Die Kraft und Schärfe des Wortes Gottes
Aus dem Hebräerbrief im 4. Kapitel stammen unsere Predigthesen, und dort sind es nur zwei Verse, nämlich Vers 12 und 13.
Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig. Es ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es Seele und Geist, Mark und Bein scheidet. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, vor dem ewigen Gott. Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Gerade läuft ja das Jahr mit der Bibel. Es ist erfreulich, wie es hält, was es verspricht. Überall – in Zeitschriften, Zeitungen und sogar in manchen Fernsehprogrammen – wird man jetzt an die Bibel erinnert. Das war so ein kleiner Werbegag. Man stellte sich vor, dass zu Wasser, zu Lande und in der Luft, so hieß es bei den Planern, überall die Bibel wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wird.
Da fährt irgendein Bus durch die Orte und weist auf die Bibel hin. Stewardessen teilen einem das Bibelwort oder ein Bibelmagazin aus. In der Eisenbahn fährt ein Sonderwagen mit, in dem man eine Bibelausstellung bewundern kann.
Wenn das alles ist, dann wäre es umsonst. Denn wahrscheinlich kennen die meisten Menschen, alle Menschen hier bei uns, die Bibel. Das Problem liegt ganz anders: Die Leute wissen mit der Bibel nichts mehr anzufangen. Sie haben die Bibel schon gelangweilt beiseitegelegt.
Und sie wissen, wie heute die klugen Akademiker sagen, die Bibel ist doch nichts für meinen Geist, meine große Intelligenz. Was fange ich damit an? Oder die tüchtigen Karrierefrauen sagen: Ich habe Wichtigeres zu tun. Aber die Bibel, was hat die für mich für eine Bedeutung?
Dabei gibt es bei uns schon 13- und 14-jährige junge Burschen und Mädchen, die die Bibel nach ihrer Konfirmandenzeit wegräumen und sagen: Nee, das ist nichts für mich.
Die Herausforderung der Bibel in der modernen Welt
Die Bibel – brauchen wir sie wirklich? Ist sie nicht längst ein Buch aus vergangener Zeit? Schnell weist jemand darauf hin und sagt: Die Bibel ist ganz anders als unsere heutige Zeit. Wir haben heute ganz andere Meinungen und Lebensregeln, die wir uns selbst zurechtgelegt haben. Unsere Überzeugungen stammen oft nicht mehr aus der Bibel. Schauen Sie sich um: Wer von den Menschen heute lässt sich noch vom Wort Gottes leiten?
Man kann die verstehen, die sagen: Ja, die Bibel muss umgeschrieben oder neu geschrieben werden – nach unserem Verständnis, nach unserem Kopf, nach unserer Meinung und unseren Gedanken. Achten Sie mal darauf: Die großen Leute, die heute immer wieder im Fernsehen als moderne Übersetzer des christlichen Glaubens auftreten, sind genau solche Menschen. Sie haben die wesentlichen Kernpunkte des Glaubens längst umfunktioniert. Aus der Bibel machen sie eine Bedeutung, die der moderne Mensch verstehen kann. Und alle sagen: „Das leuchtet mir ein, was der verkündet.“ Das ist eine reduzierte Botschaft, ein verkürztes Evangelium.
Ist das nicht nötig? Es ist sehr merkwürdig mit der Bibel. Wenn sie zu reden beginnt, wirft sie plötzlich alles, was wir bisher wussten, über den Haufen. Und das stimmt tatsächlich: Unsere Zeitmeinung, unser Verständnis und unsere Gedanken stehen oft ganz im Gegensatz zur Bibel. Aber dann sorgt die Bibel dafür, dass unser Denken umgestülpt und umgedreht wird. Plötzlich merken wir: Unsere Zeit ist ganz dem Wort Gottes entfremdet. Wir müssen wieder vom Wort Gottes her denken und planen.
Die Bibel ist der Mittelpunkt. Wenn Gott in seinem Wort redet, tut er das immer so, dass er uns zuerst die Größe zeigt: Da ist der ewige und heilige Gott, der in seinem Wort zu uns spricht.
Die bleibende Relevanz und Herausforderung der Bibel
Man denkt ja immer wieder, und wer von uns hat das nicht schon einmal gedacht: Die Bibel ist eben der Niederschlag der religiösen und frommen Denkweise von damals, vor 2.000 bis 3.000 Jahren. Was die ersten Christen gedacht und gemeint haben oder wie das Volk des alten Bundes in Israel ihre Psalmen niederschrieb – das ist eben nicht nur ein Dokument der Religionsgeschichte.
Und doch haben Sie es erlebt: Wie plötzlich ein Wort der Bibel zum Wort Gottes wird. Sie spüren, Gott ist mir auf den Fersen, er verfolgt mich, er spricht zu mir, und ich stehe mit meinem Leben vor dem heiligen Gott.
Ich will es mal vergleichen mit einem kleinen Erlebnis, das ich als Bub hatte. Das war gleich nach dem Krieg. Ich hatte meinen Vater besucht, das war dort oben in der Lenzhalde. Die Häuser waren alle noch vom Krieg her ziemlich demoliert. Mein Vater war an seinem Schreibtisch in seine Akten vertieft, und ich suchte mir etwas, wo ich mich ein wenig beschäftigen konnte.
Da fand ich ein interessantes Spielzeug: Aus der Wand hingen zwei Drähtchen heraus, die Wand war rissig. Ich spielte mit diesen Drähtchen, sie waren so schön, man konnte sie biegen. Als ich die zwei Drähtchen aneinanderhielt, gab es plötzlich einen Lichtblitz und einen Knall. Ich fiel auf den Boden – deshalb bin ich kein Elektriker geworden. Ich bekam einen Schock fürs ganze Leben. Da ist ja Strom drin in diesen kleinen Drähtchen!
So geht es ja mit der Bibel. Man nimmt die Bibel in die Hand, man weiß ja, dass sie in Möhringen gedruckt worden ist. Man kann die Maschinen besichtigen – es ist doch ein Menschenwerk, so eine Bibel. Und dann hält man dieses schlichte Buch in der Hand, liest oder hört irgendwo zu, wo dieses Wort ausgelegt wird, etwa in einem Hauskreis. Und plötzlich fährt es einem unter die Haut.
Dann spürt man: Da ist Energie und Kraft dahinter. Nicht bloß ein Stromschlag, sondern der Heilige Gott ist da. Man steht plötzlich zwischen Zeit und Ewigkeit, fühlt sich herausgehoben, sieht alles in einem ganz neuen Licht. Und von dieser Begegnung mit dem heiligen, ewigen Gott sieht man auch sein Leben ganz neu.
Die Unveränderlichkeit und Herausforderung des Wortes Gottes
Und jetzt ist es wichtig, dass wir die Bibel richtig verstehen und erkennen, was Gott uns darin sagen will.
Mein erster Punkt: Man kann dieses Wort nicht umbiegen oder verdrehen. Doch genau das wird in jeder Generation versucht. Christen haben es über 2000 Jahre hinweg immer wieder geschafft, das Wort Gottes umzudeuten und zu verfälschen.
Schon in der frühen Christenheit begannen Menschen, dem Wort Gottes ihre eigenen Gedanken und Meinungen unterzuschieben. Dann kam die große Philosophiebewegung der Gnosis, und plötzlich wurde das Kreuz Jesu verleugnet. Später folgte eine Bewegung, die das Alte Testament ausgliederte.
Es ging weiter damit, dass große Kirchenführer behaupteten, das einfache Volk könne die Bibel nicht verstehen. Deshalb solle sie am besten in der Hand der Theologen bleiben. Die Kirche nahm die Bibel unter ihre Vormundschaft und erklärte, nur sie könne die Bibel richtig auslegen.
Dann geschah etwas Unerwartetes: Ein einfacher Priester in Prag, Johann Hus, legte nur Abschnitte aus dem Lukasevangelium aus. Das ergriff das tschechische Volk, das von einer Revolution erfasst wurde. Sie erkannten plötzlich, dass der heilige Gott in seinem Wort zu ihnen spricht.
Menschen versuchten, das Wort umzudeuten und zu verfälschen, doch das schlichte Bibelwort, so wie es da steht, ist Gottes Wort. Wir kennen die Reformation: Ein kleiner, unbekannter Mönch aus Wittenberg, der nichts anderes hatte als das Wort der Bibel. Er stand mit diesem Wort gegen die Mächtigen, den Kaiser, den Papst und die Herrscher seiner Zeit.
Gott sprach durch dieses Wort. Ganz ähnlich war es bei den Hugenotten und den Waldensern in den Bergtälern der Alpen. Menschen veränderten ihr Leben völlig und lebten für Gott. Sie fühlten sich durch dieses Wort gerufen und gingen den festen Weg im Glauben.
Das Wort Gottes kann man nicht umdeuten, doch man versucht es immer wieder. Man kann es verdrehen, aber es bleibt nicht bestehen.
Auch heute sagen viele in der Christenheit, man könne die Bibel nicht mehr wörtlich verstehen. Doch warten Sie 2000 Jahre – dann ist diese theologische Meinung längst von der Vergänglichkeit der Zeit hinweggefegt. Die Namen jener Theologen kennt bald niemand mehr. Das ist alt und vergangen.
Durch die Jahrtausende hindurch wird das Wort der Bibel bleiben. Gott redet durch es. Es ist Gottes Wort.
Die durchdringende Wirkung des Wortes Gottes
Das Wort Gottes ist scharf, so heißt es hier. Es ist schärfer als jedes Schwert, weil es durchdringt. Das Wort Gottes beweist sich – aber wo? Nicht am kühnen Verstand der Menschen, nicht an der Intelligenz, mit der wir oft meinen, dem Wort Gottes überlegen zu sein. Schon das Wort Gottes selbst überführt uns.
Der Hebräerbrief sagt, dass das Wort Gottes Seele und Geist scheidet – also im tiefsten Inneren meines Herzens wirkt. Paulus hat dafür ein anderes Wort gebraucht: Das Wort Gottes trifft mich immer im Gewissen. Das ist etwas, was wir gerne vergessen: Eine Predigt oder eine Bibelauslegung zielt ins Gewissen und trifft mich dort. Es stöbert mich auf, macht mir Unruhe. Deshalb ist das Bibellesen oft unangenehm.
Ich verstehe, dass das Lesen der Bibel keine Freude macht, wenn wir sie aufschlagen und das Wort der Bibel zur Hand nehmen. Plötzlich fallen uns Dinge ein, die wir längst verdrängt oder vergessen hatten. Tief in uns entsteht eine Unruhe. Wir können noch so sehr versuchen, das Wort der Bibel an uns vorüberziehen zu lassen – es gelingt nicht.
Merkwürdig ist, dass das Wort der Bibel immer wieder gegen die Lehrmeinungen der Theologie gesprochen hat. Wie war das in den großen Entwicklungsbewegungen hier in Württemberg? Dort begann es nicht an den Kanzeln, sondern in Tübingen, in den Weinberghäuschen. Die Gurkenbauern und Weingärtner saßen zusammen und wollten plötzlich die Bibel lesen – Menschen, die nie in eine Kirche gingen. Sie waren getroffen von diesem Bibelwort.
Auch in Westfalen und im Rheinland entstanden die ersten Bibelstunden. Damals holten die Pfarrer noch die Polizei, weil sie dachten, es handele sich um eine Sekte. Doch es saßen einfach Menschen in Privatwohnungen zusammen und wollten nur das Bibelwort selbst lesen, so wie es ihr Gewissen traf.
Ich bin überzeugt: Wenn Menschen das Wort Gottes so lesen, dass es ihr Gewissen trifft, sind sie immer im richtigen Verständnis. Sie wissen: Jetzt redet Gott mit mir. Deshalb sollten Bibelkreise keine Schwatzclubs oder Diskussionsclubs sein, in denen alles Mögliche und Unmögliche geredet wird. Nein, wir wollen uns austauschen darüber, wo uns Gottes Wort trifft und beunruhigt.
Was entdecken wir dann? Den großen Herrschaftsanspruch Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Und dann merken wir: Ich habe gesündigt. Heute sieht es manchmal so aus, als wäre es nicht mehr zeitgemäß, über unsere Verfehlungen und unsere Sünde zu reden. Viel lieber spricht man über die Sünden unserer Zeit, über Umweltprobleme und die Verführungen der Welt.
Das Wort Gottes ist unbestechlich. Es trifft uns immer wieder dort, im tiefsten Innersten, dort, wo meine Not ist. Dort, wo mir letztlich der Unfrieden entsteht, wo ich nicht mehr klarkomme, weil ich vor Gott davongelaufen bin. Darum ist das Wort Gottes ein befreiendes, glücklich machendes Wort, weil es meinen Schaden heilt.
Es stimmt nicht, dass ich zuerst alle Umweltprobleme lösen muss oder alle Weltprobleme. Das Erste, was Not tut, ist, dass ich wieder mit Gott im Frieden lebe. Deshalb muss das Wort mein Gewissen erschüttern. Ich muss meine Schuld vergeben haben und wissen, dass Gott mir das in der Tiefe meines Herzens zuspricht, dort, wo Seele und Geist geschieden werden.
Gott weiß genau, wo bei mir die Verwundungen, die Traurigkeit und die Schwermut liegen. Wo Enttäuschung und Bitterkeit sind. Und ich darf mich durch und durch erneuern lassen durch sein Wort. Das Wort ist scharf wie das Operationskalpell eines Arztes oder Chirurgen. Es deckt auf, wo die Not heute liegt.
Es ist nicht wahr, dass das nur ein Problem der Reformationszeit war. So war es auch zur Zeit Jesu, als viele Theologen sagten, das, was Jesus predigt, sei nicht für sie. Dabei war das Wort: „Komm heim zum Vater.“
Ich darf Ihnen heute ganz schlicht sagen: Heute ruft Sie der ewige Gott heim. Hören Sie die Stimme des ewigen Gottes, der Sie sucht und liebt. Der Ihren ganzen lebendigen Schaden heilen will, der tief in Ihnen steckt – in den Tiefen Ihrer Seele, Ihres Gemüts, Ihres Geistes. Er will Ihnen Frieden schenken und Ihnen durch das Blut Jesu Vergebung und Vergessen zusprechen.
Die Lebendigkeit und Wirksamkeit des Wortes Gottes
Ein zweiter Gedanke ist, dass das Wort Gottes niemals leer ist. Wir hatten bereits ausgeführt, dass es scharf ist und durchdringt. Deshalb meine ich, dass man es nicht verbiegen oder verdrehen kann. Das Wort Gottes wird sich immer wieder durchsetzen und immer wieder reden, auch wenn wir noch so sehr versuchen, die Spitze umzubiegen. Man kann es nicht verbiegen, so sehr man es auch zu verfälschen versucht.
Aber das Wort Gottes ist auch niemals leer, niemals leer. Das fällt mir jetzt besonders schwer zu sagen, und vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Man sitzt in einer Predigt im Gottesdienst, die Gedanken schweifen irgendwo durch den Kopf, man ist nicht richtig da. Dann denkt man: Was hat er heute wieder gesagt? Sicher hat er versucht, ein paar Punkte einzuhämmern, aber es ging einem nicht unter die Haut, es war leer. Das mag so erscheinen, aber es ist wirklich nicht so. Auch wenn es manchmal so scheint, liegt das an uns, wenn uns das Wort Gottes nichts zu sagen hat.
Wir schlagen es morgens in unserer stillen Zeit auf – hoffentlich haben Sie 15 Minuten, bevor Sie sich ins Gewühl Ihrer Tagesarbeit stürzen. Wenn Ihnen das Wort Gottes nichts sagt, dann gehen Sie auf die Knie und rufen zu Gott: Herr, nimm jetzt alles weg, was wie ein Panzer ist und mich abhält, Dich zu hören. Denn das Wort Gottes ist niemals leer, niemals bedeutungslos.
Es ist nicht wie das Geschwätz in der Zeitung oder die Tagesschau, die uns zwar interessant erscheint, aber letztlich fade ist. Vier Jahre später möchte man sie nicht mehr anschauen, weil die Ereignisse überholt und vergangen sind. Das Bibelwort hingegen ist niemals unwirksam, sondern sehr gefüllt und kraftvoll. Es heißt, es ist kräftig und wirksam. Der Hebräerbrief sagt, es ist lebendig.
Was meint er mit einem lebendigen Wort? Eigentlich steht dort, dass es ein Leben schaffendes Wort ist. Es hat eine Dynamik, setzt etwas in Bewegung und bewirkt, dass es so wird. Wenn Sie das Wort Gottes hören, wird in Ihrem Leben etwas verändert – nicht, weil Sie es mit Ihren Gedanken machen, sondern weil das Wort Gottes wirkt.
Jesus hat das Wort mit einem Samenkorn verglichen: klein und unscheinbar, aber es wächst plötzlich. Er sprach vom Senfkorn, das zu einem großen Busch wird. Wenn man das Wort richtig auf dem Boden seines Herzens aufgehen lässt, dann ist das Wort Gottes ungeheuer wirksam. Auch wenn wir das gar nicht ahnen, pflanzen Sie das Wort Gottes tief in Ihr Leben ein, und es wird wirksam werden. Es wird etwas bewirken.
Das meint auch Psalm 36: „Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens.“ Leben ist nicht nur das, was wir von unserer Geburt bis zum Grab leben – diese kurze Zeitspanne. Leben muss man erst aufnehmen. Gott gibt es heute in unser irdisches Leben hinein. Und wo das beginnt, hört es mit dem Sterben nicht auf. Es ist eine ganz neue Tiefe.
Sie müssen dieses Neue, das die Bibel ewiges Leben nennt, aufnehmen und in sich wachsen lassen. So beginnt Gott, in unserem kreatürlichen Leben dieses neue Leben zu schenken und zu schaffen. Es ist wie eine Quelle. Je mehr Sie in diesem Wort Gottes lesen, desto mehr wächst in Ihnen dieses neue Leben aus Gott heraus. Sie werden immer wirksamer und immer stärker.
Die Verbindung von Wort und Geist Gottes
Heute beschäftigt Christen immer wieder die Frage, wie man die Segensgaben Gottes vermitteln kann. Wie kann man einem anderen Menschen zusprechen, dass die Kraft Gottes in ihm wohnt? Dabei wird immer wieder neu entdeckt, dass die Handauflegung eine wichtige Rolle spielt.
Allerdings sollten wir nicht einfach jedem im Gottesdienst nach rechts und links die Hand auflegen und sagen: „Im Namen Gottes segne ich dich, damit die Kraft Gottes in dir wohnt.“ Es gibt auch andere Methoden, wie wir die Kraft Gottes vermitteln können.
Wichtig ist, dass wir darauf achten, was in der Bibel steht. Die Art und Weise, wie Gott seine ganze Kraft, seine Fülle und seinen Geist übermittelt, geschieht durch sein Wort. Der Geist Gottes und die Gabe des Geistes sind in der Bibel immer miteinander verbunden.
Jetzt möchte ich mit Ihnen in der Bibelarbeit auf das Wort Gottes eingehen. Das Wort Gottes ist energiegeladen. Wo das Wort Gottes hinkommt, ist der Geist Gottes bei den Menschen. Ohne das Wort Gottes ist es nie der Heilige Geist, sondern immer nur der Geist Gottes, der mit dem Wort gekoppelt ist.
In der Kirchengeschichte kann man genau beobachten, dass Bewegungen, die dies nicht mehr sorgfältig beachtet haben und nicht dabei geblieben sind, dass der Geist Gottes, der Heilige Geist, nur dort ist, wo das Wort Gottes richtig gepredigt wird, im Nu den Modeströmungen der Zeit anheimgefallen sind und in schreckliche Verirrungen geraten sind.
Gott gibt uns seinen Geist, seine Kraft dort, wo wir das Wort hören. Je mehr das Wort Gottes in uns Raum gewinnt, desto mehr kann das neue Leben Platz greifen. Da wachsen Liebe, Güte, Freude, Sanftmut und Keuschheit.
Ich muss unter das Wort gehen mit meinen Problemen. Ich muss dem Wort Gottes mehr Raum geben, damit der Geist Gottes mich völlig verändern und umgestalten kann. Das ist wahr.
Im ersten Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 23, steht: „Ihr seid wiedergeboren, neugeboren, nicht aus einem vergänglichen Samen, sondern aus dem Wort Gottes.“ Dieses Wort bringt neues Leben in uns.
Darum halten wir daran fest, dass die Bibel inspiriertes Gotteswort ist. Der Hauch Gottes, der Lebensatem Gottes, kommt durch dieses Wort. Denn darin gibt uns Gott seinen Geist.
Je mehr wir wachsen, desto mehr können wir Täter seines Wortes sein. Sein Wort ist nie ein unwirksames, leeres oder unnützes Geschwätz. Wenn es keine Wirkung zeigt, liegt das höchstens am nicht vorbereiteten Boden, der nicht fruchtbar ist – an unserem Herzen, das dem Samenkorn kein Keimen ermöglicht.
Nein, dieses Wort ist wirksam, kräftig, lebendig und schafft etwas.
Die unüberwindbare Kraft des Wortes Gottes
Noch das Letzte: Es ist nicht wirkungslos. Ich wollte heute nur über diese drei Worte sprechen. Sie sind scharf. Das Wort Gottes führt uns auch vor den Heiligen Richter.
Das Wort Gottes ist lebendig, schafft Leben und ist kräftig. Woran erkennt man die Kraft des Wortes Gottes? Woran sieht man die Kraft Gottes? Das spielt heute in manchen Gruppen eine große Rolle, zum Beispiel bei Power-Evangelisation oder Kraftevangelisation.
Wie zeigt sich die Power, die Kraft, die im Wort Gottes steckt? Merkwürdigerweise nicht im Pathos der Redner und nicht in der Dramatik, die wir unterlegen. Es liegt auch nicht an der Aufmachung des Wortes Gottes.
Sie haben das sicher schon erlebt: Oft ist man in einem Krankenzimmer, hat keinen Mut mehr, ist verzweifelt und traurig. Dann kommt eine liebe Krankenschwester herein und sagt nur ein Wort aus dem 23. Psalm. Plötzlich sind Sie gekräftigt.
Jemand schickt Ihnen eine Spruch-Postkarte. Sie schlagen in Ihrer Bibel auf, lesen im Losungsbüchlein und merken auf einmal, dass das eine unheimliche Kraft hat. Das, was kein Seelenarzt kann, nämlich die schweren, dunklen Schwermutsgedanken zu verdrängen – das kann das Wort Gottes. Es ist so kräftig.
Jesus hat das Wort Gottes auch benutzt, als der Teufel mit ganz trickreichen Versuchungen zu ihm kam, und Jesus ganz schwach war durch das Fasten. Da hätte kein Mensch Widerstand leisten können – auch Jesus nicht, wenn er nicht das Wort gehabt hätte.
Das Wort ist kräftig gegen alle Versuchungen des Teufels, gegen alle Verführungen. Bleiben Sie am Wort! Das ist keine Flucht vor irgendwelchen Fundamentalisten, sondern die einzige Möglichkeit, das Wort Gottes zu begreifen. Anders kann ich kein Christ sein, als dass ich die Kraft des Wortes Gottes ausschöpfe – die Kraft, die sich wehrt, auch gegen alle dunklen Mächte der Hölle.
In den Sterbestunden, wenn wir Sterbende begleiten, ist es wichtig, ihnen Gottes Worte zu sagen. Denn das ist stärker als die Schrecken des Todes, der doch mein Leben zerbricht. Das Wort Gottes ist kräftig – kräftiger als mein Ich. Es kann mich überwinden: meinen Kleinglauben, meinen Zweifel und auch mein hartes Herz.
Das Wort Gottes ist kräftig. Gerade im Hebräerbrief fängt es im 1. Kapitel so an: Die ganze Welt ist nur durch Gottes Wort geschaffen worden. Gott trägt alle Dinge, die uns heute so fest und unvergänglich scheinen, nur deshalb, weil sie durch sein Wort gehalten werden.
Gott trägt alle Dinge durch sein ewiges Wort. Ich darf erleben, wie dieses Wort in meinem Leben löst, was ich aus eigener Kraft nie schaffen kann. Es macht mein Leben aus und schenkt mir Freude und Gewissheit.
Die Liebe Gottes im Wort und ihre befreiende Wirkung
Dieses Wort Gottes hat auch einen Inhalt, über den ich noch gar nicht gesprochen habe. Es ist nicht bloß ein Wort zu diesem oder jenem Thema. Das Wort Gottes bezeugt immer wieder seine Liebe und weist immer wieder auf Jesus hin, der sein Leben für mich opfert.
Dieses Wort öffnet mir den Blick, sodass ich ganz fröhlich wissen kann: Ich bin geborgen bei ihm, mein Sohn, uns sind die Sünden vergeben. Lesen Sie dazu im Neuen Testament. Dort sind Menschen zu Jesus gekommen, zum Beispiel eine Frau, deren Leben verwüstet war. Ihre Gefühle waren zertrampelt, sie war entehrt und hatte Missbrauch erlebt. Sie hatte kein Empfinden mehr als Frau.
Was hat Jesus mit dieser Frau gemacht? Er hat ihr nur gesagt: „Gehe hin in Frieden.“ Gehe hin in Frieden – und ihr Leben war total verändert. Das kann das Wort Gottes bewirken.
Ich will dieses Wort immer mehr studieren, lernen und an diesem Wort bleiben. Dieses Wort hat uns Gott gegeben. Wie gut das war! Wir haben einen Grund für unseren Glauben. An diesem Wort entlang können wir glauben, vertrauen, gewiss werden und fröhlich unseren Weg gehen.
Amen.