Begrüßung und Einstimmung auf das neue Jahr
Es ist schön, dass uns über dieses neue Jahr hinweg das Motto grüßt: „Er, Jesus, ist unser Friede.“ Das soll Sie alle grüßen.
Ich freue mich, dass Sie heute Morgen mit uns diesen Gottesdienst feiern. Ich möchte Ihnen das Wort Jesu zurufen: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“
Wir wollen miteinander das schöne Lied zu Epiphania, zur Erscheinungsfestzeit, singen: „Jesus ist kommen Grund ewiger Freuden“ – die ersten drei Verse vom Lied 53.
Nun wollen wir beten:
Du, unser Herr Jesus Christus, du sprichst uns deinen Frieden zu. In uns ist jedoch so viel Unruhe. Da beschäftigt uns vieles, was uns aus den letzten Tagen an Sorgen und Nöten begleitet.
Umso froher sind wir, dass wir das in deine starke Hand legen dürfen. Du sorgst jetzt für uns und willst heute Morgen jedem von uns deinen Frieden zusprechen, sodass wir ihn fassen und glauben können.
Dann kannst du wirken, dass wir deinen Frieden auch schmecken und fühlen.
So wollen wir heute Morgen alles bei dir niederlegen: alle Zweifel, alle Fragen und alles, was ungeklärt ist. Wir bringen dir auch so manche Not, Schuld und Übertretung deines Wortes und deines Gebots.
Wir bitten dich, dass du uns reinigst und heiligst, damit wir ganz neu brauchbar werden für dich.
Nun wollen wir dir in der Stille alles sagen, was uns bewegt. Wir beten in der Stille.
Du bist nahe allen, die dich anrufen, allen, die dich mit Ernst anrufen. Amen.
Lied und Lesung als Trost und Ermutigung
Weiten Welt, da bin ich froh, dass ich das sicher weiß: Bei Gott ist jeder ein eigener Sohn, der am Kreuz starb, weil er uns so sehr liebt. Sag, kennst du Jesus schon? Dem Tod geht es richtig an den Kragen in Gottes schöner neuer Welt. Ein jeder lobt Gott im Freudenchor, der sich hier versammelt.
Ich lese aus Jesaja 40,26-31. Das, was eben die Kinder gesungen haben, ist voller großem Trost. Sie müssen das entdecken und merken, was das für sie bedeutet: Gott hat mich gemacht. Gott hat mich gemacht. Viele Sorgen sind unbegründet.
Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat dies geschaffen? Gott führt sein Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen. Seine Macht und seine starke Kraft sind so groß, dass nicht eines von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du Israel, sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber“? Weißt du nicht, hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt. Sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und junge Burschen straucheln und fallen. Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, sodass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Gott ist Mord, hör zu und lauf nicht fort! Das größte Glück, das nie vergeht, findet der, der sich in ihm versenkt. Komm mit, komm mit, wir suchen einen Schatz. Komm mit, komm mit, wir zeigen dir den Platz. Es ist der schönste.
Hier siehst du Gottes Plan für dich und jedermann. Fehlt dir im Leben Ziel und Sinn? Du findest sie. Das Wort ist Gottes Kraft, die alles in uns schafft, hilft tapfer durch den Tag zu gehen, den Kampf hier zu bestehen.
Da möchten wir euch danken, dass ihr uns das so wunderbar gesungen habt. Wir wünschen, dass ihr das ein Leben lang nie verliert.
Wir entlassen jetzt die Kinder, während wir das Lied 511 singen: „Weichte Berge, Falte, Hügel“. Sie dürfen jetzt auf die Plätze der Kinder sitzen. Kommen Sie einfach vor, während die Kinder in die Kinderkirche hinübergehen. Wir singen alle fünf Verse von Lied 511.
Psalm 91 als Lebenshilfe und Vertrauen auf Gott
Ja, dieses Lied ist so wunderbar und spricht all die Fragen und Unsicherheiten Ihres Lebens an. Heute möchte ich Ihnen nur zwei Verse aus dem Schatz des Wortes Gottes aus Psalm 91, die ersten beiden Verse, auslegen. Viele von Ihnen kennen sie wahrscheinlich sogar auswendig. Aber man muss sie auch praktisch im Leben anwenden können.
Psalm 91, Verse 1 und 2 sind überschrieben mit „Unter Gottes Schutz“:
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn Ihre Vorfahren Sie heute sehen könnten und erfahren würden, wie es Ihnen heute geht. Ich denke, sie wären zuerst einmal sprachlos über unser modernes Leben.
Was Sie alles in Ihrer Küche haben – eine Mikrowelle – und dann im Büro Faxgeräte und all die technischen Dinge, die unseren Alltag heute prägen. Wir haben einen freien Samstag, von dem sie nur träumen konnten. Wir haben eine soziale Absicherung, die so gut funktioniert wie sonst nirgendwo auf der Welt. Medizinische Betreuung ist rund um die Uhr möglich.
In drei Stunden fährt man mit dem Zug nach Köln, in sechs Stunden fliegt man nach New York. Ein Ingenieur aus unserer Gemeinde erzählte mir von einem kleinen Problem an seinem Großrechner. Das war keine Schwierigkeit: Er hat es kurz auf dem Großcomputer in Lissabon durchgerechnet, dann angerufen – und das Problem war erledigt. So arbeitet man heute. Und das alles in einer Zeit endlosen Friedens. Es ist doch eine Freude, zu leben.
Aber nun würden Sie wahrscheinlich abwinken und sagen: „Das ist nur die eine Seite unseres Lebens.“ Auf der anderen Seite sind wir sehr bedrückt und sehen oft nicht mehr, wie wir das Leben bewältigen sollen. Es wird immer schwieriger und komplizierter.
Wir haben einen Druck – ob Sie ihn auf dem Herzen, in der Seele oder wie auch immer spüren – wir haben einen inneren Druck, und da bekommen wir kaum noch Luft. Ich höre immer mehr von jungen Menschen, und zwar nicht nur von Kranken, sondern auch von begabten, fähigen und tüchtigen jungen Leuten, die sagen: „Ich schaffe das Leben nicht mehr, es ist zu schwer, ich habe Angst davor, und ich kann das allein überhaupt nicht bewältigen.“
Nun frage ich mich: Wollen Sie das Leben wirklich allein bewältigen? Ich muss Sie einfach zurückfragen: Wer hat uns eigentlich eingeredet, dass wir meinen könnten, wir könnten unser Leben mit all seinen Schwierigkeiten allein meistern? Das ist ein Traum.
Schon die jungen Leute haben diesen wunderbaren Traum – oder soll ich sagen Wahn? „Ich bin doch ein Held, der ins Leben startet, überall erfolgreich, ich kriege das alles hin.“ Ich frage mich manchmal, ob unsere Beziehungskrisen, die wir heute so häufig erleben, nicht daher kommen, dass wir viel zu viel allein machen wollen.
Was bin ich denn? Ich bin doch nur ein kleines Stück meiner Ehe, meiner Familie oder der Gemeinde hier. Haben wir völlig vergessen, dass unser Leben seinen Wert aus den Menschen um uns herum bezieht? Ohne sie sind wir ganz verlassen, einsam und schwach und schaffen kaum etwas.
Wenn Sie keine Beziehungen haben – menschliche Beziehungen von Freunden, Verwandten oder Helfern, die Ihnen zur Seite stehen – sind Sie arm. Aber noch viel mehr brauchen Sie den stärksten Helfer, auf den Sie bauen können in all den Lebenskrisen. Wenn Sie ohne ihn in Ihrem Leben durchkommen wollen, weiß ich nicht, wie Sie das schaffen können. Ich kann mir das nicht vorstellen. Ohne Gott weiß ich nicht, wie es gehen soll.
Die Bedeutung der Psalmen und der Glaube an Gott
Das Buch der Psalmen ist besonders beliebt und das bekannteste Buch der Bibel, weil die Psalmen immer vom Leben erzählen. Darin spiegelt sich die Erfahrung von Menschen wider. Wenn man sich das bewusst macht, kann man im Buch der Psalmen an jeder Stelle aufschlagen und findet etwas, das das Leben beschreibt.
Es gibt wohl kein anderes Buch in der Weltgeschichte – weder religiöse Schriften noch philosophische Werke oder andere Literatur – das so eindrücklich die Anfechtungen, Nöte und Krisen von Menschen schildert. Menschen, die Angst haben, die nicht mehr weiterwissen, verzagt sind, gehetzt und gejagt wie ein Wild, das flieht. In einem Psalm heißt es zum Beispiel: „Mir stellen die hinterhältigen bösen Menschen Fallen und wollen mich hereinlegen.“ In einem anderen stürzt jemand in einen Brunnen und sieht kein Licht mehr, um ihn ist es dunkel. Wieder ein anderer sehnt sich nach Leben und sagt: „Mein Leben ist vergleichbar mit einem rissigen Wüstenboden, und ich finde kein Wasser mehr.“
Doch mitten in all diesen Psalmen gibt es immer wieder einen Leuchtpunkt, ein Licht, das aufstrahlt. Es wird hell: „Der Herr ist meine Zuversicht, der Herr ist meine Zuversicht.“ Es gibt eine Sicherheit, einen Punkt im Leben, an dem man Frieden findet.
Es ist heute typisch für die moderne Zeit, alles allein bewältigen zu wollen – ohne Gott. Für viele Menschen ist Gott inzwischen so fern, dass sie sich nichts mehr darunter vorstellen können. Für sie ist Gott wie ein überflüssiges Stück, das irgendwo vergessen wurde. Das, was heute noch von Gott bekannt ist, ist oft sehr dürftig.
Religiöse Institutionen, die Geld kassieren, oder kirchliche Organisationen, in denen es sehr menschlich zugeht, sind hier nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, ob jemand im Leben eine persönliche Erfahrung mit dem lebendigen Gott gemacht hat – mit dem Gott, der einen sucht, der auf dem Weg zu einem ist und mit einem reden will. Gerade in den Krisen des Lebens, wenn man nicht mehr weiterweiß, wenn man nicht mehr schlafen kann, weil die Sorgen den Schlaf rauben.
„Der Höchste ist meine Zuflucht, der Herr ist meine Zuversicht.“ Schon die Wortwahl in der Bibel macht deutlich, dass hier keine alten Formeln verwendet werden. Es ist ernst gemeint: Der Herr, der das Sagen hat, der bestimmen kann in der Welt, der die Geschicke meines Lebens lenkt und dem es leichtfällt, meine Probleme zu lösen. Der Herr wird „der Höchste“ genannt, über ihn steht nichts mehr. Was er über mich bestimmt, das gilt und bleibt.
Der größte Fehler unserer modernen Zeit ist es, mündig sein zu wollen und alles allein bewältigen zu wollen. Dabei ist es doch so beruhigend, seine Lebenssorgen dem Herrn anvertrauen zu dürfen und sagen zu können: Ich bin doch nur ein kleines Geschöpf, wie ein Kind, das im Schoß der Mutter ruht und ganz geborgen ist.
Er ist der Herr, der mich gemacht hat. Sie können weder über Ihr Leben noch über die Länge Ihres Lebens oder über die meisten Ereignisse darin verfügen. Sie sind nicht alles selbst verwaltend. Deshalb dürfen Sie einfach sagen: Ich vertraue mich dir an, du bist der Herr und der Höchste!
Das Bild der Burg als Schutz und Zuflucht bei Gott
Und wenn sie diesen Gott kennenlernen wollen, müssen sie in die Bibel hineinschauen, in das Wort Gottes. Die Kinder haben es vorher vom Schatz gesungen. Ich möchte nur ein kleines Stückchen aus diesem Wort zeigen, denn es wird ein Bild gebraucht. Ich hoffe, dieses Bild ist noch lange nicht vergessen.
Es wird gesagt: „Er ist meine Burg.“ Das ist nicht das Bild, das ich Ihnen letzten Sonntag erzählt habe. Das war auch ein biblisches Bild, aber von den Burgen, die wir hier im Schwäbischen haben, auf der Alb oder am Hohen Wiel. Hier ist eine ganz besondere Burg gemeint.
Das hebräische Wort, das hier steht, bezieht sich auf einen ganz eigenartigen Felsen, der sich am Toten Meer befindet. Es heißt wörtlich „Bergfeste“ vom Hebräischen.
Wenn Sie einmal im ersten Samuelbuch lesen, Kapitel 24, Vers 1, finden Sie eine Geschichte, als David vor Saul geflohen ist. Es ging um sein Leben. Saul hatte einmal im Zorn die Lanze nach ihm geworfen. Im Reflex wich David aus, die Lanze fuhr in die Wand und hätte ihn um ein Haar getroffen und getötet. Danach rannte David um sein Leben. Er ging in die Wüste Juda und versteckte sich dort in einer Höhle.
Dort heißt es in 1. Samuel 24,1: „Und er kam zu den Bergfesten von Engedi.“ Fünf Kilometer südlich von Engedi befindet sich die größte Bergfestung Masada. Archäologen haben festgestellt, dass es zur damaligen Zeit sogar oben auf Masada Zisternen gab. Dort suchte David Zuflucht.
Nun werden Sie vielleicht sagen: „Aber der Psalm ist doch gar nicht von David.“ Nein, das stimmt. Es gibt jedoch manche Psalmen, die Sie nachlesen können, in denen immer wieder vom Fels die Rede ist. Dort steht dasselbe Wort von der Bergfestung.
Es war so, dass die anderen David nachgebetet haben: „Du, Herr, bist mein Masada!“ Da oben erreicht mich keiner mehr, da kann mir keiner Angst machen, da bin ich absolut sicher.
Josephus, der tausend Jahre nach David lebte, beschrieb den Schlangenpfad, der hinaufführt. Heute fahren Touristen mit der Seilbahn nach Masada. Einige mutige Jogger wagen es auch, über diesen Schlangenpfad hochzugehen. Er ist inzwischen mit Zementstufen gut gesichert. Aber Josephus schrieb, dass es schwindelerregende Abhänge rechts und links gibt und warnte davor, diesen Pfad zu besteigen.
David ist diesen Weg hochgegangen und wusste: „Da kriegt mich Saul da oben nicht mehr.“ Das ist ein Ort, an dem ich ganz ruhig sein kann und alle Sorgen vergessen kann. Er hatte Wasser, seine Versorgung war gesichert, und er fühlte sich geborgen.
Er sagte: Der einzige Ort, an dem man seine Sorgen wirklich ablegen kann, an dem einen kein Mensch mehr erreichen kann, wo man ganz sicher und geborgen ist, das ist bei Gott.
Wer unter Gott und unter seinem Schutz lebt, „der sitzt unter dem Schirm des Höchsten und bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen.“ Er spricht zu dem Herrn: „Du bist mein Masada, ich bin bei dir geborgen und sicher.“
Zweifel am Glauben und die Vielfalt menschlichen Glaubens
Aber jetzt eine Frage: Was ist denn, wenn man nicht mehr glauben kann? Also Sicherheit – das verstehen wir, und das Bild des David verstehen wir. Aber wenn man nicht mehr glauben kann? Ich treffe viele Leute, die sagen mir: „Ich kann nicht glauben.“ Sicherlich könnten Sie jetzt viele aufzählen, die sagen: „Ich kann nicht glauben.“ Nehmen Sie das nicht einfach so schnell hin, sondern fragen Sie mal zurück.
Ich habe immer gemerkt, dass all die Leute, die das so leichtfertig sagen, eigentlich alle glauben – nur glauben sie etwas anderes als ich. Und das macht das Gespräch schon leichter. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der überhaupt nichts glaubt.
Der eine glaubt an den Zufall. „Ich kann nicht glauben, dass mein Leben und die Schöpfung der Welt ein Zufall sind.“ Das übersteigt mein Denken bei weitem. Wenn ich das glauben soll, ist das biblische Glauben wirklich viel, viel einfacher als der Glaube, dass die Welt durch Zufall entstanden ist. Wer will das glauben?
Oder glauben die Leute an das Gute im Menschen? Nein, daran glaube ich auch nicht mehr. Ich kenne mich selber. Wer daran glaubt, das kann ich nicht verstehen. Wie einer sagt: „Darf ich meine Zweifel haben?“ Oder ein anderer: „Ich erbe meine Zweifel.“ Aber ich glaube fest daran, auch wenn alle Menschen böse sind, ich glaube an das Gute im Menschen.
Oder andere glauben noch viel merkwürdigere Dinge: dass die Zahl 13 Glück oder Unglück bringt, oder an ein Amulett und was weiß ich. Glauben gibt es jede Menge. Es gibt Religionen, Weltanschauungen, Philosophien.
Aber Glauben an den lebendigen Gott? Seien Sie ehrlich: Wenn Sie ohne Gott Ihr Leben meistern wollen – bitteschön, können Sie das? Ich kann mir das nicht vorstellen, wenn Sie einmal Ihre Lage begriffen haben, wenn Sie wirklich darüber nachgedacht haben.
Da waren Menschen um uns herum, die sind gestorben. Wo sind die heute? Und was sind Ihre Anschauungen darüber, was da ist? Und dass das irgendwie gut sei, wenn man stirbt – wie kommen Sie auf diese Meinung?
Wie kann man überhaupt glauben? Wie kann man überhaupt glauben? Sehen Sie, dass Gott um uns wirbt in seinem Wort. Das ist der Grund, warum ich glaube. Nicht weil es in meinem Kopf einleuchtend ist, sondern weil Gott mich immer wieder fragt: „Hast du es nicht gehört?“
Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde noch matt. Warum glaube ich? Weil mich dieses Wort Gottes getroffen hat: „Keiner wird zu Schanden, der seiner harrt.“ Probieren Sie es doch aus. „Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an welchem nicht zu Schanden werden die, die auf mich glauben.“ Probieren Sie es doch aus!
Und all die Worte: „Warum sprichst du denn, mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott? Warum redest du denn so?“ Und dann hat Gott es vor uns allen enthüllt, wie lieb er uns hat, wie er uns nachgeht, wie er seinen Sohn opfern lässt am Kreuz. Das übersteigt mein Denken.
Das ist nichts Neues, das war schon immer so. Und wir bitten: „Sag, komm, lass mich doch in dein Leben eintreten.“ Wenn Sie glauben wollen, darf ich Ihnen noch sagen: Es ist gar keine schwierige Klettertour, so wie damals David den Schlangenpfad nach Masada hinaufgeklettert ist.
Nein, wenn Sie glauben wollen, da dürfen Sie einfach bloß Gott in die Arme sinken und sagen: „Ja, Vater, mehr nimmer.“ Gar keine Kletterleistung, sagen: „Ich glaube dir und ich vertraue dir. Ich vertraue dir mehr als meinem eigenen Herzen und meinen eigenen Gedanken. Ich vertraue dir und deinem Wort. Du bist meine Zuversicht und meine Burg, mein Masada.“
Umgang mit Sorgen und die Ordnung im Leben durch Gott
Jetzt sagen sie aber: Die täglichen Sorgen gehen trotzdem mit mir. Die täglichen Sorgen bewegen mich dennoch, ja, ja.
Diese Sorgen bewegen uns natürlich noch. Es geht uns allen so. Der Grund ist, dass wir sie gar nicht in die Nähe Gottes bringen können. Da ist so viel Schmutz drin, so viel Unrecht. Wir wissen, wir können jetzt gar nicht Gott hineinleuchten lassen in unsere Geschäfte.
Den Frieden Gottes und den Glauben bekommen sie erst, wenn sie in ihrem Leben Ordnung schaffen lassen und im Licht Gottes alles ordnen. Dann merken sie auf einmal, welch ein Friede in ihr Leben kommt.
Ich darf meine Zukunftspläne, meine Arbeit, meine Geldgeschäfte, meine Freundschaften und meine Familienangelegenheiten mit Gott ordnen. Ich darf zu ihm sagen: Mein Gott, auf den ich traue. So wie Sie sagen: mein Geld, mein Auto, mein Bett, meine Wohnung – mein Gott!
Denn ich rufe ihn in allen Nöten an, und er sorgt für mich in den täglichen Dingen meines Lebens. Selbst wenn die Nerven gereizt sind und wenn die Angst uns plagt, sage ich: Mein Gott, auf den ich traue!
Ich habe gestern Abend noch einmal das Büchlein von Doktor Hori herausgesucht, einem Psychologen und Nervenarzt. Was sagt er angesichts der Ängste unseres Lebens? Am Ende sagt er genau das Gleiche: Sie müssen den negativen, zerstörerischen Gedanken ihres Lebens widerstehen. Sie müssen positiv denken können und in ihrem Leben die Ruhe finden – ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt.
Das hat Gott schon seit Jahrtausenden den Menschen zugerufen. Da ist es: Komm, ergreif es doch! Für dich bin ich da. Ich will mich in deinem Leben wunderbar erweisen. Er will da sein. Wie es heißt: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der wohnt geborgen.
Die Natur als Sehnsuchtsort und ihre Grenzen
Ich möchte noch ein Wort dazu sagen, weil heute viele, besonders auch unsere jüngeren Leute, große Hoffnungen auf die Natur setzen – ein neues Entdecken der Natur.
Ich freue mich darüber, wenn junge Menschen neben der Technik auch die Natur entdecken und sie lieben. Doch in unseren Tagen geschieht das oft mit einem falschen Blick. Die Natur wird vergöttert und als die Lösung aller Lebensfragen angesehen. Das stimmt jedoch nicht.
Ich möchte das an einem kleinen Beispiel verdeutlichen: Wir sehnen uns nach den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings, gerade an einem Tag wie heute, an dem die Wolken alles zudecken. Aber dort unten in Israel weiß man, dass die Sonne, diese Naturkraft und das Sinnbild des Lebens, auch tödliche Strahlen sendet.
Nur weil sie die Natur nicht falsch vergöttern, können sie damit umgehen. Dennoch werden Menschen krank. Ich habe Ihnen immer wieder gesagt, dass Krankheiten nicht nur durch moderne Technik entstehen, sondern dass Menschen auch ohne Technik krank werden.
Mich hat es erschüttert, als ich im Urwald, wo es überhaupt nichts von der modernen Zivilisation gibt, Babys mit furchtbarem Krebs gesehen habe. Die Natur ist durcheinander, und auch in ihrem Leben können Menschen krank werden.
Denjenigen, die von Krankheit belastet sind, sage ich: Sie können nur Frieden finden, auch mit den Belastungen, die Gott auf ihr Leben legt – unter dem Schirm und Schutz des lebendigen Gottes. Sie sagen: „Ich nehme es aus seiner Hand, was er mir gibt und was er mir reicht, und ich will mich damit begnügen, weil es aus seiner Hand kommt. Er ist doch der Schatten, in dem ich sitzen kann.“
Erprobte Erfahrung und der Umgang mit Versuchungen
Jetzt noch ein letztes: Das ist erlebt und bewährt. Er sprach zuerst von der Sicherheit und dann, falls man das nicht glauben kann, betonte er: Das ist erlebt und bewährt.
Wer den Psalm gedichtet hat, wissen wir nicht. Viele haben ihn gebetet, viele haben ihn unterschrieben und gesagt: Das ist es, genau so ist es. So kann man sich in Gott bergen.
Aber im Psalm wird auch der Teufel zitiert. So kann man jedes Bibelwort auf die Probe stellen. Er hat Jesus in der Versuchungsgeschichte auf die Probe gestellt. Er sagte: „Ah, Jesus! Du kannst dich ja hinunterstürzen vom Tempel. Dir wird nichts passieren, denn im Psalm 91 steht: Er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich auf den Händen tragen.“ Bitteschön, dann fordere doch Gott einmal heraus!
Das liegt heute bei uns ganz nah im Glauben. Viele mögen, wenn ich nur die ersten zwei Teile heute in der Predigt gehabt hätte, gesagt haben: „Ja, dann muss Gott mir jetzt aber auch die Heilung geben. Dann muss Gott mir die Lösung meiner wirtschaftlichen Schwierigkeiten bringen.“
Aber hören Sie genau zu: So soll man Gott nicht versuchen, sagt Jesus.
Ermutigende Lebensgeschichten und Lieder als Stärkung
Darum will ich Ihnen zum Schluss noch von einem Rechtsanwalt im letzten Jahrhundert erzählen, Späffert in Chicago. Eine Frau mit vier Kindern reiste von den USA nach Frankreich. Ihr Dampfer „Wilde Havre“ sank bei einem Schiffsuntergang infolge eines Zusammenstoßes binnen einer halben Stunde.
Ein Matrose zog die Frau aus dem Wasser, doch alle vier Kinder ertranken. Die Frau telegrafierte ihrem Mann, dass sie allein gerettet sei. Dieser hing das Telegramm an die Wand seines Büros und dichtete ein Lied: „Ein Lied, wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt. Ob Stürme auch toben von fern, mein Herz im Glauben doch allezeit singt: Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“
Ich weiß noch, wie ich siebzehn oder achtzehn war. Damals sagte ich einmal in einem frommen Kreis rebellisch, das Lied sei „ein Dreck“, man könne es doch nicht singen. „Mir ist wohl“ – mir sei überhaupt nicht wohl. Damals kannte ich die Geschichte nicht, wie das Lied entstanden ist.
Das Lied geht weiter: „Wenn Satan mir nachstellt und Bange mich macht, dann leuchtet sein Wort mir als Stern. Mein Jesus hat alles für mich so vollbracht, mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn.“ Hier wird der ganze Schmerz einfach ertragen und erlitten. Man sucht im Schatten Gottes Frieden und Geborgenheit, und das muss man noch dazu sagen.
Noch eine Geschichte: Die Lieder unseres Gesangbuches sind wirklich eine Hilfe. Vieles können Sie sogar im Liederdichter-Anhang des Gesangbuches selbst nachlesen. So ist zum Beispiel das bekannte Lied „Harre meine Seele, harre des Herrn“ entstanden. Darüber wurde oft gespottet, vielleicht weil die Musik nicht dem künstlerischen Geschmack vieler entspricht.
Der Lieddichter war Friedrich Raeder, ein Kaufmann, der verzweifelt Gott bat, ihn vom Konkurs zu bewahren. Doch Gott bewahrte ihn nicht, es kam zum Offenbarungseid, und alles war verloren – alles verloren.
Dann dichtete Raeder: „Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht.“ Und das ist so wichtig: Das gilt auch, wenn alles fällt.
Schlussgedanken zur Friedenszeit und Geborgenheit in Gott
Und jetzt habe ich die Predigt bewusst so begonnen. Wir leben in einer Zeit wie keine Generation vor uns. Wir sind mit allem überschüttet. So eine Friedenszeit mit so viel Wohlstand, Luxus und Sicherheit hat es bisher noch nie gegeben.
Doch trotz all des Materiellen fehlt oft noch etwas. Vielleicht fehlt die Gesundheit, oder es gibt ungelöste Wohnungsfragen und andere Probleme. Es gibt vieles, das uns beschäftigt. Aber es kann sein, dass der Herr uns sagt: „Nein, du darfst jetzt auch lernen, dass ich alles in deinem Leben bin, auch wenn dir Leib und Seele verschmachten.“
Dann dürfen wir sagen: „Du bist meines Herzens Trost und mein Teil.“ Und sie dürfen das nachsprechen: „Du bist mein Gott, mein Schutz, mein Masada. Bei dir möchte ich Zuflucht finden, und dorthin will ich gehen.“
An diesem Ort können sie das Schwere nicht mehr zerbrechen. Denn sie sagen: „Ich bin bei Gott geborgen, in seinem Frieden. Er ist meine Zuversicht, mein Masada, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Auch wenn ich teilhabe an den Leiden Christi und den Leiden dieser Welt, die hier so normal sind und jeden Menschen treffen können, bin ich doch geborgen. Niemand kann mir diesen Frieden mehr rauben. Amen.
Gemeinsames Singen und Gebet
Wir singen das Lied „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wieder mich“ – die Verse 1, 2, 5 und 6, Liednummer 250.
Wir wollen beten:
Du treuer und barmherziger Herr,
Du hast Deine Liebe und Güte immer wieder vor uns offenbart und uns durch Dein Wort zugerufen.
So dürfen wir Dir glauben und vertrauen, dass Du auch unser Leben und unser Geschick in der Hand hältst.
Du hast durch Deinen Opfertod bewiesen, wie wichtig wir Dir sind.
Wir wissen, dass Du uns geschaffen hast – mit all unseren Eigenheiten und Nöten.
Du hast auch manches Schwere in unserem Leben zugelassen.
Doch jetzt wollen wir Dir vertrauen, dass Du alles unter Kontrolle hast,
auch das, was uns heute traurig macht und oft belastet.
Wir dürfen von Dir Wunder erbitten, unerwartete Lösungen, die klein erscheinen mögen.
Aber wir wissen, dass Du alles zum Besten für uns wirken lässt.
Auch manches, was wir nicht verstehen oder begreifen, liegt in Deiner Hand.
Darum bitten wir besonders jetzt für alle, die durch schweres Leiden gehen,
die angefochten sind oder im Zweifel stehen.
Zeige uns, wie wir ihnen beistehen können,
wie wir ihren Glauben an Dich stärken können.
Gib ihnen ein fröhliches und sicheres Herz.
So wollen wir auch weiterhin sagen:
Du kannst wirken, dass auch in unserer modernen Zeit,
in der so viele Menschen ohne Dich verzweifeln,
wir manchen dieses Wunder vermitteln dürfen:
Dass sie gläubig werden an Dich.
Hilf uns dabei und gib uns Gelingen,
dass unser Wort nicht nur einfach gesprochen ist,
sondern tief in die Herzen dringt und Glauben weckt.
Das gilt für alle Dienste unserer Gemeinde und überall, wo Dein Wort verkündet wird, auch in der ganzen Welt.
Sei Du jetzt auch bei den Menschen, die in großer Not leben,
in Bedrängnis, Bürgerkrieg, Armut und Elend.
Gib, dass Menschen dort Deine Herrlichkeit erfahren, Dich erkennen und an Dich glauben.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit!
Amen.
Wir wollen noch singen, und zwar von diesem angefangenen Lied.
Da wir oft das letzte Lied weglassen, möchte ich einen Vorschlag machen, Frau Rieke:
Wir singen heute ganz unprogrammgemäß die beiden letzten Verse.
Das ist ein so schönes Bekenntnis, dass sie es noch einmal aus ihrem Mund im Lied bekennen soll:
„Nichts kann mich aus dem Arm Jesu herausreißen“ – Verse zwölf und dreizehn.
Alles Wichtige steht im Notizzettel, der hinten ausliegt.
Darf ich darauf hinweisen, dass wir jetzt eine Änderung vorgenommen haben?
Der Begrüßungsdienst verabschiedet auch.
Das war immer schade, wenn man dann einfach hinausging.
Nutzen Sie das auch, um in Ihrer Umgebung auf andere zuzugehen und sie anzusprechen – das ist immer schön.
Unser Opfer heute ist mir sehr wichtig: die Gemeinde Jesu in China.
Es gibt viele Millionen gläubige Bibelchristen in den Hausgemeinden.
In den letzten Wochen habe ich wieder ganz erschütternde Berichte über die Bedrängnis dieser Gemeinden gelesen,
über staatliche Willkürmaßnahmen.
Es ist unverständlich, dass in China die harte marxistische Religionspolitik wieder greift.
Wir freuen uns, dass über die überseeische Missionsgemeinschaft, in deren Vorstand unsere Diakonin Frau Christa Weber ist,
so viele Verbindungen bestehen.
Das war auch der China-Bericht im Oktober hier in unserer Gemeinde, vorgetragen von einem Chinakenner aus Hongkong.
Wir wollen unsere Gaben zur Stärkung der Gemeinde geben.
Das gilt vor allem für Rundfunksendungen, für Literatur und für die Gemeinde Jesu in China.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass Dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig.
Herr, erhebe Dein Angesicht auf uns und gib uns Deinen Frieden.