Verse sieben bis einundzwanzig.
Paulus’ Erkenntnis und Nachjagen nach Christus
Paulus sagt: Was auch immer mir früher Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet – und zwar in der Stunde seiner Bekehrung vor Damaskus. Ja, wirklich, ich achte auch jetzt alles für Verlust, um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen.
Um seines Willen habe ich alles eingebüßt und halte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde. Dabei habe ich nicht meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christus kommt – die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens an Christus.
Ich möchte ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung sowie die Gemeinschaft seiner Leiden erfahren. Dabei werde ich seinem Tod gleichgestaltet, in der Hoffnung, vielleicht zur Auferstehung aus den Toten zu gelangen.
Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei. Aber ich jage ihm nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen bin.
Brüder, ich denke nicht von mir selbst, dass ich es ergriffen habe. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten liegt, und strecke mich aus nach dem, was vorn ist. Ich jage auf das Ziel zu – hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.
So viele nun vollkommen sind, lasst uns darauf bedacht sein. Und wenn ihr in irgendetwas anders denkt, wird euch Gott auch dies offenbaren. Doch wozu wir gelangt sind, daran lasst uns festhalten.
Seid miteinander meine Nachahmer, Brüder, und seht auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.
Warnung vor falschen Lehrern und himmlische Hoffnung
Denn viele wandeln so, von denen ich euch oft gesagt habe und nun auch mit Weinen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott ist der Bauch, und ihre Ehre liegt in ihrer Schande. Sie sinnen auf das Irdische.
Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel. Von dort erwarten wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland. Er wird unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten zur Gleichgestalt mit seinem Leib der Herrlichkeit. Das geschieht nach der wirksamen Kraft, mit der er auch alle Dinge sich unterwerfen kann.
Das neue Leben in geschenkter Gerechtigkeit
Eine geballte Ladung zentnerschwerer Sätze – diese müssen wir jetzt auflösen, damit sie verständlich werden und in die kleinen Münzen unserer Alltagswährung passen.
Das neue Leben mit Jesus, wie wir hier auf der Folie sehen, ist ein Leben aus einer geschenkten Gerechtigkeit heraus. In der Bibel müssen wir immer unterscheiden zwischen Gottes fordernder Gerechtigkeit und seiner schenkenden Gerechtigkeit.
Gottes fordernde Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass er von uns verlangt, so zu sein, wie es seiner Heiligkeit entspricht. Diese fordernde Gerechtigkeit finden wir in seinen Geboten. Dort sagt er uns, wie wir sein und leben sollen. Das ist Gottes fordernde Gerechtigkeit.
Gottes schenkende Gerechtigkeit hingegen ist etwas ganz anderes – zwei völlig verschiedene Paar Stiefel.
Gottes fordernde Gerechtigkeit können wir niemals erfüllen. Niemals! Egal wie viel wir weinen, ringen, fasten, tun oder jammern – wir können sie nicht erfüllen. Das bringt ein Lied zum Ausdruck: „Dem, was dein Gesetz spricht, kann mein Werk genügen nicht. Mag ich ringen, wie ich will, fließen auch der Tränen viel, gilt das doch nicht meine Schuld, Herr, mir hilft nur deine Huld.“
Diese Botschaft zeigt, dass wir Gottes fordernde Gerechtigkeit nicht erfüllen können. Nur einer hat sie erfüllt: Jesus Christus. Er lebte hundertprozentig nach den Grundsätzen Gottes, den moralischen Prinzipien Gottes und der Gerechtigkeit Gottes. Er hat nie gesündigt und nie Gottes Willen übertreten. Er hat sie vollständig erfüllt.
Am Kreuz hat er diese Gerechtigkeit hergeschenkt. Das Kleid, das er trug, hat er hergegeben. Es ist ein Sinnbild dafür, dass er seine reine, weiße und heilige Gerechtigkeit verschenkt hat. Er hing nackt und bloß am Kreuz. Die Soldaten unter dem Kreuz warfen das Los um sein Gewand und teilten es in vier Teile.
Vier ist die Zahl der Himmelsrichtungen – das bedeutet, die Gerechtigkeit Jesu soll über die ganze Erde verschenkt werden. An alle, die erkennen: „Ich brauche diese Gerechtigkeit. Ich habe sie nicht in mir. Ich habe schmutzige, stinkende Lumpen.“
Der Prophet Jesaja sagt einmal: „Unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätiges Kleid.“ So steht es in der Luther-Übersetzung. Im Hebräischen steht dort ein Ausdruck, den man im Deutschen kaum wiedergeben kann. Es ist ein Kleidungsstück, das vom Blutfluss einer Frau, von ihrer Unreinheit, beschmutzt ist. So sieht Gott unsere Gerechtigkeit – unsere Schein- und Selbstgerechtigkeit.
Aber die Gerechtigkeit Jesu, die er am Kreuz erworben hat, gilt vor Gott. Sie taugt vor Gott und kann vor Gott bestehen. Diese Gerechtigkeit können wir uns nur schenken lassen. Darum geht es im Evangelium: um eine geschenkte Gerechtigkeit, die ich als Geschenk annehmen darf.
Die Versöhnung durch Christus und Rechtfertigung
Wir wollen dazu eine Bibelstelle aufschlagen, und zwar im zweiten Korintherbrief, Kapitel 5, Vers 21. Dort wird es in einzigartiger Weise ausgedrückt.
Ich lese aus 2. Korinther 5 ab Vers 18: „Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat.“ Das bedeutet, dass Gott in Christus war. Er war nicht in Buddha, er war nicht in Mohammed – er war in Christus. Und er hat die Welt mit sich selbst versöhnt, indem er ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnete. Außerdem hat er in uns das Wort von der Versöhnung gelegt.
So sind wir nun Gesandte an Christi Statt. Damit meint Paulus die Apostel. Gott ermahnt durch uns gleichsam und wir bitten für Christus: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Gott hat die Welt versöhnt, und nun lautet die Botschaft: Lass dich versöhnen mit Gott.
Ich werde nie vergessen, wie bei Evangelisationen mit Doktor Gerhard Bergmann in einem Zelt mit dreitausend Menschen in meiner Heimat ein großes Transparent hing mit der Aufschrift: „Lasst dich versöhnen mit Gott! Lasst dich versöhnen mit Gott!“
Und jetzt steht hier, wie das geht: Den, der Sünde nicht kannte – Jesus, der vollkommen gerecht lebte und keine Sünde kannte – hat Gott für uns zur Sünde gemacht. Als Jesus am Kreuz hing, war er Sünde in Person. Von oben bis unten war nichts Gutes mehr an ihm. Er war mit unserer Sünde beladen, vom Scheitel bis zur Sohle. Luther sagt, er war der größte Mörder, Ehebrecher und Heiligtumsschänder, der je gelebt hat.
Er wurde zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in ihm werden. Dabei dürfen wir nicht stehen bleiben. Jesus ist am Kreuz gestorben und schenkt uns Vergebung der Sünden. Aber er will uns noch mehr schenken: Er will uns Gerechtigkeit schenken – in ihm, in Christus. Das ist das Stichwort.
Wenn wir Jesus Christus als unseren Erlöser angenommen haben, dann werden wir von diesem Augenblick an vor Gott in ihm, in Christus, erfunden und gesehen. Gott sieht uns durch die Brille von Christus. Er sieht uns nicht mehr mit unseren Fehlern, Schwachheiten, Sünden und Versagen, sondern er sieht uns in seinem geliebten Sohn, in Christus. So werden wir gerecht in Christus.
Seine Gerechtigkeit wird uns geschenkt, und Gott rechnet sie uns zu. Das nennt die Bibel Rechtfertigung oder Gerechtmachung. Es ist das Gerechtwerden vor Gott durch den Glauben an Jesus Christus – eine geschenkte Gerechtigkeit.
Die Einheit mit Christus und ihre Folgen
Und das hat Auswirkungen für uns – ganz großartige Auswirkungen. Weil Christus uns seine Gerechtigkeit schenkt, werden wir ganz eins mit ihm.
Wir haben das bereits zu Beginn des Korintherbriefes zusammen gelesen, zumindest im Vorbereitungskreis. Ich möchte es hier noch einmal kurz anführen: Christus und die Christen sind ganz eins vor Gott. Wir tragen denselben Namen wie Christus. Die Jünger in Antiochien wurden Christen genannt, weil sie mit Christus identifiziert wurden.
Wir haben den gleichen Namen wie er und teilen dasselbe Schicksal. Christus ist gestorben, und wir sind mit ihm gestorben. Er ist auferstanden, und wir sind mit ihm auferstanden. Das bekennen wir bei der Taufe. Christus ist in den Himmel erhöht worden. Der Epheserbrief sagt, dass wir mit ihm in den Himmel erhöht worden sind.
Deshalb kann Paulus in Philipper 3,20 sagen: Unser Bürgerrecht – unser politisches Heimatrecht, unser erster Wohnsitz, würde man heute sagen – ist im Himmel. Wir sind bereits mit ihm in den Himmel versetzt, in gleicher Erhöhung.
Christen haben dasselbe Leben wie Christus. Christus ist unser Leben geworden. Hoffentlich stimmt das auch in der Praxis, hoffentlich können wir das so sagen.
Dann haben wir den gleichen Geist wie Christus. Galater 4 spricht davon, dass der Geist des Sohnes in unsere Herzen gegeben wurde. Der Geist Jesu Christi ist derselbe wie der Heilige Geist und der Geist Gottes – also ein und derselbe Geist.
Christen haben die gleiche Natur wie Christus. Im zweiten Petrusbrief steht, dass wir Teilhaber der göttlichen Natur sind (2. Petrus 1). Wir können die Stellen jetzt nicht alle aufschlagen, aber dort steht wörtlich: Wir sind Teilhaber der göttlichen Natur, weil Christus in uns wohnt, Gott in uns wohnt.
Sechstens: Wir haben dieselbe Stellung wie Christus gegenüber Gott. Jesus sagt: „Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ Wir haben dieselbe Stellung gegenüber Gott wie Christus. Er ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern.
Wir haben auch dieselbe Stellung gegenüber Satan. Jesus sagt den Jüngern: „Ich habe euch Macht gegeben über alle Gewalt des Feindes.“ Natürlich haben wir diese Macht nicht in uns selbst, sondern nur in Christus. Aber uns ist dieselbe Stellung gegenüber dem Feind gegeben.
Und siebtens: Christen haben dieselbe Herrlichkeit wie Christus. Wenn wir jetzt Zeit hätten, diese Verse aufzuschlagen, wäre das allein eine gewaltige Botschaft. Johannes 17,22 im hohenpriesterlichen Gebet sagt Jesus: „Und ich habe deine Herrlichkeit ihnen gegeben.“
Die Herrlichkeit Gottes kam in Jesus Christus auf die Erde zurück. Sie war im Volk Israel, aber sie wich von ihm, weil das Volk ungehorsam war. In Christus kam die Herrlichkeit Gottes zurück auf die Erde. Und dann sagt Jesus, als er sich von den Jüngern verabschiedet: „Ich habe meine Herrlichkeit euch gegeben.“
Die Herrlichkeit Gottes wohnt heute in seiner Gemeinde. Was für ein Adel, was für eine Freude, wie Gott die Gemeinde sieht – den Ort seiner Herrlichkeit.
In Offenbarung 21, die ich heute Morgen in meiner stillen Zeit gelesen habe, wird auch die Braut des Lammes beschrieben. Dort heißt es: „Und die Herrlichkeit Gottes war unter ihnen.“ So wird es sein. Christen und Christus sind eins, sie sind völlig miteinander identifiziert. Es ist Haupt und Glieder, die zusammengehören und einen Organismus bilden.
So sieht uns Gott – das heißt geschenkte Gerechtigkeit in Christus.
Das Leben aus geschenkter Gerechtigkeit und das Wachstum im Glauben
Ganz und gar nicht. Oder doch ein kleines bisschen? Nein, nicht viel. Nicht höher machen. Lasst uns das bitte von ganzem Herzen erfassen und festhalten: Das neue Leben mit Jesus ist ein Leben aus einer geschenkten Gerechtigkeit. Nie mehr müssen wir uns diese Gerechtigkeit verdienen oder leisten.
Christen arbeiten nicht mehr für ihre Erlösung – dafür hat Christus gearbeitet. Wir arbeiten nicht mehr für unsere Erlösung, sondern wir danken für sie, nehmen sie im Glauben an und wandeln darin. Das ist ein Unterschied. Alle anderen in der Welt arbeiten mehr oder weniger bewusst für ihre Erlösung, aber Christen nicht mehr. Sie nehmen sie geschenkt an und danken dafür.
Was für eine Geborgenheit und was für ein Grund, was für ein Fundament für ein Leben! Damit kann man auch in den Operationssaal geschoben werden. Damit kann man auch auf dem Sterbebett liegen – mit dem Wissen, dass eine geschenkte Gerechtigkeit mir gehört.
Ja, wir haben dann gesagt: Das neue Leben mit Jesus ist ein Leben des Wachstums. Es ist nicht damit getan, dass ich mich bekehre und das für mich annehme. Sonst könnte Gott ja alle Christen gleich in den Himmel zu sich nehmen. Dann hätte er sie sicher, und sie kämen nicht mehr unter die Räder.
Aber er lässt sie noch hier, damit wir im Glauben wachsen und gebräuchlich für ihn sind – hier in diesem Leben. Worin sollen wir wachsen? Petrus schreibt es: Wir sollen wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis. Das sind die zwei Bereiche, in denen wir wachsen sollen (2. Petrus 3,18).
Was heißt das? Wir haben das neulich mal im Hausbibelkreis in Heidelberg zusammen erarbeitet. Martin hat uns dabei in der Bibelarbeit geleitet. Ihr habt sicher nichts dagegen, wenn ich das noch einmal kurz hier aufleuchten lasse.
Wir sehen beim Apostel Paulus ein Wachsen in der Gnade in wunderbarer Weise. Wir können das an drei Bibelstellen dokumentieren.
Die erste Stelle ist in 1. Korinther 15,9. Lasst uns das zusammen lesen, wenn ihr vielleicht ein bisschen schneller aufschlagen könnt, denn die Zeit rinnt unaufhaltsam.
In 1. Korinther 15,9 sagt der Apostel: "Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe." Er nennt sich den geringsten der Apostel. Im Jahr 55 nach Christus schreibt er diesen Brief. Der geringste der Apostel – er, der in Wirklichkeit der größte der Apostel war, hält sich für den geringsten.
Jahre später schreibt er den Epheserbrief. In Epheser 3,8 schreibt er: "Mir dem allergeringsten von allen Heiligen ist diese Gnade gegeben worden." Da nennt er sich den geringsten von allen Heiligen – nicht von allen römisch-katholischen Heiligen oder sonstigen griechisch-orthodoxen Heiligen, sondern von allen Christen. Er meint den geringsten von allen Christen.
Merkt ihr? Einige Jahre später ist er gewachsen in der Gnade. Er hat erkannt: Er ist ja noch ein viel größerer Sünder gewesen, als er früher gedacht hat, und die Gnade ist noch größer in seinem Leben. So wächst man in der Gnade, indem man immer mehr sich und seine Verderbtheit erkennt. Dann wird einem die Gnade nämlich immer größer – das gehört zusammen.
Unsere schwäbischen Väter haben gesagt: Ein Christ wächst wie ein Kuhschwanz, nämlich nach unten und nicht nach oben. Und so müssen wir wachsen: Wir müssen erkennen, dass wir von Natur aus ganz verderbt sind. Das wird einem im Leben mit Jesus immer mehr aufgedeckt.
Glaubt ja nicht, dass ihr immer heiliger werdet, dass ihr immer mehr denkt: "Ach, was bin ich für ein prima Kerl." Es geht andersherum. Man erkennt immer mehr die subtilen Verästelungen der Sünde, die hochgeistigen Vergiftungen, die verborgenen Dinge – den Stolz, den Hochmut, die Rechthaberei und all diese Dinge. Die werden einem aufgedeckt.
Noch eine Stelle: 1. Timotheus 1,15. Der Brief ist noch später geschrieben als der Epheserbrief. In 1. Timotheus 1,15 schreibt Paulus: "Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der Erste bin." Das meint: der größte bin.
Hier hat er erkannt: Er ist der größte aller Sünder, der geringste der Apostel, der geringste von allen Christen. Am Ende seines Lebens wusste er, dass er der größte Sünder ist, der auf dem Erdboden herumläuft. Das ist Wachsen in der Gnade. Da wurde ihm die Gnade immer größer.
Denn er schreibt selbst im Römerbrief: Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger und überschwänglicher geworden. Da wird uns wirklich die Gnade größer.
Ihr Lieben, das ist biblisches Christentum, das ist biblisches Wachstum.
Heute wird uns überall eingeredet: "Sagt nichts mehr von Sünde, das macht uns nur nieder, das deprimiert uns nur. Hört auf mit der Sündenpredigt und diesen Sachen und Buße, das baut nicht auf. Predigt vielmehr, was wir für herrliche Möglichkeiten in uns haben. Predigt die Kraft des positiven Denkens." Dann kommt Norman Vincent Peale und diese Leute verbreiten diese Botschaften, und das dringt überall in die Gemeinde Jesu ein.
Und das ist Gift. Das ist nicht die biblische Botschaft.
Hier sehen wir, was biblisches Wachstum ist.
Aber das ist jetzt die eine Seite der Münze: Dass wir immer mehr erkennen, wie verderbt wir sind.
Parallel dazu geschieht, dass wir den Herrn Jesus in seiner Person immer größer erkennen. Und das wollen wir auch an drei Bibelstellen beleuchten, die wir alle in der Apostelgeschichte finden.
Apostelgeschichte 9 ist so etwas Großartiges. Das habe ich von Wolfgang Bühne vor einigen Jahren gehört.
In Apostelgeschichte 9,3 beschreibt Lukas die Bekehrung des Paulus: "Als er aber hinzog, geschah es, dass er Damaskus nahte, und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel."
Es war heller Mittag, Orientsonne. Die meisten von uns kennen das am besten, weil sie aus Damaskus stammen. Am hellen Mittag im Orient scheint die Sonne hell. Und jetzt sagt Lukas: Da kam ein Licht aus dem Himmel.
Dann lesen wir weiter: Das war Christus, dieses Licht.
In Apostelgeschichte 22,6 beschreibt Paulus viele Jahre später – zwanzig Jahre später – seine Bekehrung selbst: "Es geschah mir aber, als ich reiste und Damaskus nahte, dass um Mittag plötzlich aus dem Himmel ein helles Licht mich umstrahlte."
Jetzt hat er erkannt, er hat den Herrn Jesus noch viel mehr kennengelernt. Im Rückblick sieht er: Das war ein helles Licht.
Die letzte Erwähnung finden wir in Apostelgeschichte 26,13. Dort beschreibt er noch einmal vor dem König Agrippa seine Bekehrung: "Und als ich dabei mit Vollmacht und Erlaubnis von den Hohen Priestern nach Damaskus reiste, sah ich mitten am Tag, nun mittags, auf dem Weg, o König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf."
Ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf.
Merk dir: Ich bin fest überzeugt, dass in dieser Bildersprache uns hier mitgeteilt wird, dass Paulus den Herrn Jesus immer größer erkannt hatte. Je mehr Jahre vergangen sind, in denen er das beschreibt, desto großartiger kann er es nur noch ausdrücken. Am Schluss kann er nur noch sagen: Ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf. Das ist der Herr Jesus.
So war er gewachsen in seiner Erkenntnis. Er war nicht stehen geblieben bei der Erkenntnis Jesu bei der Bekehrung.
Da weiß man von Jesus: Er ist gestorben für mich am Kreuz, er ist auferstanden, und er nimmt mir meine Sünden weg. Mehr will man nicht bei der Bekehrung.
Glaubt ja nicht, dass wir uns aus edleren Motiven bekehren als nur, dass wir errettet werden und nicht in die Hölle kommen. Und es ist gut so, dass wir mit diesen Motiven kommen.
Aber dabei soll es nicht bleiben. Wir sollen die Herrlichkeit des Herrn Jesus erkennen.
Das neue Leben mit Jesus ist ein Wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis.
Und das geschieht, wenn wir uns mit ihm beschäftigen, wenn wir ihn beobachten in seinem Wort, wenn wir uns wirklich in der Schrift vertiefen und seine Person studieren – vor allem im Neuen Testament, aber sogar auch noch im Alten.
Das Leben mit einem alles überragenden Ziel
Und nun zum dritten Punkt unseres heutigen Aufbaus: Es ist ein Leben mit einem alles überragenden Ziel.
Vor zwei Wochen wurde bereits über diese Verse gesprochen. Damals ging es thematisch darum, dass Leben Ziele haben bedeutet, und wir bezogen das mehr auf das begonnene Jahr. Jetzt möchte ich die Verse hier im Zusammenhang auslegen. Es geht um ein Leben mit einem klaren, alles überragenden Ziel.
Paulus verwendet im Blick auf das Christenleben häufig das Bild vom Wettlauf. Auch hier spricht er von einem Ziel, vom Nachjagen, von einer Belohnung, von einem Kampfpreis. Dieses Bild vom Wettlauf war in der antiken Welt gebräuchlich. Allerdings war dieser Lauf damals kein Rennen gegen die Zeit, keine Stoppuhr, bei dem es darum ging, wer von zehn Läufern als Erster, Zweiter oder Dritter das Ziel erreicht und auf das Treppchen steigt.
Bei diesem Lauf geht es vielmehr darum, dass alle, die in die Kampfbahn des Glaubens getreten sind, trotz mancherlei Hindernisse das Ziel erreichen. Darum geht es. Jeder, der das Ziel erreicht, wird belohnt. Es kommt nicht darauf an, wer schneller da ist. Nicht nur die ersten drei, sondern jeder, der das Ziel erreicht, wird gekrönt – auch die Letzten, die Hinkenden.
Ich selbst habe einmal an einem solchen Lauf teilgenommen, bei dem es nur darum ging, ans Ziel zu kommen. 1977 und 1978, während meiner Bundeswehrzeit, nahm ich am sogenannten Viertagesmarsch von Nijmegen in Holland teil. Es ist einer der schwersten Märsche der Welt. 18.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt legten 200 Kilometer in vier Tagen zurück, jeden Tag 50 Kilometer, mit Sturmgepäck und Ausrüstung.
Ich könnte stundenlang erzählen, was ich dort erlebt habe und was ich fürs Leben gelernt habe. Ich war damals noch nicht gläubig. Am ersten Tag, nach 30 Kilometern, waren meine Füße so geschwollen, dass ich die Schuhe nicht mehr ausziehen konnte, weil ich sonst nicht mehr hineingekommen wäre. Am Abend, nach 50 Kilometern, war die Fußsohle eine einzige Blase, prall gefüllt mit Wasser. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, wo die Blase war – es war eine einzige große Blase.
Am nächsten Morgen um halb drei weckte der Kompaniefeldwebel den Spieß und sagte: „Aufstehen, es geht wieder los, Start um halb fünf.“ Ich konnte kaum aufstehen, mein Fuß brannte so sehr, dass ich ihn kaum auf den Boden setzen konnte. Ich zog mich an der Zeltstange hoch und brauchte Minuten, um überhaupt stehen zu können. Und ich sollte an diesem Tag wieder 50 Kilometer laufen.
Ich sagte zum Spieß: „Das können Sie nicht machen, ich komme nicht aus dem Zelt raus.“ Er antwortete: „Block, sind Sie wahnsinnig? Wenn noch einer ausfällt, ist die Gruppe kaputt. Ich prügle Sie die Strecke, bis Sie am Ziel sind.“ Ich wusste nicht, wie das gehen sollte, aber es ging. Ich bin an diesem Tag 50 Kilometer gelaufen.
Das Geheimnis ist: Die ersten fünf Kilometer sind die Hölle, das ist klar, aber dann spürt man die Füße plötzlich nicht mehr. Am zweiten Tag hatte ich Muskelkater in den Armen – nur vom Armbewegen. Ich kann euch sagen, macht das mal mit. Auch Herr Michael darf das mal erleben. Ich habe Männer weinen sehen, die in den Gräben lagen und nicht mehr weiter konnten. Männer, die weinten. Solche Erlebnisse könnten ein ganzes Buch füllen.
Als der Zieleinmarsch kam, war das in Holland ein Ereignis wie der Kölner Karneval: 500.000 Menschen in Nijmegen, Fernsehen, Radio und alles. Die, die das Ziel erreichten, marschierten ein. Ich sage euch, da waren alle Strapazen der letzten vier Tage vergessen.
So wird es uns auch einmal gehen, wenn wir über die Ziellinie gehen. Verlasst euch darauf: Wir werden nicht mehr daran denken, was wir einsetzen mussten, was es uns gekostet hat. Selbst die, die im ersten Jahrhundert den Löwen vorgeworfen wurden, selbst Menschen wie Corrie ten Boom mit ihren schweren Prüfungen, werden nicht mehr daran denken. Sie werden überwältigt sein vom Zieleinmarsch.
Darum lasst uns dieses Bild vor Augen haben: Wir laufen auf ein Ziel zu, wir sind in der Kampfbahn. Wir laufen nicht 200 Kilometer, aber wir laufen ein Leben mit Christus. Wir sollten das Ziel vor Augen haben. Christen sind Menschen, die in Bewegung gekommen sind, hinterm Ofen hervorgelockt, aus der Hängematte ausgestiegen. Christus hat sie in Bewegung gesetzt, und sie haben ein herrliches Ziel vor Augen.
Haben wir wirklich in unserem Christenleben, in unserem Alltag das Ziel vor Augen? Oder vergessen wir es oft völlig im Getriebe des Alltags und schauen nur bis um die nächste Kurve, anstatt zu wissen: Das herrliche Ziel wartet auf uns.
Was ist unser Ziel? Der Himmel? Nein, der Herr Jesus. Das ist ein Unterschied. Was ist das Ziel einer Braut, die Hochzeit oder der Hochzeitssaal, der schön geschmückt ist? Nein, der Bräutigam. Das wollen wir nicht verwechseln. Wir warten nicht auf den Himmel, wir warten auf den Herrn Jesus im Himmel, und er wird uns dorthin holen.
Das ist ein Unterschied. Wir warten auf die Entrückung der Gemeinde, wo wir mit ihm vereinigt werden. Wir haben ein Telefonverlöbnis: Wir sind Braut, und wir haben einen Bräutigam, den wir noch nie gesehen haben, aber mit dem wir täglich telefonieren. Wir freuen uns, wenn wir uns endlich sehen und bei ihm sein dürfen.
Ist das wirklich so? Oder müssen wir nicht bekennen, dass uns der Gedanke an die Entrückung allzu oft entrückt ist, dass er allzu oft untergeht? Halten wir diese Lehre am Ende gar für frömmlerisch oder überspannt? Wie die evangelische Kirche, die das grundsätzlich aus ihren Lehrunterlagen gestrichen hat, von einer anderen großen Kirche ganz zu schweigen.
Ich musste bei der Vorbereitung daran denken: Es ist doch eigenartig, für Geld lässt sich heute fast jeder in Bewegung setzen. Wir haben nicht umsonst den Ausspruch von William Macdonald vorne im Saal an das Brett gehängt: „Sie werden für Geld tun, was sie für den Meister nicht tun.“
Lasst uns darauf achten, dass es uns nicht so geht: dass wir uns für Geld mehr in Bewegung setzen lassen, für ein paar lumpige Münzen oder Scheine, als für dieses gewaltige Ziel. Das sollte wirklich die Kraft unseres Lebens sein und immer mehr werden.
Für Karriere und weltliche Anerkennung lässt sich heute fast jeder in Bewegung setzen. Was wird da investiert und eingesetzt, um vorwärtszukommen. Aber wo sind die Christen, die wirklich ihr ganzes Leben auf das eine Ziel ausgerichtet haben? Das ist seltene Ware.
Aber seid getrost, das war sogar schon damals so, zur Zeit des Apostels. Was schreibt Paulus hier in Vers 18 und 19: „Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch weine mit Tränen, dass sie die Feinde des Kreuzes Christi sind, deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch, deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen.“
Damals schon viele, die in dieser Richtung gepolt waren. Was waren das für Leute? Gegner des Evangeliums? Nein, das waren Leute, die sich mit allem Ernst für Christen hielten. Paulus sagt, sie waren doch Feinde des Kreuzes Christi. Wie geht das?
Das ist mir wichtig geworden: Sie bejahten das Kreuz im Leben Jesu, davon hatten sie ja ihren Nutzen, Vergebung der Sünden. Sie bejahten das Kreuz im Leben Jesu, aber sie verneinten das Kreuz in ihrem eigenen Glaubensleben. Feinde des Kreuzes Christi, nicht Gegner des Evangeliums, aber Feinde des Kreuzes Jesu in ihrem eigenen Leben.
Sie waren unter das Kreuz gekommen, um dort ihre Sünden vergeben zu bekommen – das will jeder. Aber sie waren nicht an das Kreuz gekommen, um dort wirklich mit Jesus zu sterben, um ihr eigenes Ich in den Tod zu geben, um wirklich dieses Ich im Tode zu belassen und zu sagen: Herr Jesus, Du bist mein Leben, ich lebe nicht mehr ich, Du lebst jetzt in mir, verwirkliche Dich in mir und verwirkliche Deine Ziele in mir.
Paulus sagt von diesen Leuten: „Deren Gott der Bauch ist.“ Vielleicht denken wir zunächst an Selbstzufriedenheit, das Gesicht eines solchen Menschen spricht Bände. Das ist hier nach meiner Sicht nicht gemeint. Es ist auch nicht gut, wenn unser Bauch in diesem Sinn der Gott ist.
Ich glaube, dass der Apostel hier etwas anderes meint: „Deren Gott ist ihr Bauch.“ Er hat doch in Vers 2 von den Hunden gesprochen, von den bösen Arbeitern, von der „Beschneidung“, die überall eindrangen und die jungen Gläubigen mit dem alttestamentlichen Gesetz bedrängten. Sie sagten: „Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst nach der Weise des Mose, dann seid ihr nicht selig, dann könnt ihr nicht errettet werden.“
Er sagt: Ihr Gott ist ihr Bauch. Das könnte diese Leute meinen, die sagen: „Was da an eurem Bauch geschieht, die Beschneidung, das ist wichtig. Das ist unheimlich wichtig. Wenn ihr das nicht habt, dann könnt ihr nicht in den Himmel kommen.“
Sie haben das so überhöht, dass Paulus sagt: „Ihr Gott ist ihr Bauch.“ Es geht ihnen nur um die Beschneidung. Dann könnten wir auch die nächste Aussage verstehen: „Deren Ehre ist in ihrer Schande.“
Hier sehen wir, warum diesen Leuten die Beschneidung so wichtig war, aus welchem Grund sie das so verbreiten wollten. Die Christen damals waren wirklich arm dran. Sie wurden von allen Seiten bedrängt. Von den Römern wurden sie zum Teil schwer verfolgt.
Paulus schreibt den Brief an die Philipper unter Kaiser Nero in Rom, in einer Zeit, als Nero Christen in Wachs eingießen ließ, um sie dann als Partyfackeln bei seinen ausschweifenden Festen lebendig zu verbrennen. In dieser Zeit schreibt Paulus den Philipperbrief.
Dann wurden die Christen auch von den Juden verfolgt. Der Herr Jesus selbst sagt im Sendschreiben in Offenbarung 3,9 von der Synagoge Satans, von Leuten, die sich Juden nennen und es nicht sind. Das waren Juden, die Christen verfolgt haben. Sie nennt der Herr Jesus „Synagoge Satans“, weil sie Christen verfolgten.
Also wurden die Christen von den Römern verfolgt und von den Juden. Sie saßen zwischen allen Stühlen. Nur die Juden selbst wurden nicht verfolgt. Warum nicht? Sie standen unter dem sogenannten Toleranzedikt des Julius Caesar aus dem Jahr 63 v. Chr.
Die Juden hatten es erreicht, als einzige im gesamten römischen Weltreich von der Kaiseranbetung entbunden zu sein. Sie durften Jahwe als ihren Gott anbeten, alle anderen mussten den römischen Kaiser als Gott anbeten. Das konnte ein Jude nicht, sonst müsste er sich selbst und seinen Glauben verleugnen.
So hatten sie unter Julius Caesar erreicht, dass sie den Kaiser nicht anbeten mussten. Dieses Toleranzedikt galt immer noch, wurde zwar zwischendurch mal angekratzt, aber auch im Jahr 60 nach Christus noch. Es erlaubte den Juden, ihren Gott anzubeten. Die Juden waren eine anerkannte Religionsgemeinschaft in der damaligen Zeit.
Verstehen wir jetzt die Anziehungskraft dieser gesetzlichen Judaisten? Die kamen und sagten: „Lass dich doch beschneiden, dann kommst du gewiss in den Himmel. Und du wirst hier auf der Erde nicht mehr verfolgt, du genießt den Schutz einer anerkannten Religionsgemeinschaft, du stehst unter dem Toleranzedikt des Caesar, du bist gesellschaftlich anerkannt.“
Merk dir, wie verlockend das für die Christen war: Nur beschneiden lassen, nur zum Judentum bekennen, und schon hörte die Verfolgung auf. Vor diesem Hintergrund müssen wir auch den Hebräerbrief verstehen, wie die Hebräer-Christen in der Versuchung waren, der Verfolgung zu entgehen, indem sie das Judentum wieder aufleben ließen.
Das waren Judenchristen. Sie brauchten nur wieder, sich ganz unter das alttestamentliche Gesetz zu stellen, dann hörte die Verfolgung sofort auf unter dem Toleranzedikt des Caesar.
An dieser Stelle möchte ich eine Frage stellen, die mich bei der Vorbereitung bewegt hat: Wenn in unserem Land, Deutschland, plötzlich wieder ein rauerer Wind wehen würde und alle Christen außerhalb der großen Staatskirchen Unannehmlichkeiten oder gar Verfolgung erdulden müssten – wer von uns würde dann noch unserer Gemeindeform treu bleiben, die sagt, wir wollen eine Gemeinde unabhängig von Staat und Kirche, so wie sie das Neue Testament zeigt?
Paulus hat die Gemeinden nicht an das Judentum angegliedert und nicht vom Staat registrieren lassen. Er hat sie völlig unabhängig, nur dem Herrn abhängig, in diese Welt gesetzt. Wer von uns würde dann dem noch treu bleiben? Diese Frage richte ich an jeden von uns, auch an mich selbst.
Der Apostel sagt: „Deren Ehre ist in ihrer Schande.“ Hängt das Verbleiben in einer der großen Kirchen nicht oft mit der Ehre zusammen, das heißt mit unserer gesellschaftlichen Stellung, mit unserem Image, das sonst vielleicht angekratzt würde?
Ihr Lieben, was uns jetzt Ehre scheint, das wird uns an jenem Tag Schande sein, ganz gewiss. Der Herr Jesus, der allezeit nur die Ehre seines Vaters im Himmel suchte, sagt in Johannes 5,44: „Wie könnt ihr glauben, wenn ihr Ehre voneinander nehmt?“ Das sind Gegensätze, die man nicht vereinen kann: nicht Ehre nehmen und gleichzeitig sagen: Ja, ich bleibe unter dem Schutzmantel, unter dem Schutzbereich einer anerkannten Religionsgemeinschaft.
Ich will nicht herausgehen aus dem Lager zu Christus und seine Schmach tragen. Aber lasst uns nicht so denken und nicht so uns verhalten. Wir wollen nicht Feinde des Kreuzes Christi sein, auch nicht in dieser Weise, nicht die Ehre in dieser Welt suchen, sondern lieber die Schmach Christi tragen und nicht irdisch gesinnt sein, sondern himmlisch.
Damit kommen wir jetzt langsam zum Schluss. Wir sehen bei Paulus ein Leben mit einem klaren Ziel. Er hatte ein Ziel, das nicht irdisch war, nicht nur um ein paar Ecken herum, sondern ein alles überragendes, klares Ziel. Davon spricht er in den Versen 11 bis 14.
Er sagt: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe.“ Es gibt immer wieder falsche Ausleger, die sagen, Paulus habe die Bekehrung noch nicht richtig ergriffen. Er sei sich nicht ganz sicher, ob er schon richtig bekehrt sei. Was für ein Unsinn! Wenn Paulus nicht bekehrt war, wer sollte dann bekehrt gewesen sein?
Er sagt: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe, das Ziel. Ich bin noch nicht am Ziel. Ich bin noch unterwegs in der Kampfbahn. Ich sehe das Ziel vor Augen, aber ich bin noch nicht am Ziel.“
Wie oft habe ich das schon gesehen beim Eisschnelllauf oder so, dass jemand noch in der letzten Kurve ausgerutscht ist und vorbei war es. Er war nicht am Ziel. Oder beim Skiabfahrtsrennen, noch das letzte Tor ausgelassen – man ist erst am Ziel, wenn man wirklich am Ziel ist.
Paulus sagt nicht, dass er das Ziel schon ergriffen oder schon vollendet habe. Vollendet heißt: Ich bin wirklich bei Jesus, ich bin wirklich am Ziel, es ist keine Sünde mehr an mir, ich bin völlig erlöst, auch von diesem „Leib der Niedrigkeit“, wie er ihn nennt. Sondern er jage ihm nach, dem Ziel, ob er es auch ergreifen möge, damit er dahin komme, weil er von Christus Jesus ergriffen ist.
Wenn das jeder von uns sagen könnte: Von Christus Jesus ergriffen sein! Das merkt man an einem Menschen, ob er wirklich ergriffen ist.
Dann sagt er: „Brüder, ich denke von mir selbst nicht, das Ziel ergriffen zu haben. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was da hinten liegt – all seinen Pseudogewinn des Judentums, all das Fleisch, auf das er sich stützte –, das vergesse ich alles, was hinten ist, aber auch die Zeit der Verfolgung, wo ich die Gemeinde verfolgt habe. Das alles darf ich vergessen. Das Blut Jesu berechtigt mich dazu, hat alles reingewaschen.“
„Ich vergesse, was hinten ist, strecke mich aber aus nach dem, was vorn ist, jage auf das Ziel zu, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“
Ich habe vorhin gesagt, es geht darum, dass alle das Ziel erreichen, und alle, die das Ziel erreichen, werden belohnt. Alle werden gekrönt dort. Die Bibel sagt, dass es ganz verschiedene Kampfpreise gibt.
Paulus sagt hier, er hat den Kampfpreis vor Augen, wie ein Läufer, der sich freut, wenn er den Siegeskranz aufgesetzt bekommt, diesen Lorbeerkranz, den es damals gab. Das hat er vor Augen.
Ist das nicht ungeistlich? Sollen wir nicht nur den Herrn Jesus vor Augen haben? Natürlich sollen wir den Herrn Jesus vor Augen haben, aber er ist es, der uns am Ziel erwartet und der uns gerne belohnen möchte und uns diese Siegeskrone geben möchte.
Wenn ein Läufer am Ziel ist, wird er belohnt. Die Ziellinie ist das Ende unseres irdischen Lebens, und dann stehen wir vor dem Richterstuhl Christi.
Wir wollen uns jetzt zum Schluss diese fünf verschiedenen Kronen oder Siegeskränze anschauen, die das Neue Testament nennt. Das sind nämlich ganz verschiedene. Ich deute sie nach Arnold Fruchtenbaum.
Da ist einmal die Rede von der unvergänglichen Krone oder der unvergänglichen Krone. Im 1. Korinther 9,24 haben wir das neulich besprochen. Das ist eine der Stellen, wo auch von der Kampfbahn des Glaubens die Rede ist, vielleicht die bekannteste in diesem Zusammenhang.
Paulus schreibt: „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ Er will sagen: Strengt euch so an, dass ihr ihn bekommt. Setzt alles daran.
Aber trotzdem ist es so, dass alle, die das Ziel erreichen, einen Kampfpreis bekommen. „Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem, jene freilich, damit sie einen vergänglichen Siegeskranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“
„Ich laufe nun so nicht wie ins Ungewisse, ich kämpfe so nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde.“
Aus dem Zusammenhang können wir erkennen, wer diese unvergängliche Krone oder diesen Siegeskranz der Unvergänglichkeit bekommt. Es sind die, die sich selbst in Zucht gehalten haben, die Disziplin geübt haben in ihrem geistlichen Leben.
Ich erkenne immer mehr, was das für eine Bedeutung hat, wirklich diszipliniert mit dem Herrn zu leben. Es sind die, die Sieg über die alte, sündige Natur errungen haben, die nicht ihre Schwächen entschuldigt haben und gesagt haben: „Ich bin halt so und so, bleibe ich auch, so müsste er mich nehmen.“ Sondern die ihre Schwächen ablegen wollten, das heißt, sie wollten ihr Leben unter der Herrschaft des Geistes Gottes leben.
Wird der Herr uns einmal eine solche Krone anvertrauen können?
In 1. Thessalonicher 2 ist von der Krone des Ruhms die Rede. Wer wird solch eine Krone, solch einen Siegeskranz bekommen? Es sind Menschen, die andere für Christus gewonnen haben, Eltern, die ihren Kindern den Weg des Glaubens gewiesen haben.
Bekehren können wir unsere Kinder nicht, aber wir können viel dazu beitragen. Und wenn sie gläubig werden, wollen wir nicht sagen „durch uns“, sondern „trotz uns“ und unserer vielen Fehler sind sie gläubig geworden.
Es ist für Zeugen Jesu, für Seelengewinner, die unermüdlich darauf ausgerichtet waren, Menschen das Heil in dem Herrn Jesus zu zeigen. Auch für solche, die andere zu Christus hingebetet haben, wird es sicherlich solche Kronen geben.
Im 2. Timotheus 4 ist von der Krone der Gerechtigkeit die Rede. Paulus sagt: „Hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit.“ Er sagt: „Ich habe den Lauf zu Ende geführt, ich habe Glauben gehalten.“
Da erkennen wir: Das ist eine Krone für die, die trotz widriger Umstände in Lehre und Leben den Glauben bewahrt haben, die treu geblieben sind dem Wort, nicht aufgeweicht haben, diejenigen, die das Erscheinen des Herrn Jesus lieben.
Wer übereinstimmt mit der biblischen Lehre, der wird sich immer auf die Wiederkunft des Herrn Jesus freuen.
In Jakobus 1,12 ist von der Krone des Lebens die Rede: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; ich werde ihm die Krone des Lebens geben.“ Das ist für die, die Anfechtungen erdulden.
Was gibt es für Anfechtungen in einem Christenleben? Gestern Abend haben wir es bei Corrie ten Boom gesehen. Was kann das für Anfechtungen geben in einem Leben? Die, die das erdulden, bekommen die Krone des Lebens.
In Offenbarung 2,10 wird das noch einmal erwähnt: „Für solche, die für ihren Herrn den Märtyrertod erleiden, Krone des Lebens.“
Die letzte Krone ist besonders für die Brüder im Gemeindedienst, nämlich für die Hirten, für solche, die in 1. Petrus 5 die Herde Gottes treu geweidet haben. Ihnen wird der Herr die Krone der Ehren, den Ehrenkranz, geben.
Ich sage noch einmal: Nicht, dass wir jetzt sagen, „Oh, jetzt muss ich mich aber mühen und ringen, dass ich so ein schönes Krönchen bekomme.“
Die Offenbarung des Johannes zeigt uns die Ältesten der Gemeinde, die 24 Ältesten vor dem Thron. Und dann heißt es: „Und sie legten ihre Kronen nieder.“ Sie haben nicht gesagt: „Schau mal, was ich für ein schönes Krönchen da oben habe.“ Sie haben gesagt: „Weg, auch mit den Kronen.“ Sie legen sie wieder nieder vor dem Thron und verherrlichen nur den Vater.
Am Ende gilt ganz die Gnade: „Nichts habe ich zu bringen, alles Herr, bist Du.“
Ich darf mit einem kurzen Gebet schließen:
Ach, lieber Herr, was ist das für eine wunderbare Botschaft, die uns hier vor Augen gemalt wird. Wir sehen das Ziel. Wir sehen den Tag, an dem wir über die Ziellinie gehen, wenn wir bei Dir sein dürfen, vor Dir stehen, unserem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, der uns errettet hat und durch dieses Leben hindurchgetragen hat.
Wir werden Dich allein verherrlichen, alles ist Gnade. Unsere Väter haben gesagt: „Für jenen ewigen Kranz, dieses arme Leben ganz.“ Lass uns doch Menschen in Bewegung sein, Menschen, die dieses Ziel vor Augen haben, dass dieses Ziel wirklich unser Leben hier im Alltag prägt, ganz konkret morgen, wenn wir wieder im Beruf stehen oder zuhause in der Familie oder wo es sein mag.
Lass es doch tiefer in unser Herz gedrückt werden, Dein Bild, das Bild des Bräutigams. Dafür danken wir Dir, Herr Jesus. Amen.
Die verschiedenen Kronen des Glaubens
Wir wollen uns zum Schluss diese fünf verschiedenen Kronen oder Siegeskränze anschauen, die das Neue Testament nennt. Es handelt sich dabei um ganz unterschiedliche Kronen. Ich deute sie nach Arnold Fuchtenbaum.
Zunächst ist da die Rede von der unvergänglichen Krone oder dem unvergänglichen Kranz. Im ersten Korintherbrief, Kapitel 9, Vers 24, finden wir eine der bekanntesten Stellen, in der von der Kampfbahn des Glaubens die Rede ist. Paulus schreibt: „Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ Er fordert dazu auf, sich so anzustrengen, dass man den Preis auch wirklich erhält.
Paulus sagt weiter: „Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem, jene freilich, damit sie einen vergänglichen Siegeskranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“ Er beschreibt seinen eigenen Kampf: „Ich laufe nun so nicht wie ins Ungewisse, ich kämpfe so nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde.“
Aus diesem Zusammenhang können wir erkennen, wer die unvergängliche Krone erhält. Es sind diejenigen, die sich selbst in Zucht gehalten und Disziplin in ihrem geistlichen Leben geübt haben. Ich erkenne immer mehr, wie wichtig es ist, wirklich diszipliniert mit dem Herrn zu leben. Diese Krone erhalten jene, die Sieg über ihre alte, sündige Natur errungen haben. Sie haben ihre Schwächen nicht entschuldigt und gesagt: „Ich bin halt so und so bleibe ich auch, so müsste er mich nehmen.“ Stattdessen wollten sie ihre Schwächen ablegen und ihr Leben unter die Herrschaft des Geistes Gottes stellen.
Wird der Herr uns einmal eine solche Krone anvertrauen können?
Im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 2, ist von der Krone des Ruhms die Rede. Wer bekommt solch eine Krone oder einen Siegeskranz? Es sind Menschen, die andere für Christus gewonnen haben. Eltern, die ihren Kindern den Weg des Glaubens gewiesen haben, gehören dazu. Bekehren können wir unsere Kinder nicht, aber wir können viel dazu beitragen. Wenn sie gläubig werden, wollen wir nicht sagen, dass es durch uns geschehen ist, sondern trotz uns und unserer vielen Fehler.
Diese Krone ist für Zeugen Jesu, für Seelengewinner, die unermüdlich darauf ausgerichtet waren, Menschen das Heil im Herrn Jesus zu zeigen. Auch für diejenigen, die andere zu Christus hingebetet haben, wird es sicherlich solche Kronen geben.
Im zweiten Timotheusbrief, Kapitel 4, ist von der Krone der Gerechtigkeit die Rede. Paulus sagt: „Hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit.“ Er berichtet, dass er den Lauf zu Ende geführt und den Glauben bewahrt hat. Diese Krone erhalten diejenigen, die trotz widriger Umstände in Lehre und Leben den Glauben bewahrt haben. Sie sind treu geblieben dem Wort und haben es nicht verwässert.
Es sind diejenigen, die das Erscheinen des Herrn Jesus lieben. Wer mit der biblischen Lehre übereinstimmt, wird sich immer auf die Wiederkunft des Herrn Jesus freuen.
In Jakobus 1, Vers 12, ist von der Krone des Lebens die Rede: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; ich werde ihm die Krone des Lebens geben.“ Diese Krone ist für diejenigen, die Anfechtungen erdulden.
Was gibt es für Anfechtungen im Christenleben? Gestern Abend haben wir am Beispiel von Corrie ten Boom gesehen, wie vielfältig solche Anfechtungen sein können. Wer sie erduldet, dem wird die Krone des Lebens gegeben.
In Offenbarung 2,10 wird das noch einmal erwähnt: Für diejenigen, die für ihren Herrn den Märtyrertod erleiden, gibt es die Krone des Lebens.
Die letzte Krone ist besonders für die Brüder im Gemeindedienst bestimmt, nämlich für die Hirten. In 1. Petrus 5 wird beschrieben, dass diejenigen, die die Herde Gottes treu geweidet haben, vom Herrn die Krone der Ehre, den Ehrenkranz, erhalten.
Ich möchte noch einmal betonen: Es geht nicht darum, dass wir jetzt sagen: „Oh, jetzt muss ich mich aber mühen und ringen, damit ich so ein schönes Krönchen bekomme.“
Die Offenbarung des Johannes zeigt uns die 24 Ältesten der Gemeinde vor dem Thron Gottes. Und es heißt, sie legten ihre Kronen nieder. Sie haben nicht gesagt: „Schaut mal, was ich für ein schönes Krönchen habe.“ Stattdessen legten sie ihre Kronen vor dem Thron nieder und verherrlichten nur den Vater.
Am Ende steht ganz klar die Gnade: „Nichts habe ich zu bringen, alles bist du, Herr.“
Schlussgebet
Ich darf mit einem kurzen Gebet schließen.
Ach, lieber Herr, was für eine wunderbare Botschaft wird uns hier vor Augen gemalt. Wir sehen das Ziel. Wir sehen den Tag, an dem wir die Ziellinie überschreiten, wenn wir bei dir sein dürfen, vor dir stehen – unserem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, der uns errettet hat und uns durch dieses Leben hindurchgetragen hat.
Wir werden dich allein verherrlichen, denn alles ist Gnade. Unsere Väter haben gesagt: Für jenen ewigen Kranz, für dieses arme Leben ganz, lass uns doch Menschen in Bewegung sein. Menschen, die dieses Ziel vor Augen haben.
Dass dieses Ziel wirklich unser Leben hier im Alltag prägt – ganz konkret morgen, wenn wir wieder im Beruf stehen, zuhause in der Familie oder wo auch immer es sein mag.
Lass dein Bild, das Bild des Bräutigams, tiefer in unser Herz gedrückt werden. Dafür danken wir dir, Herr Jesus. Amen.
