Heute ist uns nach der Ordnung unserer Kirche als Predigttext 1. Korinther 6 gegeben. Dieser Abschnitt wird uns so vorgelegt, dass wir ihn hören und uns dem Wort Gottes stellen.
1. Korinther 6,9-20:
Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Gnadenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes erben.
Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.
Die Speise ist dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen. Der Leib aber ist nicht für die Hurerei, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib.
Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?
Soll ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass, wer sich einer Hure hingibt, mit ihr ein Leib ist? Denn die Schrift sagt: Die zwei werden ein Fleisch sein.
Wer aber dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm.
Flieht die Hurerei!
Wenn das in der urchristlichen Gemeinde nötig war, in Klarheit die Stimme zu erheben, wie wichtig soll das erst in unserer letztbetrübten Zeit für uns werden!
Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes. Nun unterscheidet Paulus sogar und sagt, es gibt eine Verschiedenartigkeit der Abhängigkeit.
Alle Sünden, die man sonst tut, tut man außerhalb des Leibes. Wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt? Und dass ihr nicht euch selbst gehört?
Denn ihr seid teuer erkauft. Darum preist Gott mit eurem Leib.
Herr, öffne uns die Augen, dass wir sehen. Amen.
Die Herausforderung der heutigen Zeit und die Bedeutung des Leibes
Zurzeit wird den Christen das Recht abgesprochen, bei diesem Thema mitzureden. Man kann das in billigen Magazinen und Illustrierten sowie in Aufklärungsbüchern lesen. Dort heißt es: „Ha, die Christen sind schuld an der ganzen Misere unseres Sexuallebens. Sie haben uns das vermiest, uns zwanghaft hineingepresst und uns schlechte Gefühle eingeimpft. Wenn wir Komplexe haben, dann kommen die nur von der christlichen Erziehung.“
Es wird von Augustinus und Paulus gesprochen. Man sagt, sie seien leibfeindlich gewesen, hätten alles verteufelt und verdrängt, was das Recht des Leibes ist und was ausgelebt werden darf. Das pfeifen heute die Spatzen von den Dächern, und das erzählen mir sogar zwölfjährige Jungen.
Deshalb bin ich froh, dass wir uns einmal Zeit nehmen und lesen, was Paulus zum Thema wirklich sagt. Ist er leibfeindlich? Eindeutig nicht. Er sagt: „Es geht um deinen Leib. Was machst du mit deinem Leib? Du musst Rechenschaft darüber geben.“
Ich habe kein einziges Wort gefunden, in dem er die Gaben Gottes, das Mannsein oder Frausein und das Geschlechtliche verteufelt. Aber er spricht davon.
Der Leib als Ort des Glaubenslebens
Mein erster Punkt: Erst am Leib wird mein Glaubensleben konkret – erst am Leib.
Ich muss Ihnen zuerst noch einmal erzählen, was es mit der korinthischen Gemeinde auf sich hatte. Wir kennen ja die Probleme dieser Gemeinde genau. Es war eine urchristliche Gemeinde mit viel Leben in einer Weltstadt, die damals sittlich sehr verwahrlost war. Dort sind die Menschen zum Glauben gekommen und trafen sich zu einem sehr pulsierenden Gemeindeleben.
Wenn man das, was im Korintherbrief steht, mit den anderen Briefen vergleicht, fällt auf, dass nur in Korinth einige Dinge eine große Rolle spielten. Die Christen in Korinth müssen sehr überheblich und stolz gewesen sein. Sie sprachen von den Gaben, die ihnen Gott gegeben hatte, und mit diesen Gaben qualifizierten sie andere ab. Besonders die Heilungsgabe spielte eine große Rolle, ebenso die ekstatische Zungenrede. Sie sagten, wer diese Gaben besaß, sei größer als der andere – das sei die Vollkommenheit.
In diesem Korintherbrief sagt Paulus jedoch: Nein, Freunde, nicht in euren jubelnden Halleluja-Gebrüll zeigt sich euer Glaube, sondern darin, ob ihr euer Alltagsleben heiligen könnt. Ob ihr Gott Ehre gebt und ob das in eurem Leib sichtbar wird.
Man muss diese Spannung einmal verstehen, dann begreift man, warum die Korinther gesagt haben, sie wollten Paulus gar nicht mehr in ihrer Gemeinde empfangen. Es war anstößig. Man kann sich ja in eine so isolierte Ghettowelt seiner Frömmigkeit zurückziehen. Doch unser tägliches Leben ist voller Krisen, Eheprobleme und unreiner Gedanken.
Wenn wir uns ansehen, was Paulus hier alles nennt, spricht er nicht nur von geschlechtlichen Dingen. Er spricht auch vom Götzendienst, vom Aberglauben, der sich so unter der Hand breitmacht, und von Geldgier und materialistischem Denken. Darüber müssen wir jetzt gar nicht mehr viel reden. Wenn man von Räuberei spricht, meint man vielleicht: Das betrifft mich nicht, ich habe ja noch nie jemandem die Geldbörse gestohlen.
Mich hat auf meiner Reise durch fünf ostafrikanische Länder sehr getroffen, wie in Kigali der Zöllner einem den teuren Kugelschreiber abnehmen will. Wir sagen dann: Den kriegen sie nicht. Und wenn sie ein Foto beschlagnahmen, haben sie keinen Grund dazu. Ich merke, ich bin bei korrupten Beamten, aber macht sich das nicht auch in unserer Gesellschaft breit? Dass ich Dinge in meinen Händen haben will, die mir nicht gehören, und die ich auf zwielichtige Weise an mich bringe, nur weil meine Macht es mir ermöglicht? Wir haben auch ein sehr großzügiges Gewissen, wenn es um Erklärungen vor Steuerbehörden geht.
Paulus sagt: Dein Glaube wird erst konkret im Leib. Der Leib ist dort, wo Gott geehrt und geheiligt wird – nicht in Worten des Singens und Jubelns.
Ich möchte das noch ein wenig klarstellen. Es ist merkwürdig, dass solche Parolen bei uns so leicht verfangen, weil viele eine Leibfeindlichkeit haben. Niemand redet so groß vom Leib. Wie Paulus sagt: Ihr seid teuer erkauft. Jesus starb nicht nur, um deine Seele zu retten, sondern damit du heute ein neues Leben beginnen kannst. Damit sich deine Ehe erneuert, dein Geschäftsleben anders wird und Freude in dein Leben einkehrt.
Wie war das, als Menschen um Jesus herum zum Glauben kamen? Da gab es erneuerte Lebensbeziehungen. Am Leib muss es doch sichtbar werden, wo denn sonst?
Interessant ist, dass in unserer angeblich so leibfreundlichen Zeit, in der wir überall nackte Körper auf Illustrierten bestaunen können, wir plötzlich merken: Das ist ja gar nicht der Leib, der geehrt wird. Flittchen, die hochgejubelt werden und sich fühlen, als seien sie das Idol der Welt – ist das der Leib? Was ist mit dem alten Leib, der Runzeln hat? Wird der auch noch geehrt in unserer Gesellschaft?
Was ist mit dem Behinderten, dem ungeborenen Kind? Wird der Leib auch noch geachtet? Und was ist mit dem Kranken, dem Sterbenden und dem Pflegebedürftigen?
Das Wunderbare ist: Erst Jesus und sein Wort öffnen mir die Augen für meinen Leib – nicht für den eines anderen, den ich in einer oberflächlichen Schau bewundere, sondern meinen Leib, den Gott mir schön gegeben hat und schön gestalten will.
Ich habe die runzligen Hände von Großmüttern gesehen, die ihre Kinder gesegnet haben – schöne Hände, schöner als diese Hurenhände. Wir haben die Hände von Sterbenden gesehen, die Finger, bevor sie erkaltet sind, und die Gesichter. Dann merken wir erst: Den Leib zu lieben, so wie Gott ihn uns schenkt, auch wenn er schwach und müde wird, ist wichtig.
Wir merken, dass in unserer Zeit etwas Verkehrtes geschieht, dass etwas verdreht und auf den Kopf gestellt wird. Wir haben Menschen gesehen, die hoch betagt waren und nicht mehr viel tun konnten, aber deren Augen von der neuen Stadt erfüllt waren, die sie schon sahen und auf die sie zuwanderten.
Es ist etwas Großes, wenn unser Leib schön wird. Und wenn wir überhaupt erst Schönes mit den Augen des Herzens sehen können, dann geschieht das: Jeder Mensch ist schön, so wie Gott ihn schön gemacht hat – unverwechselbar und einmalig.
Und das macht nur der Glaube möglich. Da wird es erst konkret, dass ich das annehmen darf.
Ihr seid teuer erkauft. Preist Gott mit eurem Leib, mit eurem Leben, so wie ihr euch kleidet, geht, esst und euren Leib zur Ehre Gottes gebraucht.
Ich hoffe, dass Sie kein verklemmter Mensch sind. Es kann gar nicht sein, wenn Sie Jesus erlebt haben, der in Ihrem Leib wohnen will, und wie Sie dann all das neu empfangen und bejahen dürfen – auch Ihr Frau- oder Mannsein, auch alles, was Sie an Empfindungen haben, ist von Gott gegeben.
Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut – das steht in der Bibel am Anfang. Da wird nichts verteufelt. Gottes Gaben sind zur Ehre Gottes.
Leben wird erst am Leib konkret – unser Glaube wird erst am Leib lebendig.
Die Verunstaltung des Leibes durch Ungerechtigkeit
Mein zweiter Punkt: Was verunstaltet denn meinen Leib? Was verunstaltet meinen Leib?
Wir wollen klare Antworten geben. Warum sagt man dann immer wieder, dass etwas verteufelt wird? Ja, es wird etwas verteufelt. Die Sünde wird verteufelt. Oder Paulus spricht nicht mehr von der Sünde, sondern verwendet ein anderes Wort – und das ist gut so. Er spricht von der Ungerechtigkeit. Die Ungerechtigkeit wird verteufelt, besonders die Ungerechtigkeit, die sich mit den Praktiken unseres Leibes vermischt.
Heute sind wir sehr sensibel geworden. Wie regt sich die Welt auf, wenn arme Leute ausgebeutet werden, wenn Hungernde nichts zu essen haben oder wenn Rassen diskriminiert werden? Junge Leute empören sich und gehen auf die Barrikaden. In jeder Diskussion wird das Argument herangezogen: Warum und wie engagierst du dich für die Gerechtigkeit in der Welt?
Paulus sagt: „Warum bist du denn blind für die Ungerechtigkeit deines eigenen Leibes?“ „Ich mit meinem Leib ungerecht?“ Und dann zeigt er, wie ungerecht die Praktiken meines Leibes sind.
Was ist denn ungerecht an der freien Liebe, die Paulus Hurerei nennt? Was ist daran ungerecht? Wenn die Liebe heruntergewürdigt wird zu einem so billigen Flirt, der mit einer Nachtstunde einfach weggewischt werden kann. Stellen Sie sich vor, was unsere Gesellschaft alles toleriert und wo wir selbst ohne Protest mitmachen. Wir verlangen, dass der kleinste Hilfsarbeiter Arbeitsschutz und Arbeitsrecht hat, aber selbstverständlich darf ein Liebhaber die Geliebte verstoßen wie Tamach. Er sagt: „Du bist mir überdrüssig, du ekelst mich“, nur weil eine andere Süße den Arm um ihn legt.
Das ist Ungerechtigkeit, sagt Paulus. Darum nennt er Ehebruch Ungerechtigkeit. Wenn plötzlich eine Frau weggestoßen wird, nur weil eine andere sie mit schmeichlerischen Worten fängt – wir sind doch alle verführbar. Das geht doch mein Herz an. Was ich hier predige, predige ich mir selbst. Das ist Ungerechtigkeit.
Warum ereiferst du dich über Südafrika, und nimmst andere Menschen nur zur kurzfristigen Lusterfüllung deines Lebens und lässt sie dann liegen? Du kümmerst dich nicht mehr um sie. Ist das nicht ungerecht, wie Menschen durchs Leben gehen müssen, nur weil sie missbraucht werden? Oder denken Sie an die Nachricht, die vor wenigen Tagen durch unser Land ging: 300 Kinder werden von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen missbraucht. Und was wir alles haben an Missbrauch und Ungerechtigkeit!
Heute ist das oft eine Diskussion, auch mit unseren Brautpaaren: Muss denn unbedingt die kirchliche Trauung am Anfang stehen? Kann ich nicht erst in Urlaub fahren, wenn wir uns doch die Liebe geschworen haben?
Wenn Sie Ihren Leib Gott heiligen wollen, dann können Sie das in Klarheit tun. Dann ist das ein unwiderruflicher Akt, weil Liebe nicht kündbar ist – so wenig wie die Mutterliebe kündbar ist. Eine Mutter kann ihre Kinder nicht loswerden, weil sie andere Kinder lieber hat oder plötzlich schwarze Haare rassiger findet als blonde. Eine Mutter liebt das Kind, das ihr gegeben ist.
Liebe ist nicht auflösbar und immer einmalig. Sie duldet keinen Zweiten bei sich. Da sammeln sich in unserem Kopf solche anderen Bilder, wo uns etwas verlockend und groß erscheint. Paulus sagt: Das ist ungerecht, fies, hinterhältig und gemein.
Warum ist das auch noch im Wesen dieser Liebe drin? Wenn sie sich auf falsche Ziele richtet, bekommt sie keine Erfüllung. Ich verstehe nie, warum der Teufel so schlecht bezahlt. Man müsste doch meinen, dass er gerade denen, die auf seinen Wegen gehen, die vollste Erfüllung schenkt. Genau das Gegenteil ist der Fall – Sie empfinden am meisten Ekel.
Wenn Sie sich heute durch die moderne Literatur hindurchlesen, kennen Sie das: Dort wird mit derbsten Worten beschrieben, wie Menschen sagen, ihnen bedeute nichts mehr etwas und ihr Leben sei ihnen nichts mehr wert.
Ganz interessant: In Korinth war jede Form des enthemmten Lebens erlaubt. „Korinthiazes sein“ hieß damals im Altertum: „Wir wollen mal Trecksau spielen, wir wollen leben wie die von Korinth.“ Das hat offenbar Wellen in die Gemeinde geschlagen.
Gerade das Griechentum hat so viel Leibliches getan, hat den schönen Körper idealisiert und hat in derbster Weise Theaterstücke gemacht, die noch weiter gingen als unsere moderne Theaterkultur in ihrer Derbheit und Brutalität.
Doch der Hellenismus sah im Leib nichts anderes als ein Gefängnis – das haben Platon, Sokrates und andere so ausgedrückt. Der Leib engt mich ein. Sie träumten von der Seele und erhoben sich im Idealismus, aber sie schafften es nicht, ihren Leib zu adeln.
Dasselbe liegt über unserer modernen Gesellschaft. Glauben Sie nicht, dass das heute wirklich Leibfreundlichkeit wäre. Im Gegenteil: Wenn Frauen in die Jahre kommen, lässt man sie liegen. Weh denen, die durch Operationen verunstaltet sind – das ist die Leibfreundlichkeit unserer Zeit.
Sie müssen wissen, wo Sie die Wertschätzung Ihres Leibes bekommen: bei Gott, der Sie geschaffen hat und Ihnen diesen Leib gegeben hat. Ihr Christsein verwirklicht sich nun in Ihrem Leib – Gott zur Ehre.
Aber wir wollen das nicht nur auf die geschlechtlichen Dinge verengen. Es steht auch von den Geltlingen und vom Geiz, der unser Wesen so prägen kann. Es steht noch viel mehr von der Sucht, die sich in verschiedenster Form äußern kann – hier in der Alkoholsucht. Und dann vom Missbrauch unserer Zunge, die so gerne über andere das Negative redet, zerreißt und herabwürdigt.
Paulus sagt: Passt doch auf! Dort in eurem Leib zerstört ihr euer Leben.
Wenn wir dann sagen: Mein Leben ist so leer, inhaltslos und unerfüllt – woher kommt das? Sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.
Was zerstört meinen Leib? Es gibt keine einzige Lebenspraxis – ob Sie die modernen Perversitäten nehmen oder aussereheliche Beziehungen –, in der Sie mehr als ein paar kurze Augenblicke Befriedigung finden. Diese vergehen schnell.
Noch viel schlimmer ist, dass Paulus sagt: Wer das tut, verliert seine ewige Rettung. Hier entscheidet sich dein ewiges Schicksal. Du kannst in der Kirche sitzen, mitsingen und sogar in Zungen reden. Aber wenn es dort nicht stimmt und dein Leben nicht geheiligt ist, hast du die Ewigkeit verloren und bist ausgeschlossen aus dem Reich Gottes.
Freude am Leib durch Vergebung und Hingabe
Mein letzter Punkt: Wie finden wir Freude an unserem Leib?
Zunächst möchte ich noch einmal auf die aktuellen Vorwürfe eingehen, die immer wieder geäußert werden. Man sagt oft: „Ihr zwingt die Leute zu einem asketischen Leben.“ Das stimmt nicht. Es gibt keinen Zwang. Wer den Apostel Paulus ein wenig kennt, weiß, dass er sich gegen jede Form des Zwangs gewehrt hat. Er sagt ganz klar, dass mit Zwang nichts erreicht wird.
Paulus fordert nicht: „Reißt euch zusammen! Strengt euch an! Gebt euch Prinzipien!“ Kein Wort davon. Was sagt er stattdessen? „Ihr seid gewaschen, ihr seid gereinigt, ihr seid geheiligt.“ Er ruft dazu auf, das sündige Leben ins Licht Jesu zu bringen. Das ist das Evangelium.
Heute Morgen sitzt hier niemand, der nicht belastet ist von der Unreinheit seines Lebens – sei es durch Götzendienst, Aberglauben, Unreinheit, Geldgier oder Lästerung. Es geht nicht um Zwang oder Druck, sondern darum, alles ins Licht zu bringen. Jesus will dir heute vergeben. Nimm seine Vergebung jetzt an.
Jesus will alles auslöschen: jede böse Tat, jede Ungerechtigkeit, auch jene schlimmen Dinge aus deiner Jugendzeit. Er will dich ganz rein machen. Das Blut Jesu Christi reinigt dich von aller Sünde. Paulus verkündet den Korinthern: „Ihr seid abgewaschen, ihr seid rein geworden.“ (1. Korinther 6,11)
Er fordert sie auf, in der Freude zu bleiben und nicht mehr ans Alte zu denken. Nun geht es darum, sich zu überlegen, wie die neu geheiligten Gaben Gott zur Verfügung gestellt werden können. Wozu hat Gott mir die Jugendkraft gegeben? Oder die beschränkte Kraft im Alter? Wozu habe ich meine Hände, meine Füße, mein Geld?
Ich will sie einsetzen, damit Gott über meinem Leib gepriesen wird.
Wir hatten eine bewegte Reise hinter uns, meine Frau und ich. Als wir von Burundi und Ruanda nach Uganda kamen, fuhren wir durch die fast unpassierbaren Provinzen Westugandas. An einem Tag wurden wir dorthin gebracht und hatten dann kein Quartier mehr.
Es war nachts um halb zwölf, als wir in Fort Portal ankamen, nahe der Gegend, in der bereits Guerillatätigkeiten begannen. Unser ugandischer Pfarrer, ein Bekannter, hielt an einem Waisenhaus der Kindernothilfe. Zuerst wollten wir auf dem Boden schlafen, wir hatten Schlafsäcke dabei. Doch drinnen war noch ein Feuer, und die ganze Stube war voller Qualm.
So schliefen wir im Büro. Die Tür ließ sich nicht schließen, also klemmt ich einen Stoffstreifen hinein, damit man sie zumachen konnte. Die Kinder, Babys zwischen null und drei Jahren, schrien die ganze Nacht.
Am nächsten Morgen, als wir aufwachten, waren wir durstig, von Moskitos gestochen, müde und schmutzig. Doch ich sah, wie diese jungen schwarzen Frauen die Babys pflegten – Kinder, die in Plastiktüten ausgesetzt worden waren, ledige Frauen, die mehr Liebe ausstrahlten als viele, die heute Aufklärungsvorträge halten.
Da wurde mir klar: Liebe ist etwas viel Größeres als bloße Sexualität. Gott hat eine Erfüllung für uns, wie und wo wir diese Liebe leben dürfen.
So wie er die Menschen führt – wie das Brautpaar gestern, das in das gemeinsame Leben hineingeht, und andere, die allein leben – dürfen alle ihre gottgeschenkten Gaben irgendwo einbringen. Zum Beispiel ein kleines Zwillingspärchen, eben geboren, das keine Eltern mehr hat und von ihnen mit liebevoller Hingabe gefüttert wird.
„Gebt eure Leiber hin als Gottesdienst, damit Gott über eurem Leibe gepriesen wird.“
Es ist wichtig, dass Sie in Ihrem Leben nicht bei den Wunden stehen bleiben. Sagen Sie: Ich bringe alles ins Licht Gottes. Ich mache jetzt einen Strich. Jesus hat vergeben. Er hat alles ausgelöscht.
Ich will in meinem Leben diesen Strich ziehen und mit Praktiken brechen, die mich vom Reich Gottes ausschließen. Das Wort Gottes ist eindeutig, es ist völlig geklärt, wie wir das ewige Leben heute schon erben und ein erfülltes Leben vor uns haben.
Wie freue ich mich, dass ich Sie heute an diesem herrlichen Sonntag entlassen darf!
Freuen Sie sich an dem Garten Gottes, an der Schöpfung! Freuen Sie sich an Ihrem Leben und an jedem Tag, den Gott Ihnen schenkt! Freuen Sie sich an den Menschen, die Ihnen begegnen – an den Jungen und an den Alten! Freuen Sie sich an der Schönheit, die Gott geschaffen hat.
Und wissen Sie, wie Sie all das gebrauchen können? Damit Gott verherrlicht wird, ihm zur Ehre!
Amen!