Eröffnung mit Gebet und Rückblick auf die Predigtserie
Ich möchte mit uns beten: Himmlischer Vater, wir haben gerade dieses Gebet gehört. Wir sehnen uns danach, wünschen es uns und bitten dich, dass du jetzt zu uns sprichst durch dein heiliges Wort. Verändere unsere Herzen und mache uns durch deinen Geist bereit, dein Wort zu hören und danach zu leben.
Wir wollen für die beten, die jetzt meine Worte hören und dich vielleicht noch nicht wirklich als ihren Retter und Herrn kennen. Wir beten, dass dein Wort wirkt und dein Geist ihre Herzen öffnet, damit sie aufmerksam sind auf das, was du ihnen sagen willst, und dich in deinem Wort erkennen.
Ich bete auch für uns, die wir dich kennen, dass wir ausgerüstet werden, immer mehr so zu leben, wie es dir gefällt. So beten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Letzte Woche haben wir eine neue Predigtserie begonnen, die durch den Mittelteil der Apostelgeschichte führt – durch den Großteil der Apostelgeschichte, nämlich die Missionsreisen des Apostels Paulus.
Markus Michnik hat die ersten zwölf Verse von Apostelgeschichte 13 gepredigt und uns dabei gezeigt, wie der Heilige Geist eine ganz wesentliche Rolle spielt, gleich zu Beginn der Mission. Es war der Heilige Geist, der Barnabas und Paulus berufen hatte. Er hatte der Gemeinde gesagt: Sendet sie aus. Es war der Geist, der Paulus, Barnabas und auch Johannes Markus, der mit ihnen ging, ausgerüstet hat, so dass sie mutig das tun konnten, wozu sie berufen waren.
Und es war der Heilige Geist, der dann auch durch sie wirkte und Großes tat, als der Statthalter Sergius Paulus durch ihr Zeugnis und ihr kraftvolles Wirken zum Glauben kam.
Markus hatte uns vor allem ermutigt, auch dem Heiligen Geist Raum zu geben. Nach der Predigt kamen viele Geschwister auf mich zu, und im Gespräch hörte ich immer wieder die Frage: Wie genau tue ich das? Wie genau kann ich dem Geist Gottes in mir Raum geben?
Unser heutiger Predigttext, der unmittelbar an den von letzter Woche anschließt, hilft uns, das genauer zu erkennen.
Unser heutiger Predigttext findet sich in Apostelgeschichte 13, Verse 13 bis 52 – also der ganz große Teil des Kapitels. In diesem Predigttext sehen wir, wie Paulus zuerst zusammen mit Barnabas von Zypern, wo er letzte Woche in den ersten Versen tätig war, kommt. Danach geht es nach Antiochia in Pisidien – eine ganz kurze Hinführung.
Dann hören wir den ersten langen Bericht einer Predigt des Apostels Paulus. Wir haben ihn gerade in den Versen 16 bis 41 gelesen und gehört: die Zusammenfassung einer evangelistischen Predigt in der Synagoge in Antiochia in Pisidien.
Schließlich sehen wir in den Versen 42 bis 52, wie die Zuhörer darauf reagieren. Wir sehen, dass diese Predigt nicht ohne Wirkung bleibt, aber sehr unterschiedliche Wirkungen unter Juden und Heiden zeigt.
Das sind wirklich die drei Abschnitte, die wir nacheinander betrachten wollen. Mein Ziel in dieser Predigt ist es schlicht und ergreifend, dass wir genauer erkennen, wie auch wir dem Geist Gottes Raum geben können. Dass wir von der Verkündigung des Apostels Paulus lernen und Zuversicht gewinnen, dass so wie der Geist Gottes durch das Wort Gottes damals wirkte, er auch heute noch durch das Wort Gottes wirken kann und wird, wenn wir dem Geist Raum geben.
Lasst uns also zu Beginn die ersten drei Verse betrachten.
Wir hatten gesehen: Paulus und Barnabas waren ausgesandt worden von Antiochia in Syrien. Bemerkenswert ist, dass nicht der ausgesandt wurde, der gesagt hat: Ich wäre gerne Missionar, sondern diejenigen, die wirklich die tragenden Säulen der Gemeinde waren.
Das Bild ist vielleicht verzerrt, aber es wäre so, als wenn man sagt: Wir senden Matthias Mockler und Matthias Lohmann aus.
Das haben sie getan, weil der Heilige Geist diese Männer, Paulus und Barnabas, berufen hatte zu gehen. So waren sie gegangen und zum Mittelmeer gekommen.
Als erstes fuhren sie mit einem Schiff zur Insel Zypern, durchzogen die Insel und waren dann am Ende in Paphos, wo sie dem Statthalter Sergio Paulus das Evangelium predigen konnten und dem Zauberer Barjesus, der ihnen widerstand, letztlich Einhalt geboten wurde.
In Vers 13 lesen wir nun, wie sie von dort abfahren: „Paulus aber und die um ihn waren, fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte zurück nach Jerusalem. Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien und gingen am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten aber schickten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und das Volk ermahnen?“
So sehen wir, wie es von Paphos aus weiterging.
Auf dem Gottesdienstblatt haben wir auch eine wunderbare Karte, die vielleicht noch einmal hilft, das besser zu sehen.
Sie kamen von Antiochia her, kamen auf die Insel Zypern und segelten jetzt Richtung Norden in die heutige Türkei.
Das, was dort als Atalja benannt ist, ist das heutige Antalya, eine relativ bekannte Stadt. Der eine oder andere war vielleicht schon mal dort.
Ganz in der Nähe ist die Stadt Perge. Dort gehen sie zuerst hin. Dort trennt sich Johannes Markus von ihnen und kehrt zurück nach Jerusalem.
Johannes Markus hatten sie aus Jerusalem mitgebracht – das hatten wir am Ende von Kapitel 12 gesehen. Dort kann man nachlesen, wie sie ihn ursprünglich nach Antiochia gebracht hatten, wo Barnabas und Paulus einen längeren Dienst taten.
Er war bei ihnen auch auf Zypern, wie wir letzte Woche gelesen haben. Nun trennt er sich von Paulus und Barnabas. Das wird hier nur kurz erwähnt, aber später wird es bedeuten, dass Barnabas Johannes Markus auf die zweite Missionsreise wieder mitnehmen möchte, Paulus aber das für keine gute Idee hält. Paulus war also ganz offensichtlich nicht begeistert davon, dass Johannes Markus sie jetzt verlassen hat und zurück nach Jerusalem ging.
Paulus und Barnabas waren eng miteinander unterwegs. Sie entschieden sich, weiter ins Landesinnere zu ziehen und kamen dann, wenn wir auf der Karte nachsehen, weiter nördlich zur Stadt Antiochia, auch Antiochia genannt.
Damals gab es eine ganze Reihe von Städten mit diesem Namen. Die historische Herkunft hat nichts mit dem Antiochier zu tun, von dem sie kamen. Das ist so, als würde man von Neustadt nach Neustadt ziehen – es gibt viele Städte mit diesem Namen. Es ist also nicht einfach ein Ortswechsel innerhalb einer Stadt, sondern eine ganz andere Stadt.
Dort waren sie vorher noch nicht. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.
Das ist nicht überraschend, denn sie waren gute Juden. Paulus war Pharisäer, also ein Lehrer unter den Juden, und die Synagoge war der Ort, an dem die Juden Christus als den Messias erkannten.
Die christliche Gemeinde war die logische Fortsetzung der Versammlung in der Synagoge.
Wahrscheinlich sagten sie den Synagogenvorstehern: Wenn die rechte Zeit gekommen ist, haben wir eine wichtige Botschaft für euch. Wir sind hierher gekommen von Jerusalem, dem Ort, wo das Leben des jüdischen Glaubens zentral war. Wir sind gekommen von Jerusalem über Antiochien in Syrien und dann über Zypern, um euch eine wunderbare Botschaft zu verkündigen: das Heil unseres Gottes.
Das erklärt wahrscheinlich, warum sie eingeladen wurden: „Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden?“ Das hatten sie offenbar gesagt. „Wir wollen reden und das Volk ermahnen“, so sagt es das Wort.
Das Wort „ermahnen“ kann im Neuen Testament auch „ermutigen“ oder „belehren“ bedeuten. Es geht hier also wahrscheinlich weniger um eine direkte Ermahnung, sondern um eine Verkündigung.
Das ist die Hinführung, und damit beginnt die Predigt, die wir uns ausführlich anschauen wollen.
Die Predigt hat – wie jede gute Predigt – drei Teile.
Nur um das deutlich zu machen und euch zu helfen, hat das Gottesdienstblatt heute eine Predigtstruktur mit Punkt 1 und Punkt 2. Wir haben extra den Punkt 0 benannt, damit es keine Drei-Punkte-Predigt wird. So soll nicht der Eindruck entstehen, es müsse immer eine Drei-Punkte-Predigt sein. Das ist nicht so.
Tatsächlich ist es einfach eine Beschreibung, wie in der Apostelgeschichte vieles dargestellt wird.
Wir müssen in den nächsten Wochen noch unterscheiden lernen, wo einfach beschrieben wird, wie es war, und wo uns etwas gezeigt wird, was auch wir tun sollten.
Das ist gar nicht so einfach in der Apostelgeschichte, da müssen wir ein bisschen aufpassen.
Ich denke, wir können heute viel lernen, was auch für uns handlungsanweisend sein darf. Diese drei Punkte in der Predigt sind sicherlich keine Vorschrift, aber sie sind leicht und deutlich erkennbar.
Dreimal spricht Paulus die Versammlung ganz direkt an. Es ist fast so, als wenn er Luft holt und deutlich macht: „Jetzt komme ich zu meinem nächsten Punkt.“
In Vers 16 beginnt er seine Predigt mit den Worten: „Ihr Männer von Israel und ihr Gottesfürchtigen, hört zu.“
Dann erklärt er einiges. Er spricht über das Alte Testament, über die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel, und führt hin zu Jesus.
In Vers 26 sagt er: „Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen.“ Jetzt spricht er sie noch einmal direkt an, und hier kommt der zweite Punkt.
Er verkündigt ihnen nun das Evangelium von Jesus Christus.
Dann schließlich, in Vers 38, kommt die Anwendung der Predigt: „So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder.“
Ich glaube, wir können das deutlich erkennen: Das sind drei ganz offensichtliche Punkte, an denen wir erkennen, hier beginnt ein neuer Abschnitt.
Diese drei Punkte der Predigt möchte ich mit uns nachvollziehen, und ich hoffe, wir können wichtige Dinge daraus lernen, wie wir dem Geist Gottes Raum geben können, indem wir Menschen das Wort Gottes verkündigen.
Das muss keine Predigt in einer Synagoge sein. Es kann ein Gespräch am Gartenzaun sein, im Urlaub am See oder, wenn man es wagt, am Meer.
Also lasst uns hören, wie Paulus predigt, und davon lernen.
Im ersten Teil der Predigt sehen wir, wie Paulus auf seine Zuhörer eingeht und sie dort abholt, wo sie sind.
Er spricht sie mit Dingen an, die ihnen vertraut sind, und gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte Israels.
Uns muss klar sein: In diesem Synagogengottesdienst gab es zwei Lesungen – eine Lesung des Gesetzes und der Propheten. Das heißt, das Alte Testament, der jüdische Tanach, wurde an zwei Stellen gelesen.
Paulus greift das auf und setzt genau dort an. Er sagt: „Nun zeige ich euch aus dem Alten Testament, aus dem, was wir gerade gehört haben, aus dem, was wir wissen, dass unser Gott, der Gott, den ihr hier anbetet, ein Gott ist, der erwählt, ein Gott, der rettet, und ein Gott, der geduldig ist mit sündigen Menschen.“
Das tut er genau so, wie wir im Text sehen.
Er spricht zuerst über die Erwählung Gottes: Er hat Abraham erwählt, das ganze Volk Israel, auch Isaak und Jakob. Er hat sein Volk groß gemacht.
Wir sehen, wie Gott wirkt, wie er mächtig wirkt.
Dann sehen wir, wie er in der Zeit des Exodus ein Rettergott ist, der sein Volk aus Ägypten, aus der Gefangenschaft, rettet.
Wir sehen, wie er sein Volk bewahrt und aushält in schwierigen Zeiten.
Das Volk ist untreu, vierzig Jahre in der Wüste – das wird nur kurz angedeutet. Aber Gott verwirft sein erwähltes Volk nicht, sondern bleibt treu.
Er hat es verheißen, und er wird es tun.
Dann sehen wir, wie die Geschichte sich weiterentwickelt und das Volk in das Land einziehen darf.
Die Verheißungen Gottes stehen fest.
Gott ist treu und tut, was er verheißen hat.
Er erinnert die Menschen in der Synagoge daran bis hin zur Zeit der Richter und der ersten Könige.
Von dort hat er sie abgeholt.
Jetzt sagen sie: „Ja, genau so ist es. Wir sitzen hier in der Türkei, auch wir sind Teil dieses von Gott besonders erwählten Volkes. Wir haben erlebt, wie Gott einen großen Plan mit uns schreibt. Wir durften erleben, wie Gott uns bewahrt hat, auch in Zeiten der Rebellion und des Unglaubens, und wir durften sehen, wie Gott seinen Verheißungen treu ist.“
Und nun sagt Paulus: „Ich verkündige euch die Erfüllung der Verheißung“ (Vers 23).
Er spricht gerade über König David und sagt: „Aus dessen Geschlecht hat Gott, wie er verheißen hat, Jesus kommen lassen als Heiland für das Volk Israel.“
Nachdem Johannes, bevor Jesus auftrat, dem ganzen Volk Israel die Taufe der Buße gepredigt hatte, sprach Johannes: „Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Aber siehe, es kommt nach mir, dessen Schuhriemen ich nicht wert bin zu lösen.“
Faszinierend, nicht wahr? Er holt seine Zuhörer in der Synagoge ab, indem er genau dort weitermacht, wo sie gedanklich sind, und führt sie hin zu Jesus.
Er zeigt, dass Jesus der verheißene Nachfolger ist, wie es in Vers 23 steht.
Ich denke, das ist ein Grundprinzip aller guten Evangeliumsverkündigung.
Nicht, dass wir im Alten Testament anfangen und die Geschichte Israels aufrollen, sondern dass wir dort ansetzen, wo die Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen, sind.
Wir müssen einen Anknüpfungspunkt finden.
Das braucht manchmal ein gewisses Maß an Kreativität.
Im Fortgang der Apostelgeschichte sehen wir, wie Paulus sich auf unterschiedliche Zuhörer einstellt.
Später in Athen wird er mit Menschen sprechen, die nichts mit dem Gott Israels zu tun haben.
Die Athener haben viele Götzenaltäre.
Paulus sagt: „Ich bin durch eure Stadt gegangen, habe eure Götzenaltäre gesehen, auch den Altar für den unbekannten Gott, und diesen Gott will ich euch verkündigen.“
Immer wieder findet er Anknüpfungspunkte.
Das möchte ich uns Mut machen: Wenn wir Menschen erreichen wollen, dürfen wir kreativ werden.
Wir dürfen überlegen: Wie spreche ich Menschen an? Wie hole ich sie dort ab, wo sie sind?
Manche Evangelisation scheitert daran, dass wir an Menschen vorbeireden.
Wenn ich zu jemandem sage: „Jesus Christus ist gekommen, um für deine Sünden zu sterben“, kann es sein, dass mich jemand anschaut und sagt: „Wer auch immer dieser Jesus ist, das hätte er doch nicht tun müssen. Ich bin eigentlich ein ganz feiner Kerl.“
Da ist kein Anknüpfungspunkt.
Wir brauchen einen Anknüpfungspunkt, damit wir überhaupt ins Gespräch kommen.
Um das ganz praktisch zu machen: Wie gebe ich dem Heiligen Geist Raum?
Das kannst du morgen früh bei der Arbeit, in der Uni oder wo auch immer du hingehst, tun, indem du deinem Gegenüber in der Kaffeepause vielleicht sagst: „Wie war dein Wochenende?“
Er antwortet und erzählt, was er Tolles gemacht hat. Vielleicht war er am Starnberger See.
Wenn du dann noch gut nachfragst, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er fragt: „Und wie war dein Wochenende?“
Dann sagst du: „Ich war nicht am See, sondern gehe sonntags immer in die Kirche. Kennst du Kirche? Warst du schon mal in der Kirche?“
Die meisten Menschen in Deutschland waren irgendwann mal in der Kirche – zumindest bei einer Taufe oder Hochzeit.
So kommst du ins Gespräch und kannst fragen: „Wie waren deine Erfahrungen mit Kirchen?“
Dann erzählst du von deinen Erfahrungen.
So findest du Anknüpfungspunkte.
Oder Smalltalk: „Hast du Bayern gegen Barcelona gesehen?“
„Ja, Matthias Mockler, tut mir leid. Acht zu zwei.“
„Johnnison, tut mir auch leid. Acht zu zwei.“
Das ist auch eine Freude.
Aber der Sieg hat eine kurze Halbwertzeit. In ein paar Wochen beginnt die neue Champions-League-Saison, und dann ist das alles nichts mehr wert.
Darf ich dir von einem Sieg erzählen, der ewig hält? Von einer Freude, die Bestand hat für alle Ewigkeit?
Vielleicht bist du nächste Woche im Urlaub und die Leute sagen: „Es ist paradiesisch hier.“
Du sagst: „Ja, wirklich, es ist wunderbar, aber es gibt noch viel bessere Orte.“
„Wo soll das sein?“
Dann erzählst du von der Ewigkeit, auf die du zulebst.
Oder ihr kommt über Corona ins Gespräch, und du verkündigst inmitten der Unsicherheit den, bei dem du Sicherheit findest.
Nur ein paar Beispiele – eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Holt die Leute dort ab, wo sie sind, und führt sie dann zu Jesus.
Ein reiner Smalltalk ist keine Evangelisation.
Wir sehen hier bei Paulus: Er ist bedacht auf die Menschen, zu denen er spricht, holt sie ab, wo sie sind, aber er ist auch zielorientiert und auf das bedacht, was er ihnen wirklich sagen will.
Das wünsche ich uns von Herzen.
Unser Weg ist vielleicht nicht direkt zu Jesus.
Wir müssen vielleicht erst ein bisschen ausholen, erst über die Existenz Gottes reden, über unser Problem, dass wir vor diesem heiligen Gott nicht bestehen können.
Dann müssen wir auf Jesus zu sprechen kommen – und das tut Paulus.
Im zweiten Teil der Predigt bleibt Paulus nicht allgemein bei Jesus, sondern macht deutlich, dass die Menschen das Evangelium hören müssen.
Das Evangelium handelt nicht nur allgemein von Jesus, sondern vor allem davon, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, um das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen, den Tod zu sterben, den wir verdient hatten, und siegreich über Tod und Sünde aufzuerstehen.
Genau das macht Paulus hier deutlich.
Dabei knüpft er wieder an das Verständnis der Menschen an und zeigt ihnen etwas Faszinierendes.
Er zeigt, dass das schon immer der gute Plan des Rettergottes war.
Er zeigt auch, wie böse Menschen Böses taten und dabei trotzdem den Plan Gottes nicht durcheinanderbringen konnten.
Vers 27 sagt: „Die Einwohner von Jerusalem und ihre Oberen haben, weil sie Jesus nicht erkannten, die Worte der Propheten, die an jedem Sabbat vorgelesen werden, mit ihrem Urteilsspruch erfüllt.“
Faszinierend, nicht wahr?
Sie haben gar nicht gemerkt, dass sie zu Handlangern Gottes wurden.
In Vers 29 heißt es weiter: „Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben steht, nahmen sie ihn von Holz und legten ihn in ein Grab. Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten, und er ist an vielen Tagen denen erschienen, die mit ihm von Galiläa hinauf nach Jerusalem gegangen waren.“
Diese sind seine Zeugen vor dem Volk.
„Wir verkündigen euch die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, dass Gott sie uns und ihren Kindern erfüllt hat, indem er Jesus auferweckte.“
Er verkündigt also das Evangelium.
Interessanterweise tut er das aus dem Alten Testament.
Auch das ist für uns bedenkenswert: Die ganze Schrift zeugt von Jesus.
Alle Gottesverheißungen finden in ihm ihr Ja und Amen, wie Paulus später sagt.
Wir müssen aber nicht mit dem Alten Testament arbeiten in der Evangelisation.
In den meisten Gesprächen ist das gar nicht so hilfreich, weil die Menschen, mit denen wir reden, meist nicht sehr vertraut sind mit dem Alten Testament.
Paulus macht das hier in der Synagoge, und das macht Sinn.
Was wir tun müssen, ist die Kernsubstanz des Evangeliums verkündigen.
Wir haben heute das Neue Testament, das hier gerade erst noch geschieht und niedergeschrieben wird.
Wir sind heilsgeschichtlich in einer anderen Phase.
Wir können mit dem Neuen Testament arbeiten und die Wahrheit aus der ganzen Schrift predigen.
Aber wir müssen Jesus Christus aus der Schrift verkündigen.
Paulus schreibt später den Korinthern im 1. Korinther 15, dass die wichtigste Botschaft überhaupt ist, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, wie es in der Schrift verheißen ist, dass er begraben worden ist und am dritten Tag auferstanden ist.
Das ist die Kernsubstanz des Evangeliums.
Jesus musste am Kreuz sterben. Das war kein großes Unglück oder eine tragische Wendung.
Auch wenn böse Menschen das getan haben und sich vor Gott dafür verantworten müssen, führten sie den Plan Gottes aus.
Nach der Schrift ist Christus gestorben, und er ist gestorben für unsere Sünden, weil wir den Tod verdient hatten.
Keiner von uns lebt so, wie er müsste, um vor dem heiligen, vollkommen gerechten Gott bestehen zu können.
Christus ist für uns gestorben.
Er war wirklich tot, wurde begraben und ist für uns auferstanden.
Er zeigt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass es ewiges Leben gibt und Vergebung der Schuld.
Genau diese Kernbotschaft des Evangeliums predigt Paulus hier in der Synagoge in Antiochia in Pisidien anhand alttestamentlicher Zitate.
Er sagt es allgemein: „Wie von ihm geschrieben steht, wie die Worte der Propheten hat er erfüllt.“
Dann bringt er noch drei alttestamentliche Zitate, in denen er anhand konkreter Bibelstellen belegt, dass es wirklich so ist.
Das ist der zweite Aspekt, den wir mitnehmen sollten.
Lasst uns die Leute abholen, wo sie sind, mit ihnen ins Gespräch kommen, dort, wo es natürliche Anknüpfungspunkte gibt.
Dann lasst uns sie zielgerichtet zu Jesus führen.
Und lasst uns diesen Menschen das Evangelium verkündigen.
Ich weiß selbst, wie leicht es ist zu sagen: „Ja, ich hatte ein gutes evangelistisches Gespräch.“
Wenn ich dann darüber nachdenke, denke ich: „Na ja, Jesu Tod für unsere Sünden, seine Auferstehung, ihn als den lebendigen Herrn habe ich gar nicht so richtig verkündet.“
Ich habe nur ein bisschen über Gott gesprochen.
Paulus weiß, es gibt eine Botschaft, in der die Rettung steckt: Jesus Christus.
Für Sünder am Kreuz gestorben, begraben und siegreich über Tod und Sünde auferstanden.
Diese Botschaft verkündet er den Menschen.
Damit nicht genug.
Wir sehen einen dritten Teil der Predigt.
Wir sehen, wie Paulus nun diese wunderbare Botschaft, das Evangelium, die frohe Nachricht, anwendet.
Vers 38 bis 41, wirklich der Abschluss der Predigt: „So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn Jesus Vergebung der Sünden verkündigt wird, und in all dem, worin ihr durch das Gesetz des Mose nicht gerecht werden konntet, ist der gerecht gemacht, der an ihn glaubt. Seht nur zu, dass nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist: Seht, ihr Verächter, und wundert euch und werdet zugrunde gehen. Denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, das ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt.“
Was Paulus hier tut, nachdem er die Menschen zum Evangelium geführt und ihnen das Evangelium verkündet hat, ist Folgendes:
Er verkündet ihnen zwei wichtige Dinge.
Zum einen, wie sie jetzt durch Jesu Sterben und Auferstehung profitieren und warum das für sie notwendig ist.
Zum anderen ruft er sie ganz konkret zum Glauben auf.
Warum ist es notwendig?
Weil Jesus durch sein Sterben für unsere Sünden uns Vergebung ermöglicht.
„So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn Vergebung der Sünden verkündigt wird.“
Ich hoffe, das ist dir bewusst: Was auch immer du letzte Woche gemacht hast, was auch immer du in deinem Leben getan hast, was für Dreck du am Stecken haben magst – in Jesus Christus findest du Vergebung für alle deine Schuld.
Nicht, weil du gut genug bist.
Die Juden dachten oft, sie müssten es irgendwie schaffen.
Sie hatten das Gesetz des Mose und meinten, sie müssten vor Gott bestehen, indem sie das Gesetz halten.
Sie wussten aber, wenn sie ehrlich in sich schauten, dass sie das nicht schaffen.
Vielleicht steckst du in einer Religion oder einem religiösen Denken, das dir sagt: „Ich muss gut genug sein, dann wird es schon passen mit Gott.“
Da möchte ich dir heute diese Botschaft verkünden: Vergebung der Sünden nicht, weil du gut genug bist, sondern weil du Sünder bist und das brauchst.
Vergebung der Sünden bekommst du nicht durch eigene Leistung, sondern du wirst gerecht gesprochen.
Da ist ein Richter, der dich mit all deinen Sünden sieht und sagt: „Vergeben, du bist gerecht.“
Wie geschieht das?
Er macht gerecht, wer an ihn glaubt (Vers 39).
Wenn du Jesus noch nicht als deinen Retter und Herrn kennst, dann höre diese Einladung: Setze dein Vertrauen auf Jesus.
Wer an ihn glaubt, sich ihm wirklich anvertraut und sagt: „Jesus, sei du mein Retter und Herr meines Lebens“, der darf wissen: Bei ihm ist Vergebung aller Schuld.
Er spricht uns gerecht und sagt: „Ich nehme deine Schuld auf mich, ich habe dafür am Kreuz schon bezahlt für jeden, der mir seine Schuld bringt.“
Das ist die wunderbare Einladung, die der Apostel Paulus hier in der Synagoge verkündet.
Auch wir Christen brauchen diese Erinnerung immer wieder.
Selbst wenn wir das Gesetz des Mose nicht vor Augen haben, klagt unser Gewissen uns manchmal an.
Selbst wenn du das Gesetz des Mose nie gehört hast, bestätigt dir dein Gewissen: „Ich bin nicht so gut, wie ich sein sollte.“
Je ehrlicher wir mit uns umgehen und uns an der Heiligkeit Gottes messen, desto bewusster wird uns das.
Doch Paulus sagt: Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Eure Schuld ist von Jesus am Kreuz bezahlt worden.
Er ist für unsere Sünden gestorben, und der Sieg reicht darüber hinaus.
Er macht gerecht jeden, der an ihn glaubt.
Was für eine Einladung!
Das ist die Einladung, die wir persönlich hören und im Glauben annehmen dürfen.
Und das ist die Einladung, die wir im Namen Gottes auch anderen weitergeben dürfen.
Ist das nicht großartig?
Evangelisieren klingt manchmal nach einer schweren Geschichte.
Evangelisieren ist schon schwer genug als Christ zu leben.
Aber wenn wir uns klar machen: Es ist so, als ob jemand kommt und dir einen Lottogewinn überreichen will.
Du musst ihn nur annehmen.
Ist das wirklich so schwer?
Ist da nicht viel Freude drin, das strahlende Gesicht der anderen zu sehen?
Noch dazu, wenn du weißt, dass du selbst den Lottogewinn schon hast.
Lottogewinn ist nichts im Vergleich zu dieser frohen Botschaft.
Ich weiß nicht, was du dir beim Lottogewinn kaufen kannst, aber bestimmt keine Ewigkeit in vollkommener Herrlichkeit.
Vielleicht einen langen Urlaub, vielleicht eine Villa am See, aber keine Ewigkeit in vollkommener Herrlichkeit.
Das ist das, was Jesus für uns erworben hat.
Das verkündigt Paulus den Menschen hier in der Synagoge in Antiochia.
Er sagt: Das sei euch kundgetan.
Diese Einladung dürfen wir auch erklingen lassen, liebe Geschwister.
Ich möchte uns Mut machen, uns immer wieder klarzumachen: Wir haben eine frohe Nachricht weiterzusagen.
Wir haben den Menschen nicht etwas zu sagen, wo sie sagen: „Ach, das jetzt auch noch, eine frohe Botschaft.“
Deshalb möchte ich dich ermutigen: Fasse Mut, diese frohe Botschaft in der nächsten Woche weiterzusagen.
Ein Aspekt gehört auch dazu: die Alternative für diejenigen, die diese Botschaft ablehnen.
Diese Botschaft kommt mit Verantwortung, sie wirklich im Glauben anzunehmen.
Paulus warnt die Menschen in der Synagoge (Vers 40): „Seht nun zu, dass nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist. Seht, ihr Verächter, und wundert euch und werdet zunichte. Denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, das ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt.“
Paulus macht deutlich, dass es Menschen geben wird, die diese frohe Botschaft nicht glauben.
Er warnt sie: Ihr wollt nicht dazugehören.
Es ist eine Einladung verbunden mit einer Warnung.
Wir tun gut daran, hier das Vorbild des Apostels Paulus zu sehen.
So predigt er.
Er holt die Menschen ab, wo sie sind.
Er führt sie hin zu Jesus.
Er verkündigt das Evangelium und ruft sie auf zu einer Reaktion.
Das bringt uns zum letzten Teil der Predigt, zu den Versen 42 bis 52.
Hier sehen wir, wie die Menschen auf die Verkündigung des Evangeliums und den Aufruf zum Glauben reagieren.
Zu Beginn reagieren sie sehr positiv.
Ab Vers 42 heißt es: „Als sie aber aus der Synagoge hinausgingen, baten die Leute, dass sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen Dingen redeten.“
Das wünsche ich mir auch immer: Dass die Leute nach dem Gottesdienst an der Tür stehen und sagen: „Kannst du nächste Woche wieder predigen?“
Ich werde allerdings im Urlaub sein.
Sie wollen eingeladen werden, mehr hören.
Sie wollen mehr.
Oder wenn ich sage: „Wir kommen zum Ende der Predigt.“
Sie sagen: „Nein, weiter, Matthias, das wäre schön.“
Hier können sie gar nicht genug davon bekommen.
Sie sagen: „Redet doch noch mehr davon!“
Als die Gemeinde auseinandergeht, folgen viele Juden und gottesfürchtige Judengenossen Paulus und Barnabas.
Sie sprechen mit ihnen und ermahnen sie, in der Gnade Gottes zu bleiben.
Auch das wünsche ich mir: Leute, die nach dem Gottesdienst sagen: „Ich möchte noch mehr davon erfahren.“
Das sind die besten Termine in der ganzen Woche.
Hier reagieren viele in der Synagoge offensichtlich mit Freude auf die Botschaft.
Paulus ermahnt sie: Bleibt in der Gnade Gottes.
Haltet fest an dieser freien Gnade Gottes.
Fallt nicht zurück in den Versuch, durch das Halten von Geboten selbst vor Gott bestehen zu können.
Gebote zu halten ist gut, aber nicht, um vor Gott gerecht zu sein – das schaffen wir nicht.
Wir halten Gebote, weil wir Gott lieben und weil er uns dazu befähigt.
Doch dann regt sich Widerstand.
Am folgenden Sabbat – Paulus war eingeladen – kam fast die ganze Stadt zusammen.
Das geschieht nicht zufällig.
Die Menschen gehen nach Hause und erzählen allen: „Da war einer aus Tarsus, von Jerusalem gesandt, von Antiochien hierher gekommen. Er hat uns den Messias verkündigt, uns Heil gebracht, uns einen Lottogewinn überbracht.“
Die ganze Stadt sagt: „Wow, wollen wir auch!“
Sie kommen alle am folgenden Sabbat.
Uns muss klar sein: Das geschieht, weil die Menschen weitersagen, was sie gehört haben.
So wird unsere Gemeinde voll.
So werden wir weitere Gemeinden gründen.
Ich weiß, im Moment ist sie schon voll, aber so kann Gemeinde wachsen.
So können neue Gemeinden entstehen, wenn wir weitersagen, was wir gehört haben, wenn das, was uns erfüllt, von uns ausgeht.
Sie hören das Wort Gottes, und deshalb kommen sie.
Dann heißt es in Vers 45: „Als aber die Juden die Menge sahen, wurden sie neidisch und widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten.“
Das jüdische Establishment kann es nicht ertragen, dass plötzlich auch Heiden dazukommen.
Sie sagen: „Wir sind das erwählte Volk. Was wollen die hier?“
Wenn Paulus so eine Botschaft hat, wollen wir sie nicht.
Sie widersprechen ihm und lästern ihn.
Paulus und Barnabas machen deutlich, dass das das Schlimmste ist, was sie tun können, weil sie so das wunderbare Angebot des Heils in Christus ablehnen.
Paulus sagt: „Dann wende ich mich jetzt den Heiden zu. Dann macht hier in eurer Synagoge ohne Evangelium weiter. Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden. Da ihr es aber von euch stößt und euch nicht für würdig haltet des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns den Heiden zu.“
Hier macht Paulus deutlich: Ihr habt die Verantwortung, diese Botschaft zu glauben.
Wenn ihr sie ablehnt, seid ihr selbst schuld.
Dann macht er deutlich, dass die Juden in der Synagoge sich dadurch schuldig machen, aber zugleich im Einklang mit Gottes Plan handeln.
Vers 47: „Denn so hat uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, damit du das Heil seist bis an die Enden der Erde.“
Das ist richtig.
Als Paulus zum Glauben kam und zum ersten Mal jemand zu ihm gesandt wurde, um ihm das Evangelium zu erklären, sagte Ananias, Paulus sei von Gott erwählt, den Namen Jesu zu den Heiden zu tragen.
Das war genau das Werk, zu dem sie berufen waren.
So schuldig die Juden sind, die Botschaft abzulehnen, so sehr sieht Paulus dahinter Gottes Wirken, der das braucht, damit das Evangelium weiter zu den Heiden gelangt.
Dann sehen wir, wie die Heiden auf das Evangelium reagieren.
„Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn. Alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, wurden gläubig.“
Ist das nicht interessant?
Die einen glauben nicht, und Paulus macht deutlich: Ihr seid selbst schuld.
Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen.
Ihr habt euch dagegen entschieden.
Andererseits glauben die, die zum ewigen Leben bestimmt sind.
Sie glauben nicht, weil sie die richtige Entscheidung getroffen haben.
Alle wurden gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.
Wie an vielen Stellen der Bibel sehen wir hier ein Spannungsverhältnis zwischen echter menschlicher Verantwortung und göttlicher Erwählung und Vorherbestimmung.
In der Kirchengeschichte wurde versucht, das einseitig aufzulösen.
Entweder ein Gott, der so vorherbestimmt und erwählt, dass wir wie Roboter handeln, oder die andere Seite, dass alles Werk des Menschen ist.
Die Bibel lehrt das nicht.
Sie lehrt ein Spannungsverhältnis von echter menschlicher Verantwortung und göttlicher Erwählung.
Ich möchte uns ermutigen, in Treue zum Wort Gottes und in guter reformatorischer Tradition – wie Luther, Zwingli und Calvin – dieses Spannungsverhältnis nicht aufzulösen.
Ganz ehrlich: Das darf uns ermutigen.
Warum?
Weil wir einerseits an die Verantwortung der Menschen appellieren können.
Wir können Menschen zu einer echten Entscheidung aufrufen.
Wir können Argumente bringen und müssen nicht denken: „Das bringt ja eh nichts.“
Paulus tut alles, um Menschen zu überzeugen und ruft sie zu einer echten Entscheidung auf.
Andererseits dürfen wir sagen: Ich vertraue darauf, dass Gott durch sein Wort und seinen Geist sein Werk ausführen wird.
Das setzt frei.
Das sehen wir immer wieder.
Das ist es, was Paulus am Anfang seiner Predigt anhand des Alten Testaments zeigt:
Der Herr selbst wird sein Wort gebrauchen, um durch seinen Geist seinen Plan auszuführen und Menschen zu retten.
Der Geist Gottes wirkt durch das verkündigte Wort Gottes, um das Werk Gottes zu tun: Menschen zu retten und seine Gemeinde zu bauen.
So wie Gott das damals getan hat zur Zeit des Alten Testaments und in Antiochia, so tut er das auch heute noch.
Er ist der treue Rettergott.
Er steht zu seinen Verheißungen.
Er ist ein erwählender Gott, der Menschen zugleich zu einer echten Entscheidung ruft.
Wir dürfen uns in diese gute Arbeit einfügen.
Vielleicht ist es gut, noch einmal zu hören, wie Jesus uns beauftragt hat zu gehen.
Wenn Jesus sagt: „Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker“, was sagt er davor?
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Weil er diese Macht hat, sagt er: „Geht hin!“
Und: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“
So können wir seine Zeugen sein.
Das gibt Freiheit.
Ich muss nicht alles selbst machen.
Er macht.
Ich bin nur der Postbote, der den Brief überbringt.
Genau das tut Paulus.
Er predigt nicht seine eigene Botschaft, sondern das Wort Gottes.
Deshalb kommt die ganze Stadt zusammen, um das Wort Gottes zu hören, nicht um Paulus zu hören.
Sie werden froh und preisen das Wort des Herrn, als sie es hören.
Dann heißt es am Ende: „Und das Wort des Herrn breitet sich aus in der ganzen Gegend.“
Halleluja!
Wünschen wir uns das nicht auch für München?
Wäre das nicht wunderbar, wenn sich das Wort des Herrn ausbreitet?
In deiner Nachbarschaft, an deinem Arbeitsplatz, in der Uni, in der Schule?
Die Menschen kommen zum Glauben.
Glauben wir daran, dass Gott derselbe Gott ist – damals, heute und in Ewigkeit?
Vertrauen wir darauf, dass das Wort Gottes heute genauso mächtig ist wie damals?
Vertrauen wir darauf, dass der Geist Gottes heute genauso menschliche Herzen öffnen kann wie damals?
Dann lasst uns dem Geist Gottes Raum geben, indem wir sein Wort verkündigen, damit noch viele gerettet werden.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet.
Mögest du uns zu Menschen machen, die mutig und treu dein Wort verkündigen.
Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir erleben durften, wie gut dein Wort ist.
Weil wir deine heilsame Gnade selbst erfahren durften.
Herr, wenn jemand unter uns diese heilsame Gnade noch nicht erfahren hat, wenn jemand bisher noch nicht die Vergebung seiner Sünden erleben durfte und noch nicht die Verheißung eines ewigen Lebens in deine Herrlichkeit gehört hat und darauf noch nicht vertraut, dann bete ich, dass dein Geist dein Wort gebraucht, um das Herz dieses Menschen zu öffnen.
Damit dein Wort eindringen kann und Glauben hervorbringt.
Ich bete, dass du uns die Zuversicht gibst, dass du uns wirklich gebrauchen willst und kannst – trotz unserer Unfähigkeit, Angst und mangelnder Wortgewandtheit.
Du kannst das gebrauchen, weil du nicht unsere Worte brauchst, sondern selbst durch dein heiliges Wort wirkst.
Gib uns Treue, Menschen dort abzuholen, wo sie sind.
Gib uns Mut, dein Evangelium zu verkündigen und Menschen einzuladen, diese frohe Botschaft im Glauben anzunehmen.
Dann wirke du durch deinen Geist.
So beten wir in Jesu Namen.
Amen.
Der Beginn der Missionsreise und der Weg nach Antiochia in Pisidien
Lasst uns also zu Beginn die ersten drei Verse betrachten. Wir hatten gesehen, dass Paulus und Barnabas von Antiochia in Syrien ausgesandt worden waren. Das ist bemerkenswert, denn nicht einfach der ausgesandt wurde, der gesagt hat, ich wäre gerne Missionar. Vielmehr wurden diejenigen ausgesandt, die wirklich die tragenden Säulen der Gemeinde waren.
Das Bild ist zwar etwas verzerrt, aber es wäre so, als wenn man sagen würde: Wir senden Matthias Mockler und Matthias Lohmann aus. Das geschah, weil der Heilige Geist diese Männer, Paulus und Barnabas, berufen hatte zu gehen. So waren sie gegangen und zum Mittelmeer gefahren. Als erstes fuhren sie mit einem Schiff zur Insel Zypern, durchquerten die Insel und kamen schließlich nach Paphos. Dort konnten sie dem Statthalter Sergius Paulus das Evangelium predigen. Außerdem konnten sie dem Zauberer Barjesus, der ihnen Widerstand leistete, letztendlich Einhalt gebieten.
In Vers 13 lesen wir nun, wie sie von dort abfahren: Paulus aber und die um ihn waren fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte zurück nach Jerusalem. Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in die Synagoge und setzten sich.
Nach der Lesung des Gesetzes und der Propheten schickten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und das Volk ermahnen? So sagt es das Wort.
Wir sehen also, wie es von Paphos aus weiterging. Auf dem Gottesdienstblatt ist auch eine wunderbare Karte abgedruckt, die vielleicht hilft, das besser zu verstehen. Sie kamen von Antiochia, fuhren über die Insel Zypern und segelten nun Richtung Norden in das Gebiet der heutigen Türkei.
Das, was dort als Atalja benannt ist, ist das heutige Antalya, eine relativ bekannte Stadt. Der eine oder andere war vielleicht schon mal dort. Ganz in der Nähe liegt die Stadt Perge, wohin sie zuerst gingen. Dort trennte sich Johannes Markus von ihnen.
Johannes Markus hatten sie aus Jerusalem mitgebracht, wie wir am Ende von Kapitel zwölf nachlesen können. Ursprünglich hatten sie ihn nach Antiochia gebracht, wo Barnabas und Paulus einen längeren Dienst taten. Nun hatten sie ihn auch nach Zypern mitgenommen, wie wir letzte Woche gelesen hatten. Johannes Markus war bei ihnen, doch jetzt trennt er sich von Paulus und Barnabas.
Das wird hier nur kurz erwähnt, hat aber später Bedeutung. Johannes Markus ist jemand, den Barnabas auf die zweite Missionsreise wieder mitnehmen möchte. Paulus hingegen hält das für keine gute Idee. Offensichtlich war Paulus nicht begeistert davon, dass Johannes Markus sie nun verließ und nach Jerusalem zurückkehrte. Warum genau, erfahren wir nicht.
Paulus und Barnabas blieben eng miteinander unterwegs. Sie entschieden sich, weiter ins Landesinnere zu ziehen und kamen zur Stadt Antiochia in Pisidien. Wenn wir auf der Karte nachsehen, liegt diese Stadt weiter nördlich.
Es gab damals mehrere Städte mit dem Namen Antiochia. Der Name hat also keinen direkten Bezug zu dem Antiochia, von dem sie gekommen waren. Das ist ein bisschen so, als würde man von Neustadt nach Neustadt ziehen. Es gibt viele Städte mit diesem Namen, und es bedeutet nicht zwangsläufig, dass man nur innerhalb derselben Stadt umgezogen ist. Es ist eine ganz andere Stadt, in der sie vorher noch nicht gewesen waren.
Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge. Das ist nicht überraschend, denn sie waren gute Juden. Paulus war Pharisäer, also ein Lehrer unter den Juden. Die Synagoge war der Ort, zu dem sie gingen.
Auch in Antiochia in Syrien hatten sie ihren Dienst in der Synagoge getan. Dort erkannten die Juden Christus als den Messias, und die christliche Gemeinde war die logische Fortsetzung der Versammlung in der Synagoge.
Wahrscheinlich sagten sie den Synagogenvorstehern: Wenn die rechte Zeit gekommen ist, haben wir eine wichtige Botschaft für euch. Wir sind hierher gekommen von Jerusalem, dem Ort, an dem das Leben des jüdischen Glaubens zentral ist. Wir sind gekommen von Jerusalem über Antiochia in Syrien und dann über Zypern, um euch eine wunderbare Botschaft zu verkündigen: das Heil unseres Gottes.
Das erklärt wahrscheinlich, warum sie nun eingeladen wurden. Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden? Das hatten sie offenbar gesagt: Wir wollen etwas reden und das Volk ermahnen.
Das Wort ermahnen kann im Neuen Testament auch ermutigen oder belehren bedeuten. Es geht hier also wahrscheinlich weniger um eine direkte Ermahnung, sondern darum, etwas zu verkündigen. Und das ist die Hinführung.
Die Struktur und der erste Teil von Paulus’ Predigt
Und damit beginnt auch schon die Predigt, die wir uns ausführlich anschauen wollen.
Die Predigt hat, wie jede gute Predigt, drei Teile. Um das deutlich zu machen und euch zu helfen, hat das Gottesdienstblatt heute eine klare Predigtstruktur mit Punkt eins und Punkt zwei. Wir haben sogar extra einen Punkt null eingefügt, damit es keine Drei-Punkte-Predigt wird. So soll nicht der Eindruck entstehen, man müsse immer Drei-Punkte-Predigten halten. Es soll ja Leute geben, die denken, das sei hier verpflichtend – ist es aber nicht.
Tatsächlich ist das einfach nur eine Beschreibung, wie in der Apostelgeschichte vieles dargestellt wird. Dabei geht es um normative Dinge, also Dinge, die wir immer so tun müssen. In den nächsten Wochen wird es eine Herausforderung sein, immer zu unterscheiden, wo einfach beschrieben wird, wie es damals war, und wo uns etwas gezeigt wird, das wir auch heute tun sollten. Das ist in der Apostelgeschichte gar nicht so einfach, da müssen wir genau hinschauen.
Ich denke, wir können heute viel lernen, was wirklich handlungsanweisend für uns sein darf. Aber diese drei Punkte in der Predigt sind sicherlich nicht zwingend vorgeschrieben. Und doch erkennen wir sie leicht und deutlich. Dreimal spricht Paulus die Versammlung ganz direkt an. Es ist fast so, als wenn er Luft holt und deutlich macht: „Jetzt komme ich zu meinem nächsten Punkt.“
In Vers 16 beginnt er seine Predigt mit den Worten: „Ihr Männer von Israel und ihr Gottesfürchtigen, hört zu!“ Dann erklärt er einiges. Er spricht über das Alte Testament, über die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel und führt sie hin zu Jesus.
Und dann, in Vers 26: „Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Söhne aus dem Geschlecht Abrahams und ihr Gottesfürchtigen“ – jetzt spricht er sie noch einmal direkt an. Hier kommt der zweite Punkt, und hier verkündigt er ihnen nun das Evangelium von Jesus Christus.
Schließlich, im Vers 38, folgt die Anwendung der Predigt: „So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder.“ Ich glaube, wir können das deutlich erkennen. Das sind drei ganz offensichtliche Punkte, an denen wir erkennen: Hier beginnt jetzt ein neuer Abschnitt.
Diese drei Punkte der Predigt möchte ich mit uns nachvollziehen. Ich hoffe, dass wir wichtige Dinge daraus lernen können, wie wir dem Geist Gottes Raum geben, indem wir Menschen das Wort Gottes verkündigen. Das muss nicht unbedingt eine Predigt in einer Synagoge sein. Es kann auch ein Gespräch am Gartenzaun sein, im Urlaub am See oder – wenn man es wagt – am Meer.
Also lasst uns hören, wie Paulus predigt, und lasst uns davon lernen.
Erster Predigtteil: Paulus holt die Zuhörer ab
Im ersten Teil dieser Predigt sehen wir, wie Paulus auf seine Zuhörer eingeht und sie dort abholt, wo sie stehen. Er spricht sie mit vertrauten Themen an und gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte Israels.
Uns muss klar sein, was in diesem Synagogengottesdienst geschieht – wir haben es gerade in Vers 15 gesehen. Dort wurde gepredigt, und zwar gab es zwei Lesungen: typischerweise eine Lesung aus dem Gesetz und eine aus den Propheten. Das heißt, das Alte Testament, der jüdische Tanach, wurde an zwei Stellen vorgelesen.
Paulus greift dies auf und setzt genau an diesem Punkt an. Er sagt: Nun zeige ich euch aus dem Alten Testament, aus dem, was wir gerade gehört haben, und aus dem, was wir wissen, dass unser Gott – der Gott, den ihr hier gerade anbetet – ein Gott ist, der erwählt, ein Gott, der rettet, und ein Gott, der geduldig mit sündigen Menschen ist. Genau das tut er hier. Das sehen wir, wenn wir dem Text folgen.
Ich lese jetzt nicht den ganzen Text noch einmal, sondern wir sehen, wie er in diesem Rückblick zuerst auf die Erwählung Gottes eingeht. Er hat Abraham erwählt, das ganze Volk Israel, Isaac und Jakob. Er hat sein Volk groß gemacht. Wir sehen also, wie Gott wirkt, wie er vollmächtig handelt.
Dann sehen wir, wie er in der Zeit des Exodus als Rettergott auftritt, der sein Volk aus Ägypten, aus der Gefangenschaft, befreit. Anschließend sehen wir, wie er sein Volk bewahrt und aushält in schwierigen Zeiten. Das Volk ist untreu – die vierzig Jahre in der Wüste werden nur kurz angedeutet. Aber Gott verwirft sein erwähltes Volk nicht, sondern bleibt ihm treu. Er hat es verheißt, und er wird es tun.
Wir sehen dann, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und das Volk in das Land einziehen darf. Wiederum stehen die Verheißungen Gottes fest. Gott ist treu, er hält, was er versprochen hat. Er erinnert die Menschen in der Synagoge daran und sagt: bis hin zur Zeit der Richter und der ersten Könige.
Von dort hat er sie wirklich abgeholt. Jetzt sagen sie: Ja, genau so ist es. Wir sitzen hier in der Türkei und sind auch Teil dieses von Gott besonders erwählten Volkes. Wir haben erlebt, wie Gott einen großen Plan mit uns schreibt. Wir durften erfahren, wie Gott uns bewahrt hat, auch in Zeiten der Rebellion und des Unglaubens. Und wir durften sehen, wie Gott seinen Verheißungen treu bleibt.
Jetzt sagt Paulus: Ich verkündige euch die Erfüllung der Verheißung (Vers 23). Er spricht gerade über König David und sagt dann: Aus dessen Geschlecht (Vers 23) hat Gott, wie er verheißt hat, Jesus kommen lassen als Heiland für das Volk Israel.
Nachdem Johannes, bevor Jesus auftrat, dem ganzen Volk Israel die Taufe der Buße gepredigt hatte, sprach er, als er seinen Lauf vollendete: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet. Aber siehe, er kommt nach mir, dessen Schuhriemen zu lösen ich nicht wert bin.
Faszinierend, nicht? Paulus holt seine Zuhörer in der Synagoge genau dort ab, wo sie gedanklich sind. Er führt sie zu Jesus und zeigt, dass er der verheißene Nachfolger ist, wie es in Vers 23 steht.
Ich denke, das ist ein Grundprinzip aller guten Evangeliumsverkündigung. Nicht, dass wir im Alten Testament anfangen und die Geschichte Israels von vorne aufrollen, sondern dass wir dort ansetzen, wo die Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen, stehen. Wir müssen einen Anknüpfungspunkt finden, einen Ansatzpunkt.
Das erfordert manchmal ein gewisses Maß an Kreativität. Im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte sehen wir, wie Paulus sich auf unterschiedliche Zuhörer einstellt.
Später in Athen, wo die Athener nichts mit dem Gott Israels zu tun haben – für sie ist das ganz weit weg –, gibt es viele Götzenaltäre. Was macht Paulus? Er sagt: Ja, ich bin durch eure Stadt gegangen, und ihr sagt: Haben wir nicht eine tolle Stadt? Ja. Und ich habe diese ganzen Götzenaltäre gesehen. Jawohl, genau, die kennt ihr alle. Und ich habe den Altar für den unbekannten Gott gesehen. Ja, genau, den kennt ihr auch alle. Und dann sagt er: Diesen Gott will ich euch verkündigen.
Immer wieder findet Paulus Ansatzpunkte. Und da möchte ich uns Mut machen: Wenn wir Menschen erreichen wollen, dürfen wir kreativ sein. Wir dürfen überlegen, wie wir Menschen ansprechen und wie wir sie dort abholen, wo sie sind.
Manche Evangelisation wird daran scheitern, dass wir an den Menschen vorbeireden. Wenn ich zu jemandem sage: Jesus Christus ist gekommen, um für deine Sünden zu sterben, dann kann es passieren, dass mich jemand anschaut und sagt: Wer auch immer dieser Jesus ist, das hätte der Arme doch nicht tun müssen, ich bin eigentlich ein ganz feiner Kerl.
Da fehlt der Anknüpfungspunkt. Wir brauchen einen solchen, damit wir überhaupt mit den Menschen ins Gespräch kommen können.
Praktische Beispiele für Anknüpfungspunkte im Gespräch
Um das mal ganz praktisch zu machen: Wie gebe ich dem Heiligen Geist Raum? Das kannst du morgen früh bei der Arbeit, in der Uni oder wo auch immer du hingehst, tun. Zum Beispiel, indem du deinem Gegenüber in der Kaffeepause sagst: „Wie war dein Wochenende?“
Er antwortet und erzählt, was er alles Tolles am Wochenende gemacht hat. Vielleicht war er am Starnberger See oder so. Wenn du die Frage gut genug stellst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er zurückfragt: „Und wie war dein Wochenende?“ Dann kannst du sagen: „Ich bin nicht an den See gefahren, sondern gehe sonntags immer in die Kirche. Kennst du Kirche? Warst du auch schon mal in der Kirche?“
Die allermeisten Menschen in Deutschland waren schon mal irgendwann in der Kirche, zumindest bei einer Taufe, Hochzeit oder ähnlichem. So kommst du ins Gespräch und kannst fragen: „Wie waren deine Erfahrungen mit Kirchen?“ Dann erzählst du von deinen eigenen Erfahrungen. So entstehen Anknüpfungspunkte.
Oder du führst Smalltalk: „Hast du das Spiel Bayern gegen Barcelona gesehen?“ „Ja, Matthias Mogler, tut mir leid. Acht zu zwei.“ „Johnnison, tut mir auch leid. Acht zu zwei.“ Das ist auch so eine Freude. Aber das Blöde ist: Vielleicht verlieren sie am Mittwoch, vielleicht gewinnen sie sogar die Champions League. Aber dann dauert es gerade mal ein paar Wochen, bis die neue Champions-League-Saison beginnt. Dann ist das alles nichts mehr wert. Dieser Sieg hat eine relativ kurze Halbwertzeit, diese Freude verpufft schnell.
Darf ich dir von einem Sieg erzählen, der ewig hält? Von einer Freude, die Bestand hat für alle Ewigkeit? Habe ich einen Anknüpfungspunkt gefunden? Vielleicht bist du nächste Woche im Urlaub und die Leute sagen: „Es ist paradiesisch hier.“ Du sagst: „Ja, wirklich, es ist wunderbar, aber es gibt noch viel bessere Orte.“ „Ja, wo soll das sein?“ Dann erzählst du von der Ewigkeit, auf die du zulebst.
Oder ihr kommt über Corona ins Gespräch und du verkündigst inmitten dieser Unsicherheit den, bei dem du Sicherheit findest. Das sind nur ein paar Beispiele. Eurer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Holt die Leute dort ab, wo sie sind, und führt sie dann zu Jesus.
Ein reiner Smalltalk ist keine Evangelisation. Das heißt, wir sehen hier bei Paulus, dass er bedacht auf die Menschen ist, zu denen er redet. Er holt sie dort ab, wo sie stehen. Aber er ist auch zielorientiert. Er ist bedacht auf das, was er ihnen wirklich zu sagen hat. Das wünsche ich uns von Herzen.
Bei uns ist der Weg vielleicht nicht direkt zu Jesus. Wir müssen vielleicht ein bisschen weiter ausholen. Vielleicht müssen wir erst einmal über die Existenz Gottes sprechen, über unser Problem, dass wir vor diesem heiligen Gott nicht bestehen können. Aber dann müssen wir auf Jesus zu sprechen kommen – und das tut Paulus.
Zweiter Predigtteil: Die Verkündigung des Evangeliums
Im zweiten Teil der Predigt sehen wir, dass Paulus nicht einfach allgemein bei Jesus bleibt und sagt, das war jetzt schon irgendwie Evangelisation, weil er den Namen Jesus erwähnt hat. Ihm ist klar, dass die Menschen das Evangelium hören müssen.
Das Evangelium handelt nicht nur allgemein von Jesus, sondern vor allem davon, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, um das Leben zu leben, das wir hätten leben sollen. Er starb den Tod, den wir verdient hatten, und stand siegreich über Tod und Sünde auf. Genau das macht Paulus hier deutlich. Dabei knüpft er wieder an das Verständnis der Menschen an und zeigt ihnen etwas Faszinierendes: Er zeigt ihnen, dass das schon immer der gute Plan des Rettergottes war.
Er zeigt auch, wie böse Menschen Böses taten und dabei trotzdem nicht den Plan Gottes durcheinanderbringen konnten. Die Einwohner von Jerusalem und ihre Oberen haben, weil sie Jesus nicht erkannten, die Worte der Propheten, die an jedem Sabbat vorgelesen werden, mit ihrem Urteilsspruch erfüllt. Faszinierend, oder? Sie haben gar nicht gemerkt, dass sie zu Handlangern Gottes wurden.
Weiter heißt es in Vers 29: "Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben steht..." Lest mal nach in eurer Bibel, das steht da alles. Nachdem sie alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben steht, nahmen sie ihn vom Holz und legten ihn in ein Grab. Aber Gott hat ihn von den Toten auferweckt, und er ist an vielen Tagen denen erschienen, die mit ihm von Galiläa hinauf nach Jerusalem gegangen waren. Diese sind jetzt seine Zeugen vor dem Volk, und wir verkündigen euch die Verheißung, die an die Väter ergangen ist. Gott hat sie uns und unseren Kindern erfüllt, indem er Jesus auferweckte.
Paulus verkündet also das Evangelium. Interessanterweise tut er das aus dem Alten Testament – auch mal bedenkenswert für uns. Die ganze Schrift zeugt von Jesus. Alle Gottesverheißungen finden in ihm ihr Ja und Amen, wie Paulus später sagen würde.
Aber wir müssen nicht unbedingt mit dem Alten Testament in der Evangelisation arbeiten. In den meisten Gesprächen ist das nicht so hilfreich, weil die Menschen, mit denen wir reden, typischerweise nicht sehr vertraut mit dem Alten Testament sind. Paulus tut das hier in der Synagoge, und das macht Sinn.
Was wir tun müssen, ist die Kernsubstanz des Evangeliums zu verkündigen. Heute haben wir das Neue Testament, das hier gerade erst noch geschieht und niedergeschrieben wird. Wir sind heilsgeschichtlich in einer anderen Phase. Wir können mit dem Neuen Testament arbeiten und die Wahrheit aus der ganzen Schrift predigen. Aber verkündigen müssen wir Jesus Christus aus der Schrift.
Das, was Paulus später den Korinthern schreibt, ist das Wichtigste überhaupt: In 1. Korinther 15 erklärt er, dass die bedeutendste Botschaft ist, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden – nach der Schrift, also wie es in der Schrift verheißen ist. Er wurde begraben und ist am dritten Tag auferstanden, ebenfalls nach der Schrift.
Das ist die Kernsubstanz des Evangeliums. Jesus musste am Kreuz sterben – nicht als ein großes Unglück oder eine tragische Wendung der Dinge. Auch wenn böse Menschen das getan haben und sich dafür eines Tages vor Gott rechtfertigen und zur Rechenschaft gezogen werden müssen, taten sie doch das, was schon in der Schrift angekündigt war. Sie führten den Plan Gottes aus.
Nach der Schrift ist Christus gestorben, und er ist gestorben für unsere Sünden, weil wir den Tod verdient gehabt hätten. Keiner von uns lebt so, wie wir es müssten, um vor dem heiligen, vollkommen gerechten Gott bestehen zu können. Christus ist für uns gestorben. Er war wirklich tot, wurde begraben und ist für uns auferstanden.
Er zeigt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Er zeigt, dass es ewiges Leben gibt und dass es Vergebung dieser Schuld gibt. Genau diese Kernbotschaft des Evangeliums predigt Paulus hier in der Synagoge in Antiochia, Pisidien, anhand von alttestamentlichen Zitaten. Er sagt es ganz allgemein, wie wir gerade gelesen haben: "Wie von ihm geschrieben steht", "wie die Worte der Propheten hat er erfüllt".
Dann bringt er noch drei alttestamentliche Zitate, in denen er anhand konkreter Bibelstellen belegt, dass es wirklich so ist. Das ist der zweite Aspekt, den wir mitnehmen sollten: Lasst uns die Leute abholen, wo sie sind. Mit ihnen ins Gespräch kommen, da wo es natürliche Anknüpfungspunkte gibt. Aber dann lasst uns sie zielgerichtet hinführen zu Jesus. Und lasst uns diesen Menschen das Evangelium verkündigen.
Ich weiß selbst, wie leicht es ist zu sagen: "Ja, ich hatte ein gutes evangelistisches Gespräch." Und wenn ich danach überlege, denke ich: "Na ja, Jesu Tod für unsere Sünden, seine Auferstehung, ihn als den lebendigen Herrn habe ich gar nicht so richtig verkündet. Ich habe nur ein bisschen über Gott gesprochen." Paulus weiß, dass es eine Botschaft gibt, in der die Rettung steckt: Jesus Christus. Für Sünder am Kreuz gestorben, begraben und siegreich über Tod und Sünde auferstanden. Diese Botschaft verkündet er den Menschen.
Dritter Predigtteil: Die Anwendung und der Aufruf zum Glauben
Und damit nicht genug: Wir sehen einen dritten Teil der Predigt. Paulus wendet nun diese wunderbare Botschaft, das Evangelium, die frohe Nachricht, an. Die Verse 38 bis 41 bilden wirklich den Abschluss der Predigt.
So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn, Jesus, Vergebung der Sünden verkündigt wird. Und in all dem, worin ihr durch das Gesetz des Mose nicht gerecht werden konntet, ist der gerecht gemacht, der an ihn glaubt. Seht nur zu, dass nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist: Seht ihr Verächter, wundert euch und werdet zunichte. Denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, dass ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt.
Also, was Paulus hier tut: Nachdem er die Menschen zum Evangelium hingeführt und ihnen das Evangelium verkündet hat, teilt er ihnen zwei wichtige Dinge mit. Zum einen erklärt er, wie genau sie jetzt von Jesu Sterben und Auferstehung profitieren und warum das für sie notwendig ist. Zum anderen ruft er sie ganz konkret zum Glauben auf.
Warum ist es notwendig? Weil Jesus durch sein Sterben für unsere Sünden uns Vergebung unserer Sünden ermöglicht. So sei euch nun kundgetan, liebe Brüder, dass euch durch ihn Vergebung der Sünden verkündigt wird.
Ich hoffe, das ist dir bewusst: Was auch immer du letzte Woche gemacht hast, was auch immer du in deinem ganzen Leben getan hast, welchen Dreck du am Stecken haben magst – in Jesus Christus findest du Vergebung für alle deine Schuld. Nicht, weil du es schaffst, gut genug zu sein.
Die Juden haben oft gedacht, sie müssten es irgendwie schaffen. Sie hatten das Gesetz des Mose und meinten, sie müssten nach dem Gesetz des Mose vor Gott bestehen und so vor Gott gerecht dastehen. Doch sie wussten alle, wenn sie nur einen Moment ehrlich in sich selbst hineingeschaut haben: Das schaffen wir nicht.
Vielleicht steckst du bisher in einer Religion oder in einem religiösen Denken, das dir sagt: Ich muss irgendwie gut genug sein, dann wird es schon passen mit Gott. Und da möchte ich dir diese Botschaft heute verkündigen: Vergebung der Sünden nicht, weil du gut genug bist. Nein, weil du Sünder bist und das brauchst.
Vergebung der Sünden erarbeitest du dir nicht, sondern du wirst gerecht gesprochen. Da ist ein Richter, der sieht dich mit deinen ganzen Sünden und sagt: Vergeben, du bist gerecht. Warum und wie geschieht das? Er macht gerecht den, der an ihn glaubt (Ende Vers 39).
Wenn du noch nicht wirklich Jesus als deinen Retter und Herrn kennst, dann höre diese Einladung: Setze dein Vertrauen auf Jesus. Denn wer an ihn glaubt, wer sich ihm wirklich anvertraut, wer sagt: Jesus, sei du mein Retter und sei du der Herr meines Lebens, der darf wissen, dass bei ihm wirklich Vergebung aller Schuld ist.
Er spricht uns gerecht und sagt: Ich nehme deine Schuld auf mich, ich habe dafür schon gezahlt am Kreuz – für jeden, der mir seine Schuld nur bringt. Das ist die wunderbare Einladung. Das ist die Verkündigung des Apostels Paulus hier in der Synagoge.
Auch wir Christen brauchen die Erinnerung daran immer wieder, oder? Selbst wenn wir das Gesetz des Mose vielleicht nicht so vor Augen haben, klagt unser Gewissen uns doch immer mal wieder an. Selbst wenn du das Gesetz des Mose noch nie gehört hast, bestätigt dir dein Gewissen doch: Ich bin nicht so gut, wie ich eigentlich sein sollte.
Je ehrlicher wir mit uns umgehen und je mehr wir uns an der Heiligkeit Gottes spiegeln, desto bewusster wird uns das. Doch Paulus sagt hier: Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn eure Schuld ist von Jesus am Kreuz bezahlt worden. Er ist für unsere Sünden gestorben, und der Sieg reicht darüber hinaus, weil er auferstanden ist.
Er macht gerecht jeden, der an ihn glaubt. Was für eine Einladung!
Ihr Lieben, das ist die Einladung, die wir persönlich hören und im Glauben annehmen dürfen. Und das ist die Einladung, die wir im Namen Gottes auch anderen weitergeben dürfen.
Ist das nicht großartig? Ich meine, evangelisieren klingt ja manchmal nach einer ganz schweren Geschichte. Evangelisieren ist ja schon schwer genug, als Christ zu leben. Aber wenn wir uns klar machen, dass es quasi so ist, als käme jemand und gäbe dir das Recht, anderen einen Lottogewinn zu übermitteln – und ich darf hingehen und sagen: Ich würde dir gerne einen Lottogewinn geben, du musst ihn nur annehmen – ist das wirklich so schwer?
Ist da nicht ganz viel Freude drin, das strahlende Gesicht der anderen zu sehen? Noch dazu, wenn du weißt, dass den Lotto-Gewinn ich selber auch schon habe. Lotto-Gewinnen ist nichts im Vergleich zu dieser frohen Botschaft.
Ich weiß nicht, was du dir beim Lotto-Gewinn kaufen kannst, aber bestimmt keine Ewigkeit in der vollkommenen Herrlichkeit. Vielleicht einen langen Urlaub, vielleicht sogar eine Villa irgendwo am See, aber keine Ewigkeit in der vollkommenen Herrlichkeit.
Und das ist das, was Jesus für uns erworben hat. Das verkündigt Paulus den Menschen hier in der Synagoge in Antiochia. Er sagt: Das sei euch kundgetan, das hört.
Diese Einladung dürfen auch wir erklingen lassen, liebe Geschwister. Ich möchte uns Mut machen, uns immer wieder klarzumachen: Wir haben eine frohe Nachricht weiterzusagen. Wir haben den Menschen nicht etwas zu sagen, wo sie denken: Ach, das jetzt auch noch – eine frohe Botschaft.
Deswegen möchte ich ermutigen, Mut zu fassen, jetzt in der nächsten Woche auch diese frohe Botschaft weiterzusagen.
Warnung und Verantwortung bei Ablehnung der Botschaft
Ein weiterer wichtiger Aspekt gehört ebenfalls dazu, nämlich die Alternative für diejenigen, die diese Botschaft ablehnen. Diese Botschaft bringt eine gewisse Verantwortung mit sich: Sie wirklich im Glauben anzunehmen.
Paulus warnt die Menschen in der Synagoge in Vers 40: „Seht nun zu, dass nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist.“ Er fährt fort: „Seht, ihr Verächter, und wundert euch und werdet zunichte, denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, das ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt.“
Paulus macht deutlich, dass es Menschen geben wird, die diese frohe Botschaft nicht glauben werden. Er warnt sie: Ihr wollt nicht dazugehören. Es ist eine Einladung, die mit einer Warnung verbunden ist.
Wir tun gut daran, hier das Vorbild des Apostels Paulus zu sehen, so wie er predigt. Er holt die Menschen dort ab, wo sie stehen. Er führt sie zu Jesus hin, verkündet ihnen das Evangelium und ruft sie zu einer Reaktion auf.
Das bringt uns zum letzten Teil der Predigt, zu den Versen 42 bis 52. Dort sehen wir, wie die Menschen nun auf diese Verkündigung des Evangeliums und auf den Aufruf zum Glauben reagieren.
Die Reaktion der Zuhörer auf die Predigt
Zu Beginn reagieren die Menschen sehr positiv, das zeigt sich ab Vers 42. Als Paulus und Barnabas jedoch aus der Synagoge hinausgingen, baten die Leute sie, am nächsten Sabbat noch einmal über diese Dinge zu sprechen.
Das ist ein Wunsch, den ich mir auch immer wieder wünsche: dass die Menschen nach dem Gottesdienst an der Tür stehen und sagen: „Kannst du nächste Woche wieder predigen?“ Ich werde allerdings im Urlaub sein. Die Leute wollen eingeladen werden, sie wollen mehr hören, sie möchten mehr davon erfahren. Oder wenn ich sage, wir kommen zum Ende der Predigt, dann rufen sie: „Nein, weiter, Matthias, das wäre schön!“
Was passiert hier? Die Menschen können gar nicht genug davon hören. Sie sagen: „Redet doch noch mehr davon!“ Als die Gemeinde auseinandergeht, folgen viele Juden und gottesfürchtige Judengenossen Paulus und Barnabas. Sie sprechen mit ihnen und ermahnen sie, in der Gnade Gottes zu bleiben.
Auch das wünsche ich mir: Menschen, die nach dem Gottesdienst sagen, sie möchten einfach noch mehr darüber erfahren. Das sind die besten Termine in der ganzen Woche, wenn Leute sagen: „Ich möchte noch mehr wissen.“ Das klingt super.
Viele in der Synagoge reagieren offensichtlich mit Freude auf diese Botschaft. Paulus ermahnt sie: „Bleibt in der Gnade Gottes. Haltet fest an dieser freien Gnade Gottes. Fallt nicht zurück in den Versuch, irgendwie selbst vor Gott bestehen zu können, indem ihr Gebote haltet.“
Das Gebotehalten ist eine gute Sache, aber nicht, um dadurch vor Gott gerecht zu werden – das schaffen wir nicht. Wir halten die Gebote, weil wir Gott lieben und weil Gott uns dazu befähigt.
Doch dann regt sich Widerstand. Am folgenden Sabbat, zu dem Paulus eingeladen war, kam fast die ganze Stadt zusammen. Hier geschieht etwas Erstaunliches: Die Leute gehen aus dem Gottesdienst nach Hause und erzählen allen, dass ein Mann aus Thasos, also gar nicht so weit weg, von Jerusalem gesandt und aus Antiochien hierher gekommen ist. Er hat ihnen den Messias verkündet, ihnen Heil gebracht – wie einen Lottogewinn.
Die ganze Stadt sagt: „Wow, wollen wir auch!“ Und so kommen am folgenden Sabbat fast alle zusammen.
Uns muss klar sein: Das geschieht nicht zufällig, sondern weil die Menschen weitersagen, was sie gehört haben. So wird unsere Gemeinde voll, so können wir weitere Gemeinden gründen. Ich weiß, im Moment ist sie schon voll, aber so kann Gemeinde wachsen, so entstehen neue Gemeinden. Wenn wir weitersagen, was wir gehört haben, wenn das, was uns erfüllt, von uns ausgeht.
Sie hören das Wort Gottes, deshalb kommen sie.
Doch dann heißt es in Vers 45: Als die Juden die Menge sahen, wurden sie neidisch. Sie widersprachen Paulus und lästerten ihn.
Das jüdische Establishment kann es nicht ertragen, dass plötzlich auch Heiden dazukommen. „Wir sind doch das erwählte Volk, was wollen die hier?“ Wenn Paulus so eine Botschaft hat, wollen sie sie nicht hören.
Sie widersprechen ihm und lästern ihn.
Paulus und Barnabas machen deutlich, dass das das Schlimmste ist, was sie tun können. Denn sie lehnen so das wunderbare Angebot des Heils in Christus Jesus ab.
Paulus sagt: „Dann wende ich mich jetzt direkt den Heiden zu. Macht hier in eurer Synagoge ohne Evangelium weiter. Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden. Da ihr es aber von euch stoßt und euch selbst nicht für würdig haltet des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.“
Hier macht Paulus deutlich: Ihr habt eine Verantwortung, diese Botschaft zu glauben. Wenn ihr sie ablehnt und ihr widersteht, seid ihr selbst schuld.
Dann macht er klar, dass sie sich durch ihr Verhalten schuldig machen. Doch gleichzeitig handeln sie dadurch genau im Einklang mit Gottes Plan.
In Vers 47 heißt es: „Denn so hat uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht der Heiden gemacht, damit du das Heil bis an die Enden der Erde bringst.“
Das ist genau richtig. Als Paulus zum Glauben kommt und zum ersten Mal jemand zu ihm gesandt wird, um ihm das Evangelium zu erklären, sagt Ananias damals, dass Paulus von Gott erwählt ist, den Namen Jesu zu den Heiden zu tragen.
Und genau das sollen Paulus und Barnabas tun. Das ist das Werk, zu dem sie berufen sind.
So schuldig die Juden auch dafür sind, dass sie diese Botschaft ablehnen, so sehr sieht Paulus dahinter das Handeln Gottes. Gott gebraucht diese Ablehnung, damit das Evangelium nun weiter zu den Heiden getragen wird.
Die Reaktion der Heiden und das Spannungsverhältnis von Verantwortung und Erwählung
Im weiteren Verlauf sehen wir, wie die Heiden auf das Evangelium reagieren. Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn. Alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, wurden gläubig. Ist das nicht interessant? Ich weiß nicht, ob euch das auffällt.
Die einen glauben nicht, und Paulus sagt ganz deutlich: Ihr seid selber schuld, ihr werdet dafür zur Rechenschaft gezogen. Es ist eure Verantwortung, ihr habt euch dagegen entschieden und werdet für eure Entscheidung zur Rechenschaft gezogen.
Andererseits sagt er hier, dass diejenigen, die glauben, nicht glauben, weil sie die richtige Entscheidung getroffen haben – Halleluja, ihr habt es richtig gemacht – sondern alle wurden gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.
Wie an vielen anderen Stellen der Bibel sehen wir hier ein Spannungsverhältnis: das Spannungsverhältnis zwischen echter menschlicher Verantwortung und göttlicher Erwählung und Vorherbestimmung.
Immer wieder in der Kirchengeschichte wurde versucht, dieses Spannungsverhältnis einseitig aufzulösen. Entweder wird Gott so dargestellt, dass er so vorherbestimmt und erwählt, dass wir roboterhaft sowieso nichts dazu tun können. Wir sind quasi nur noch Puppen, denen der Puppenspieler irgendwie führt – das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist, dass die Souveränität Gottes in der Erlösung abgelehnt wird. Man sagt, es ist alles das Werk des Menschen, der Glaube sei unsere eigene Leistung.
Die Bibel lehrt das nicht. Sie lehrt ein Spannungsverhältnis von echter menschlicher Verantwortung und göttlicher Erwählung und Vorherbestimmung.
Ich möchte uns ermutigen, in Treue zum Wort Gottes und in guter reformatorischer Tradition – so wie Luther, Zwingli und Calvin – dieses Spannungsverhältnis nicht aufzulösen.
Ganz ehrlich, das darf uns sogar ermutigen. Das zu hören, darf uns ermutigen, Zeugen zu sein.
Warum? Weil wir einerseits an die Verantwortung der Menschen appellieren können. Ich kann die Menschen zu einer echten Entscheidung aufrufen. Ich kann ihnen Argumente bringen und muss nicht denken, das bringt ja eh alles nichts.
Nein, wir sehen hier, dass Paulus alles tut, was er kann, um Menschen zu überzeugen und sie zu einer echten Entscheidung aufruft.
Zum anderen dürfen wir aber auch sagen: Ich vertraue darauf, dass Gott durch sein Wort und seinen Geist sein Werk ausführen wird.
Das setzt frei, oder? Und genau das sehen wir immer wieder.
Das ist das, was Paulus schon anhand des Alten Testaments aufgezeigt hat – am Anfang seiner Predigt – dass der Herr selbst sein Wort gebrauchen wird, um durch seinen Geist seinen Plan auszuführen und Menschen zu retten.
Denn der Geist Gottes wirkt durch das verkündigte Wort Gottes, um das Werk Gottes zu tun, nämlich Menschen zu retten und seine Gemeinde zu bauen – so wie Gott das damals getan hat zur Zeit des Alten Testaments.
Und so wie er es damals in Antiochia getan hat, so tut er es auch heute noch.
Er ist der treue Rettergott, der Gott, der zu seinen Verheißungen steht, ein erwählender Gott, der Menschen zugleich zu einer echten Entscheidung ruft.
Wir dürfen uns in diese gute Arbeit einfügen.
Ermutigung zum Zeugnis und Gebet zum Abschluss
Vielleicht ist es gut, noch einmal zu hören, wie Jesus selbst uns beauftragt hat zu gehen. Wenn Jesus sagt: „Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker“, was sagt er davor? Was sind die Worte direkt davor? Habt ihr das gehört?
Jesus sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Hier sagt er: Ich tue das. Und deswegen, weil ich diese Macht und Gewalt habe, geht ihr. Und übrigens: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. So können wir seine Zeugen sein. Das gibt Freiheit, oder?
Ich muss nicht irgendetwas selbst machen. Er macht es. Ich bin nur der Postbote, der den Brief überbringt. Und genau das tut Paulus. Er predigt nicht seine eigene Botschaft, er predigt das Wort, er überbringt die Post von Gott. Deswegen kommt die ganze Stadt zusammen, um das Wort Gottes zu hören, nicht um zu hören, was Paulus irgendwie zu sagen hat.
Sie werden froh und preisen das Wort des Herrn, als sie es hören. Und dann heißt es am Ende: „Und das Wort des Herrn breitet sich aus in der ganzen Gegend.“ Halleluja! Wünschen wir uns das nicht auch für München? Wäre das nicht wunderbar, wenn das Wort des Herrn sich ausbreitet? In deiner ganzen Nachbarschaft, an deinem Arbeitsplatz, in der Uni, in der Schule? Die Menschen kommen zum Glauben.
Glauben wir daran, dass Gott der gleiche Gott ist – damals, heute und in Ewigkeit? Vertrauen wir darauf, dass das Wort Gottes heute genauso mächtig ist wie damals? Vertrauen wir darauf, dass der Geist Gottes heute genauso menschliche Herzen öffnen kann wie damals?
Dann lasst uns dem Geist Gottes Raum geben, indem wir sein Wort verkündigen, damit noch viele gerettet werden. Himmlischer Vater, das ist unser Gebet. Mögest du uns zu Menschen machen, die mutig und treu dein Wort verkündigen – nicht weil wir müssen, sondern weil wir schmecken oder erleben durften, wie gut dein Wort ist, weil wir die heilsame Gnade selbst erfahren durften.
Herr, wenn jemand unter uns diese heilsame Gnade noch nicht erfahren hat, wenn jemand bisher noch nicht die Vergebung seiner Sünden erleben durfte und noch nicht die Verheißung eines ewigen Lebens in deiner Herrlichkeit gehört hat oder darauf noch nicht vertraut, dann bete ich, dass dein Geist dein Wort gebraucht, um das Herz dieses Menschen zu öffnen. Damit dein Wort eindringen kann und Glauben produzieren darf.
Und ich bete, dass du uns diese Zuversicht gibst, dass du uns wirklich gebrauchen willst und dass du uns gebrauchen kannst – in all unserer Unfähigkeit, die wir oft haben, in unserer Angst, in unserer mangelnden Wortgewandtheit. Du kannst das gebrauchen, weil du nicht unsere Worte brauchst, sondern selber wirkst durch dein heiliges Wort.
Gib uns Treue, Menschen dort abzuholen, wo sie sind, dein Evangelium zu verkündigen und sie mutig einzuladen, diese frohe Botschaft im Glauben anzunehmen. Und dann wirke du durch deinen Geist. So beten wir in Jesu Namen. Amen.