Einführung in die Erwartung der Wiederkunft Christi
Unser Predigttext steht im Zweiten Petrusbrief, Kapitel 3, von Vers 3 bis Vers 14.
Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden. Sie werden ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt Jesu verheißene Wiederkunft? Denn so sagen sie, nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es seit Anfang der Schöpfung gewesen ist.
Sie wollen nichts davon wissen, dass es früher schon einmal einen Himmel gab, dazu eine Erde, die durch Gottes Wort aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte. Dennoch wurde damals die Welt durch die Sintflut vernichtet.
So werden auch der Himmel, der jetzt ist, und die Erde durch sein Wort für das Feuer aufgespart, bewahrt bis zum Tag des Gerichts und des Untergangs der gottlosen Menschen.
Eins aber sollt ihr nicht vergessen, ihr Lieben: Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag.
Der Herr zögert die Erfüllung seiner Verheißung nicht hinaus, wie es manche für eine Verzögerung halten. Vielmehr hat er Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße finden.
Der Tag des Herrn aber wird kommen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel mit großem Krachen vergehen. Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und alles, was darauf ist, werden ihr Urteil finden.
Die Bedeutung eines heiligen Lebens in Erwartung des Gerichts
Wenn nun alles so vergehen wird, wie wichtig ist es dann, dass ihr ein geheiligtes und frommes Leben führt? So erwartet ihr den Tag Gottes und beschleunigt seine Ankunft.
Dann werden die Himmel in Feuer aufgehen, und die Elemente werden vor Hitze zerschmelzen. Wir aber warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit herrscht.
Herr, mache uns zu solchen Wartenden. Amen.
Das Bild des zum Tode Verurteilten als Gleichnis für unser Leben
Sind Sie für die Todesstrafe? Sicherlich haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht. Aber ich möchte jetzt keine Diskussion oder ein langes Gespräch über dieses Thema beginnen. Stattdessen bitte ich Sie, sich einmal vorzustellen, wie es einem Menschen zumute ist, der zum Tode verurteilt wurde und nur noch 24 Stunden zu leben hat.
Ich selbst war noch nie bei einer Hinrichtung dabei, aber man hat ja schon manches im Film gesehen und kennt die Beschreibungen. Wie jemand in seiner kleinen Zelle sitzt und noch einmal das Licht sieht. Er spürt, wie es durch das kleine Fenster einfällt. Während er auf seinem Schemel sitzt, denkt er: Zum letzten Mal siehst du die Sonne untergehen, zum letzten Mal!
Am nächsten Morgen bringen sie ihm ein besonderes Frühstück. Es ist fast eine Ironie, dass man ihn noch einmal fragt: Möchtest du die Eier hart, eierhart oder weich gekocht? Aber so human sind wir Menschen eben. Und ganz am Ende darf er noch einmal an der Zigarette ziehen. Denn den Duft der weiten Welt soll er doch noch einmal genießen.
Dann werden ihm die Augen verbunden, damit die Hinrichtung möglichst schmerzlos verläuft. Das Hinrichtungskommando tritt seinen Dienst an.
All das erinnert mich an unser Leben. Eigentlich ist es ja ganz ähnlich. Das Urteil ist gesprochen: Wir müssen sterben. Kein Weg führt daran vorbei. Nur ist nicht sicher, wann das Urteil vollstreckt wird – am nächsten Morgen, am nächsten Mittag oder am nächsten Abend. Tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vergangen ist. Wir nehmen es nicht so genau.
Wir sitzen da und spüren noch einmal das Licht, das durch das enge Fenster einfällt. Wir sehen nicht viel von der großen, weiten Welt. Darum genießen wir alles umso mehr: die Enkel, die Freunde, die man im Leben hat, den Urlaub, den man genossen hat, und das Licht, das durch das kleine Zellenfenster hereinfällt.
Dann genießen wir noch das Wenige, das uns diese Welt bietet – wie das letzte Frühstück, das ein Delinquent noch einnimmt, das gierige Ziehen an der letzten Zigarette. Ich möchte doch noch hineinschlürfen, was ich in mein Leben hineinschlürfen kann. Und dann die verbundenen Augen.
Es ist mir wie ein Gleichnis. Wer von Ihnen hat sich das nicht schon gewünscht: Ich will auch möglichst kurz und schmerzlos sterben. Nur möglichst wenig wahrnehmen, wenn es dann zu Ende ist.
Die christliche Perspektive auf Leben und Sterben
Das ist ein Bild für unsere Welt. Nur glaubende Menschen denken ganz anders. Sie denken nicht nur anders über das Sterben, sondern auch anders über das Leben.
Für uns ist das Leben nicht mehr nur die letzten vierundzwanzig Stunden, wie für alle anderen Menschen dieser Welt. Für richtig glaubende, ewigkeitsbezogene Christen ist das ganze Leben ein Zuwandern auf den Tag der Befreiung.
Wir gehen doch nicht auf den Tag der Hinrichtung zu, auf die Vollstreckung des Todesurteils. Für uns ist der Tod der Eingang in das Leben. Da muss Klarheit herrschen in Ihrem Glauben: Ist für Sie der Tod der Tag der großen Befreiung, der Tag der großen Amnestie, an dem sich die Tore des Gefängnisses öffnen?
Lesen Sie die Bibel, wo Sie wollen, Sie werden überall auf diese wunderbare Ewigkeitsbotschaft stoßen. Für uns ist es so: Wenn wir Jesus gehören, ist das Sterben gleichsam wie das Heraustreten aus einem Gefängnis – zum ersten Mal in der Freiheit, in der wunderbaren Freiheit.
Wir denken zurück: Wie war das Leben? Ach, da in der Zelle, ach, da, wo das kleine Gitterfenster war – wie begrenzt, wie eng war doch mein Leben! Mein Leben in der Schwachheit des Leibes, mein Leben unter den dunklen Mächten der Sünde – das alles liegt dann zurück, wenn er mir, der Herr, einen neuen Leib und das neue Leben gibt.
Die Zukunftshoffnung als Motivation im Leben
Ich muss heute darüber predigen und möchte zuerst fragen: Welche Zukunft haben wir? Welche Zukunft!
Beobachten Sie einmal unsere Gespräche, die wir über das ewige Leben führen. Allein in der letzten Woche wurde ich mehrfach darauf angesprochen. Andere sagten zu mir: „Wir wollen doch nicht auf das ewige Leben schielen. Wir möchten nicht auf ein Jenseits hoffen. Wir wollen uns nicht vertrösten lassen.“
Ich kann dann immer nur sagen: Warum eigentlich nicht? Die Antwort der anderen lautet oft: „Wir haben doch hier in der Welt unsere Aufgabe. Wir müssen hier so viel tun.“
Steckt dahinter nicht oft ein maßlos überheblicher Stolz? Einer, der meint, was ich in dieser Welt aufbaue, meine frommen Taten, was ich heute alles tun kann – das sei genug.
Ich bin so froh, dass über all meinem Werk die Ewigkeitshoffnung steht. Und dass auch über meinem eigenen Glaubensleben steht, dass Jesus es vollenden wird – nicht ich hier.
Ich verstehe die Menschen nicht. Sie sagen dauernd, sie wollten das hier in der Welt heute. Das wollen wir alle. Aber wir schaffen es nicht. Darum richten wir unseren Blick hinaus auf diesen großen Tag.
Es ist eine ganz schmerzliche Erfahrung, dass wir hier durch das Sterben hindurchgehen müssen. Nicht nur durch das Sterben im Todeskampf, wie wir es bei vielen lieben Freunden erleben, an deren Krankenlager wir treten. Viele tragen auch jetzt den Schmerz, weil sie Trauer empfinden über Menschen, die weggerissen wurden.
Die Wunde, die nie mehr heilt – da sehen wir es am Sterben, liebe Menschen. Aber wir müssen das Sterben auch über der Welt erleben.
Diese ganze Welt, in der wir heute leben, diese schöne Welt, in der schon die Sonne wieder am blauen Himmel an diesem Herbsttag aufgeht – diese ganze Welt muss durch Sterben hindurch.
Es gibt nichts an dieser Welt, das schon für die Ewigkeit wäre. Die ganzen Bestandteile dieser Welt werden zergehen. Die Elemente werden zerschmelzen in diesem großen Feuer.
Das menschliche Aufbäumen und die Vergänglichkeit der Welt
Es ist wie in einem Todeskampf: Die Welt bäumt sich noch einmal auf. Da kommen noch einmal die großen Führer der Menschheit, wie es Karl Marx für viele ausgedrückt hat. Wir wollen nicht die religiösen Ewigkeitsgedanken, wir machen die Welt neu. Und sie bäumt sich noch einmal auf.
Wer weiß denn, was wir noch erleben müssen an menschlichem Aufbäumen, am Wahn des tollkühnen Menschen, der die Welt neu baut? Der noch einmal zeigen will: Wir brauchen keinen Gott und keine Erlösung. Wir können selbst diese Welt neu machen. Und dann zerfällt alles wie ein Kartenhaus, zerbricht und vergeht.
Es hat wohl kein anderer Liederdichter sich so an dieser Welt freuen können wie unser Paul Gerhard – an dem springenden Reh, am Grün der Wälder, am wachsenden Weizen auf dem Feld. Und dieser Paul Gerhard hat den Vers gedichtet: „Menschliches Wesen, was ist gewesen, in einer Stunde geht es zugrunde, sobald das Lüftlein des Todes dreinbläst.“
Alles in allem muss brechen und fallen: Himmel und Erden müssen das werden, was sie vor ihrer Erschaffung gewesen sind. Alles vergeht! Und das, was wir oft über unsere Berufsarbeiten spüren, was uns so zu schaffen macht, ist vergänglich. Das ist biblisch, dem müssen wir uns stellen.
Wir spüren auch, wie über unseren kirchlichen Organisationen der Hauch der Verwesung liegt. Die Taufscheine werden verbrennen – darin liegt es doch nicht, sobald das Lüftlein des Todes dreinbläst.
Darum fliehen wir doch nicht von dieser Welt. Darum laufen wir doch nicht weg. Darum nehmen wir doch trotzdem unseren Platz wahr, den wir hier haben. Wir Christen sehen das alles ganz ruhig mit an und wissen: So muss das alles hinweg. Aber dahinter kommt der Tag der großen Befreiung.
Und ich darf mein Arbeiten, mein Planen, mein Denken auf diesen großen Tag der Freiheit hin ausrichten. Welch eine Zukunft!
Die neue Welt Gottes als Ziel der Hoffnung
Hinter all dem Zergehen und Zerbrechen, hinter all dem Brennen und Sterben kommt Gottes großes neues Reich.
Wir sollten heute, in diesen Tagen, in denen so viel über Weltkatastrophen gesprochen wird, nicht einfach mitreden. Ich glaube, es ist nicht christlich, dies zu tun, so richtig vieles daran auch sein mag. So wahr es ist, dass unsere Welt ausgebeutet, verseucht und verschmutzt dem Untergang entgegengeht, sollten wir unseren Mitmenschen davon erzählen – und dann kommt das Allerherrlichste: die neue Welt Gottes.
Wir sind tatsächlich ewigkeitssüchtig. Und gerade die gleichen Leute, die uns oft angreifen und fragen: „Träumst du von der Ewigkeit?“, sagen auch: „Willst du uns denn vertrösten?“ Ja, ich will vertrösten. Ich kann doch niemanden mit dieser Welt trösten – womit denn? Ich möchte die Blicke weiterlenken und sagen: Erst dort kommt das Bleibende und das Bestehende.
Oh, wissen sie doch, wie mir diese Welt gefällt! Spüren sie, wie ich mich in dieser Welt heimisch fühle und wie ich sie genieße – wie ein Delinquent, der seine letzten 24 Stunden noch leben darf. Aber wir wollen über allem sagen: Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack der großen kommenden Freude.
Welch eine Zukunft!
Die Vergänglichkeit irdischer Güter und die wahre Reichtumsperspektive
Das Zweite, was ich Ihnen sagen will: Was sind wir reich? Was sind wir reich? Petrus spricht hier vom Zerbrechen dieser alten Welt. Und diese ganze Welt muss zerbrechen.
Die herrlichen Kunstwerke, die in dieser Welt errichtet wurden, die wunderschöne Musik, die Bilder, die gemalt wurden, die großen Gedichte, die geschrieben wurden – all diese herrlichen Dinge dieser Welt – alles vergeht. Alles ist nur Stückwerk.
In dieser Welt, in der wir so oft alles festgehalten haben, ist das denn sündig? Nein, ganz gewiss nicht. Musik ist nicht sündig, Kunst ist nicht sündig, Naturfreude ist nicht sündig. Aber wir haben oft diese Güter genommen und uns daran festgehalten als das Ewige und Bleibende. Und das ist es nicht.
Einer nur ist ewig: der heilige Gott. Ihm gehören wir, und auf ihn gehen wir zu. Darum sollen wir zur Kenntnis nehmen, dass das Gottes Gericht über uns und über die Welt ist. Er lässt uns unter den Fingern zerbrechen. Es zerbröselt uns, was wir haben.
Es ist auch nicht gut, wenn wir am Grab noch viele Worte über unsere Leistungen machen. Es zerbröselt doch schon. Es muss alles, alles zerbrechen.
Darum ist es auch nicht gut, wenn wir so tun, als ob wir eine neue Welt schaffen könnten, eine neue Welt, die wir errichten. Es ist auch nicht sehr christlich, wenn wir so tun, als ob wir die großen Welterneuerer im Zeichen des Christentums wären.
Unsere ganze Diakonie ist nur ein Pflaster in dieser Welt. Es wird heute immer wieder so getan, als ob wir als Christen neue Strukturen legen könnten. Ich freue mich, wenn einer neue Strukturen legen kann, aber sie werden nicht neu. Sie bleiben so dürftig und armselig.
Und wie oft hat man dann den kleinen Dienst entwertet vor den großen revolutionären Weltveränderungen! Liebe Brüder und Schwestern, es bleibt das Große und Gewaltige, wenn einer einen anderen im Namen Jesu gepflegt hat und eine Taterliebe getan hat, wo man nicht nach Nutzen und Sinn fragt, sondern wo es aus seinem Namen heraus getan wird.
Da sagt Petrus in diesem Abschnitt: Wir warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Dieses neue Reich ist schon fertig. Ich muss es nicht herausstampfen, ich muss es nicht herauspressen, es ist schon da. Jesus hat sein Reich aufgebaut, aber es ist noch nicht sichtbar auf der Erde. Er wird es an jenem Tag in seiner Wiederkunft bringen.
Die Grenzen menschlicher Welterneuerung und die Bedeutung der Gerechtigkeit
Es ist nicht richtig zu glauben, dass wir Christen ein neues Weltreich errichten könnten. In unseren Tagen hört man viele Stimmen, die den Eindruck erwecken, als könnten wir das schaffen. Dabei wird nicht gesagt, dass wir nicht unsere ganze Kraft einsetzen würden. Manchmal scheint es, als müssten wir resignieren, weil wir es doch nicht schaffen.
Es gelingt uns ja nicht einmal, in unseren eigenen Reihen Gerechtigkeit zu verwirklichen. Nicht einmal in unseren kirchlichen Tarifverträgen ist alles gerecht geregelt. Ich denke an andere Bereiche: Ist dort alles gerecht? Auch in unseren Ordnungen leiden schon Konfirmanden und andere im Religionsunterricht unter Ungerechtigkeit. Wo ist denn das Reich, in dem Gerechtigkeit wohnt? Wir nehmen den Mund so voll, aber wo ist dieses Reich wirklich?
Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Und ich darf heute schon in diesem ewigen Reich, in der Gerechtigkeit Gottes leben, weil Christus mich gerecht macht. In dieser Welt darf ich Zeichen der Gerechtigkeit setzen. Plötzlich wird wieder dieses kleine Zeugnisamt wichtig: dass ich hier in dieser Welt im Namen des Herrn wirke, dass ich selbst gerecht bin und das Böse überwunden habe.
Das ist das Geheimnis der Nachfolger Jesu. Petrus sagt: „Wenn das alles nun vergehen wird, wie wichtig ist es dann, dass ihr ein geheiligtes und frommes Leben führt.“ Der ganze Akzent liegt darauf, dass Christen Menschen im Gehorsam Christi stehen und so handeln. Er bringt sein neues Reich der Gerechtigkeit.
Jetzt ist es wichtig, dass wir alle in seiner Gerechtigkeit wirken. Jesus hat wieder von diesem Becher Wasser gesprochen, der in seinem Namen gereicht wird, der für ihn getan wird und Zeugnis von seinem neuen Reich ablegt. Was ist so ein Becher Wasser? Was ist ein Krankenbesuch? Nehmen wir diesen schlichten Dienst wieder ernst!
Als solche, die wissen, dass das Große kommen wird! Man könnte heute manchmal den Eindruck bekommen: Was ist denn mein Christenleben? Ich greife nicht in die große Weltpolitik ein, ich kann die Völker der Welt nicht verändern. Ich kann nicht die große Ungerechtigkeit abschaffen, die wir auf der Welt sehen.
Ich glaube auch nicht, dass Jesus uns so große Aufgaben zugemessen hat. Er hat uns allen zugemessen, dass wir Zeugen seines Reiches der Gerechtigkeit sind. Und das will gelebt sein in der Familie, in den Arbeitsverhältnissen, in denen wir stehen, und in unserer Gemeinde. Genau dort soll es gelebt werden: Zeugen seiner Gerechtigkeit zu sein.
Die Versuchung der Anpassung und der Ruf zum Gehorsam
Dass wir solche Menschen sind, die aus dem ewigen Reich kommen, bedeutet, dass Neid, Habgier, Ehrsucht und all die vergänglichen Dinge uns nicht mehr binden können. Wir sagen: Darum geht es doch nicht.
In unserer heutigen Welt liegt eine große Versuchung auf uns. Auch als Christen passen wir uns oft dort an, wo wir Anerkennung bekommen. Wenn man jedoch einen Weg gehen muss, den andere nicht mehr verstehen, wo man Widerspruch erfährt und diesen Weg nur aus Gehorsam gegenüber Jesus geht, dann steht vor uns erneut das Bild unseres Herrn.
Jesus wurde versucht, wie wir es sind. Der Teufel machte ihm alles noch einmal so wichtig: „Willst du nicht hier die Güter dieser Welt nehmen? Iss doch! Hol dir doch den Ruhm der Massen! Tu doch etwas Großes!“ Doch Jesus sagte: „Nein, davon lebt der Mensch nicht, er lebt vom Wort Gottes.“
Wenn unser Christentum, unser Glaubensleben wieder so echt würde, so Jesus bezogen, dann wäre es das Wandern auf dieses neue Reich der Gerechtigkeit zu. Wir würden fröhlich unsere Straße ziehen als Zeugen dieser Gerechtigkeit Gottes, die wir leben. Wir würden uns nicht von der Welt blenden lassen, die uns bezirzt, bezaubert und fasziniert, sondern vom Gehorsam leben.
Die biblische Bedeutung des Wartens auf die Wiederkunft
Einen dritten Punkt möchte ich besonders betonen: Wir können warten. Es ist sehr merkwürdig, dass die Hoffnung auf die Ewigkeit in unseren Tagen stark zurückgegangen ist. Viele hören diese Worte und denken, das sind schöne Worte, aber man sollte sie nicht allzu wörtlich nehmen. Sie meinen, diese Worte müsse man interpretieren oder deuten.
Schon Petrus hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Er sagt, dass später Sagen und Geschichten auftauchen werden, die man nicht so wörtlich nehmen darf. Es heißt dann, Jesus komme nicht wieder, und die Welt laufe einfach munter weiter, wie sie es immer getan hat. Petrus warnt ausdrücklich vor dieser Täuschung und nennt sie eine grobe Irreführung.
Es gibt einen Zeitraum, den Gott gewährt, damit Menschen umkehren können. Gott zeigt Geduld mit der Welt und möchte, dass heute noch viele Menschen zum Glauben kommen und gerettet werden. Er hält den Tod und das Sterben über der Welt auf. Auch den Weltuntergang verzögert er in seiner Geduld, damit viele Menschen heute noch die Missionsbotschaft hören und umkehren können.
Wenn wir diese Zeit richtig nutzen und die Zeichen der Zeit korrekt deuten, dann leben wir in dieser vergehenden Endzeit, in der letzten Zeit vor der Wiederkunft Jesu. In dieser Zeit sind all die irdischen Dinge nicht das Letzte. Das Neue Reich, das Christus bei seiner Wiederkunft aufbauen wird – der neue Himmel und die neue Erde – sind das Ziel.
Unsere Hauptaufgabe ist das Warten. Auch wenn heute manche uns das Wort im Mund herumdrehen und behaupten, wir wollten die Hände in den Schoß legen, ist das nicht richtig. Wir brauchen uns nicht zu rechtfertigen. Wer mehr tut – die, die viel reden, oder die, die vom Warten sprechen?
Ich habe in meinem Leben viele schlichte Christen kennengelernt, die wartend waren und mehr für Gottes Reich getan haben als jene, die viel geredet haben. Das Warten ist biblisch und wurde uns von Petrus empfohlen. Im Warten auf das Reich Gottes zu wirken, das hat er uns nahegelegt.
Das Bild des Wartens am Beispiel eines verpassten Essens
Ich habe lange nach einem Beispiel gesucht. Dann fiel mir ein, wie vor einiger Zeit ein paar Hausfrauen drüben in der Küche ein Abendessen für einen schwedischen Jugendchor zubereitet hatten, der hier singen sollte. Doch der Chor kam nicht.
Alles war fertig angerichtet, und man dachte, jetzt könnte es ans Essen gehen. Aber der Chor kam nicht, und sie mussten einfach warten. Sie standen herum in der Küche, und die Zeit wurde lang. Dann, auf einmal, kam die Freude: Jetzt kommen sie!
Dann ging alles ganz schnell. Sie trugen ihre Schüsseln hinaus und bewirteten die Gäste.
Manchmal kann es uns so vorkommen, als wären die Jahre unseres Lebens vergeblich gewesen. Was hat denn mein Leben für einen Sinn? Ich denke auch an ältere Menschen, die sagen: Was ist mein Leben noch wert?
Auch das Alter hat seinen Sinn – aber nur von der Zukunft Jesu her. Da wird man müde und denkt: Soll ich nicht einfach jetzt die Küche abschließen und alles liegen lassen?
Und dann, auf einmal, hört man Schritte. Sie kommen. Und plötzlich wird deutlich, dass man all das, was man gearbeitet hat, herbringen darf. Dass unsere Tagesarbeit, unser irdisches Leben für Christus gelebt war.
Ja, dass wir ihm unsere Dinge bringen dürfen – so wie eine Frau in der Küche ihre Speisen ihm herbringt. Zur Freude, stolz und fragend: Ist es auch gut genug? Ist es auch schön gewesen?
Es ist doch wunderbar, dass wir Kinder haben dürfen. Ich betone das, weil wir das auch als eine Aufgabe in dieser Welt ansehen. Wir sagen: Herr, für dich haben wir sie doch haben wollen in unseren Familien. Warum haben wir denn in der Welt gearbeitet? Herr, für dich! Damit in diese sterbende Welt ein Lichtschein deiner Ewigkeit fällt.
Warum haben wir in der Gemeinde gewirkt? Herr, für dich! Und wenn er kommt, dürfen wir es ihm bringen – wie diese Hausfrauen aus der Küche ihre Schüsseln heraustragen.
Das war dem Petrus so wichtig: dass unser irdisches Tun auf Jesus hin getan wird und dass es vor ihm bestehen kann.
Jetzt merken sie erst, warum es so dumm ist, wenn jemand meint, wir würden beim Warten nichts tun. Wir warten. Natürlich warten wir. Und alles, was wir in dieser Welt tun – unser Reden und Arbeiten – soll auf die Wiederkunft Jesu hin gelebt sein.
Das ist eine ganz große Hoffnung, die sich da vor uns auftut. Wir haben eine Zukunft. Welch eine Zukunft! Was sind wir reich! Und wir können warten, warten, weil wir eine große, sichere Hoffnung haben: Jesus kommt.
Amen!
Schlussgebet und Fürbitte
Wollen beten: Herr, du hältst uns in dieser sterbenden und vergehenden Welt, und deine Hand lässt uns nie los. Das ist unser Trost, unsere Hoffnung und unsere Zuversicht.
Wir sind auch bedrückt, weil wir uns so oft wieder von dieser vergehenden Welt bezaubern lassen. Wie oft gehen wir unheilvolle und gottlose Kompromisse ein, verleugnen deine Gebote und tun anderes, was vor dir nicht recht ist. Herr, diese Schuld muss vor dir ausgesprochen und bekannt sein, damit du vergeben kannst.
Dann bitten wir dich, dass du deine Heiligung auf unser ganzes Leben legst. Nimm alles ganz neu in Beschlag: unsere Familien, unsere Berufsaufgaben, unsere öffentlichen Ämter, unser ganzes Leben in dieser Welt. Nicht, dass wir untätig sind, nein. Alles, was wir mit unserer Kraft einbringen, musst du segnen und heiligen, damit es im Licht deiner Wiederkunft bestehen kann. Es soll in deiner Gerechtigkeit getan sein und in das Ansehen des Reiches passen.
Hilf uns doch dazu, dass wir nicht irdisches Vergängliches aufbauen, das nur in den Augen der Welt leuchtet und groß ist. Herr, mach uns das Kleine klein und das Wirklich Große richtig groß, damit wir deine Maße wieder neu begreifen und dich gebrauchen als Zeugen deines Reiches mitten in dieser Welt.
Wir wollen dich jetzt auch bitten für die Kranken, die nicht unter uns sein können, für die Menschen, die in Haftanstalten leben, für junge Menschen, deren Leben zerbrochen ist und die in Bindungen gefangen sind, die sie nicht auflösen können. Hilf uns in unserem Missionsdienst, dass wir sie erreichen können und ihnen deine Rettung und Befreiung bezeugen.
Wir wollen dich auch für die Schwermütigen und Beladenen bitten, für die, die verzweifelt sind, für die, die keine Hoffnung haben, für die vielen Menschen, die um uns herum leben und ohne Hoffnung dahintrotten. Auch für die Menschen, die jetzt sterben müssen und keine ewige Hoffnung haben.
Herr, lass doch überall, wo dein Wort verkündigt wird, dieses Wort die Herzen der Menschen erreichen – auch hier in unserem Gemeindebezirk. Dass viele zu einem lebendigen Glauben an dich kommen und gerettet werden. Lass uns die Zeit, die du uns zur Buße lässt in dieser Welt, nutzen, damit viele Menschen selig werden.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.