Einführung in das Thema: Gesetz und Heilsgeschichte
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 183: Das erfüllte Gesetz, Teil drei.
In der letzten Episode ging es darum, wie wir das Gesetz und die Propheten betrachten. Wir laufen immer Gefahr, beim Alten Testament ausschließlich an einen statisch feststehenden Gesetzestext zu denken, wie etwa die Zehn Gebote. Dabei übersehen wir oft den kommunikativen Aspekt der Heilsgeschichte.
Gott geht es nämlich nicht nur darum, uns einfach bessere Gebote zu geben. Vielmehr möchte er uns einen Weg der Rettung offenbaren, den wir Schritt für Schritt mitgehen sollen.
Dieses Problem wird in der Apostelgeschichte deutlich, wenn Stephanus seine Ankläger vom Hohen Rat darauf hinweist. Gott schreibt Geschichte, doch immer wenn er weitergeht, bleibt Israel stehen. Israel bleibt stehen, weil es sich mit dem Status quo angefreundet hat. Es bleibt stehen und leistet Widerstand.
Hört euch dazu das Fazit des ersten christlichen Märtyrers an: Apostelgeschichte 7,51
„Ihr halsstarrigen und unbeschnittenen an Herz und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr.“
Unterschiedliche Perspektiven auf das Gesetz
Für die Juden ging es nicht um Erfüllung, nicht darum, dass Dinge geschehen oder dass sich Heilsgeschichte entfaltet. Und wenn, dann nur in den Bahnen, die sie sich aus ihrer eher nationalistischen Perspektive vorstellen konnten.
So prallen im Umgang mit der Schrift zwei ganz unterschiedliche Positionen aufeinander. Auf der einen Seite steht der Rabbi Jesus, der nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen. Er sieht sich als Teil einer Geschichte, die sich Jota für Jota und Strichlein für Strichlein genau so ereignen wird, wie das Gesetz und die Propheten es vorhergesagt haben.
Man mag ihm vorwerfen, dass er Gebote auflöst. Doch das Gegenteil ist der Fall: Er bringt das Alte Testament zur Vollendung und führt es an sein von Gott verordnetes Ziel.
Auf der anderen Seite stehen die Rabbis seiner Zeit, die sich keinerlei Veränderung wünschen. Sie haben sich das mosaische Gesetz für ihre Vorstellung von Selbstgerechtigkeit dienstbar gemacht. Ein neuer Bund mit einem veränderten Gesetz ist für sie deshalb inakzeptabel – selbst dann, wenn Gott genau das prophezeit hätte.
Die Bedeutung von Jesu Erfüllung des Gesetzes
Kommen wir also zum nächsten Vers, Matthäus 5,19. Wer nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel. Wer sie aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Reich der Himmel.
Jetzt wird es spannend: Jesus kam nicht, um Gesetze zu beseitigen, sondern um sie zu erfüllen und zu vollenden. Er lässt jedes Gebot so stehen, wie es ursprünglich gedacht war.
Was ist aber mit Predigern, die tatsächlich Gebote auflösen? Diejenigen, die sich hinstellen und behaupten, dass Gebote nicht mehr gelten – Gebote, von denen Gott sehr wohl sagen würde, dass sie nichts an Gültigkeit verloren haben?
Die Antwort ist eindeutig: Wer das tut, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel.
Warnung vor falscher Lehre und Verantwortung im Dienst
Wir haben es hier mit einer Warnung zu tun, die mich an den ersten Korintherbrief Kapitel drei erinnert. Auch dort geht es um Geschwister, die verantwortlich in der Gemeinde mitarbeiten, und um die Gemeinde als Bauwerk. Das Fundament ist der Herr Jesus.
Dann geht es darum, wie wir – und ich bleibe mal bei den Bibellehrern – darauf bauen. Das Fundament ist klar, aber welche Qualität haben unsere Predigten?
In 1. Korinther 3,12-15 heißt es: „Wenn aber jemand auf den Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klar machen, weil er in Feuer offenbart wird. Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen. Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wenn jemand das Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.“
Gott wird uns einmal für unseren Dienst richten. Dabei geht es natürlich nicht um die Frage, ob wir gerettet sind oder nicht. Rettung ist immer aus Gnade durch Glauben.
Aber Gott wird uns danach beurteilen, was wir aus unserer Gnadengabe gemacht haben. Dabei geht es nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität.
Was Gott überhaupt nicht mag, ist, wenn wir anfangen, Gebote aufzulösen – selbst wenn es sich dabei in unseren Augen um nebensächliche, unnötige oder nicht mehr zeitgemäße Gebote handelt. Und...
Die bleibende Gültigkeit der moralischen Gebote
Ich hoffe, dass bis hierhin klar geworden ist, dass der Herr Jesus, wenn er das sagt, vor allem die moralischen Gebote im Blick hat. Es handelt sich um Gebote, deren Sinn darin besteht, Gerechtigkeit beziehungsweise Sünde zu offenbaren. Diese Gebote haben ihren Ursprung in der Heiligkeit Gottes, sind unveränderlich und leiten sich aus dem Liebesgebot ab.
Es sind Gebote, die immer gelten, weil wir Gott lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Es handelt sich um den Typ von Geboten, den Jesus im Folgenden beispielhaft erklärt, damit wir verstehen, worum es ihm geht.
Wer ist also groß im Reich der Himmel? Wer erfreut das Herz Gottes? In Matthäus 5,19 heißt es: „Wer nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel. Wer sie aber tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel.“
Groß im Reich der Himmel ist also derjenige, der die Gebote Gottes tut und lehrt.
Die Rolle von Bibellehrern als Vorbilder
Das sind die Esra-Typen, Esra, von dem es heißt in Esra 7,10: Er hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun sowie in Israel die Ordnung und das Recht des Herrn zu lehren.
Gott schätzt Bibellehrer, die zwei Eigenschaften besitzen. Zuerst einmal sollen sie Täter des Wortes sein. Sie dürfen also nicht nur die Wahrheit predigen, aber anders leben.
Damit wir uns klar verstehen: Das ist möglich. Wenn jemand die Gabe der Lehre hat, kann er einen Text gut auslegen, sinnvoll erklären und für andere zum Segen werden, obwohl er selbst nicht tut, was er verkündet. Heuchler und Selbstdarsteller können gute Bibellehrer sein. Es ist nur so, dass Gott ihre Show durchschaut. Sie können Menschen vielleicht täuschen, aber ihm definitiv nichts vormachen.
Deshalb ist es für mich als Bibellehrer ganz wichtig, mich immer wieder selbst zu prüfen: Lebe ich, was ich lehre? Um den Gedanken aus 1. Timotheus 4,16 aufzugreifen, der als Motto auf meiner Homepage steht: Ich rette mich durch gute Lehre erst selbst, bevor ich anderen zum Segen werde.
Ich muss wirklich darauf achten, dass ich meinen Geschwistern nicht Segen predige, während ich mir selbst Gericht bereite. Bibellehrer müssen Täter ihrer eigenen Predigt sein und dürfen nichts von den Geboten Gottes wegstreichen.
Die Heiligkeit Gottes und die Bedeutung der Gebote
Das ist der zweite Punkt, und zwar deshalb, weil Gott immer noch ein heiliger Gott ist, dessen Wille unsere Heiligung ist. Seine Gebote sind weiterhin heilig, gerecht und gut.
Auch wenn wir nicht durch das Halten von Geboten gerettet werden, dürfen wir das Thema Gerechtigkeit nicht unterschätzen.
Dazu mehr in der nächsten Episode.
Praktische Anregung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir eine Liste von Geboten machen, die du nur nachlässig oder gar nicht im Blick hast. Nimm dir Zeit, diese Liste in Ruhe mit Gott zu besprechen.
Das war's für heute.
Diese Woche gibt es wieder drei Gebetsanliegen von mir. Du findest sie heute in der App oder kannst dich über frogwords.de in den Verteiler der Berlin News eintragen.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.