Einführung: Zweifel als Teil des Glaubenslebens
Okay, ja, guten Morgen allerseits, schön, bei euch zu sein. Das Thema heute ist der Umgang mit Zweifeln. Ich möchte mit einer Geschichte beginnen.
Da war ein Wecker – schon wieder einer. Heute hatte ich auch einen, der um sieben Uhr früh geläutet hat. Letztes Jahr im März war ich in Carlisle, einer Stadt ganz im Norden von England, und habe dort in einer Kirche gepredigt. Nach dem Gottesdienst kam ein Junge auf mich zu. Er wirkte etwas verzweifelt, war nicht sehr groß, eher ein kleiner Junge.
Er sagte: „Ich glaube, ich bin Christ, aber manchmal zweifle ich, ob ich es wirklich so gemeint habe. Ich weiß nicht, ob ich ein Kind Gottes bin.“ Dann fragte er: „Mr. Preacher, do you ever have these doubts?“ – also: „Prediger, hast du jemals diese Zweifel, dass du nicht weißt, ob du ein Christ bist oder nicht?“
Ich fragte ihn, wie er heißt. Er antwortete: Joshua, zwölf Jahre alt. Ein Zwölfjähriger mit solchen Gedanken! Dann fragte ich ihn: „Kannst du dich erinnern, Joshua, dass du mal Jesus in dein Leben eingeladen hast, dass du mal mit Jesus begonnen hast?“ Er sagte: „Ja, schon lange her. Aber ich habe es dreimal gemacht, weil ich mir nie sicher war.“
Daraufhin sagte ich: „Weißt du was, Joshua? Ich habe diese Zweifel oft und sehr stark. Du bist ein Kind Gottes, Christus ist und bleibt immer bei dir. Nichts wird dich jemals von ihm trennen. Aber Joshua, du wirst es nicht immer fühlen. Manchmal wirst du das Gefühl haben, als ob du Jesus nie gekannt hättest.“
Und dann sagte ich ihm: „Du bist völlig normal.“ Das war schön, denn er hatte ein Lächeln im Gesicht, ging weg und bedankte sich.
Seht ihr, mit Zweifeln ist das so eine Sache.
Persönliche Zweifel und Anfragen an den Glauben
Ich möchte vielleicht damit beginnen, meine persönlichen Zweifel und Fragen an Gott zu teilen. Ich weiß nicht, ob jeder so gestrickt ist wie ich, sicherlich nicht, aber ich habe zum Teil extreme Zweifel. Diese Zweifel sind sehr fundamental. Manchmal glaube ich wirklich, und das passiert ab und zu, dass ich denke: Die Bibel, alles, was ich über Gott glaube, alles, was dort steht, ist doch eigentlich totaler Blödsinn.
Ich rede mir das jetzt schon über dreißig Jahre lang ein, ich glaube, glauben zu müssen, dass es stimmt. Und ich glaube es so stark, dass es auch funktioniert. Psychologen sagen, wenn du etwas stark genug glaubst, dann funktioniert es bis zu einem gewissen Grad. Trotzdem sind die Zweifel manchmal so stark, dass ich denke, das ist alles Unsinn.
Ich habe ernsthafte Fragen an das Christentum, an die Bibel, an die Auferstehung der Toten und die Entrückung, bei der wir Jesus im Himmel treffen sollen. Die Bibel spricht auch von gefallenen Engeln, von Himmel und Hölle. Manchmal klingt das alles zu fantastisch.
Auch an die Archäologie habe ich Fragen. Das meiste, was wir entdecken, bestätigt die Bibel. Aber nicht alles. Zum Beispiel haben wir keine Funde über David oder Salomon. Das ist interessant: Warum nicht? Stimmt das alles mit Salomon? Gefunden haben wir noch nichts, obwohl er so viel gebaut hat.
Ich habe auch Fragen zum Christsein an sich. Wir bekennen als Christen, dass, wenn du Jesus kennst, du eine neue Kreatur bist. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden – das glauben wir. Aber ehrlich gesagt ist mir der Unterschied zwischen Christen und Nichtchristen nicht groß genug. Wo ist die neue Kreatur? Ist das wirklich so fundamental, ist es wirklich so gewaltig? Man sieht es nicht – oder nur sehr wenig.
Das sind Fragen, die ich habe und die mich in Zweifel bringen.
Vor einiger Zeit habe ich eine liebe Bekannte angerufen. Sie kämpft mit extremen Zweifeln bis hin zur Verzweiflung. Sie sagte mir, sie will Gott vertrauen, aber seit Jahren erfährt sie nichts mehr von Gott. Eine Freundin von ihr hat gerade zu der Zeit, als ich sie angerufen habe, ein behindertes Kind und ein gesundes Kind. Das gesunde Kind ist unter einen Zug geraten und gestorben.
Sie sagte: „Aber immer wieder halte ich an diesem Dennoch-Glauben fest.“ Sie ist müde von diesem Dennoch-Glauben. Alles spricht gegen Gott, aber sie glaubt dennoch an ihn.
Sie erzählte mir, wenn sie mit einem Freund einen Treffpunkt ausmacht und der Freund kommt zweimal nicht zum vereinbarten Treffpunkt, dann kann man das verzeihen. Aber wenn sie mit ihrem Freund dreißigmal einen Treffpunkt ausmacht und er kommt dreißigmal nicht, dann weiß sie nicht mehr, ob ihr Freund vertrauenswürdig ist oder ob es ihn überhaupt gibt.
Und genau so geht es ihr mit Gott. Sie macht etwas mit Gott aus, aber er kommt nicht. Ich kann diese liebe Bekannte gut verstehen.
Zweifel und Schuldgefühle – Gottes Barmherzigkeit
Bis vor wenigen Jahren haben mir diese Zweifel auch Schuldgefühle bereitet. Ich glaubte, wenn ich so zweifle, dann bin ich kleingläubig oder sogar ungläubig. Ich hatte Angst, meinen Glauben zu verlieren.
Doch vor einigen Jahren las ich ein Wort, das mich in Bezug auf Zweifel sehr getröstet hat. Dieses Bibelwort steht auch auf dem Vortrag, und zwar im Judasbrief. Dieser hat nur ein Kapitel, deshalb ist es Kapitel 1, Vers 22. Dort steht ein ganz kurzer Satz, der mich sehr berührt hat: „Und denen, die zweifeln, erbarmt euch.“
Im Vers 24 lesen wir weiter: „Denn der Herr kann euch bewahren vor dem Straucheln.“
Daraus lerne ich zwei Dinge: Erstens hat Gott gesagt, wir sollen barmherzig sein gegenüber denen, die zweifeln. Das bedeutet, wenn du zweifelst, darfst du eines wissen: Gott ist barmherzig mit dir. Er richtet dich nicht, sondern zeigt dir Barmherzigkeit.
Zweitens lerne ich, dass Gott mich bewahren kann, damit meine Zweifel mich nicht zerstören. Er bewahrt mich vor dem Straucheln. Das ist für mich eine sehr persönliche Zusage.
Zweifel als menschliche Erfahrung
Zweitens möchte ich sagen: Zweifeln ist menschlich. Das Zweifeln ist übrigens nicht nur ein Vorrecht der gläubigen Menschen.
Ich glaube, wenn ich euch jetzt fragen würde: Wer von euch hat schon daran gezweifelt, ob es Gott gibt, ob Jesus wirklich auferstanden ist und so weiter? Ich denke, die große Mehrheit von euch würde ehrlich zugeben: Ja, ich habe meine ehrlichen Zweifel darüber.
Aber ich möchte euch etwas sagen: Nicht nur Christen haben Probleme mit Zweifeln, auch Nicht-Christen, auch Atheisten und Ungläubige kämpfen mit Zweifeln. Beide leben wir in der Welt.
Seht ihr, der Gläubige, der mit Gott lebt, hat ab und zu Zweifel daran, ob es Gott überhaupt gibt. Ist Jesus von den Toten auferstanden oder ist das nur ein Mythos? Ist der Glaube nur eine Seifenblase oder ist er Realität?
Der Ungläubige, der Gott wegdefiniert, ist die andere Alternative. Auch er hat manchmal Zweifel, ob es Gott nicht doch gibt. Auch er muss zweifeln, denn das Wörtchen „vielleicht“ verlässt ihn nicht. Er muss immer daran denken: Vielleicht gibt es Gott doch. Was dann? Vielleicht ist das doch keine Seifenblase, vielleicht ist es ein Ei.
Die Frage ist: Seifenblase oder Ei? Eine Seifenblase ist innen leer, ein Ei hingegen ist innen voll mit Versprechungen.
Josef Ratzinger, der jetzige Papst, hat es sehr gut formuliert in seinem Buch „Einführung in das Christentum“. Dort sagt er: Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen.
Eine Ungewissheit hast du immer – entweder die des Glaubens oder die des Unglaubens. Zweifeln tun beide. Also: Zweifeln ist menschlich.
Unterschied zwischen legitimen und tödlichen Zweifeln
Drittens: Es gibt einen Unterschied zwischen einem legitimen Zweifel und einem tödlichen Zweifel. Ein legitimer Zweifel an Gott entsteht vor allem durch Lebensumstände. Wisst ihr, wann bei mir Zweifel oft aufkommen? Wenn ich mir die Welt anschaue und sehe, wie ungerecht es dort zugeht. Gerade vorhin haben wir über Pakistan gesprochen: Dort gibt es Tausende Menschen, die kaum Unterschlupf haben und einen kalten Winter durchleben. Und hier beklagen wir uns schon, wenn wir nur 19 Grad haben. Das ist ja schon kühl, und wir schimpfen, es müssten 22 Grad sein. Ist das normal?
Da kommen mir Zweifel an Gott: Gibt es dich wirklich? Wie kann das alles sein – die Ausbeutung der Schwachen, die Unterdrückung, die Herzlosigkeit? Die Natur, die durch Tsunamis, Erdbeben und Überflutungen Menschen vernichtet und zerstört? Ich will zwar an einen guten Gott glauben, aber diese Dinge bringen mich ins Zweifeln. Und wisst ihr was? Das ist ein legitimer Zweifel.
Es geht uns wie dem Vater in Markus 9. Dort ist eine Geschichte, in der ein Vater einen besessenen Jungen hat. Er geht zu den Jüngern, aber die können ihn nicht heilen. Dann kommt Jesus selbst, und der Vater sagt zu ihm: „Wenn du etwas kannst, dann hilf uns.“ Jesus antwortet: „Wie meinst du das, wenn du was kannst? Dem Glaubenden ist alles möglich.“ Der Vater sagt daraufhin – und ich verstehe ihn sehr gut: „Ich glaube, aber hilf meinem Unglauben.“ Er will glauben, aber er kann nicht. Das ist legitim.
Es gibt aber auch einen unehrlichen oder tödlichen Zweifel. Diesen nenne ich nicht einfach Zweifel, sondern willentlichen Unglauben. Das heißt: Manche Menschen haben sich bewusst entschieden, zu zweifeln. Sie suchen keine Antwort mehr, sondern wollen zweifeln, um nicht glauben zu müssen. Solchen Personen kannst du Fakten vorlegen, was du willst – sie bleiben bei ihren Zweifeln.
Das ist ein unehrlicher und tödlicher Zweifel. Diese Menschen sind nicht bereit, ihren Zweifel korrigieren zu lassen. Das gilt sowohl für Ungläubige als auch für Gläubige.
Für Ungläubige steht in Römer 1,18 ein wichtiger Vers: Dort heißt es, die Ungläubigen halten die Wahrheit nieder. Das Problem ist nicht, dass der Ungläubige Gott nicht erkennen könnte. Das Problem ist, dass er ihn gar nicht erkennen will.
Wir haben hier in Österreich momentan extrem viel Schnee. Es ist wunderschön zum Skifahren. Vor ein paar Tagen bin ich durch den verschneiten Winterwald gefahren. Die Sonne schien durch die Bäume, die weiß bedeckt waren. Der Schnee glitzerte kristallklar und reichte bis über die Knie. Ich habe den Leuten gesagt: „Bleibt mal stehen und schaut euch nur um.“
Es ist meine tiefe Überzeugung, dass jeder Mensch ohne Ausnahme, der so durch den glitzernden Winterwald fährt und die Berge sieht, eine innere Stimme hört, die sagt: „Es gibt einen, der das alles gemacht hat.“ Ich glaube, die einzige Möglichkeit, diese Stimme nicht zu hören, ist, wenn man sie unterdrückt. Und genau das sagt die Bibel: Es ist die Schuld des Ungläubigen, dass er die Wahrheit niederhält. Nicht, weil sie nicht erkennbar wäre, sondern weil sie unterdrückt wird.
Das kommt aber auch bei Christen vor. Es gibt unehrliche Zweifler unter ihnen. Im Jakobusbrief wird das beschrieben. Dort lesen wir in Jakobus 1,5-8: „Wenn jemand Weisheit mangelt, soll er bitten.“ Das tue ich jeden Tag, weil mir viel Weisheit fehlt. In Vers 6 heißt es: „Er bitte aber im Glauben ohne zu zweifeln, denn der Zweifel gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin- und hergetrieben wird.“
„Jener Mensch denke nicht, dass er vom Herrn etwas empfangen werde; er ist doch ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“ Das Wort „wankelmütig“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „zwei Seelen“. Dieser Mensch hat zwei Seelen in sich. Er betet zwar, verhält sich religiös und geistlich, aber er rechnet überhaupt nicht mit Gott.
Und wisst ihr was? Ich möchte euch heute wirklich ermutigen: Seid ehrlich zu euch selbst. Es kann sein, dass du heute Morgen gebetet hast, weil es dein Ritual ist. Aber rechnest du wirklich mit Gott? Oder rechnest du nur mit dem, was du selbst vollbringen kannst? Man betet zwar, aber erwartet keine Antwort von Gott, sondern meint, alles selbst regeln zu müssen.
Das ist ein gläubiger Zweifler, der Jesus ignoriert. Er wird nichts erfahren und deshalb seine Zweifel behalten. Er denkt nicht darüber nach, dass Jesus lebt und Gott wirkt.
Martin Lloyd-Jones, der jahrelang Prediger an der Westminster Chapel war, sagte: Das Hauptproblem beim Kleingläubigen ist, dass er nicht viel denkt. Jesus sagt: „Betrachtet die Vögel, die Lilien, das Gras und denkt darüber nach!“ Aber viele Menschen wollen nicht denken. Ihre Gedanken drehen sich ständig im Kreis. Sie setzen sich hin und grübeln nur über ihr Problem: Wie soll es werden? Warum geht alles schief?
Ein wahrer Glaube denkt auch über Jesus nach. Seht ihr, wir müssen uns manchmal prüfen: Drehen sich unsere Gedanken immer nur um dasselbe Problem? Oder denken wir auch über die Zusagen Gottes nach? Wenn wir nicht darüber nachdenken, kommt Skeptizismus auf. Wir werden skeptisch.
Und Freunde, ich treffe viele skeptische Christen. Sie sind nicht skeptisch, weil es keine Antwort gäbe, sondern weil sie nicht darüber nachdenken.
Umgang mit Glaubenszweifeln: Persönliche Erfahrungen und Ermutigungen
Heute möchte ich über den legitimen Zweifler sprechen. Wie gehe ich mit Glaubenszweifeln um? Ich habe das Problem bereits geschildert, nun möchte ich euch helfen, wie man damit umgehen kann.
Zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass ich von meinem eigenen Leben erzähle. Aber es ist das einzige, das ich habe. Es ist mein Vorrecht, dass ich auf der ganzen Welt Jesus predigen darf und selbst mit ihm leben kann. Ich tue das gerne mit Leidenschaft. Doch es ist mir schon oft passiert, dass ich, so wie jetzt auf der Kanzel stehe und, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht glaube, was ich predige.
Das hat mich früher sehr zermürbt. Ich hatte ein inneres Gefühl: „Was du heute sagst, Hans-Peter, das ist doch Unsinn. Das kann nicht wahr sein, was du erzählst.“ Das hat mich sehr belastet. Wie gehe ich damit um? Es kam der Punkt, an dem ich dachte, ich müsse aufhören. Ich bin doch ein unglaubwürdiger Mensch. Ich predige etwas, und wenn ich nach Hause gehe, denke ich, ich kann das gar nicht glauben. Das Ganze ist mir zu fantastisch.
Vor Jahren hat mich ein Zitat eines Evangelisten sehr ermutigt. Er schrieb: „Wenn du nicht mehr an das Evangelium glauben kannst, dann geh auf die Straße und predige es.“ Wisst ihr, warum mich das so ermutigt hat? Jesus hat nämlich gesagt: „Die Wahrheit wird euch freimachen.“ Er hat nicht gesagt: „Deine Überzeugung von der Wahrheit wird Menschen freimachen“, sondern: „Die Wahrheit macht Menschen frei.“
Jesus hat zu mir gesagt: „Hans-Peter, ob du jetzt an mich glaubst oder nicht, ich bitte dich, predige das Wort, die Wahrheit. Denn die Wahrheit wird Menschen frei machen. Ob du jetzt sehr überzeugt bist oder nicht, das ist irrelevant. Nicht deine Überzeugung macht etwas, sondern die Wahrheit macht Menschen frei.“
Was mich außerdem sehr ermutigt hat, ist eine Stelle in Matthäus Kapitel 28. Dort gibt Jesus den Missionsbefehl, und wir sind ja auf einer Missionskonferenz. Jesus sendet die ersten Jünger in die Mission. Und was lesen wir dort? Matthäus 28,16-18: „Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa, an den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Und als sie ihn sahen – das war nach der Auferstehung – warfen sie sich vor ihm nieder. Einige aber zweifelten. Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: ‚Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Geht hin und macht zu Jüngern.‘“
Was mich hier ermutigt, ist Folgendes: Da waren die Jünger, Jesus der Auferstandene. Einige freuten sich und sagten: „Jesus, du bist als Auferstandener da.“ Andere aber standen da und fragten sich: „Kann das alles wahr sein?“ Sie zweifelten. Und wisst ihr was? Jesus hat nicht gesagt: „Die Zweifler, ihr macht erst noch eine Bibelschule, und dann sende ich euch aus. Ihr Überzeugten könnt gleich gehen.“ Nein, er sagte zu den Überzeugten und zu den Zweiflern: „Geht hin!“
Ich bin unter den Zweiflern dabei, und ich gehe und predige das Evangelium.
Praktische Schritte im Umgang mit Zweifeln
Was tue ich, wenn ich so starke Zweifel habe? Und diese Zweifel sind fundamental.
Ein zweiter Schritt, den ich mache: Ich bleibe einen Moment stehen und schaue mich in der Welt um. Ich drehe mich einmal um 360 Grad und sehe mir an, was die Welt sonst noch zu bieten hat – außer Jesus Christus. Und wisst ihr, was ich dabei feststelle? Je älter ich werde, desto mehr merke ich es. Die Jüngeren glauben das oft noch nicht, und das ist völlig okay. Aber wenn du älter wirst, erkennst du etwas: Diese Welt hat nicht viel zu bieten. Sie ist relativ ärmlich.
Freunde, diese Welt hat wirklich nicht viel zu bieten. Alles, was du heute genießen kannst, ist ein bisschen Essen – vorausgesetzt, du hast keinen Magengeschwür. Auf die Toilette gehen ist ganz nett, falls du keine Probleme hast. Sich manchmal mit Freunden zu treffen, ist ab und zu frustrierend, ab und zu nett. Freunde, mehr hat dieses Leben nicht zu bieten. Mal Ski fahren, und dann brichst du dir das Bein und kannst eine Zeit lang nicht mehr fahren. Viel mehr gibt es nicht, Freunde.
Und wisst ihr, wie es mir manchmal geht? Wie Petrus. Im Johannes 6 predigt Christus darüber, dass sie seinen Leib essen und sein Blut trinken müssen. Daraufhin sind viele gegangen und haben gesagt, das wird uns zu viel, was er da redet. Jesus hat zu den Jüngern gesagt: „Wollt ihr auch gehen?“ Und wisst ihr, was Petrus gesagt hat? Er sagte: „Jesus, wohin sollen wir gehen? Ich sehe keine Alternative.“
Und wisst ihr was? Das mag vielleicht schwach klingen, aber für mich ist das eine große Ermutigung. Wenn ich extreme Zweifel habe, schaue ich mich um, was die Welt noch zu bieten hat, und sage: Ich bleibe doch lieber bei Jesus. Das ist von allem noch weitaus das Vernünftigste.
Das Dritte, was ich tue – und das hilft mir wahrscheinlich am meisten: Ich gehe mit Gott spazieren. Jetzt fragt ihr euch vielleicht, wie ich mit Gott spazieren gehen kann, wenn ich nicht mehr glaube, dass es Gott gibt. Ich gehe trotzdem. Ich gehe spazieren und sage zu Gott: „Ich glaube ja nicht, dass es dich gibt. Aber falls es dich gibt – die Möglichkeit besteht ja – möchte ich dir jetzt etwas sagen, wie es mir geht.“ Ich sage ihm ganz ehrlich, dass ich nicht mehr an ihn glauben kann. Ich erkläre ihm die Gründe, warum es mir schwerfällt. Ich schildere ihm meine Zweifel, meinen Frust und meinen Zorn über Dinge, die ich nicht einordnen kann.
Und jedes Mal – bis jetzt ohne Ausnahme – hat Gott mich nach dem Spaziergang getröstet. Freunde, das ist keine Psychologie, ich weiß auch, wie das funktioniert. Das ist eine innere Gewissheit, die nur von Gott kommen kann. Es ist ein Friede, nicht die Beantwortung meiner Fragen, sondern ein Friede, wie er nur von Gott kommen kann.
Seht ihr, wenn du Zweifel hast: Suche bitte die Antwort auf deine Zweifel nicht in der Beantwortung deiner offenen Fragen. Denn selbst wenn Gott dir heute all deine Fragen beantworten würde, wären zwar deine Fragen beantwortet, aber du hättest immer noch keine Gewissheit. Und in einer Woche hättest du wieder neue Fragen.
Das Geheimnis der Zweifel liegt nicht in der Beantwortung all deiner offenen Fragen, sondern im Wirken des Heiligen Geistes, der dir eine Gewissheit gibt, die nur von Gott kommen kann. Das habe ich immer wieder erlebt. Darum habe ich einen Frieden, und darum bin ich weiterhin hier.
Und etwas anderes, das ich tue: Ich danke Gott für meine Zweifel. Ich bin inzwischen so dankbar, dass ich auch ein Zweifler sein darf. Wisst ihr warum? Es sind die Zweifel, die mich in das Wort Gottes hineingetrieben haben und in andere Literatur. Ich lese sehr viel. Ich will wissen: Wie kann das sein?
Ich habe nie studiert, ich bin nur neun Jahre zur Schule gegangen, sonst gar nichts. Automechanik habe ich dann gelernt. Aber wisst ihr was? Ich hatte so viele Fragen. Und die Fragen lassen mich bis heute nicht in Ruhe. Sie treiben mich hinein in das Wort und in viele andere Bücher.
Und ich sage heute: Gott, danke für meine Zweifel. Denn das ist das eine Ding, das du mir gegeben hast, das mich hineintreibt in dein Wort.
Ein biblischer Beweis für Gottes Gegenwart
Dann noch etwas: Ich möchte euch einen unwiderlegbaren Beweis für die Gegenwart Gottes geben. Wenn du eine Bibel dabei hast, schlage bitte Zweite Mose 17 auf. Wenn du an Gott zweifelst, erinnere dich an diese Stelle: Zweite Mose Kapitel 17, Verse 1 bis 7.
Zweite Mose 17,1-7 erzählt die Geschichte, wie Wasser aus dem Felsen kam. Die ganze Gemeinde der Söhne Israels brach nach ihrer Aufbruchsordnung aus der Wüste Sin auf, in Richtung des Berges des Herrn. Sie lagerten sich in Rephidim, aber dort gab es kein Wasser zum Trinken für das Volk – das war ein großes Problem.
Da geriet das Volk mit Mose in Streit und sagte: „Gib uns Wasser, damit wir zu trinken haben!“ Mose aber erwiderte: „Was streitet ihr mit mir? Warum prüft ihr den Herrn?“ Als das Volk dort durstig war, murrte es gegen Mose und sagte: „Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten herausgeführt, um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?“
Da schrie Mose zum Herrn und sagte: „Was soll ich mit diesem Volk tun? Noch ein wenig, und sie steinigen mich!“ Der Herr antwortete Mose, und jetzt hört gut zu: „Geh dem Volk voran, nimm einige der Ältesten Israels mit dir, auch deinen Stab, mit dem du auf den Nil geschlagen hast. Nimm ihn in deine Hand und geh hin. Siehe, ich will dort vor dich auf dem Felsen am Horeb treten. Dann sollst du auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus ihm hervorströmen, sodass das Volk zu trinken hat.“
Mose tat es so vor den Augen der Ältesten Israels. Er gab dem Ort den Namen Masse und Meriba wegen des Streitens der Söhne Israels und weil sie den Herrn geprüft hatten, indem sie sagten: „Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?“
Freunde, das ist die Frage: Gibt es Gott oder nicht? Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? Das war die Frage damals. Welche Antwort hat Gott ihnen gegeben? Wie kann ich wissen, ob Gott unter uns ist? Muss ich das Gefühl seiner Gegenwart haben? Muss ich Gebetserhörungen sehen und Wunder erleben? Muss ich in Zungen sprechen oder regelmäßig Heilung erfahren?
Weißt du, was du bei den Kindern Israels feststellst? Sie hatten all das schon erlebt. Ein paar Tage zuvor hatte sich das Meer geteilt, der Feind war geschlagen, Gott war sichtbar anwesend in der Wolkensäule und Feuersäule. Hinter ihnen lagen die Wunder, vor ihnen die Versprechungen Gottes. Über ihnen war die Säule des Feuers und der Wolke, unter ihnen das Manna, das sie jeden Tag aßen. Alles war da. Jetzt waren sie einmal durstig. Und was haben sie gesagt? „Gibt es Gott oder nicht?“
Wo suchen wir die Gegenwart Gottes? Wie wissen wir, ob es Gott gibt? Die Antwort – bitte merkt euch das – findest du nie in dir. Die Antwort, ob es Gott gibt oder nicht, hat nichts damit zu tun, was du in dir empfindest. Unsere subjektiven Gefühle sagen nichts über die Gegenwart Gottes aus.
Jesus hat gesagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Aber er hat nicht gesagt: „Meine Schafe fühlen mich von innen heraus.“ Wir hören seine Stimme, aber wir fühlen ihn nicht ständig von innen heraus.
Nun, welchen klaren Gottesbeweis bekamen diese Israeliten damals? In Vers 6 lesen wir: „Geh auf den Berg Horeb mit den Ältesten, schlage den Felsen, und Wasser wird hervorströmen.“
Welche Gottesbeweise haben wir heute? Genau denselben. Denn im 1. Korinther 10,4 lesen wir: „Dieser Fels aber war Christus!“ Dieser Fels war Christus. Die Jünger gingen auf den Hügel, genauso wie die Ältesten damals, auf Golgatha. Dort wurde dieser Felsen geschlagen, gekreuzigt, und seitdem fließen aus seinem Leib Ströme lebendigen Wassers.
Freunde, das Kreuz, das Kruzifix, ist die ewige Erinnerung an seine Gegenwart. Wir sind alle wundersüchtig, wir wollen immer Wunder sehen. Petrus wollte aufs Wasser gehen – das hat auch eine Zeit lang geklappt. Judas wollte die Wunden von Jesus fühlen. Die Pharisäer wollten spektakuläre Dinge sehen.
Und wisst ihr, was Jesus gesagt hat? In Johannes 4,48: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, dann glaubt ihr nicht.“ Und in Matthäus 12,38 heißt es: „Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: ‚Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.‘ Er antwortete und sprach zu ihnen: ‚Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas des Propheten. Denn wie Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird auch der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.‘“
Er sagt: Einen Beweis gebe ich euch – meine Kreuzigung und die Auferstehung. Sonst keinen. Das ist der Beweis meiner Gegenwart. Darum kommt es darauf an, dass wir uns auf Jesus konzentrieren.
Zweifel treten immer dann auf, wenn du deine Glaubenserlebnisse wichtiger nimmst als Jesus. Wenn du mehr auf das schaust, was du erlebst, als auf das, was Jesus gesagt, getan und immer noch tut.
Fokus auf Christus statt auf eigene Leistungen
Ich möchte euch einige Dinge gegenüberstellen. Wir sagen zu Gott: „Schau doch, was ich für dich tue.“ Christus antwortet: „Warum schaust du nicht darauf, was ich für dich getan habe?“
Wir sagen: „Christus, schau, wie ich in die Kirche gehe.“ Und Christus sagt: „Schau viel lieber, wie ich ans Kreuz gegangen bin.“ Wir sagen: „Schau, Christus, wie großzügig ich mein Geld gebe.“ Christus erwidert: „Schau viel lieber darauf, wie großzügig ich mein Leben gegeben habe.“
Wir sagen: „Schau, wie treu ich meine Sünden bekenne.“ Und Christus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich treu die Sünden wegnehme.“ Wir sagen: „Schau, wie ich gegen die Sünde ankämpfe.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich für die Sünde gestorben bin.“
Wir sagen: „Schau, wie ich die Kranken heile.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich den Toten Leben gebe.“ Wir sagen: „Schau, wie ich in Zungen rede.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich in Liebe rede.“
Wir sagen: „Schau, wie erfolgreich mein Leben ist.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie erfolgreich mein Tod war.“ Es kommt immer darauf an, worauf wir schauen. Wenn wir auf das schauen, was ich tue, dann kommen Zweifel. Oder ich richte meine Blicke auf Christus.
Und das ist eine praktische Sache, keine bloße theologische Wahrheit, sondern etwas, das wir tun dürfen.
Die entscheidende Frage: Ist Gott ein Lügner?
Und als Letztes stellt sich die alles entscheidende Frage, wenn es um Zweifel geht: Ist Gott ein Lügner oder nicht? Du hast nur zwei Alternativen. Entweder Christus ist die Wahrheit – das ist eine Möglichkeit, an die du glauben kannst, auch in deinen Zweifeln – oder du glaubst, Christus ist ein Lügner.
Eine Geschichte, die ich oft vorlese und die mir sehr gefällt, möchte ich hier erzählen. Falls du sie schon gehört hast, tut mir das leid – nein, eigentlich nicht, denn sie ist trotzdem schön.
Sie stammt aus Schottland. Es gibt viele schottische Geschichten, von denen ich glaube, dass nur die Hälfte wahr ist, aber das ist egal. Es geht um eine alte Frau, die bekannt war als das alte Nannerl. Sie lebte allein in einer Hütte in Schottland. Sie war arm und ans Bett gebunden, sehr krank, aber reich an Glauben.
Ein junger Pfarrer besuchte diese alte Frau regelmäßig. Dabei lernte er mehr von ihr, als sie von ihm. Eines Tages dachte der Pfarrer: Heute werde ich den Glauben von Nannerl prüfen. Er sagte zu ihr: „Nannerl, nehmen wir einmal an, dass Gott dich trotz all deiner Gebete und all deines Vertrauens auf ihn am Ende doch verwirft. Was dann?“
Die Geschichte erzählt, dass die Frau sich auf den Ellbogen stützte, dem Pfarrer in die Augen schaute und sagte: „Du bist auch noch nicht allzu weit gekommen. Warum sollte Gott mich verstoßen? Wenn Gott mich verstoßen würde, dann wäre Gott der größte Verlierer. Denn wenn Gott mich verstoßen würde, dann würde ich in die Hölle gehen, das wäre tragisch, aber nicht das Schlimmste.“
„Wisst ihr, was das Tragischste wäre?“, fuhr sie fort. „Wenn Gott mich verstoßen würde, dann wäre Gott ein Lügner. Denn Gott weiß, dass ich mein ganzes Leben, all meine Hoffnungen auf ihn gebaut habe. Und wenn er diese Hoffnungen bricht, dann ist Gott ein Lügner. Dann könnte wohl das Universum kollabieren.“
Die Seele von Nannerl hat etwas verstanden. Es geht um die Verheißungen Gottes. Und wenn du das nächste Mal Zweifel hast, überlege dir: Du hast nur zwei Alternativen. Entweder Gott ist ein Lügner – dann ist sowieso alles egal – oder er ist doch die Wahrheit. Der ewige, dreieinige Gott ist vertrauenswürdig.
Und wisst ihr, was mir Zuversicht gibt? Allein am Karfreitag sind 52 Vorhersagen aus dem Alten Testament in Erfüllung gegangen. Er hat nicht im Alten Testament gelogen. Warum sollte er im Neuen Testament lügen? Warum sollte er nicht auch dort die Wahrheit gesagt haben?
Im Hebräerbrief 13, Vers 5 lesen wir diesen schönen Vers – die größte Verheißung der Bibel: „Ich will dich nicht verlassen!“ Die Theologen sagen, dass dies im griechischen Text eine fünfmalige Verneinung ist. Erich Sauer hat es so übersetzt: „Nimmer mehr, niemals, nein, unter keinen Umständen, auf keinen Fall werde ich dich verlassen oder von dir weichen.“ Das ist ein Versprechen Gottes.
Wisst ihr, was Nannerl dazu sagen würde? Sie würde sagen: „Prediger, das mag für dich wichtig sein, aber wenn Gott einmal zu mir spricht, dann genügt mir das. Denn Gott ist kein Lügner.“
Die persönliche Herausforderung: Gott wirklich kennen
Eine Frage an dich und mich: Kennen wir Gott wirklich so, wie es Nannel tut?
Ich habe mir für das Jahr 2006 etwas vorgenommen. Normalerweise mache ich das kaum, nur wenn es sich wirklich aufdrängt. Doch am ersten Januar las ich ein Buch von G.I. Packer mit dem Titel Knowing God. Dabei hat Gott zu mir gesprochen. Er sagte, es gibt ein Kapitel, das heißt Do you know God? – Kennst du Gott?
Du kannst ein Glaubenszeugnis geben, du kannst von deiner Bekehrung erzählen, du kannst Gebetserhörungen formulieren – aber kennst du Gott wirklich?
Das ist die Frage. Wie viele von uns geht es jetzt nicht darum, wie viel wir über Jesus wissen, sondern wie viele von uns könnten jetzt aufstehen und sagen: „Wisst ihr was, liebe Leute, ich will nicht arrogant klingen, aber ich möchte euch etwas sagen: Ich kenne Gott, ich kenne ihn.“
Wie viele von uns können das wirklich sagen? Freunde, darauf kommt es an. Du kannst alles über Gott wissen, und doch kann es sein, dass du Gott nicht kennst.
Als ich vor sechzehn Jahren am Dauernhof begann, kannte ich die Bibel kaum. Ich hatte noch nie von systematischer Theologie gehört. Ich kannte nichts von den verschiedenen Interpretationen, gar nichts. Aber eines kannte ich: Ich kannte Gott.
Im letzten Jahr habe ich festgestellt, dass ich immer mehr lese, mich immer mehr bilde, immer besser argumentiere und Fragen beantworte. Doch ich habe auch etwas bemerkt: Ich habe verlernt, Gott zu kennen.
Ich habe nur einen Wunsch für mein Leben im Jahr 2006: Ich möchte Gott wieder ganz neu kennenlernen.
Und er hat mir ein Versprechen gegeben, Jeremia 29,13: „Jeder, der mich von ganzem Herzen suchen wird, von dem werde ich mich finden lassen.“
Jesus sagt: Kommt her zu mir, nicht zu meiner Theologie, nicht zu meinen Wahrheiten, nicht zur Kirche, nicht zum Pfarrer, nicht einmal zur Bibel – kommt zu mir! Lernt mich kennen!
Und damit möchte ich schließen.
Abschluss: Vertrauen trotz Zweifel
Eine Geschichte
Ein kleiner Junge wurde einmal durch Aussagen über seinen Vater eingeschüchtert. Man sagte zu ihm: „Weißt du was? Dein Vater bedeutet Menschen. Und wenn sie völlig hilflos sind, dann zerschneidet er sie, sägt sie in Stücke und entfernt die Organe.“
Sie malten seinen Vater als ein Frankenstein-Monster. Doch der Junge blieb standhaft und sagte: „Nein, mein Vater ist ein guter Vater.“
Sie zeigten ihm Bilder, auf denen sein Vater mit einem Knochen und einem Herz dargestellt war. Der Sohn entgegnete: „Nein, ich kenne meinen Vater.“
Es gibt eine Erklärung dafür – und zu Recht. Denn sein Vater war der berühmteste Herzchirurg und rettete jede Woche Dutzende Menschenleben.
Wie du ein Bild interpretierst, hängt davon ab, wie gut du den kennst, der auf dem Bild abgebildet ist.
Genauso hängt deine Interpretation der Bibel davon ab, wie gut du Gott kennst. Und wie du die Umstände dieser Welt verstehst, hängt ebenfalls davon ab, wie gut du Gott kennst.
Johannes Bugenhagen, ein Zeitgenosse von Martin Luther, sagte: „Wenn du Jesus gut kennst, das ist genug, auch wenn du das Übrige nicht weißt. Wenn du Jesus nicht kennst, dann ist alles nichts, was du auch lernst.“
Das hat Johannes Bugenhagen schon im 1500. Jahrhundert gewusst: Wenn du Jesus gut kennst, ist das genug.
Darum, Freunde: Wenn ihr Zweifel habt, dann schämt euch nicht – es ist normal. Zweitens denkt daran, dass Gott barmherzig mit Zweiflern ist. Du musst dich nicht selbst verurteilen.
Fixiere deine Augen auf Jesus, nicht auf deinen Glauben. Er wird dir seinen Frieden geben, eine Gewissheit, die nur von ihm kommen kann.
Lieber Vater, ich danke dir für dein gutes Wort. Ich danke dir vor allem für den Herrn Jesus Christus. Danke für den Heiligen Geist, der uns diese Gewissheit schenkt und uns in alle Wahrheit führt.
Vater, ich bin so froh, dass ich ehrlich sein kann vor dir, dass ich dir sagen kann, wenn ich nicht mehr glauben kann, dass ich dir all die Dinge sagen kann, die mich bewegen, die mich stören und die ich nicht einordnen kann – und du kannst mich trösten.
Danke, Gott, dass deine Existenz nicht davon abhängig ist, was ich innerlich fühle oder denke, sondern dass deine Existenz ein für alle Mal besiegelt ist am Kreuz.
Das Kreuz ist der Beweis deiner ewigen Gegenwart, der Fels, der geschlagen wurde, und aus dessen Fels Ströme lebendigen Wassers fließen – bis heute und bis in Ewigkeit.
Darum wollen wir auf dich schauen, uns nicht schämen für Zweifel und dankbar dafür sein, dass du ein barmherziger Gott bist! Amen.
