Einführung in Lektionen aus dem Gebetsleben Jesu
Wir kommen viertens zu einigen Lektionen aus dem Gebetsleben Jesu. Dazu brauchen wir nicht viel Zeit; ich ziehe einfach einen Schlussstrich.
Wir haben hier also Punkt A, klein a: feste Gewohnheiten. Beim Herrn Jesus findet man das deutlich. Er ging nach seiner Gewohnheit in die Synagoge, er ging nach seiner Gewohnheit an den Ölberg, er ging nach seiner Gewohnheit an die öde Stätte, wo er seine Zeit verbrachte. Es waren feste, regelmäßige Zeiten.
In Lukas 4,16 heißt es: „Er ging nach seiner Gewohnheit in die Synagoge.“ Auch in Lukas 22,39 steht, dass er hinausging nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Ebenso in Lukas 21,37 wird beschrieben, dass er tagsüber im Tempel war und nachts hinausging und auf dem Ölberg übernachtete.
Diese Regelmäßigkeit zog sich durch die ganze Woche; das war seine Gewohnheit in diesen Tagen. Dabei wird zwar nichts explizit vom Gebet erwähnt, aber ich möchte nur zeigen, dass er Erlebtes mit Regelmäßigkeiten verband. Das Gebet fand dort statt, wo er sich zurückzog. Er ging hinaus nach seiner Gewohnheit und zog hin zum Ölberg (Lukas 22,39; Lukas 21,37).
Die Lektion für uns lautet: Es ist wichtig, regelmäßige Zeiten einzurichten – Gebetszeiten. Eine Frau wurde einmal gefragt, wann sie betet. Sie antwortete, sie bete dreimal am Tag und den ganzen Tag. Sehr gut! Dreimal am Tag sind die regelmäßigen Gebetszeiten, und den ganzen Tag bedeutet die ständige Verbindung. Für sie war es leichter, weil sie dreimal am Tag diese festen Gebetszeiten hatte.
Orte und Zeiten für das Gebet
Klein b: Gewisse ungestörte Orte und feste Tageszeiten.
In Lukas 11,1 heißt es: „Als er an einem gewissen Ort betete.“ Es gibt bestimmte Orte, an denen man ungestört beten kann. Es ist sinnvoll, solche Orte bewusst aufzusuchen oder sich einzurichten. Ebenso wichtig sind feste Tageszeiten für das Gebet.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Markus 1,35: „Früh morgens, als es noch dunkel war.“ Auch hier zeigt sich, wie wichtig es ist, eine regelmäßige Zeit für das Gebet einzuplanen.
Diese Regelmäßigkeit ist für uns sehr bedeutend. Wir können daraus lernen, wie wir unser eigenes Gebetsleben gestalten. Falls Fragen dazu bestehen, können diese gerne gestellt werden. Die genannten Bibelstellen sind nur einige Beispiele, weitere habe ich bereits erwähnt.
Die beständige Verbindung mit Gott
Klein c bezeichnet die beständige Verbindung. Jesus hielt sich ständig in der Nähe des Vaters auf. Das habe ich bereits anhand der Bibelstellen gezeigt, die wir gelesen haben. Paulus spricht ebenfalls davon: Betet unablässig.
Das bedeutet, dreimal am Tag und den ganzen Tag hindurch zu beten. Es ist eine Art Verbindung, die dauerhaft bestehen bleibt. Der Telefonhörer wird dabei gar nicht aufgelegt. Man bleibt also online und betet ununterbrochen, ohne große Unterbrechungen.
Natürlich hat man seine Arbeit und muss alles erledigen. Dennoch bleibt die Verbindung bestehen.
Längere Zeiten der Abgeschiedenheit
Man soll sich immer wieder längere Zeiten nehmen, in denen man vom Alltagstrubel abseits ist. Wir kommen sonst nicht zur Ruhe. Manchmal hat Herr Jesus eine ganze Nacht im Gebet verbracht, wenn er es nötig hatte. Umso mehr brauchen wir diese Neuausrichtung. Es ist wichtig, sich einmal einen Tag abzutrennen – einen Tag zum Beten, für die Stille und auch für das Wort Gottes. So kann man sich ausgiebig neu ausrichten, hinterfragen und dem Herrn das Herz ausschütten.
Ich habe ein schönes Gedicht, das ich hier vorlesen möchte. Es besteht aus vier oder fünf Strophen und stammt von Zinzendorf. Die Herrnhuter Brüder zogen sich oft auf einen Berg zurück, den sogenannten Hutberg. Dort suchten sie die Stille. Wolfgang Bühne zitiert dieses Gebet auch in seinem Buch, allerdings nur zwei Strophen. Die anderen habe ich irgendwo auf dem Computer gespeichert, aber nicht griffbereit.
Hier sind die zwei Strophen:
Gottes Führung fordert Stille.
Wo der Fuß noch selber rauscht,
wird des ewigen Vaters Wille
mit der eigenen Wahl vertauscht.
Wer da leben will, der sterbe,
wer nicht stirbt, der lebt nicht,
ehe denn das Fleisch verderbe,
scheinet uns kein wahres Licht.
Diese erste Strophe ist besonders schön: "Gottes Führung fordert Stille. Wo der Fuß noch selber rauscht, wird des ewigen Vaters Wille mit der eigenen Wahl vertauscht." Das trifft oft zu, oder? Wenn der Fuß noch selber rauscht, verwechselt man den Willen Gottes mit dem eigenen Willen.
"Wer da leben will, der sterbe, wer nicht stirbt, der lebt nicht, ehe denn das Fleisch verderbe, scheinet uns kein wahres Licht." Ist das ein Lied? Gibt es dieses Lied? Ich weiß es nicht genau. Wo waren wir da? Noch einmal: Gottes Führung fordert Stille. Wo der Fuß noch selber rauscht, wird des ewigen Vaters Wille mit der eigenen Wahl vertauscht.
Gebet trotz viel Arbeit
Und hier habe ich dann noch sehr viel Arbeit. Das ist kein Grund, nicht zu beten oder die Gebetszeit zu verkürzen. Im Gegenteil: Es ist kontraproduktiv, zu denken, man müsse wegen der Fülle der Arbeit das Gebet kürzen. Je mehr Aufgaben und Arbeit wir haben, desto mehr Stille und Gebet sind nötig.
Luther hat das ganz richtig gesagt: „Ich habe heute so viel zu tun, dass ich mindestens drei Stunden beten muss.“ Er hat Recht, denn die Arbeit geht dann besser von der Hand. Der Segen des Herrn ist spürbar. Oft spürt man, dass sich vieles in unserem Leben staut, und man fragt sich, warum das so ist. Dann merkt man, dass man gar nicht viel Zeit fürs Gebet genommen hat.
Christa von Fiebern – ich denke, das ist ein Mann, wenn ich das richtig verstanden habe, ein Holländer – hat einen sehr schönen Satz gesagt. Ich muss nur noch die genaue Formulierung finden. Er sagte sinngemäß: „Oh, dass ich ein Mensch des Gebetes sei! Ich mag versäumen, was es sei, scheinbar das Wichtigste. Aber, oh Herr, schenke mir, dass ich mein stilles Weilen vor dir nicht versäume.“
Ich habe erkannt und gelernt, dass ich keine Zeit spare, wenn ich die Zeit des nahen Umgangs mit Gott kürze. Im Gegenteil: Ich brauche dann für meine Aufgaben viel mehr Zeit und kann sie nicht so gesegnet erfüllen, wie es sein sollte. Was Gottes Aufträge für mich auch sein mögen – vor ihm zu sein, ist das Wichtigste.
Robert Murray McCheyne hat gesagt – ich habe das Zitat noch, aber leider nicht mehr die genaue Quelle: Richte deine Arbeit, wenn möglich, so ein, dass du mühelos zwei oder drei Stunden täglich nicht nur der stillen Zeit im Allgemeinen, sondern speziell dem persönlichen Gebet und der Gemeinschaft mit Gott widmen kannst. Sei konsequent, wenn es um Gottes Sache geht. Bring alle möglichen Opfer, um deine Gebetszeiten aufrechtzuerhalten.
Denk daran, dass deine Zeit kurz ist. Die Arbeit und die Umgebung dürfen dich nicht deines Gottes berauben. Die Arbeit darf uns nicht Gott und die Zeit mit Gott stehlen. Wenn man zweieinhalb Stunden pro Tag für Gott nimmt, dann hat man etwas mehr als den Zehnten eines Tages an Zeit Gott gegeben.
Sieh zu, dass du mehr betest als predigst. Verbringe mehr Zeit mit Gott im Verborgenen als mit Menschen in der Öffentlichkeit. Wenn du eine Stunde predigst, dann bitte vorher mindestens eine Stunde. Wenn wir zwanzig Stunden über Gebet sprechen: Es waren ja Männer, die im Vollzeitdienst standen. Wie sollen wir das machen, die noch Familie und Arbeit haben?
Das ist wahrscheinlich das größte Problem überhaupt: die knappe Zeit. Wir haben Familie, Gemeindearbeit, Fahrzeiten und berufliche Arbeit. Und irgendwann sollte man auch schlafen und essen. Wo bleiben da zwei Stunden Gebet und die anderen Vorbereitungszeiten, die wir brauchen? Das ist ein großes Problem unserer Zeit.
Ich habe nur eine Antwort: Bitte den Herrn, dass er dir irgendwie Zeit freischaufelt. Vielleicht schenkt er dir eine 80-Prozent-Stelle oder etwas Ähnliches. In der Schweiz gibt es das, ich weiß nicht, ob es das in Deutschland auch gibt. Dort kann man 70, 80 oder 90 Prozent arbeiten. Der ernsthafte Christ, der darum betet: „Herr, ich brauche Zeit, bitte schenke mir die Zeit“, oder die Hausfrau, die Mutter von fünf Kindern, und so weiter.
Gilt das nur für Vollzeitdiener oder für jeden Christen? Ich denke, die Frage wird falsch gestellt. Es geht nicht darum, einfach viele Stunden abzusitzen. Ich verstehe den Gedanken dahinter: Der Herr möchte ein Bedürfnis in uns wecken, dass wir merken, wir werden brauchbarer, mehr verändert in sein Bild, fruchtbarer. Das ist in allen Dingen positiv für Gottes Werk, für Gottes Ehre vor allem und auch für unsere Freude, wenn wir näher bei Gott sind.
Der Heilige Geist weckt das Verlangen in uns. Dann müssen wir dafür beten, dass wir die Zeit irgendwo herbekommen. Dem einen schenkt der Herr sie schnell und leicht, der andere muss sie sich Minute für Minute erkaufen oder erhandeln. Dennoch wird es immer etwas kosten.
„Kauft die Zeit aus!“ Das heißt im Hebräischen: Man muss etwas hergeben, um die Zeit zu gewinnen. Das steht in Epheser 5,16. Das griechische Wort bedeutet „herauskaufen“, also „redeem“ auf Englisch – loskaufen. Die Zeit muss man sich loskaufen, und dafür muss man etwas bezahlen. Es kostet immer etwas.
Möge der Herr uns dabei helfen. Wir können wirklich dafür beten: „Herr, du siehst, meine Zeit ist so knapp. Schaff mir Freiraum! Schaff mir die Zeit!“ Ich habe schon Zeugnisse gehört, dass der Herr auf wunderbare Weise Menschen Zeit verschafft hat, die das wirklich als Anliegen hatten und dafür gebetet haben.
Wir leben in einer Zeit, in der der Satan es geschafft hat, dass wir so sehr von den Dingen dieser Welt beansprucht werden, dass es erschreckend ist. Das Reich Gottes leidet sehr darunter. Aber wir können dafür beten.
Prioritäten im Dienst und Gebet
Wie ist die Lebenszeit in der Gemeinde zu gestalten, um mehr einem eigenen Dienstbereich nachzukommen? Das ist eine provisorische Frage. Es geht dabei nicht darum, was eigentlich Zeit in der Gemeinde oder Dienst in der Gemeinde bedeutet. Ebenso stellt sich die Frage: Was ist eigentlich Gottesdienst?
Mein ganzes Leben sollte ein Gottesdienst sein. Dabei geht es nicht einfach darum, eine Tätigkeit abzuhaken. Vielmehr muss ich mich fragen, welche Dienste im Reich Gottes jetzt Priorität haben. Zum Beispiel: Wenn ich meine Frau vernachlässige, bekomme ich große Probleme. Außerdem sagt mir der Herr, dass ich das nicht darf. Ich bin kein guter Ältester oder Leiter, wenn meine Familie nicht mehr funktioniert, weil ich meine Frau vernachlässigt habe. Es gibt also gewisse Prioritäten.
Zum Gottesdienst gehört auch, dass ich meiner Frau helfe, dass ich ihr eine Hilfe bin und dass sie geistlich vorankommt. Ebenso ist es wichtig, dass ich Zeit mit ihr habe, in der wir reden können. Frauen brauchen ohnehin Zeit zum Reden. Sie möchten, dass man spricht und zuhört – nicht nur nebenbei, während man auf den Computer schaut, sondern wirklich aufmerksam zuhört.
Also muss ich hier Prioritäten setzen. Nur der Herr kann mir die Weisheit geben, wie viel Zeit es jetzt braucht und wie ich das ganz konkret umsetzen soll. Dabei gibt es auch Gemeindearbeit. Was heißt Gemeindearbeit? Letztlich ist die Arbeit an meiner Frau auch Gemeindearbeit, denn sie gehört zur Gemeinde, zur Gemeinde des Herrn Jesus und meistens auch zur lokalen Gemeinde.
Das heißt, es ist genauso Gemeindearbeit. Ich muss mich also vor dem Herrn prüfen und fragen: Herr, was hat Priorität von den vielen Diensten, die anliegen? Ich kann meine Gebetszeit nicht einfach kürzen, denn auch das ist Gemeindearbeit. Die Gemeinde profitiert sehr von meiner Gebetszeit, das ist klar.
Jetzt muss ich selbst herausfinden, wie ich das alles in Einklang bringe. Es gibt keine pauschale Antwort auf diese Frage. Es könnte sein, dass eine Arbeit jetzt besonders wichtig ist und wir sagen: Das ist Gemeindearbeit. Die Bibel macht aber keinen Unterschied zwischen Gemeindearbeit und sonstigem Dienst, den wir tun.
Letztendlich hängt das Gelingen dieser Arbeit von der Kraft des Gebets ab. Genau, das Gelingen der ganzen Arbeit, dieser sogenannten Gemeindearbeit, hängt davon ab, wie viel ich mit Gott in Verbindung stehe und bete.
John Hyde, von dem ich ein Buch habe, wurde von den Missionaren in Indien beschuldigt, er tue nichts. Sie sagten, er bete nur und tue nichts. Daraufhin schrieben sie einen Brief nach Hause. Er war von einer Missionsgesellschaft in London angestellt. Der Missionsleiter dort erkannte jedoch, worum es wirklich ging. Er selbst war ein Beter und sagte: Lasst ihn beten!
Und was geschah? Menschen kamen zu John Hyde, klopften an seine Tür und fragten: Wir möchten gerettet werden, was müssen wir tun?
Wir müssen erkennen, wie wichtig das Gebet ist. Die Apostel haben das erkannt. In Apostelgeschichte 6,4 heißt es: "Wir wollen uns dem Gebet und dem Dienst des Wortes widmen."
Gerade darauf kommen wir jetzt zu sprechen. Ich möchte abschließend sagen: Viel Arbeit ist kein Grund, das Gebet zu kürzen. Es gibt keine geistliche Kraft und keine wirkliche Fruchtbarkeit im Dienst ohne ernsthaftes Gebet.
Wenn ich nicht bete und trotzdem Segen und Frucht erlebe, dann hat jemand anderes für mich gebetet. Das ist übrigens auch sehr wichtig: darauf zu achten, dass möglichst viele andere für uns beten. Das hilft uns natürlich auch sehr.
Gebetsleben in der Apostelgeschichte
Überblick über das gemeinsame Gebet
Ja, der fünfte Punkt betrifft hier die Apostel und Paulus sowie Epaphras. Ich habe einige von ihnen bereits erwähnt. Nun werde ich einige Bibelstellen betrachten.
Unter dem achten Punkt stehen die Christen in der Apostelgeschichte. Epaphras werde ich später noch unter dem dritten Punkt bei Römer 3 ansehen. Epaphras ist vorbildlich, besonders in seinem Gebet. Über Epaphras wissen wir nicht sehr viel, aber doch einiges.
Also, zusammengefasst: Fünftens sind die Apostel, sechstens Paulus, siebtens Epaphras und achtens die Christen allgemein in der Apostelgeschichte. Hier möchte ich mich etwas ausführlicher aufhalten.
Was in der Apostelgeschichte auffällt, ist, dass die Christen viel gemeinsam gebetet haben. Es gibt eine Reihe von Stellen, die das Gebet erwähnen. Man muss sagen, dass in fast allen Fällen, in denen das Gebet erwähnt wird – mit Ausnahme von acht Stellen – immer das gemeinsame Gebet beschrieben wird. Das ist sehr interessant.
Großen Stellenwert hat das gemeinsame Gebet in der Apostelgeschichte. Es wird eine hohe Priorität auf das gemeinsame Gebet gelegt.
Einmütigkeit im Gebet
Klein b Einmütig, Einmütigkeit
Sie beteten einmütig im Kapitel 1, Vers 14, Apostelgeschichte 1, Vers 14. Sie verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit einigen Frauen, Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern, die inzwischen ebenfalls gläubig geworden waren. Bereits vor Pfingsten beteten sie einmütig.
Dann, in Kapitel 2, Vers 46, heißt es, dass sie täglich einmütig im Tempel verharrten. Nach Pfingsten kamen viele Menschen zusammen, unter anderem in der Säulenhalle Salomos. Diese Halle war sehr groß und bot viel Platz. Dort verharrten sie einmütig im Gebet.
Wie genau sie das taten, ist nicht bekannt. Ob sie Lautsprecher hatten, ist unwahrscheinlich. Es ist unklar, ob nur eine Person betete oder ob an mehreren Orten oder in Gruppen gebetet wurde. Trotzdem kamen sie zusammen und verharrten einmütig im Gebet.
Auch in Kapitel 4, Vers 26, wird von Einmütigkeit berichtet. Die befreiten Apostel Johannes und Petrus kehrten zurück zu den Brüdern. Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott (Apostelgeschichte 4,23).
Beharrlichkeit im Gebet
Klein T, beharrlich. Auffallend ist die Beharrlichkeit, die in Apostelgeschichte Kapitel 2, Vers 42 beschrieben wird. Dort heißt es, sie waren beharrlich im Gebet. Auch in Vers 42 wird betont, dass sie einmütig verharrten – und das über einen Zeitraum von zehn Tagen.
Sie waren Tag für Tag beharrlich im Tempel. Das bedeutet, sie hielten sich beständig dort auf. Es waren nicht nur einige wenige Zwischengebete, sondern eine kontinuierliche Gebetshaltung.
In Apostelgeschichte 6, Vers 4 wird diese Beharrlichkeit ebenfalls betont. Dort werden die Diakone eingesetzt, diese Helfer in der Gemeinde. Der Apostel Petrus sagt: „Wir aber werden beharrlich im Gebet und im Dienst des Wortes bleiben.“ Das Wort „beharrlich bleiben“ ist hier wichtig. Es drückt Beständigkeit aus. Man kann es auch mit „verharren“ oder „beständig bleiben“ übersetzen. So übersetzen es auch Schlachter oder Elberfelder.
Eine weitere Stelle findet sich in Apostelgeschichte 12, Vers 5. Petrus ist im Gefängnis, und während dieser Zeit betet die Gemeinde. Dabei handelt es sich nicht nur um ein kurzes gemeinsames Gebet, sondern um ein anhaltendes Gebet. Das griechische Wort kann auch mit „intensiv“ oder „nachhaltig“ übersetzt werden. Schlachter und Elberfelder geben es mit „unablässig“ wieder. Das bedeutet, dass diese Gebetszeit offensichtlich länger als nur eine Stunde dauerte. Die Gemeinde betete bis tief in die Nacht.
Petrus wurde mitten in der Nacht von einem Engel geweckt und befreit. Die Gemeinde war immer noch zusammen und betete. Petrus ging dann zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus, der uns das Evangelium schrieb. Dort waren viele versammelt und beteten.
Diese Ereignisse sind in Apostelgeschichte 12, Verse 5 und 12 beschrieben. Die Gemeinde war überrascht, wie schnell Petrus befreit wurde. Manchmal überrascht uns der Herr auf unerwartete Weise.
Fasten und Gebet
Kapitel 13, Vers 2, noch einmal: Als sie dem Herrn Dienst darbrachten und fasteten, sagte der Heilige Geist: "Sondert mir Barnabas und Saulus aus."
In Vers 3 heißt es, dass sie sie entließen, nachdem sie gefastet und gebetet hatten. Hier sieht man, dass das Fasten und Beten eine längere Zeit in Anspruch nimmt. Man kann nicht einfach sagen: "Ich faste jetzt nur eine Stunde und esse dann wieder." Fasten und Beten sind ein gewisser Zeitabschnitt.
Es hat mich immer interessiert, wie das bei dem König in Daniel Kapitel 6 war. Dort heißt es, er fastete die ganze Nacht. Da denke ich mir: "Na, das mache ich eigentlich jedes Mal."
Gibt es da vielleicht eine Verpflichtung zum Schlafen? Das könnte sein, ich weiß es nicht, aber es könnte sein.
Na, weiter.
Umfang und Regelmässigkeit des Gebets
Klein d, viel und lange – das sind dieselben Stellen hier. Sie verharrten, Kapitel zwei, Kapitel zwölf, was ich jetzt auch schon erwähnt hatte. Das Verharren zeigt, dass sie viel beten, wenn man im Gebet verharrt.
Klein e: regelmäßig. Regelmäßig findet man jedenfalls, dass sie Gewohnheiten hatten und diese beibehalten haben. Zum Beispiel die jüdische Gewohnheit, zur Stunde des Gebetes zu beten. Die Juden hatten mehrere Gebetsstunden, so wie ich das verstanden habe. Eine davon war ganz sicher um fünfzehn Uhr, also von vierzehn Uhr bis fünfzehn Uhr. Das war die neunte Stunde.
Diese neunte Stunde war ein fester Ausdruck. Um die neunte, das heißt die neunte Stunde, hatten die Juden immer eine Gebetsstunde. Diese haben sie auch genutzt. Apostelgeschichte 3,1: Die Christen haben dieselben Gepflogenheiten der Juden einfach übernommen. Das war gut, denn sie hatten eine regelmäßige Gebetsstunde, eine tägliche Gebetsstunde um die neunte Stunde.
In Kapitel drei, Vers eins, gehen Petrus, Abba und Johannes um die Stunde des Gebets in den Tempel. Dort steht zwar nicht explizit „neunte Stunde“, aber an einer anderen Stelle ist die neunte Stunde genannt. Ich denke an Cornelius, das ist in Apostelgeschichte 10,3. Dort heißt es in der Stimme auch die neunte Stunde. Ah, Entschuldigung, da habe ich einen Fehler gemacht.
Herr Präsident! Sie machen das Gebet zur ersten Priorität, das heißt zur ersten Stelle. Das hatten wir vor allem bei Apostelgeschichte 6,4 schon gesehen: „Wir werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren.“ Das Gebet wird zuerst genannt. Apostelgeschichte 6,4.
Was die Regelmäßigkeit betrifft, habe ich noch einen Vers, den ich hier nachtragen möchte: Bei der Regelmäßigkeit haben wir noch Apostelgeschichte 10,9. Petrus stieg um die sechste Stunde aufs Dach, um zu beten. Die sechste Stunde war auch so eine Gebetszeit.
Bei den Juden waren die dritte, die sechste und die neunte Stunde regelmäßige Gebetszeiten. Nicht alle Juden kamen immer zusammen, aber für das persönliche Leben waren das feste Gebetszeiten – wer konnte, nutzte sie.
Hier ist also die sechste Stunde, Apostelgeschichte 10,9. Die sechste Stunde ist von elf bis zwölf Uhr, oft kniend.
Gebetsstellungen und Orte
Das Knien fällt in der Apostelgeschichte mehrfach auf.
In Apostelgeschichte 7,60 kniete Stephanus nieder und betete mit lauter Stimme: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“
Auch in Apostelgeschichte 9,40 trieb Petrus alle hinaus, kniete nieder und betete. Danach wandte er sich zu dem Leichnam und sprach: „Tabitha, stehe auf!“ Auch hier kniete er nieder.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Apostelgeschichte 20,36. Nachdem Paulus gesprochen hatte, kniete er nieder und betete mit allen Anwesenden. Es war ihm nicht unangenehm, mitten im Raum einfach niederzuknien und zu beten. Dies geschah in Milet, wo er die Ältesten traf und eine lange Unterredung mit ihnen hatte. Nachdem er fertig war, beugten alle gemeinsam die Knie, nicht nur er allein.
In Apostelgeschichte 21,5, kurz danach, trafen sie Christen in Zypern und fuhren weiter Richtung Syrien nach Tyrus. Dort begegneten sie weiteren Christen. Vers 5 berichtet: „Es geschah, als wir diese Tage vollendet hatten, brachen wir auf und zogen fort, wobei sie uns alle mit Frauen und Kindern bis vor die Stadt hinausgeleiteten. Und wir knieten am Meeresstrand nieder und beteten.“
Niemand dachte daran, dass dabei die Kleidung schmutzig werden könnte. Sie knieten sich einfach in den Sand oder vielleicht auf einen Steinstrand nieder und beteten – alle, auch Frauen und Kinder, kniend.
Intensität und Fasten im Gebet
H, klein h, intensiv, manchmal mit Fasten verbunden – das hatten wir bereits in Kapitel 13, Verse 2 und 3 erwähnt.
Wir haben schon gelesen, ebenso in Kapitel 14, Vers 23. Dort heißt es, dass sie gedient und gefastet haben. Der Herr hat dann Paulus und Barnabas ausgesandt. Als das klar war und sie freigelassen werden sollten, haben sie noch einmal gefastet und gebetet. Auch als die Ältesten eingesetzt wurden, wird das Fasten erwähnt.
In Kapitel 14, Vers 23 heißt es: „Nachdem sie ihnen in jeder Gemeinde Älteste bestimmt hatten, wobei sie unter Fasten gebetet hatten.“ Sie haben also nicht einfach gesagt: „Du bist Ältester, du bist Ältester.“ Stattdessen haben sie vorher gefastet und gebetet. Dann hat der Herr ihnen geholfen, und sie haben die Ältesten dem Herrn übergeben.
Cornelius, als Nichtchrist, hat ebenfalls gefastet. Der Herr hat ihm geholfen, hat sein Gebet und seine Bereitschaft gesehen und darauf geantwortet (Apostelgeschichte 10,30).
Verschiedene Gebetsorte
Klein i, es ist interessant, wenn man einmal schaut, wo sie gebetet haben. Überall – im Tempel, an der Heule, in der Halle Salomons. Das sehen wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 2,46 im Tempel. Auch in Kapitel 3 sehen wir die Christen im Tempel.
Dann bei den Jüngern, wo sie sich zu Hause in einem Saal versammelt hatten, den sie dort hatten. Das steht in Apostelgeschichte 4,23. Und auch im Freien wurde gebetet: Stephanus im Freien, Apostelgeschichte 7; Petrus bei Tabitha, wir hatten diese Stellen schon erwähnt. Petrus betete auf dem Dach, in Kapitel 10. Das Dach war seine Veranda, wie wir heute sagen würden.
Die Stelle am Dach fand um Mitternacht statt – das ist eine Tageszeit. Im Gefängnis, Apostelgeschichte 16,25, sehen wir ebenfalls Gebet. Man hatte keine besonderen Gebetsstätten oder war zumindest nicht darauf beschränkt. Der Tempel war zum Beispiel vorhanden, aber es war nicht so wichtig, wo man betete.
Gott wurde zu verschiedenen Tageszeiten angebetet: eben um Mitternacht (Kapitel 16, Vers 25), um die sechste Stunde Petrus auf dem Dach, zur Gebetsstunde um die neunte Stunde (Kapitel 3, Vers 1).
Man sieht hier, dass das Gebet, wenn man diese Stellen in der Apostelgeschichte anschaut, einen großen Raum einnimmt.
Bedeutung des Gebets für das Wirken der Gemeinde
Wieso? Sie haben das einfach übernommen. Als der Herr Jesus auf der Erde war, hat er ihnen gelehrt, dass es nur durch Gebet funktioniert. Er zeigte ihnen: „Ich gehe weg, und ihr betet, dann handle ich.“
Dann haben sie erlebt, dass es wirklich so funktioniert. Die Apostel haben es getan, und die anderen Christen, die hinzukamen, haben es übernommen. Aha, nur so geht es. Daraufhin haben sie viel gebetet.
Die Geschichte beweist es ja: Dort, wo viel gebetet wird, geschieht auch viel. Das führt uns nun zur Geschichte der Gemeinde Jesu.
Ich denke, wie lange dauert es noch bis 17:30? Dann könnten wir vielleicht hier wieder eine Pause machen und anschließend einige Beispiele aus der Geschichte anschauen. Es geht um Menschen, die gebetet haben und wie Gott sie dadurch verwendet hat.