Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 88: Wenn Jesus nicht an mich glaubt.
Einführung: Jesus in Jerusalem am Passafest
Lasst uns heute einen letzten Blick auf Jesus in Jerusalem werfen, bevor wir morgen zu Nikodemus kommen.
In Johannes 2,23-25 heißt es: Als er aber zu Jerusalem zum Passafest war, glaubten viele an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte. Er brauchte auch kein Zeugnis von Menschen, denn er wusste, was im Menschen war.
Dieser Text ist sehr spannend und macht uns mit einer interessanten Tatsache vertraut. Wenn wir gerettet werden wollen, reicht es nicht aus, nur an Jesus zu glauben. Viele glaubten hier an ihn, weil sie seine Zeichen sahen. Doch der Text fährt dann auf ungewöhnliche Weise fort: Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er wusste, was in ihnen war.
Wie gesagt, es reicht nicht, dass wir an Jesus glauben. Jesus muss auch an uns glauben und sich uns anvertrauen.
Die Bedeutung von Glauben und Vertrauen
Stellen wir uns noch einmal Jesus vor, wie er mit der Geißel den Tempel reinigt.
Vielleicht gab es noch viele weitere Wunder, die er vollbrachte. Wisst ihr was? Es ist gar nichts Besonderes, dass Menschen in einer solchen Situation glauben. Es liegt in der Natur des Menschen, sich etwas Größeres zu suchen, dem er dienen kann.
Das muss nicht unbedingt Gott sein. Auch wenn die Fähigkeit zu glauben daherkommt, dass es einen Schöpfergott gibt, der uns einlädt, an ihn zu glauben. Ich kann aber auch an mich selbst glauben, daran, dass ich nur mich brauche, dass es nur dieses Leben gibt und ich meines eigenen Glückes Schmied bin.
Oder ich glaube an Horoskope, an Odin oder ich vertraue meiner Geistheilerin oder meinem Erfolgscoach. Jedenfalls liegt es im Menschen, etwas zu suchen, dem er glauben und dem er vertrauen kann.
Und ja, man kann diesen Glauben provozieren. Genau das tut Jesus. Er tritt außergewöhnlich auf, vollbringt Zeichen, und die Menschen sind begeistert. Sie fangen an zu glauben.
Das heißt, Jesus wird ihnen wichtig, sie hören auf das, was er sagt, sie fühlen sich ihm irgendwie zugehörig und gewinnen so etwas wie eine Jesus-Identität. Bitte vergesst nicht: Glauben können gibt innere Stärke.
Ein Glaube lässt mich einen Standpunkt einnehmen und ich werde Teil einer Gruppe. Das sind positive Erfahrungen. Und natürlich ist es dabei erst einmal egal, ob das die Gruppe der Jesusjünger, der Klimaretter oder der Jedi-Ritter ist.
Die menschliche Sehnsucht nach Sinn und Gemeinschaft
Glauben ist eine Fähigkeit im Menschen, die Gott uns gegeben hat, um in Gemeinschaft mit einem Gott leben zu können, der unseren Intellekt übersteigt. Glauben bedeutet, sich auf etwas Höheres einzulassen, dem wir unser Leben weihen.
Es klingt zwar modern, wenn man sagt, der Mensch sei nur ein Produkt der Evolution und unser Leben habe letztlich keinen Sinn. Doch in der Praxis brauchen wir trotzdem einen Sinn im Leben. Sei es ein Nachbarschaftsverein, eine Fußballmannschaft oder die eigene Familie – der Mensch will glauben, der Mensch muss glauben.
In Jerusalem glauben Menschen an den neuen Star unter den Rabbis, diesen Jesus aus Nazaret. Doch dieser glaubt nicht an sie.
Die Diskrepanz zwischen menschlichem und göttlichem Glauben
Johannes 2,24-25: Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen. Er selbst wusste, was in dem Menschen war.
Noch einmal: Es reicht nicht aus, dass wir an Jesus glauben, wenn Jesus nicht an uns glaubt. Es gibt Menschen, die sich hinstellen und behaupten, sie glaubten an den Rabbi Jesus. Doch Jesus will nichts mit ihnen zu tun haben.
Jesus selbst vertraute sich ihnen nicht an. Wörtlich steht hier, er glaubte ihnen nicht. Es ist dasselbe Wort wie in Vers 23: Sie glauben an ihn, aber er glaubt nicht an sie.
Warum? Weil er wusste, was in dem Menschen war. Jesus kannte die Menschen. Er wusste, dass sie leicht zu beeindrucken waren und dass es einen Glauben gibt, der den Namen eigentlich nicht verdient – auch dann, wenn es sich formal um einen Glauben an Jesus handelt.
Zwei Formen von unglaubwürdigem Glauben
Es gibt mindestens zwei Formen von Glauben, die nichts taugen.
Zum einen gibt es den Groupie-Glauben. Menschen, die das Evangelium hören, sind oft ganz schnell begeistert – ähnlich wie Groupies von Jesus. Sie fangen an, ihm zu folgen, haben aber die Entscheidung, was es bedeutet, ein Jünger zu sein, nicht tief genug durchdacht.
Diese Menschen sind Schönwetterchristen. Für sie ist Jesus vielleicht ihr persönlicher Freund, Therapeut oder Glücksbringer. Doch wehe, das Leben wird schwierig, und wehe, das, was sie Glauben nennen, wird geprüft.
Im Sämannsgleichnis heißt es über diesen Typ von gläubigen Menschen: „Die aber auf dem Felsen sind, die, wenn sie hören das Wort, mit Freuden aufnehmen und keine Wurzel haben. Für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab“ (Lukas 8,13).
Gerade eben noch ganz vorne mit dabei, hellauf begeistert, wollen sie so schnell wie möglich Gemeindemitglied werden. Im nächsten Moment sieht man sie jedoch nicht mehr im Gottesdienst.
Das ist Groupie-Glaube – ein Glaube, der so viel Substanz hat wie mein Gefühlsleben. Wenn ich nichts mehr fühle und nicht mehr begeistert bin, dann ist die Zeit fürs Glauben an Gott abgelaufen.
Begeisterung ohne Wurzeln, ohne Verankerung in Gott, ist unbeständig. Das ist die eine Form von Glauben, die nichts taugt.
Lippenbekenntnis ohne echte Veränderung
Eine zweite Form ist das Lippenbekenntnis – ein Glaube, der nur ein Lippenbekenntnis bleibt. Jakobus spricht davon, dass es einen Glauben gibt, der tot ist.
So heißt es in Jakobus 2, Verse 20, 22 und 26: „Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist? Du siehst, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte und der Glaube aus den Werken vollendet wurde. Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.“
Glaube ohne Werke bedeutet die Behauptung: „Jesus ist der Herr in meinem Leben“, ohne dass sich das praktisch in meinen Worten und Taten zeigt. Es ist die Behauptung, ich sei ein Jesusjünger, ohne wirklich von Jesus lernen zu wollen. Es ist die Behauptung, ich sei von Neuem geboren, ohne dass sich nach Jahren die typische Frucht des Heiligen Geistes in meinem Leben zeigt.
Diese Frucht äußert sich in einem veränderten Charakter, und ich meine damit Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit. Wenn sich das nicht zeigt, dann ist der Glaube tot.
Menschen mit einem Glauben, der nicht mehr ist als Gefühlsduselei oder Scheinheiligkeit, sind solche, die, wenn man sie fragt: „Glaubst du an Jesus?“, ganz klar antworten würden: „Natürlich, was denkst du denn?“ Doch weil Jesus ihr Herz kennt, weiß er, dass sie keine Wurzel und keinen Tiefgang haben. Sie sind nicht wirklich bei Gott angedockt.
Er weiß, dass sie zwar die richtigen Antworten kennen, aber ihr Herz und ihr Leben nicht Gott gehören. Deshalb glaubt Gott nicht an sie. Er vertraut sich ihnen nicht an.
Schlussfolgerung und Gebetsanliegen
Und das ist auch der Grund, warum Jesus den Menschen, denen er in Jerusalem begegnet, nicht glaubt. Er wusste genau, was in den Menschen vor sich ging. Niemand kann dem Herrn Jesus beim Thema Glauben etwas vormachen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest für Christen beten, von denen du denkst, dass sie noch nicht zu einem echten Glauben gefunden haben.
Das war's für heute. Ich freue mich, wenn du für mich betest. Seit gestern gibt es in der App neue Gebetsanliegen. Folge auf der Startseite dem Button „Gebet“.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.
