Ich freue mich, wenn Sie die Bibel zur Hand nehmen. Ralf Jezzen, Pfarrer, war in Amerika ganz erfüllt und hat gesagt: Jeder hat eine Bibel vor sich. Das gibt es eigentlich nur in Deutschland, dass man Gottes Wort hört, ohne genau zu schauen, was eigentlich in der Bibel drinsteht.
Gewöhnen Sie es sich an. Die Amerikaner bringen ihre Bibeln mit. Wir legen einige Exemplare aus für diejenigen, die mit der Straßenbahn kommen. Die anderen, die mit dem Auto kommen, können ihre Bibeln selbst mitbringen.
Zweite Chronik 33: In den ausgelegten Bibeln finden Sie die Stelle auf Seite 442, Zweite Chronik 33. Ich weiß nicht, wie gut Sie in der Königsgeschichte Israels zu Hause sind. Eigentlich möchte ich über die Verse 12 und 13 predigen.
Da Sie aber vielleicht den Lebenslauf des Königs Manasse nicht ganz so gut kennen, möchte ich die Verse von Anfang an lesen.
Einführung in den Predigttext und Vorstellung Manasses
Manasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde. Es wird unsere jungen Leute freuen, dass das früher möglich war. Er regierte 55 Jahre in Jerusalem und tat, was dem Herrn missfiel. Er folgte den gräulichen Sitten der Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte.
Er baute die Opferhöhen wieder auf, die sein Vater Hiskia zerstört hatte. Außerdem errichtete er Altäre für Baal, machte Bilder der Aschera und betete das ganze Heer des Himmels an. Er diente ihnen. Was ist das Heer des Himmels? Das ist die gesamte Astrologie. Manasse war damit eingebaut. Das waren Pluralisten, die alles vereinen konnten.
Er baute auch Altäre im Hause des Herrn, obwohl der Herr gesagt hatte: „Zu Jerusalem soll mein Name ewiglich sein.“ Dennoch errichtete Manasse Altäre für das ganze Heer des Himmels in beiden Vorhöfen des Hauses des Herrn. Die Israelreise hat bei Ausgrabungen in Nordisrael diese Altäre mit Inschriften an den Mondgott entdeckt.
Manasse ließ seine Söhne durchs Feuer gehen im Tal Ben Hinnom. Wahrscheinlich waren es sogar Menschenopfer, wie in diesem Wort beschrieben. Er achtete auf Zeichen und Vogelgeschrei, trieb Zauberei und bestellte Geisterbeschwörer und Zeichendeuter. Er tat viel, was dem Herrn missfiel, um ihn zu erzürnen.
Er stellte auch das Bild des Götzen, das er machen ließ, ins Haus Gottes. Gott hatte zu David und zu seinem Sohn Salomo gesagt: „In diesem Haus zu Jerusalem, das ich erwählt habe vor allen Stämmen Israels, will ich meinen Namen ewiglich wohnen lassen. Ich will nicht mehr den Fuß Israels weichen lassen von dem Land, das sie ihren Vätern bestimmt habe, sofern sie halten und alles tun, was ich ihnen durch Mose geboten habe, nach dem ganzen Gesetz, den Geboten und Rechten.“
Aber Manasse verführte Juda und die Einwohner von Jerusalem, sodass sie es schlimmer trieben als die Heiden, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte.
Die Folgen von Manasses Abkehr von Gott
Es ist immer so: Wenn fromme Menschen sündigen, wird es oft schlimmer als bei den Gottlosen.
Als der Herr zu Manasse und seinem Volk sprach, hörten sie nicht darauf. Deshalb ließ der Herr die Obersten des Heeres des Königs von Assur über sie kommen. Sie nahmen Manasse gefangen, legten ihn in Ketten und brachten ihn nach Babel.
In seiner Angst flehte Manasse zu dem Herrn, seinem Gott, und demütigte sich vor dem Gott seiner Väter. Als er bat, ließ sich der Herr erbitten. Er hörte sein Flehen und brachte ihn zurück nach Jerusalem, in sein Königreich.
Da erkannte Manasse, dass der Herr Gott ist.
Nun segne dieses Wort uns. Amen.
Das Bild der Tür als Entscheidung im Glaubensleben
Jesus gebrauchte einen eindrücklichen Vergleich. Er sprach von einer Tür, und dieses Bild versteht jeder. Man kann vor einer Tür stehen, in einer Tür stehen oder durch eine Tür hindurchgehen. Jesus verglich das Entscheidende und Wichtigste im Leben eines Christen mit dieser Tür. Nur wer hindurchgeht, hat das Leben; der andere hat es nicht.
Manasse ist ein solch eindrückliches Beispiel, das man nicht vergessen kann. Er war ein ganz skrupelloser Mensch, ein Mann mit einem liederlichen Charakter und einem wüsten Leben. Er war nicht nur schuldig an großer eigener Sünde, sondern zog auch viele andere mit sich. Doch dieser Mann kommt an die Tür und geht hindurch. Gott schenkt ihm ein neues Leben.
In uns empört sich alles und sagt: „Ja, wie der Mann?“ Aber in der Bibel können Sie überall lesen, dass immer wieder bezeugt wird, dass Gott ein Leben, so tief es auch gefallen ist, erneuern kann – für den, der durch die Tür hindurchgeht.
Für uns heute Morgen ist es wichtig zu verstehen, dass man durch die Tür hindurchgehen muss. Eltern können das ihren Kindern nicht abnehmen, und Kinder können es nicht ihren Eltern abnehmen. Ehefrauen können es nicht ihren Männern abnehmen. Jeder steht für sich allein an der Tür. Es nützt nichts, wenn man sagt: „Ich bin doch hier im Gottesdienst, ich singe Lieder.“ Schön, dass Sie singen, aber das Entscheidende ist, ob Sie durch die Tür hindurchgehen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns heute Morgen ganz klar machen: Viele von Ihnen sind bestimmt moralisch viel besser als Manasse. Sie leben viel mehr Gerechtigkeit, sind viel treuer und frömmer als er. Trotzdem kann es geschehen, dass wir verloren sind, wenn wir nicht durch die Tür hindurchgehen.
Manasse hat uns voraus: Er ging hindurch. Ich will Ihnen heute Morgen in drei einfachen Schritten zeigen – so, dass es jeder verstehen kann –, worauf es in der kurzen Zeit unseres Lebens ankommt.
Erster Schritt: Persönliches Verhältnis zu Gott
Zuerst kommt es auf ein ganz persönliches Gottesverhältnis an. Wir müssen uns noch einmal das Leben des Manasse genau ansehen. Er bestieg als junger Kerl mit zwölf Jahren den Königsthron und herrschte dann 55 Jahre lang. In dieser Zeit stellte er einen traurigen Rekord auf: Er nutzte die ganze Zeit, um Israel von Gott wegzuführen. Er tat, was dem Herrn übel gefiel.
Sicher sah das in seinen Augen ganz anders aus. Für ihn war es ein tief religiöses Handeln. Der Mann war sehr interessiert an allem, was irgendwie mit Gott zusammenhing. Er betete das ganze Heer des Himmels an und bemühte sich immer wieder, ob er nicht irgendwo etwas vergessen hatte in den religiösen Traditionen und Überlieferungen. Er bestellte eine große Zahl von Astrologen und Wahrsagern, hörte auf Vogelgeschrei und ließ durch beauftragte Männer prüfen, was hinter all dem stehe.
Manasse war ein wirklich suchender Mensch. So verstehe ich ihn. Das ist ja in allen Religionen eigen. Und ich bitte Sie, urteilen Sie nicht mehr so oberflächlich, wenn Sie sagen: "Ach, die Leute, die da in anderen Religionen sind, die meinen es doch auch recht." Ja, ja, aber sie finden keine Antworten. Sie bleiben Suchende, und das heißt, sie bleiben vor der Tür stehen.
Darum hat Manasse immer Neues gesucht, weil er nach der Wahrheit verlangte. Je mehr er auf Vogelschrei lauschte und versuchte, auf die Sterne zu hören, desto weniger klar wurde ihm alles. Er kam nicht weiter. Das Furchtbare daran ist, dass Gott sein Tun verurteilte, weil es dem Herrn missfiel.
Es ist die Bilanz eines Lebens, die furchtbar ist. Man sieht das ja gar nicht. Manasse steht eben nicht im Lichte Gottes. Er sieht nur sich selbst und seine Religionen. Er erkennt nicht, wie sein Leben vor Gott ein verlorenes Leben ist. Besonders schlimm ist das, weil sein Vater ein gläubiger Mann war: Hiskia.
Wir kennen Hiskia. Er machte wunderbare Erfahrungen mit Gott. Als die Assyrer Jerusalem belagerten, ließ der Hauptmann der Assyrer einen Schmähbrief über die Mauer werfen. Hiskia war ganz verzweifelt, ging in den Tempel, legte den Brief vor Gott hin und sagte: "Gott, du siehst doch, wie wir verloren sind." Gott erbarmte sich, und die Assyrer zogen durch ein Wunder von der Stadt ab. Das muss den jungen Manasse geprägt haben.
Es ist so schwer, dass Eltern ihren Kindern den Glauben nicht vererben können – nicht einmal die tollen Gotteserfahrungen, die sie gemacht haben. Jeder Mensch steht wieder ganz neu davor und muss es selbst ergreifen.
Es gab noch ein anderes Wunder im Leben Hiskias: eine schwere Krankheit, von der Gott ihn unverdient heilte. Hiskia war bewegt und betete damals ein großes Dankgebet. Doch Manasse ließ das kalt. Er wandte sich von Gott ab. Das ist schwer.
Gründe für Manasses gottloses Leben
Ich möchte Gründe für dieses Verhalten suchen, damit wir es besser verstehen können. Meiner Meinung nach gab es einen sehr einleuchtenden Grund für das gottlose Leben von Manasse. Damals hatten die Besatzungsmächte die Gewohnheit, ihre Götter in den Ländern aufstellen zu lassen, die sie besetzt hatten.
Als der junge, zwölfjährige König den Thron bestieg, hatte er natürlich große Angst. Es war kaum vorstellbar, ob er als König eines kleinen Staates überhaupt gegen die riesige Macht Assur bestehen konnte. Er war im Grunde wehrlos und Assur ausgeliefert. Vielleicht kapitulierte er deshalb schnell und erlaubte, dass das Bild der grausamen Gottheit Aschera in das Heiligtum gestellt wurde.
Manasse versuchte auf diese Weise nur, seinen Bestand zu retten. Er dachte, dass man sich wenigstens durch eine diplomatische Politik über Wasser halten könne. Die Bibel sagt jedoch immer wieder: Wer versucht, sich durch solche Tricks durchzuschlagen, der wird ganz bestimmt untergehen. Wer sich auf sich selbst und seine eigenen List verlässt, der wird verlassen.
Wenn es wirklich so war, dass Manasse dachte, er könne Gott nicht vollständig gehorchen, weil er sonst in der Welt zu kurz komme, dann war er ganz sicher verloren. Ich möchte betonen, dass auch heute viele sagen: „Ich muss im Berufsleben Kompromisse machen, ich kann nicht ganz eindeutig nach Gottes Willen leben, sonst komme ich nicht weiter.“ Doch in diesem Fall sind sie genauso verloren wie Manasse.
Dann wendet sich Gottes Segen von ihnen ab. Es gibt viele Diskussionen darüber, ob man als Christ in der modernen Welt wirklich so leben kann, ob man heute noch als Christ bestehen kann. Das betrifft besonders junge Menschen, zum Beispiel wenn sie ihren Lebensgefährten suchen. Die Frage ist: Leben sie nach der Weise der Welt oder nach Gottes Gebot, das eindeutig sein muss – etwa dass die Ehe unverletzt bleiben soll?
Es ist erschütternd, dass die Assyrer Manasse dennoch gefangen nahmen. Offenbar hat Manasse sich dem Druck der Assyrer gebeugt, und das ist das Schlimme. Die Welt, auf die man sich durch faule Kompromisse verlässt, zahlt so heim. Am Ende holt die Welt einen doch noch ein und führt ihn nach Assyrien, selbst wenn man ihr willfährig dient.
Das müssen Sie erkennen und an Ihrem eigenen Leben prüfen. So ein Verhalten zahlt sich nie aus. Im Gegenteil: Man bleibt Gefangener. Wer sich auf die Welt verlässt, wird verlassen und betrogen.
Manasses Gebet in der Gefangenschaft
Warum hatte er in seiner Gefängniszelle so große Angst, als er weggeführt wurde? Einem seiner Nachfolger machten sie das Leben ebenfalls sehr schwer. Das steht auch in den Chronikbüchern: Dem haben sie kurzerhand die Augen ausgestochen. So behandelten damals die Assyrer ihre Gefangenen. Und trotzdem hatte er Angst. Eigentlich hatte er den Assyrern alles gegeben, was sie wollten. Doch sie kamen trotzdem und holten ihn.
In der Welt herrschen Unrecht und Böses. Das ist das Reich der Finsternis, und das sollte uns niemals überraschen. Nun sitzt Manasse im Gefängnis und schreit zu Gott. Vers 12 sagt: „Und als er in Angst war, flehte er zu dem Herrn, seinem Gott.“
Vielleicht lächeln manche darüber und denken, jetzt kommt er endlich zur Besinnung. Bei ihnen und bei mir war es nie anders. Wir können so gleichgültig in den Tag hineinleben, so stolz auf unsere Möglichkeiten sein: „Ich brauche keinen Gott.“ Doch wenn Sie einmal sehen, wie schnell Ihr Leben aus den Fugen geraten kann, dann ist es heillos. Kein Hahn kräht mehr nach Ihnen, niemand setzt sich für Sie ein, niemand fragt nach Ihnen. Und Sie wissen nicht einmal, wie Sie Ihr kurzes irdisches Leben noch um ein paar Jahre verlängern können.
Alles hängt an einem Faden, und jemand könnte ihn durchschneiden. „Was ist mein Leben?“, fragt man dann. Trotzdem sind das wichtige Stunden, in denen man nachdenkt und fragt: Was ist mein Leben wert? Was bin ich? Was habe ich?
Er flehte zu dem Herrn, seinem Gott. Ja, zu welchem denn? Er hatte doch so viele Götter: zu Aschera, zu den Bildern des Himmels. Nein, das wissen Sie, und wahrscheinlich wissen es auch alle Gottesleugner: Es gibt nur einen, den Gott, der mich geschaffen hat und vor dem ich stehe, vor dem ich mit meinem ganzen kurzen Leben Verantwortung trage. Und er schrie und flehte zu dem Herrn, seinem Gott.
Dieser Satz ist so wunderbar: „seinem Gott.“ War es denn wirklich sein Gott? Hatte er ihn nicht mit Füßen getreten, ihm ins Gesicht gespuckt, ihn zurückgeschlagen? Hatte er nicht nein gesagt, so eindeutig und klar, wie man es kaum noch sagen kann – durch 55 Jahre hindurch? Und doch bleibt es sein Gott.
Ich bin heute Morgen hier, um Ihnen das zu sagen: Gott sucht Sie. Er will Ihr Gott sein, mit Ihnen ein persönliches Liebesverhältnis beginnen. Und er fragt jetzt nicht, welche Berge zwischen Ihnen und ihm liegen. Er reicht Ihnen die Hand, will Ihr Gott, Ihr Heiland und Ihr Erretter sein. Er legt die Hand auf Sie und sagt: „Du bist mein.“ So groß ist Gott.
Und Manasse erkennt das – der erste Schritt in der Tür: „Mein Gott.“ Einen gibt es nur, dem ich mit meinem Leben ganz und völlig gehöre. Nichts anderes ist mehr wichtig, als dass ich vor ihm stehe, dass er mich führt und leitet.
Wenn Sie wissen wollen, ob Sie diesen ersten Schritt schon gegangen sind, gibt es einen ganz einfachen Test. Kein Lackmuspapierchen, das man in den Mund hält, sondern etwas anderes: Können Sie beten? Kinder erkennt man ja auch daran, dass sie mit ihren Eltern reden können. Wenn das Schwierigkeiten bereitet, dann ist im Eltern-Kind-Verhältnis etwas kaputt.
Ob Ihr Verhältnis zu Gott in Ordnung ist, merken Sie daran, ob Sie mit Gott reden können. Das ist das erste Kennzeichen der Kindschaft, die er uns schenken will.
Zweiter Schritt: Demut und Beugung unter die Schuld
Aber nun zum zweiten Schritt: Worauf kommt es an? Zunächst auf das persönliche Gottesverhältnis und zweitens auf die Beugung unter die Schuld.
In Vers 12 heißt es: „Und demütigte sich vor dem Gott seiner Väter.“ Er demütigte sich – ein gutes Wort. Ja, wir verstehen Menschen so gut, mit denen wir dauernd reden. Die sagen ja immer: „Ich verstehe Gott nicht.“ Wir haben ja auch lange so gesprochen. Dann waren wir voll Anklage: Wie kann Gott so viel Unrecht zulassen? Wie kann Gott überhaupt die Weltgeschichte so verrückt ablaufen lassen? Warum lässt Gott den Assyrern so viel Macht? Warum werde ich als ein feiner Kerl vom Palast von Jerusalem in die Fremde geführt? Mit mir wird ja so übel gespielt. Wenn das ein Gott der Liebe ist, dann hätte er sich meiner angenommen. Ich sitze unrecht im Gefängnis, niemand kümmert sich um mich.
Mein Assyrien hätte genügend Grund gehabt, so zu rufen. Doch das Erstaunliche geschah bei ihm, und das ist der erste Schritt: der zweite Schritt führt hindurch die Tür, dass sich einer vor Gott demütigt. Ich kann Gott nicht finden, wenn ich Gott anklage. Gott braucht sich vor uns nicht zu rechtfertigen. Diese Welt ist eine von Gott abgefallene Welt, es ist nicht Gottes Welt. Sie brauchen nicht zu klagen, auch nicht über Krankheit und Tod, auch nicht über Böses, das ihnen Menschen tun. Das steht im Wort Gottes von Anfang an drin: Hier haben sich Menschen von Gott abgewandt, und es ist eine gottlose Welt, die so mit uns spielt.
Aber hier sagt Manasse: „Herr, ich habe das verdient, mein Leben war falsch gelebt.“ Das ist ja das Größte, wenn einer sich am Ende seines Lebens vor Gott beugen kann und nicht zurückblickt und sagt: „Was war ich für ein feiner Max?“, sondern sich vor Gott demütigt und die vielen, vielen Versäumnisse sieht.
Gott gebe es, dass er ihnen die Augen auftut, damit sie vor dem jüngsten Tag, wenn sie im Licht Gottes einmal die vielen Versäumnisse, Ungerechtigkeiten und Sünden ihres Lebens sehen, sich vor Gott demütigen. Das heißt, dass sie aussprechen: „Herr, das war nicht recht.“
In der wunderbaren Geschichte, die Jesus erzählt hat von der göttlichen Vergebung, am Beispiel dieses lumpigen Sohnes, der seinem Vater davonläuft, zeigt sich die Barmherzigkeit des Vaters unendlich. Er läuft ihm entgegen, drückt ihn an sich – diesen schmutzigen Sohn. Kann Gott noch wunderbarer sein?
Doch eins geht voran, und darauf legt Gott ungeheuren Wert: „Vater, ich habe gesündigt.“ Dieses Wörtlein muss heraus. Wenn es nicht ausgesprochen wird, gibt es keine Glaubenserkenntnis, keinen Frieden. Das muss ausgesprochen sein.
Nicht, dass wir die Menschen dazu nötigen wollten, etwas zuzugeben, was sie gar nicht sind. Da gibt es Leute, die uns immer wieder sagen: „Du willst die Leute ja nur von deiner Sündenerkenntnis überführen.“ Ich will gar nichts. Mein Leben ist vor Gott verfehlt, durch und durch. Diese Welt ist krank, und ich bin ein Glied dieser Welt. Da ist so viel, was vor Gott ein Gräuel ist. Er tat viel, um den Herrn zu erzürnen – so sieht es aus der Sicht Gottes aus. Viele meiner Handlungen – das ist uns oft gar nicht bewusst – erzürnen Gott.
Und er demütigte sich vor Gott. Vor den Menschen ist das vielleicht gar nicht verständlich. Die Leute in Jerusalem wussten gar nicht, was da bei dem König alles war. Das ist eine ganz persönliche und private Sache bei uns mit Gott, der uns so viel Güte geschenkt hat und den wir so oft auf die Seite gedrängt haben, dessen Wort wir verachtet haben und bei dem wir bewusst Unrecht getan haben.
Und er demütigte sich. Das Wunderbare geschieht, dass Gott solch einem schrecklichen König mit einem solchen Rekord an Missetat, Übel und Unrecht vergibt. Das ist in der Bibel aufgezeichnet – für Sie, damit Sie Trost und Hoffnung haben, dass Ihr Leben nie verloren ist.
Es kann keiner hier in dieser Kirche sein, der sagt: „Mir gilt das nicht.“ Doch, Ihnen gilt das. Weil Gott so handelt: Selbst einen Manasse liebt er, führt ihn heraus aus einem verkehrten Leben und erneuert ihn vollständig. Das kann Gott.
Der zweite Schritt ist also die Beugung unter die Schuld, und der dritte Schritt gehört auch dazu: das Annehmen der Barmherzigkeit Gottes.
Dritter Schritt: Die bewusste Annahme der Vergebung
Ich weiß nicht, wie es Ihnen jetzt geht. Ich habe immer wieder den Eindruck, dass viele in unseren Gottesdiensten tief berührt sind, manchmal sogar erschüttert und kaum mehr wissen, wie sie mit ihrem verfehlten Leben umgehen sollen.
Aber ich weiß nicht, ob Sie auch den dritten Schritt gehen: den Schritt in die bewusste Annahme der Vergebung. Neulich sagte mir jemand: Macht ihr das in euren Gottesdiensten nicht falsch? Müsstet ihr nicht gleich Seelsorge anbieten, also Menschen, die zu einem ganz vertraulichen Gespräch bereit sind, die über Menschen beten und ihnen zusprechen, wie beim Abendmahl: „Jetzt sind dir alle deine Sünden vergeben“?
Es gibt viele Leute hier, die das gerne tun, mit Ihnen. Und Sie können das auch bei Gott allein tun. Aber wenn Sie keinen Frieden finden, dann suchen Sie einen Seelsorger oder rufen Sie uns heute noch an, damit Sie diesen dritten Schritt bewusst gehen – hinein in den Frieden Gottes.
Manasse hat die Vergebung Gottes an sich erfahren. Das bleibt etwas, was man als Christ überhaupt nicht versteht: dass Gott solche Taten, die passiert sind und als Fakten dastehen und uns anklagen, vollkommen vergibt. Wenn wir uns erinnern, wissen wir doch alles, was in unserem Leben war. Dennoch löscht Gottes Vergebung sie vollkommen aus.
Gott hat an dieser Stelle solch großen Wert darauf gelegt, dass Sie vollständig sicher sein können. Durch das Opfer des Sohnes Gottes, durch Jesus, der am Kreuz starb. Das ist nicht nur ein Spruch, den ich hier verkünde, sondern es ist durch das Opferleiden Jesu weggetan. Sein Blut macht mich frei von aller Schuld. Ich darf das Alte vergessen; es ist weggeworfen in die Tiefe des Meeres.
Darum sind wir heute Morgen zusammen, damit Sie alle Schuld Ihres Lebens vor Gott jetzt ablegen und sagen: Ich will seine ausgestreckte Hand annehmen. Ich will erfahren, wie Manasse, dass ich sein Kind bin, sein Eigentum, dass ich Gott gehöre.
Da geschieht etwas Unerwartetes, was eigentlich gar nicht zu erwarten war: Gott ermöglicht Manasse sogar die Rückkehr. Wir hängen heute sehr an äußeren Wundern, und es spielt für uns eine große Rolle, wie viel wir noch von diesem irdischen Leben bekommen. Keiner von uns ist davon frei. Wenn wir krank liegen, denken wir: Noch ein paar Tage, noch ein paar Jahre, noch ein bisschen Kraft hilft mir. Dieses irdische Leben ist eine Gottesgabe, die wir lieben.
Aber wir wollen darauf achten, dass Gottes Segnungen sich nicht bloß in dieser Welt erschöpfen. Gott will uns viel, viel reicher beschenken. Das Wunderbare ist, dass Manasse sogar noch ein Stück seiner Schuld wiedergutmachen darf. Das gehört zu den Größten.
Das steht dann in den Versen danach, wie er den Altar des Herrn wiederherstellt (Vers 16), Opfer, Dank, Lob und Befahl dem ganzen Stamm Juda, dass sie dem Herrn, dem Gott Israels, dienen sollten. Er möchte jetzt alle Menschen wieder zurückführen in diesen Gottesfrieden.
Das wäre wunderbar, wenn Gott Ihnen dazu noch einmal Zeit und Kraft geben würde. Nach vielen Versäumnissen nun die Zeit, die er uns in dieser Welt lässt, dazu zu benutzen, Menschen zurückzuführen in den Gehorsam Gottes.
Abschluss: Das Wunder der Umkehr in einer feindlichen Welt
Merkwürdig ist diese wüste Welt, die sich vor unseren Augen entfaltet: die Macht Azurs mit ihren Militärs, die den Gefangenen Manasse mit sich nehmen. Es ist eine unheimliche Welt, in der man Angst bekommen kann.
Doch mittendrin zeigt sich ein Stück Reich Gottes, wo Gott beginnt, mit einem Menschen zu handeln.
Dieses Wunder sollen auch Sie bei sich erleben. Ihr Leben soll Gott zur Ehre dargebracht werden. Gehen Sie alle drei Schritte, treten Sie durch die Tür hindurch in ein ganz neues Leben. Amen!
