
Guten Morgen, auch von meiner Seite. Schön, dass wir zusammenkommen dürfen.
Christliche Himmelfahrt ist ein weiterer christlicher Feiertag. An diesem Tag kehrte Jesus in den Himmel zurück. Das feiern wir heute, wie wir auch in der Textlesung gehört haben. Aber welche Bedeutung hat dieser Tag? Das ist die Frage, mit der wir uns beschäftigen wollen. Warum lohnt es sich, über seine Bedeutung nachzudenken?
Weihnachten ist ja klar: Da ist Jesus, der ewige Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Gott ist uns nahe gekommen. Das zeigt uns, wie gnädig er ist und auch, wie er seine wunderbaren Verheißungen hält. Das ist Weihnachten.
Karfreitag und Ostern sind ebenfalls klar. Sie erinnern uns daran, dass Jesus das Opfer für unsere Sünden geworden ist und dass er siegreich den Tod überwunden hat, um uns Hoffnung auf das ewige Leben zu geben.
Aber was machen wir mit Himmelfahrt? Ist es einfach eine Erinnerung? Ist es eigentlich nicht eher entmutigend? Letztlich ist Jesus ja weggegangen, verlassen – also quasi das Gegenteil von Weihnachten. Wenn Weihnachten große Freude ist, ist Himmelfahrt dann vielleicht große Trauer? Nein, ist es nicht.
Wir haben bei Himmelfahrt ganz viel zu feiern. In Hebräer 10,12-13 – das ist nicht die Stelle, die wir uns heute anschauen, aber ich lese sie kurz vor: Jesus hat ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht, das ewig gilt, und hat sich zu Rechten Gottes gesetzt. Er wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel unter seine Füße gelegt werden.
Christi Himmelfahrt soll uns daran erinnern, dass Jesus jetzt eine Stelle der Autorität und Macht innehat. Gott ist durch Jesus und für Jesus aktiv, alles seinem Sohn untertan zu machen. Christi Himmelfahrt macht uns bewusst, dass Jesus in der Welt weiter aktiv ist und vollendet, was er angefangen hat.
Diese Perspektive soll uns ermutigen, uns für ihn einzusetzen, denn unser Dienst dem Herrn ist nicht vergeblich. Jesus ist gerade dabei, sein Werk in dieser Welt zu vollenden.
Darüber wollen wir heute anhand von Psalm 110 nachdenken. Das ist die Predigtstelle heute, Psalm 110. Während ihr das aufschlagt, ein paar interessante Informationen zu Psalm 110: Es ist eine der meistzitierten alttestamentlichen Stellen im Neuen Testament – wenn nicht die meistzitierte. Es könnte sogar sein, dass es die meistzitierte Stelle ist.
In vielen Fällen ist die Verbindung zur Himmelfahrt, zur christlichen Himmelfahrt, ganz klar. Im Neuen Testament, wo Psalm 110 zitiert wird, wird diese Verbindung deutlich gemacht. Eine dieser Stellen haben wir schon gehört: Hebräer 10.
Lasst uns also über diesen Psalm nachdenken und schauen, was wir über Christi Himmelfahrt da lernen können.
Psalm 110, das ist auf Seite 609 in dieser Bibel, die vor euch liegt. Ein Psalm Davids:
Der Herr sprach zu meinem Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten,
bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache.
Der Herr wird das Zepter deiner Macht ausstrecken aus Zion,
herrsche mitten unter deinen Feinden.
Wenn du dein Heer aufbietest,
wird dir dein Volk willig folgen in heiligem Schmuck.
Deine Söhne werden dir geboren wie der Tau aus der Morgenröte.
Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen:
Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks.
Der Herr zu deinen Rechten wird zerschmettern die Könige am Tage seines Zorns.
Er wird richten unter den Heiden, viele erschlagen
und Häupter zerschmettern auf weitem Gefilde.
Er wird trinken vom Bach auf dem Wege,
darum wird er das Haupt emporheben.
Ich bete, Vater, wir beten, dass du uns hilfst, dein Wort zu verstehen.
Hilf mir bei der Verkündigung und hilf uns allen beim Zuhören und Aufnehmen.
Amen.
Königs – darum geht es in diesem Psalm, nämlich um die Einsetzung eines Priesterkönigs. Die ersten Zuhörer dieses Psalms hätten viele Fragen gehabt, als er zum ersten Mal für das Volk vorgelesen wurde. Doch eines hätten sie erkannt: Es geht hier um eine Messiasfigur. Messias bedeutet „der Gesalbte“. Hier sind zwei Ämter gemeint, die beide ein Salbungsamt darstellen – ein Priester und ein König. Offensichtlich ist hier eine Messiasfigur beschrieben.
Es geht um einen König. In Vers 2 erfahren wir, dass er ein Zepter hat. Das zeigt eindeutig, dass es um einen König geht. Zu der Zeit, als David lebte, hatte er diesen Psalm geschrieben. Die Menschen dachten entweder, David schreibt über sich selbst oder über einen zukünftigen König, der noch kommen sollte – einen Sohn Davids.
Sehr wahrscheinlich hat David nicht über sich selbst geschrieben, denn Jesus sagt später selbst, dass David nicht über sich selbst schreibt. David nennt diesen König „seinen Herrn“ mit den Worten: „Der Herr sprach zu meinem Herrn“. Das heißt, es soll tatsächlich jemand nach David kommen. Diese Erwartung gab es, und dieser kommende König wird größer sein als David. David nennt ihn ja letztlich seinen eigenen Herrn.
Dieser König wird zugleich Priester sein, also das andere große Amt in Israel. Das ist an sich interessant, denn ein guter Israelit wusste, dass das eigentlich nicht möglich ist. Ein König kann nicht Priester sein, und ein Priester kann nicht König sein. Die beiden Ämter stammen aus unterschiedlichen Stämmen: Die Könige kamen aus dem Stamm Juda, die Priester aus dem Stamm Levi. Aber in diesem Fall ist es anders.
Gott setzt hier jemanden ein, der sowohl König als auch Priester sein wird. Er wird zu Rechten Gottes eingesetzt, wie wir in Vers 1 sehen. Die rechte Hand oder rechte Seite – diesen Begriff kennen wir. Wir kennen zum Beispiel das Spiel „Mein rechter, rechter Platz ist frei, dann kommt jemand und sitzt“. Darüber hinaus sprechen wir manchmal von Menschen, die wir besonders schätzen oder die uns besonders wichtig sind, als „rechte Hand“. Wenn wir zum Beispiel vom Kanzlers rechten Hand sprechen, meinen wir jemanden, der sehr wichtig ist, vielleicht sogar die zweitwichtigste Person in der Regierung.
Das bedeutet auch, dass diese Person im Namen des Kanzlers und mit seiner Macht handeln darf. Es ist eine Position voller Ehre, Würde, Macht und Autorität. Genau das erlebt hier der Mann, den David seinen Herrn oder seinen Meister nennt. Diese Person wird so groß und wichtig sein, dass er für Gott, den Herrn, handeln kann. Er ist der höchste König unter Gott.
In Vers 3 heißt es, ihm gehört ein heiliges Volk, das ihm gerne folgt. Zu dieser Zeit hätten die Menschen das als die Nation Israel verstanden – das heilige Volk Gottes. Später werden wir darauf zurückkommen. Sein Reich beginnt in Israel, ist aber nicht darauf beschränkt. Es ist weitreichend, wie wir in Vers 2 sehen.
Sein Zepter, das Zeichen seiner Autorität und seiner königlichen Macht, soll aus Zion ausgehen. Es beginnt in Zion und reicht immer weiter hinaus. Genau übersetzt könnte man sagen, dass der Herr sein Zepter aussenden oder hinaustragen wird. Es wird über Zion hinausreichen.
Das bedeutet, er wird nicht nur Richter in Israel sein, sondern auch unter den Völkern. Genau das wird auch in Vers 6 deutlich: Viele Völker auf der ganzen Erde werden durch sein Richteramt reich werden.
Ich vermute, dass sich die meisten von euch die Krönung von Charles III. nicht angeschaut haben. Ich als guter Brite habe das auf jeden Fall getan.
Bei der Krönung waren viele Staatsoberhäupter anwesend. Unter ihnen waren Frank-Walter Steinmeier, Emmanuel Macron, Ursula von der Leyen und viele andere. Viele Nationen wurden vertreten. Aber wisst ihr, was nicht passiert ist? Keine dieser Staatsoberhäupter erkannte Charles III. als seinen oder ihren König an.
Das Zepter von Charles III. beschränkt sich auf Großbritannien und einige Commonwealth-Nationen. Immerhin gab es in der Geschichte immer wieder große Könige, die über viele Nationen geherrscht haben. Kyros, einer der größten aller Zeiten, war König in Persien und beherrschte viele Länder. Den Kaiser von Rom kennen wir aus der Geschichte, ebenso Karl den Großen, einen großen König in Europa.
Aber keiner dieser Könige war dauerhaft an seiner Stelle und über alle Völker gesetzt. Das ist bei diesem Zepter, das von Gott eingesetzten König, anders. Dieses Zepter reicht wirklich bis in alle Länder. Das ist der König, der hier eingesetzt wird, und dieser wird gleichzeitig auch als Priester eingesetzt. Das wird in den Versen sehr deutlich. Er ist deshalb ganz besonders.
Ich habe schon eingangs gesagt, dass das eigentlich in Israel nicht üblich war. Später, in Israels Geschichte, also einige Generationen später, kommt ein König, ein Sohn Davids, der tatsächlich versucht, ein bisschen wie ein Priester zu handeln. Das ist König Usija, und Gott bestraft ihn dafür. Das geht eigentlich nicht.
Nichtsdestotrotz gibt es interessanterweise Bibelstellen, in denen David zumindest teilweise und ansatzweise als Priester für das Volk aufzutreten scheint. Er fungiert also als Prototyp eines zukünftigen Königs, der auch als Priester auftreten soll. Die Priesterschaft dieses Königs, der kommen soll, ist auch aus einem anderen Grund interessant: Er wird nicht nach der Ordnung Levis sein. Er stammt also nicht aus dem Stamm Levi.
Was lesen wir stattdessen? Seine Priesterschaft ist nach der Ordnung Melchisedeks. Nun, wer ist Melchisedek? Er ist tatsächlich ein mysteriöser Mann. Die Bibel sagt das auch. Wir wissen nicht, wo er herkommt und wohin er gegangen ist. In Hebräer wird über Melchisedek gesprochen. Alles, was wir wissen, lesen wir in 1. Mose 14.
Er taucht aus dem Nichts auf, nachdem der Erzvater Abraham von einem Krieg zurückkehrt. Dort lesen wir, dass Melchisedek zum einen König von Salem ist und zum anderen Priester des höchsten Gottes. Also auch ein Priesterkönig. Melchisedek war ein Priesterkönig.
Damals wurde Abraham von Melchisedek gesegnet, und Abraham gab ihm den Zehnten von allem, was er hatte. Damit zeigte Abraham, dass er ihm unterlegen ist und sich ihm unterordnet. Melchisedek war größer als Abraham.
Das bedeutet, dass dieser neue Priesterkönig mehr Ehre bekommen soll – nicht nur als David, sondern weil er größer ist als Davids Vater Abraham. Er steht auch über den levitischen Priestern. Seine Priesterschaft soll nicht nur größer sein, sondern auch eine ewige Priesterschaft.
Er wird sein Volk immer vor Gott vertreten, und zwar gerecht und gut. Denn es soll eine bessere Priesterschaft sein als die immer korrumpiertere levitische Priesterschaft zu jener Zeit.
Für das Volk Israel damals klang das natürlich großartig. Nicht nur hätten sie es begrüßt, einen König zu haben, der überall großen Respekt genoss, sondern auch einen König, der sicherstellt, dass sie mit Gott in Reinheit sind und es auch bleiben. Das war natürlich sehr willkommen.
Während wir damals in Israel waren, hätten wir uns ganz sicher mit dem Rest des Volkes so einen König gewünscht. David war ein Prototyp davon. Er hat auch Feinde bezwungen, aber das war nicht dauerhaft. Die größten Krisen für David kamen sogar von innen Israel.
Wir lesen in den Samuelbüchern von zwei Aufständen gegen ihn, die ihn fast das Königtum kosteten. Einer davon wurde von seinem eigenen Sohn angeführt. In Bezug auf die Priesterschaft war David ebenfalls eine Art Prototyp. Obwohl er kein Priester im engeren Sinn war, tat er durchaus priesterliche Dinge.
Er setzte sich für den Gottesdienst in Israel ein, tat viel, ordnete den Tempeldienst und förderte ihn. Was die Gottesfurcht betrifft, war er einer der Besten in Israel – ein Mann nach Gottes Herz. Doch er hat sich auch sehr schwer versündigt, zum Beispiel im Fall von Uriah und Bathseba.
Nicht nur das: Gegen Ende seines Lebens veranlasste er aus Hochmut eine Volkszählung, die Gottes Gericht über ganz Israel brachte. Tausende, Zehntausende Menschen wurden deswegen von Gott gerichtet – wegen seiner Sünde. Ein Priesterkönig, der so sündigt und Gottes Gericht über sein Volk bringt, lässt viel zu wünschen übrig.
Auf alle Fälle braucht es jemanden Größeren als David. Und wenn David nicht perfekt war, waren seine Nachkommen noch viel weniger. Sie waren noch schlechter unterwegs als David. David und seine Nachkommen ließen das Volk auf einen besseren König hoffen, der auch wahrer Priester sein sollte – ein mächtiger und siegreicher König sowie ein ewiger, treuer, von Sünde freier Priester.
So wartete das Volk Jahrhunderte auf den Priesterkönig, der hier beschrieben wird, bis er endlich kam: Jesus Christus. Dieser Psalm weist auf ihn hin, den ewigen Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Er lebte so, wie wir hätten leben sollen, und starb für unsere Sünden am Kreuz, damit wir Vergebung und Versöhnung mit Gott erfahren können.
Jesus ist von den Toten auferstanden, sodass auch wir Hoffnung auf ein ewiges Leben haben. Nach vierzig Tagen fuhr er in den Himmel auf, und von dort wird er wiederkommen, um sein Volk endgültig zu retten und alle zu richten, die weiterhin in Rebellion leben.
Ich möchte dich zunächst einladen, wenn du dich noch nie zu diesem Jesus als deinem Herrn und Retter bekannt hast. Er ist es, und er will das ganz persönlich für dich sein.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, sprich uns gerne an. Wir würden uns freuen, mit dir ins Gespräch zu kommen. Im Juli findet außerdem ein christlicher Entdeckerkurs statt, bei dem man mehr über Jesus erfahren kann. Sprich mich gerne nach dem Gottesdienst an, ich gebe dir dann weitere Informationen.
Viele hier kennen Jesus bereits und haben sich zu diesem Priesterkönig bekannt. Wir preisen den Herrn dafür. Es ist wirklich ein Segen, und es soll uns viel Zuversicht im Leben geben.
Zum einen herrscht Jesus Christus jetzt als König, und sein Reich wächst weiter. Weil Jesus in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten Gottes sitzt, herrscht er mit aller Macht, Autorität und Ehre schon jetzt. Sein Reich wächst. Ist uns das bewusst?
Es ist so einfach, die Neuigkeiten zu hören und die Ereignisse in der Welt zu sehen und daran zu zweifeln. Doch wenn wir genauer hinschauen – nicht nur in der Kirchengeschichte, sondern auch heute – werden wir erkennen, wie Jesus seine Gemeinde aus Menschen aller Nationen und Völker baut.
Die Pforten der Hölle haben sie nicht überwältigt und können es auch niemals tun. Viele haben es versucht. Viele haben sich in der Geschichte und auch heute für das Ende der Kirche eingesetzt. Manche waren sicher, dass sie es schaffen würden.
Der Teufel hat wirklich alles versucht, um die Kirche niederzukriegen, und er wird es weiter probieren – sei es durch Verfolgung, falsche Lehre oder Streitigkeiten. Doch die wahre Kirche Christi wächst weiter.
Das Evangelium erreicht immer noch heute neue Völker und Nationen, und das wird es weiterhin tun, bis alle Völker erreicht sind.
Habt Mut, liebe Bürger dieses Reiches! Wir gehören zu dem einzigen Reich, das nicht untergeht, sondern immer weiter wächst.
Lasst das unsere Perspektive sein!
Das ist auch eine Ermutigung für uns, weil Jesus der Hohepriester ist – nicht nur der König eines Reiches, das immer weiter wächst, sondern der Hohepriester, der sein Volk vollkommen vertritt.
Die Himmelfahrt Christi soll uns daran erinnern, dass Jesus sein Versöhnungswerk am Kreuz vollbracht hat. Wir haben eingangs gehört, dass Jesus als Hohepriester ein perfektes Opfer dargebracht hat: seinen eigenen Leib. Dieses Opfer war einmalig und gilt ein für allemal. Es muss nicht ständig wiederholt werden. Deshalb hat er sich hingesetzt. Wenn man sich hinsetzt, signalisiert das: Arbeit ist fertig, Feierabend. Diese Arbeit ist abgeschlossen, davon ruht er.
Gleichzeitig erinnert uns die Himmelfahrt Christi daran, dass Jesus jetzt eine andere Aufgabe hat. Er ist Fürsprecher beim Vater – jetzt, in diesem Moment. Er bringt kein Opfer mehr dar; das hat er bereits vollbracht. In diesem Sinne ist er aber weiterhin Hohepriester, aktiv und vertritt uns vor dem Vater. Diese Rolle dauert ewig an, denn sein Priestertum ist ewig. Er wird als Priester nie abgesetzt werden, wie es bei den Priestern im Alten Testament der Fall war.
Deshalb müssen wir Gottes Zorn oder Gericht nicht mehr fürchten. Jesus sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns als unser Fürsprecher ein. Hab Mut, lieber Christ! Du bist für immer angenommen vom Vater, weil Jesus nicht nur ein Opfer dargebracht hat, sondern auch unser Fürsprecher zur Rechten Gottes ist.
Wir kommen zurück zum Psalm und betrachten einen weiteren, einen zweiten Aspekt: die Bezwingung der Nationen durch den Priesterkönig. Dieser Punkt wird in diesem Psalm besonders hervorgehoben.
Habt ihr das bemerkt? In Vers 1 heißt es, seine Feinde werden zum Schemel seiner Füße. In Vers 2 soll er inmitten seiner Feinde herrschen. In Vers 5 heißt es, Könige und Häupter sollen vor ihm zerschmettert sein. Vers 6 bringt es nicht so gut rüber in dieser Übersetzung, aber tatsächlich spricht der Psalm davon, dass er viele erschlagen wird. Das Bild zeigt das Aufhäufen der erschlagenen Feinde, das immer größer werden soll.
Dann haben wir eine interessante Gegenüberstellung in Vers 6 und Vers 7: Während die Häupter der Nationen zerschmettert niedergehen, soll sein Haupt in Vers 7 emporgehoben werden. Häupter werden niedergehen, sein Haupt wird emporgehoben.
Der Priesterkönig, den Gott einsetzt, wird unaufhaltsam sein. Er wird unbezwingbar sein, immer gewinnen und frisch bleiben. Schaut in Vers 3, den zweiten Teil. Es ist ein schwieriger Satz im Original, der unterschiedlich übersetzt wird. Bei Luther 84, die Übersetzung, die wir hier haben, bedeutet es, dass er immer stark bleibt durch immer neue Söhne, also immer neue Nachfolger, immer neue Menschen.
Eine andere Übersetzungsweise ist, dass er selbst, also der König, jung bleibt und seine Jugend immer erneuert wird. Er wird nie alt, nie schwach, er bleibt frisch. Jeder möchte heute frisch bleiben – er bleibt frisch.
Wie dem auch sei, die Botschaft ist ganz klar: Er bleibt bestehen. Niemand wird seine Herrschaft bedrohen, niemand wird ihn überwältigen oder umstürzen. Wenn wir in der Weltgeschichte schauen, sind große Königreiche irgendwann immer wieder gefallen. Aber dieser König muss das nicht fürchten. Warum? Weil der allmächtige Gott, der Herr, das sicherstellt.
In Vers 1 heißt es noch: Der Herr, der allmächtige Gott, ist aktiv dabei, die Feinde für diesen Priesterkönig zu bezwingen. Und dann in Vers 5, nachdem der Priesterkönig den rechten Platz neben Gott eingenommen hat, wird Gott als sein rechter Arm beschrieben – als Umtausch. Das bedeutet, dass der Priesterkönig eine mächtige Waffe in seiner rechten Hand hat, nämlich Gott selbst. Damit zerschmettert er mächtige Könige.
Wenn man sich noch einmal in die Lage der Israeliten damals hineinversetzt, versteht man, welche Bedeutung diese Worte hatten. Israel war ein kleines Land mitten unter den Völkern, umgeben von Großmächten. Sie wurden immer wieder zwischen den großen Nationen hin- und hergeschoben, bedroht und oft bekämpft.
Nun sollte ein König kommen, der alle bezwingen wird. Ein König, der Sicherheit bringt und Respekt einflößt – bei allen Königen. Das hätte das Volk sehr gerne gedacht. Schließlich wollen wir alle Sicherheit und auf der Seite des Siegers stehen. Die Menschen damals waren nicht anders.
Und welche Hoffnung verspricht dieser Psalm? Genau das soll das Volk bekommen.
Außerdem schaut das Volk nicht einfach zu, während der Feind besiegt wird. Schaut in Vers 4: Das Volk nimmt teil, es darf Teil dieses Sieges sein und Teil des Kampfes, bei dem der Sieg schon sicher ist.
Wir lesen drei Dinge über dieses Volk, das seinem Priesterkönig folgt: Er meinte Vers 3, nicht Vers 4. Das Volk ist willig, es ist herrlich und ästhetisch bekleidet, und es ist heilig.
Das bedeutet, das Volk vertritt die Anliegen des Priesterkönigs und ist willig. Aber noch mehr: Dieses Volk ist selbst herrlich und selbst heilig.
Merkt ihr, dieses Volk spiegelt den Priesterkönig majestätisch und heilig wider. Es reflektiert den König. Diese Menschen sind kleine Abbilder ihres Priesterkönigs.
Der herrliche, heilige Priesterkönig führt eine Armee von herrlichen, heiligen Menschen an. Mit ihnen überwindet und bezwingt der Priesterkönig die Nationen.
So gut soll dieser Priesterkönig für sein Volk sein.
Und, ihr Lieben, genau das erfüllt sich in Jesus Christus.
Noch zwei letzte Anwendungen.
Alle Jesufeinde – also zuerst alle Jesufeinde – werden ihm untertan gemacht werden. Christi Himmelfahrt soll unseren Blick auf die Zukunft richten, und zwar auf die Zeiten, in denen Christus endgültig als sieghafter König über alle seine und unsere Feinde offenbart werden wird. Das ist eine der Funktionen von Himmelfahrt.
Ja, das machen die Engel deutlich, die plötzlich bei der Himmelfahrt erscheinen. In der Textlesung haben wir das gehört, und ich lese die zwei Verse noch einmal:
„Als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern, die sagten: ‚Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmelfahren sehen.‘“
Die Himmelfahrt soll uns daran erinnern, dass Jesus wiederkommt. Und wenn das geschieht, wird er endgültig alle Feinde vernichten, einschließlich des letzten Feindes, des Todes.
So lesen wir im ersten Korinther Kapitel 15: „Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus, also es geht um die Auferstehung, danach die, die Christus angehören, wenn er kommen wird, danach das Ende, wenn er das Reich Gott dem Vater übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt; denn er muss herrschen, bis Gott alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“
Viele Könige in der Vergangenheit haben versucht, den Tod zu überwinden. Ja, das war das Ende für alle Könige. Dieser Feind war viel zu groß für sie. Aber Jesus überwältigt den Tod – und mit ihm auch wir.
Wie denkst du über die Zukunft? Hast du Angst? Bist du verunsichert? Himmelfahrt soll uns daran erinnern, dass die Zukunft fest ist. Jesus überwindet, Jesus gewinnt – und mit ihm auch wir.
Habt also Mut, lieber Christ! Die Zukunft ist sicher, alle Feinde werden vernichtet, und wir werden mit ihm leben in Ewigkeit. Wir, die sich zu diesem Priesterkönig bekannt haben, gehören zur Siegerseite.
Und dann letztendlich gebraucht Jesus seine Gemeinde, um dieses Werk auf Erden noch zu tun, um sein Reich auszubreiten. Jesus gebraucht seine Gemeinde, um sein Reich auszubreiten.
Wir wissen, was kommt, wir wissen die Zukunft, wir wissen das Ende der Geschichte. Das soll uns ermutigen, jetzt die Arbeit zu tun, die Jesus noch in dieser Welt tut.
Nicht nur rettet Jesus sein Volk für sich, sondern er setzt es auch für die Ausbreitung dieses Reichs ein. Er befähigt es, er hat uns seinen Heiligen Geist gesandt – das haben wir auch am Anfang des Gottesdienstes gehört. Er reinigt uns, er heiligt uns, und dann folgt dieses Volk ihm willig, dieses Volk dient ihm willig, dieses Volk vertritt ihn auf der Erde.
Es ist wie der verlängerte Arm von Jesus Christus. Er wirkt durch sein Volk. Dieses Volk bringt das Evangelium zu allen Völkern. Es macht Menschen aus allen Nationen zu Jüngern. Das ist der Auftrag, den Jesus ihnen gegeben hat.
In Apostelgeschichte 1 haben wir gehört, wie sie neue Grenzen überschreiten: in Jerusalem, in Judäa, in Samaria bis ans Ende der Welt. Das ist nicht bei Apostelgeschichte geblieben. Seitdem hat das Evangelium immer neue Nationen erreicht, wie eine Armee, die durch die Nationen zieht und überwindet.
So breitet sich die Botschaft aus durch das Volk, und dieses Volk sind wir, wenn wir zu Jesus gehören.
Wir können uns durch diese Zahlen herausfordern und ermutigen lassen, quasi als unseren Marschbefehl hören. Und die Frage für uns dann ist: Ziehen wir hinaus als eine willige Armee, um Menschen für Jesus zu gewinnen? Das kann jede und jeder für sich persönlich fragen.
Eine andere Frage, die wir uns stellen können: Tun wir das im heiligen Schmuck, wie es hier auch steht? Das heißt, achten wir darauf, dass wir mit unserem Leben Licht auf Gottes und Jesu Herrlichkeit werfen?
Vieles spiegelt ihn. Das sind Sachen, die wir mitnehmen können, für uns persönlich und auch als Gemeinde. Wir sollten uns immer wieder diese Frage stellen: Erfüllen wir diese Aufgabe?
Wir können uns herausfordern und ermutigen, das immer besser zu tun, und Gott wird uns dabei helfen. Es ist eine hohe Berufung – und was für ein Privileg ist das!
Ja, lasst uns durch Christi Himmelfahrt ermutigt werden. Der Herr Jesus sitzt auf dem Platz der Autorität im Himmel. Er lenkt mit aller Macht und Weisheit das Weltgeschehen und gebraucht uns, sein Volk, um diesen Plan auszuführen.
Wir haben mit Johannes 16,7 begonnen, also dem Gottesdienst, in dem Jesus sagt, dass es gut ist, dass er weggeht. Ich hoffe, wir sehen nun, warum das so ist. Christi Himmelfahrt ist nicht das traurige Gegenteil von Weihnachten. Nein, mit Christi Himmelfahrt begann erst die Bezwingung der Nationen. Und eines Tages wird er dieses Werk vollenden.
Ich möchte mit Worten aus Offenbarung 11,15 enden: „Und dann wird sichtbar die Herrschaft über die Welt unserem Herrn und seinem Christus gehören, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Amen.
Lass uns bitten: Vater, wir danken dir so sehr für Christi Himmelfahrt. Wir danken dir, Herr, dass Jesus Christus seit zweitausend Jahren sehr aktiv in der Welt ist und dass er uns auch gebraucht zu diesem Zweck. Lass uns ermutigt sein.
Lass uns die Worte aus Psalm 110 zu unseren eigenen Worten machen, zu unserem Marschbefehl, Herr. Jesus regiert, und wir dürfen mit ihm auf diesem Weg sein, auf dem noch Nationen für das Reich Gottes gewonnen werden und das Reich immer weiter ausgebreitet wird.
Wir danken dir, Herr, dass das Ende schon feststeht, dass wir auf der Siegeseite sein dürfen und dass Jesus alles untertan sein wird. Lass es uns jeden Tag eine Ermutigung sein und unsere Perspektive auf das Geschehen dieser Welt verändern, Herr.
Wir danken dir so sehr für deinen Segen. Amen.