Einführung in das Evangelium nach Markus und seine Bedeutung
Wir beginnen mit dem Markus-Evangelium, das vom neuen Leben mit Jesus erzählt.
Wir haben bereits viele schwierige Themen miteinander besprochen, daher ist es schön, wieder ein Evangelium Schritt für Schritt durchzugehen. Wie lange wir dafür brauchen, wird sich zeigen. Zuerst Markus, dann Matthäus, Lukas und Johannes.
Markus ist das kürzeste Evangelium im Neuen Testament. Die Berichte der Evangelien ähneln sich, und doch ist es immer wieder spannend, auf besondere Details zu achten. Heute entdecken wir eine reiche prophetische Weissagung über das Kommen Jesu und Johannes den Täufer.
Markus 1 beginnt mit den Worten: „Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“
Manche Bibelausgaben fügen „dem Sohn Gottes“ nicht hinzu. Das liegt daran, dass diese Formulierung nicht in allen alten Handschriften enthalten ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Aussage im Evangelium fehlt. Unsere Bibeln geben den Text sehr genau wieder. Sie brauchen keine Sorge zu haben, dass etwas hineingeschummelt wurde. In vielen alten Handschriften steht „Sohn Gottes“ tatsächlich drin.
Diese Bezeichnung spielt auch schon am nächsten Dienstag eine wichtige Rolle, wenn es in Vers 11 heißt: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Inhaltlich ändert das nichts am Verständnis des Textes.
Die Rolle von Johannes dem Täufer und die Erfüllung der Prophezeiungen
Wie im Propheten Jesaja geschrieben steht: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg bereiten soll.“ Es ist die Stimme eines Predigers in der Wüste: „Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben.“
Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Zu ihm strömte das ganze jüdische Land und alle Leute aus Jerusalem. Sie ließen sich von ihm im Jordan taufen und bekannten ihre Sünden.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Er aß Heuschrecken und wilden Honig. Dabei predigte er und sprach: „Es kommt einer nach mir, der ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, mich vor ihm zu bücken und die Riemen seiner Schuhe zu lösen. Ich taufe euch mit Wasser, aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“
Die Bedeutung der Nachricht vom Evangelium in der heutigen Zeit
Für unsere Zeit ist es heute kennzeichnend, dass wir von Nachrichten regelrecht überfüttert werden. Flugzeugabsturz vor der Skelettküste Namibias, Bombenattentat in Nordirland, Parteitag in Peking und vieles mehr – all das erreichen uns ständig.
Wir verfolgen diese Ereignisse sehr genau, denn wir sind wache Menschen. Doch wenn wir die Nachrichten einmal genauer betrachten, haben die meisten Meldungen wenig Bedeutung für unser eigenes Leben. Selbst wenn ein Flugzeug abstürzt, ist das zwar bedauerlich, doch selbst der Tod von Lady Di wird Ihren Lebensablauf kaum berühren. Sie können traurig sein, aber es ist nicht unmittelbar eine Lebenswende für Sie. Vielleicht betrifft Sie etwas mehr, wenn zum Beispiel der Euro eingeführt wird und Sie plötzlich mit einer anderen Währung umgehen müssen.
Die meisten Nachrichten berühren uns also nicht direkt. Dennoch sind wir stark von diesen Nachrichten beeinflusst. Es gibt jedoch eine Nachricht, die unser Leben völlig verändert. Diese Nachricht übermitteln uns die Evangelisten. Es handelt sich um die Botschaft von geschichtlichen Ereignissen, von der Geburt einer Person. Dabei legen sie großen Wert darauf, das historische Faktum zu bezeugen.
Immer wieder wird betont, dass es sich um eine glaubwürdige und tatsächlich geschehene Begebenheit handelt. Das ist interessant, denn in anderen Religionen spielt das keine große Rolle. Dort stehen eher Versenkung, Gefühl oder im Buddhismus Meditation im Vordergrund. Im Christentum hingegen wird behauptet: Etwas ist passiert – und zwar zu einer nachprüfbaren geschichtlichen Zeit.
Für uns ist es sogar von Bedeutung, dass wir die Jahre nach diesem Ereignis zählen, nämlich nach Christus. Die anderen bezeichnen die Zeitrechnung anders. Diese Tatsache hat eine große Bedeutung für jeden einzelnen Menschen. Deshalb haben die Evangelisten gesprochen und nennen das, was sie uns übermitteln, ein Evangelium.
Das Evangelium als lebensverändernde Botschaft
Das Wort „Evangelium“ ist in unserem Sprachgebrauch sonst eigentlich kaum mehr richtig vorgekommen. Wir gebrauchen es oft im Sinne von „Der hält das für ein Evangelium“ oder so, also als kleines Witzchen oder Ähnliches. Aber was bedeutet „Evangelium“ eigentlich?
Das Wort stammt vom griechischen Euangelion und heißt „eine gute Nachricht“. Doch der Begriff „gute Nachricht“ ist eigentlich ein schwaches Wort, denn gemeint ist eine Nachricht, die dein ganzes Leben total verändert. Genau das bedeutet „Evangelium“.
Man hat diesen Begriff zum Beispiel im Griechischen gebraucht – etwa in der weltlichen Literatur – wenn eine Schlacht geschlagen war und die Bürger einer Stadt große Angst hatten. Die Feinde konnten jeden Moment kommen, um zu plündern, und die Menschen warteten gespannt auf die Nachricht, wie die Schlacht ausgegangen war. Haben die Feinde gesiegt oder nicht? Dann kam der Bote mit letzter Kraft und verkündete: „Ich habe euch ein Evangelium, die Feinde sind besiegt, ihr seid frei, ihr könnt wieder aufatmen.“ Das ist ein Evangelium: eine Nachricht, die das Leben total verändert.
Wenn man dieses Wort gebrauchen will, möchte man also nicht einfach irgendetwas Gutes erzählen. Es gibt viele nette Geschichten, aber das Evangelium verkündet eine grundlegende Sache, die das Leben völlig verändert.
Ich benutze gern ein Bild, um das klarzumachen: Stellen Sie sich eine Witwe vor, die verklagt wird. Man kann sich das sehr dramatisch vorstellen: Sie steht vor Gericht, weil sie angeblich eine Schuld nicht zurückgezahlt hat. Tatsächlich hat sie die Schuld aber beglichen, nur findet sie die Quittung nicht mehr. Nun steht sie vor Gericht, und die Gegner sagen, sie müsse noch einmal zahlen, doch sie hat kein Geld.
Die arme Frau steht also vor Gericht, da kommt plötzlich eines ihrer Kinder in den Saal gerannt und ruft: „Mutter, ich habe die Quittung gefunden!“ Das ist ein Evangelium. Jetzt ist sie frei, sie ist gerechtfertigt, ihr Ruf ist wiederhergestellt.
Das müssen wir uns immer vor Augen führen: Das Evangelium ist nicht irgendetwas, das uns langweilen kann. Natürlich kann jemand sagen: „Ich will nichts davon wissen, ich glaube nicht daran.“ Das kann er tun, muss aber wissen, was er tut. Oder er muss begreifen, dass das Evangelium sein Leben völlig verändert.
Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Man kann es akzeptieren oder nicht akzeptieren. Aber was man nicht kann, ist das, was viele heute tun und sagen: „Ja, da kann ich so oder so Stellung dazu nehmen.“ Das ist nicht möglich.
Die Evangelisten haben so treu übermittelt, dass es im gesamten Altertum keine Ereignisse gibt, die historisch so präzise überliefert sind. Das hat uns immer fasziniert, wenn wir durch Israel reisen und alles so deutlich vor Augen tritt – natürlich bis hin zu Orten, die man heute kaum noch sehen kann, wie die Grabeskirche. Aber Archäologen können vieles nachweisen, etwa den Golgatha-Hügel oder sogar den Gerichtssaal des Paulus in Caesarea Maritima, wo seine Verhandlungen stattfanden.
Das sind alles Dinge, die so genau sind, dass man sie richtig verfolgen und nachprüfen kann. Doch das Entscheidende ist nicht das, was man in den Steinen ablesen kann, sondern das hier: Gott macht in dieser Welt etwas.
Gott ist nicht irgendein toter Begriff oder etwas, das man sich einredet. Gott lebt, und in Christus kommt er zu uns.
Die Mitte des Evangeliums: Jesus Christus als Erfüllung der Prophezeiungen
Es ist für uns bedeutsam zu erkennen, ob es wirklich möglich ist, Christus zu entdecken und zu finden. Wie wir die Reihe überschrieben haben: Das neue Leben in Christus beginnt mit seinem Kommen in diese Welt. So schreibt Markus den Anfang des Evangeliums.
Das Evangelium beginnt ja im Alten Testament. Im Johannes-Evangelium heißt es: „Im Anfang war das Wort.“ Im Alten Testament wird beschrieben, dass die Erde wüst und leer war, ganz am Anfang der Schöpfung. Nun folgt der Anfang des Evangeliums, der befreienden Nachricht. Es setzt etwas völlig Neues ein. An dieser Stelle ist das Wort „Evangelium“ ausreichend erklärt.
Wir haben zwar vier Evangelien, doch sie verkünden alle dasselbe Evangelium. Es gibt nicht vier Evangelien, sondern nur ein Evangelium – das Evangelium von Jesus Christus. Dieses Thema hat eine Mitte, und um diese Mitte geht es: um Jesus Christus. Unser Glaube richtet sich immer auf diese Mitte des Evangeliums, also auf Jesus Christus.
In Jesus Christus ist Gott unter uns getreten. Er ist da und offenbart Gott vollkommen. Hier werden alle großen Prophezeiungen Gottes erfüllt. Jesus wird als Christus bezeichnet, das ist das griechische Wort für das hebräische „Meschiach“ oder „Messias“, also der Gesalbte.
Der Hauptunterschied zwischen den jüdischen Freunden und uns besteht darin, dass sie den Messias noch erwarten. Gläubige Juden lassen bei jeder Mahlzeit einen Stuhl leer, in der Erwartung, dass der Messias komme. Es ist uns oft gar nicht bewusst, wie sehr sie in dieser Messias-Erwartung leben.
Jede gläubige hebräische Frau, die ein Kind gebiert, rechnet mit der Möglichkeit, dass es der Messias sein könnte. Die Messias-Erwartung ist heute im Judentum sehr groß. Es gab immer wieder Reformjuden, wie den Münchner Juden Shalom ben Chorin, der sagte: „Wir erwarten den Messias, und wenn er kommt, kann es sein, dass er die Züge Jesu trägt.“ Das war so eine Art Kompromiss.
Es ist eigentlich ganz überraschend, dass es heute eine solche Gegnerschaft an dieser Frage gibt. In diesem Saal haben sich auch russische Juden getroffen, die an Christus gläubig wurden. Es gab ziemlichen Wirbel darum, warum man Juden das Evangelium nicht verkünden darf. Es wurde gesagt, sie würden mit wirtschaftlichen Versprechungen abgeworben.
Das ist natürlich nirgendwo passiert. Ich habe noch nie erlebt, dass jemand mit Versprechungen überredet wurde, Christ zu werden – weder mit Geld noch auf andere Weise. Im Grunde sucht jeder Mensch, wie es auch die Schrift sagt, Jesus als den Christus Gottes, den von Gott gesandten Heiland.
Im Judentum ist diese Erwartung eine sehr alte, aus dem Alten Testament stammende Hoffnung, die bis heute lebendig ist. Es bleibt ein Rätsel, warum Israel Jesus nicht als Messias erkannt hat.
In Amerika gibt es Hunderttausende von jesusgläubigen Juden. In Israel sind es etwa dreitausend, die allerdings ihr Recht verloren haben, als Juden zu gelten. Sobald sie an Christus glauben, wird in ihrem Pass vermerkt, dass sie keine Juden mehr sind, sondern nur noch Israelis. Das ist eine sehr schwierige Situation.
Zu dieser Frage könnte man noch viel über den Hintergrund sprechen, auch über das, was Paulus dazu sagt. Er hat sich lange als Jude damit auseinandergesetzt, warum Israel so schwer damit tut, Jesus als Messias anzuerkennen.
Hier ist es wichtig, dass wir erkennen, dass das Wort „Messias“ genannt wird, allerdings in der griechischen Version. Jesus ist der Christus, der die Verheißungen und großen Erwartungen der Propheten des Alten Bundes erfüllt. Gleichzeitig ist er der von Gott gesandte Sohn.
Dazu wollte ich euch beim nächsten Mal anlässlich der Taufe noch mehr erzählen. Das lassen wir jetzt erst einmal weg. Aber die Frage nach dem Messias bleibt eine ganz wichtige Angelegenheit.
Die prophetischen Verheißungen des Alten Testaments und ihre Erfüllung in Jesus
Jetzt mal zu den Propheten. Am Adventsabend macht es mir immer Freude, wenn wir biblische Adventsverheißungen sprechen. Die Bibel-Memory-Gruppe hat auch immer wieder die Verheißungen des Alten Testaments gelernt, speziell die Messias-Verheißungen.
Welche wichtigen Messias-Verheißungen haben wir denn? Können Sie ein paar nennen?
Zuruf von den Memory-Leuten: Also, dass aus dem abgeschlagenen Stamm wieder Reis aufgeht – das ist Israel. Aus dem ganz kaputt Geschlagenen kommt wieder etwas hervor, aus Reis, aus dem Stamm Davids. Genau!
Richtig, die Bethlehemsverheißung bei Micha. Auch die Verheißung bei Bileam, wie er vom Berg auf der jordanischen Seite Nebo herüberschaut und alles sieht, was über Israel kommen wird. Das war einmalig. Wir hatten ja behandelt, dass Israel ein Volk ist, das gesammelt und zerstreut wird – das ist Israels Schicksal bis heute.
Aber dann kommt die Verheißung vom Stern aus Jakob, der aufgeht. Diese finden wir beim Jakobssegen, 1. Mose 49. Dann die schöne Verheißung in Jesaja 9: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind; das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“
Jesaja 11: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“ Und das heißt es bei den Propheten. Das war im Grunde ganz wirr, man konnte es gar nicht richtig verstehen: Es wird ein Kind geboren werden, eine Jungfrau wird schwanger werden und ein Kind gebären, dessen Name – so wie Jesus heißt – später genannt wird.
Das steht auch in Jesaja 8, wo noch einmal von dieser Geburt Jesu die Rede ist. Das Kind wird geboren werden, und in diesem Kind, das in Kapitel 9 beschrieben ist, steckt die ganze Herrschaftsgröße. Es ist ein König und doch ein kleines Kind, ganz klein, aber mit großer Autorität.
Wir haben ungemein viele Messias-Verheißungen, ganz viele. Das Thema zieht sich stark durch den Alten Bund. Es fängt schon beim Sündenfall an, dass der Schlange der Kopf zertreten wird.
Es ist also interessant, darüber nachzudenken, was das bedeutet: Alle diese Verheißungen sind erfüllt in dem Kommen Jesu. Das war heute unser Thema: zu sagen, dass das der Anspruch Jesu ist – er erfüllt all diese Aussagen des Alten Bundes.
Zwischen dem Alten Testament und dem Neuen Testament gibt es keine Kluft, sondern nur die Erfüllung dessen, was im Alten Bund verheißen wurde. Darum ist es so interessant und aufregend, das Alte Testament zu lesen.
Manche der Gegensätze und auch Urteile über das Alte Testament sind nicht immer stichfest. Manche sagen, das Alte Testament sei blutrünstig – wir haben eine andere Meinung. Das muss man gründlich nachlesen.
Hier geht es aber um die Verheißungen, die erfüllt sind. Ganz besonders wird hier eine Verheißung zitiert, die in Israel eine große Rolle spielt, nämlich Maleachi 3,1.
Maleachi, der letzte Prophet im Alten Testament, sagt: Es wird noch einmal Elia kommen. Auch das ist bis heute eine Erwartung in Israel – Elia wird kommen.
Die Bedeutung von Jesaja 53 und die Erwartung des Elias
Erklären Sie sich dann solche Hinweise, die klarstellen, dass in Jesaja etwas eingetreten ist? Seit vielen Jahrhunderten darf in der Synagoge Jesaja 53 nicht gelesen werden, obwohl dort steht: „Er trug unsere Krankheit.“
Als ich das vor etwa einem Jahr zum ersten Mal hörte, konnte ich es zunächst kaum glauben. Es war ein Professor Hengel aus Tübingen, ein großer Kenner und Freund des Judentums, der darauf aufmerksam machte. Genau an der Stelle, wo der Mann aus dem Ostland zum Glauben kam – auf seinem Wagen, der durch die Straße nach Gaza fuhr – springt einem das förmlich ins Auge.
Ich kann nur immer wieder die Reisegruppen bitten, wenn wir nach Israel fahren: Gefährdet nicht den Hausfrieden im Bus! Seid vorsichtig mit allen Missionsversuchen zu diesem Thema, denn das endet meist abrupt. Die Menschen dort kennen das Neue Testament oft besser als viele von uns. Sie spotten und lachen, weil sie sagen: „Das kann nicht sein, dass es Jesus der Christus ist.“
Wir wollen beten, und Paulus sagt, dass an dieser Stelle eine Art Schleier vor den Augen liegt. Es ist aber beeindruckend zu sehen, mit welchem Eifer und welcher Hingabe dort Gott gedient wird und wie klar die Propheten eigentlich sind. Wir können zusammen die herrlichen Psalmen beten, doch nur an einer Stelle gibt es eine große Frage: Ist Jesus der Christus?
Das ist die Kernfrage überhaupt – auch für uns heute. Ist er wirklich der Christus, der Messias?
Nun kommt ein weiterer wichtiger Punkt: Die Erwartung der Wiederkunft von Elia. Elias ist ja im feurigen Wagen gen Himmel gefahren, wie in den Königsbüchern beschrieben (2. Könige 2). Diese Himmelfahrt wurde auch in Bachs Bachkantate „Lass mich so gen Himmel fahren mit Elias Wagen“ vertont.
Deshalb besteht die prophetische Erwartung, dass Elia am Ende noch einmal kommen wird. Diese Erwartung ist bis heute im Judentum sehr wichtig. Jesus wurde auch gefragt, ob Elia noch kommen müsse. Er antwortete, dass Elia schon gekommen sei – in der Person Johannes des Täufers.
Das ist jetzt ganz entscheidend: Johannes der Täufer lebt genau das, was die Prophetie von Elia sagt. Nur so versteht man Johannes den Täufer richtig, denn in Maleachi ist vorausgesagt, dass Elia noch einmal kommen wird, um den Weg des Messias vorzubereiten.
Elia war ein kühner Bußprediger, ein mutiger Mann. Er stand ganz allein in der gottlosen Zeit von Ahab und seiner Isebel in Nordisrael, als der Baalskult herrschte. Da war die Erwartung groß, dass noch einmal jemand kommen müsse, der das Volk reinigt. So ist es auch in den Propheten verkündet.
Johannes der Täufer im Kontext der Wüstenbewegungen und seiner Botschaft
Es gibt verschiedene Hintergründe, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Deshalb finden wir Johannes an der Taufstelle, wo er tauft. Ich habe diesen Ort dem Israelführer beschrieben, wer es genau nachlesen möchte.
An der jordanischen Seite gibt es einen Eliasberg. Man kann diesen Ort heute nicht mehr besuchen. Nach der Tradition wird dort die Himmelfahrt des Elija vermutet. Genau an dieser Stelle, an der Furt durch den Jordan, wird erzählt, wie Elisa, der Nachfolger Elijas, mit ihm durch den Jordan ging und wie der Mantel dann aus dem Wagen fiel.
Dort hat Johannes gepredigt, um an Elija zu erinnern und das Volk vorzubereiten. Heute ist dort eine schlimme Sache passiert, durch den sogenannten Eisenstein oder was mit den Qumranlingen. Dabei wird plötzlich viel konstruiert. Es ist immer merkwürdig, wenn man eine Lehre vorbringt und sagt, so könnte es gewesen sein. Dann fallen viele Leute darauf rein, die nur darauf warten, einen Beweis zu finden, dass es so nicht gewesen sein kann.
Wenn man die Leute von Qumran mit Johannes vergleicht, sieht man große Unterschiede. Die Qumran-Leute waren sehr zurückgezogen, lebten in einer Gruppe, man könnte fast sagen, sie waren eine Sekte. Johannes war kein Sektierer, er hat keine Fangemeinde gesammelt. Wenn Johannes ein Qumran-Mann gewesen wäre, hätte er eine Fangemeinde gebildet.
Johannes spricht nie von einer Gemeinde der Auserwählten. In Qumran spielte das eine große Rolle. Dort sagte man: „Wir sind die Kinder des Lichts.“ Johannes sagt das nie. Er sagt vielmehr, die Axt ist an die Wurzel der Bäume gelegt. Er fordert die Menschen auf, nicht zu sagen: „Wir sind Abrahams Kinder.“ Damit greift er die Selbstsicherheit der Menschen an. Die Leute von Qumran waren sehr selbstsicher.
Man könnte viele weitere Punkte nennen. Johannes weist nie auf sich selbst hin, sondern immer auf Christus, so wie es im Evangelium erzählt wird. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Johannes und den Qumran-Leuten ist, dass beide in der Wüste lebten. Das ist wirklich die einzige Ähnlichkeit, die man nennen kann. Ansonsten ist alles völlig unterschiedlich.
Bei Ausgrabungen in Qumran gibt es keinerlei Hinweise auf Johannes den Täufer. Es gibt auch keine Schriften, die vom Vatikan unter Verschluss gehalten werden. Dazu sind Juden und Vatikan sich viel zu feindlich gesinnt, als dass der Vatikan über solche Schriften verfügen könnte.
Wenn man sich noch einmal Johannes anschaut, was er tut: Er ist ein Bußprediger. Was bedeutet Buße? Er spricht an, dass das größte Hindernis für das Kommen Gottes mein verfehltes Leben ist. Und an dieser Stelle trifft er den Nagel auf den Kopf. Hier muss die Erneuerung beginnen.
So beginnt das Evangelium von Jesus damit, dass Schuld ins Licht gezogen wird. Es ist befreiend und schön, wenn man heute Abend zur Bereinigung von Schuld und zur Vergebung kommt.
Johannes konnte nur eine symbolische Handlung vollziehen, nämlich ein Untertauchen im Jordan. Aber er kündigt bereits an, dass mit dem Kommen des Messias etwas Neues geschehen wird: Er wird mit dem Heiligen Geist taufen.
Die Erfüllung der prophetischen Weissagungen durch Johannes und die Bedeutung der Buße
Und jetzt gehen wir auf die Prophetenstellen zurück. Dabei sehen wir genau, dass Johannes die Prophetenstellen des Alten Bundes erfüllt.
Im Hesekiel spielt das eine ganz große Rolle: „Ich will euch reinigen mit reinem Wasser.“ Das ist eine Reinigungstaufe. So wie symbolisch der Schmutz abgewaschen wird, so wird Gott den Schmutz abwaschen.
Ist das dann wirklich weg? Hier sehen wir schon die Grenze des Johannes. Er kann das nicht wirklich bringen. Erst Christus kann das Neue bringen.
Jetzt gehen wir wieder zu Hesekiel, wo Gott einen neuen Bund macht: „Ich will meinen Geist in euch geben, den Heiligen Geist, der von innen heraus das Leben verändert, indem Gott selbst Wohnung macht in uns. Ich will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ (Hesekiel 36)
Wenn sie sich das notieren, ist das ganz entscheidend wichtig: Hesekiel 36, Vers 26. Der neue Bund kommt, wenn der Geist Gottes in unserem Herzen Wohnung macht.
Und der Geist Gottes macht Liebe, macht Sanftmut und nimmt die Sünde sogar weg. So beginnt etwas Neues.
Johannes ist schon ein Prediger der großen Umkehr. Mir war immer wichtig, in der Adventszeit, wenn wir über Johannes den Täufer predigen, zu sagen: Er ist kein Trauerkloß, sondern ein Freudenbote. Buße ist eine fröhliche Sache.
Das Wort, das im Neuen Testament kommt – das werden wir auch in den nächsten Bibelstunden sehen – für Buße ist ein schwieriges Wort. Das liegt an den Leuten, die immer mit ihren Zahlkartenblöcken durch die Straßen laufen und diese hinter der Windschutzscheibe hängen. Für uns ist Buße eine Strafe. Biblisch ist das aber nicht gemeint.
Buße heißt eine Umkehr oder eine Bekehrung, eine Kehrtwendung des Lebens. Mit Gott leben und Gott von innen her unser Leben erneuern lassen – die herrliche Botschaft der Veränderung und der Erneuerung.
Buße hat gar nichts Tristes, und das verkündet Johannes. Die Leute haben das verstanden. Wenn der Geist Gottes Schuld aufdeckt – das war es auch bei ihrem Leben –, dann können sie nicht mehr entfliehen. Sie können nur noch Frieden suchen vor Gott.
Sie bekannten ihre Sünde. Der Mensch leugnet Sünde bis zum Schluss.
Es ist also interessant und schön, Johannes hier noch einmal zu sehen. Er erfüllt die ganze prophetische Weissagung.
Prophetie heute – Umgang mit modernen Prophezeiungen und biblischer Prophetie
Wenn wir den Kreis jetzt noch mit der Prophetie schließen, spielt gerade bei vielen Christen die Frage eine große Rolle, warum es heute keine Prophetie mehr gibt.
Ich habe heute gerade einen Brief von einem anonymen Menschen erhalten – man bekommt ja viel per Post – mit einer Prophetie aus Schweden. Diese sei 1976 gegeben worden. Das ist immer so der Trick. Ich sage immer, das ist so ein schlimmes Lügenzeug. Ich glaube kein Wort von solchen Botschaften. Alles, was ich geprüft habe, hat vorne und hinten nie gestimmt.
Die beginnen natürlich ganz geschickt und sagen, in der letzten Zeit, kurz vor dem Kommen Jesu, werde sich Schottland von England lösen. Genau das stand letzte Woche in der Zeitung. Das ist das Raffinierte. Aber dann geht es weiter: Die feindliche Macht werde Norwegen und Deutschland besetzen. Wenn ich den Mist überhaupt mitbringen würde. Und da gibt es ja so viele einfältige Leute, die diesen Krusch glauben.
Ich hatte auch große Bedenken, sage ich mal, bei dem Namen Herr Linse. Obwohl ich weiß, dass viele von Ihnen begeistert waren. Herr Linse hat ja die Behauptung aufgestellt, dass die Europäische Gemeinschaft das Tier aus dem Abgrund sei, mit den Kronen usw. Ich finde das einfach haltlos, weil die Europäische Gemeinschaft nie diese zehn Kronen hatte, nie zehn Mitglieder. Sondern neun und zwölf, und heute sind es wie viele? Siebzehn oder achtzehn, wie viele auch immer. Aber nie zehn. Waren nie zehn, fünfzehn oder so. Egal, wie herum man es zählt, es waren nie zehn.
Am letzten Sonntag hatten wir in unserem Gottesdienst in Bremen Besuch von einem Lufthansa-Kapitän. Er sagte, er sei in Amerika zum Glauben gekommen. Er war ganz weit weg von Gott durch das Buch von Halinse. Dann habe er den Mund nicht mehr zugekriegt. Ich halte die Aussagen von Halinse wirklich für gefährlich, weil sie für den kritischen Menschen einfach nicht taugen.
Es gibt auch ein Buch eines österreichischen Historikers, der den Evangelikalen alles nachgerechnet hat, welche falschen Prophetien sich da eingeschlichen haben. Und das sind alles keine biblischen Prophetien. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht durch menschliche Phantasien täuschen lassen.
Ich habe so viele Phantasien schon gehört: Von einer Berliner Kundgebung, wo es geheißen hat, es werde voll werden und wie Erweckung ausbricht. Wo die Juden aus Russland nach Deutschland emigrieren und Versorgungslager angelegt werden. Und jeden Quatsch. Wenn irgendeiner aus Amerika kommt und sagt, er habe eine Vision, gibt es gleich Leute, die mit 180 abfahren.
Gott kann auch heute Prophetie geben, aber wozu brauchen wir sie? Seitdem Gott uns durch die Schrift alles gegeben hat, was wir brauchen. Ich kann eigentlich nur noch sagen, ich brauche die Auslegung des prophetischen Wortes, so wie wir es in der Offenbarung versucht haben. Was brauche ich noch an einer neuen Mitteilung?
Wir können uns einfach überlegen, was es heißt, wenn Jesus am Ende sagt, dass Hunger und teure Zeit sein wird. Da kann man überlegen, was das für heute bedeutet. Das prophetische Wort, so sagt es der zweite Petrusbrief, Kapitel 1, ist ein Licht auf unserem Wege. Wir haben desto fester das prophetische Wort. Damit sind die großen Durchblicke durch die Geschichte gemeint.
Wenn ich das prophetische Wort der Bibel richtig deuten kann, dann gibt uns das biblische Wort eben nicht diese Details, die immer wieder die Lügenpropheten suchen. Die wollen ja immer etwas machen.
Übrigens hat Jesus sehr stark vor falschen Propheten gewarnt – in der Bergpredigt und gerade in der Endzeitrede. Wer Prophetie sagt, muss wissen, dass er auf einem gefährlichen Gleis ist. Man kann oft nur sagen: Wir warten es ab, wir warten es mal ab.
Was ich erlebt habe, war bis jetzt immer Lug und Trug, menschliche Überheblichkeit und nicht mit dem biblischen Wort vereinbar. Da bin ich überzeugt. Aber bei all den Menschen, die irgendwelche Prognosen geben – solch ein Unsinn! Sie wissen ja, dass Zeitungen das dann mit Vorliebe aufgreifen und irgendein Sekten-Spinner wieder etwas Neues verzapft. Das brauchen wir nicht.
Wir haben das prophetische Wort. Und in dem prophetischen Wort werden keine Details genannt. Es wird nie möglich sein, den Zeitpunkt zu lokalisieren, weil Jesus gesagt hat: Niemand weiß den Zeitpunkt, nicht einmal der Sohn Gottes, wann das Ende kommen wird. Aber wir wissen, dass es kommen wird.
Was uns das prophetische Wort der Bibel zeigt, ist – und das ist ganz wichtig – das Ringen dieser Weltmächte, wie wir es in der Offenbarung gesehen haben: Gut und Böse, das Überhandnehmen der Gottlosigkeit, also die Schrecken der Welt, ohne sie zeitlich zu fixieren.
Das Nächste, was die Bibel ganz klar im prophetischen Wort sagt, ist, dass das Ende, der Sieg Jesu, klarsteht. Ganz gleich, durch welche Not und Trübsal es noch geht – Gott hat den Sieg.
Wir sehen auch, dass das prophetische Wort der Bibel eine große Bedeutung für Israel hat, das sich sammelt. So viele biblische Verheißungen erfüllen sich. Wenn man in das jüdische Viertel geht, weiß man, dass in der sogenannten arabischen Altstadt in diesem Jahrhundert der größte Bevölkerungsanteil immer Juden waren. Es gibt in der arabischen Altstadt keine Bevölkerungsmehrheit von Arabern. Das ist nicht wahr.
Wenn man das jüdische Viertel anschaut, wie herrlich es wieder aufgebaut ist, wenn da plötzlich Propheten-Weissagungen angebracht sind vom Sahaja, wo die Kinder wieder in den Trümmern von Jerusalem spielen und die alten Männer mit dem Stock sitzen – da sehen wir, dass das prophetische Wort der Bibel eine Bedeutung hat.
Aber ich halte nichts von Menschen, die heute etwas zum prophetischen Wort hinzusetzen. Wir hatten das in der Apostelgeschichte, als ein Mann eine Hungersnot voraussagte. Aber solch eine Prophetie hat auch keine Heilsbedeutung.
Da müssen wir ganz stark unterscheiden. Wir sollten aufpassen, dass wir das sehen: Das prophetische Wort der Bibel, so wie wir es haben, auch in den Weissagungen. Jesus hat eine ganz große Bedeutung für uns heute, um unseren Weg zu verstehen. Wir sollen nie mit der Masse wandeln, sondern unseren Weg und unsere Entscheidungen nach dem Wort Jesu ausrichten und immer wissen, dass wir Einzelgänger sind.
Die Bescheidenheit und Demut Johannes des Täufers
Im prophetischen Wort wird deutlich, dass Johannes eine Erfüllung ist. Warum trägt er dennoch so ein schlichtes Gewand? Das zeigt seine Demut und Bescheidenheit. Er möchte zurücktreten. Für uns wirkt das Gewand vielleicht exotisch, doch damals war es eine typische Beduinenkleidung. Auch sein Essen war einfach, wie das der Beduinen. Johannes will vor allem eine Botschaft übermitteln und geht ganz in dieser Botschaft auf.
Das Wichtigste an ihm ist jedoch der Hinweis auf den Kommenden. Zur Zeit Jesu gab es viele Johannesgemeinden. Johannes wurde in Samaria beerdigt. Leider kommen wir heute wegen der dortigen Unruhen kaum dorthin. Für Johannes war es entscheidend zu sagen, dass er keine eigenen Anhänger sammelt. Er hat immer betont: „Das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“
Im Johannesevangelium wird noch eindrucksvoller dargestellt, wie Johannes seine Jünger auffordert, mit Jesus zu gehen. Er ist derjenige, der alle prophetischen Weissagungen auf Jesus hin erfüllt und sie noch einmal bündelt. So zeigt er uns ganz klar, dass Jesus nur im Licht der großen Prophezeiungen der Bibel verstanden werden kann.
Das Kommen Jesu als Erfüllung des göttlichen Plans
Ich wollte heute eigentlich mit meiner Auslegung beginnen. Sie beginnt in der Ewigkeit.
Das Kommen Jesu ist aus dem großen Willen Gottes hervorgegangen. Er hat dies schon vor vielen Jahrhunderten verkünden lassen. Heute befinden wir uns in der herrlichen Lage, all das sehen zu können, was geschehen ist und bereits verkündet wurde.
Hintergrund und Persönlichkeit des Evangelisten Markus
Noch ein kurzes Wort zu Markus, das haben wir bisher noch nicht getan. Markus ist eine Person, die auch im Evangelium vorkommt. Er hat sich selbst porträtiert: An der Stelle bei der Verhaftung Jesu wollten die Soldaten einen jungen Mann ergreifen. Sie konnten ihn jedoch nur noch am Gewand fassen, denn er floh nackt in die Nacht. Dieser junge Mann ist Johannes Markus, der Schreiber des Evangeliums.
Nach allem, was wir vermuten können, hat er sich hier selbst dargestellt. Johannes Markus entstammte einer reichen Familie. Wir kennen nur noch seine Mutter. Sie wird verschiedentlich in der Apostelgeschichte erwähnt, ebenso Markus selbst und später in verschiedenen Paulusbriefen.
Die Mutter des Johannes Markus – Johannes ist der hebräische Name, Markus der lateinische, den er annahm – scheint eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Er wirkte offenbar schon in der lateinischsprachigen Welt. Das zeigt sich auch in seinem Evangelium, das viel vom Jüdischen versteht, aber auch gut für Nichtjuden erklärt.
Das Haus, in dem sich die erste Urgemeinde in Jerusalem traf, war das Elternhaus von Johannes Markus. Dort kam Petrus nach seiner Haft hin. Die Magd dort erschrak und meinte, er sei ein Gespenst. Diese Geschichte aus Apostelgeschichte 12 ist bekannt. Dieses Haus war wahrscheinlich das Zentrum der ersten Christenheit.
Archäologen wie Rainer Riesner aus Tübingen, der viel mit jüdischen Archäologen zusammenarbeitet, vermuten, dass die Ursteine dessen, was heute als Abendmahlssaal gezeigt wird, Teile des Hauses von Johannes Markus in Jerusalem sind. Dort wurde eine christliche Synagoge aus dem ersten Jahrhundert gefunden, mit einem eingegrabenen Stein, entdeckt von einem jüdischen Archäologen.
Diese Stätte wurde später gotisch ausgebaut. Bei der Archäologie muss man immer unterscheiden, welche Steine alt sind. In unserem Israelführer ist das sogar in einer Skizze dargestellt, wo man die alten, großen, massiven Steine aus dem ersten Jahrhundert sehen kann – die von Johannes Markus stammen.
Wir haben diesem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet. Johannes Markus war auf der ersten Missionsreise Begleiter des Paulus und des Barnabas. Markus war mit Barnabas verwandt. Als sie von Antalya oder Perge aus, das liegt an der Südküste der Türkei, wo viele Urlaub machen, hinauf zum Taurus-Gebirge wollten, bekam Markus Angst. Er riss aus und ging nach Hause.
Das nahm Paulus ihm sehr übel. Er sagte, er werde nie mehr einen Versager mitnehmen. Barnabas, der verwandt mit Markus war und wohl gutmütiger, nahm Johannes Markus wieder mit. Später änderte Paulus seine Meinung und sagte, Markus habe sich bewährt.
So taucht Markus wieder in verschiedenen Paulusbriefen auf, etwa in den Timotheusbriefen. Ich muss dazu noch genauer nachschlagen, aber Sie werden ihn immer wieder finden.
Die Entstehung und Verlässlichkeit des Evangeliums nach Markus
Dieses Evangelium wurde vermutlich zwischen den Jahren sechzig und fünfundsechzig verfasst. Man muss sich vorstellen: Christus wurde etwa im Jahr vierunddreißig gekreuzigt. Das ist relativ nah dran, nur zwanzig bis dreißig Jahre später. In dieser Zeit lebten noch viele Menschen, die genau wussten, was geschehen war. Das erleichtert auch die präzise Erzählung des Evangeliums sehr.
Viele sind vielleicht von der kritischen Theologie beeinflusst und fragen, ob das wirklich vertrauenswürdig ist, wenn die ersten schriftlichen Aufzeichnungen erst einige Jahrzehnte später entstanden sind. Man muss jedoch wissen, dass mündliche Berichte oft noch präziser sind als schriftliche. Warum? In der Zeitung oder in einem Buch kann man vieles drucken, aber mündliche Überlieferungen bleiben oft sehr genau.
Ein Beispiel: Wenn ich in Dägerloch durch den Wald jogge und an den sogenannten Römerhügel oder an die Keltengräber bei der Versöhnungskirche komme, dann hat sich dieses Wissen über Jahrhunderte im Volk erhalten. Vor etwa hundert Jahren wurden diese Stätten ausgegraben. Wenn an einem Ort „Galgenberg“ steht, weiß das jedes Kind. Diesen Namen kann man nicht einfach ändern, weil mündliche Überlieferungen sehr beständig sind.
Der Monte Scerbellino heißt auch heute noch so, weil dieser Name von Mund zu Mund weitergegeben wird. Wenn jemand behaupten würde, das sei nicht der Scerbellino, könnte man das nicht einfach umändern, da zu viele es anders wissen. So verhält es sich mit der mündlichen Tradition der vielen Zeugen, die Jesus öffentlich erlebt haben. Es ist praktisch unmöglich, das mündliche Zeugnis umzustürzen.
Selbst in der Archäologie gibt es Beispiele, bei denen mündliche Traditionen, die vielleicht erst vier- bis fünfhundert Jahre alt sind, sich ohne schriftliches Zeugnis bestätigt haben. Von Johannes Markus wissen wir bereits aus den Papiasbriefen, die etwa um das Jahr 120 entstanden sind, dass die genauen Erzählungen über sein Evangelium von Petrus stammen. Petrus hatte ihm viel erzählt.
Diese Aufzeichnungen entstanden also um etwa 120, also ungefähr neunzig Jahre nach Christus, und gehören zu den ersten schriftlichen Zeugnissen. Von dort aus sind die Überlieferungen sehr genau, verlässlich und treu weitergegeben worden.
Abschluss: Die Erfüllung der göttlichen Pläne und der Frieden durch Gott
Aber was für uns heute Abend das Wichtigste ist, ist die Erfüllung der großen Planungen Gottes. Es wird Frieden kommen – Frieden, wenn Gott Frieden schafft in einer friedlosen Welt.
Die Menschen erhalten Frieden mit Gott. Gott wohnt in dieser Welt und baut sein Reich hier auf. Johannes der Täufer kündigt dies an.
Das Entscheidende für den Beginn des neuen Reiches ist nicht, dass die Könige ausgewechselt werden oder die Politiker. Vielmehr ist es, dass die Herzen der Menschen bekehrt und neu werden.