Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich begrüße Sie alle herzlich.
Herausforderungen beim Vortrag und persönliche Anmerkungen
Das hat gar nichts mit Intelligenz zu tun. Nach gewisser Zeit werden die Inhalte einfach in der Software abgespeichert. Aber diesen Vortrag von heute Abend hier – und es gibt Vorträge, bei denen könnte man mich um drei Uhr nachts aus dem Bett holen, und ich würde sie spontan wiedergeben. So etwas nennt man wohl „Inspatio“ oder so ähnlich. Diesen Vortrag habe ich jedoch noch nie gehalten. Deshalb habe ich mir vorsorglich Notizen gemacht, zumal es sich um ein so wichtiges Thema handelt.
Es gibt ja Sekten. Das Mitglied einer Sekte ist das „Insekt“, wie ich scherzhaft zu sagen pflege. Und es gibt Sekten wie Insekten – das ist ja die artenreichste Gruppe in der Zoologie. Wie soll man das jetzt zusammenfassen?
Ich bin es aber gewohnt, frei zu sprechen, und das „Wunderlesen“ liegt mir nicht so. Deshalb hoffe ich, dass der Abend doch noch irgendwie gelingt.
Ich habe jetzt einen Studenten kennengelernt, der mir erzählt hat, dass er einen Rhetorikkurs mitgemacht hat. Jakob, so heißt er, meinte, man solle Leute immer anlächeln, sich immer hinstellen und lächeln, nicht mit dem Finger auf Leute zeigen und so weiter.
Übrigens wollte ich in meiner Einleitung auch etymologisch erklären, woher das Wort „Sekte“ kommt. Das hast du mir mal ruiniert. Ist der Matthias heute da? Ach, da hinten sitzt er. Und Ottmar, bist du auch da?
Ich habe mir schon gedacht: Wenn wir so eine seltene Konstellation haben, dass all diese drei männlichen Ableger anwesend sind, dann sollte eine gute Predigt drei Punkte haben – dass wir drei sprechen. Matthias macht den sachlichen Teil, der kann das so akademisch bringen. Ich muss dann den unsachlichen Teil übernehmen, und Ottmar macht den evangelistischen.
Dann kann man wirklich sagen: Nach der letzten Predigt war das Publikum erledigt.
Schwierigkeit des Vortrags und thematische Breite
Aber das jetzt wirklich, sage ich offen, mein Dilemma: etwas so vorzutragen, indem ich es ablese, was eigentlich das akademische Kennzeichen ist. Das kannte ja Lothar Gassmann, der Autor dieses Buches, das ganz frisch von der Druckerpresse kommt.
„Da geht es zu den Zäunen Jehovas“ ist eine Art Klassiker. Er hat unglaublich viele Quellen zusammengetragen und beherrscht das richtig. Er hat das richtige Verhältnis von Zettelanordnung, Blick auf das Papier und Blick ins Publikum. Das muss ich noch üben, und ich hoffe, dass es einigermaßen gut geht.
Das klang schon mit: Was soll man bei diesem umfangreichen Thema herausgreifen? Man kann damit ja nicht nur eine ganze Woche füllen, man kann fast einen Jahreszyklus damit bestreiten.
In Ostberlin gehen gegenwärtig etwa 500 verschiedene Glaubensrichtungen, um nicht zu sagen Sekten, von Tür zu Tür. Das hat zum Ergebnis, dass die Leute zum Teil völlig verwirrt sind und nicht mehr wissen, was sie glauben sollen.
Ursprung und Bedeutung des Begriffs "Sekte"
Woher also der Begriff Sekte stammt, hat uns bereits Jakob erklärt. Er ist Sprachlehrer und daher vielleicht der bessere Mann, um das zu erläutern. Im Neuen Testament wird das Wort, das mit Sekte wiedergegeben wird, mit Heresis bezeichnet. Daraus leitet sich das Wort Heresie ab.
Im Neuen Testament werden uns drei Gruppen als Anhänger einer Heresie vorgestellt. Streng genommen bedeutet Heresis die Schul- oder Lehrmeinung. Menschen, die einer solchen Lehr- oder Schulmeinung anhingen, wurden einer bestimmten Gruppe zugeordnet.
Im Neuen Testament finden wir drei Richtungen, die als Sekten bezeichnet werden. Die erste ist die Sekte der Pharisäer, so wird es übersetzt. Man könnte auch sagen, es ist die Lehrmeinung der Pharisäer. Dies lesen wir in der Apostelgeschichte.
Dann gibt es die Sadduzäer. Für diejenigen, die vielleicht nicht mit den Voraussetzungen vertraut sind: Die Pharisäer waren streng gesetzestreu und wollten besonders eifrig für Gott sein. Im Laufe der Zeit wurde das Wort mit Pharisäismus und Heuchelei verbunden. Aber ursprünglich war nicht jeder Pharisäer ein Heuchler. Es gab durchaus einige, die ihre Meinung von Herzen ernst meinten. Jesus nannte sie zwar oft beim Namen und zeigte ihre wahre Natur, doch es gab auch ernsthafte Anhänger.
Die Sadduzäer waren sozusagen die Vorläufer der modernen Theologie. Sie glaubten weder an Geist noch an Engel oder Auferstehung. Man könnte scherzhaft sagen, sie waren die Brotto-, Bultmann-, Palio-, Käsemann- und Archio-Kunzelmann-Typen. Falls diese Theologen bekannt sind: In Deutschland gibt es viele Männer dieser Art. Der jüngste ist Lüdemann, der offen erklärt, dass die ganze Ordination der evangelischen Kirche schizophren sei. Er behauptet, es gebe keine Auferstehung und dass alles eine gemeindliche Erfindung sei.
Die dritte Gruppe im Neuen Testament, die mit Hairesis bezeichnet wird, sind die sogenannten Christen. Sie werden auch die Sekte der Nazoräer genannt. Paulus wird verklagt, und es heißt von ihm, was interessant ist und nicht zufällig in der Apostelgeschichte steht: „Dieser Mann ist eine Pest und ein Anführer der Sekte der Nazoräer.“ Dieses Urteil steht wahrscheinlich nicht zufällig am Ende des Buches Apostelgeschichte. Dort heißt es, dass diese Sekte an allen Enden widersprochen wird.
Streng genommen sind nach der biblischen Terminologie oder der des Neuen Testaments auch die Anhänger Jesu von Nazareth Sektierer. Sie folgen dieser Lehrmeinung.
Definition von Sekte und Irrlehre nach biblischem Maßstab
Von daher ergibt sich die Frage: Was ist nach biblischem Maßstab eine Sekte beziehungsweise was wird als Irrlehre bezeichnet?
Ich füge dies am Rande ein, da es im katholischen Sektenbuch zum Teil auch von der Geographie abhängt. Die Baptisten waren damals – inzwischen werden sie doch schon anerkannt – jedenfalls auch in dem von evangelischer oder ökumenischer Seite herausgegebenen Buch „Die Heilsversprecher: Kampf der Sekten um die Seelen“, aus dem ich einige Zitate habe, als Freikirche anerkannt. Ebenso gelten die Methodisten als solche.
In dem damaligen Begriffslexikon aus den 1960er- oder 1970er-Jahren wurden die Baptisten in Österreich als Sekte eingestuft, allerdings nicht in Amerika. Dort sind sie die größte evangelische Glaubensgemeinschaft. Das ist eine merkwürdige Definition, da es also von der geografischen Breite oder dem Längengrad abhängen soll, ob etwas eine Sekte ist oder nicht.
Wir brauchen daher eine andere, verlässlichere Definition. Folgendes bietet sich an: Im Zweiten Johannesbrief sagt uns der Schreiber Johannes: „Wer weitergeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, der hat Gott nicht. Wer in der Lehre Christi bleibt, der hat den Vater und den Sohn.“
Hier sagt uns die Bibel nach ihrer eigenen Definition, dass wir, wenn wir über den offenbarten Ratschluss hinausgehen, in den Geruch der Sektiererei kommen – so sage ich jetzt einmal etwas großzügig oder freizügig.
An anderer Stelle, im Judasbrief, heißt es im dritten Vers: „Wir sollen für den Glauben kämpfen, der ein für allemal den Gläubigen übergeben ist.“ Das bedeutet eigentlich, dass eine Sekte, wie wir sie jetzt einordnen oder sehr schnell verstehen, eine Gruppe ist, die etwas hinzufügt beziehungsweise mit neuen Offenbarungen oder Erkenntnissen auftritt.
Von daher ist auch das Wort Jesu im letzten Buch der Bibel, im letzten Kapitel, wahrscheinlich nicht zufällig und besonders zu beachten. Jesus selbst sagt: „Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen.“
Diese Aussage würde mir als biblische Definition einigermaßen einleuchten, obwohl sie wirklich nicht ausreicht. Denn offiziell fügen die Zeugen Jehovas im Gegensatz zu den Mormonen und anderen nichts zur Bibel hinzu. Dennoch galten sie praktisch bis vor kurzer Zeit als das Paradebeispiel, die klassische Sekte schlechthin.
Monotheistische Religionen und ihre Exklusivität
In diesem Buch wird von monotheistischen, exklusiven Religionen gesprochen, im Gegensatz zu den hinduistischen Religionen, die wesentlich großzügiger sind. Im Hinduismus kennt man 330 Millionen Gottheiten. Bei einer so großen Zahl kommt es auf einzelne Gruppierungen kaum noch an.
Monotheistische, exklusive Religionen wie Judentum, Islam und Christentum sind aufgrund ihrer Lehre – genauer gesagt aufgrund ihrer Definition – darauf ausgerichtet, dem einen einzigartigen Gott, der sich auf einmalige Weise offenbart hat, keine andere religiöse Wahrheit mit absolutem Wert zuzugestehen.
Innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaften verfügen diese Religionen über feste Normen, anhand derer entschieden wird, was verbindlich ist. Nach katholischer Lehre gibt es außerhalb der Kirche kein Heil. Protestanten orientieren sich an der Heiligen Schrift als Richtschnur. Leider muss man sagen, dass sich diese Haltung in der Vergangenheit stärker ausgeprägt zeigte.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Spektrum erweitert. Es sind Gruppen hinzugekommen, die als Jugendreligionen und Psychokulte bezeichnet werden. Ergänzt wird dieses Spektrum durch eine kaum überschaubare Anzahl an Klein- und Kleinstgruppen mit esoterischen, okkultistischen, satanistischen und neuheidnischen Lehren sowie psychotherapeutischen und ideologischen Programmen.
Dieses Zitat ist für uns von aktueller Bedeutung, da wir von der Tradition her den Monotheismus, also den Glauben an einen einzigen Gott, haben oder zumindest haben sollten.
Persönlichkeiten und Gründer von Sekten im theistischen Bereich
Hier einige Sätze zur Person beziehungsweise zum Gründer einer Sekte, herausgegriffen aus dem theistischen Bereich der Religionen, also solchen mit Eingottglauben oder christlichem Hintergrund.
In den deistischen Religionen sind aus den oben genannten Zusammenhängen vor allem Neuoffenbare zu finden. Joseph Smith, der Gründer der Mormonen, entdeckte verborgene Botschaften, die auf goldenen Platten eingraviert waren und die Geschichte Amerikas neu schreiben sollten. Er weist erstaunliche Parallelen auf, auch wenn er nicht mehr so aktuell ist, zum Beispiel zu Erich von Däniken. In einem Vortrag, den Erich von Däniken an der Hochschule in Wetzlar hielt, stellte er sich sogar als dessen Vorläufer dar. Dabei hat er ausnahmsweise einmal die Wahrheit gesagt.
Eine weitere Frage an das Publikum: Ist das Universelle Leben, früher bekannt als Heimholungswerk Christi, in Wien, Österreich, einigermaßen bekannt? Ich bekenne, obwohl gebürtiger Wiener, habe ich mehr oder weniger die Fäden zu meinem Heimatland verloren. Ich kenne mich in anderen Regionen inzwischen besser aus. Das Universelle Leben ist in gewissen Gebieten Deutschlands sehr einflussreich, aber hierzulande nicht so problematisch.
Gabriele Wittek vom Universellen Leben gibt sich als Prophetin aus, durch die Gott das wahre Christentum verkündet. Die Mitglieder dieser Strömung, die früher Heimholungswerk Christi hieß, sehen sich als dessen Vertreter. Das Universelle Leben ist wirtschaftlich zu einem richtigen Imperium geworden, was sehr interessant ist.
David Berg, der Gründer der „Children of God“, heute „Familie der Liebe“ genannt, nannte sich selbst David Mose. Er ließ seine Anhänger wissen, dass er der von Gott erwählte Führer in der bevorstehenden Endzeit sei. Neue Offenbarungen und ein neues Sendungsbewusstsein sind nur einige Schlagworte, die zu diesen Personen passen.
Charakteristika der Lehren von Sekten
Zur Lehre nur ein paar wenige Sätze, ebenfalls von diesem ganzen Reichtum der Facetten und Spektren.
Man beobachtet oft Umdeutungen, Relativierungen und ergänzende Offenbarungen. Ein Sektengründer kann zum Beispiel behaupten, die Aussagen der Bibel entsprächen dem Bewusstseinsstand der damaligen Zeit. Er aber habe den wahren Sinn dieser Aussagen offenbart bekommen. Oder er bezieht einzelne Stellen auf seine eigene Person, um sich als den verheißenden Messias zu legitimieren beziehungsweise als Prophet Gottes aufzutreten.
Und hier ein Einschub: Da weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Es gibt das sogenannte Jerusalem-Syndrom. Jeder Schwärmer, um nicht zu sagen Spinner – ich spreche jetzt locker – wird unwiderstehlich von Jerusalem angezogen. In der Neustadt gibt es dafür ein eigenes Institut, nein, eine Klinik. Dort landen schätzungsweise pro Monat hundert besonders Erleuchtete.
Es gibt jede Menge Zweizeugen – also die gibt es schon wie bald Sand am Meer, wenn wir das aus dem Buch der Offenbarung wissen. Dort heißt es im elften Kapitel: Es traten zwei Zeugen auf. Dann Elia und Elisa, wie immer da der Plural sein darf. Die sind auch schon zum Schleuderpreis zu haben. Und etliche, die sagen, sie seien der Messias oder Jeremia und so weiter.
Also dieses Symptom oder Syndrom kennt man schon. Mir erzählte mal der Leiter von so einer Organisation, die sich stark engagiert für Christen und für Israel: Das passiert nicht nur bei merkwürdigen Spinnen oder Schwärmern. Es gab eine Reisegruppe nach Jerusalem, die einen Professor mit dabei hatte. Der war auf einmal verschwunden. Man ging zur Polizei und gab eine Vermisstenanzeige auf. Er war verschwunden und tauchte an der Klagemauer wieder auf.
Die Klagemauer ist beinahe nahe bei diesem Tunnelgang, weswegen es jetzt so rumort, nicht nur unterirdisch. Er erschien dort in weißen Kleidern, mit einer Krone auf dem Haupt und einem verklärten Haschischblick, offensichtlich weggetreten. Dann kam er also in die Klinik – heute wird das vornehmer genannt.
Als er dann wieder zu sich kam, war er selbst entsetzt, was ihm dort passiert war. Ich habe dann scherzhaft gesagt: Also bitte in Zukunft, wenn man nach Jerusalem aufbricht, keine weißen Tücher einpacken. Ich bin eingeladen worden, Anfang November dort Vorträge zu halten, im Kings of Kings College. Ich werde also schauen, dass ich nicht zu viele weiße Tücher mitnehme, damit man dort nicht geht wie beim Morgenstern, eingehüllt in weiße Tücher. Ich sage, jetzt prüft er die Gesetzesbücher – das wäre ja fast zutreffend.
Einteilung von Sekten nach kulturellem Hintergrund
Aber nun zurück zu unserer Sektiererei. Hier folgt eine kurze Einteilung.
Sekten mit hinduistischem Hintergrund
Sekten mit hinduistischem Hintergrund lassen sich anhand einiger Schlagworte charakterisieren. Dazu gehören vor allem solche, die mit dem Stichwort Gurukult in Verbindung gebracht werden. Guru bedeutet einfach Lehrer. In der Bibel, die ins Hindi übersetzt ist, steht für Lehrer Jesus – dort heißt es Guru Jesus.
Ein bekanntes Beispiel ist ISKCON, ausgesprochen I-S-K-C-O-N, was für International Society for Krishna's Consciousness steht.
Ein weiterer bekannter Guru ist Sai Baba, der berühmteste unter ihnen. Ihm werden außergewöhnliche Kräfte zugeschrieben. Es heißt, er könne aus heiterem Himmel Gegenstände materialisieren. Sai Baba stammt aus der Nähe von Bangalore. Er hat derzeit die größte Anhängerschaft und gilt daher auch als der einflussreichste. Man kann sogar sagen, er ist der gefährlichste unter ihnen.
Ich kenne eine Episode, bei der ein amerikanischer Physikprofessor, ein absolut rationalistisch geprägter Mann, Sai Baba begegnete. Obwohl ich die genauen Einzelheiten nicht mehr weiß, soll Sai Baba ihm einige erstaunliche Wunder gezeigt haben. Am Ende lag der Physikprofessor buchstäblich zu seinen Füßen und wurde ein Anhänger von ihm.
Dann gibt es die Ananda Marga, eine Neo-Sannyas-Bewegung. Diese wurde von Seksko-Radschnisch gegründet, der inzwischen verstorben ist und fast hundert Rolls-Royce besaß. Sein Ashram in Pune wächst ständig. Ich habe ihn einmal besucht, als wir eingeladen waren, im Union Biblical Seminary in Pune Vorträge zu halten. Dort kam ich mir vor wie auf einem anderen Planeten.
Die Szene erinnerte fast an Science-Fiction-Filme: Außerirdische, seltsam gekleidet, pyramidenförmige Gebäude und vieles mehr. Radschnisch bot alle möglichen Meditationstechniken an. Diejenigen, die gestern Abend dort waren, haben einige dieser Szenen gesehen, die allerdings vornehm zensiert wurden.
Als Radschnisch in Oregon City eine Gemeinschaft gegründet hatte, musste er 1985 Oregon verlassen. Danach schlichen sich Leute mit saffranfarbenen Gewändern ein und versteckten Videokameras in ihren Achselhöhlen. Sie filmten verschiedene Szenen. Rabi Maharaj erzählte mir, dass die Einwanderungsbehörde, der diese Aufnahmen gezeigt wurden, so schockiert war, dass sie minutenlang keinen Ton herausbrachte.
Weitere Gruppen sind die Brahma Kumaris, Sri Chinmoy, Divine Light Mission und Ekankar. Letztere wurde zwar von Amerikanern gegründet, zeigt aber starke hinduistische Züge.
Dies ist nur eine grobe Einteilung der Sekten mit hinduistischem Hintergrund.
Sekten mit christlichem Hintergrund
Dann gibt es Sekten mit christlichem Hintergrund, wie die Kinder Gottes, die Familie der Liebe, Universelles Leben und Gabriele Wittek.
Ein weiteres Beispiel ist die Vereinigungskirche, gegründet von dem Koreaner Moon. Als klassisches Sektenbeispiel gelten die Zeugen Jehovas. Der Werdegang dieser Gruppe könnte man gut als ein Apparatebeispiel zeigen, wie sich das entwickelt hat.
Jesus warnt ausdrücklich davor, dass niemand Zeit noch Stunde kennt. Trotzdem wurde die Wiederkunft Jesu auf das Jahr 1914 vorausberechnet. Zu dieser Zeit wurde ein Traktat verteilt, in dem stand, dass Millionen nicht sterben würden. Doch 1914 begann nicht Jehova, sein Königreich aufzurichten, und das Tausendjährige Reich begann auch nicht. Stattdessen brach der Erste Weltkrieg aus, und Millionen Menschen starben. Die Zeugen Jehovas standen damals kurz vor dem Kollaps.
In dieser Krise wurde die Gruppe von einem Geschäftsmann namens Rutherford gerettet. Er war Anwalt und kannte die Tricks mit gemeinen Methoden. Die Organisation war eigentlich nichts anderes als eine Art Aktien-GmbH. Rutherford führte die Gemeinschaft über diese Krise hinweg. Heute sind die Zeugen Jehovas eine weltweite Bewegung, die viele als eine Art Pest betrachten.
Es ist wichtig, zwischen Person und Lehre zu unterscheiden. Die Zeugen Jehovas sind manchmal liebe Leute. Sie haben Eifer für Gott, aber oft mit Unverstand. Das soll nicht despektierlich gemeint sein. Überall auf der Welt gibt es zwei Jehovas, selbst auf den entferntesten Inseln. Dort sind noch nicht einmal die Mormonen oder die Hare Krishna-Leute angekommen, aber die zwei Jehovas sind da.
Sie bauen das wahre Königreich auf und behaupten, sie seien die allein seligmachende Gruppe. Nur wer bei ihnen ist, überlebt Harmagedon und darf ins Tausendjährige Reich eingehen. Das ist das klassische Merkmal einer Sekte.
Wenn wir lehren würden, dass nur wer bei uns ist, bei unserer religiösen GmbH – in Österreich sagt man GesmbH, in Deutschland GmbH, also Gesellschaft mit beschränkter Haftung – nur wer dabei ist, wird selig, dann sollten wir lieber jetzt als später hinausgehen. Denn dann wären wir eine lupenreine Sekte.
Ein solcher exklusiver Anspruch ist Größenwahn pur. Wir haben jedoch einen gewissen Exklusivismus. Wir sagen nur Jesus. Das führt allmählich zur Konfrontation. Dann wird die Fundamentalismuskeule geschwungen, und man kann die Türen schließen. Man wird in einen Topf mit blutdürstigen Eiferern geworfen.
Dennoch sagt Petrus, der ja der erste Papst war – das glauben zumindest einige Leute, in Österreich sind das ziemlich viele – als er vom jüdischen Hohen Rat herausgefordert wurde, dieser war damals die offizielle religiöse Instanz, sozusagen das Religionsministerium, sagte er mit Kühnheit und Freimut: „Es ist in keinem anderen das Heil; denn auch kein anderer Name ist den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden, als allein der Name Jesus.“
Wir glauben, dass nur in einer Person Rettung ist. Gottes Wort sagt, dass es in keinem anderen das Heil gibt. Aber es steht nicht da, dass das Heil nur in dieser oder jener Kirche zu finden ist. Das wäre Sekte.
Dann gibt es noch weitere Gruppen, wie die Sieben-Tags-Adventisten, die zum Teil den Sektengeruch abgestreift haben. Innerhalb dieser Bewegung gibt es einen orthodoxen Flügel, der seiner Seherin Ellen G. White treu bleiben will, und andere, die sich immer mehr dem biblisch-reformatorischen Erbe annähern. In Deutschland sind sie inzwischen sogar offiziell als Freikirche anerkannt. Ob diese Entwicklung auch in Österreich stattgefunden hat, müsst ihr mir noch verraten.
Weitere Gruppen sind die Katholisch Apostolische Kirche und die Neuapostolische Kirche. Letztere ist übrigens in Deutschland die größte Sekte. Die Baptisten haben in Deutschland ungefähr 80 Mitglieder, die Neuapostolische Kirche fast 300 oder sogar noch mehr. Das ist schon erstaunlich.
Psychosekten
Und dann eine weitere Einteilung: Wir haben gesagt, Sekten mit hinduistischem Hintergrund, mit christlichem Hintergrund und jetzt Psychosekten.
Die Scientology ist ja sehr unter Beschuss geraten, jedenfalls in Deutschland. Sie ist berühmt und berüchtigt. Dann gibt es die ZEC, also es ist nicht eine Zecke, obwohl sie ähnliche Auswirkungen hat. ZEC heißt Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung. Otto Mühl und Hermann Nietzsch, das sind Österreicher, die dort unrühmlich berühmt geworden sind.
Das ist mehr so im Management-Bereich. Otto Mühl hat Seminartraining angeboten. Bepp, wiederum ein Österreicher, ein gewisser Helmut Joseph Ahmend, ist ebenfalls zu nennen. Das Zauberwort der New-Age-Bewegung heißt Bepp. Das haben wir zum Teil gestern mitbekommen, obwohl es eine unwahrscheinliche Faktenfülle war. Man war wirklich „slain in the brain“ – das war gestern, also von diesem Videofilm her.
Bewusstseinserweiterungsprogramm – und da empfiehlt Ahmend die Herstellung einer Gedankenlehre als Idealfall. Das ist diese klassische Passivität. Deswegen sage ich gerne im Zuge meiner Vorträge anhand von Dias über die New-Age-Bewegung, und ich rechne mit eurem guten Sinn für Humor: Für mich ist Gedankenlehre Faulheit, um nicht zu sagen Blödheit.
Für mich heißt das New-Age-Programm, entschuldigt, von Bepp zu Deb – von idiotisiert zu idiotisiert, wie der Spiegel einmal klagte, vom Nirwaner zum Narwaner, und das dann mit H geschrieben. Ein leerer Verstand – das haben diese Gehirnforscher Eccles und Wilder Penfield festgestellt – ist die ideale Voraussetzung, dass etwas anderes sich wie bei einer Hypnose entfaltet.
Ihr wisst, dass man sich bei der Hypnose passiv öffnen muss. Dann laufen innerweltlich völlig reale Bilder ab, sodass sich diese Ereignisse einstellen. Die Leute sind zutiefst überzeugt: „Diese Stimme habe ich gehört, mir ist der oder jener, das oder dieses oder jenes erschienen. Ich habe diesen Enkel gesehen.“ Ich will nicht immer behaupten, dass diese Leute lügen oder sich das eingebildet haben. Für sie ist es völlig real oder kann innerweltlich sein.
Wir haben ja auch in der Christenheit, auch im evangelikalen Bereich, solche Gruppierungen, und es ist dennoch absolute Illusion. Dann gibt es eine neue Methode, die man zum Teil auch in den Schulen einführen möchte: NLP, neurolinguistische Programmierung.
So weit ein paar Überblicke und Stichworte. Aber jetzt möchte ich auf einen interessanten Abschnitt in der Bibel eingehen.
Persönliche Glaubenserfahrungen und Herausforderungen
Abschließend nehme ich den zweiten Brief an die Thessalonicher. Jetzt weiß ich nicht, wie es euch geht, liebe Freunde, aber hier spricht ja ein ehemaliger Atheist. Es gibt Leute, die mir sagen, wenn ich zum Beispiel Vorträge zum Thema Evolution halte: „Schön und gut, aber ich hatte damit nie Probleme, es muss ein Schöpfer geben, sei ihm dankbar.“ Für mich war die Grundfrage und das Grundproblem genau das Gegenteil. Ich war damals so gehirngewaschen, dass ich mir einen Schöpfer nicht vorstellen konnte.
Mich hat die biblische Prophetie sehr ins Schleudern gebracht. Als ich sah, wie Dinge Jahrhunderte, zum Teil Jahrtausende im Voraus vorhergesagt wurden, hat mich das tief beeindruckt. Als ich mich dann bekehrte – ich erzähle das ganz offen – sagen viele: „Nach meiner Bekehrung entscheide dich für Jesus, und alles ist wunderbar, eine Rolltreppe zum Himmel, Halleluja und so weiter.“ Mir ging es im ersten Jahr nach meiner Bekehrung jedoch schlechter als vorher, das sage ich ganz offen.
Ich bin ein typischer Nachtmensch. Am Abend blühe ich auf, aber morgens hänge ich etwas in den Seilen. Man könnte fast sagen, meine große Stunde kam, wenn ich meine Pille nahm – aber so schlimm war es noch nicht. Abends ging es mir gut, aber morgens dachte ich: „Du, Alexander, du spinnst, du bildest dir das doch nur ein.“ Das waren echte Kämpfe.
Ich war bis zu einem gewissen Grad Augenzeuge der Kulturrevolution, die 1968 in Deutschland begann. Österreich war damals noch sehr konservativ und etwas verspätet. In Deutschland gab es Rudi Dutschke und einen Mann namens Teufel, der einen richtigen Namensvollzug machte. Außerdem gab es die Baader-Meinhof-Gruppe und andere. Ein Bestseller war damals Bertrand Russells Buch „Warum ich kein Christ bin“. In diesem Buch verspottet er Leute, die an das zweite Kommen Jesu glaubten.
Liebe Freunde, ich kannte damals schon den zweiten Petrusbrief. Dort heißt es im dritten Kapitel, aber wir wollen zum zweiten Kapitel gehen: „So wisse das zuerst, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihrem Spott nachgehen. Sie wandeln nach ihren eigenen Gelüsten und sagen: ‚Wo bleibt die Verheißung seines Kommens?‘ Denn nachdem die Väter eingeschlafen sind, bleibt alles so, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.“ Sie spotteten also über die Wiederkunft Jesu und verstanden sie nicht.
Als ich Bertrand Russells Buch gelesen hatte, war ich im Glauben mehr gefestigt als vorher. Dieses Buch, „Warum ich kein Christ bin“, war ein Bestseller der Kulturrevolution. Der Mann erfüllte nur, was in der Bibel stand. So ging es mir und so geht es mir heute noch. Ich sage: „Mensch, steht ja alles geschrieben.“ Aber jetzt weiß ich nicht, wie die nachrückende Generation denkt.
Leider habe ich jetzt nicht die letzte Ausgabe dabei, sonst könnte ich das vorlesen. Matthias wollte dich fast noch erreichen, um dich damit zu beglücken. Es gab einen Artikel, in dem sich Gehirnforscher in Zürich getroffen haben. Sie sagten, es gibt eine neue Bewusstlosigkeit der Gehirne durch die Datenflut.
Es gibt die „alten Gehirne“, das sind die Jahrgänge vor 1949 – das bin ich, uhu, unter hundert. Dann gibt es die „modifizierten Alten“, die nach 1949 geboren wurden, und schließlich die nach 1969 Geborenen. Alle Anwesenden, die nach 1969 geboren wurden, sind natürlich von Herzen ausgenommen. Diese haben „neue Gehirne“ und erleben eine Art Bewusstlosigkeit durch die unglaubliche Reiz- und Datenüberflutung. Sie nehmen die Informationen zwar noch wahr, bewerten sie aber nicht mehr und können dann auch nicht mehr unterscheiden.
Das sehen wir mehr und mehr. Man muss heute alles stehen lassen. Ich sage manchmal mit Wiener Einschlag: „Ja, seid ihr deppert!“ Und man steht da als lebendes Fossil. So nach dem Motto: Ein Mensch, erst zwanzig Jahre alt, beurteilt Ältere ziemlich kalt.
Es kann auch sein, dass mir so jemand aus den neueren Jahrgängen sagt: „Na ja, komm, ist halt Zufall und so weiter.“ Ich sage jetzt nur von mir persönlich zeugnishaft: Wenn es da solche Anfechtungen gibt, was sich da entwickelt, dann war ich durch das Geschriebene neu gestärkt.
Prophetische Aussagen und aktuelle Entwicklungen
Liebe Freunde, das wäre jetzt fast ein Thema für sich. Wenn wir an die Tunneleröffnung in Jerusalem denken – es heißt im Propheten Sacharja – haben mich schon Leute gefragt, wie man das beurteilen soll.
Gott sagt: „Ich mache Jerusalem zum Laststein für alle Völker.“ Alle, die ihn wegheben wollen, das heißt alle, die das Problem Jerusalem lösen wollen, werden sich daran wundern. Denn Gott will alle Völker auf Erden gegen Jerusalem versammeln.
Da wandelt man fast nicht mehr im Glauben, sondern bald im Schaum. Aber das ist nicht unser Thema.
Warnung vor falschen Lehrern und Sekten
Zweiter Petrusbrief
Ich lese jetzt die ersten drei Verse vor. Es ist eine erstaunliche Fülle an Informationen. Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, ebenso wird es unter euch falsche Lehrer geben. Diese führen verderbliche Sekten ein und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat. Über sich selbst bringen sie eine schnelle Verdammnis herbei.
Viele werden ihrem zuchtlosen Wandel nachfolgen. Wegen ihnen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Aus Habsucht werden sie mit erdichteten Worten ihren Vorteil bei euch suchen.
Vorher heißt es in diesem Brief, im ersten Kapitel: „Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl daran, dass ihr darauf achtet, als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint.“
Das interessante Wort lautet zunächst einmal: Es wird falsche Lehre unter euch geben, bis sich das erfüllt hat, was heute vielfach gelehrt wird – besonders in der protestantischen Kirche. Das ist erschütternd. Selbst konservativ geprägte Protestanten sind entsetzt, was teilweise mit ihrer Kirche geschieht.
Es werden falsche Lehren sein, und sie werden verderbliche Sekten einführen – wörtlich „Sekten des Verderbens“. Lasst mich aus diesem Buch vorlesen:
Fast täglich gibt es neue alarmierende Meldungen über die Machenschaften der Sekten. In Amerika sterben über achtzig Menschen, als die Polizei das Hauptquartier der Davidianer in Waco stürmt. In der Schweiz und in Kanada bringen sich Mitglieder der Sonnentempler um oder werden getötet. In Tokio gefährden Giftgasanschläge der AUM-Sekte Tausende Menschenleben. Weltweit ist eine Radikalisierung der Sektenszene zu befürchten.
Von den Aussagen des Petrusbriefes her muss man diese Frage leider womöglich mit Ja beantworten. Ich drücke mich bewusst etwas vorsichtig aus.
Bis vor wenigen Jahrzehnten galten die Zeugen Jehovas als die „knechtischste“ Sekte. Leute, die daraus freikamen, schrieben dann Bücher und Artikel, zum Beispiel „Sklave des Wachtturms“ und Ähnliches.
Inzwischen sind jedoch Sekten entstanden, bei denen man Leuten fast gratulieren muss, wenn sie „nur“ bei den Zeugen Jehovas gelandet sind. Diese neuen Sekten haben eine enorme Zerstörungskraft. Das ist wirklich ein Phänomen unserer Tage.
Beispiele sind Scientology, die Jim-Jones-Sekte mit dem Massenselbstmord in Jonestown, die Davidianer, die Sonnentempler und – am schlimmsten – die AUM-Sekte in Japan, die sich „die höchste Wahrheit“ nennt.
Merkmale falscher Sekten und finanzielle Ausbeutung
Und jetzt kann man Folgendes festhalten: Erstens verleugnen sie den Herrn, der sie erkauft hat. Zweitens bringen sie eine schnelle Verdammnis über sich. Das ist zum Teil schon geschehen. Die Davidianer sind im April 1993 in Flammen aufgegangen. Jim Jones haben wir schon erwähnt.
Dann heißt es hier: Viele werden ihrem zuchtlosen Wandel nachfolgen. Wenn ich daran denke, was das für eine Schande über den Namen unseres Herrn, über den Namen Jesu gebracht hat – die Sache der Children of God, David, Mose, Familie, der Liebe –, wie sie flirrte, Phishing empfohlen hat, und da gab es diese Mo-Briefe, die zum Teil nichts anderes als Pornografie waren. Da hat die Welt sich die Hände gerieben, denn manches wurde zitiert, abgedruckt und ans Licht gezerrt.
Viele werden ihrem zuchtlosen Wandel nachfolgen, und um Irredwin wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Genau so, liebe Freunde, ist es gekommen. Deswegen möchte ich, dass man begreift: Das ist ein prophetisches Wort. Dass manche sagen: Ja, ja, kennen wir schon, ihr seid auch wie die und so weiter. Und die Bibel, das Geschreibsel von jüdischen Autoren, kann man auslegen, wie man will. Deshalb gibt es so viele Sekten. All das wurde uns gesagt: Der Weg der Wahrheit wird verlästert.
Das Interessante ist dann noch das Fünfte, was erwähnt wird: Aus Habsucht werden sie mit erdichteten Worten an euch ihren Vorteil suchen. Da gebraucht das Griechische ein Wort, emperoiomai. Ich muss mit der Jakobsübersetzung aufpassen, was ich griechisch sage, denn es gibt andere Bereiche, die weniger kompliziert sind. Es heißt wörtlich: finanziell aussaugen.
Und, liebe Freunde, das ist verblüffend. Da möchte ich, dass ihr seht, wie aktuell die Bibel ist. Denn das ist das Wesen dieser falschen Sekten: Sie saugen aus. Es steht in der Didache, der Zwölf-Apostellehre, einem Buch, das im zweiten Jahrhundert nach Christus geschrieben wurde. Ich sage jetzt aus menschlicher Perspektive, leider ist es nicht in der Bibel. Dort steht, woran man den falschen Propheten erkennt: Er bettelt um Geld.
Ich habe schon oft bedauert, dass das nicht so schwarz auf weiß im Neuen Testament steht. Heute gibt es Bettelprediger, zum Teil auch im christlichen Gewand, die könnten Seminare der Mafia geben, wie man seinen Nächsten aussaugt. Sie verschicken holy water und Tücher, und man soll dann jede Menge einzahlen. Aber das ist nicht unser Thema.
Es ist interessant, diese finanziellen Aussagen. Die berühmteste und als Spitze des Eisbergs gilt Scientology. Der Sohn des Begründers dieser Sekte sagte: Der Begründer heißt Ron Hubbard, ein Schüler auch von Aleister Crowley, der in die Geschichte unseres Jahrhunderts als der größte Satanist eingegangen ist. Er sagte, mein Vater hatte eine Gabe, wie man Menschen kaputtmacht.
Ich habe in einer englischen Zeitschrift einen Artikel über Scientology gelesen. Dort wurde ein Ehepaar abgebildet, wie sie am Grab ihres Sohnes stehen. Der erste Kurs, das sogenannte Auditing, bei dem es um eine Art Verhör oder Abhören geht, ist noch kostenlos. Dann zahlt man immer mehr. Solche Kurse kosten zehn, zwanzig, dreißig, fünfzigtausend D-Mark.
Dieses arme, unglückliche Geschöpf hat sich schließlich aus dem Fenster gestürzt – buchstäblich finanziell ausgesaugt. Das ist ein Kennzeichen der Sektierer: Sie wollen dich knechten.
Deshalb sagt Paulus: „Weil ich frei bin von jedermann, habe ich mich selbst jedermann zum Knechte gegeben.“ Und er muss einer anderen Gemeinde sagen: „Ihr ertragt's, wenn euch jemand zu Knechten macht.“
Erlösung durch Jesus Christus als Gegenmittel zur Sklaverei der Sünde
Nun aber zu diesem wichtigsten und letzten Punkt, dem letzten Punkt in der Reihenfolge meiner Ausführungen. Wir haben ihn bereits als Ersten vorgelesen: Sie verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat.
Hier steht der Ausdruck „Herr“, und damit ist natürlich niemand anderes als unser Herr Jesus Christus gemeint. Die Bezeichnung, dass man erkauft worden ist, weist bereits auf das Herz des christlichen Erlösungsgeschehens hin. Die Bibel verwendet hier einen Begriff aus der damaligen rechtlichen beziehungsweise geschichtlichen Gepflogenheit: Die Sklaverei war damals üblich. Ein Sklave gehörte jemand anderem und konnte gekauft beziehungsweise freigekauft werden.
Das führt uns in eine Begriffswelt, die, obwohl in der Heiligen Schrift vorhanden, uns heute auch in den Verdacht der Sektiererei bringen kann. Die Bibel erklärt den Menschen zum Sklaven der Sünde. Jesus sagt es wenig schmeichelhaft: Wer sündigt, ist ein Sklave der Sünde.
Bei der Fülle an Daten im Videofilm gestern gelang es einigen kurz zu erkennen: „Ich komme von Licht zu Licht“, doch in Wirklichkeit wurde ich immer mehr versklavt. Es gibt seinen Köder, und dann kommt der Haken.
Diese Formulierung schmeckt uns nicht: Sklave der Sünde zu sein. Seit der Aufklärung bezeichnen wir uns gerne als mündig und wollen das nicht wahrhaben. Doch der Mensch ist nicht mündig, sondern sündig.
Liebe Freunde, ein eindrückliches Beispiel – nicht von oben herab, aber manchmal sollte man darüber erschüttert sein, weil es so sichtbar illustriert – sind nicht nur Drogen, sondern auch Anorexia nervosa, diese Magersucht, Bulimie und Fresssucht. Sie sind Sklaven. Früher kannte man das kaum. Jetzt nimmt es rasend zu. Zuerst war es vor allem bei Mädchen beziehungsweise Frauen bekannt, doch jetzt gibt es es auch immer mehr bei Jungen.
Man kann buchstäblich einen gedeckten Tisch haben und sich dessen nicht mehr erfreuen. Man ist versklavt. Es ist eine grauenhafte Last. Nach außen hin wirkt der Mensch vielleicht mündig, edel, hilfreich und gut, doch innerlich ist er versklavt. Manchmal merken die Betroffenen es besser als jemand, der denkt: „Bei mir ist soweit alles in Ordnung.“
Das bringt uns direkt zum Erlösungsgeschehen, zum Kreuz von Golgatha. Je nachdem, was ein Sklave wert war, hat man für ihn bezahlt. Nun kommt die frohe Botschaft, das Evangelium der Bibel: Gott zahlt nicht mit einem Schleuderpreis, nicht mit vergänglichem Silber oder Gold, sondern Gott bietet das teuerste und größte Zahlungsmittel im ganzen Universum.
Das ist jetzt schon Jahrzehnte her, und einige kennen es womöglich aus meinem Munde. Es gab die Entführung der Tochter eines Zinnmillionärs, eine gewisse grazielle Ortsis. Es wurden so und so viele Millionen als Lösegeld gefordert. Die Eltern wandten sich via Fernsehen an die Entführer, besonders das Gesicht der Mutter war tragisch. Dort stand sinngemäß: „Gebt uns unsere Tochter zurück! Wir bezahlen das Lösegeld, sie ist uns so kostbar. Wir zahlen die Millionen, aber bitte gebt uns unsere Tochter zurück!“
Liebe Freunde, wir erleben jetzt durch die Pansexualisierung unserer Gesellschaft fast eine ähnliche Entwicklung. Wir haben einen neuen Sklavenmarkt, neue Sexsklaven. Das wird teilweise auch in weltlichen Zeitungen angedeutet. Es ist fast ein neuer Sklavenmarkt entstanden. Abgesehen davon gibt es im Islam, in Saudi-Arabien und im Sudan offiziell sogar noch Sklaven. Die hat ihnen Allah geschenkt.
Er sündigt sich als Sklave der Sünde. Und diese Eltern der graziellen Ortsis sagten mit anderen Worten: „Wir lieben unsere Tochter, wir zahlen diesen Preis.“ Das Wort Liebe ist in unserer Gesellschaft ziemlich sinnentleert worden. Doch wenn in der Bibel ein Wort das erste Mal steht, ist es oft der Schlüssel.
Das erste Mal steht das Wort Liebe in 1. Mose 22, wo Gott zu Abraham sagt: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, und opfere ihn mir.“ Liebe heißt geben. Jesus sagt: „Niemand hat größere Liebe, als der, der sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde.“ Das ist die Liebe Gottes.
Gott bezahlt mit der kostbarsten Währung im ganzen Universum: mit dem Blut seines einzigen Sohnes. Welchen Preis ich bereit bin zu zahlen, zeigt meine Wertschätzung des gekauften Objekts oder der gekauften Sklavenperson. Gott sagt mit anderen Worten: „Du bist in meinen Augen unendlich viel wert. Ich bezahle für dich mit dem allerkostbarsten, mit dem ich bezahlen kann, mit dem Blut meines einzigen Sohnes. So sehr bist du mir kostbar, so sehr liebe ich dich. Ich bin bereit, dich frei zu kaufen.“
Der biblische Maßstab lautet: Der Tod ist der Lohn der Sünde. Wir leben in einer Gesellschaft und Rechtsprechung, in der Sünde so gut wie nicht mehr vorkommt. Goethe sagte einmal: „Ein Richter, der nicht strafen kann, gesellt sich letztlich zum Verbrecher.“
Gott hat einen anderen Maßstab. Er sagt: „Ich, der Herr, ändere mich nicht.“ Gott ist gerecht, vollkommen gerecht. Sein Maßstab ist: Der Tod ist der Lohn der Sünde. Deshalb muss jemand sterben, damit dieser Preis der Sünde bezahlt werden kann. Denn es ist ohne Widerrede so: Wir haben alle gesündigt.
Liebe Zuhörer, wenn ihr das Wort Sünde ablehnt, lasst mich ein anderes Wort verwenden: Wir haben alle gelogen. Jesus konnte sagen: „Wer kann mir eine Sünde nachweisen?“ Wir haben alle gelogen. Und das wissen auch jene, die sonst die göttlichen Maßstäbe ablehnen. Ja, Notlügen sind vielleicht erlaubt, aber man sollte nicht lügen.
Ein junger Mann sagte mir, dass er das Evangelium abgelehnt habe. Ich fragte ihn: „Hast du nie gelogen?“ – „Na ja.“ Dann war das Gespräch vorbei.
Deshalb können wir uns nicht selbst erlösen, weil wir alle schuldig sind. Wir kommen alle zu kurz, wir erfüllen den Maßstab Gottes nicht. Es gibt keine Selbsterlösung, wie uns das Noetj vorgaukelt oder gar Kübler-Ross mit ihrer Botschaft, die ich gestern erwähnt habe: „Es gibt keinen Tod.“
Um uns frei zu bekommen, musste ein Unschuldiger sterben, der sein Blut als Kaufpreis vergossen hat, damit wir frei ausgehen können, erkauft sind von Gott. Paulus sagt: „Ich bin ein Knecht, eigentlich ein Sklave der Knechte Jesu Christi.“
Das wurde für unsere Schuld bezahlt, damit wir Vergebung unserer Schuld von einem heiligen Gott erlangen beziehungsweise haben können.
Überwindung von Vorbehalten und Zeugnis aus Brasilien
Nun mag mancher den Begriff Schuld, Sünde oder gar Verlorenheit als wenig erfreulich empfinden oder wenig damit anfangen können. Vielleicht denkt man: Sind wir nicht in Ordnung? So schlecht sind wir doch nicht. Was soll dieses Opfer des Sohnes Gottes? Außerdem glaubt man ja auch: Dieses ständige Betonen von Jesus allein, das ist doch fanatisch oder gar sektiererisch.
Jesus sagt einmal: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Schwachen. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.
Lasst mich mit Folgendem abschließen, das man mir in Brasilien erzählt hat. Das ist interessant, denn Brasilien ist ein Land mit den meisten spiritistischen Medien. Dennoch ist der Brasilianer offen für die Botschaft Gottes. Diese Ablehnung, wie man sie besonders in Deutschland in gewissen Regionen findet, gibt es in Südamerika selten in der Masse. Dort ist es oft viel schöner zu evangelisieren.
Dort hat sich ein junger Mann bekehrt, der den portugiesischen Namen für Alexander trägt, das heißt Alexandre. Er erzählte mir, man könne das merken: Alexandre, Alexandre, Alexandre, Alexandre – gut. Alexandre hat sich bekehrt und erlebte eine Art Bilderbuchbekehrung. Er blühte auf, begann das Wort Gottes zu lesen. Schon ein Jahr nach seiner bewussten Hinwendung zu Jesus konnte man ihm gewisse Dienste anvertrauen.
Er hatte eine Freundin und erzählte natürlich von seiner Entscheidung. Er bezeugte Jesus, doch sie war eher mulmig und nicht glücklich darüber. Sie ist ebenfalls gläubig und glaubt an Gott, aber sie meinte, man solle es nicht übertreiben. Sie passte sich dann, wenn ich mich richtig erinnere, an und begann ebenfalls mitzumachen. Sie kam in die Gemeinde, sang im Chor mit. Ja, sie ist auch gläubig – soweit in Ordnung.
Dann belegte sie einen Abendkurs. Nun, in Rio de Janeiro ist es nicht das sicherste Pflaster. Johannesburg hat inzwischen Rio in der Kriminalitätsrate überholt, aber in dieser Stadt werden pro Tag, so zwischen zwanzig und dreißig Menschen getötet – vielleicht sogar noch mehr.
Nach dem Abendkurs ging sie nach Hause. Plötzlich kam eine Gestalt auf sie zu, griff an ihre Bluse und hielt ihr eine Pistole an die Schläfe. In Rio ist ein Menschenleben wenig wert. Man sagt Ausländern: Wenn ihr überfallen werdet, wehrt euch nicht. Damit es keine Zeugen gibt, wird sofort geschossen. Ein Arzt aus Schweden zum Beispiel wurde überfallen, hat sich verteidigt – tot.
Menschenleben sind dort wenig wert. Es gibt auch sehr oft Vergewaltigungen. Als die Pistole an ihrer Schläfe war und die Hand des Angreifers schon an ihrer Bluse begann herumzunesteln, erkannte dieses arme Geschöpf: Es ist meine letzte Stunde.
Da fiel der Schrecken und die Furcht Gottes, ihre Schuld lastete bleischwer auf ihrem Herzen. Sie wusste: Wenn ich jetzt sterbe, habe ich keine Vergebung meiner Sünden. Sie sah den Abgrund des Todes vor sich und wusste, dass sie vor Gott stehen würde mit unvergebener Schuld.
Liebe Freunde, liebe Seele, das ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Das sage ich euch aus Überzeugung. Ich sage es nicht als Dogma, sondern als meine persönliche Überzeugung.
Diese Not, dieses Wissen, dass man vor diesem heiligen Gott antreten muss, obwohl er bereit ist, zu vergeben, und man diese Vergebung nicht persönlich in Anspruch genommen hat – das ist quälend.
Trotz der Todesgefahr begann sie, laut zu beten. Sie flehte und bat Jesus um Vergebung, dass, wenn sie jetzt sterbe, Vergebung geschenkt werde.
Als sie ihre Augen wieder öffnete, war kein Mensch mehr da.
Heute ist sie ein treues Mitglied der Gemeinde. Ich habe mich sehr gefreut, das zu hören – wie Gott in seiner großen Gnade Menschen rettet und sich Menschen durch das kostbare Blut Jesu erkaufen lässt.
Zum Abschluss bitte ich noch, ...