Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 395: Die Heilung des Fallsüchtigen, Teil 2
Beginn der Heilungsgeschichte und Jesu Reaktion auf Unglauben
Fangen wir noch einmal mit den Ereignissen rund um den Fallsüchtigen an. In Matthäus 17, Verse 14-17 heißt es:
Als sie zu der Volksmenge kamen, trat ein Mensch zu Jesus, fiel vor ihm auf die Knie und sprach: Herr, erbarme dich meines Sohnes! Denn er ist anfallskrank und leidet sehr. Oft fällt er ins Feuer und oft ins Wasser. Ich brachte ihn zu deinen Jüngern, doch sie konnten ihn nicht heilen.
Jesus antwortete und sprach: Ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her!
In der letzten Episode haben wir uns mit dem Ausdruck „ungläubiges und verkehrtes Geschlecht“ auseinandergesetzt. Der Mangel an Glauben und der Mangel an Mitleid, den Jesus erfährt, lässt ihn für den Moment ärgerlich werden. „Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?“
Doch der Herr Jesus wäre nicht er selbst, wenn er nicht doch helfen würde.
Die Begegnung mit dem besorgten Vater und die Herausforderung des Unglaubens
Und sie brachten ihn zu Jesus. Sobald der Geist ihn sah, riss er ihn heftig. Er fiel zu Boden, wälzte sich und schäumte.
Jesus fragte den Vater: „Wie lange ist das schon so mit ihm?“ Der Vater antwortete: „Von Kindheit an. Oft hat der Geist ihn ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn zu töten.“
Der Vater bat: „Wenn du etwas kannst, dann hab Erbarmen mit uns und hilf uns.“
Man merkt hier, wie sich der Unglaube im Volk zeigt. Der Vater sagt: „Wenn du etwas kannst.“ Dieses „wenn du etwas kannst“ ist ziemlich verräterisch. Dieser Vater ist nicht wie der Hauptmann aus Lukas 7 gekommen, weil er festen Glauben hatte. Er ist gekommen, weil ihm die Alternativen ausgegangen sind.
Warum fragt Jesus den Vater, wie lange das Problem schon besteht? Für den Exorzismus scheint das eigentlich keine Rolle zu spielen, oder doch? Ist dieser Vater Teil der Lösung oder Teil des Problems?
Ich frage das, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass unreine Geister einfach so in Kinder fahren. Es muss eine Vorgeschichte geben. Und anscheinend führt Leid nicht unbedingt sofort zum Glauben. Natürlich wäre das wünschenswert, aber so ist es nicht.
Deshalb steht hier das zweifelnde „wenn du etwas kannst“ im Raum. Und genau das ist nicht das, was Jesus hören möchte.
Die Bedeutung des Glaubens für das Wirken Gottes
Markus 9,23: Jesus aber sprach zu ihm: „Wenn du etwas kannst – dem Glaubenden ist alles möglich.“
Jetzt haben wir das eigentliche Problem vor uns: Unglauben. Natürlich kann Jesus alles. Das Problem im Leben ist nie, was Jesus kann. Gott ist niemals das Problem. Das Problem sind immer wir. Dem Glaubenden ist alles möglich.
Die Frage, die wir uns beantworten müssen, lautet nicht: Ist Gott mächtig genug, mich zu retten? Das ist er. Die Frage lautet vielmehr: Vertraue ich ihm so, dass ich seine Rettung auch verdiene? Steht mein Unglaube vielleicht dem Wirken Gottes im Weg?
Die Volksmenge und die Schriftgelehrten streiten mit den Jüngern, weil diese den Exorzismus nicht geschafft haben. Wenn Jünger Jesu versagen, dann wird das natürlich ihnen angelastet – so denken jedenfalls die anderen. Aber welche Schuld trifft bei der Sache eigentlich die Volksmenge?
Was Jesus hier tut, ist Folgendes: Er dreht den Spieß um. Er zeigt auf, dass es bei Dämonenaustreibungen zwei Seiten gibt. Die Erfahrung und Kompetenz des Exorzisten spielen dabei sehr wohl eine Rolle. Aber es braucht auch den Glauben der Betroffenen.
Die Verbindung von Glauben und Wundern im Leben der Betroffenen
Wir hatten dieses Phänomen bereits an anderer Stelle. So heißt es über Jesus in Nazaret, Markus Kapitel 6, Verse 5 und 6: „Und er konnte dort kein Wunderwerk tun, außer dass er wenigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. Und er wunderte sich über ihren Unglauben.“
Es braucht Glauben im Leben der Betroffenen oder ihrer Eltern, damit Gott Wunder wirken kann. Damit will ich Gott nicht einschränken. Natürlich kann er Wunder wirken, wann und wo er will. In einem missionarischen Kontext wird er das auch dort tun, wo noch kein Glaube ist.
Aber auch wenn Gott wirken kann, wie er will, sehen wir hier, dass er es nicht immer tut. Die Wunder Jesu hängen jedenfalls manchmal auch vom Glauben der Betroffenen ab.
Es ist deshalb nicht verkehrt, sich in den Momenten, in denen man Gott im eigenen Leben nicht erlebt oder nicht mehr erlebt, zu fragen, wie es um den eigenen Glauben steht. Kann Gott mir vielleicht deshalb gerade jetzt nicht helfen, weil ich ihn nicht lasse? Fehlt mir womöglich etwas an Glauben?
Grundsätzlich gilt: Dem Glaubenden ist alles möglich. Hier spricht Jesus zuerst einmal von sich. Doch der betroffene Vater versteht, dass auch sein Glaube gefragt ist.
Der Vater erkennt seine eigene Verantwortung im Glauben
Markus 9,24: Sogleich schrie der Vater des Kindes und sagte: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Es scheint, dass der Vater hier zum ersten Mal seine eigene Verantwortung erkennt. Er begreift, wie sehr sein Glaube gefordert ist, wie wenig Glaube in seinem Leben vorhanden ist und dass er vielmehr ein Teil des Problems als ein Teil der Lösung ist.
Vielleicht ist dieses Erschrecken gut und sollte Eltern immer wieder überkommen, wenn sie darüber nachdenken, wie ihr eigener Glaube sich als Segen oder ihr Unglaube als Fluch auf ihre Kinder auswirkt.
Der Vater ist genau die Art von Israelit, über die Jesus gestöhnt hat – ungläubig und verdreht. Und was soll man von jemandem halten, der sagt: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“? Was denn jetzt? Glaubst du oder glaubst du nicht?
Hier sehen wir den religiösen Menschen, den Typ Kirchenchrist, der schon irgendwie glaubt – mit Betonung auf „irgendwie“. Er glaubt, dass es etwas Höheres im Leben gibt, besucht den Gottesdienst und lebt nach ethischen Regeln.
Er ist religiös: ein bisschen evangelisch, ein bisschen katholisch, ein bisschen freikirchlich. Aber er ist nicht gläubig – jedenfalls nicht auf die Weise, wie Gott es sich wünscht.
Ein solches halbgares Christentum wird besonders dann deutlich, wenn Probleme auftauchen, vor allem wenn Gemeinde oder Gott nicht so funktionieren, wie man es sich vorgestellt hat.
Leid als Offenbarung des Herzens und die Sehnsucht nach einem Retter
Das ist das wirklich Gute am Leid: Es macht unser Herz offenbar.
Was auch immer dieser Vater über seinen Glauben dachte, jetzt weiß er, wo er wirklich steht. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Irgendwie ist da etwas von Glauben, aber gleichzeitig auch noch viel mehr Unglauben. Jesus, ich weiß eigentlich nicht, wo ich stehe. Das ist es, was der Vater zum Ausdruck bringt.
Und es ist eine geniale Einsicht, die ich gerade im Angesicht von bösen Schwierigkeiten allen religiösen Menschen wünsche. Das größte Problem im Leben dieses Vaters ist nicht sein dämonisiertes Kind, sondern sein Unglaube. Er steht dem Segen mehr im Weg als die Unfähigkeit der Jünger.
Was er – wie auch alle religiösen Menschen – brauchen, ist eines: einen Retter. Einen, zu dem wir schreien: „Hilf meinem Unglauben!“
Was könntest du jetzt tun? Bete für religiöse Menschen in deinem Umfeld. Bete, dass Gott ihnen das schenkt, was sie brauchen – und sei es durch Probleme, damit sie ihren Unglauben erkennen.
Das war's für heute. Dir gefällt mein Podcast? Leite eine Episode an Freunde weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
