Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 543: Ihr seid Götter, Teil 4, Johannes 10, Verse 33-36.
Einleitung: Der Vorwurf der Lästerung gegen Jesus
Die Juden antworteten ihm: „Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.“
Jesus entgegnete ihnen: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ‚Ich habe gesagt, ihr seid Götter‘? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann, warum sagt ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, dass du lästerst, weil ich sagte, ich bin Gottes Sohn?“
Im Raum steht also der Vorwurf der Lästerung: „Du, Jesus, machst dich zu Gott.“
Vielleicht an dieser Stelle ein Hinweis: Man hört ja immer wieder, dass Jesus nie mehr als nur ein Rabbi sein wollte. Die Christen hätten ihn, Jahrhunderte später – Kaiser Konstantin spielte da meist eine große Rolle – in Anlehnung an heidnische Göttervorstellungen auch zum Gott erhoben. Das ist so ein Standardmythos, den Heiden sich über Jesus erzählen.
Hier ist eine Stelle, die deutlich macht, dass diese These nicht stimmen kann. Wir sehen, wie das, was Jesus sagt, auf seine Zeitgenossen gewirkt hat. Es mag sein, dass Jesus beim Thema Gottes Sohnschaft zurückhaltend war. Immerhin weiß er, wie leicht man damit anecken kann. Er formuliert bewusst vorsichtig. Aber selbst das Wenige und Vorsichtige, was er sagt, reicht völlig aus, um seine Gegner zu erzürnen.
Es sind die Juden, die genau verstehen, dass er sich zu Gott macht.
Die Bedeutung des Psalm 82 im Gespräch Jesu
Johannes 10,34: Jesus antwortete ihnen: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ‚Ich habe gesagt, ihr seid Götter‘?“
Dies ist also das Zitat aus Psalm 82. Meine These ist, dass es sich bei den „Göttern“ um Engel handelt. Diese These wird besonders durch Vers 6 gestützt, wo die Götter als „Söhne des Höchsten“ bezeichnet werden. „Söhne des Höchsten“ oder „Söhne Gottes“ ist eine gängige Bezeichnung im Alten Testament für Engel.
Psalm 82 beschreibt Gott, wie er inmitten seines himmlischen Hofstaats steht und Gericht über die Engel hält. Genau genommen tut er das kurz vor seiner Menschwerdung, denn der Psalm endet mit Psalm 82,8: „Stehe auf, Gott, richte oder regiere die Erde, denn du sollst zum Erbteil haben alle Nationen.“
Hier spricht jemand – ich vermute Gott der Vater – zu Gott dem Sohn und fordert ihn auf, die Erde zu richten oder zu regieren. Diese Szene erinnert stark an Psalm 2, der prophetisch auf Kreuz und Auferstehung hinweist.
In Psalm 2,6-8 lesen wir etwas Ähnliches: „Ich habe meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg. Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben. Er hat zu mir gesprochen: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und zu deinem Besitz die Enden der Erde.‘“
Hier spricht der Vater zum Sohn und bietet ihm die Völker und die Welt zum Besitz an. Ich denke deshalb, dass Psalm 82,8 ein ähnliches Szenario beschreibt – nur nicht nach, sondern vor der Menschwerdung.
Wenn wir diesen Gedanken kurz zulassen, dann beschreibt Psalm 82 Gott, das Wort, vor der Menschwerdung im Kreis der Engel, denen die Verwaltung der Welt übergeben war und die die Welt in Ungerechtigkeit und Chaos gestürzt hatten.
Die doppelte Bedeutung des Wortes Gottes und die Unauflöslichkeit der Schrift
Johannes 10,35: „Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging, und die Schrift kann nicht aufgelöst werden.“
Der Vers hat es in sich. Zwei Dinge sind besonders interessant.
Erstens: „an die das Wort Gottes erging“. Hier haben wir es mit einer Doppeldeutigkeit zu tun. Das Wort Gottes ist nicht einfach nur ein Sprachakt. Es geht hier nicht nur darum, dass Gott zu den Engeln spricht. Das Wort ist – gerade im Johannes-Evangelium – eine Person. Derjenige, der hier redet, ist Gott das Wort. Was er ausspricht, ist ein Gericht.
Psalm 82 beschreibt den Wendepunkt in der Verwaltung der Erde. Die Engel haben versagt, und der Sohn tritt an ihre Stelle, um der Welt Recht und Gerechtigkeit, Rettung und Hoffnung zu bringen.
Zweitens: „Und die Schrift kann nicht aufgelöst werden.“ Das ist eine ungewöhnliche Formulierung. Worauf bezieht sie sich?
Ich denke, sie bezieht sich auf die Engel und das Urteil, das sie im Psalm 82 erhalten haben. Im Sinne von: „Es steht geschrieben, also wird es auch so geschehen.“ Gott, das Wort, hat im himmlischen Rat seine Stimme erhoben, die Engel gerichtet.
Es gibt jetzt kein Zurück mehr. Die Geschichte nimmt ihren Lauf, und Gott, das Wort, kommt, um zu regieren und alle Völker als sein Erbteil zu beanspruchen.
Die Rechtfertigung Jesu als Sohn Gottes und die Herausforderung an die Pharisäer
Nun zum Vergleich Johannes 10,35-37: Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging, und die Schrift nicht aufgelöst werden kann, sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: „Du lästerst, weil ich sagte, ich bin Gottes Sohn?“
Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht. Wenn himmlische Wesen als Götter und Söhne des Höchsten bezeichnet werden – Wesen, deren Aufgabe es war, sich im Auftrag Gottes um die Bedürftigen und Armen zu kümmern –, wie kann es dann sein, dass die Pharisäer ihn, den wahren Sohn Gottes aus Psalm 82, der vom Vater geheiligt und in die Welt gesandt wurde, der Lästerung bezichtigen?
Er tut doch genau die Werke, die man von ihm erwarten würde, während die Engel als Söhne Gottes und Götter versagt haben. Da wirkt Jesus als der wahre Sohn Gottes, wo die Engel Dunkelheit und Chaos gebracht haben.
Jesus wird zum Licht der Welt und zum guten Hirten für alle, die sich nach Sicherheit und nach Gottes Fürsorge sehnen.
Die Werke Jesu als Beweis seiner göttlichen Sendung
Johannes 10,37: "Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht."
Jesus macht den Pharisäern deutlich, dass er die Aufgabe eines wahren Gottessohnes erfüllt. Diese Aufgabe ist genau die, die der Vater ihm gegeben hat. Genauer gesagt, erfüllt er die Aufgabe, die nach Psalm 82 den Engeln, den Söhnen des Höchsten, zukommt.
Und wenn man die Engel Götter nennen dürfte, wie viel mehr passt dann der Titel „Sohn Gottes“ auf den, der vom Vater für diesen Dienst ausgesondert, also geheiligt, und in die Welt gesandt wurde.
An dieser Stelle müssten die Juden nun eines tun: Sie müssten sich genau die Werke anschauen, auf die Jesus Bezug nimmt. Was sind das für Werke? Worauf weisen diese Werke hin?
Die Einheit von Vater und Sohn als Grundlage des Glaubens
Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so glaubt mir nicht. Wenn ich sie aber tue, so glaubt den Werken, auch wenn ihr mir nicht glaubt.
Damit ihr erkennt und versteht, dass der Vater in mir ist und ich im Vater.
Abschluss und Segenswunsch
Was könntest du jetzt tun? Das war heute etwas komplizierter. Vielleicht lohnt es sich auch diesmal, das Skript in Ruhe zu lesen.
Das war's für heute?
Mein Tipp fürs Christsein: Bitte Gott darum, dass er dir deine Sünde zeigt, und bekenne sie jeden Tag aufs Neue. Wir leben aus Gnade.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
