No! Hier ist Toni. Und ich bin Philipp. Ich heiße Marie. Ah, und einer darf bei uns auch nicht fehlen: Sammy.
Uhuh, hier bin ich. Die Doppeldecker.
Hey, da kommt ja meine Lieblingsnichte.
Hey Onkel Mike, du bist aber gut drauf.
Echt? Wirke ich so? Eigentlich geht mir ziemlich viel im Kopf herum.
Mhm, mir auch. Ist das wegen Toni?
Seine Oma ist doch vorgestern gestorben. Er war echt niedergeschlagen, als diese Nachricht aus Italien kam. Er muss diese Woche deswegen nicht mehr in die Schule. Und sein Vater hat sogar den Flug bezahlt. Das rechne ich ihm hoch an, weil es doch zwischen ihm und Tonis Oma immer so schwierig war.
Ja, voll. Eigentlich war sie ja schon alt, aber das ist trotzdem super traurig. Einen lieben Menschen zu verlieren, ist immer traurig.
Ich bete zurzeit viel für Toni und seine Familie. Hoffentlich hilft das.
Auf der rechten Seite der chemischen Reaktionsgleichung steht zweimal Mangan und nicht nur einmal. Ist das jetzt klarer für dich?
Na ja. Hey Jungs! Hallo! Hi! Hey Marie! Hallo Herr Beck! Irgendwie zieht es hier.
Boah, nenn mich ruhig Mike. Hast du es ihm noch nicht erzählt, Phil? Doch, eigentlich schon. Du hast von einem Loch gesprochen, aber nicht, dass die ganze Wand fehlt.
Na, es ist halt ein großes Loch, und das wollt ihr heute alles wieder aufbauen. So ist der Plan.
Der gefällte Baum, der hier lag, ist ja jetzt weg. Onkel Mike und ich waren letzte Woche im Baumarkt und haben alle Latten und Werkzeuge gekauft, um die Wand wieder aufzubauen.
Na dann, und was war da jetzt genau los?
Mikes Nachbar hat den Baum gefällt, der genau auf der Grundstücksgrenze stand. Das hätte er so schon nicht machen dürfen. Aber dann ist der Baum auch noch hier reingekracht. Und das Ergebnis siehst du ja.
Kann man so sagen. Ich werde euch dann nachher eine Weile allein lassen müssen. Heute steht nämlich die Gerichtsverhandlung dazu an.
Also habt ihr wirklich euren Nachbarn verklagt? Das ist ja heftig.
Richtig heftig ist allerdings etwas ganz anderes.
Und zwar?
Der Nachbar hat Onkel Mike verklagt.
Wie, obwohl es doch um den Baum ging?
Ja, aber den Fall verliert er sofort. Warum macht ihr euch da Sorgen?
Die Sache ist leider komplizierter. Es wäre zu umständlich, alles zu erklären, aber er behauptet felsenfest, dass die Grundstücksgrenze anders liegt. Demnach wäre der Baum sein Eigentum. Aber die Scheune gehört trotzdem dir.
Davon mal ganz abgesehen. Und es stimmt auch nicht, was er sagt.
Trotzdem hat sein Anwalt schon einige falsche Beweise vorgelegt, die sehr echt wirken.
Boah, dieser Kerl ist echt mies drauf. Was denkt der sich?
Ich glaube, er will nicht einsehen, dass er falsch liegt. Deshalb dreht er die Sache so hin, als wäre es nicht so. Schon schlau, irgendwie.
Was? Na ja, schlau von ihm, aber für euch ist das richtig blöd, wollte ich sagen.
Aber mal so nebenbei: Warum beschaffst du dir nicht einfach auch ein paar Beweise?
Was meinst du damit?
Du brauchst wahrscheinlich einen Grundstücksplan, der vom Amt genehmigt ist. Den kann man ganz leicht selbst machen.
Geht das wirklich?
Vielleicht, aber das wäre gefälscht und damit verboten.
Sei mal nicht so ein Spielverderber.
Nichts für ungut, Jonas, aber ich bevorzuge den ehrlichen Weg. Ich möchte auch nach dem Gerichtstermin noch in den Spiegel schauen können.
Im Moment verlasse ich mich darauf, dass mich Gott nicht im Stich lässt – egal, wie schwer es noch wird.
Da kann man ja auch gleich gar nichts machen.
Und Gott hat zugelassen, dass die Scheune kaputtgeht.
Also, wenn ihr wollt, helfe ich bei den Beweisen. Denkt vielleicht noch mal drüber nach, Onkel Mike. Es geht ja nur darum, dass du Recht bekommst, wo du sowieso Recht hast.
Für mich riecht das ehrlich gesagt nach ziemlich viel Ärger.
Wollen wir nicht erst mal die Wand reparieren? Das wollte ich gerade vorschlagen.
Aber eins in aller Deutlichkeit: Ja, es ist wirklich schwer, sich richtig zu verhalten, wenn andere das nicht tun. Und sich auf Gott zu verlassen, obwohl es gar nicht so aussieht, als ob er sich gerade für einen interessiert. Das ist eine echt harte Zeit, und ich bin ja zusätzlich noch besorgt um Toni.
Aber ich bleibe trotzdem dabei: Gott ist es mehr als wert, dass ich auch das in seine Hände lege.
Wenn du meinst, dann bauen wir halt die Wand. Der Nachbar lacht sich kaputt. Du musst ja nicht mitmachen, aber wenn du schon mal da bist, dann mach auch nicht die Stimmung mies.
Schon gut, ich bin ja still. Klüger war's trotzdem.
Hm, hey, darf ich Sammy frei rumlaufen lassen, während wir arbeiten?
Äh, heute ausnahmsweise nicht. Ich will nicht, dass er unbemerkt im Garten verschwindet und wir ihn dann suchen müssen. Am Ende verirrt er sich noch in den Nachbargarten.
Okay, sorry, Sammy.
Ich komme gut mit Kreissägen klar. Kann ich das machen?
Lass mich dir dabei erst mal über die Schulter schauen, damit du dich nicht verletzt. Aber klar, schneid gern die Latten zu.
Super, dann räume ich hier schon mal alles aus dem Weg.
Und was kann ich machen, Mike?
Du kannst die Breite und die Höhe der fehlenden Wand ausmessen und ausrechnen, wie viele Latten wir brauchen.
Die Aufgabe gefällt mir. Ich hoffe, dass wir schon weit damit kommen, bis ich nachher los muss.
Habt ihr Lust, eine Geschichte zu hören, während wir bauen?
Ja, super gern! Worum soll es gehen?
Na ja, sich auf Gottes Treue zu verlassen, scheint heute ein Thema zu sein.
Gern darüber.
Boah, echt? Es kommt doch ein Vulkan darin vor.
Boah, echt?
Ja, ganz recht. Man muss aber sehr genau hinhören, um ihn jetzt schon zu bemerken. Viel lauter hört man die blökenden Islandschafe überall.
Ihr erlebt nämlich ein Abenteuer auf dieser ganz besonderen Insel.
Abenteuer? Das ist doch bloß eine Geschichte.
Musst du alles mies machen?
Na ja, Jonas, hm, sieh dich mal um.
Äh, okay. Atemlos schaut sich Jonas um. Er und die anderen können sich den pfeifenden Wind und die blökenden Schafe richtig gut vorstellen. Und dann ist da noch etwas, womit Jonas überhaupt nicht gerechnet hätte.
Da hat wohl jemand noch nie eine gute Geschichte gehört.
Was, wo, du?
Ja, wer denn sonst? Nenn mich Sammy mit Y.
Hey Marie, ist das echt das Eichhörnchen aus eurer Scheune?
Oh oh!
Was? Merkst du gleich.
Ist schon gut.
Was? Du kannst es doch überhaupt nicht leiden, wenn dich jemand mit einem Eichhörnchen verwechselt.
Der da ist nicht besonders helle in der Birne, der versteht das eh nicht, da spare ich mir die Mühe.
Ey, pass bloß auf, kann mir mal einer erklären, was überhaupt abgeht?
Ich diskutiere mit einem Nagetier.
So ganz kann es Jonas immer noch nicht fassen. Die erhoffte Antwort von Marie oder Philipp bleibt aus. Stattdessen mischt sich jemand anderes ins Gespräch.
Hallo ihr, ich bin auf dem Weg zum Vulkan. Würdet ihr mitkommen? Und wer bist du jetzt? Fenja, antwortet das Mädchen freundlich und streitet sich ein wenig mit der Runde. Sie ist ungefähr so alt wie Marie.
Fenja winkt ihnen aufmunternd zu und marschiert in Richtung des hohen Berges. Achselzuckend sehen Marie und Philipp einander an. Sollen wir mitgehen? Bin mir nicht sicher, aber wenn der Berg wirklich ein Vulkan ist, braucht sie vielleicht Hilfe, oder?
Ja, hey, warte, Fenja, wir kommen mit! Super, vielen Dank! Sammy klettert auf Maries Schulter. Sie und Philipp gehen eilig hinter Fenja her. Etwas verdattert folgt auch Jonas.
Erst stehen wir mitten in Island, dann spricht euer Haustier, und jetzt rennen wir irgendeinem wildfremden Mädchen hinterher, um auf einen Vulkan zu klettern? Euer Ernst? So sieht’s aus. Mhm, bist du dabei? Aber das ist auch völlig... Ach, was soll's?
Hintereinander überqueren sie die felsige Ebene. Nur hier und da steht ein einzelner Baum oder Busch. Auf dem unebenen Weg müssen sie genau darauf achten, wo sie hintreten, um nicht zu stolpern.
Können wir mal Pause machen? Ich habe Hunger.
Ja, gern. Aber es ist schon so spät. Können wir nicht weitergehen? Mir läuft ein bisschen die Zeit davon.
Spät? Es ist doch heller Tag. Es kann höchstens Mittag sein.
Fehlanzeige, auf meiner Uhr ist es ein Uhr nachts.
Was? Dann geht bestimmt deine Uhr falsch.
Nicht unbedingt, wir sind schließlich ziemlich nah am Polarkreis.
Und?
Und es ist Sommer.
Na, und was heißt das? Hast du schon mal was von Polartag und Polarnacht gehört?
Die Erdkugel ist leicht geneigt, und wir sind hier recht nah am obersten Punkt. Dort scheint im Sommer die Sonne auch nachts hin, und es wird nicht dunkel. Das ist der Polartag. Im Winter wird es tagsüber nicht hell, das ist dann die Polarnacht.
Wow, dann können wir die ganze Nacht aufbleiben. Wie wäre es jetzt mit ein paar Mitternachtsnüssen?
Kommt schon, ich muss wirklich weiter.
Was hast du denn so eilig? Und wieso rennst du hier überhaupt rum? Müsstest du nicht im Bett sein oder so?
Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Können wir nicht einfach weitergehen, bitte?
Ja, okay.
Psst, Sammy, Venja hat doch irgendwas super Wichtiges vor, oder? Kommt sie dir nicht auch so vor?
Irgendwie schon ein bisschen.
Marie und Sammy behalten ihre Gedanken erst mal für sich. Gemeinsam erreichen alle den Fuß des Berges und klettern steile Wege hinauf. Bald sind sie auf einem Drittel seiner Höhe angekommen.
Irgendetwas riecht hier komisch. Wonach denn? Gibt es hier irgendwo gefährliche Tiere?
Oh ja, die bösen Schafe. Mäh, ich mach dich fertig.
Nee, ich hätte eher an Polarfüchse gedacht, aber danke für deine hilfreiche Bemerkung. Übrigens passieren mehr Unfälle mit Schafen, als man denken würde. Nein, keine flauschigen Wollschäfchen, etwas anderes.
Lass uns erst mal weitergehen. Na ja, Sammy hat eine ziemlich feine Wahrnehmung. Es kann sein, dass er etwas Gefährliches bemerkt, lange bevor es uns auffällt.
Bleib locker, jetzt sind wir schon mal hier, und ich will da hoch und Lava sehen! Wenn Jonas bloß wüsste, dass sein Wunsch allzu bald in Erfüllung gehen würde.
Nur wenige hundert Meter später. Halt mal kurz, ich muss anhalten, mir ist so heiß. Echt, bist du so angeschlagen? Ja, ich weiß auch nicht warum, vorhin ging's die ganze Zeit. Also mir ist auch ziemlich warm. Und so anstrengend finde ich es gar nicht.
Leute, kann es sein, dass es doch gerade dunkel wird? Aber es ist doch Polartag. Ich dachte, es wird nicht dunkel. Wird es auch normalerweise nicht.
Der nicht so helle Junge hat aber Recht. Es ist dunkler. Und schön warm auch. Hm, aber ein bisschen zu trocken. Oh nein, wir können nicht hierbleiben. Nein!
Wo bist du nur, Aki? Was ist denn plötzlich… wer ist Aki? Erklär später!
Der Vulkan bricht aus! Wie auf Stichwort hört die Gruppe im selben Moment ein lautes, tiefes Grollen unter ihren Füßen. Der Boden vibriert.
„Weg hier! So schnell eure Füße tragen!“, rennen sie los. Auf den unebenen Pfaden müssen sie tierisch aufpassen, nicht zu stolpern.
Einen Moment hält Jonas inne und dreht sich zum feuerspeienden Berg um. „Ah! Los, komm weiter! Los, nicht stehenbleiben!“
Zum Glück waren sie noch nicht so hoch auf den Berg gestiegen. Die Lava fließt langsam, aber unaufhaltsam auf sie zu.
Völlig außer Atem am Fuß des Berges angekommen, wagen sie es, etwas langsamer zu gehen. „Wir müssen ganz von dem Berg weg. Wir können nicht ewig so weiter rennen. Das packe ich nicht.“
„Wie weit müssen wir denn weg?“
„Ziemlich weit. Die Lava fließt lange, bevor sie abkühlt und hart wird. Außerdem können Steinbrocken aus dem Krater herausgeschleudert werden.“
„Können wir nicht wenigstens einen Moment Pause machen?“
„Spinnst du? Wir müssen weg von der Lava!“
„Aber wenn wir dann überhaupt nicht mehr können, geht das auch nicht.“
„Hm, ein paar Minuten werden schon gehen.“
Erschöpft, aber höchst wachsam lassen sich alle vier auf den Boden plumpsen. Sie sind über einen Kilometer gerannt und waren ja davor schon gewandert. Das Ganze auch noch mitten in der Nacht. Müde und ängstlich schauen sie einander an und dann in Richtung des Berges.
Sammy springt von Maries Schulter auf den Boden und trippelt aufgeregt hin und her.
„Oh nein, es rumpelt wieder im Boden.“
„Echt?“
„War doch nur Filz Magen, oder?“
„Der sicher auch.“
„Leute, ich sag’s echt ungern, aber lasst uns weitergehen.“ Müde steht die Gruppe wieder auf. Fenja sieht sehr bekümmert aus, findet Marie.
Aber lange hat sie nicht Zeit, darüber nachzudenken. Sammy war ein paar Meter weit weggelaufen, gerade kommt er wieder auf sie zu.
„Sammy, halt! Was ist?“ Hastig dreht sich Philipp um.
„Oh nein, kannst du drüber springen?“
„Nein, viel zu heiß, die Feuererde!“
„Los, alle ein paar Schritte zurück! Bleib, wo du bist, Sammy!“
Von einem Moment auf den anderen wurde Sammy von Marie und Philipp abgeschnitten. Ein Riss verläuft quer über den Boden. Glühende, orangefarbene Lava quillt gemächlich daraus hervor.
Wie angewurzelt bewegt sich Sammy keinen Millimeter vom Fleck. „Was machen wir denn jetzt? Sieh mal, Sammy, dort vorne ist die Lava noch nicht. Kannst du da schnell hinlaufen und dann drumherum zu uns kommen? Nicht in die Feuerwadewanne und nicht zu nah dran!“
Fieberhaft schauen sich Marie, Philipp und Fenja um. Der Riss, aus dem die Lava quillt, wird zwischen ihnen und Sammy rasch breiter. Zu allem Überfluss tut sich einige Meter hinter Sammy ein weiterer Riss im Boden auf. Es vergehen nur Sekunden, bis er weder vorwärts noch rückwärts fliehen kann.
„Und was ist mit Jonas? Leute, weg hier, das wird doch immer mehr!“
„Wir können nicht weg ohne Sammy!“
„Mann, jetzt denk doch mal klar, wir müssen abhauen, solange es noch geht.“
„Oh, ich hab’s gewusst, du … Zu den fiesen Eichhörnchen gehörst du, du bist selbst eins, ein fieses, böses Eichhörnchen.“
„Wie kannst du nur so etwas sagen, Jonas?“
„Weil’s so ist.“
„Nein, es muss einen Weg geben, wir gehen nicht weg ohne Sammy. Ich helfe euch.“
„Ach, mach doch, was er konnte.“
Jonas’ letzten Satz konnte man kaum noch verstehen. Zu laut grollt der Boden unter ihren Füßen, und zu weit ist Jonas in seiner Panik schon gerannt.
„Was jetzt? Wir müssen schnell machen und dürfen Jonas nicht verlieren.“
„Jonas, warte auf uns!“
„Zeht mal, Freunde, kann das klappen?“
„Schätze schon, wir müssen es versuchen.“
„Wenn bloß Toni hier wäre, er ist doch viel stärker als wir. Und könnte bestimmt sogar einfach die Lava überspringen.“
„Lasst mich hier nicht weggehen!“
„Wir gehen nicht weg!“
„Okay, wir müssen alle anpacken. Auf zwei?“
„Eins?“
„Zwei!“
Alle drei umfassen den Stamm einer kleinen Birke, die nur ein paar Meter von Sammy entfernt gerade noch steht. Die Lava hat ihren Stamm gestreift und sie ins Schwanken gebracht.
Zu dritt reißen sie den fangenden Baum ganz aus und tragen ihn zu der Stelle, wo sie von Sammy getrennt wurden.
„Okay, jetzt ganz vorsichtig. Das Holz wird ziemlich schnell verbrennen, also muss es beim ersten Versuch klappen.“
„Wie machen wir das?“
„Wir richten den Baum direkt am Rand der Lava auf und halten ihn gerade. Dann stoßen wir ihn mit Wucht auf dem kürzesten Weg in Sammys Richtung.“
„Sammy, du musst dann sofort auf den Baumstamm springen und zu uns laufen, hast du verstanden?“
„Ja, wenn’s sein muss.“
„Alle bereit?“
„Mhm, bereit.“
„Okay, dann los, eins, zwei und aufstehen!“
„Okay, ich zähl noch mal und dann stoßen wir den Baum um. Mach dich bereit, Sammy! Eins, zwei, drei! Lauf!“
„Mist! Er ist schief umgefallen.“
„Tut mir leid, ich habe mich so vor Jonas erschrocken. Was mache ich jetzt?“
„Mach einen großen Sprung! Du schaffst das, Sammy! Los, mach dir Mut! Komm schon, Kleiner, wir kennen dich doch!“
„Sieh mal, ich habe Walnüsse und Sonnenblumenkerne!“
„Kein Hunger!“
„Muss aber, Sammy, einen anderen Weg gibt’s nicht!“
Verzweifelt blickt sich Sammy um. Am liebsten würde er einfach schreien oder wegrennen oder beides. Aber er begreift, dass es gerade etwas anderes von ihm braucht. Er atmet tief ein, hält den Atem an und springt los. Er schafft es, ohne die Lava zu berühren.
„Ja, super Sammy, du hast es bis zum Baumstamm geschafft! Gut gemacht!“
Hastig trippelt Sammy den Baumstamm entlang. Nur noch zwei Meter. „Zeig uns, wie cool Streifenhörnchen sind!“
„Voll cool sogar!“
Immer entschlossener trippelt Sammy auf dem Baumstamm voran. Einmal wäre er fast ausgerutscht, aber er fängt sich schnell wieder. Mit angehaltenem Atem sehen Marie, Philipp, Fenja und Jonas dabei zu, wie der Baumstamm langsam in der Lava versinkt und eindringt.
„Oh, meine Pfoten werden ganz warm.“
Als von dem Baum fast nichts mehr zu sehen ist, macht Sammy den letzten entscheidenden Satz direkt in Maries Arme.
„Ach, du hast es geschafft. Jetzt schnell weg hier!“
„Bin ich froh, dass wir dich nicht suchen müssen.“
„Aber was machst du denn wieder hier?“
„Euch Spinner holen. Es gibt hier noch Meer-Risse im Boden, wo Lava rauskommt. Man muss total aufpassen, um nicht hinzutreten.“
„Kommt schon, hier ist ein Hügel in der Nähe.“
„Ja, ich weiß, welchen du meinst. Der ist hoch genug, um vor der Lava sicher zu sein. Los geht’s!“
Die Gruppe nimmt die Beine in die Hand und rennt in die Richtung, die Fenja und Jonas vorgeben. Über das Grollen und ihren eigenen bellenden Atem hinweg können Marie und Philipp Fenja rufen hören.
„Danke, Gott, dass du Sammy gerettet und uns beschützt hast. Auf dich kann ich mich immer verlassen. Bitte beschütze Aki und mach, dass auch wir hier heil wieder rauskommen.“
Hier reicht uns die Lava nicht. Oh Mann, es tut mir so leid, dass ich euch gebeten habe, mitzukommen. Ich habe euch in Gefahr gebracht. Wir konnten dich doch nicht alleine lassen.
Seht mal, da lang, weg vom Berg. So kann uns die Lava den Weg nicht abschneiden. Dann können wir uns jetzt endlich ausruhen.
Marie, hast du noch zufällig etwas anderes als Nüsse dabei? Aha, ein paar Schokoriegel für alle. Super, gut, dass du zurückgekommen bist, Jonas. So bin ich halt.
Alle sind dankbar, vor der Lava sicher zu sein, Sammy ganz besonders. Nur eine ist auf einmal sehr ruhig. Was ist mit dir, Fenja, bist du nicht erleichtert?
Doch, klar, aber ich muss so bald wie möglich zurück zum Vulkan. Das macht mir Angst.
Hä, aber warum willst du denn wieder dahin? Lass uns hier etwas ausruhen und dann nichts wie ab nach Hause.
So leicht geht das nicht. Ihr habt doch vorhin schon mal nach Aki gefragt.
Ja, stimmt.
Wer ist das?
Mein kleiner Bruder.
Traurig schaut Fenja zu Boden. Tränen steigen ihr in die Augen. Dann blickt sie die anderen ernst an.
Wir waren zusammen wandern. Aki ist schon neun, aber er hat noch nie einen Polarfuchs gesehen. Hier sind viele unterwegs, und ich wollte ihm gern welche zeigen. Ich habe in der Ferne einen gesehen und war kurz abgelenkt. Als ich mich wieder umgedreht habe, war Aki verschwunden.
Erst dachte ich, er spielt mir einfach einen Streich, aber ich konnte ihn nicht mehr finden. Ich fürchte, dass ihn der Vulkan so sehr fasziniert hat. Auf unserem Ausflug hat er mehr davon gesprochen als von den Füchsen. Bestimmt wollte er ihn aus der Nähe sehen.
Ich habe stundenlang nach ihm gesucht, deshalb wurde es auch so spät in der Nacht. Als ich euch getroffen habe, dachte ich, vielleicht könnten wir ihn zusammensuchen. Beim Rest der Geschichte war der ja dabei.
Aber warum hast du uns das nicht gleich gesagt?
Ich war so besorgt um Aki, da habe ich das glatt vergessen. Es war so selbstverständlich für mich.
Und wenn er jetzt auch hier in der Gegend ist, denkst du, er – na ja – hat ihn die Lava erwischt?
Jonas, schon gut.
Marie, ich stelle mir die Frage ja auch. Aber ich vertraue fest darauf, dass Gott ihn beschützt. Er hat uns noch nie im Stich gelassen.
Aber ich muss wieder zurück, um Aki zu finden. Bitte verzeiht mir, dass ich euch nicht gleich alles gesagt habe. Wenn ihr nicht wollt, müsst ihr natürlich nicht mitkommen.
Ich kann euch zeigen, in welcher Richtung mein Heimatdorf liegt. Dort könnt ihr etwas zu essen und einen Schlafplatz bekommen.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Finja, wir lassen dich nicht allein.
Echt?
Na ja.
Also ... Eine Heldin bist du, jetzt helfen wir dir auch.
Ganz genau. Und wie sollen wir das angehen?
Habt ihr das auch gehört?
Oh, Moment!
Hä, ist die Geschichte schon vorbei? War es das, was du uns über Gottes Treue sagen wolltest, Onkel Mike?
Auch, aber noch nicht alles. Aber es hat geklopft. Ich gehe kurz an die Tür, das ist vielleicht gut.
Run, ein klein wenig angespannt – immerhin steht ja heute noch der Termin vor Gericht bevor – legt Mike seinen Hammer beiseite und schlendert zur Tür.
Marie, Philipp und Jonas schauen einander an.
Es ist schon krass, wie euer Onkel Geschichten erzählt.
Ja, voll, aber Mike ist nur Maries Onkel, nicht meiner. Und er war noch nicht fertig mit Erzählen. Wir wissen doch noch gar nicht, was mit Finjas Bruder Aki passiert.
Nach einer Weile kommt Mike zurück.
Kann's weitergehen?
Alles gut, Mike? Du bist ja kreidebleich.
Wirklich?
Nein, nein, nein, ich bin okay. Ich setz mich nur mal einen Moment hin.
Was hat Gudrun denn gesagt?
Oh, das war nicht Gudrun.
Und wer dann?
Bitte nehmt es mir nicht übel, aber könntet ihr mich einen Moment allein lassen? Ich muss kurz nachdenken, bevor ich weiter erzählen kann.
Okay.
Na klar, Onkel Mike.
Marie, Philipp und Jonas ziehen sich zu Sammys Stall zurück, damit Mike seine Gedanken ordnen kann.
Wisst ihr, was hier abgeht?
Nein, aber Onkel Mike sieht echt bedrückt aus.
Lasst uns versuchen, ihm zu helfen.
Ja, super Idee!
Nächstes Mal bei der Doppeldecker-Crew: Willst du denn gar nichts tun?
Oh doch, und wie! Aber nichts Unehrliches, dabei bleibt es.
Stellt euch vor, ihr steht wieder mit Fenja auf dem Hügel. In der Ferne seht ihr den Vulkan, aus dem langsam die Lava rinnt.
Ich habe eine kleine Schwester, die bringt mich manchmal auch echt zu Weißglut.
Ich kann das gut verstehen. Hast du sie auch schon mal verloren?
Nein, du redest dauernd von Gott, aber wenn der wirklich da wäre, könnte er nicht machen, dass die ganze Lava weg ist und dein Bruder uns von alleine findet? Oder hätte er nicht machen können, dass er gar nicht erst abhaut?
Ich bin überzeugt, dass er das könnte. Deshalb vertraue ich ihm auch, dass er uns hilft, Aki zu finden – egal, ob das nun leicht oder schwer wird.
Alles klar?
Äh, ja. Alles klar! Klar wie Knausbrühe!
Mann, Leute, vielen Dank für eure Hilfe. Dann los! Ich muss weg hier.
Oh oh, ich glaube, ich sehe den Grund.
Wo denn?
Da hinten.
Lasst uns aufteilen. Jonas bleibt bei mir und beobachtet weiter den Vulkan. Marie und Philipp gehen Sammy nach.
Aber, aber die Karte!
Los, verliert keine Zeit.
Und wie finden wir euch wieder?
Brotkümmelweg.
Hä?
Na ja, ich habe, als ihr weg wart, im Stillen zu Gott gebetet, dass er uns hilft, die richtige Richtung einzuschlagen.
Wir könnten es versuchen.
Dann nehmen wir der Supernase nach.
Ja, wieso bist du stehen geblieben?
Schaut mal, da vorne.
Ich wollte nur die Geschichte noch zu einem guten Punkt bringen.
Kann losgehen.
Sehr gut, lass uns das schnell hinter uns bringen.
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