechen.
Die zerstörerische Kraft der Zunge und die Gefahr des Feuers
Dann kommt das Feuer. Wir haben jetzt im Sommer immer wieder die Bilder gesehen: Brandstiftung in Südfrankreich oder auf Korsika, wo diese Pinienwälder niederbrennen. In einem solchen dürren Wald braucht es gar nicht viel. Oft genügt schon, eine brennende Zigarette wegzuwerfen, und alles brennt lichterloh.
Es ist interessant, wie leicht man verletzt ist. Das merken Sie ja auch im Zusammenleben mit anderen Menschen. Vielleicht haben Sie es gar nicht böse gemeint. Sie wollten nur einen anderen darauf aufmerksam machen, auf etwas, das er vielleicht besser machen kann. Und schon ist alles in einer riesengroßen Streitsache entbrannt. Ein Feuerfunke genügt, und es brennt.
An dieser Stelle möchte ich aber darauf hinweisen, dass in der Bibel auch umgekehrt gesagt wird, was die Zunge kann. Es ist ja komisch, dass wir beim Zungenreden immer gleich an Pfingstereignisse denken, an ein ekstatisches Zungenreden. Ich rede ja jetzt auch mit der Zunge. Wenn mich jemand fragt: „Kannst du Zungen reden?“, sage ich: „Ich rede immer nur mit der Zunge.“ Ich rede auch ein bisschen mit den Händen, aber hauptsächlich mit der Zunge.
Die Zunge hat ja ungemein viel bewirkt – auch in dem wunderbaren Sinn der Erweckung und Erneuerung an Pfingsten. Seitdem Gottes Geist Menschen begabt und Feuer entfacht hat, ist es großartig, wie plötzlich durch dieses Reden Menschen erweckt werden. Es war das schlichte Zeugnis der ersten Boten, der ersten Christenheit, die hinausgingen. Und der Herr wirkt durch dieses Wort, sodass ein Weltenbrand in Gang kommt.
Auf der einen Seite kann mein Wort Tod bringen und einen Vernichtungsbrand entfachen. Auf der anderen Seite kann es ein Feuer der Erweckung geben, wenn Gottes Geist meine Zunge benutzt – auch mit ganz normalen Worten.
Jakobus 3,6 sagt: „Sie kann die Welt ins Unglück stürzen, sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet.“ Das Schlimme ist, dass durch unser Reden alles andere zugedeckt wird. So bin ich, wie ich rede.
Noch ein letztes Bild ist auch noch einmal schön: eine Giftspritze, das unruhige Übel, voll tödlichen Gifts. Der Mensch kann alles zähmen. Er kann Elefanten zähmen, er kann Löwen zähmen, sodass der Dompteur seinen Kopf in den Rachen des Löwen legt. Aber mit der Zunge? Da werden wir alle nicht fertig. Sie ist ungeheuer stark, und sie ist ungeheuer böse.
Wie wir die Zunge gebrauchen, davon hängt unser Heil ab.
Die Notwendigkeit der Erneuerung und Heiligung der Zunge
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass Jakobus kein Mann ist, der uns gesetzlich erdrückt. Wenn Sie sich Kapitel 1, Vers 26 ansehen: „Wenn jemand meint, er diene Gott und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig.“
Er will damit sagen, dass wir eine Erneuerung brauchen. Aber woher kommt diese Erneuerung? Jakobus sagt, du schaffst es gar nicht allein. Genau wie Paulus in Römer 7 sagt: „Ich elender Mensch, wer wird mich erretten vom Leibe dieses Todes?“ Du kannst das Böse nicht besiegen, du bist viel zu schwach.
Schau dir nur deine Zunge an! Das ist das Schöne, dass Jakobus an einem Körperorgan zeigt, wie wir in die Sünde hineingefangen sind. 1. Petrus 3, Vers 10 sagt: „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen.“
Das sind wertvolle Ratschläge. Aber wie mache ich das? Wie schaffe ich das? Ich habe einen dritten Teil angehängt: Die Zunge steuert den Kurs eines jeden Menschen. Ich habe so eine schlechte Handschrift, dass niemand die Liebesbriefe lesen kann, die ich meiner Frau schreibe.
Doch jetzt lese ich es noch einmal vor: Jesus kann sogar Zungen bekehren, und das ist auch die Botschaft von Jakobus. Jesus kann sogar Zungen bekehren. Wir denken oft, die größten Wunder Gottes spielen sich irgendwo anders ab.
Wenn Gott im Kreml wirkt – liebe Schwestern und Brüder – Friedrich Henssler kam gestern aus Moskau zurück. Was hat er gesagt? Er glaubt an die riesigen Mengen Bücher, die evangelische Gemeinden jetzt drucken lassen und selbst finanzieren, evangelische Bücher in deutscher Sprache in Moskau.
Ich habe Ihnen unten noch ein Bild aufgehängt von einem riesigen Laster auf dem Roten Platz, voll mit Bibeln. Was Gott kann, das kann er auch im Kreml bewirken, so dass die Grenzen aufgehen. Aber ich möchte sagen: Dann kann er auch meine Zunge bekehren. Dann kann ich auch darum beten: Herr, heilige meinen Leib, damit ich dir dienen darf.
Die Berufung Jesajas und die Reinigung der Lippen
Wir erinnern uns an die Geschichte, wie Jesaja berufen wird. Er sitzt im Heiligtum und hört die Worte: „Heilig, heilig ist Gott, der Herr, alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Daraufhin erschrickt er und sagt: „Ach, ich, ich...“
Jetzt würden wir ganz andere Dinge erwähnen, wie etwa: Ich habe gesündigt. Bezeichnenderweise erwähnt Jesaja dabei seine Lippen, die unrein sind. Dann reinigt der Herr seine Lippen, damit er reden kann. „Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige“, so lautet sein Gebet. Aber zuerst bittet er: „Reinige meine Lippen, damit ich dir überhaupt dienen kann.“
Wenn man Christ wird, denkt man oft nicht daran, dass alles zuerst von Gott geheiligt und gereinigt werden muss, damit Gott dadurch verherrlicht wird. Man erinnert sich an die schöne Stelle bei Jesaja 6, wo ein Engel mit einer glühenden Kohle kommt und Jesaja bildlich zeigt, dass er gesühnt werden muss. Denn er hat einen unreinen Mund.
Nun ein Psalm von David, der von seiner Sünde spricht: Psalm 51. Dieser Psalm wird oft als Bußgebet beim Abendmahl verwendet. Nach der Versündigung Davids bei Batseba spricht er dieses Gebet: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte.“
Im Vers 17 heißt es: „Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.“ David sagt, er kann nach diesem schrecklichen Sündenfall kaum noch reden. Er bittet: „Erneuere mich, befreie mich von der Blutschuld, aber mach auch meine Lippen wieder frei, damit ich dir dienen kann.“
Das war wahrscheinlich der Grund, warum David so gehemmt war, sein Wort zu reden. Viele von Ihnen sagen vielleicht: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, wenn ich irgendwo reden soll.“ Das ist ganz gut. Man kann beten: „Herr, gib mir ein Wort. Was soll ich reden?“
Vielleicht haben Sie auch schon Ansprachen gehört, bei denen Sie denken: „Der findet kein Ende, und da sprudelt es nur so fromm heraus.“ Das ist auch furchtbar. Es soll doch wirklich ein Wort sein, nicht viel und nicht klebrig-fromm. Es soll so von Gott gegeben sein, dass es aufrichtet.
Gerade wenn wir mit Nichtchristen zusammen sind, kann man beten: „Herr, gib mir jetzt das Wort. Ich muss irgendein Wort sagen in einer Versammlung oder in einer Runde, wo wir sitzen. Herr, gib mir dieses Wort: ‚Tue meine Lippen auf. Ich will nicht quasseln, ich will keine frommen Worte machen.‘“
Jeremia und die Gabe der Worte von Gott
Wir haben eine ähnliche Situation bei Jeremia, und zwar bei seiner Berufung. Auch hier geht es wieder um die Zunge. In Jeremia 1,9 heißt es: Der Herr streckte seine Hand aus, rührte meinen Mund an und sprach zu mir: „Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.“
Es geht dabei niemals darum, dass Jeremia seine eigenen Gedanken äußert. Darum geht es gar nicht. Vielmehr soll er Gottes Wort sprechen können.
Später, in Kapitel 23, wendet er sich gegen diejenigen, die ständig von ihren Träumen reden. Jeremia sagt: Ich will nur Gottes Wort weitergeben, das, was er mir anvertraut hat. Ich will mein Ohr am Mund Gottes haben und das weitergeben, was er mir sagt.
Es ist nicht leicht, still zu werden und zu hören, was Gott uns aufgetragen hat.
Die neue Aufgabe der Zunge im Dienst Gottes
Und nun habe ich noch ein paar Dinge aufgeschrieben, die zu den neuen Diensten der Zunge gehören, wenn Gott sie in Dienst nimmt. Jesaja 50 ist hier eine wichtige Stelle. Wenn Sie jetzt nicht alle die Bibelstellen aufschlagen können, macht das nichts. Sie haben ja zugehört.
Jesaja 50,4 lautet: „Der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie die der Jünger, damit ich weiß, den Müden zu stärken zur rechten Zeit.“ Jeden Morgen weckt er mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört.
Dieses Zungenorgan haben wir nicht von Natur aus so. Die Bekehrung muss bis zur Zunge durchschlagen. Wenn man zuerst zum Glauben kommt, meint man oft, es sei alles fertig, wenn man Jesus liebt. Doch dann merkt man, dass es noch ein Ringen und Kämpfen gibt, solange man lebt mit den alten Teilen unseres Leibes, die unter den Gehorsam Christi gebracht werden müssen.
Gott will uns durch und durch erneuern. Man kann es auch so sagen: Der Geist Gottes will in meinen fleischlichen Organen siegen, auch in der Zunge.
Der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie die Jünger haben. Die Worte müssen anders sein. Unser Sprach- und Wortschatz wird anders sein. Auch die Art, wie wir reden, wird sich verändern. Und der Inhalt wird völlig verändert sein, weil ich dann mit den Müden reden kann – auch deshalb, weil ich selbst aus so viel Schuld komme.
Psalmen als Ausdruck des Lobes und der Gerechtigkeit Gottes
Größen, loben – können Sie noch ein bisschen aufschlagen? Machen wir noch Psalm 35,28:
Psalm 35,28: „Und meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.“
Wenn die Bibel immer von der Gerechtigkeit spricht, meint sie damit die Treue Gottes. Dass Gott sein Wort einlöst, dass er sich an das hält, was er gesprochen hat, und dass er verlässlich ist. Davon möchte ich sprechen.
Psalm 145,10 ist ein weiterer Vers, den man im Bibellexikon finden kann. Es ist immer schön, wenn dort einige Stellen zusammengestellt sind. Dabei geht es vor allem um den Dank gegenüber Gottes Güte und darum, ihn zu rühmen für all seine großen Taten. Ich soll ihn loben und mit meiner Zunge preisen.
Das war auch Jakob sehr wichtig: Aus meinem Mund kann nicht gleichzeitig etwas anderes kommen, sondern das Lob Gottes soll mein Reden bestimmen.
Die Herausforderung, im Streit zu segnen und barmherzig zu sein
Das Segnen – eine Stelle, die Sie kennen, ist Matthäus 5, genauer gesagt der Vers 44 aus der Bergpredigt. Dort sagt Jesus: Segnet, ihr, die euch fluchen.
In dem Moment, in dem Zornworte über dich kommen – und das passiert uns allen, das ist ganz klar –, reagiert man oft gereizt. Wenn jemand mich reizt oder mich ungerecht behandelt, dann steigt etwas in mir hoch. Und wenn ich merke, dass ich machtlos bin, benutze ich das einzige Organ, mit dem ich noch meine Würde ausdrücken kann: meine Zunge. Dann sage ich zum Beispiel: „Du Schuft“, oder noch Schlimmeres.
Wie kann ich das überhaupt tun? Bei mir geht es oft schneller als bei Ihnen, das sollten Sie wissen. Wie kann ich meine Zunge aber dazu benutzen, Gott zu loben? Wenn ich gereizt und verletzt werde, muss etwas anderes kommen, als dass meine Würde sich rächt. Ich muss barmherzig werden und einen Menschen, der an mir schuldig geworden ist, unter die Kraft Jesu stellen.
Das hat mir sehr geholfen. Vor vielen Jahren, ich glaube es ist 18 Jahre her, in diesem Saal sagte Hans Bürgi aus der Schweiz, damals bei der Bewegung „Mut zur Gemeinde“ – mit der wir später nicht mehr zusammengearbeitet haben – Folgendes: Wenn Ihnen jemand so auf die Nerven fällt, dann beten Sie viel für diesen Menschen, denn er hat es nötig. Und dann können Sie ihn auf einmal lieben.
Das hat mir ungemein viel geholfen. Gerade bei jungen Leuten, zum Beispiel bei Konfirmanden, gibt es ja immer wieder welche, die einen reizen. Sie fehlen fünfmal hintereinander, kommen dann noch mit frechem Mundwerk vor einem zu stehen, und trotzdem sollen wir solche Typen konfirmieren. Wenn man dann jeden Tag für so einen Jungen betet, wächst plötzlich ein ganz neues Verhältnis.
Man kann fast zur Faustregel sagen: Alle, die einem damals Schwierigkeiten gemacht haben, sind heute die bewährtesten Mitarbeiter. Das liegt daran, dass man am meisten für sie gebetet hat. Es ist wichtig, dass man dieses Verhältnis hat – nicht, weil es von Natur aus so kommt, sondern weil wir einen anderen Blick haben, wozu unser Mund dient.
Gebet und das Vertrauen auf Gottes Führung im Reden
Zum Beten siehe Matthäus 7,7-11.
Das war jetzt eine Fülle von Schriftstellen. Ich wollte das zunächst als ersten Durchgang machen. Beim nächsten Mal nehmen wir dann die dahinterstehenden Verse, also diese sechs Verse, und schauen noch einmal ganz genau darauf. Dabei wollen wir vor allem auch das Lehramt stärker in den Blick nehmen.
Heute Abend ging es mir einfach darum, zu erkennen, wie die Erneuerung durch Jesus unseren ganzen Leib erfassen will. Es darf hier tatsächlich schon geschehen, dass wir schön werden und ins Ebenbild Gottes verwandelt werden.
Sicher bleiben wir sündige Menschen, und doch gibt es die Erfahrung, dass wir schon etwas von der erneuernden Gnade erfahren dürfen. Nicht so, dass man stolz darauf ist und sagt, es war wieder schön, wie wir es gemacht haben. Wir werden ja immer mehr an unserer Unvollkommenheit leiden.
Aber es ist schön, dass Gott schon in dieser Welt auch durch unsere böse Zunge so viel Heil stiften kann. Wir brauchen gar nicht zu wissen, wo genau es geschehen ist. Der Herr ist gnädig und gütig, dass er unsere Zunge dazu benutzt. Manche sagen dann: Dieses Wort hat mir geholfen, weil Gottes Wunderkraft dadurch gewirkt hat.