Epheser 5,8-14:
Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts! Denn die Frucht des Lichts besteht in aller Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist! Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern vielmehr deckt sie auf.
Denn was heimlich von ihnen getan wird, das ist auch schändlich zu sagen.
Alles aber, was aufgedeckt wird, das wird durch das Licht offenbar; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.
Darum heißt es: Wache auf, du Schlafender, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten!
Vom Leben in der Finsternis zum Licht im Herrn
Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts.
Die Frucht des Lichts besteht in lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis. Stellt sie vielmehr bloß, denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst schändlich.
Alles, was bloßgestellt wird, wird durch das Licht offenbar. Denn alles, was offenbar wird, ist Licht. Deshalb heißt es: Wache auf, du, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten. Dann wird Christus dir leuchten.
Die Aufforderung zum Erwachen
Diesen letzten Satz möchte ich noch einmal lesen, denn er ist mir besonders wichtig: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und Christus wird dir leuchten“ oder „wird dich erleuchten“.
Wenn wir genau hinschauen auf diesen Abschnitt, dann finden wir hier verschiedene Menschengruppen beschrieben. Ich möchte diese heute Morgen ein wenig näher beschreiben und vor unsere Augen stellen.
Dabei will ich nicht zu scharf konturieren, denn es gibt Übergangsformen. Aber ungefähr lassen sich vier Gruppen unterscheiden, jeweils in ihrer Stellung zu Gott, zum Wort Gottes, zum Evangelium, zu Jesus Christus, dem Herrn.
Die erste Gruppe: Menschen in der Finsternis
Die erste Gruppe wird hier indirekt angesprochen. Es sind diejenigen, die keine Antenne für Gott haben, die ohne Gott leben. Diese nennt die Bibel Finsternis.
In Vers 8 haben wir gelesen: „Denn einst ward ihr Finsternis.“ Der Apostel Paulus schreibt hier an Menschen in der Stadt Ephesos, in der heutigen Türkei. Er sagt ihnen: „Ihr wart Finsternis.“ Er schreibt nicht: „Ihr lebtet im Dunkeln, im Schatten, ihr lebtet in der Finsternis.“ Nein, er sagt: „Ihr wart Finsternis.“ Das bedeutet, dass ihre ganze Existenz, ihre ganze Person Finsternis war.
Wenn wir kurz zurückblättern in das zweite Kapitel des Epheserbriefes, an den Anfang, Kapitel 2, Vers 1, werden diese Menschen ebenfalls angesprochen: „Auch euch, Epheser, hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden.“ Diese Menschen waren also tot in ihren Vergehungen und Sünden. Das beschreibt den Zustand, in der Finsternis zu leben, ohne Gott zu leben, ohne Jesus Christus zu leben, ohne wirklich von ihm errettet zu sein, ohne Vergebung der Sünden zu haben und ohne in einem neuen Leben zu stehen.
Man lebt ohne eine Antenne für Gott, hat kein Ohr für ihn, kein Herz für Jesus. Man lebt in dieser Welt ohne Verbindung zu Gott.
Ist heute jemand unter uns, der sagen muss: „Ja, das trifft auf mich zu. Nach dieser Beschreibung bin ich noch tot in Sünden und Übertretungen, ich bin noch Finsternis. Da ist noch gar kein Licht in meinem Leben“? Dann gilt ihm natürlich in besonderer Weise diese Botschaft.
Denn wenn wir genau hinschauen, steht hier: „Ihr wart einst Finsternis.“ Und das dürfen viele von uns auch sagen, das darf ich heute Morgen bekennen: Einst, früher war ich Finsternis. Ich lebte auch ohne Gott, ohne Bibel, ohne Gebet, ohne Kirche, ohne Gemeinde. Ich lebte ohne Gott. Ich war tot in Sünden und Übertretungen. Aber ich kann sagen: Das war einmal, das war einst, das war früher. Inzwischen ist etwas passiert.
Ich kann jetzt sagen: Ich lebte einst in Finsternis und war Finsternis. Und das wünschen wir jedem von uns, dass wir das sagen können: Einst war ich Finsternis, aber heute bin ich Licht in dem Herrn.
Die zweite Gruppe: Die Erweckten
Die zweite Gruppe, die hier angesprochen wird, sind die Erweckten – Menschen, die durch Gottes Wort und Gottes Geist erweckt wurden.
Wenn morgens um sechs Uhr der Wecker klingelt und man aus dem Schlaf fährt, kann es passieren, dass man gar nicht weiß, wo man ist. Besonders, wenn man tief geschlafen hat oder vielleicht irgendwo zu Gast in einem fremden Bett und einer anderen Umgebung schläft. Plötzlich fährt man aus dem Schlaf hoch und denkt: Wo bin ich denn? Das ist ein erweckter Zustand. Man ist wach geworden, weiß aber noch nicht, wo man sich befindet und findet sich nicht sofort zurecht.
Im Februar 1945, kurz vor Kriegsende, gab es morgens um fünf Uhr einen Luftminenangriff auf Karlsruhe. Eine Familie wurde durch die Sirenen geweckt und wollte in den Luftschutzkeller rennen. Sie hatten einen Sohn namens Helmut. Die Eltern riefen ihm zu: „Helmut, raus, es fallen schon die Bomben!“ Helmut fuhr auch aus dem Schlaf hoch und antwortete „Ja, ja“. Die Eltern rannten in den Keller, doch Helmut kam nicht mit. Sie dachten sich nichts dabei, denn manchmal ging er auch in den Nachbarkeller, um dort Schach mit einem Freund zu spielen.
Nach zwei Stunden, um sieben Uhr, war der Fliegeralarm vorbei. Die Eltern kamen wieder ins Haus und entdeckten plötzlich Helmut, der schlafend auf der Bettkante saß. Er war kurz wach geworden, dann aber wieder eingeschlafen. Er war kurz erweckt, aber dann wieder eingeschlafen.
Ich glaube, das gibt es auch oft im geistlichen Bereich. Es gibt Menschen, die in ihrem Leben einmal oder wiederholt durch Gottes Geist erweckt werden. Die Güte Gottes kann uns erwecken, wenn wir plötzlich begreifen, was Gott uns alles geschenkt hat. Was hat er mir anvertraut? Gesundheit über viele Jahre, eine Frau, Kinder, gute Eltern, einen Beruf, Gaben und vieles mehr. Die Güte Gottes kann uns erwecken. Man denkt: Warum danke ich diesem Gott nicht? Warum vertraue ich ihm nicht mein ganzes Leben an?
Auch das Vorbild gläubiger Eltern kann einen eines Tages erwecken und aufrütteln. Man fragt sich: Was haben denn meine Eltern, was ich nicht habe? So ging es mir eines Tages. Eine Krankheitszeit kann unser Herz, das von Natur aus schläft und tot ist, erwecken. Wir wachen auf für Gott und erkennen: Er ist ja auch noch da. Was will er von mir, von meinem Leben?
Eine Beerdigung kann uns den Ernst der Ewigkeit spüren lassen. Ein Mensch ist von uns gegangen, und wir fragen uns: Wo ist er jetzt? Er ist in einer anderen Welt. Da wird unser Herz berührt. Manche Menschen werden auch im Alter erweckt. Sie spüren das herannahende Sterben und merken, dass sie noch keinen Frieden mit Gott haben. Da wird ihr Herz erweckt.
Es gibt viele Beispiele, wie Gott Menschen, die in Sünden und Übertretungen schlafen und ohne ihn leben, erwecken kann. In der Bibel finden wir solche Beispiele, zum Beispiel den reichen jungen Mann, der eines Tages zu Jesus kam und fragte: „Meister, was muss ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme?“ Das ist ein Zeichen der Erweckung. Er war fragend geworden nach dem ewigen Leben.
Dieser Mann war jung, gesund und reich, aber innerlich unruhig. Das ist das eindeutige Kennzeichen einer Erweckung: Wenn ein Mensch im Inneren seines Herzens unruhig wird und sich Gedanken macht über seine Ewigkeit. Wo werde ich nach den wenigen Jahren hier meine Ewigkeit verbringen? Werde ich bei dem Gott der Bibel sein und in seiner Gegenwart aufwachen? Oder werde ich in eine dunkle Nacht ohne Morgenrot gehen?
Es gibt viele Beispiele in der Bibel, wo Menschen erweckt waren. Aber es gibt auch Menschen wie diesen reichen jungen Mann, die nur kurz erweckt wurden und dann wieder einschliefen, ähnlich wie Helmut auf der Bettkante. Als Jesus zu ihm sagte: „Komm, binde dich an mich, folge mir nach“, ging er traurig weg. Die Erweckung verebbte wieder.
Ich kenne solche Menschen gut. Sie kommen in viele Gottesdienste, zu Evangelisationen, wenn ein bekannter Redner spricht. Sie wachen kurz auf, kehren dann aber in ihren Alltag zurück und schlafen wieder ein. Wir kennen die, die an Gräbern weinen und sich im Herzen vornehmen: Jetzt müsste ich mein Leben ändern. Doch dann passiert doch nichts.
Wir kennen auch die, die in schwierigen Situationen, vielleicht vor einer Operation, sagen: „Gott, wenn du mich hier durchbringst, dann will ich dir ganz gehören. Dann will ich es ernst machen mit deinem Evangelium.“ Ich weiß, wie es in meinem eigenen Leben war: Bei jeder Evangelisation, bei jedem beinahe Unfall habe ich gute Vorsätze gefasst. Aber der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass heute Morgen auch einige erweckte Menschen unter uns sind. Das wäre großartig und schön, wenn Menschen von Gottes Geist erweckt sind. Aber nun kommt es darauf an, weiterzugehen, nicht wieder einzuschlafen wie Helmut, sondern die ganze Sache ernst zu machen.
Menschen, die schon mit einem Bein im Reich Gottes stehen, müssen das andere Bein nachziehen und mit beiden Beinen konsequent den Weg gehen. Eine ganze Sache mit Jesus machen – er hat auch eine ganze Sache für uns gemacht, dort am Kreuz.
Ich habe es schon hier und da gesagt: Die, die so zwischen den Stühlen sitzen – noch kein richtiger Christ, aber auch nicht mehr richtig in der Welt, keine Freude mehr an der Welt – das sind die ärmsten Kreaturen unter der Sonne. Keine Freude an Gott, keine Freude an der Welt. Das ergibt eine ganz eigenartige Mischung.
Da kann ich nur sagen: Eine ganze Sache machen! Entweder warm oder kalt sein, aber nicht lau.
Und wenn du zu dieser Gruppe gehörst, die sagt: „Ja, ich bin wach geworden, ich habe eine innere Unruhe, mich beschäftigt die Frage nach der Ewigkeit im Augenblick“, dann möchte ich dich bitten: Wach auf, du, der du schläfst! Wach ganz auf! Steh auf von der Bettkante, steh auf von den Toten! Dann wird dich Christus erleuchten.
Die dritte Gruppe: Die nur bekehrten Menschen
Damit komme ich zu der dritten Gruppe, von der ich sprechen will: das sind die bekehrten Menschen. Aber ich muss es genauer sagen – die nur bekehrten, aber noch nicht wiedergeborenen. Die nur bekehrten.
Normalerweise führt eine echte Bekehrung, eine Umkehr zu Gott, zu einer Wiedergeburt. Eine Bekehrung um 180 Grad führt zu einer echten Wiedergeburt. Aber wenn sich Menschen nur oberflächlich bekehren, wenn sie sich nur im Gefühl bekehren, weil gerade so eine schöne Atmosphäre war, oder wenn sie sich nur im Verstand bekehren, weil sie sagen: „Ja, da muss doch was dran sein, und ich will auch sicher sein, dass ich in den Himmel komme“, dann führt das nicht zur Wiedergeburt. Es muss eine Herzens-, Gewissens- und Willenssache sein.
Ja, ich will Jesus Christus als meinen Erretter aufnehmen, denn ohne ihn bin ich verloren vor einem heiligen Gott.
Es gibt Menschen, die wurden erweckt vom Heiligen Geist Gottes. Sie haben eine gewisse Hinwendung zu Jesus vollzogen, sie haben sich bekehrt. Sie haben nichts gegen das Christentum, sie sind für Gott, für Jesus, für die Bibel, fürs Gebet und sogar für Bekehrung. Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt heute viele Menschen, die sind total gegen Bekehrung. Auch in den Kirchen ist Bekehrung ein Schimpfwort geworden, ein Wort, das kaum noch jemand in den Mund nehmen will. Aber das ist ein biblischer Begriff.
Es gibt Menschen, die sind für Bekehrung, die wissen, dass es richtig ist und dass Gott das von uns erwartet. Sie gehen regelmäßig unter Gottes Wort, singen die Lieder mit, sprechen die Gebete mit, stehen vielleicht sogar an irgendeiner Stelle in der Mitarbeit und haben schon eine Aufgabe übernommen.
Ja, was denn noch? Soll das alles noch zu wenig sein?
Wisst ihr, das alles kann anerzogen sein, drangehängt, nachgemacht oder aufgeklebt wie ein Etikett auf einer Flasche. Das kann alles Ergebnis einer guten christlichen Erziehung sein, einfach übernommen von den Eltern. Das kann Furnier sein, wie der Schreiner sagt – nicht durch und durch echtes Holz, sondern nur Furnier. Und es muss mit einem Leben aus Gott überhaupt noch nichts zu tun haben.
Aber der Herr Jesus sagt im Evangelium zu dem ganz frommen Juden Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“ (Johannes 3,3) Er muss von neuem geboren werden, und du auch, und jeder, der in das Reich Gottes will. Es geht nicht anders, man muss wiedergeboren sein. Billiger geht es nicht.
Es kann sogar sein, dass äußerlich phänomenologisch zwischen einem nur bekehrten und einem echt wiedergeborenen Menschen gar kein Unterschied zu sehen ist. Es kann sogar sein, dass der nur bekehrte ein moralisch besseres Leben führt. Es kann sein, dass der wiedergeborene häufiger versagt und fällt als der, der nur bekehrt ist. Das kann alles sein.
Landwirtschaftlich ausgedrückt: Zwischen kümmerlichem Weizen und üppigem Unkraut ist überhaupt kein Unterschied zu sehen. In einer bestimmten Phase sehen sie zum Verwechseln ähnlich aus. Kümmerlicher Weizen und üppiges Unkraut sehen zum Verwechseln ähnlich aus – das erkennt nur der Fachmann. Wenn man dann die Wurzel anschaut, kann man es sehen. Und Gott sieht es. Er sieht, wo üppiges Unkraut ist, und er sieht, wo kümmerlicher Weizen ist.
Wo Christen sind, die einen Anfang gemacht haben, die noch versagen, aber deren Leben wirklich Jesus gehört, die sind errettet und wiedergeboren und leben mit dem Herrn. Andere haben nur so ein frommes Theater.
Also: Menschen, die bekehrt sind, haben sich zu Gott hingewandt. Sie wollen jetzt mit Gott leben. Aber ein Letztes fehlt ihnen noch: Sie sind noch nicht erleuchtet, nicht wiedergeboren.
Wie es hier heißt: „Wache auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten!“ (Epheser 5,14) Das ist die Hinwendung zu Gott. Man steht auf, man wendet sich zu Gott. Und Christus wird dich erleuchten – das ist die Wiedergeburt.
Die vierte Gruppe: Die wiedergeborenen Christen
Und über diese letzte Gruppe möchte ich jetzt noch sprechen: den wiedergeborenen Christen. Darf ich das ganz kurz am Beispiel von Petrus erläutern?
Petrus war drei Jahre mit dem Herrn Jesus unterwegs. Er hatte seine Frau, seine Familie, seinen Beruf und seine Heimat verlassen. Doch er war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wiedergeboren. Denn Jesus sagt zu ihm: „Petrus, wenn du dich einmal wirklich bekehrst, so dass du die Wiedergeburt erleben wirst.“ Diese Worte spricht Jesus kurz vor der Kreuzigung, nachdem Petrus bereits drei Jahre mit ihm unterwegs war.
Er war nicht wiedergeboren, denn zwei Dinge fehlten ihm: der totale innere Bankrott und die Gabe des Heiligen Geistes. Den Heiligen Geist konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht haben, denn dieser wurde erst einige Wochen später an Pfingsten auf die Gemeinde ausgegossen.
Doch der innere Bankrott entstand nur wenige Stunden später, in der Nacht, als Jesus im Garten Gethsemane gefangen genommen wurde. Petrus, der vorher den Mund so voll genommen hatte und gesagt hatte: „Wenn dich alle verlassen, ich nicht, ich bin der Treueste von allen“, fiel ganz tief. Er verleugnete Jesus vor einer namenlosen Magd und sagte: „Ich kenne diesen Menschen nicht, mit dem habe ich überhaupt nichts zu tun, mit diesem Jesus von Nazareth.“
Da geschah der Bankrott. Gott konnte ihm sein sündiges, verlorenes, hochmütiges und stolzes Herz aufdecken, das immer höher und besser sein wollte als die anderen. In dieser Nacht weinte Petrus bitterlich – Männertränen, eine seltene Ware in dieser Welt. Da blieb keine eigene Gerechtigkeit mehr an ihm. Er war wirklich bankrott und kapitulierte vor Gott.
Später kam dann der Heilige Geist in sein Leben. Jemand hat einmal gesagt: Der Heilige Geist verbindet sich nur mit Bankroteuren. In dieser Welt ist ein Bankroteur nichts besonders Vorbildliches oder Erstrebenswertes. Aber ins Reich Gottes kommen nur Bankroteure. Verlasst euch darauf!
Menschen, die mit sich selbst, mit ihrer eigenen Frömmigkeit, Gerechtigkeit und allem, was sie vor Gott vorweisen wollen, ans Ende gekommen sind – da muss erst der Bankrott her. Vorher gibt es keine Wiedergeburt.
Das innere Feuer der Wiedergeburt
Ich möchte das an einem Bild aus dem Bereich der Physik deutlich machen. Das ist nicht mein Spezialgebiet, aber ich hoffe, dass es trotzdem einigermaßen stimmt, was ich sage.
Wenn man ein Feuer machen will, zum Beispiel ein Holzfeuer, braucht man drei Dinge: brennbaren Stoff, Sauerstoff und die Zündtemperatur, den Flammpunkt. Diese Temperatur muss erreicht sein.
Wenn ich hier ein Papier anzünden wollte, bräuchte ich nur ein Feuerzeug, und dann brennt es, weil der Flammpunkt sehr niedrig ist. Wenn ich aber das Pult hier anzünden wollte, würde mir der Johannes wohl schwer dazwischenfahren. Aber selbst wenn ich es wollte, könnte ich das Pult nicht so einfach anzünden, weil die Zündtemperatur nicht ausreicht.
Wenn ich dementsprechend einheize, kann irgendwann auch dieses Pult brennen, aber zunächst fehlt der Flammpunkt. Die Zündtemperatur ist nicht erreicht.
So ist es auch bei Menschen im Blick auf ihre Wiedergeburt. Da braucht es brennbaren Stoff, und das sind wir – unser Leben, unsere Herzen. Der Herr Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin gekommen, um ein Feuer anzuzünden.“ Er wollte nichts lieber, als dass es schon brennt. Er will in unseren Herzen ein Feuer anzünden.
Unsere Herzen sind der brennbare Stoff, unser Leben. Der Sauerstoff ist das Evangelium, die frohe Botschaft, die gute Nachricht, dass Gott alles für uns getan hat. Dass er so verkehrte Leute wie uns, Rebellen gegen ihn, annehmen, begnadigen und ihnen alles vergeben will, was sie falsch gemacht haben in ihrem Leben.
Das ist das Evangelium, die frohe Botschaft, weil Jesus am Kreuz für uns gestorben ist. Das muss dazukommen: brennbarer Stoff und Sauerstoff.
Jetzt kommt es darauf an, dass die Zündtemperatur erreicht ist. Die Zündtemperatur, der Flammpunkt: Wann entflammt das Ganze? Wann wird das zu einer Wiedergeburt?
Das passiert, wenn ein Mensch wirklich ehrlich vor sich und vor Gott erkannt hat: Ich bin ein Verlorener. Ich habe nicht nur ein paar Sachen falsch gemacht, wie alle Leute. Ich bin nicht nur hin und wieder ganz schön böse, sondern ich bin durch und durch ein Böser, Verkehrter, ein Sünder vor Gott. Ein Verdammungswürdiger, den Gott richten muss in seiner Heiligkeit.
So einer bin ich, und ich kann überhaupt nicht vor Gott treten, wenn ich nicht Jesus Christus habe als meinen Bürgen, meinen Erlöser, meinen Anwalt, meinen Freisprecher – den, der zwischen Gott und mich hintritt.
Es muss zu diesem inneren Bankrott kommen, geistlich arm werden in dir selbst, nichts mehr vorweisen wollen und können vor Gott, gar nichts mehr. Ans Ende kommen.
Ein Blick in dein Herz, wie es wirklich ist, kann genügen. Eine Predigt, eine Bibelarbeit, ein Gespräch mit einem anderen Christen – wie bei meiner Frau Silvia. Ein Gespräch mit einer Frau hat bei ihr genügt, und das bewirkte diese Erkenntnis: Ich kann vor einem heiligen Gott nicht bestehen.
Oder eine Stunde tiefen Versagens, wie bei Petrus in jener Nacht.
Aber es muss dahin kommen, dass wir rufen wie er: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein unreiner Mensch.“ Ich weiß, dass in meinem Inneren nichts Gutes wohnt. Und wehe mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen.
Die Bedeutung der Wiedergeburt für Kinder und Jugendliche
Ich möchte den Eltern unter uns noch einmal etwas Wichtiges mit auf den Weg geben: Wenn wir Kinder haben, die in einem bestimmten Alter ihr Leben Jesus anvertrauen, hoffen wir natürlich, dass unsere Kinder das schon früh tun – vielleicht mit sechs, acht, zehn Jahren oder wann auch immer sie ihr Leben dem Herrn Jesus geben, sei es auf einer Freizeit oder in einem Gespräch.
Bitte denkt nicht automatisch, dass dies schon die Wiedergeburt ist. Wir freuen uns sehr, wenn die Kinder diesen Schritt gemacht haben, und nehmen das auch ganz ernst. Aber bitte geht nicht selbstverständlich davon aus, dass dies bereits die Wiedergeburt bedeutet. Es kann ein erweckter Zustand sein, eine Hinkehr zu Gott, aber Kinder haben in diesem Alter oft noch nicht die tiefe Sündenerkenntnis, die unbedingt dazu kommen muss.
Versteht ihr, liebe Geschwister, genau darum haben wir damals entschieden, Kinder und Jugendliche nicht zu früh zu taufen. Wir möchten warten, bis sie etwa sechzehn Jahre alt sind, damit wir den Eindruck haben können, dass sie es wirklich verstanden haben. Dann ist es tief in ihr Herz eingegangen, und sie wissen, was Sünde und Verlorenheit bedeutet. Das war der Hauptgrund für unsere damalige Entscheidung.
Nun stellt sich die Frage: Hat Gott dich an diesen Punkt des inneren Zerbruchs deiner eigenen Gerechtigkeit geführt? Wenn das noch nicht geschehen ist, lebst du immer noch aus eigener Kraft, aus eigener Frömmigkeit und letztlich aus deiner eigenen Gerechtigkeit. Du musst dich verzweifelt anstrengen, die Gebote halten und dir nichts zu Schulden kommen lassen. Du kommst unter Gottes Wort, willst alles erfüllen, aber du kannst es nicht.
Du bist wie ein Schmetterling, der sich in einem Kellerschacht verfangen hat und immer nach oben fliegt, weil dort Licht ist. Doch dort liegt eine Glasscheibe, gegen die er ständig stößt. Nach Stunden der Anstrengung wird er ermattet und sinkt nach unten. Unten ist die Freiheit, eine Öffnung, durch die er davonfliegen kann. Aber solange er mit aller Kraft nach oben fliegt, kommt er nicht durch die Scheibe.
So muss es auch zu einem inneren Zerbruch kommen. Du musst zuerst sterben – ein geistliches, inneres Sterben, nämlich dem Wunsch, gut sein zu wollen. Hier sind wir an der entscheidenden Stelle. Religiöse Menschen glauben oft noch an das Gute in ihrem Inneren und wollen Gott Gutes bringen – aus eigener Kraft, aus der Energie ihres Fleisches.
Das neue Leben, das Gott schenkt, ist jedoch Leben aus dem Tod. Ein Mensch muss zuerst innerlich sterben – dem Wunsch, gut sein zu wollen. Das ist der Hauptunterschied. Darum rief Paulus aus: „Ich lebe doch nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Er war seinem Ich gestorben, und dann konnte Christus in ihm leben.
Hat es in deinem Leben dieses innere Sterben gegeben? Unsere Väter haben gesagt: „Wer nicht stirbt, ehe er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt.“ Was bedeutet das? Wer nicht innerlich stirbt, bevor er zu Grabe getragen wird, der geht verloren, wenn er nicht wiedergeboren ist.
Wiedergeboren zu sein heißt: Ich muss zuerst kapitulieren und ans Ende kommen. Dann fängt Gott bei mir etwas völlig Neues an. Dann kommt Christus in mein Leben, und dann beginnt dieses neue, göttliche Leben – das ewige, unzerstörbare, atomsichere neue Leben, das der Geist Gottes in mir bewirkt.
Kennzeichen eines wiedergeborenen Christen
Ich möchte den Wiedergeborenen mit einigen Gedanken aus dem Neuen Testament noch einmal deutlich machen, was einen wiedergeborenen Menschen ausmacht.
Ein Wiedergeborener hat eine helle Freude an Jesus – das ist sein Hauptkennzeichen. Diese Freude ist nicht anerzogen oder dressiert, sondern kommt ganz von innen, bewegt vom Geist Gottes. Er kann sagen: Herr Jesus, ich habe dich von ganzem Herzen lieb. Du bist die Mitte meines Lebens und Denkens geworden. Du bist mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Herr und mein Ziel. Mein Leben gehört dir, und was noch viel wichtiger ist: Dein Leben gehört mir.
Christus ist unser Leben, schreibt Paulus im Philippabrief. Das sind Menschen, die Christus mehr lieben als alles andere – mehr als den Ehepartner, mehr als die Kinder, mehr als den Beruf, mehr als Hobbys, mehr als Freunde, Geld und Besitz. Kannst du sagen: Herr Jesus, du hast mich so sehr geliebt, du hast mich zuerst geliebt, und ich liebe dich wieder? Du sollst der Erste sein, Vorrang vor allen anderen Beziehungen und Gegenständen.
Christsein besteht nicht zuerst darin, Gebote zu halten oder Sakramente zu gebrauchen. Im Kern ist es eine Liebesbeziehung zu Jesus. Das ist Christsein: eine Liebesbeziehung zu Jesus, immer als Echo, weil er mich zuerst geliebt hat, als ich noch Sünder war. Es ist eine Liebesbeziehung, eine Vertrauensbeziehung, denn er ist vertrauenswürdig, und es ist eine Gehorsamsbeziehung, denn er ist der Herr. Aber bitte in der Reihenfolge: zuerst Liebesbeziehung, dann Vertrauensbeziehung, dann Gehorsamsbeziehung. Alle drei gehören zusammen, aber in dieser Reihenfolge.
Ein Wiedergeborener hat auch ein ungebrochenes Verhältnis zum Wort Gottes. Er kann mit Paulus sagen: Ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten. Denn wie sollte sonst eine Wiedergeburt möglich sein, wenn nicht aus dem Samen des Wortes Gottes? Petrus schreibt, dass die Wiedergeborenen aus unvergänglichem Samen geboren sind, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das bleibt.
Wenn Menschen mit der Bibel nichts anfangen können oder sie nur rein intellektuell als Geschichtsbuch, Geografiebuch oder Moralbuch lesen, dann sind sie nicht wiedergeboren. Hast du deine Bibel lieb? Ist Gottes Wort für dich eine unantastbare Autorität? Ist es Speise und Maßstab deines Lebens geworden?
Wenn ein Säugling zur Welt kommt und keinen Hunger hat, nicht trinken will, dann ist etwas ganz mächtig faul. Und wenn das so bleibt, wird er auch nicht lange leben. Wir haben eine Säuglingskrankenschwester unter uns, die wird das sicher bestätigen. Wenn ein Mensch wiedergeboren ist, hat er Hunger nach der Milch, nach dem Wort Gottes. Er kann ohne das Wort Gottes nicht mehr leben. Er braucht das Wort Gottes nicht als gesetzlichen Zwang, sondern als Nahrung für seinen inneren Menschen.
Noch ein letzter Punkt zum Wiedergeborenen: Er hat auch eine große Liebe in seinem Herzen zu allen Menschen, besonders aber zu seinen Brüdern und Schwestern. Johannes schreibt: Wir wissen, dass wir vom Tod zum Leben gekommen sind, denn wir lieben die Brüder. Wir lieben die Schwestern, die Mitchristen, die den Herrn kennen, ihm folgen und ihn lieb haben. Es zieht uns zu den Kindern Gottes, zu echten Christen, die den Herrn lieb haben. Das ist ein Kennzeichen der Wiedergeburt.
Es gibt sicher noch viele weitere Merkmale, die ich jetzt nicht alle nennen kann. Ich wollte nur einige wichtige Punkte herausstellen: Ein Wiedergeborener hat eine Liebesbeziehung zu Jesus, er hat das Wort Gottes lieb und er liebt die anderen Kinder Gottes.
Ich schließe mit einer Geschichte von Heinrich Kemmner, einem Evangelisten in Deutschland, der vor einigen Jahren heimgegangen ist. Heinrich wuchs in seiner Jugend auf einem großen Bauernhof in Norddeutschland auf. Zur Zeit der Heuernte im Juni musste er oft mit der ganzen Familie um vier Uhr aufstehen. Manche haben auch Schichtdienst oder Bäcker müssen früher aufstehen, aber er musste um vier Uhr zum Grasmähen aufstehen.
Die Mutter rief: „Heinrich, aufstehen!“ Er antwortete: „Ja!“ und schlief wieder ein. Nach einer Weile hörte er die Schritte der Mutter auf der Treppe und wusste, jetzt wird es langsam Zeit. Dann nahm er seine Holzschuhe, diese großen Holzpantinen, und klapperte damit auf dem Boden, so als wäre er schon auf und würde sich anziehen. Schnell klapperte er noch ein bisschen, um sich ein paar Minuten zu „erschinden“. Dann wusste er, jetzt muss er wirklich raus.
Im Grunde ist das auch unsere Möglichkeit nach der Predigt heute Morgen: Wenn Gott uns durch sein Wort erweckt hat, dann sollten wir aufstehen aus dem Schlaf. Wir sollten jetzt nicht nur so tun, als ob, und weitermachen, um irgendjemanden zufriedenzustellen oder uns selbst. Nein, jetzt kommt es darauf an, wirklich aufzustehen aus dem Schlaf, dem Sündenschlaf, und eine ganze Sache daraus zu machen.
Wir sollen uns von ganzem Herzen zu Jesus hinwenden, ohne Rückhalt, ohne Netz und doppelten Boden. Eine ganze Sache machen. Dann werden wir wiedergeboren, erhalten ein neues Leben aus Gott, und wir selbst und andere werden den Unterschied merken. Dem Aufrichtigen und Ehrlichen lässt Gott gelingen.
Darum zum Schluss noch einmal: Wache auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, und Christus wird dich erleuchten. Er wird dir die Wiedergeburt schenken.
Lass uns über das, was wir gehört haben, zusammen aufstehen und miteinander beten:
Herr unser Gott, wir möchten jetzt wirklich vor dich und vor dein Angesicht treten. Schenke es doch jedem von uns, dass wir uns mit ganzem Herzen und Inneren auf dich konzentrieren können. Dass wir jetzt in deiner Gegenwart stehen, nicht vor Menschen.
Du hast durch dein lebendiges Wort zu uns gesprochen. Dein großer Wunsch ist es, dass wir aus dem Sündenschlaf erwachen, wirklich aufstehen und erleuchtet werden, die Wiedergeburt erleben.
Ich danke dir, dass viele von uns das schon erlebt haben. Und wenn einzelne unter uns das noch nicht kennen, Herr, dann zeige du ihnen selbst den Weg. Gib ihnen Aufrichtigkeit vor dir und Ehrlichkeit vor sich selbst. Nimm sie an die Hand und führe sie zu dem Kreuz von Golgatha, wo alles für uns vollbracht ist und wo wir wiedergeboren werden können zu einem neuen Leben in Christus.
Uns, die wir dich kennen, die wir den Herrn Jesus als unseren Erlöser kennen, lass uns wirklich davon leben, dass er unser Einzigstes, unser Liebstes und unser Höchstes ist. Schenke uns diese Liebes-, Vertrauens- und Gehorsamsbeziehung.
Bewahre uns vor einem verkrampften Christsein. Lass uns aus dem vollbrachten und geschenkten Leben leben. Lass uns solche sein, die dein Wort über alles liebhaben und auch ihre Brüder und Schwestern lieben.
Lass unter uns den Geist der Liebe sein und lass ihn immer mehr wachsen.
Aufruf zum Aufstehen und Gebet
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