Einführung und Ablauf der Veranstaltung
Eins, zwei, nur ganz wenige, weil die anderen waren ja schon das letzte Mal da.
Nur damit ihr Bescheid wisst: Es ist jetzt fünf nach halb acht. Die erste Einheit dauert etwa eine knappe Stunde. Danach machen wir eine halbe Stunde Pause. In der Pause gibt es Brötchen, Kuchen, Kaffee und so weiter drüben im Haus.
Von neun bis Viertel zehn findet dann die zweite Einheit statt. So habt ihr ungefähr den zeitlichen Ablauf im Blick.
Wir beginnen mit einem Gebet und steigen dann ein.
Eröffnung mit Gebet und Thema der Predigt
Lieber Vater im Himmel, wir möchten dir von Herzen danken für das Vorrecht, so zusammenzukommen und von dir zu lernen. Vater, wir hören oft so viel – sei es aus Fernsehen, Radio oder Zeitungen – über die Meinungen dieser Welt, von verschiedensten Menschen. Manches davon ist wertvoll, manches unbrauchbar. Oft ist es aber verwirrend, Herr. Darum bin ich dankbar, zu wissen, was du, unser Schöpfer, über die Dinge des Lebens zu sagen hast, die uns alle betreffen.
Gerade heute, wo wir über Sexualität, Ehe und Scheidung sprechen, bitte ich um deine Gnade, dass wir dich richtig hören, dein Wort ernst nehmen und daraus lernen – nur zu unserem Besten und Segen. Danke, Herr, dass du uns nie etwas wegnehmen willst, sondern uns nur beschenken möchtest. Manchmal glauben wir das nicht, weil wir meinen, du wolltest nur das Zweitbeste für uns. Herr, vergib uns, und wir möchten lernen, dir wirklich ganz zu vertrauen.
So danke ich jetzt für die Zeit miteinander, die du uns schenkst. Sei du selbst unser Lehrer durch den Heiligen Geist. Amen.
Für Heidi auch: Das ist halt das Los der Späteren. Die Tür könnt ihr offenlassen, bitte, ein bisschen frische Luft, wenn jemand kommt. Wenn ihr die Bibel dabei habt, könnt ihr Matthäus 5,27-30 aufschlagen. Das ist der erste Teil zum Thema „Christen und Sexualität“, das heute genannt wird.
Matthäus 5,27-30 lautet: Jesus sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Du sollst nicht Ehebrechen.‘ Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist dir besser, dass eines deiner Glieder umkommt und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir; denn es ist dir besser, dass eines deiner Glieder umkommt und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen wird.“
Dies zum ersten Teil. Genau: Handys ausschalten, das tut es mir auch nicht mehr an.
Die Bergpredigt ist die umfassendste Predigt, die wir von Jesus haben. Sie erstreckt sich über drei Kapitel. Das „Ihr habt gehört“ bezieht sich fast immer auf das Alte Testament, was dort geschrieben oder gesagt wurde, überliefert. Dann sagt Jesus: „Ich aber sage euch.“ Heute geht es um Christen und ihr sexuelles Verhalten, um Ehebruch und Lust. Er redet über Ehebruch, über Begehren und das Brechen der Ehe.
Zuerst muss man sagen: Sex ist einer der stärksten Triebe im Menschen. Das betrifft uns alle. Jeden Menschen. Wenn man älter wird, lässt es ein wenig nach, aber in der Regel bleibt es. Sex ist auch etwas sehr Privates, sehr Persönliches. Darum sage ich oft, es ist wichtig zu erkennen, dass man sich nicht nur auf die Persönlichkeit richtet, sondern auf die Persönlichkeit.
Gott ist der Erfinder von Sex. Das hat kein Mensch erfunden. So etwas Schönes kann man gar nicht erfinden. Gott hat es erfunden und den Menschen gegeben. Weil Gott Sex gemacht hat, spricht die Bibel relativ viel über Sex. Aus verschiedenen Gründen hat die Kirche aber zum Großteil versäumt, konstruktiv über Sexualität zu reden. Ich sage euch gleich, warum.
Man kann das sexuelle Verhalten der Welt eigentlich getrost der Welt überlassen. Die Welt redet ja jeden Tag über Sex. Ob es jetzt die Kronenzeitung oder die Kleine ist – es ist egal, wo du hinschaust, da ist immer irgendwas über Sex. Ob in Zeitschriften, im Fernsehen oder anderswo. Die Welt – ich meine damit Menschen, die mit Kirche oder Gott nicht viel zu tun haben – redet sehr offen und frei über Sex, aber oft nicht sehr hilfreich.
Darum ist es umso wichtiger, dass wir Christen lernen, hilfreich über Sex zu reden. Ich möchte das in drei Punkten tun und ganz offen reden, weil es die Gesellschaft auch tut, aber hoffentlich hilfreich.
Ich habe drei Überschriften:
- Sex als Ausdruck von Liebe
- Sex als Ausdruck von Lust
- Sex als Ausdruck von Leben
Zum Ersten: Sex als Ausdruck von Liebe. Im Alten Testament, bereits am Anfang der Bibel, beschreibt die Bibel die positiven Seiten von Sex. Gott gibt uns auch Verbote oder Einschränkungen über Sex, weil es missbraucht werden kann. Aber es ist wichtig, die Verbote im Lichte des Gebotenen zu interpretieren. Sonst bekommt man den Eindruck, Gott verbitte einfach alles. Nein, er hat es ja zuerst gegeben. Aber weil es missbraucht wird, setzt Gott Grenzen.
Wenn wir aufschlagen im ersten Buch Mose, Kapitel 1, Vers 27, lesen wir ganz am Anfang:
„Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und als Frau schuf er sie.“
Das heißt, Gott hat uns als sexuelle Wesen erschaffen, Mann und Frau. Dann lesen wir in Vers 28:
„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde.“
Das erste Gebot, das Gott den Menschen gegeben hat, ist, Sex zu haben, Kinder zu zeugen und die Erde zu füllen. Das ist das erste Gebot überhaupt in der Bibel. Gott hat sie gesegnet. Er hat gesagt, es ist etwas Gutes, wenn ihr Sex miteinander habt und Kinder erzeugt. Es wird Leben erzeugt.
Aber nicht nur das. Im 1. Mose 2, Vers 18 lesen wir:
„Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“
Er beschreibt es dann im Detail: „Ich will ihm eine Gehilfin oder ein Gegenüber machen, die ihm entspricht.“ Übrigens, nur nebenbei: Jeder sagt mir so, sie sei geschaffen worden als Gehilfin, so wie ein Hilfsarbeiter. Das kann man zweiseitig auslegen. Zum Beispiel bin ich im Bergrettungsdienst, und wenn jemand in der Südwand hängt, bin ich der Helfer. Aber wenn du dann kommst, dem zu helfen, wer ist dann sozusagen der Größere? Der Helfer. Es kommt darauf an, wie du „Helfer“ interpretierst. Die beste Übersetzung ist: Er schuf sie als Gegenüber. Das ist die hilfreichste Übersetzung, die am wenigsten missbraucht werden kann.
Er hat gesagt: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist. Dann sagt er im Kapitel 2, Vers 24-25:
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Sie werden sexuelle Gemeinschaft haben. Das war von Anfang an der Gedanke Gottes: Sex ist der Ausdruck dieser ehelichen Zweisamkeit.
Jede Gesellschaft, ob primitiv oder modern, hat gesetzliche Regelungen, die den Umgang mit Sex kontrollieren. Zum Beispiel wird in Österreich, Gott sei Dank, sexueller Missbrauch bestraft. Vergewaltigung wird bestraft, Kindesmissbrauch wird bestraft. Wie man mit Sex umgeht, ist nicht egal, sondern muss geregelt sein.
Warum? Weil – ob du die Bibel kennst oder nicht – jeder normale Mensch weiß: Unkontrollierte sexuelle Aktivität, die nicht aus Liebe kommt, sondern aus Lust, führt zu enormen Schmerzen und zerstört Menschen. Sexueller Missbrauch hat immer negative Auswirkungen, sowohl persönlich als auch gesellschaftlich.
Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der sinnliche Befriedigung – und dazu zählt auch sexuelle Befriedigung – großgeschrieben wird. Dass man sie bekommt, gilt als Tugend. Disziplin im sexuellen Leben wird eher runtergemacht. Wer sexuell enthaltsam lebt, wird oft nicht hochgehoben, sondern als Neurotiker betrachtet, bei dem etwas nicht stimmt.
Das war nicht immer so. Früher gab es auch in Österreich eine Zeit, da war Enthaltsamkeit eine große Tugend. Den Trieben einfach nachzugeben, wurde als Schwäche beurteilt. Das hat sich heute genau umgekehrt.
Übrigens gibt es auch krankhafte Enthaltsamkeit. Diese wurde leider von der Kirche über lange Zeit propagiert. Aber das hat mit der Bibel nichts zu tun, sondern mit christlicher Tradition. Das muss man verstehen.
Unser christliches Denken wird nicht nur von der Bibel bestimmt, sondern auch stark von unseren Traditionen. Eine der stärksten Traditionen geht zurück auf Augustinus, einen Kirchenvater im vierten Jahrhundert. Er wird oft zitiert, ohne dass man es weiß.
Augustinus führte vor seiner Bekehrung zu Christus ein extrem zügelloses Leben. Er hatte mit vielen Frauen geschlafen und lebte sexuell ausschweifend. Nach seiner Bekehrung schwenkte er komplett um und sah jede sexuelle Aktivität als etwas Negatives, als Sündhaftes an.
Augustinus ging sogar so weit zu sagen, der Grund, warum ein Kind in Sünde geboren wird, sei, dass es durch einen Sexakt gezeugt wurde. Von da kommen diese Gedankengebäude – nur damit man das einmal gehört hat.
Die Bibel lehrt genau das Gegenteil: Sex ist ein Geschenk von Gott. Er hat uns den sexuellen Akt gegeben, um Kinder zu zeugen, und er segnet dies.
Die frühen Kirchenväter, die extrem gegen Sex waren, wussten aber auch: Wenn es gar keinen Sex gibt, gibt es keine Kinder mehr, und das schaut nicht gut aus. Sie kamen zum Schluss, dass Sex mit Ausnahme der Zeugung von Nachkommen Sünde sei. Also dürfe man nur miteinander schlafen, wenn man Kinder haben wolle; sonst sei es Sünde.
Ein weiterer bedeutender Kirchenvater war Hieronymus, ein Zeitgenosse Augustinus’. Er übersetzte die Bibel vom Griechischen ins Lateinische, die Vulgata, im Auftrag von Papst Damasus I. im Jahr 382. Bis vor etwa 50 Jahren war Latein die Sprache der katholischen Kirche.
Hieronymus schrieb auch Kommentare zur Bibel, die bis heute gelesen werden. Er schrieb zum Beispiel: „Jeder Mann, jeder Ehemann, der leidenschaftlichen Sex mit seiner eigenen Frau hat, ist ein Ehebrecher.“ So extrem war das.
Die späteren Kirchenväter einigten sich auf Erlässe, wann Sex für christliche Ehepaare erlaubt ist und wann nicht. Das ist, wenn es nicht so traurig wäre, fast schon witzig.
Ich lese einige dieser Tage vor: Sex war verboten an Donnerstagen, weil das der Tag ist, an dem Christus verhaftet wurde; an Freitagen, dem Tag seiner Kreuzigung; an Samstagen, zur Ehre der Jungfrau Maria; an Sonntagen, zur Ehre der verstorbenen Heiligen. Montags und dienstags war es erlaubt, und mittwochs meist für einen bestimmten Heiligen reserviert.
Aber das war noch nicht alles. Ehepaare mussten sich auch während der 40 Tage Fastenzeit vor Weihnachten, vor Ostern und vor Pfingsten enthalten. Es blieben schätzungsweise nur 44 Tage im Jahr, an denen christliche Ehepaare legitim Sex haben durften.
Das ist keine Erfindung, sondern historische Tatsache und kann in der Kirchengeschichte nachgelesen werden. Es war vielleicht ein effektives Verhütungsmittel, aber es erklärt, warum die Kirche so ein falsches Bild über Sex bekam und warum Sex und Kirche oft ein Problem waren.
Man könnte meinen, das Sexproblem sei nur etwas für den Pfarrer. Aber das ist nicht so. Es sollte nicht so sein, denn Gott ist der Erfinder von Sex.
Durch diese geschichtliche Entwicklung hat sich die Kirche nicht gut in diesem wichtigen Thema etabliert, obwohl es jeden betrifft, ohne Ausnahme.
Die Bibel spricht zuerst einmal nur positiv über Sex: Es ist ein Geschenk. Es ist sogar so, dass in der Bibel steht, es sei eine heilige Pflicht, mit der Frau zu schlafen.
Im 1. Korinther 7,3-4 schreibt der Apostel Paulus:
„Der Mann leistet der Frau die eheliche Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso verfügt auch der Mann nicht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau.“
Das ist eine alte Übersetzung. Wenn da steht, „er leiste ihr die Pflicht“, klingt das nach Pflichtgegenstand in der Ehe, wie man es früher aufgefasst hat. Aber man muss es im Hintergrund von Vers 4 sehen: Die Frau verfügt nicht über sich selbst, sondern ihr Mann, und der Mann nicht über sich selbst, sondern die Frau.
Das heißt: Wenn ein Mann und eine Frau heiraten, ist die Ehe die gegenseitige freiwillige Unterordnung gegenüber dem Partner. Man sagt: „Ich gehöre dir, du gehörst mir. Wir gehören zusammen, wir sind eins geworden.“
Darum sagt die Bibel: Man muss die Eltern verlassen und seiner Frau anhangen. Daraus lernt man schon einige Dinge, zum Beispiel, dass Sex vor der Ehe eigentlich nicht Gottes Wille ist. Zuerst soll man die Eltern verlassen, dann der Frau anhangen und eins werden.
Sex ist viel mehr als nur eine körperliche Vereinigung. Das kann man auch mit einer Prostituierten haben. Sex ist die Vereinigung von zwei Menschen, die sich ein Versprechen gegeben haben, nämlich sich gegenseitig unterzuordnen.
Römer 7,3-4 beschreibt das so: Sex ist Gottes Hochzeitsgeschenk an ein verheiratetes Paar. Es ist das Beste, wenn man es nicht vermasselt.
Bei einer wilden Ehe, was heute in der Gesellschaft relativ normal ist, sind die Dinge anders. Ich will das nicht verurteilen, ich will nur zeigen, dass es anders ist. Ich habe es selbst auch nicht getan, leider. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich es aus verschiedenen Gründen sicher nicht tun.
Bei einer wilden Ehe, wo man einfach zusammenbleibt, sind die Dinge anders: Jeder bleibt Herr seines Lebens, es gibt keine notwendige Unterordnung. In der Regel gibt es kein Verlassen und kein Anhängen, sondern man bleibt zusammen, solange es gut geht.
Darum ist es nicht dasselbe, ob man nur zusammenlebt. Man sagt ja oft: „Wir leben zusammen.“ Es ist nicht dasselbe, weil die gegenseitige freiwillige Unterordnung und das Einswerden vor Gott und Menschen fehlen.
Zweitens: Sex außerhalb der Ehe ist ebenfalls nicht im Willen Gottes. Sex ist für einen Mann und eine Frau gedacht.
Ehebruch ist wichtig zu verstehen: Ehebruch ist nicht nur ein Grund für Scheidung, Ehebruch ist bereits die Scheidung. Denn indem du dich mit einem anderen Menschen vereinst und der sexuelle Akt die Bestätigung einer Ehe ist, ist dieser Sexakt in sich selbst bereits die Ehescheidung.
Gott sagt: Sex ist etwas Besonderes, Heiliges, Schönes. Vermassle es nicht.
Was mich heute schon ein bisschen aufregt, ist, wie billig Sex heute verkauft wird. Er ist nichts mehr wert. Es wird so billig verkauft, als wäre es etwas, das man einfach tut, und es ist nicht viel dabei. Das stimmt aber nicht, und das wissen wir auch.
Kommen wir zum zweiten Punkt: Sex als Ausdruck von Lust.
Wir gehen zurück zu Matthäus 5,28, wo Jesus sagt:
„Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.“
Jetzt müssen wir definieren, was „Begierde“ bedeutet. Jeder denkt, das sieht nicht gut aus für die Ehe. Aber Lust und Begierde sind nicht dasselbe wie sexuelles Verlangen.
Wir alle haben sexuelles Verlangen, außer man ist krank. Wenn man gesund ist, hat man sexuelles Verlangen.
Ich traf jemanden, der sagte, er habe sexuelles Verlangen gehabt und ein schlechtes Gewissen. Er betete jeden Tag: „Herr, nimm mir dieses Verlangen weg.“ Und Gott hat es ihm genommen. Er ist ein armer Kerl, und seine Frau erst recht.
Sexuelles Verlangen ist von Gott gegeben. Es wäre eine Katastrophe, es wegzuerklären oder zu schmälern.
Wenn sich zwei junge Menschen verlieben, liegt das am sexuellen Verlangen. So hat Gott uns gemacht. Wenn es nicht so wäre, wären sie nicht verliebt.
Aber Lust ist etwas anderes als sexuelles Verlangen. Was ist der Unterschied? Lust will die eigene Begierde stillen. Man benutzt oder missbraucht die andere Person, um die eigene Begierde zu befriedigen.
Darum ist Lust nicht Liebe, sondern das Gegenteil von Liebe.
Im Alten Testament gibt es eine traurige Geschichte, die das beschreibt, in 2. Samuel 13.
Es ist die Geschichte von Amnon, einem Sohn Davids, der eine Halbschwester hatte. Er verliebte sich in sie, obwohl er wusste, dass sie seine Schwester ist und sie nicht miteinander schlafen dürfen.
Er gab einem Freund einen schlechten Rat: Er sollte so tun, als sei er krank, damit sein Vater ihn besucht und seine Schwester ihm zu Hilfe kommt.
Als sie ihm zu essen reichte, sagte er: „Komm, liege bei mir, meine Schwester.“ Sie antwortete: „Nicht doch, mein Bruder, tu mir keine Gewalt an, denn so handelt man nicht in Israel. Tu diese Schandtat nicht, sonst wäre ich die Beschämte, du aber wie einer der Schandtäter.“
Er hörte nicht auf sie, überwältigte sie und vergewaltigte sie.
Danach hasste Amnon sie mit großem Hass. Der Hass war größer als die Liebe, mit der er sie geliebt hatte. Er sagte zu ihr: „Steh auf und geh weg.“
Das war nie Liebe, sondern nur Lust. Lust ist immer destruktiv und schenkt keine Zufriedenheit.
Lust will nur Befriedigung, nicht das Glück des anderen.
Wenn Jesus sagt, wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, meint er diese Lust.
Lust fragt nicht, ob die Frau verheiratet ist. Hauptsache, ich schlafe mit ihr.
Liebe fragt: Ist sie verheiratet? Zerstöre ich etwas?
Lust fragt nicht danach, ob es zum Glück des anderen dient. Es ist egal, Hauptsache ich werde befriedigt.
Wenn Jesus also sagt, wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, meint er diese Lust.
Was können wir tun, um dieser Lust zu widerstehen? Wir sind alle normale Menschen. Jeder von uns hat das schon einmal erlebt.
Die Frage ist: Wie geht man mit Lust um?
Jesus sagt in Vers 29-30:
„Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser, dass eines deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, hau sie ab und wirf sie von dir.“
Worum geht es? Um Ehebruch, Lust und Begierde.
Jesus spricht zwei Sinne an: das Auge und die Hand. Das sind die zwei Dinge, die uns zur sexuellen Sünde verführen: Sehen und Berühren.
Jesus meint nicht, dass man das Auge ausreißen oder die Hand abhacken soll. Ich erkläre gleich, warum.
Es geht darum, unsere Sinne zu kontrollieren.
Es gibt gesellschaftliche und religiöse Gruppen, die solche Praktiken tatsächlich ausüben. Wenn du zum Beispiel beim Stehlen erwischt wirst, wird dir in manchen Ländern die Hand abgehackt.
Ich bin froh, dass wir das nicht haben, denn diese Praxis ist nicht hilfreich. Wenn du einem Dieb die rechte Hand abhackst, hast du einen linkshändigen Dieb.
Die Hand abzuhacken ändert das Herz nicht.
Jesus sagt in Matthäus 15,19:
„Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis usw.“
Das Problem ist im Herzen. Nur die Hand abzuhacken macht keinen ehrlichen Menschen, nur das Auge auszureißen macht keinen sauberen Menschen. Es geht um das Herz.
Darum geht es nicht darum, Körperteile zu entfernen, sondern unsere Triebe unter die Kontrolle der Wahrheit zu bringen.
Interessant ist auch Matthäus 18,8:
„Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anlass zur Sünde gibt, hau ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser, lahm oder als Krüppel ins Leben zu gehen, als mit zwei Händen oder Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn dein Auge dir Anlass zur Sünde gibt, reiß es aus und wirf es von dir.“
Hier sind Hand, Fuß und Auge gemeint: Die Hand bestimmt, was du tust; der Fuß, wohin du gehst; das Auge, worauf du schaust.
Jesus sagt: Kontrolliere diese Bereiche!
Früher war das anders. Leider hat sich das heute geändert, was ich bedauere, weil es für viele ein Problem geworden ist – besonders durch Internetpornografie.
Früher ging man in einen Sexfilm ins Kino. Man konnte nicht einfach überall darauf zugreifen. Heute klickst du am Computer und bist sofort dabei. Es ist faszinierend und traurig.
Im Jahr 2010 wurden in Nordamerika (USA und Kanada) 57 Milliarden US-Dollar für Pornografie ausgegeben.
Jede Umfrage zeigt: Jeder vierte Mann, der sich Christ nennt, kämpft mit Pornografiesucht. Angeblich haben 47 % aller christlichen Haushalte Probleme mit Pornografie.
Viele Ältere sind oft schockiert und sagen: „Das glaubst du nicht, da schaust du ja.“
Was noch wichtig ist: Es ist völliger Blödsinn, dass Männer, die sich mit Pornografie beschäftigen, mehr Freude am realen Sexleben haben. Das Gegenteil ist der Fall.
In der Phantasiewelt tut die Frau, was du willst, so oft du willst, und wie du willst. Sie hat nie Kopfschmerzen und keine Regeln. Das ist Unsinn.
Im echten Leben ist es anders.
Auf Freizeiten kommen oft Leute zu mir, die Probleme mit Sexualität haben. Es ist hilfreich, darüber zu reden.
Das Schlimmste ist, wenn man mit niemandem darüber spricht. Das sind genau die Bereiche, wo man in Sünde fällt.
Das bewahrheitet sich in den meisten Dingen.
Übrigens: Das wichtigste Sexorgan ist dein Kopf, dein Gehirn. Dort steuerst du, was du sexuell tust oder nicht tust.
Was unsere Gedanken füllen, bestimmt unser Verhalten.
Ein Freund von mir, Charles Price, war ein junger Mann Mitte zwanzig mit großen Problemen im Bereich Sexualität. Er wurde Christ und sagte: „Ich bin zwar Christ geworden, aber das mit der Sexualität beschäftigt mich sehr.“
Ich fragte ihn: „Solltest du vielleicht aufhören, den Playboy zu abonnieren?“
Er antwortete: „Das könnte hilfreich sein.“
Wenn du dich dauernd mit diesen Dingen beschäftigst, kannst du nicht erwarten, dass du gedanklich damit fertig wirst. Das ist wie, wenn du ein Feuer löschen willst und immer wieder Benzin draufschüttest. Du wirst es nicht löschen.
Darum ist es wichtig, womit wir unsere Gedanken füttern.
Das ist leider das Problem mit Internetpornografie: Sie ist so leicht zugänglich.
Früher war es bei der Tankstelle im Erwachsenenabteil. Heute brauchst du das nicht mehr. Du klickst und bist sofort da.
Das ist faszinierend, aber traurig.
Wenn du Probleme mit Lust hast, ist das Wichtigste, darüber zu reden. Das Schlimmste ist, wenn du mit niemandem darüber sprichst.
Wenn du Probleme mit Pornografie im Internet hast, hol dir ein Programm, das den Zugang verbietet. Solche Programme gibt es. Du musst rigoros durchgreifen.
Ermutigend ist: Wenn man eine neue Gewohnheit sechs Wochen einübt, wird sie eher zur Normalität.
Das heißt, sechs Wochen Disziplin sind nötig. Dann wird es leichter.
Das ist eine Hoffnung für alle, die damit kämpfen.
Jesus sagt auch, was geschieht, wenn wir das nicht tun:
„Wenn dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser, dass eines deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“
Heißt das, wenn ich als Christ meinen Sexualtrieb nicht kontrolliere, komme ich in die Hölle? Natürlich nicht. Das widerspräche dem Evangelium.
Man darf Verse nie aus dem Zusammenhang reißen.
Jesus redet über Lust und Sex und sagt, wenn du nicht lernst, damit umzugehen, hat das ewige Konsequenzen.
Das ist ein wichtiger Bestandteil der Gemeinschaft mit Christus, wofür wir gerettet sind.
Es geht nicht darum, an einen Ort zu kommen – Himmel oder Hölle – zumindest nicht in diesem Zusammenhang.
Ich glaube an Himmel und Hölle, aber diese Verse kannst du nicht dafür verwenden.
Es ist wichtig, ehrlich zu sein. Die meisten, die zu mir kommen, haben schon gewonnen, wenn sie darüber reden.
Das gilt für viele Süchte: Man muss lernen, darüber zu sprechen und ehrlich zu sein.
Das Wichtige ist, dass man immer wieder redet und einen sicheren Ort hat.
Das sind ernste Dinge. Nehmt sie ernst, denn sie bauen oder zerstören euer Leben und das Leben derer, die ihr liebt.
Wenn du weißt, dass es ein echtes Problem ist, dann handle.
Ich bete noch kurz:
Lieber Vater, du kennst uns genau. Wir brauchen nichts vor dir zu verbergen.
Darum dürfen wir ehrlich zu dir sein. Wir dürfen dir sagen, wo wir mit Lust und Begierden kämpfen, wo wir Probleme haben, und dürfen von dir Hilfe erwarten.
Danke, Herr Vater, für Brüder und Schwestern, die uns zur Seite gestellt sind, in denen du wohnst und durch die du redest.
So wollen auch wir Geschwister aufsuchen, ehrlich sein und Hilfe empfangen.
Ich bete, dass wir den Mut haben, in verschiedenen Bereichen unseres Lebens ehrlich zu sein und dass das zur Realität wird – nicht nur ein Thema zum Reden.
Das wünsche ich mir in Jesu Namen. Amen.
Die Bedeutung von Sexualität aus biblischer Sicht
Zunächst muss man sagen: Sex ist einer der stärksten Triebe im Menschen. Das betrifft uns alle. Jeden Menschen betrifft das. Wenn man älter wird, lässt es zwar ein wenig nach, aber in der Regel bleibt der Trieb erhalten.
Sex ist auch etwas sehr Privates, etwas sehr Persönliches. Darum sage ich oft, es ist wichtig zu erkennen, dass man sich nicht nur auf die Persönlichkeit richtet, sondern auch auf die Persönlichkeit. Gott ist der Erfinder von Sex. Das hat kein Mensch erfunden. So etwas Schönes kann man gar nicht erfinden. Das hat Gott erfunden und den Menschen gegeben.
Weil Gott den Sex gemacht hat, spricht die Bibel relativ viel über Sex. Aus verschiedenen Gründen hat die Kirche jedoch zum Großteil versäumt, konstruktiv über Sexualität zu reden. Ich werde euch gleich sagen, warum.
Man kann das sexuelle Verhalten eigentlich der Welt überlassen. Die Welt redet ja jeden Tag über Sex. Es ist egal, ob es die Kronenzeitung oder die Kleine Zeitung ist – egal, wo man hinschaut, da ist immer irgendwo ein Artikel über Sex. Ob man nun Boulevardzeitungen liest oder andere Medien, es spielt keine Rolle.
Wenn ich von der Welt spreche, meine ich Menschen, die wenig oder nichts mit Kirche oder Gott zu tun haben. Diese Menschen reden sehr offen und frei über Sex, aber oft nicht sehr hilfreich.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Christen lernen, hilfreich über Sex zu reden.
Drei Perspektiven auf Sexualität
Ich möchte drei Aspekte ansprechen und dabei offen sprechen, so wie es in der Gesellschaft oft geschieht. Hoffentlich ist das hilfreich.
Zunächst die erste Überschrift: Sex als Ausdruck von Liebe.
Dann folgt die zweite Überschrift: Sex als Ausdruck von Lust.
Und zuletzt die dritte Überschrift: Sex als Ausdruck von Leben.
Sex als Ausdruck von Liebe
Im Alten Testament, bereits am Anfang der Bibel, beschreibt die Bibel die positiven Seiten von Sex. Gott gibt uns auch Verbote oder Einschränkungen über Sex, weil er missbrauchten Umgang verhindern möchte. Es ist jedoch immer wichtig, diese Verbote im Licht dessen zu verstehen, was erlaubt und gewollt ist. Sonst entsteht leicht der Eindruck, Gott verbiete einfach alles. Das stimmt nicht. Er hat den Sex ja zuerst gegeben. Aber weil er missbraucht werden kann, setzt Gott Grenzen.
Wenn wir im ersten Buch Mose, Kapitel 1, Vers 27 nachschlagen, lesen wir ganz am Anfang, auf der ersten Seite der Bibel, folgendes:
1. Mose 1,27: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und als Frau schuf er sie.“
Das heißt, Gott hat uns als sexuelle Wesen erschaffen, als Mann und Frau. Im Vers 28 steht weiter:
„Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde.“
Das erste Gebot, das Gott den Menschen gegeben hat, ist also, Sex zu haben, Kinder zu zeugen und die Erde zu füllen. Das ist das erste Gebot überhaupt, das in der Bibel zu finden ist. Gott hat sie gesegnet und erklärt, dass es etwas Gutes ist, wenn sie Sex miteinander haben und Kinder bekommen. So wird Leben erzeugt.
Aber nicht nur das. Im 1. Mose 2, Vers 18 lesen wir:
„Und Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.“
Er beschreibt es dann genauer: Er will ihm eine Gehilfin oder ein Gegenüber schaffen, die ihm entspricht. Übrigens, nebenbei bemerkt, wird oft gesagt, die Frau sei als Gehilfin geschaffen worden, wie ein Hilfsarbeiter. Das kann man allerdings unterschiedlich interpretieren. Zum Beispiel bin ich im Bergrettungsdienst; wenn jemand in der Südwand hängt, bin ich der Helfer. Aber wenn du dann kommst, um zu helfen, wer ist dann sozusagen der Größere? Der Helfer. Es kommt also darauf an, wie man „Helfer“ oder „Gehilfin“ versteht.
Darum ist die beste Übersetzung, dass Gott sie als Gegenüber geschaffen hat. Das ist die hilfreichste Übersetzung, die am wenigsten missbraucht werden kann. Er sagt, es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Im Kapitel 2, Vers 24-25 heißt es dann:
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Das bedeutet, sie werden sexuelle Gemeinschaft haben. Und das war von Anfang an Gottes Gedanke: Sex ist der Ausdruck der ehelichen Zweisamkeit.
Es ist so, dass jede Gesellschaft, ob primitiv oder modern, gesetzliche Regelungen hat, die den Umgang mit Sex kontrollieren. Zum Beispiel in Österreich wird sexueller Missbrauch bestraft. Vergewaltigung wird bestraft, Kindesmissbrauch wird bestraft. Das heißt, wie man mit Sex umgeht, ist nicht egal, sondern muss geregelt sein.
Warum? Weil jeder normale Mensch, ob er die Bibel kennt oder nicht, weiß, dass unkontrollierte sexuelle Aktivität, die nicht aus Liebe, sondern nur aus Lust geschieht, zu enormen Schmerzen führt und Menschen zerstört. Sexueller Missbrauch hat immer negative Auswirkungen – sowohl auf die Betroffenen persönlich als auch auf die ganze Gesellschaft.
Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der sinnliche Befriedigung, und dazu gehört auch sexuelle Befriedigung, großgeschrieben wird. Es gilt als Tugend, sinnliche Erfüllung zu erlangen. Disziplin im sexuellen Leben wird dagegen eher abgewertet. Wer sexuell enthaltsam lebt, wird heute oft nicht bewundert, sondern eher als neurotisch oder „nicht normal“ angesehen.
Es muss uns aber bewusst sein, dass das nicht immer so war. Es gab eine Zeit, auch in Österreich, da war das Gegenteil der Fall. Enthaltsamkeit wurde als große Tugend angesehen. Den Trieben einfach nachzugeben, galt als Schwäche. Das hat sich heute genau umgekehrt.
Nur interessant, das einmal so wahrzunehmen.
Übrigens gibt es auch krankhafte Enthaltsamkeit. Diese wurde leider über lange Zeit von der Kirche propagiert. Das hat aber mit der Bibel nichts zu tun, sondern mit christlicher Tradition. Das muss man verstehen.
Unser christliches Denken ist nicht nur von der Bibel geprägt, sondern sehr stark von Traditionen. Eine der stärksten Traditionen geht auf Augustinus zurück, einen Kirchenvater aus dem vierten Jahrhundert. Er wird oft zitiert, ohne dass man weiß, wer er war.
Augustinus führte vor seiner Bekehrung zu Christus ein extrem zügelloses Leben. Er hatte viele sexuelle Beziehungen und lebte sexuell sehr ausschweifend. Nach seiner Bekehrung schwenkte er komplett um und sah jede sexuelle Aktivität als negativ und sündhaft an. Er ging sogar so weit zu sagen, dass ein Kind deshalb in Sünde geboren wird, weil es durch einen sexuellen Akt gezeugt wurde.
Von solchen Gedankengebäuden stammen viele falsche Vorstellungen, nur damit man das einmal gehört hat.
Die Bibel lehrt genau das Gegenteil: Sex ist ein Geschenk Gottes, das er uns gegeben und geboten hat, um Kinder zu zeugen. Er segnet dies.
Die frühen Kirchenväter, die allgemein extrem gegen Sex waren, wussten aber auch: Wenn es gar keinen Sex gibt, gibt es keine Kinder mehr. Das wäre schlecht für die Menschheit. Deshalb kamen sie zu dem Schluss, dass Sex nur dann erlaubt sei, wenn Kinder gezeugt werden. Ansonsten sei es Sünde.
Ein weiterer berühmter Vertreter in der Kirchengeschichte war Hieronymus, ein Zeitgenosse Augustinus’. Er übersetzte die Bibel vom Griechischen ins Lateinische – die sogenannte Vulgata. Dies geschah 382 im Auftrag von Papst Amasius I. Bis vor etwa 50 Jahren war Latein die Sprache der katholischen Kirche.
Hieronymus schrieb auch Kommentare zur Bibel, die bis heute gelesen werden. Er schrieb zum Beispiel, dass jeder Mann, der leidenschaftlichen Sex mit seiner eigenen Frau hat, ein Ehebrecher sei – so extrem waren die Ansichten damals.
Später einigten sich die Kirchenväter auf bestimmte Regeln, wann Sex für christliche Ehepaare erlaubt ist und wann nicht. Das ist fast schon witzig, wenn es nicht so traurig wäre.
Ich lese einige dieser Regeln vor: Sex war verboten an Donnerstagen, weil an diesem Tag Christus verhaftet wurde. An Freitagen war es verboten, weil es der Tag seiner Kreuzigung ist. Samstags war Sex verboten zur Ehre der Jungfrau Maria. Sonntags war es verboten zur Ehre der verstorbenen Heiligen. Montags und dienstags war Sex erlaubt, und mittwochs war er meistens einem bestimmten Heiligen gewidmet.
Aber das war noch nicht alles. Ehepaare mussten sich auch während der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten enthalten – und auch während der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern und Pfingsten. Zwischen diesen Fastenzeiten lagen nur zehn Tage.
Zusätzlich waren an sechs anderen Tagen Sexverbote erlassen. Schätzungsweise blieben Ehepaaren also nur etwa 44 Tage im Jahr, an denen sie legitim Sex haben durften.
Das ist keine Erfindung, sondern historische Tatsache, die man in der Kirchengeschichte nachlesen kann. Vielleicht war das ein effektives Verhütungsmittel.
Aber das erklärt auch, warum die Kirche über Jahrhunderte ein so falsches Bild von Sex vermittelt hat und warum Sex und Kirche heute oft ein Problem sind.
Man könnte sagen, das Sexproblem von gestern zum Pfarrer zu bringen, ist nicht der erste Gedanke. Warum nicht? Dabei sollte es so sein, denn Gott ist der Erfinder von Sex.
Doch durch diese geschichtliche Entwicklung hat sich die Kirche in diesem wichtigen Thema nicht gut etabliert. Dabei betrifft es jeden Menschen, ohne Ausnahme.
Die Bibel spricht zuerst einmal nur positiv über Sex: Es ist ein Geschenk Gottes.
Es steht sogar in der Bibel, dass es eine heilige Pflicht ist, mit seiner Frau Sex zu haben. Im 1. Korinther 7,3-4 schreibt der Apostel Paulus:
„Der Mann leistet der Frau die eheliche Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann. Die Frau verfügt nicht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso verfügt auch der Mann nicht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau.“
Das ist eine alte Übersetzung. Wenn da steht, „er leiste ihr die Pflicht“, klingt das etwas wie eine Verpflichtung oder ein Pflichtgegenstand in der Ehe. Das hört sich so an, als ob Sex eine Pflicht wäre, die man erfüllen muss.
Aber man muss das im Zusammenhang mit Vers 4 sehen. Dort sagt Paulus, dass weder die Frau noch der Mann über sich selbst verfügen, sondern jeweils über den anderen.
Das bedeutet: Wenn Mann und Frau heiraten, ist die Ehe eine gegenseitige, freiwillige Unterordnung gegenüber dem Partner. Man sagt: Ich gehöre dir, du gehörst mir. Wir gehören zusammen und sind nun eins geworden.
Darum sagt die Bibel auch, dass man Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen soll.
Daraus lernen wir einige Dinge, zum Beispiel, dass Sex vor der Ehe eigentlich nicht Gottes Wille ist. Erst soll man Eltern verlassen, dann der Frau anhangen und eins werden.
Sex ist viel mehr als nur körperliche Vereinigung. Das kann man auch mit einer Prostituierten haben. Sex ist die Vereinigung von zwei Menschen, die sich gegenseitig ein Versprechen gegeben haben, nämlich sich freiwillig unterzuordnen.
Das ist in Römer 7,3-4 beschrieben.
Sex ist also Gottes Hochzeitsgeschenk an ein verheiratetes Paar. Es ist das Beste, wenn man es nicht vermasselt.
Bei einer wilden Ehe, was heute in der Gesellschaft relativ normal ist, sind die Dinge anders. Ich will das nicht verurteilen, sondern nur zeigen, dass es anders ist. Ich habe es selbst auch nicht getan, leider. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich es aus verschiedenen Gründen sicher auch nicht tun.
In einer wilden Ehe, in der man einfach zusammenbleibt, sind die Dinge anders. Jeder bleibt Herr seines eigenen Lebens. Es gibt keine gegenseitige Unterordnung. Es gibt in der Regel kein Verlassen der Eltern und kein Anhängen an den Partner, sondern man bleibt zusammen, solange es gut geht.
Darum ist es nicht dasselbe, ob man nur zusammenlebt.
Man sagt zwar, „wir lieben uns“, aber es fehlt das gegenseitige, freiwillige Unterordnen und das Einswerden vor Gott und vor Menschen.
Zweitens lernt man: Sex außerhalb der Ehe ist ebenfalls nicht Gottes Wille.
Sex ist für einen Mann und eine Frau gedacht, die verheiratet sind.
Ehebruch ist auch wichtig zu verstehen: Ehebruch ist nicht nur ein Grund zur Scheidung, Ehebruch ist bereits die Scheidung.
Denn indem du dich mit einem anderen Menschen vereinigst und der sexuelle Akt die Bestätigung einer Ehe ist, ist dieser Akt in sich selbst bereits die Scheidung.
Gott sagt also: Sex ist etwas Besonderes, Heiliges und Schönes. Vermasselt es nicht.
Was mich heute schon ein bisschen aufregt, ist, wie billig Sex heute verkauft wird. Er ist nichts mehr wert. Es wird so billig verkauft, als ob es etwas wäre, das man einfach so tut und das nicht viel bedeutet.
Das stimmt aber nicht, und das wissen wir auch.
Sex als Ausdruck von Lust
Kommen wir zum zweiten Punkt, nämlich zur Zahl sechs als Ausdruck von Lust. Dafür gehen wir zurück zu Matthäus 5,28, wo Jesus sagt: „Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr in seinem Herzen begangen hat.“
Jetzt müssen wir einmal definieren, was „Begierde“ bedeutet. Denn viele denken, das klingt im Zusammenhang mit der Ehe nicht gut. Doch Lust und Begierde sind nicht dasselbe wie sexuelles Verlangen.
Wir alle haben sexuelles Verlangen – außer man ist krank. Wenn man gesund ist, hat man sexuelles Verlangen. Ich habe jemanden getroffen, der sagte, er habe sexuelles Verlangen gehabt und deswegen ein schlechtes Gewissen. Jeden Tag hat er gebetet: „Herr, nimm dieses sexuelle Verlangen von mir weg.“ Und wisst ihr was? Gott hat es ihm genommen. Er ist ein armer Kerl – und seine Frau erst recht.
Sexuelles Verlangen ist von Gott gegeben. Es ist eine Katastrophe, wenn man es wegredet oder kleinredet. Wenn sich zwei junge Menschen verlieben, dann geschieht das auch wegen des sexuellen Verlangens. Das ist völlig normal, so hat Gott uns geschaffen. Wäre es anders, wären sie nicht verliebt.
Aber Lust ist etwas anderes als sexuelles Verlangen. Was ist der Unterschied? Lust ist darauf bedacht, die eigene Begierde zu stillen. Begehren – das ist das Wort. Ich benutze oder missbrauche die andere Person, um einfach mein Begehren, meine Begierde zu befriedigen.
Darum ist Lust nicht Liebe, sondern das Gegenteil von Liebe.
Es gibt eine Geschichte im Alten Testament, die das sehr deutlich beschreibt. Es ist eine traurige Geschichte, aber sie zeigt den Unterschied klar auf. Sie steht in 2. Samuel 13. Dort geht es um einen Sohn Davids, Amnon, der eine Halbschwester hatte. Sie hatten den gleichen Vater, aber unterschiedliche Mütter.
Amnon verliebte sich in seine Halbschwester. Doch er wusste: „Das ist meine Schwester, mit der wir keinesfalls ins Bett gehen dürfen.“ Dann gab ihm ein Freund, wahrscheinlich kein guter Freund, einen Ratschlag. Er sagte: „Du bist der Königssohn. Geh in dein Zimmer, tu so, als wärst du krank. Dann wird dein Vater zu dir kommen. Du sagst ihm: ‚Bitte, lass meine Halbschwester zu mir kommen, damit sie mir in meiner Krankheit etwas zu essen macht und mich pflegt.‘“
David, der Vater, stimmte dem zu. Die Halbschwester kam zu Amnon. In 2. Samuel 13,11 lesen wir: „Als sie ihm etwas zu essen reichte, packte er sie und sagte zu ihr: ‚Komm, liege bei mir, meine Schwester!‘ Sie aber antwortete: ‚Nein, mein Bruder, tu mir keine Gewalt an! So handelt man nicht in Israel. Tu diese Schandtat nicht! Wohin sollte ich meine Schmach tragen? Du aber würdest sein wie einer der Schandtäter in Israel.‘“
Vers 14: „Er wollte nicht auf ihre Stimme hören, überwältigte sie, vergewaltigte sie und lag bei ihr.“
Interessant ist der nächste Vers: „Danach aber hasste Amnon sie mit sehr großem Hass. Der Hass, mit dem er sie hasste, war größer als die Liebe, mit der er sie zuvor geliebt hatte. Amnon sagte zu ihr: ‚Steh auf und geh weg!‘“
Das hat mit Liebe nichts zu tun. Obwohl das Wort „Liebe“ verwendet wird, war es keine Liebe. Nachdem seine Lust befriedigt war, sagte er: „Jetzt kannst du wieder gehen.“ Das war nie Liebe, sondern nur Lust.
Lust ist immer destruktiv. Sie wird dir nie Zufriedenheit schenken. Lust schaut nur darauf, wie ich befriedigt werde. Es geht nicht um die Wünsche des anderen.
Liebe hingegen schaut darauf, dass der Partner glücklich ist – auch im sexuellen Akt.
Wenn Jesus sagt: „Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren“, dann geht es um die Lust, mit der Frau ins Bett zu gehen. Lust fragt nicht, ob sie verheiratet ist oder nicht. Das ist ihr egal, Hauptsache, ich bekomme, was ich will.
Liebe fragt dagegen: „Ist sie verheiratet? Zerstöre ich etwas?“
Lust fragt nicht danach. Lust will nur Befriedigung. Es ist ihr egal, ob es zum Glück der anderen Person dient oder nicht. Hauptsache, ich schlafe mit ihr.
Das ist Lust. Und wenn Jesus hier sagt, „wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren“, dann ist genau diese Lust gemeint, diese Begierde.
Umgang mit Lust und Versuchung
Die nächste Frage lautet: Was können wir tun, um dieser Lust zu widerstehen? Wir sind ja alle normale Menschen, und jeder von uns hat mehr oder weniger schon einmal erlebt, dass man etwas tut, ohne wirklich zu bedenken, ob es für einen selbst oder für den anderen gut ist, ob es glücklich macht oder etwas zerstört.
Nun stellt sich die Frage: Wie geht man mit Lust um? Jesus beschreibt das sehr deutlich, auch wenn es hart klingt. In Vers 29 sagt er: „Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt – und hier geht es alles um Lust –, so reiß es aus und wirf es von dir. Denn es ist dir besser, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Denn es ist dir besser, dass eines deiner Glieder umkommt, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.“
Worum geht es hier? Es geht um Ehebruch, um Lust und Begierde. Jesus spricht zwei Sinne an: das Auge, also den Sehsinn, und die Hand, den Tastsinn. Was sind die zwei Dinge, die uns zur sexuellen Sünde verführen? Das Auge und das Berühren. Was Jesus da sagt, bedeutet nicht, dass man tatsächlich das Auge ausreißen oder die Hand abhacken soll. Ich erkläre gleich, warum das nichts mit wörtlichem Körperverlust zu tun hat.
Es geht darum, dass wir unsere Sinne kontrollieren. Es gibt gesellschaftliche und auch religiöse Gruppen, in denen solche Praktiken tatsächlich durchgeführt werden. In manchen Ländern werden zum Beispiel Dieben die Hand abgehackt. Aber ich möchte sagen: Ich bin froh, dass wir diese Praxis nicht haben, denn sie ist nicht hilfreich. Wenn du einem Dieb die rechte Hand abhackst, hast du danach einen linkshändigen Dieb. Die Hand abzuhacken ändert das Herz nicht.
Darum sagt Jesus in Matthäus 15, Vers 19 ganz klar: „Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken hervor, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis usw.“ Das heißt, Jesus sagt, das Problem liegt im Herzen. Nur die Hand abzuhacken macht noch keinen ehrlichen Menschen, nur das Auge auszureißen macht keinen reinen Menschen. Es geht um das Herz.
Deshalb geht es nicht darum, Körperteile zu entfernen, sondern darum, unsere Triebe unter die Kontrolle der Wahrheit zu bringen. Interessant ist, dass Jesus in Matthäus 18 noch den Fuß hinzufügt. Dort heißt es in Vers 8: „Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anlass zur Sünde gibt, so hau ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist besser für dich, lahm oder als Krüppel ins Leben zu gehen, als mit zwei Händen oder zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn dein Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir.“
Hier sind also die Hand, der Fuß und das Auge gemeint. Die Hand bestimmt, was du tust, der Fuß, wohin du gehst, und das Auge, worauf du schaust. Jesus sagt: Kontrolliere diese Bereiche!
Früher, heute hat sich das leider geändert – und ich finde das schade, weil es für viele ein Problem geworden ist –, gab es keine so leichte Verfügbarkeit von Pornografie wie heute im Internet. Früher ging man vielleicht in einen Sexfilm im Kino. Wenn du durch die Stadt gingst und Sexwerbung gesehen hast, war das nicht deine Schuld, wenn vielleicht Begierde entstand. Aber deine Schuld ist es, wenn du dir dann ein Ticket kaufst und den Film anschaust.
Das heißt, wenn du mit etwas konfrontiert wirst, das dir nicht guttun wird, dann lernst du, das zu vermeiden. Ich will mich nicht selbst fertig machen, aber es geht darum, diesen Bereich zu kontrollieren.
Martin Luther hat das schön gesagt: Wenn ein Vogel um dein Haus fliegt und auf deinem Kopf landet, ist das nicht deine Schuld. Aber es ist deine Schuld, wenn du ihm ein Nest baust. Das heißt, wir sollten lernen, unsere Sinne zu kontrollieren.
Wenn du Probleme mit Lust und Begierde hast, weißt du, was das Wichtigste ist? Darüber zu reden. Das Schlimmste ist, wenn man mit niemandem darüber spricht. Die Dinge, die dich belasten und über die du nicht redest, sind oft genau die Bereiche, in denen du in Sünde fällst. Das bewahrheitet sich in den meisten Fällen.
Übrigens: Das wichtigste Sexualorgan ist dein Kopf, dein Gehirn. Dort steuerst du, was du sexuell tust oder nicht tust. Was deine Gedanken füllen, bestimmt dein Verhalten.
Ein Freund von mir, Charles Price, war ein junger Mann Mitte zwanzig und hatte große Probleme mit Sexualität. Er wurde Christ und nahm Jesus Christus an. Dann kam er zu mir und sagte: „Ich bin zwar Christ geworden, aber weißt du, das mit der Sexualität und der Lust beschäftigt mich noch sehr.“ Ich fragte ihn, ob er vielleicht sein Playboy-Abo kündigen sollte. Er sagte: „Das könnte hilfreich sein.“ Wenn du dich ständig mit solchen Dingen beschäftigst, kannst du nicht erwarten, dass du deine Gedanken davon befreien kannst. Das ist wie ein Feuer, das man löschen will, aber ständig Benzin draufschüttet. Du wirst es nicht löschen.
Darum ist es wichtig, womit wir unsere Gedanken füttern. Das ist leider das Problem mit Internetpornografie, die so leicht zugänglich ist. Früher gab es das nur im Erwachsenenbereich an der Tankstelle, heute klickt man einfach auf den Computer und ist sofort dabei. Das ist faszinierend und traurig zugleich.
Im Jahr 2010 wurden in Nordamerika, also USA und Kanada, 57 Milliarden US-Dollar für Pornografie ausgegeben. Jede Umfrage zeigt, dass auch in Kirchen jeder vierte Mann, der sich Christ nennt, mit Pornografie kämpft. Angeblich haben 47 Prozent aller christlichen Haushalte Probleme damit.
Viele Teenager wissen das nicht, und ältere Menschen sind oft schockiert, wenn sie davon hören. Es ist wichtig zu sagen, dass es völliger Unsinn ist, zu behaupten, ein bisschen Pornografie sei gut für das Sexualleben. Das Gegenteil ist der Fall. In der Fantasiewelt tut die Frau, was du willst, so oft du willst, ohne Widerworte oder Regeln. Das ist unrealistisch. Im echten Leben sieht es ganz anders aus.
Auf unseren Freizeiten im Winter und Sommer kommen viele junge Leute. Einige sagen, wenn es weh tut, hören sie bald auf. Andere gehen weiter. Interessanterweise sind diejenigen, die bei Schmerz aufhören, oft auch in anderen Lebensbereichen unkontrolliert. Die, die durchhalten, haben Disziplin gelernt und kommen besser zurecht.
Die Versuchung funktioniert so: Du schaust etwas an und denkst, „Ich bleibe stark, ich bin ein Mann.“ Dann siehst du etwas, das ein bisschen Spaß macht. Dein Gewissen sagt, es ist falsch. Du hörst aber, dass andere Christen es auch tun, und denkst, es sei nicht so schlimm. Dein innerer Widerstand schwindet, und du fängst an, darüber nachzudenken. So funktioniert Versuchung.
Die Bibel nennt den Versucher Satan, der uns zu Fall bringen will. Das geht uns allen so, niemand ist ausgenommen. Auch der Apostel Paulus kämpfte damit. Darum sagt er in 1. Korinther 9,27: „Ich schlage meinen Körper und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.“ Das heißt nicht, dass Paulus Masochist war, sondern dass er sich disziplinierte. Sonst würde er anderen die Wahrheit lehren und selbst ein undiszipliniertes Leben führen.
Ein Vers, den ich sehr mag, ist Sprüche 16,32: „Besser ein geduldiger Mensch als ein Held, und besser, wer seinen Geist beherrscht, als wer Städte erobert.“ Wenn du deinen Geist beherrschen kannst, bist du besser dran als jemand, der eine Stadt einnimmt.
Auch Sprüche 25,28 gefällt mir: „Eine Stadt, deren Mauern niedergerissen sind, ist wie ein Mann ohne Selbstbeherrschung.“ Ein Mensch ohne Selbstbeherrschung leistet keinen Widerstand, wenn Versuchung kommt. Die Konsequenzen sind meist fatal.
Leider wird heute oft das Gegenteil propagiert. Ich weiß nicht, ob Sie fernsehen, ich tue es selten. Aber ich habe bemerkt, dass Männer oft als halbtrottelige Figuren dargestellt werden, die nur an Sex denken. Das ist eine Katastrophe und spiegelt den Zeitgeist wider.
Ein Spruch, den ich sehr schätze, lautet: Unser Körper ist ein wunderbarer Diener, aber ein furchtbarer Herrscher. Es ist gut, dem Körper ab und zu zu sagen, wer der Boss ist. Zum Beispiel: „Heute fordere ich dich nicht heraus, du überlebst das.“ Oder: „Sei stark, steh früh auf, ich bin der Boss.“ Oder: „Lauf weiter, auch wenn es weh tut.“ Das ist gesund, weil man so lernt, wer Herr und wer Diener ist.
Traurig wird es, wenn der Körper unser Verhalten bestimmt. Dann geben wir jedem Unsinn nach und ruinieren unser Leben. Das klingt witzig, ist aber harte Disziplin. Es ist wahrscheinlich der härteste Kampf im Leben, täglich „Nein“ zu sagen und mit Begierde und Lust umzugehen.
Es gibt viele Bereiche, die Gott uns zum Genießen gegeben hat, aber die wir diszipliniert nutzen müssen. Essen zum Beispiel ist eine schöne Sache. Die meisten von uns essen gern etwas Gutes, das auch das Auge erfreut. Essen ist eine Gabe Gottes, aber ohne Disziplin wird man krank, dick und ungesund.
Gleiches gilt für Alkohol. Ein Glas Bier oder Wein ist in Ordnung, aber ohne Selbstdisziplin kann es dich und dein Umfeld zerstören. Sex ist ebenfalls ein Geschenk Gottes, das wir genießen dürfen und das auch der Fortpflanzung dient. Wenn wir Sex nur aus Lust betreiben, führt das zu Schmerz und Leid.
Deshalb ist es so wichtig, was Jesus über unser Sexualverhalten sagt. Ich möchte ermutigen: Wenn du Probleme mit deinem Sexualleben oder deiner Lust hast und nicht zurechtkommst, rede mit jemandem, dem du vertraust. Du kannst auch zu mir kommen, wenn du möchtest. Es ist so wichtig.
Wenn du Probleme mit Pornografie im Internet hast, besorge dir ein Programm, das den Zugang blockiert. Es gibt solche Programme, und du musst rigoros durchgreifen. Ermutigend ist, dass neue Gewohnheiten, die man sechs Wochen lang einübt, eher zum Alltag werden. Sechs Wochen Disziplin können vieles verändern.
Jesus sagt auch, was geschieht, wenn wir uns nicht disziplinieren. Er sagt: „Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser, dass eines deiner Glieder umkommt, als dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“ Bedeutet das, dass Christen, die es nicht schaffen, ihre Lust zu kontrollieren, in die Hölle kommen? Natürlich nicht. Das widerspricht dem Evangelium.
Man muss solche Verse immer im Zusammenhang lesen. Jesus spricht hier über Lust und sexuelle Sünde und warnt vor ewigen Konsequenzen, wenn man nicht lernt, damit umzugehen. Es geht um die Gemeinschaft mit Christus, für die wir gerettet sind. Es geht nicht darum, einfach Himmel oder Hölle zuzuordnen.
Ich glaube an Himmel und Hölle, aber diese Verse kann man nicht isoliert dafür verwenden. Es ist wichtig, offen über solche Probleme zu reden. Viele, die zu mir kommen, merken allein durch das Gespräch schon Fortschritte.
Das gilt für viele Süchte: Man muss lernen, ehrlich zu sein und darüber zu sprechen. Wenn man das tut, schafft man einen sicheren Ort. Diese Themen sind ernst und sollten ernst genommen werden, denn sie können Leben aufbauen oder zerstören – dein Leben und das der Menschen, die du liebst.
Wenn du merkst, dass du ein echtes Problem hast, dann such dir Hilfe. Es gibt immer einen Weg hinaus.
Abschlussgebet
Ich bete noch kurz:
Lieber Vater, Du weißt Bescheid, Du kennst uns genau. Herr, wir müssen Dir nichts vormachen. Deshalb dürfen wir ehrlich zu Dir sein. Wir dürfen Dir sagen, wo wir mit Lust und Begierden zu kämpfen haben. Wir dürfen Dir auch sagen, wo wir Probleme haben, und dürfen von Dir Hilfe erwarten.
Danke, Herr Vater, für die Brüder und Schwestern, die Du uns an die Seite gestellt hast. In ihnen wohnst Du und durch sie redest Du zu uns. So wollen wir auch Geschwister aufsuchen, mit ihnen reden, ehrlich sein und Hilfe empfangen.
Ich bete, dass wir immer wieder den Mut haben, in verschiedenen Bereichen unseres Lebens ehrlich zu sein. Ich wünsche mir, dass das Wirklichkeit wird und nicht nur ein Thema bleibt, über das man spricht.
Das bete ich in Jesu Namen. Amen.
