Eines haben wir alle gemeinsam mit Jona: Wir waren alle schon einmal in einem Bauch. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass du von deiner Mutter geboren wurdest.
Der Prophet Jona war sogar zweimal in einem Bauch – einmal vor seiner Geburt und ein zweites Mal, als er aus dem Bauch des Fisches sozusagen wiedergeboren wurde. Das war irgendwie wie eine zweite Geburt, ein neuer Anfang.
Zweite Geburt.
Die Bibel spricht auch im Neuen Testament von einer neuen Geburt, einer Wiedergeburt. Dabei ist nicht die Reinkarnation gemeint, also das wiederholte Verkörpern in diese Welt, sondern eine Wiedergeburt von jemandem, der sein altes Leben als gottlos erkannt hat und zu Gott hingeflohen ist. Er ist nicht weggelaufen, sondern zu Gott gekommen, hat mit seiner Schuld und all seinem Versagen um Vergebung gebeten und sich so zu einem neuen Menschen machen lassen.
Diese zweite Geburt, ein Neuanfang, wird von jedem Christen erlebt. Vorher ist man mehr oder weniger auf der Flucht vor Gott, so wie Jona es war, wie wir gestern gesehen haben. Dann macht ein Mensch einen Anfang mit Jesus Christus, und mit diesem Tag wird alles anders. Das Leben ohne Gott und ein Leben mit Gott sind gar nicht miteinander vergleichbar. Das eine ist ein biologisches Leben, in dem man in dieser Welt versucht, alles herauszuholen. Das andere öffnet uns eine Dimension, die man vorher vielleicht gar nicht geahnt hat.
Das ist wahres Leben. Jesus spricht von ewigem, beständigem, göttlichem Leben. Erlebt diesen Neuanfang! Man könnte sagen, an so einem Tag werden die Uhren auf null gestellt. Man erlebt eine Zeitenwende, und zwar in einem anderen Sinne, als unser Noch-Kanzler es mal gesagt hat.
Wer im Buch Jona die ersten beiden Kapitel gelesen hat – das war gestern eine gute Empfehlung von Siegfried Lühling, als er sagte: „Lest doch mal diese vier Kapitel am Stück!“ – der weiß, dass er es selbst in unterschiedlichen Übersetzungen gemacht hat. Das ist eine sehr gute Vorbereitung auf die Abende und ein persönlicher Gewinn, wenn man so ein noch überschaubares Buch von vier Kapiteln mal am Stück liest.
Wir lesen die Bibel ja oft nur bruchstückweise, mal ein paar Verse, mal ein paar Häppchen. Dabei sehen wir oft gar nicht den größeren Zusammenhang. Wenn man die Kapitel nun hintereinander liest, hat man im dritten Kapitel den Eindruck, dass die Resettaste gedrückt wird, dass tatsächlich alles wieder auf Anfang gestellt wird – und das fast wörtlich. Die ersten Verse, Vers 1 und 2, auch der Anfang von Vers 3 im ersten wie im dritten Kapitel ähneln sich auffällig.
Ich lese uns mal aus dem dritten Kapitel die ersten beiden Verse vor:
Jona 3,1-2: Da geschah das Wort des Herrn zum zweiten Mal zu Jona: „Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.“ Da machte Jona sich auf und ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tage zu durchwandern.
Zwei Kapitel lang hatte Gott seine Liebenot mit seinem Propheten, der eben Mensch war und seinen eigenen Willen hatte, so wie Gott oft auch mit uns seine Liebenot hat. Jona kennt sein Glaubensbekenntnis zwar auswendig. Ich weiß nicht, ob euch beim Lesen aufgefallen ist, dass er mal ein Glaubensbekenntnis aufsagt – in Kapitel 1, Vers 9 nämlich. Sein Glaubensbekenntnis lautet: „Ich fürchte Jahwe, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat.“
Er wird auf seine Religion angesprochen: „Ich fürchte den Herrn oder Jahwe, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat.“ Das ist eine Aussage, Worte, von denen er wahrscheinlich auch überzeugt war, aber sie decken sich nicht ganz mit seinem Leben. Seine Taten entsprechen nicht dem, was er da sagt. Echte Gottesfurcht heißt ja, dass ich Gott auch als Herrn anerkenne, dass ich tue, was der Herr sagt, dass ich ihm gehorsam sein will und mich ihm unterordne.
Mit Jonas Ehrfurcht vor Gott kann es nicht sehr weit her gewesen sein, wollte er doch sehr weit übers Meer entwischen, ans andere Ende der Welt. Ehrfurcht bedeutet, Gott ernst zu nehmen. Und das haben im Buch Jona bisher eher die heidnischen Seeleute getan. Am Ende des ersten Kapitels hat man tatsächlich den Eindruck, dass sie zum Glauben an Jahwe gekommen sind, indem sie zu ihm beten und sogar opfern. In ihrem Leben ist also etwas geschehen.
Jona dagegen verhält sich so, wie es in Hosea Kapitel 7 und auch in Kapitel 11 von Israel heißt, nämlich dass es umherflattert wie eine Taube. Israel flattert umher wie eine Taube. Und wisst ihr, was der Name Jona bedeutet? Jeder Name hat eine Bedeutung. Jona bedeutet Taube. Er war also einer, der nicht einzufangen war. Doch Gott lässt die Taube nicht in Frieden.
Auf dem Mittelmeer gerät er in einen Sturm. Jona wollte seine Ruhe haben, doch das Gegenteil passiert. Das ist immer so. Ich glaube nicht, dass Jona, selbst wenn er in Tarsis in Spanien angekommen wäre, in Frieden hätte weiterleben können. Es ist eine alte Erfahrung: Wenn wir etwas tun, das weniger ist als das, wozu wir berufen sind, wird es uns auf Dauer unzufrieden zurücklassen.
Gott hat einen Plan für unser Leben, Gott hat Absichten mit dieser Welt. Wenn wir diesen Absichten nicht entsprechen, langweilen wir uns wahrscheinlich in diesem Leben. Es wird uns nicht zufriedenstellen. Frieden finden wir ohne Gott nicht. Man kann sich ablenken, man kann versuchen, gut durchzukommen, aber wirklichen Frieden finden wir ohne Gott nicht.
Es gibt Leute, die ihre Familie verlassen und meinen, bei so einem Neuanfang glücklich zu werden, alle Brücken hinter sich abzubrechen und irgendwo, wo einen niemand kennt, neu anzufangen. Aber diese Menschen nehmen ihre Geschichte, ihre Persönlichkeit und ihre Altlasten mit. Man kann einen Neuanfang nicht organisieren.
Jona beweist jedenfalls, dass einer, der eigenwillig davonläuft, baden geht. Jona erkennt seinen Irrweg im Unwetter. „Nehmt mich und werft mich ins Meer, dann wird das Meer euch in Ruhe lassen“, ruft er den Seeleuten zu. Er ist ein Prophet und weiß schon in diesem Moment, was hier abgeht.
Zunächst musste er geweckt werden. Als er dann realisiert, dass dieser Sturm ganz offensichtlich von Gott gekommen ist und dass Gott Jona eben nicht in Ruhe lässt, macht er sich bewusst, dass die Lösung sein könnte, damit ihr wenigstens, Seeleute und andere Passagiere, am Leben bleibt, dass ihr ihn über Bord werft. Eine mutige Aussage, ein echtes Eingeständnis von Jona.
Die Seeleute zögern zunächst. Man wirft ja nicht einfach jemanden über Bord, den man vorher das Fährgeld hat zahlen lassen. Aber schließlich, als sie realisieren, dass es nicht besser wird und wenn das stimmt, was dieser Mann sagt, werfen sie den Hebräer tatsächlich über Bord. Das Meer verschluckt ihn und wird still. In dem Moment legen sich die Wellen, und die Seeleute erkennen, dass hier tatsächlich ein Zusammenhang besteht. Sie staunen über das, was Gott tut, dass Gott bei dieser ganzen Geschichte seine Finger im Spiel hat.
In Kapitel 2 erlebt Jona, wie es ist, zu ersaufen. Er nimmt uns mit unter die Wasseroberfläche. In Vers 4 sagt er in seinem Gebet: „Und du hattest mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere, und Strömung umgab mich, alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin.“ Es sieht aus wie das Ende.
Du bist den Naturgewalten ausgeliefert. Ob er schwimmen konnte oder nicht, weiß ich nicht. Jedenfalls mitten auf dem Mittelmeer geht er unter. Nur das Toben der Elemente, der Abgrund, kein Luftholen mehr. Und dann kommt auf einmal die Rettung: Ein großer Fisch beherbergt Jona – ein Wunder der Gnade Gottes!
Das Wunder besteht nicht darin, dass es ein Tier gibt, das groß genug ist, einen Menschen zu verschlingen. Sven hat uns gestern Vormittag schon ein Video gezeigt. Gestern Abend haben wir es in einer Nachrichtensendung von Sigi nochmal auf der Leinwand gesehen. Das ist gerade eine Woche alt: das Video eines Vaters, der mitansehen musste und es auch filmte, wie ein Wal tatsächlich seinen Sohn verschlungen, aber gleich wieder ausgespien hat.
Dass es Meeresbewohner gibt, deren Kiefer so groß sind, dass ein Mensch hineinpasst, daran besteht kein Zweifel. Neuzeitliche Berichte bestätigen, dass Menschen ein Jona-Erlebnis hatten. So gibt es von 1891 einen Bericht, dass jemand auf einem Walfangschiff von einem Wal verschlungen wurde und Stunden später noch am Leben herausgeholt wurde. Manche bezweifeln die Seriosität dieses Berichts, wobei die Frau eines der Seeleute meinte, es sei Seemannsgarn.
Dann gibt es von 1952 noch einen Bericht, in dem jemand von einem Walhai verschlungen wurde. Er überlebte über dreißig Stunden im Tier. Man erlegte das Tier, zog es mit einem Kran an Land, wollte dem Kameraden eine würdige Beisetzung ermöglichen, schnitt das Tier auf – und der Mann lebte noch. Das scheint tatsächlich so passiert zu sein.
Die andere Seite ist, dass wir gar nicht versuchen sollten, ein Wunder zu erklären. Es ist nicht das einzige Wunder in diesem Buch Jona: Der Wind kam von Gott, genau in dem Moment, als Jona innerlich umzukehren bereit war. Gott schickte diesen Wind – das ist schon das erste Wunder. Dann kam der Fisch zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, das zweite Wunder. Er spie Jona auch wieder aus, das dritte Wunder. Dann gab es noch das Wunder in Kapitel 4 mit dem Rizinusstrauch, der in erstaunlich kurzer Zeit Jona Schatten spendete, die Geschichte mit dem Wurm, und am Ende von Kapitel 4 schickte Gott einen Ostwind.
Das sind viele Umstände, die Gott herbeigeführt hat. Gott ist ein Gott, der Wunder tut. Entweder glauben wir, dass Gott Gott ist und Wunder tun kann, oder wir glauben nicht an Gott oder nur an ein Gottchen, das keine Wunder vollbringen kann. Dann müssten wir viele Berichte in der Bibel anzweifeln: die Plagen in Ägypten, als Mose das Volk führte, die Wunder um Elia und natürlich die Wunder, die Jesus Christus tat und die durch die Apostel geschahen.
Entweder haben wir es mit einem Gott zu tun, für den Wunder kein Problem sind – es würde mich eher wundern, wenn es keine Wunder gäbe, wenn die Bibel von Gott berichtet – oder wir gehen von unseren menschlichen Möglichkeiten aus.
Ich glaube, das eigentliche Wunder ist hier, dass ein Totgeweihter leben darf. Im Fischbauch sitzend betet der Flüchtling, er dichtet und tut Buße. In Vers 10 sagt er: „Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Lobes; was ich gelobt habe, werde ich erfüllen. Bei dem Herrn ist Rettung.“
Eine Aussage: „Bei dem Herrn ist Rettung.“ Er hat es erfahren, fühlte sich wahrscheinlich schon im Fisch geborgen, obwohl er noch nicht genau wissen konnte, wie die Geschichte ausgeht. Wird er verdaut oder rettet Gott ihn aus der Situation? Er weiß: Bei dem Herrn ist Rettung. Das scheint mir die innere Umkehr von Jona gewesen zu sein.
Wenn ein Mensch einsieht: Er, der Herr, ist Retter – und neutestamentlich ist Jesus Christus der Retter, der Name Jesus bedeutet „Gott wird retten“ –, dann ist er umgekehrt, hat diese Neugeburt erlebt und sein Leben, sein Vertrauen auf Jesus gesetzt.
Jona kehrt um, dem Fisch dreht sich der Magen um, er würgt. Jona wird von einem gewaltigen Sog erfasst, saust im hohen Bogen aus dem Maul des Fisches und landet am Strand. In Kinderbüchern ist dann so ein Stück Sandstrand zu sehen, ein ziemlich durchnässter Jona.
Allerdings ist da ja kein Jona ausgespien worden, der sagt: „Hallo, ich bin wieder da!“ In Kinderbüchern ist das vielleicht so. Dann steht er da und marschiert in die Richtung, wo Gott ihn haben will. Aber hier ist einer an Land gegangen, der eine tiefe Demütigung erlebt hat, jemand, der sozusagen tot war und durch Gottes Gnade im letzten Moment gerettet wurde.
Das ist eine Haltung, die uns auch gut steht als Christen. Wir waren in Sünde tot, wir sind verloren, weil wir unsere eigenen Wege gehen, weil wir Gott nicht achten und nicht ehren. Wir sind ohne Gott verloren. Nicht nur, dass wir keinen Frieden haben ohne Gott, wir haben keine Zukunft ohne Gott.
Wenn dann einer diesen Jesus kennenlernt, dieses neue Leben, diese neue Dimension erkennt und ein neuer Mensch wird, dann ist es allein die Gnade Gottes, die uns gerettet hat. Da können wir demütig sagen: „Bei dem Herrn ist Rettung, ich danke meinem Gott.“ Das ist Jonas Zeitenwende, sein Neuanfang.
Gottes unendliche Geduld und Fügung hat seinen Propheten wieder an den Start gebracht. Jona tut jetzt, was Jahwe ihm aufgetragen hat. Ich lese noch mal von Vers 2:
„Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.“ Da machte sich Jona auf, ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn. Ninive war eine große Stadt vor Gott, drei Tage zu durchwandern.
Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit, und rief: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Diesmal macht Jona keine Sperenzien mehr, er eilt nach Ninive, der Großstadt am Tigris. Jetzt ist es ein Glaubensschritt, und Gott verleiht ihm Vollmacht.
Er stellt sich an unterschiedlichen Stellen in dieser großen Stadt hin und sagt mit großem Mut, großer Überzeugung und von Gott verliehener Vollmacht: „Noch vierzig Tage, und diese Stadt wird zerstört sein.“
Auf Vollmacht kommt es in jedem Dienst an, den wir für Gott tun wollen. Der Auftrag lautet: „Predige die Predigt, die ich dir sage.“ Jonas Weisheit ist nicht gefragt, seine Rhetorik nicht, sondern ausschließlich die Botschaft Gottes. Predige die Botschaft, die ich dir sage.
Ich werde manchmal kritisiert für das, was ich predige. Das ist nicht immer das, was die Leute hören wollen, wenn ich bei einer Evangelisation dazu aufrufe, sich zu bekehren, zu Jesus zu kommen, weil Sünde uns von Gott trennt. Das ist nicht besonders populär. Dann gibt es Leute, die hinterherkommen und sagen: „Wie kann man so etwas sagen?“ Aber es ist ja seine Botschaft, nicht meine. Ich bin nur der, der sie weitergibt, so wie Gott es hier sagt: „Predige die Worte, die ich dir sage.“
Dann bete ich: Herr, die Verantwortung liegt bei dir. Manchmal ist es ein bisschen verletzend, wenn einer kommt und sagt: „Ich bin sehr erbaut, habe etwas mitgenommen.“ Aber es kommt auch manchmal anders. Dann sage ich: Herr, das ist doch deine Botschaft gewesen. Du bist der, der nun zusehen muss, dass die Leute glauben. Also muss dein Geist wirken, wenn wir predigen.
Wenn der Chef dem Angestellten sagt: „Mach dies oder das“, dann liegt bei einem Misslingen die Verantwortung beim Auftraggeber, nicht beim Ausführenden. Der Boss hat es so gesagt. Gelingt es, gelingt es ihm und mir. Gelingt es nicht, missrät es ihm. Was geht mich das an? Ich bin nur Diener, Diener des Herrn.
Der ehemalige Wassertierpassagier ist also gehorsam, nimmt den erneuten Auftrag an und predigt. Jona, der sicherlich den passenden Geruch verbreitet, wird nun zum Menschenfischer.
Es ist so, wie Heinz Weber junior einmal bei einer Aussendungsfeier unserer Barmer Zeltmission sagte, wo wir ihn als Redner eingeladen hatten: Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein. Jesus ist der einzige Retter, der einzige Weg zu Gott. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Aber Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein. Er hat seine Jünger mit einbezogen: „Ihr sollt meine Boten sein, ihr sollt hingehen an die Enden der Welt und meine Predigt predigen.“ Ähnlich wie Gott das Jona gesagt hat: „Ihr sollt Menschen einladen zu Gott.“ Jesus, der allein die Welt rettet, braucht Jona, braucht heute dich und mich, um die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben.
Auch deine persönlichen Erfahrungen, die du gemacht hast, kannst du anderen als Zeugnis und Einladung zum Leben mit Jesus mitteilen. Wir sollten also auf den Ruf und den Auftrag Gottes hören.
Wie es mal hieß: Aus unseren Fehlern kann ein großes Unglück werden, weil der Nagel fehlte, das Hufeisen verloren ging, das Pferd und der Reiter verloren gingen. Wenn einer fehlt, fehlen Menschen, die wir erreichen oder segnen könnten.
So ist das zu verstehen: Wenn einer flieht, sich seiner Verantwortung entzieht, fehlen wir. Es geht um Menschenleben.
Wir lesen noch mal von Vers 5 weiter:
„Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Da glaubten die Leute von Ninive an Gott, riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch, vom Größten bis zum Kleinsten.
Das Wort erreichte den König von Ninive. Er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub. Er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bekleidet werden und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.
Von dieser Gewalttat haben wir gestern durch den Propheten Nahum gehört, welche Zustände und Grausamkeiten diese Stadt geprägt haben. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalttat an seinen Händen.
Wer weiß, so sagt der König, vielleicht wendet sich Gott und lässt sich erbitten, kehrt um von der Glut seines Zorns, sodass wir nicht umkommen.
Der Fisch ist erleichtert, dass er Jona wieder los ist. Jona ist erleichtert, dass er den Fisch los ist. Im Bauch eines solchen Fisches ist natürlich ganz schön was los, da wird verdaut.
Ich weiß nicht, ob er im Kehlkopf stecken blieb, vielleicht in der Lunge Luft bekam oder sich im Magen zum Übergang zum Dreifingerdarm bewegte. Oder ob er sich in dieser „Drei-Zimmer-Wohnung“ hin und her bewegte. Vielleicht konnte er von da nach da flutschen.
Versuchen wir also nicht, die Wunder Gottes zu erklären. Mich interessiert vielmehr etwas anderes: Warum haben die Niniviten Jona so schnell geglaubt? Das ist ja in einem Satz abgehandelt. Er predigte, sie taten Buße, kehrten um.
Und dann auch noch vom König die Anordnung: „Kleidet euch in Sack und Asche.“ Warum ging das so spontan? Ich erlebe das oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und man nimmt es mir nicht ab. Andere folgen einer Einladung gar nicht, weichen in Gesprächen aus und haben Ausreden, warum das alles nicht sein kann.
Ich erlebe das oft anders. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Geht es euch ähnlich? Was glaubt ihr, warum sie so schnell umgekehrt sind?
Eigentlich haben wir wieder ein Wunder. Wir haben vorhin schon gesagt, wenn Gott nicht seine Finger im Spiel hätte, beim Wind und beim Fisch und so, dann wäre das nicht möglich.
Ninive lag weit weg, ja. Ich würde nicht sagen, dass es einsam war. Wir befinden uns an der Küste des Mittelmeers, also am Meer. Dort halten sich viele Menschen auf. Es ist nicht auszuschließen, dass jemand diese ganze Szene beobachtet hat.
Ninive lag am Tigris, etwa 750 Kilometer entfernt von Jaffo, wo Jona ins Schiff stieg. Das sind viele hundert Kilometer. Aber es gab damals schon ein Nachrichtensystem. Im 14. Jahrhundert vor Christus wurden von Ägypten aus Boten losgeschickt. In Keilschrift auf Täfelchen hatten sie Nachrichten vom Pharao dabei. Diese gingen nach Karthago, Äthiopien oder Indien.
Es gab Rekorde von Läufern und Booten, die vorher ihr Testament machen mussten, weil das ein gefährlicher Beruf war, Briefboote zu sein. So verbreiteten sie Nachrichten in kürzester Zeit.
Stellen wir uns vor, jemand hat gesehen, dass einer aus dem Maul eines Fisches ausgespien wurde. Das ist eine Nachricht wert, nicht alltäglich. Natürlich wurden nicht irgendwelche Lappalien über diese Wege verbreitet.
Ninive war architektonisch beeindruckend, mit Palästen, Prunk und Reichtum. Die Bewohner legten Wert auf Informationen. Vielleicht verbreitete sich die Sensation schnell, und Jona ist vielleicht vorausgeeilt. Das könnte erklären, wie die Stadt ihn empfing.
Vielleicht war Jona durch die Verdauungssäfte gebleicht und schrumpelig, nach drei Tagen im Bauch eines Fisches. Er sah sonderbar aus, sodass niemand bezweifelte, wer er war. Natürlich spekulieren wir hier.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses menschliche Stück Strandgut für die Bewohner von Ninive ein Zeichen war. Jesus sprach vom Zeichen des Jona: „Diesem Geschlecht wird kein anderes Zeichen gegeben als das Zeichen Jona.“ Das bezieht sich möglicherweise auf sein Aussehen.
Ein Zeichen ist etwas, das man sieht und wahrnimmt, das auf etwas hindeutet. Vielleicht bezieht es sich auf den sonderbar aussehenden Propheten.
Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen ist immer ein Beweis dafür, dass die Botschaft glaubwürdig ist. Im Neuen Testament waren das die Wunder der Apostel.
Im Hebräerbrief 2 heißt es, dass Gott die Botschaft von der Rettung durch Zeichen und Wunder bestätigte. Für die Juden war es wichtig, dass einer, der von Gott kam und sprach, sich durch Zeichen und Wunder auszeichnete – ob Prophet oder Messias.
Darum tat Jesus viele Wunder, und das verlieh auch den Aposteln Glaubwürdigkeit. Ich würde sagen, Jona tut nicht wie die Apostel Wunder als Autorisierung dessen, was er sagt, sondern er selbst ist das Zeichen – um der Glaubwürdigkeit willen.
Das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein, auch was meine und eure Glaubwürdigkeit betrifft. Wenn man uns nicht glaubt und leider erleben wir das oft, wenn Leute nicht umkehren und Gott nicht ehren, dann liegt das womöglich nicht nur an den verschlossenen Menschen um uns herum, sondern auch daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht abspürt und nicht abnimmt.
Hier war einer neugeboren, wenn wir bei diesem Bild bleiben wollen, und das hat man wahrgenommen. Das hat die Leute erstaunt, fast schon entsetzt und ehrfürchtig gemacht.
Wenn wir so auftreten, merkt man, dass etwas Neues bei uns ist, dass wir neu gemacht sind und von Gott wirklich verändert, autorisiert und bevollmächtigt sind. Oder unterscheiden wir uns oft gar nicht so sehr von anderen, sodass Leute sagen: „Warum soll ich mich bekehren? Der lebt so, und ich lebe so. Der hat eine Bibel, ich lese andere Bücher.“
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jona und nehmen ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
So wird die Botschaft vom Zorn Gottes zu einer Botschaft, auf die sie nicht wütend oder amüsiert reagieren, sondern die ihre Herzen trifft.
Wie kommt dir einer vor, der predigt: „Ihr müsst euch ändern!“ Ob hier von der Kanzel oder anderswo – wenn jemand mit seinem Leben bestätigt, was er sagt, also wenn Wort und Leben übereinstimmen, dann ist das überzeugend. Dann will ich ihn ernst nehmen.
So kommt zur Botschaft ein Zeichen hinzu. Sind wir anders? Sind wir als Kinder Gottes erkennbar?
Ich hatte jahrelang mein Büro bei der Christlichen Verlagsgesellschaft in Dillenburg. Als ich dort saß, hörte ich einmal im Flur, wie zwei Kollegen mit großem Respekt von Professor Hans-Joachim Eckstein sprachen. Er hatte gerade einige Vorträge in der Konferenzhalle in Herborn gehalten.
Was diesen Mann Gottes auszeichnet, ist neben seinen exzellenten Vorträgen sein Wesen. „Der Mann liebt Menschen“, sagte Anja, eine Kollegin im Flur. Das ist auch meine Erfahrung. Ich hatte zwei, drei Begegnungen mit Hans-Joachim Eckstein. Ein so zugänglicher, gütiger Mensch, der mit großer Autorität predigt, und sein Wesen passt dazu.
Wahrscheinlich fallen dir auch andere Leute ein, auf die das zutrifft. Wenn jemand mit Jesus wirklich gestorben ist, das alte Leben sozusagen gestorben ist und mit Jesus auferweckt wurde, dann ist dieser neugeborene Mensch ein menschenliebender Mensch, so wie Christus ein menschenliebender Heiland ist.
Das wird übrigens mit der Taufe ausgedrückt: Wir sind mit Christus gestorben und führen mit Christus neues Leben. Das erinnert auch an Jona im Wasser.
Römer 6 ist das Kapitel in der Bibel, das am ausführlichsten über die Taufe berichtet: Das Alte muss sterben, dann kann etwas Neues erscheinen.
Ein Zeichen weist auf etwas hin. Die Zeichen der Bibel weisen immer auf den Herrn und Heiland Jesus Christus hin.
Denn nochmals Römer 12, Vers 40: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Ein Zeichen in der Bibel weist immer auf Jesus hin. Selbst so eine alte Geschichte, 750 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis, auf das Bezug genommen wird, ist ein Schatten der neutestamentlichen Auferstehung von Jesus im Alten Testament.
Zeichen weisen auf Jesus hin. Jonas Erlebnis ist über sein persönliches Zeugnis hinaus eine gelebte Prophezeiung. Das Zeichen Jona ist auch eine gelebte Prophezeiung für das, was mit dem Sohn Gottes geschehen sollte.
Erkennt ihr die Parallelen? Jona sank in den Tod, genauso wie Jesus. Jona blieb drei Tage in der Gewalt des Todes, genauso wie Jesus. Jona kehrte nach drei Tagen zurück zu den Lebenden, genauso wie Jesus.
Jona ist ein Zeichen für die Bewohner Ninives, genauso ist Christus ein Zeichen für sein Volk und alle Generationen, dass er der aus den Toten Auferstandene ist, der Erstling der Entschlafenen, wie Paulus in 1. Korinther 15 sagt. Er ist der Erste, der auferstanden ist, der Prototyp.
Weil er lebt, dürfen auch wir leben. Die Geschichte setzt sich fort.
Wie reagieren die Bürger Ninives? In Vers 5 haben wir gelesen: Sie glauben an Gott. Das heißt, sie nehmen Gott beim Wort. Sie hören zu, sind getroffen und widersprechen nicht.
Stephanus im Neuen Testament sagt: „Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist.“ Das tun die Niniviten nicht. Sie widerstreben nicht, sondern lassen es zu. Sie hören zu und sagen: „Wenn er Recht hat, dann wird es jetzt brenzlig – noch vierzig Tage.“
Sie akzeptieren, dass Gott berechtigterweise über sie zornig ist und nicht blufft, wenn er mitteilen lässt, er werde diese Stadt zerstören.
Dann am Ende von Vers 5: Sie fasten und ziehen Säcke an, Menschen und Vieh. Der König ruft zum Bußritual auf. Sie sollen zu Gott schreien. Was für ein Krach muss das in dieser großen Stadt gewesen sein, dem einst größenwahnsinnigen Ninive!
Wie gut täte dieser Urschrei der Buße auch unserer Zeit!
Drittens bringen sie Hoffnung zum Ausdruck. Wer weiß, heißt es im Dekret des Königs, vielleicht lässt Gott sich erbitten und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, sodass wir nicht verderben.
Ihre Hoffnung besteht darin, dass sie durch Umkehr von ihrem gottlosen Weg vielleicht verhindern können, dass die Pfeile abgeschossen werden, die bereits in der Bogensehne liegen.
Warum glauben sie das? Warum ist es eine berechtigte Hoffnung, die sie ausdrücken?
„Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“ – das Urteil scheint aussichtslos. Aber vielleicht ist die Hoffnung darin begründet, dass Gott eine Frist einräumt, eine Frist von 40 Tagen.
Gott hätte auch sofort Feuer vom Himmel schicken können, und das gerechte Gericht wäre über sie hereingebrochen. Es wäre gerecht gewesen, denn das waren Männer mit Blut an den Händen. Diese Stadt war durch und durch verdorben.
Aber Gott sagt: „40 Tage habt ihr noch.“ In diesen 40 Tagen kann ein Urteil revidiert werden. Es ist eine Warnung, die Jona ausspricht. Eine Warnung lässt immer die Möglichkeit offen, davonzukommen – auch wenn die Möglichkeit noch so gering ist.
Wir haben mal Freunde besucht, Jochen und Manuela, die fünf Kinder haben. Nach dem Abendessen war es Zeit, dass die Kinder nach oben gehen und sich für die Nacht fertig machen sollten.
Sie wollten sich natürlich noch ein bisschen rausreden, doch Jochen sagte: „Ich zähle bis drei!“ Eins, zwei – so schnell habt ihr noch keine Kinder die Treppe hochlaufen sehen. Auf einmal waren sie verschwunden.
Drohungen haben normalerweise gute Absichten. Warum hat Gott Ninive mit Zerstörung gedroht? Um sie zur Umkehr zu bewegen, um sie aus der katastrophalen Lage zu retten.
Weil Gott nicht will, dass der Gottlose stirbt, sondern dass er umkehrt und lebt – so hat es auch der Prophet Hesekiel gesagt.
Warum schreit ein Vater oder eine Mutter ein kleines Kind an, das unbedarft auf eine belebte Straße läuft? Um Lärm zu machen, sich wichtig zu machen? Natürlich nicht. Es ist Liebe, die alles tut, um das Kind vor dem Unfall zu bewahren.
Der Schrei ist der Situation angemessen: „Mathilda, wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht ohne zu gucken über die Straße gehen sollst!“
Würdet ihr in so einer Situation sagen: „Na, na, na, hast wieder nicht geguckt!“?
Kann man Gott vorwerfen, dass er mit großer Gewalt auch eine gewaltige Drohung ausspricht?
Wie reagiert Jahwe auf die Umkehr der Niniviten? Alle tun Buße, kleiden sich in Sack und Asche – das ist sprichwörtlich.
Wie reagiert Gott auf diese Hoffnung? Steht Gott zu seinem Wort, dass der Prophet nach langem Hin und Her endlich losgeworden ist?
„Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“ – eine klare Aussage.
Gott sah ihre Taten, dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten, und ließ sich das Unheil, das er ihnen zu tun angesagt hatte, gereuen. Er tat es nicht.
Da muss man sich die Augen reiben, man glaubt es kaum: Hat sich Gott tatsächlich anders überlegt?
Jona hatte sich im Fisch anders überlegt, bereut, und war wieder in der Spur. Aber bereut Gott seine Beschlüsse?
Ist Gott nicht unwandelbar? Wenn dem so wäre, wäre das sympathisch?
Habt ihr schon mal jemanden sagen hören: „Ich mag diesen Kerl, der ist so unflexibel, ändert nie seine Meinung, ist wunderbar stur?“ Normalerweise nicht.
Eine gewisse Sturheit ist in bestimmten Situationen vielleicht nützlich, wenn jemand beharrlich und zielstrebig ist. Das kann im Berufsleben zugutekommen.
Aber man kann sich schwer vorstellen, dass eine sture Person positiv wahrgenommen wird. Genauso wenig haben wir es gerne, wenn man uns Sturheit, Unflexibilität und Feedbackresistenz unterstellt.
Habt ihr Erfahrungen mit Menschen, die so sind? Die nie auf andere reagieren, ihr Ding durchziehen, unverrückbare Ansichten haben und meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben? Das sind Leute, die man nicht unbedingt zum Abendessen einlädt.
Wenn Christen von Gott sprechen, betonen sie gerne seine Unveränderlichkeit. In Lobliedern wird vom allmächtigen und unveränderlichen Gott gesprochen.
Wer aber von unflexiblen Menschen schikaniert oder gedemütigt wurde, könnte solche Predigten oder Lieder als Widerspruch wahrnehmen.
Ist Gott wirklich so unflexibel? Ist Unflexibilität etwas Gutes?
Das hebräische Wort für „gereuen“ heißt Nacham. Die Wurzel Nacham hat mehrere Bedeutungen: zum einen seine Meinung ändern und bereuen, aber auch sich erbarmen und sich trösten.
Es wird oft mit „sich trösten“ übersetzt. Das Wort hat also eine Bedeutungsbreite.
Bibelübersetzungen geben Nacham unterschiedlich wieder. In der Elberfelder Bibel, aus der ich vorgelesen habe, steht: „Er geräute sich seines Urteils.“
Reue steht oft im Zusammenhang mit Sünde. Einer hat gesündigt und bereut. Gott ist ohne Sünde. Daher kann man darüber streiten, ob „bereuen“ hier die richtige Übersetzung ist.
Manche neuere Übersetzungen sagen, dass Gott von seiner vorherigen Sicht abgesehen oder eingelenkt hat.
Man kann sagen: Gottes Charakter ändert sich nicht, seine Urteile aber schon.
Gott verändert sich nicht. Die Aussage ist wahr: Gott ist unveränderlich, ewig und beständig in seinen Eigenschaften. Aber seine Urteile können sich ändern.
Wenn ein Gericht Gottes bevorsteht, lenkt er ein, wenn Menschen Buße tun. Das ist für Gott immer die Voraussetzung.
Wenn Menschen umkehren, ist er bereit, sich über sie zu erbarmen und das zuvor angedrohte Gericht noch einmal auszusetzen.
Die Beziehung der Menschen zu Gott ändert sich, aber Gott selbst nicht.
Gott ist kein unbeweglicher Herrscher, der abseits seiner Schöpfung steht und nach einem unfehlbaren, rein mechanischen Himmelsfahrplan handelt.
Der Bibel zufolge könnte man sagen, Gott ist zuverlässig flexibel, oder konsequent veränderlich, oder unwandelbar wandelbar – zumindest wenn es darum geht, bußfertigen Sündern Gnade zu erweisen.
Übrigens drohte Gott den Niniviten Strafe an, nicht aber Rache.
Das müssen wir unterscheiden. Strafe ist etwas anderes als Rache.
Strafe führt zum Heil und ist zum Vorteil des Bestraften. Auch in der Kindererziehung muss Strafe sein.
Machen wir das, um Rache zu üben? Das ist Quatsch. Wir wollen, dass unsere Kinder etwas lernen.
Strafe muss sein, sagt der Volksmund, und das ist richtig und biblisch. Es geht um den Vorteil des Bestraften, die Besserung eines Widerstrebenden.
Rache ist Vergeltung zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Strafe dient dem Vorteil des Bestraften, Rache dem Vorteil des Rächenden.
Hatte Jesus Rachegedanken? Ganz bestimmt nicht. Er lehrte, für die zu beten, die einen misshandeln.
Das würde Gottes Charakter nicht entsprechen.
Jesus, der Herr Jesus Christus, hat die Strafe für unsere Vergehen auf sich genommen. Er ist für uns gestorben und auferstanden.
Das Bild bei Jona zeigt: Er hat sein Leben dem Tod gegeben und ist wiedergekommen. Damit brachte er der Welt eine einzigartige Zeitenwende.
Tatsächlich ist das eine Zeitenwende: Es gibt die Zeit vor Christus und die Zeit nach Christus, ein Leben mit Christus und ein Leben ohne Christus.
Um Christus dreht sich die ganze Weltgeschichte.
Für uns Christen hoffe ich, dass wir das glaubhaft vermitteln können – als solche, die sich damit identifizieren, die selbst aus dem Tod zum Leben gekommen sind und von Gott bevollmächtigt sind, als Zeugnis in Wort und Leben andere einzuladen, diesem Herrn Jesus Christus zu vertrauen, sich von ihm erneuern und beschenken zu lassen.
Das ist das beste Leben, das man verbringen kann.
Zwei Kapitel lang hatte Gott mit seinem Propheten seine Liebenot. Der Prophet war eben auch nur ein Mensch und hatte seinen eigenen Willen. So hat Gott oft auch mit uns seine Liebenot.
Jona kennt sein Glaubensbekenntnis zwar auswendig. Ob euch beim Lesen aufgefallen ist, dass er in Kapitel 1, Vers 9, ein Glaubensbekenntnis aufsagt? Sein Glaubensbekenntnis lautet: „Ich fürchte Jahwe, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat.“
Er wird hier auf seine Religion angesprochen. Die Aussage „Ich fürchte den Herrn oder Jahwe, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat“, sind Worte, von denen er wahrscheinlich auch überzeugt war. Doch sie decken sich nicht ganz mit seinem Leben. Seine Taten entsprechen nicht dem, was er sagt: „Ich fürchte Jahwe.“
Denn echte Gottesfurcht bedeutet, dass ich Gott auch als Herrn anerkenne. Der Herr sagt etwas, und ich tue es. Ich will einem Herrn gehorsam sein, mich ihm unterordnen und in einer gewissen Gottesfurcht mein Leben führen.
Bei Jonas Ehrfurcht vor Gott kann es nicht sehr weit her gewesen sein. Er wollte doch sehr weit übers Meer entwischen, ans andere Ende der Welt. Ehrfurcht bedeutet, Gott ernst zu nehmen. Das haben im Buch Jona bisher eher die heidnischen Seeleute getan.
Am Ende des ersten Kapitels bekommt man tatsächlich den Eindruck, dass die Seeleute zum Glauben an Jahwe gekommen sind. Sie beten zu ihm und opfern sogar. In ihrem Leben ist also etwas geschehen.
Jona dagegen verhält sich so, wie es in Hosea Kapitel 7 und auch in Kapitel 11 von Israel heißt: Israel flattert umher wie eine Taube.
Und wisst ihr, was der Name Jona bedeutet? Jeder Name hat ja eine Bedeutung. Der Name Jona bedeutet „Taube“. Er war also einer, der – ja – nicht einzufangen war. Doch Gott lässt die Taube nicht in Frieden.
Auf dem Mittelmeer gerät er in einen Sturm. Jona wollte seine Ruhe haben, doch das Gegenteil passiert. Und das ist immer so. Ich glaube nicht, dass Jona, selbst wenn er in Tarsis in Spanien angekommen wäre, in Frieden hätte weiterleben können. Es ist nämlich eine alte Erfahrung: Wenn wir etwas tun, das weniger ist als das, wozu wir berufen sind, wird es uns auf Dauer unzufrieden zurücklassen.
Gott hat einen Plan für unser Leben, Gott hat Absichten mit dieser Welt. Wenn wir diesen Absichten nicht entsprechen, dann langweilen wir uns wahrscheinlich in diesem Leben; es wird uns nicht zufriedenstellen. Frieden finden wir ohne Gott nicht. Man kann sich ablenken, man kann irgendwie versuchen, gut durchzukommen, aber wirklichen Frieden finden wir ohne Gott nicht.
Da gibt es Leute, die ihre Familie verlassen und meinen, bei so einem Neuanfang glücklich zu werden: alle Brücken hinter sich abzubrechen und irgendwo, wo einen niemand kennt, neu anzufangen. Aber diese Menschen nehmen sehr wohl ihre Geschichte und ihre Persönlichkeit, ihre Altlasten mit. Man kann einen Neuanfang nicht organisieren.
Jona beweist jedenfalls: Einer, der eigenwillig davonläuft, geht baden. Jona erkennt seinen Irrweg im Unwetter. „Nehmt mich und werft mich ins Meer, dann wird das Meer euch in Ruhe lassen“, so ruft er den Seeleuten zu. Er ist ein Prophet und weiß schon in diesem Moment, was hier abgeht.
Also erst musste er geweckt werden, aber als er dann realisiert, dass dieser Sturm ganz offensichtlich von Gott gekommen ist und dass Gott Jona eben nicht in Ruhe lässt, da macht er sich bewusst: Die Lösung könnte sein, damit ihr wenigstens Seeleute und andere Passagiere am Leben bleibt, dass ihr mich über Bord werft. Eine mutige Aussage, das ist auch ein echtes Eingeständnis von Jona gewesen.
Nun, die Seeleute zögern zunächst einmal. Du nimmst ja nicht einen, den du vorher auch das Fährgeld entgegengenommen hast, und schmeißt den dann über Bord. Aber schließlich, als sie dann realisieren, es wird nicht besser, und wenn das stimmt, was dieser Mann sagt, werfen sie diesen Hebräer tatsächlich über Bord. Das Meer verschluckt ihn und wird still.
In dem Moment legen sich die Wellen, und die Seeleute erkennen, hier besteht tatsächlich ein Zusammenhang. Dann staunen sie über das, was Gott tut, dass Gott bei dieser ganzen Geschichte seine Finger im Spiel hat.
In Kapitel 2 schließlich erlebt Jona, wie es ist, zu ersaufen. Er nimmt uns mit unter die Wasseroberfläche. In Vers 4 sagt er in seinem Gebet: „Und du hattest mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere, und Strömung umgab mich; alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin.“ Und es sieht aus wie das Ende.
„Du bist jetzt also den Naturgewalten ausgeliefert.“ Ob er schwimmen konnte oder nicht, das weiß ich nicht. Jedenfalls mitten auf dem Mittelmeer geht er unter. Nur das Toben der Elemente, der Abgrund, kein Luftholen mehr.
Und dann kommt auf einmal die Rettung: Ein großer Fisch beherbergt Jona – ein Wunder, der Gnade Gottes! Nun, das Wunder besteht nicht darin, dass es ein Tier gibt, das groß genug ist, einen Menschen zu verschlingen.
Sven hat uns ja gestern Vormittag schon das Video gezeigt, gestern Abend haben wir es in einer Nachrichtensendung von Sigi noch einmal hier vorne auf der Leinwand gesehen. Das ist ja gerade eine Woche alt: das Video eines Vaters, der mitansehen musste und das auch gefilmt hat, dass ein Wal tatsächlich seinen Sohn verschlungen, aber gleich wieder ausgespien hat.
Also, dass es Meeresbewohner gibt, deren Kiefer so groß sind, dass ein Mensch reinpasst, daran besteht ja gar kein Zweifel. Neuzeitliche Berichte – mal abgesehen von dieser kurzen Szene, die wir gesehen haben – bestätigen, dass Menschen ein Jona-Erlebnis hatten.
Es gibt zum Beispiel einen Bericht von 1891, dass jemand auf einem Walfangschiff von einem Wal verschlungen wurde und dass er dann Stunden später wieder herausgeholt wurde und noch am Leben war. Wobei manche nicht sicher sind, ob dieser Bericht seriös ist. Es gab die Frau eines der Seeleute, die sagten, das sei Seemannsgarn, irgendeiner hat gelogen, entweder sie oder die anderen, das weiß man jetzt nicht so genau.
Dann gibt es von 1952 noch einmal einen Bericht, wo jemand von einem Walhai – heißen die ja – verschlungen worden ist und der über dreißig Stunden im Tier war. Man hat das Tier erlegt, wollte dann ihrem Kameraden eine würdige Beisetzung ermöglichen, schnitt das Tier auf, und der lebte noch. Das scheint also tatsächlich so passiert zu sein.
Die andere Seite ist die, dass wir gar nicht versuchen sollten, ein Wunder zu erklären. Es ist ja auch nicht das einzige Wunder in diesem Buch Jona. Der Wind kam von Gott – also genau in dem Moment, als Jona dann bereit war, innerlich umzukehren, hat Gott diesen Wind geschickt. Das ist ja schon das erste Wunder.
Dann kam dieser Fisch zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, und er hat Jona auch wieder ausgespien – ein drittes Wunder. Dann gab es noch das Wunder in Kapitel 4 mit dem Rizinusstrauch, der in erstaunlich kurzer Zeit Jona Schatten spendete, die Geschichte mit dem Wurm, und am Ende von Kapitel 4 heißt es noch, dass Gott einen Ostwind geschickt hat.
Das sind ja ganz viele Umstände, die Gott herbeigeführt hat. Gott ist ein Gott, der Wunder tut. Und entweder glauben wir, dass Gott Gott ist und dann auch in der Lage ist, Wunder zu tun, oder wir glauben nicht an Gott oder allenfalls an ein Gottchen, das nicht in der Lage wäre, Wunder zu tun.
Müssen wir ja viele Berichte in der Bibel anzweifeln: ob es die Plagen in Ägypten waren, als Mose das Volk führen sollte, oder die Wunder um Elia herum, und natürlich die Wunder, die Jesus Christus getan hat, die auch durch die Hände der Apostel geschahen.
Entweder haben wir es mit einem Gott zu tun, für den Wunder kein Problem sind – es würde mich ja eher wundern, wenn es keine Wunder gäbe, wenn die Bibel von Gott berichtet – oder wir gehen von unseren menschlichen Möglichkeiten aus.
Ich glaube, das eigentliche Wunder hier ist, dass ein Totgeweihter leben darf. Im Fischbauch sitzend betet der Flüchtling, er dichtet und tut Buße. In Vers 10 sagt er: „Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Lobes; was ich gelobt habe, werde ich erfüllen. Bei dem Herrn ist Rettung.“
Das ist eine Aussage: „Bei dem Herrn ist Rettung.“ Er hat es erfahren. Er fühlte sich wahrscheinlich schon im Fisch geborgen, obwohl er ja noch nicht genau wissen konnte, wie die Geschichte ausgeht. Wird er jetzt zunächst verdaut, oder rettet Gott ihn aus der Situation? Aber er weiß: Bei dem Herrn ist Rettung. Und das scheint mir so die innere Umkehr von Jona gewesen zu sein.
Wenn ein Mensch einsieht: Er, der Herr, ist Retter – und neutestamentlich ist Jesus Christus Retter. Der Name Jesus bedeutet „Gott wird retten“. Dann ist einer umgekehrt, dann hat einer diese Neugeburt erlebt und hat sein Leben, sein Vertrauen auf Jesus gesetzt.
Also Jona kehrt um, dem Fisch dreht sich der Magen um, er würgt. Jona wird von einem gewaltigen Sog erfasst, der ihn im hohen Bogen aus dem Maul des Fisches sausen lässt, und er landet am Strand.
In Kinderbüchern ist dann so ein Stück Sandstrand zu sehen, ein ziemlich durchnässter Jona. Allerdings ist da ja kein Jona ausgespien worden, der sagt: „Hallo, ich bin wieder da!“ Ja, also in Kinderbüchern ist das vielleicht so: Dann steht er da und marschiert in die Richtung, wo Gott ihn haben will.
Aber hier ist einer an Land gegangen, der eine tiefe Demütigung erlebt hat, jemand, der sozusagen tot war und durch Gottes Gnade im letzten Moment gerettet wurde. Das ist irgendwie eine Haltung, die uns auch gut steht als Christen.
Wir waren in Sünde tot, wir sind verloren, weil wir unsere eigenen Wege gehen, weil wir Gott nicht achten, Gott nicht ehren. Wir sind ohne Gott verloren. Nicht nur, dass wir keinen Frieden haben ohne Gott, nein, wir haben keine Zukunft ohne Gott.
Und wenn dann einer diesen Jesus kennenlernt, dieses neue Leben, diese neue Dimension erkennt, ein neuer Mensch wird, dann ist es allein die Gnade Gottes, die uns gerettet hat. Und da können wir demütig sagen: „Bei dem Herrn ist Rettung, ich danke meinem Gott.“
Das ist Jonas Zeitenwende, das ist also für ihn der Neuanfang. Gottes unendliche Geduld und Fügung hat seinen Propheten wieder an den Start gebracht. Und Jona tut jetzt das, was Jahwe ihm aufgetragen hat.
Ich lese noch einmal von Vers 2: „Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.“ Da machte sich Jona auf, ging nach Ninive gemäß dem Wort des Herrn.
Ninive war eine große Stadt vor Gott, drei Tage zu durchwandern. Und Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit, und rief und sprach: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“
Diesmal macht Jona keine Sperenzien mehr, er eilt nach Ninive, der Großstadt am Tigris, und jetzt ist es ein Glaubensschritt, und Gott verleiht ihm Vollmacht. Er stellt sich an unterschiedlichen Stellen in dieser großen Stadt hin und sagt: „40 Tage noch, und diese Stadt wird zerstört sein“ – mit großem Mut, mit großer Überzeugung und mit von Gott verliehener Vollmacht.
Und auf Vollmacht kommt es ja an in jedem Dienst, den wir für Gott tun wollen. Der Auftrag lautet: „Predige die Predigt, die ich dir sage.“ Also Jonas Weisheit ist nicht gefragt, Jonas Rhetorik ist nicht gefragt, sondern ausschließlich die Botschaft Gottes.
„Predige die Botschaft, die ich dir sage.“ Ich werde manchmal kritisiert für das, was ich predige. Das ist nicht immer das, was die Leute hören wollen, wenn ich bei einer Evangelisation dazu aufrufe, sich zu bekehren, zu Jesus zu kommen, weil Sünde uns von Gott trennt. Das ist nicht besonders populär.
Und dann gibt es Leute, die dann hinterherkommen und sagen: „Wie kann man so etwas sagen?“ Aber es ist ja seine Botschaft und nicht meine. Ich bin doch nur der, der das weitergibt, so wie Gott hier sagt: „Predige die Worte, die ich dir sage.“
Und dann bete ich: Herr, die Verantwortung liegt bei dir. Manchmal ist es ein bisschen verletzend, wenn dann einer kommt. Es ist immer schön, wenn welche sagen: „Ich bin sehr erbaut, ich habe etwas mitgenommen.“ Aber es kommt auch manchmal anders.
Dann sage ich: Herr, das ist doch deine Botschaft gewesen, und du bist letztendlich der, der nun zusehen muss, dass die Leute glauben. Also muss dann dein Heiligem Geist wirken, wenn wir predigen.
Wenn der Chef dem Angestellten sagt: „Macht dieses oder jenes“, dann liegt, wenn es misslingt, die Verantwortung letztendlich beim Auftraggeber, nicht beim Ausführenden, oder? Der Boss hat so gesagt, gelingt es, dann gelingt es ihm und mir, und gelingt es nicht, dann missrät es ihm. Was geht es mich an? Ich bin ja nur Diener, Diener des Herrn.
Der ehemalige Wassertierpassagier ist also gehorsam, er nimmt den erneuten Auftrag an und predigt. Jona, der sicherlich den passenden Geruch verbreitet, wird nun zum Menschenfischer.
Es ist nämlich so, wie Heinz Weber junior einmal gesagt hat, bei einer Aussendungsfeier von unserer Barmer Zeltmission. Da hatten wir ihn als Redner eingeladen, und ich habe das nicht vergessen, es ist jahrelang her, dass er gesagt hat: „Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein.“
Jesus ist der einzige Retter, er ist auch der einzige Weg zu Gott: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Aber Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein.
Er hat seine Jünger mit einbezogen: „Ihr sollt meine Boten sein, ihr sollt hingehen an die Enden der Welt und sollt meine Predigt predigen“, ähnlich wie Gott das dem Jona gesagt hat: „Ihr sollt Menschen einladen zu Gott.“
Ja, Jesus, der allein die Welt rettet, „rettet die Welt nicht allein.“ Er braucht in dem Fall Jona, er braucht heute dich und mich, die frohe Botschaft von Jesus Christus, auch deine persönlichen Erfahrungen, die du gemacht hast, deine Neugeburt anderen mitzuteilen als ein Zeugnis, als eine Einladung zum Leben mit Jesus.
Lasst uns also auf den Ruf und den Auftrag Gottes hören. Wie es mal hieß, dass aus unseren Fehlern ein großes Unglück werden kann, weil der Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, ging das Pferd, ging der Reiter verloren.
Also wenn einer fehlt – das, was wir uns gestern bewusst gemacht haben –, wenn einer flieht, wenn sich einer seiner Verantwortung entzieht, dann werden wir Menschen nicht erreichen oder segnen durch uns. Wir fehlen. Und so ist das zu verstehen: Weil der Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, gegen das Pferd und gegen den Reiter verloren. Es geht um Menschenleben.
Wir lesen noch einmal von Vers 5 weiter: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten.
Das Wort erreichte den König von Ninive, und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub.
Und er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: „Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bekleidet werden und sollen mit aller Kraft zu Gott rufen, und sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.“
Von dieser Gewalttat haben wir gestern gehört, vom Propheten Nahum, welche Zustände, welche Grausamkeiten diese Stadt geprägt hat.
„Jeder von seinem bösen Weg, von seiner Gewalttat, die an seinen Händen ist, soll umkehren.“ Wer weiß, so sagt der König, „vielleicht wendet sich Gott und lässt sich gereuen und kehrt um von der Glut seines Zorns, sodass wir nicht umkommen.“
Der Fisch ist erleichtert, dass er Jona wieder los ist, Jona ist erleichtert, dass er den Fisch los ist. Denn im Bauch eines solchen Fisches ist natürlich ganz schön was los, da wird verdaut.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob er im Kehlkopf stecken geblieben ist oder vielleicht irgendwie in die Lunge geraten war und dort Luft gekriegt hat oder sich im Magen zum Übergang zum Dreifingerdarm – oder ob er sich in dieser „Dreizimmerwohnung“ hin und her bewegte. Es kann ja auch sein, dass er von da nach da irgendwie flutschen konnte oder so.
Versuchen wir also nicht, die Wunder Gottes zu erklären. Das, was ich mich vielmehr frage, ist etwas anderes: Warum haben die Niniviten Jona so schnell geglaubt?
Das ist ja in einem Satz abgehandelt: Er predigte, und sie taten Buße, sie kehrten um. Und dann auch noch von höchster Instanz, vom König, der den Befehl gab, „Kleidet euch in Sack und Asche“ und so.
Warum ging das so spontan? Ich erlebe das oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und man nimmt es mir nicht ab. Andere folgen einer Einladung gar nicht, wenn man eine Veranstaltung macht, wo das Evangelium weitergegeben wird, oder weichen in Gesprächen aus und haben ihre Ausreden, warum das alles nicht sein kann und so.
Ich erlebe das oft anders. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Geht es euch ähnlich? Was glaubt ihr, warum sie so schnell umgekehrt sind?
Eigentlich haben wir wieder ein Wunder. Wir haben vorhin schon gesagt, wenn Gott nicht seine Finger im Spiel hat – bei dem Wind und bei dem Fisch und so –, und hier sehe ich das ja auch sehr gut. Das ist meine Überzeugung auch.
Es war weit weg, ja. Würde ich gar nicht mal – also das ist ja sehr interessant. Wir befinden uns ja an der Küste vom Mittelmeer. Das heißt, wir sind auf der Küste.
Also da waren ja Menschen. Wir stellen uns das vielleicht so einsam vor, aber natürlich am Meer, wenn man da in der Nähe wohnt, hält man sich auch gerne auf. Es ist nicht auszuschließen, dass irgendjemand diese ganze Szene beobachtet hat.
So, es ist natürlich, dass das weit, weit weg war – Ninive am Tigris, ja – und hier in Jaffo ist er ins Schiff gegangen. Das sind schon viele, viele hundert Kilometer gewesen.
Aber es gab damals schon ein Nachrichtensystem. Schon im vierzehnten Jahrhundert vor Christus sind von Ägypten aus Boten losgeschickt worden. In Keilschrift auf Täfelchen hatten die Nachrichten vom Pharao dabei. Und die gingen nach Karthago oder nach Äthiopien oder sogar nach Indien.
Da gab es also regelrechte Rekorde von Läufern und von Booten, die übrigens vorher ihr Testament machen mussten, weil das ein gefährlicher Beruf war, Briefboote zu sein. Und dann haben sie in kürzester Zeit Nachrichten verbreitet.
Jetzt stellen wir uns das mal vor: Jemand hat also gesehen, da ist einer aus dem Maul eines Fisches ausgespien worden. Das ist ja eine Nachricht wert, oder? Das ist ja nicht alltäglich.
Also wurden natürlich nicht irgendwelche Lappalien über diese Wege verbreitet. Aber wenn Ninive – und wir sind jetzt hier etwa 750 vor Christus – und wenn es schon im vierten Jahrhundert, das war wahrscheinlich noch ein bisschen ausgefeilter.
Also wir dürfen uns die Leute nicht für völlig hinterwäldlerisch oder dumm vorstellen. Die haben in gewissen Bereichen große Fortschritte gemacht.
Ninive war architektonisch beeindruckend, da gab es Paläste, Prunk und Reichtum. Ich kann mir vorstellen, sie haben Wert auf Informationen gelegt.
Also stellen wir uns mal vor, dass sich diese Sensation – da ist einer aus dem Maul des Fisches gekommen – tatsächlich relativ schnell verbreitet hat und Jona vielleicht tatsächlich nach Ninive vorausgeeilt ist. Das könnte schon eine Erklärung dafür sein, wie die Stadt ihn empfängt.
Vielleicht ist Jona durch die Verdauungssäfte ein bisschen gebleicht gewesen, ein bisschen schrumpelig. Drei Tage im Bauch eines Fisches – sieht er vielleicht so sonderbar aus, dass niemand bezweifeln kann, wer das ist, dass das der sein muss, von dem wir da gehört haben.
Natürlich spekulieren wir hier ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es so gewesen ist, aber vorstellen könnte ich mir das schon, dass jenes menschliche Stück Strandgut den Bewohnern von Ninive ein Zeichen ist.
Wie Jesus das gesagt hat: Er spricht mal von dem Zeichen des Jona. Dieses Geschlecht wird kein Beweis, kein Zeichen gegeben, außer dem Zeichen Jonas. Das bezieht sich möglicherweise auf sein Aussehen.
Ein Zeichen ist ja etwas, was man sieht, was man wahrnimmt, das auf etwas hindeutet. Vielleicht bezieht es sich auf den etwas entstellten oder sonderbar aussehenden Propheten.
Was ich sagen will: Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen ist immer ein Beweis dafür, dass die Botschaft auch glaubwürdig ist.
Im Neuen Testament waren das die Wunder der Apostel. Im Hebräerbrief 2, heißt es, dass Gott die Botschaft von der Rettung durch Zeichen und Wunder bestätigt hat.
Es war für die Juden von hoher Bedeutung, dass einer, der von Gott kam und sprach, ob es ein Prophet war oder der Messias, sich durch Zeichen und Wunder auszeichnen konnte.
Darum hat Jesus unter anderem so viele Wunder getan, und das hat auch den Aposteln Glaubwürdigkeit verliehen.
Ich würde sagen, Jona tut nicht wie die Apostel Wunder als eine Autorisierung dessen, was er sagt, sondern er selbst ist das Zeichen – „Zitatzeichen“ um der Glaubwürdigkeit willen. Er selbst ist das Zeichen.
Das scheint mir schon der entscheidende Punkt zu sein, auch was meine und eure Glaubwürdigkeit, unsere Glaubwürdigkeit betrifft.
Wenn man uns nicht glaubt – leider erleben wir das allzu oft –, wenn sie nicht umkehren von ihren Wegen, wenn sie nicht Gott ehren, dann liegt das womöglich nicht an den ach so verschlossenen Leuten um uns herum. Das ist sicher auch eine Sache, aber nicht alleine daran.
Sondern auch daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht abspürt und nicht abnimmt.
Hier war einer neugeboren, wenn wir bei diesem Bild mal bleiben wollen, und das hat man wahrgenommen. Das hat die Leute erstaunt, fast schon entsetzt und ehrfürchtig gemacht.
Wenn wir so auftreten, merkt man, dass etwas Neues bei uns ist, dass wir neu gemacht sind und dass wir von daher von Gott wirklich verändert, autorisiert und bevollmächtigt sind.
Oder unterscheiden wir uns oft gar nicht so sehr von anderen, wo Leute dann sagen: „Warum soll ich mich bekehren? Der lebt so, und ich lebe so. Der hat eine Bibel, und ich lese halt andere Bücher.“
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jonas und nehmen ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
So wird die Botschaft vom Zorn Gottes zu einer Botschaft, auf die sie nicht wütend reagieren, auf die sie nicht amüsiert reagieren, sondern zu einer Botschaft, die wirklich ihre Herzen trifft.
Wie kommt dir einer vor, wenn er predigt: „Ihr müsst euch ändern!“ Ob das hier von der Kanzel ist oder so: „Ihr müsst euch ändern!“
Ich finde, wenn jemand, der so redet, mit seinem Leben bestätigt, was er sagt – also wenn Wort und Leben übereinstimmen –, dann ist das überzeugend. Dann will ich ihn auch ernst nehmen.
Und so kommt zur Botschaft ein Zeichen hinzu. Sind wir anders? Sind wir als Kinder Gottes erkennbar?
Ich hatte jahrelang mein Büro bei der christlichen Verlagsgesellschaft in Dillenburg, und als ich in meinem Büro saß, hörte ich einmal draußen im Flur, wie zwei Kollegen mit großem Respekt von Professor Hans-Joachim Eckstein redeten.
Er hatte gerade einige Vorträge in der Konferenzhalle in Herborn gehalten. Was diesen Mann Gottes, würde ich sagen, auszeichnet, ist neben seinen exzellenten Vorträgen sein Wesen.
„Der Mann liebt Menschen“, so sagte Anja, eine Kollegin da draußen auf dem Flur. „Der Mann liebt Menschen.“ Das ist auch meine Erfahrung. Ich hatte zwei, drei Begegnungen mit Hans-Joachim Eckstein.
Ein so zugänglicher, ein so gütiger Mensch, der predigt auf der einen Seite mit großer Autorität, und sein Wesen passt dazu.
Und wahrscheinlich fallen dir auch andere Leute ein, auf die das zutrifft. Wenn jemand mit Jesus wirklich gestorben ist – das alte Leben sozusagen gestorben ist – und mit Jesus auferweckt wurde, dann ist dieser neugeborene Mensch ein menschenliebender Mensch, so wie Christus ein menschenliebender Heiland ist.
Das wird übrigens mit der Taufe ausgedrückt, dass wir mit Christus gestorben sind und mit Christus neues Leben führen.
Da erinnert ihr auch ein bisschen an Jona, das im Wasser war. Römer Kapitel 6 ist ja das Kapitel in der Bibel, das am ausführlichsten über Taufe berichtet: Das Alte muss sterben, und dann kann etwas Neues in Erscheinung treten.
Ein Zeichen weist auf etwas hin. Die Zeichen der Bibel weisen immer auf den Herrn und Heiland Jesus Christus hin.
Denn nochmals Römer 12, Vers 40: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Ein Zeichen in der Bibel weist immer auf Jesus hin. Selbst so eine alte Geschichte, 750 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis, auf das da Bezug genommen wird, oder wo ein Schatten von dieser neutestamentlichen Auferstehung von Jesus im Alten Testament zu sehen ist.
Zeichen weisen hin auf Jesus. Jonas Erlebnis ist über sein persönliches Zeugnis hinaus, dass er diese Auferstehung im eigenen Leib in die Öffentlichkeit getragen hat, auch eine gelebte Prophezeiung.
Jonas Zeichen ist auch eine gelebte Prophezeiung für das, was mit dem Sohn Gottes geschehen sollte. Erkennt ihr die Parallelen?
Jona sank in den Tod, genauso wie Jesus. Jona blieb für drei Tage in der Gewalt des Todes, genauso wie Jesus. Jona kehrte nach drei Tagen zurück zu den Lebenden, genauso wie Jesus.
Jona ist ein Zeichen für die Bewohner Ninives, genauso ist Christus ein Zeichen für sein Volk und für alle Generationen, dass er der aus den Toten auferweckte, der Erstling der Entschlafenen ist, wie Paulus das in 1. Korinther 15 sagt.
Er ist einer, der die Tür zum Leben aufgeschlossen hat. Er ist vorangegangen, er ist der Erste, der auferstanden ist, der Erstling, der Prototyp. Und weil er lebt, dürfen auch wir leben. Die Geschichte setzt sich fort.
Wie reagieren die Bürger Ninives? In Vers 5 haben wir gelesen: Sie glauben an Gott. Das heißt, dass sie Gott beim Wort nehmen. Sie hören das, sie sind getroffen, und sie widersprechen nicht.
Stephanus im Neuen Testament sagt: „Ihr widerstrebt alle Zeit dem Heiligen Geist.“ Das tun die nicht, sie widerstreben nicht, sondern sie lassen es einfach mal zu.
Sie hören sich das an und sagen: „Wenn der recht hat, dann wird es jetzt brenzlig – vierzig Tage noch.“ Also sie akzeptieren, dass Gott berechtigterweise über sie zornig ist und dass er nicht blufft, wenn er mitteilen lässt, er würde diese Stadt zerstören.
Das Zweite dann am Ende von Vers 5: Sie fasten und ziehen diese Säcke an – Menschen und Vieh. Ruft der König zum Bußritual auf.
Sie sollen zu Gott schreien. Also was für ein Krach muss das in dieser großen Stadt gewesen sein, dem einst größenwahnsinnigen Ninive.
Und wie gut täte dieser Urschrei der Buße auch unserer Zeit.
Und das Dritte: Sie bringen eine Hoffnung zum Ausdruck. „Wer weiß“, heißt es in dem Dekret des Königs, „vielleicht lässt Gott sich gereuen und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben.“
Also ihre Hoffnung besteht darin, dass sie, wenn sie von ihrem gottlosen Weg umkehren, vielleicht verhindern können, dass die Pfeile abgeschossen werden, die bereits in der Bogensehne liegen.
Warum glauben sie das? Warum ist es eine berechtigte Hoffnung, die sie zum Ausdruck bringen?
Nun, „Noch 40 Tage, und Ninive ist zerstört“, lautet das Urteil. Es scheint zwar, als sei ihre Lage aussichtslos. Aber vielleicht ist die Hoffnung, die sie hier zum Ausdruck bringen, damit begründet, dass Gott ja eine Frist einräumt, eine Frist von 40 Tagen.
Gott hätte ja ihn schicken können, dass er sich nicht so sehr auf die Frage richtet, und sagen können: „Lass Feuer vom Himmel regnen“, und das Gericht wäre sofort über sie hineingebrochen, und es wäre ein gerechtes Urteil gewesen, weil das Männer waren, die Blut an den Händen hatten.
Diese Stadt war durch und durch verdorben, aber Gott sagt: „40 Tage habt ihr noch“, und in diesen 40 Tagen kann ein Urteil revidiert werden.
Es ist eine Warnung, die Jona hier ausspricht, und eine Warnung lässt immer die Möglichkeit offen, davonzukommen – und sei die Möglichkeit noch so gering.
Wir haben mal Freunde besucht in der Nähe von Wetzlar, Jochen und Manuela, die haben fünf Kinder. Und dann war nach dem Abendessen so langsam die Zeit gekommen, dass die Kinder nach oben gehen sollten und sich für die Nacht fertig machen sollten.
Wollten sie natürlich nicht, wenn Besuch da ist. Dann haben sie sich da noch ein bisschen rausgeredet und so. Und dann hat Jochen gesagt: „Ich zähle jetzt bis drei!“ Eins, zwei – so schnell habt ihr noch keine Kindertruppen rauflaufen sehen. Auf einmal waren sie verschwunden.
Drohungen haben normalerweise gute Absichten. Warum hat Gott Ninive mit Zerstörung gedroht, um sie zur Umkehr zu bewegen, um sie aus der Lage zu retten, die wirklich katastrophal geworden wäre?
Weil Gott nicht will, dass der Gottlose stirbt, sondern dass er umkehrt und lebt. So hat das auch durch den Propheten Hesekiel gesagt.
Warum schreit ein Vater oder eine Mutter ein kleines Kind an, das dabei ist, unbedarft auf eine belebte Straße zu laufen, um Lärm zu machen, um sich wichtig zu machen? Natürlich nicht. Es ist Liebe, die alles tut, das Kind vor dem Unfall zu bewahren.
Also der Schrei ist der Situation angemessen. „Mathilda, wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht ohne zu gucken um die Straße gehen sollst!“
Würdet ihr in so einer Situation sagen: „Na, na, na, hast wieder nicht geguckt“? Kann man Gott vorwerfen, dass er mit großer Gewalt auch eine gewaltige Drohung ausspricht?
Und wie reagiert Jahwe dann auf die Umkehr der Niniviten? Wie gesagt, alle tun Buße, sie kleiden sich in Sack und Asche. Das ist ja sprichwörtlich.
Wie reagiert Gott auf diese zum Ausdruck gebrachte Hoffnung? Steht Gott zu seinem Wort, dass der Prophet nach langem Hin und Her endlich losgeworden ist? „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“ ist ja eine klare Aussage.
Gott sah ihre Taten, Vers 10, dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten, und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte. Und er tat es nicht.
Und da muss man sich ja die Augen reiben, man glaubt es kaum. Hat es sich Gott tatsächlich anders überlegt?
Jona, ja, der hatte sich im Fisch tatsächlich anders überlegt, er hatte bereut, und jetzt war er wieder in der Spur. Aber Gott bereut? Bereut Gott seine Beschlüsse? Ist Gott nicht unwandelbar?
Wenn dem so wäre, wäre das sympathisch? Hast du schon mal jemanden sagen hören: „Ich mag diesen Kerl, der ist so was von unflexibel, der ändert nie seine Meinung, der ist so wunderbar stur?“ Normalerweise nicht, gell?
Eine gewisse Sturheit ist in bestimmten Situationen vielleicht nützlich. Wenn einer beharrlich ist, wenn einer zielstrebig ist, dann kann ihm das zum Beispiel im Berufsleben zugutekommen.
Aber man kann sich irgendwie schwer vorstellen, dass eine an sich starrsinnige Person positiv wahrgenommen wird. Genauso wenig gerne haben wir es, dass man uns das unterstellt, dass wir also wie ein Panzer stur sind, unflexibel und feedbackresistent.
Hast du deine Erfahrungen mit Menschen gemacht, die so sind, die nie reagieren auf den anderen, die einfach stur ihr Ding durchziehen, unverrückbare Ansichten haben und meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben? Das sind ja Leute, die man nicht unbedingt zum Abendessen einlädt.
Wenn Christen von Gott sprechen, dann stellen sie gerne seine Unveränderlichkeit heraus, in Lobliedern. Es wird vom allmächtigen und unveränderlichen Gott gesprochen.
Wer aber von unflexiblen Menschen schikaniert oder gedemütigt worden ist, der könnte solche Predigten oder Lieder als Widerspruch wahrnehmen.
Ist Gott wirklich so unflexibel, und ist Unflexibilität etwas Gutes?
Das Wort, das hier für „Geräuen“ steht, heißt im Hebräischen „Nacham“. Und die Wurzel „Nacham“ hat mehrere Bedeutungen.
Das heißt zum einen: seine Meinung ändern und bereuen, aber auch sich erbarmen. Und es wird sogar öfter übersetzt mit sich trösten, trösten oder sich trösten.
Also hat eine gewisse Bedeutungsbreite dieses Wort „Nacham“. Bibelübersetzungen geben „Nacham“ unterschiedlich.
Wieder hier in der Elberfelder Bibel, aus der ich vorhin vorgelesen habe, steht: „Er geräute sich seines Urteils.“
Aber Reue steht ja oft im Zusammenhang mit Sünde. Einer hat gesündigt, Fehlverhalten, und er bereut es.
Gott ist ohne Sünde. Von daher kann man über diese Übersetzungsvariante streiten, ob das glücklich übersetzt ist, an dieser Stelle zu sagen, hier ist gemeint, er hat es bereut.
Manche anderen, auch neueren Übersetzungen sagen hier, dass Gott von seiner vorherigen Sicht abgesehen hat oder dass Gott eingelenkt hat.
Man kann sagen, dass sich Gottes Charakter nicht ändert, seine Urteile dagegen aber schon.
Gott verändert sich natürlich nicht, die Aussage ist wahr: Gott ist unveränderlich, er ist ewig, er ist beständig in seinen Eigenschaften.
Aber seine Urteile können sich ändern. Da, wo ein Gericht Gottes bevorsteht, lenkt er ein, wenn Menschen Buße tun.
Das ist für Gott immer die Voraussetzung. Wenn Menschen umkehren von ihren Wegen, dann ist er bereit, sich über sie zu erbarmen und das vorher vielleicht schon angedrohte Gericht noch einmal auszusetzen.
Die Beziehung der Menschen zu Gott ändert sich, aber es gibt keine Veränderung bei Gott selbst.
Gott ist jedenfalls kein unbeweglicher Herrscher, der abseits von seiner Schöpfung steht und nach einer Art unfehlbarem und rein mechanischem Himmelsfahrplan handelt.
Der Bibel zufolge könnte man sagen, ist Gott zuverlässig flexibel, oder man könnte sagen, er ist konsequent veränderlich, oder er ist unwandelbar wandelbar – zumindest wenn es darum geht, bußfertigen Sündern Gnade zu erweisen.
Und übrigens drohte er den Niniviten, sie zu bestrafen, nicht aber Rache an ihnen zu üben.
Das müssen wir, glaube ich, auch unterscheiden. Das ist etwas ganz anderes.
Eine Strafe ist etwas anderes als Rache. Strafe führt zum Heil und ist zum Vorteil des Bestraften.
Also auch in der Kindererziehung muss hier und da Strafe sein. Machen wir das, um Rache zu üben? Das ist doch Quatsch.
Wir wollen, dass unsere Kinder etwas lernen. Und Strafe muss sein, das sagt der Volksmund, und das ist auch richtig und auch biblisch.
Da geht es um den Vorteil des Bestraften, die Besserung eines Widerstrebenden sozusagen.
Rache ist Vergeltung zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Also Strafe zum Vorteil dessen, der wiederhergestellt werden soll, aber Rache ist eher zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Hatte Jesus Rachegedanken? Ganz bestimmt nicht, denn er lehrte ja, für die zu beten, die einen misshandeln.
Also das würde ja Gottes Charakter auch gar nicht entsprechen.
Uns hat Jesus, der Herr Jesus Christus, die Strafe für unsere Vergehen abgenommen. Er ist für uns gestorben, er ist für uns auferstanden.
Also das Bild, das wir bei Jona sehen: Er hat sein Leben in den Tod gegeben, und er ist wiedergekommen und brachte damit der Welt eine einzigartige Zeitenwende.
Tatsächlich, das ist eine Zeitenwende, denn es gibt die Zeit vor Christus und es gibt die Zeit nach Christus, und es gibt ein Leben mit Christus und es gibt ein Leben ohne Christus.
Um Christus dreht sich die ganze Weltgeschichte.
Und für uns Christen hoffe ich, dass wir es glaubhaft vermitteln als solche, die sich damit identifizieren, die selbst aus dem Tod zum Leben gekommen sind und als solche von Gott bevollmächtigt sind als Zeugnis in Wort und Leben, andere einzuladen, diesem Herrn Jesus Christus zu vertrauen, sich von ihm erneuern zu lassen, von ihm beschenken zu lassen.
Das ist das beste Leben, das man verbringen kann.
In Kapitel 2 erlebt Jona schließlich, wie es ist, zu ersaufen. Er nimmt uns mit unter die Wasseroberfläche. In Vers 4 sagt er in seinem Gebet: „Und du hattest mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere, und Strömung umgab mich, alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin.“ Es sieht aus wie das Ende.
Du bist jetzt also den Naturgewalten ausgeliefert. Ob er schwimmen konnte oder nicht, weiß ich nicht. Jedenfalls, mitten auf dem Mittelmeer, geht er unter. Nur das Toben der Elemente, der Abgrund, kein Luftholen mehr.
Und dann kommt auf einmal die Rettung. Ein großer Fisch beherbergt Jona – ein Wunder der Gnade Gottes! Nun, das Wunder besteht nicht darin, dass es ein Tier gibt, das groß genug ist, einen Menschen zu verschlingen. Sven hat uns ja gestern Vormittag schon das Video gezeigt. Gestern Abend haben wir es in einer Nachrichtensendung von Sigi noch einmal hier vorne auf der Leinwand gesehen. Das ist gerade eine Woche alt: das Video eines Vaters, der mit ansehen musste und das auch gefilmt hat, wie ein Wal tatsächlich seinen Sohn verschlungen, aber gleich wieder ausgespien hat.
Dass es Meeresbewohner gibt, deren Kiefer so groß sind, dass ein Mensch hineinpasst, daran besteht kein Zweifel. Neuzeitliche Berichte, abgesehen von dieser kurzen Szene, die wir gesehen haben, bestätigen, dass Menschen ein Jona-Erlebnis hatten.
So gibt es zum Beispiel von 1891 einen Bericht, dass jemand auf einem Walfangschiff von einem Wal verschlungen wurde und Stunden später wieder herausgeholt wurde – und noch am Leben war. Manche sind allerdings unsicher, ob dieser Bericht seriös ist. Die Frau eines der Seeleute sagte, das sei Seemannsgarn, jemand habe gelogen – entweder sie oder die anderen. Das weiß man nicht genau.
Dann gibt es von 1952 noch einen Bericht, in dem jemand von einem Walhai verschlungen wurde. Der Walhai ist ja ein großer Fisch. Die Person war über dreißig Stunden im Inneren des Tieres. Man hat das Tier erlegt, das mit einem Kran an Land gezogen wurde – es war viel zu schwer, um es anders herauszuholen. Um ihrem Kameraden eine würdige Beisetzung zu ermöglichen, schnitten sie das Tier auf – und der Mann lebte noch. Das scheint also tatsächlich so passiert zu sein.
Die andere Seite ist, dass wir gar nicht versuchen sollten, ein Wunder zu erklären. Es ist ja auch nicht das einzige Wunder in diesem Buch Jona.
Der Wind kam von Gott. Genau in dem Moment, als Jona bereit war, innerlich umzukehren, schickte Gott diesen Wind – das ist schon das erste Wunder. Dann kam der Fisch, der zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war. Dass er Jona aber auch wieder ausgespien hat, ist ein drittes Wunder.
Weiter gab es noch das Wunder in Kapitel vier mit dem Rizinusstrauch, der in erstaunlich kurzer Zeit Jona Schatten spendete, dann die Geschichte mit dem Wurm. Am Ende von Kapitel vier heißt es noch, dass Gott einen Ostwind schickte. Das sind viele Umstände, die Gott herbeigeführt hat.
Gott ist ein Gott, der Wunder tut. Entweder glauben wir, dass Gott Gott ist und auch in der Lage ist, Wunder zu tun, oder wir glauben nicht an Gott oder allenfalls an ein Gottchen, das nicht fähig wäre, Wunder zu tun. Dann müssten wir viele Berichte in der Bibel anzweifeln: die Plagen in Ägypten, als Mose das Volk führen sollte, die Wunder um Elia herum und natürlich die Wunder, die Jesus Christus getan hat, die auch durch die Hände der Apostel geschahen.
Entweder haben wir es mit einem Gott zu tun, für den Wunder kein Problem sind – es würde mich eher wundern, wenn es keine Wunder gäbe, wenn die Bibel von Gott berichtet – oder wir gehen von unseren menschlichen Möglichkeiten aus.
Ich glaube, das eigentliche Wunder hier ist, dass ein Totgeweihter leben darf. Im Bauch des Fisches sitzend betet der Flüchtling, er dichtet und tut Buße. In Vers 10 heißt es: „Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Lobes; was ich gelobt habe, werde ich erfüllen. Bei dem Herrn ist Rettung.“
Diese Aussage „Bei dem Herrn ist Rettung“ hat er erfahren. Er fühlte sich wahrscheinlich schon im Fisch geborgen, obwohl er noch nicht genau wissen konnte, wie die Geschichte ausgeht. Wird er jetzt zunächst verdaut, oder rettet Gott ihn aus der Situation? Er weiß: Bei dem Herrn ist Rettung. Das scheint mir die innere Umkehr von Jona zu sein – wenn ein Mensch einsieht, dass der Herr Retter ist. Neutestamentlich ist Jesus Christus der Retter; der Name Jesus bedeutet: „Gott wird retten.“ Dann ist einer umgekehrt, dann hat jemand diese Neugeburt erlebt und sein Leben, sein Vertrauen auf Jesus gesetzt.
Also kehrt Jona um, dem Fisch dreht sich der Magen um, er würgt. Jona wird von einem gewaltigen Sog erfasst, saust im hohen Bogen aus dem Maul des Fisches und landet am Strand. In Kinderbüchern sieht man dann so ein Stück Sandstrand mit einem ziemlich durchnässten Jona.
Allerdings ist da ja kein Jona ausgespien worden, der sagt: „Hallo, ich bin wieder da!“ Ja, in Kinderbüchern ist das vielleicht so. Dann steht er da und marschiert in die Richtung, wo Gott ihn haben will. Aber hier ist einer an Land gegangen, der eine tiefe Demütigung erlebt hat, jemand, der sozusagen tot war und durch Gottes Gnade im letzten Moment gerettet wurde.
Das ist eine Haltung, die uns als Christen auch gut steht: Wir waren in Sünde tot, wir sind verloren, weil wir unsere eigenen Wege gehen, weil wir Gott nicht achten und nicht ehren. Wir sind ohne Gott verloren – nicht nur, dass wir keinen Frieden haben ohne Gott, nein, wir haben keine Zukunft ohne Gott.
Wenn dann jemand diesen Jesus kennenlernt, dieses neue Leben, diese neue Dimension erkennt und ein neuer Mensch wird, dann ist es allein die Gnade Gottes, die uns gerettet hat. Da können wir demütig sagen: „Bei dem Herrn ist Rettung, ich danke meinem Gott.“
Das ist Jonas Zeitenwende, sein Neuanfang. Gottes unendliche Geduld und Fügung hat seinen Propheten wieder an den Start gebracht. Jona tut jetzt das, was Jahwe ihm aufgetragen hat.
Ich lese noch einmal von Vers 2: „Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.“ Da machte sich Jona auf und ging nach Ninive, gemäß dem Wort des Herrn.
Ninive war eine große Stadt, vor Gott drei Tage zu durchwandern. Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagesreise weit, und rief: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“
Diesmal macht Jona keine Sperenzien mehr, er eilt nach Ninive, der Großstadt am Tigris. Jetzt ist es ein Glaubensschritt, und Gott verleiht ihm Vollmacht. Er stellt sich an unterschiedlichen Stellen in dieser großen Stadt hin und sagt mit großem Mut, großer Überzeugung und von Gott verliehener Vollmacht: „Noch vierzig Tage, und diese Stadt wird zerstört sein.“
Auf Vollmacht kommt es ja an in jedem Dienst, den wir für Gott tun wollen. Der Auftrag lautet: „Predige die Predigt, die ich dir sage.“ Jonas Weisheit ist nicht gefragt, Jonas Rhetorik nicht, sondern ausschließlich die Botschaft Gottes.
„Predige die Botschaft, die ich dir sage.“ Manchmal werde ich für das, was ich predige, kritisiert. Das ist nicht immer das, was die Leute hören wollen, wenn ich bei einer Evangelisation dazu aufrufe, sich zu bekehren, zu Jesus zu kommen, weil Sünde uns von Gott trennt. Das ist nicht besonders populär. Dann gibt es Leute, die hinterherkommen und sagen: „Wie kann man so etwas sagen?“
Aber es ist ja seine Botschaft und nicht meine. Ich bin nur der, der sie weitergibt, so wie Gott es hier sagt: „Predige die Worte, die ich dir sage.“ Und dann bete ich: „Herr, die Verantwortung liegt bei dir.“
Manchmal ist es ein bisschen verletzend, wenn jemand sagt: „Ich bin sehr erbaut, ich habe etwas mitgenommen.“ Aber es kommt auch manchmal anders. Dann sage ich: „Herr, das ist doch deine Botschaft gewesen, und du bist letztendlich der, der nun zusehen muss, dass die Leute glauben.“ Also muss er in ihren Herzen wirken, der Heilige Geist, wenn wir predigen.
Wenn der Chef dem Angestellten sagt, mach dies oder das, liegt bei einem Misslingen die Verantwortung letztendlich beim Auftraggeber, nicht beim Ausführenden, oder? Der Boss hat so gesagt, gelingt es, dann gelingt es ihm und mir, gelingt es nicht, dann missrät es ihm. Was geht es mich an? Ich bin ja nur Diener, Diener des Herrn.
Der ehemalige Wassertierpassagier ist also gehorsam, nimmt den erneuten Auftrag an und predigt. Jona, der sicherlich den passenden Geruch verbreitet, wird nun zum Menschenfischer.
Es ist nämlich so, wie Heinz Weber junior einmal gesagt hat, bei einer Aussendungsfeier unserer Barmer Zeltmission, zu der wir ihn als Redner eingeladen hatten. Ich habe das nicht vergessen, es ist jahrelang her, dass er sagte: „Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein.“
Jesus ist der einzige Retter, er ist auch der einzige Weg zu Gott: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Aber Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein. Er hat seine Jünger mit einbezogen: „Ihr sollt meine Boten sein, ihr sollt hingehen an die Enden der Welt und meine Predigt predigen.“
Ähnlich wie Gott es dem Jona gesagt hat: „Ihr sollt Menschen zu Gott einladen.“ Jesus, der allein die Welt rettet, braucht in dem Fall Jona, er braucht heute dich und mich, um die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben – auch deine persönlichen Erfahrungen, die du gemacht hast, deine Neugeburt anderen mitzuteilen als Zeugnis und Einladung zum Leben mit Jesus.
Lass uns also auf den Ruf und den Auftrag Gottes hören. Wie es einmal hieß: Aus unseren Fehlern kann ein großes Unglück werden, weil der Nagel fehlte; ging das Hufeisen verloren, ging das Pferd verloren, ging der Reiter verloren.
Wenn einer fehlt – das, was wir uns gestern bewusst gemacht haben – wenn einer flieht, wenn sich einer seiner Verantwortung entzieht, dann erreichen wir Menschen nicht oder segnen sie nicht durch uns. Wir fehlen. So ist das zu verstehen, weil der Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, gegen das Pferd und gegen den Reiter verloren. Es geht um Menschenleben.
Wir lesen noch einmal von Vers 5 weiter: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus. Sie kleideten sich in Sacktuch, von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten.
Das Wort erreichte den König von Ninive, und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub.
Er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: „Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen. Sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bekleidet werden und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.“
Von dieser Gewalttat haben wir gestern gehört, dem Propheten Nahum, welche Zustände und Grausamkeiten diese Stadt geprägt haben. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalttat an seinen Händen.
„Wer weiß“, so sagt der König, „vielleicht wendet sich Gott und lässt sich erbitten und kehrt um von der Glut seines Zornes, sodass wir nicht umkommen.“
Der Fisch ist erleichtert, dass er Jona wieder los ist, Jona ist erleichtert, dass er den Fisch los ist. Im Bauch eines solchen Fisches ist natürlich ganz schön was los, da wird verdaut.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob er im Kehlkopf stecken geblieben ist oder vielleicht irgendwie in die Lunge geraten war und dort Luft bekam, oder ob er sich im Magen zum Übergang zum Dreifingerdarm aufhielt. Vielleicht bewegte er sich in dieser Dreizimmerwohnung hin und her. Es kann auch sein, dass er von dort nach dort irgendwie flutschen konnte.
Versuchen wir also nicht, die Wunder Gottes zu erklären. Was ich mich vielmehr frage, ist: Warum haben die Niniviten Jona so schnell geglaubt? Das ist ja in einem Satz abgehandelt: Er predigte, sie taten Buße, sie kehrten um. Und das auch noch auf höchster Instanz, vom König, der den Befehl gab: „Kleidet euch in Sack und Asche.“
Warum ging das so spontan? Ich erlebe das oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und man nimmt es mir nicht ab. Andere folgen einer Einladung gar nicht, wenn man eine Veranstaltung macht, bei der das Evangelium weitergegeben wird. Sie weichen in Gesprächen aus und haben Ausreden, warum das alles nicht sein kann.
Ich erlebe das oft anders. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Geht es euch ähnlich? Was glaubt ihr, warum sie so schnell umgekehrt sind?
Eigentlich haben wir wieder ein Wunder. Wir haben vorhin schon gesagt, wenn Gott nicht seine Finger im Spiel hat – bei dem Wind, bei dem Fisch und so – und hier sehe ich das auch sehr gut. Das ist meine Überzeugung.
Ninive war weit weg. Wir befinden uns an der Küste des Mittelmeers, also auf der Küste. Dort waren Menschen, und wir stellen uns das vielleicht einsam vor, aber natürlich hält man sich am Meer gerne auf. Es ist nicht auszuschließen, dass irgendjemand diese ganze Szene beobachtet hat.
Es ist natürlich, dass das weit, weit weg war – Ninive am Tigris – und hier in Jaffa ist Jona ins Schiff gegangen. Das sind viele hundert Kilometer gewesen. Aber es gab damals schon ein Nachrichtensystem.
Schon im 14. Jahrhundert vor Christus wurden von Ägypten aus Boten losgeschickt. In Keilschrift auf Täfelchen hatten sie Nachrichten vom Pharao dabei. Sie gingen nach Karthago, nach Äthiopien oder sogar nach Indien. Es gab regelrechte Rekorde von Läufern und Booten. Diese mussten vorher ihr Testament machen, weil es ein gefährlicher Beruf war, Briefbote zu sein.
Sie verbreiteten Nachrichten in kürzester Zeit. Jetzt stellen wir uns vor, jemand hat gesehen, dass einer aus dem Maul eines Fisches ausgespien wurde. Das ist eine Nachricht wert, oder? Das ist nicht alltäglich.
Natürlich wurden nicht irgendwelche Lappalien über diese Wege verbreitet. Aber wenn Ninive – und wir sind hier etwa 750 vor Christus – und wenn es schon im 14. Jahrhundert so war, war es wahrscheinlich noch ausgefeilter.
Wir dürfen uns die Leute nicht für völlig hinterwäldlerisch oder dumm vorstellen. Sie hatten in gewissen Bereichen große Fortschritte. Ninive war architektonisch beeindruckend, mit Palästen, Prunk und Reichtum. Ich kann mir vorstellen, sie legten Wert auf Informationen.
Also stellen wir uns vor, die Sensation, dass jemand aus dem Maul eines Fisches gekommen ist, verbreitete sich relativ schnell. Vielleicht ist Jona tatsächlich nach Ninive vorausgeeilt. Das könnte eine Erklärung dafür sein, wie die Stadt ihn empfängt.
Vielleicht war Jona durch die Verdauungssäfte ein bisschen gebleicht, etwas schrumpelig. Drei Tage im Bauch eines Fisches – so sieht man vielleicht sonderbar aus, dass niemand bezweifelt, wer er ist. Natürlich spekulieren wir hier ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es so war, aber vorstellen könnte ich mir das schon.
Dieses menschliche Stück Strandgut war für die Bewohner von Ninive ein Zeichen. Jesus hat einmal vom Zeichen des Jona gesprochen: „Diesem Geschlecht wird kein Zeichen gegeben außer dem Zeichen Jona.“ Das bezieht sich möglicherweise auf sein Aussehen.
Ein Zeichen ist etwas, das man sieht, wahrnimmt und das auf etwas hindeutet. Vielleicht bezieht es sich auf den etwas entstellten oder sonderbar aussehenden Propheten.
Was ich sagen will: Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen ist immer ein Beweis dafür, dass die Botschaft glaubwürdig ist. Im Neuen Testament waren das die Wunder der Apostel.
Im Hebräerbrief Kapitel 2 heißt es, dass Gott die Botschaft von der Rettung durch Zeichen und Wunder bestätigt hat. Für die Juden war es von hoher Bedeutung, dass einer, der von Gott kam und sprach – ob Prophet oder Messias –, sich durch Zeichen und Wunder auszeichnen konnte.
Darum hat Jesus unter anderem so viele Wunder getan, und das verlieh auch den Aposteln Glaubwürdigkeit.
Ich würde sagen, Jona tut nicht wie die Apostel Wunder als Autorisierung dessen, was er sagt, sondern er selbst ist das Zeichen – um der Glaubwürdigkeit willen. Er selbst ist das Zeichen.
Das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein, auch was meine und eure Glaubwürdigkeit betrifft. Wenn man uns nicht glaubt, erleben wir das leider allzu oft, wenn sie nicht umkehren von ihren Wegen und Gott nicht ehren, dann liegt das womöglich nicht nur an den verschlossenen Leuten um uns herum.
Das ist sicher ein Faktor, aber nicht allein daran. Es liegt auch daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht abspürt und nicht abnimmt.
Hier war einer neugeboren, wenn wir bei diesem Bild bleiben wollen, und das hat man wahrgenommen. Das hat die Leute erstaunt, fast schon entsetzt und ehrfurchtsvoll gemacht.
Wenn wir so auftreten, merkt man, dass etwas Neues bei uns ist, dass wir neu gemacht sind und von Gott wirklich verändert, autorisiert und bevollmächtigt sind. Oder unterscheiden wir uns oft gar nicht so sehr von anderen, sodass Leute sagen: „Warum soll ich mich bekehren? Der lebt so, und ich lebe so. Der hat eine Bibel, und ich lese halt andere Bücher.“
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jona und nehmen ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
So wird die Botschaft vom Zorn Gottes zu einer Botschaft, auf die sie nicht wütend reagieren, auf die sie nicht amüsiert reagieren, sondern zu einer Botschaft, die wirklich ihre Herzen trifft.
Wie kommt dir einer vor, der predigt: „Ihr müsst euch ändern!“ Ob das hier von der Kanzel ist oder anderswo? Ich finde, wenn jemand so redet und mit seinem Leben bestätigt, was er sagt – also wenn Wort und Leben übereinstimmen –, dann ist das überzeugend. Dann will ich ihn ernst nehmen.
So kommt zur Botschaft ein Zeichen hinzu. Sind wir anders? Sind wir als Kinder Gottes erkennbar?
Ich hatte jahrelang mein Büro bei der christlichen Verlagsgesellschaft in Dillenburg. Als ich in meinem Büro saß, hörte ich einmal draußen im Flur, wie zwei Kollegen mit großem Respekt von Professor Hans-Joachim Eckstein redeten. Er hatte gerade einige Vorträge in der Konferenzhalle in Herborn gehalten.
Was diesen Mann Gottes auszeichnet, ist neben seinen exzellenten Vorträgen auch sein Wesen. „Der Mann liebt Menschen“, sagte Anja, eine Kollegin draußen auf dem Flur. „Der Mann liebt Menschen.“
Das ist auch meine Erfahrung. Ich hatte zwei, drei Begegnungen mit Hans-Joachim Eckstein. Ein so zugänglicher, so gütiger Mensch, der auf der einen Seite mit großer Autorität predigt, und sein Wesen passt dazu. Wahrscheinlich fallen dir auch andere Leute ein, auf die das zutrifft.
Wenn jemand mit Jesus wirklich gestorben ist, das alte Leben sozusagen gestorben ist und mit Jesus auferweckt wurde, dann ist dieser neugeborene Mensch ein menschenliebender Mensch, so wie Christus ein menschenliebender Heiland ist.
Das wird übrigens mit der Taufe ausgedrückt, dass wir mit Christus gestorben sind und mit Christus neues Leben führen. Das erinnert auch ein bisschen an Jona, der im Wasser war.
Römer Kapitel 6 ist das Kapitel in der Bibel, das am ausführlichsten über die Taufe berichtet: Das Alte muss sterben, und dann kann etwas Neues in Erscheinung treten.
Ein Zeichen weist auf etwas hin. Die Zeichen der Bibel weisen immer auf den Herrn und Heiland Jesus Christus hin.
Denn nochmals Römer 12, Vers 40: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Ein Zeichen in der Bibel weist immer auf Jesus hin. Selbst so eine alte Geschichte, 750 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis, auf das Bezug genommen wird, ist ein Schatten der neutestamentlichen Auferstehung von Jesus im Alten Testament.
Zeichen weisen auf Jesus hin. Jonas Erlebnis ist über sein persönliches Zeugnis hinaus eine gelebte Prophezeiung.
Jona hat diese Auferstehung im eigenen Leib in die Öffentlichkeit getragen. Das ist auch eine gelebte Prophezeiung für das, was mit dem Sohn Gottes geschehen sollte.
Erkennt ihr die Parallelen?
Jona sank in den Tod, genauso wie Jesus.
Jona blieb für drei Tage in der Gewalt des Todes, genauso wie Jesus.
Jona kehrte nach drei Tagen zurück zu den Lebenden, genauso wie Jesus.
Jona ist ein Zeichen für die Bewohner Ninives, genauso ist Christus ein Zeichen für sein Volk und für alle Generationen.
Er ist der aus den Toten auferweckte Erstling der Entschlafenen, wie Paulus das in 1. Korinther 15 beschreibt – einer, der die Tür zum Leben aufgeschlossen hat.
Er ist vorangegangen, der Erste, der auferstanden ist, der Erstling, der Prototyp. Weil er lebt, dürfen auch wir leben. Die Geschichte setzt sich fort.
Wie reagieren die Bürger Ninives? In Vers 5 haben wir gelesen: Sie glauben an Gott. Das heißt, sie nehmen Gott beim Wort. Sie hören zu, sind getroffen und widersprechen nicht.
Stephanus im Neuen Testament sagt: „Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist.“ Das tun die nicht. Sie widerstreben nicht, sondern lassen es einfach zu. Sie hören zu und sagen: „Wenn er Recht hat, dann wird es jetzt brenzlig. Noch vierzig Tage.“
Sie akzeptieren, dass Gott berechtigterweise über sie zornig ist und dass er nicht blufft, wenn er mitteilen lässt, er würde diese Stadt zerstören.
Dann, am Ende von Vers 5, fasten sie und ziehen Säcke an, Menschen und Vieh. Der König ruft zum Bußritual auf: Sie sollen zu Gott schreien.
Was für ein Krach muss das in dieser großen Stadt gewesen sein, dem einst größenwahnsinnigen Ninive! Wie gut täte dieser Urschrei der Buße auch unserer Zeit.
Drittens bringen sie Hoffnung zum Ausdruck. „Wer weiß“, heißt es im Dekret des Königs, „vielleicht lässt Gott sich erbitten und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, sodass wir nicht verderben.“
Ihre Hoffnung besteht darin, dass sie, wenn sie von ihrem gottlosen Weg umkehren, vielleicht verhindern können, dass die Pfeile abgeschossen werden, die bereits in der Bogensehne liegen.
Warum glauben sie das? Warum ist es eine berechtigte Hoffnung, die sie zum Ausdruck bringen?
„Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“, lautet das Urteil. Es scheint zwar, als sei ihre Lage aussichtslos. Aber vielleicht ist die Hoffnung, die sie hier zum Ausdruck bringen, damit begründet, dass Gott eine Frist einräumt – eine Frist von 40 Tagen.
Gott hätte ja sagen können: Lass Feuer vom Himmel regnen, und das Gericht wäre sofort über sie hereingebrochen. Es wäre ein gerechtes Urteil gewesen, weil das Männer waren, die Blut an den Händen hatten. Diese Stadt war durch und durch verdorben.
Aber Gott sagt: „40 Tage habt ihr noch.“ In diesen 40 Tagen kann ein Urteil revidiert werden. Es ist eine Warnung, die Jona ausspricht, und eine Warnung lässt immer die Möglichkeit offen, davonzukommen – auch wenn die Möglichkeit noch so gering ist.
Wir haben mal Freunde besucht in der Nähe von Wetzlar, Jochen und Manuela, die haben fünf Kinder. Nach dem Abendessen war langsam die Zeit gekommen, dass die Kinder nach oben gehen und sich für die Nacht fertig machen sollten. Sie redeten sich noch ein bisschen raus, aber dann sagte Jochen: „Ich zähle jetzt bis drei.“ Eins, zwei – so schnell habt ihr noch keine Kindertruppen die Treppe hochrennen gesehen. Auf einmal waren sie verschwunden.
Drohungen haben normalerweise gute Absichten. Warum hat Gott Ninive mit Zerstörung gedroht? Um sie zur Umkehr zu bewegen, um sie aus der katastrophalen Lage zu retten.
Weil Gott nicht will, dass der Gottlose stirbt, sondern dass er umkehrt und lebt, so hat es auch der Prophet Hesekiel gesagt.
Warum schreit ein Vater oder eine Mutter ein kleines Kind an, das unbedarft auf eine belebte Straße läuft? Um Lärm zu machen, um sich wichtig zu machen? Natürlich nicht. Es ist Liebe, die alles tut, um das Kind vor dem Unfall zu bewahren. Der Schrei ist der Situation angemessen.
„Mathilda, wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht ohne zu gucken über die Straße gehen sollst!“ Würdet ihr in so einer Situation sagen: „Na, na, na, hast wieder nicht geguckt!“?
Kann man Gott vorwerfen, dass er mit großer Gewalt auch eine gewaltige Drohung ausspricht?
Wie reagiert Jahwe dann auf die Umkehr der Niniviten?
Wie gesagt, alle tun Buße, kleiden sich in Sack und Asche – das ist sprichwörtlich.
Wie reagiert Gott auf diese Hoffnung? Steht Gott zu seinem Wort, dass der Prophet nach langem Hin und Her endlich losgegangen ist? „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“ ist eine klare Aussage.
Gott sah ihre Taten, Vers 10, dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten, und Gott ließ sich das Unheil erbitten, das er ihnen zu tun angesagt hatte. Er tat es nicht.
Da muss man sich die Augen reiben, man glaubt es kaum. Hat sich Gott tatsächlich anders überlegt?
Jona hatte sich im Fisch anders überlegt, er hatte bereut und war wieder in der Spur. Aber bereut Gott seine Beschlüsse?
Ist Gott nicht unwandelbar? Wenn dem so wäre, wäre das sympathisch?
Hast du schon mal jemanden sagen hören: „Ich mag diesen Kerl, der ist so stur, der ändert nie seine Meinung, der ist so wunderbar unflexibel?“ Normalerweise nicht.
Eine gewisse Sturheit ist in bestimmten Situationen vielleicht nützlich. Wenn jemand beharrlich und zielstrebig ist, kann ihm das im Berufsleben zugutekommen.
Aber man kann sich schwer vorstellen, dass eine starrsinnige Person positiv wahrgenommen wird. Genauso wenig mögen wir es, wenn man uns das unterstellt – dass wir stur, unflexibel und feedbackresistent sind.
Hast du Erfahrungen mit Menschen gemacht, die so sind, die nie auf andere reagieren, die einfach stur ihr Ding durchziehen, unverrückbare Ansichten haben und meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben? Das sind Leute, die man nicht unbedingt zum Abendessen einlädt.
Wenn Christen von Gott sprechen, betonen sie gerne seine Unveränderlichkeit. In Lobliedern wird vom allmächtigen und unveränderlichen Gott gesprochen.
Wer aber von unflexiblen Menschen schikaniert oder gedemütigt wurde, könnte solche Predigten oder Lieder als Widerspruch wahrnehmen.
Ist Gott wirklich so unflexibel? Ist Unflexibilität etwas Gutes?
Das Wort, das hier für „Geräuen“ steht, heißt im Hebräischen „Nacham“. Die Wurzel „Nacham“ hat mehrere Bedeutungen: zum einen seine Meinung ändern und bereuen, aber auch sich erbarmen. Es wird sogar öfter übersetzt mit „sich trösten“.
Also hat das Wort „Nacham“ eine gewisse Bedeutungsbreite. Bibelübersetzungen geben „Nacham“ unterschiedlich wieder.
In der Elberfelder Bibel, aus der ich vorhin vorgelesen habe, steht: „Er geräute sich seines Urteils.“ Aber Reue steht oft im Zusammenhang mit Sünde. Jemand hat gesündigt, Fehlverhalten, und bereut es.
Gott ist ohne Sünde. Von daher kann man über diese Übersetzungsvariante streiten, ob es hier glücklich ist, „bereuen“ zu sagen.
Manche neueren Übersetzungen sagen, dass Gott von seiner vorherigen Sicht abgesehen hat oder dass Gott eingelenkt hat.
Man kann sagen: Gottes Charakter ändert sich nicht, seine Urteile dagegen schon.
Gott verändert sich natürlich nicht. Die Aussage ist wahr: Gott ist unveränderlich, ewig, beständig in seinen Eigenschaften. Aber seine Urteile können sich ändern.
Dort, wo ein Gericht Gottes bevorsteht, lenkt er ein, wenn Menschen Buße tun. Das ist für Gott immer die Voraussetzung. Wenn Menschen umkehren von ihren Wegen, ist er bereit, sich über sie zu erbarmen und das vorher angedrohte Gericht noch einmal auszusetzen.
Die Beziehung der Menschen zu Gott ändert sich, aber es gibt keine Veränderung bei Gott selbst.
Gott ist jedenfalls kein unbeweglicher Herrscher, der abseits seiner Schöpfung steht und nach einem unfehlbaren, rein mechanischen Himmelsfahrplan handelt.
Der Bibel zufolge könnte man sagen: Gott ist zuverlässig flexibel, oder man könnte sagen, er ist konsequent veränderlich, oder er ist unwandelbar wandelbar – zumindest wenn es darum geht, busfertigen Sündern Gnade zu erweisen.
Übrigens drohte Gott, die Niniviten zu bestrafen, nicht aber, Rache an ihnen zu üben. Das müssen wir unterscheiden.
Strafe ist etwas anderes als Rache. Strafe führt zum Heil und ist zum Vorteil des Bestraften. Auch in der Kindererziehung muss hier und da Strafe sein.
Machen wir das, um Rache zu üben? Das ist Quatsch. Wir wollen, dass unsere Kinder etwas lernen. Strafe muss sein, sagt der Volksmund, und das ist auch richtig und biblisch.
Es geht um den Vorteil des Bestraften, die Besserung eines Widerstrebenden sozusagen. Rache ist Vergeltung zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Strafe ist zum Vorteil dessen, der wiederhergestellt werden soll, Rache eher zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Hatte Jesus Rachegedanken? Ganz bestimmt nicht, denn er lehrte, für die zu beten, die einen misshandeln. Das würde Gottes Charakter auch gar nicht entsprechen.
Jesus, der Herr Jesus Christus, hat die Strafe für unsere Vergehen auf sich genommen. Er ist für uns gestorben, er ist für uns auferstanden.
Das Bild, das wir bei Jona sehen: Er hat sein Leben in den Tod gegeben und ist wiedergekommen. Damit brachte er der Welt eine einzigartige Zeitenwende.
Tatsächlich ist das eine Zeitenwende, denn es gibt die Zeit vor Christus und die Zeit nach Christus, es gibt ein Leben mit Christus und ein Leben ohne Christus.
Um Christus dreht sich die ganze Weltgeschichte. Für uns Christen hoffe ich, dass wir das glaubhaft vermitteln – als solche, die sich damit identifizieren, die selbst aus dem Tod zum Leben gekommen sind und als solche von Gott bevollmächtigt sind, als Zeugnis in Wort und Leben andere einzuladen, diesem Herrn Jesus Christus zu vertrauen, sich von ihm erneuern und beschenken zu lassen.
Das ist das beste Leben, das man verbringen kann.
Der ehemalige Wassertierpassagier ist also gehorsam. Er nimmt den erneuten Auftrag an und predigt. Jonah, der sicherlich den passenden Geruch verbreitet, wird nun zum Menschenfischer.
Es ist nämlich so, wie Heinz Weber junior einmal gesagt hat, bei einer Aussendungsfeier unserer Barmer Zeltmission. Wir hatten ihn als Redner eingeladen, und ich habe das nicht vergessen. Es ist jahrelang her, dass er sagte: Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein. Jesus ist der einzige Retter, er ist auch der einzige Weg zu Gott.
„Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Aber Jesus, der allein die Welt rettet, rettet die Welt nicht allein. Er hat seine Jünger mit einbezogen: „Ihr sollt meine Boten sein, ihr sollt hingehen an die Enden der Welt und sollt meine Predigt predigen.“ Ähnlich wie Gott das dem Jonah gesagt hat: „Ihr sollt Menschen einladen zu Gott.“ Ja, Jesus, der allein die Welt rettet, „rettet die Welt nicht allein.“ Er braucht in dem Fall Jona, er braucht heute dich und mich, die frohe Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben – auch deine persönlichen Erfahrungen, die du gemacht hast, deine Neugeburt anderen mitzuteilen als ein Zeugnis, als eine Einladung zum Leben mit Jesus.
Lass uns also auf den Ruf und den Auftrag Gottes hören. Wie es mal hieß: Aus unseren Fehlern kann ein großes Unglück werden. Weil der Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, ging das Pferd verloren, ging der Reiter verloren. Also wenn einer fehlt – das, was wir uns gestern bewusst gemacht haben –, wenn einer flieht, wenn sich einer seiner Verantwortung entzieht, dann erreichen wir Menschen nicht oder segnen sie nicht durch uns. Wir fehlen. So ist das zu verstehen: Weil der Nagel fehlte, ging das Hufeisen verloren, dann das Pferd und schließlich der Reiter. Es geht um Menschenleben.
Wir lesen noch einmal von Vers 5 weiter: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.“ Da glaubten die Leute von Ninive an Gott, riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten. Das Wort erreichte den König von Ninive, und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub.
Er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken. Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bekleidet werden und sollen mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.
Von dieser Gewalttat haben wir gestern gehört, vom Propheten Nahum, welche Zustände und welche Grausamkeiten diese Stadt geprägt haben. Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist. Wer weiß, so sagt der König, vielleicht wendet sich Gott, lässt sich erbitten und kehrt um von der Glut seines Zornes, sodass wir nicht umkommen.
Der Fisch ist erleichtert, dass er Jonah wieder los ist. Jonah ist erleichtert, dass er den Fisch los ist, denn im Bauch eines solchen Fisches ist natürlich ganz schön was los – da wird verdaut. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob er im Kehlkopf stecken geblieben ist, vielleicht in die Lunge geraten war und dort Luft gekriegt hat oder sich im Magen zum Übergang zum Dreifingerdarm befand. Oder ob er sich in dieser „Dreizimmerwohnung“ hin und her bewegte, kann ja auch sein, dass er von da nach da irgendwie flutschen konnte.
Versuchen wir also nicht, die Wunder Gottes zu erklären. Das, was mich vielmehr interessiert, ist etwas anderes: Warum haben die Niniviten Jona so schnell geglaubt? Das wird ja in einem Satz abgehandelt. Er predigte, und sie taten Buße, sie kehrten um. Und dann auch noch von höchster Instanz, vom König, der den Befehl gab: „Kleidet euch in Sack und Asche.“ Warum ging das so spontan?
Ich erlebe das oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und man nimmt es mir nicht ab. Andere folgen einer Einladung gar nicht, wenn man eine Veranstaltung macht, wo das Evangelium weitergegeben wird. Oder sie weichen in Gesprächen aus und haben ihre Ausreden, warum das alles nicht sein kann und so weiter. Ich erlebe das oft anders. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Geht es euch ähnlich?
Was glaubt ihr, warum sie so schnell umgekehrt sind? Eigentlich haben wir wieder ein Wunder. Wir haben vorhin schon gesagt: Wenn Gott nicht seine Finger im Spiel hat – bei dem Wind und bei dem Fisch und so –, und hier sehe ich das auch sehr gut. Das ist meine Überzeugung.
Es war weit weg, ja. Würde ich gar nicht mal... Also das ist sehr interessant: Wir befinden uns an der Küste des Mittelmeers. Das heißt, wir sind an der Küste. Natürlich waren dort Menschen. Wir stellen uns das vielleicht so einsam vor, aber am Meer, wenn man dort in der Nähe wohnt, hält man sich auch gerne auf. Es ist nicht auszuschließen, dass irgendjemand diese ganze Szene beobachtet hat.
Natürlich war es weit, weit weg: Ninive liegt am Tigris, und hier in Jaffo ist er ins Schiff gegangen. Das sind viele, viele hundert Kilometer. Aber es gab damals schon ein Nachrichtensystem. Schon im 14. Jahrhundert vor Christus wurden von Ägypten aus Boten losgeschickt. In Keilschrift auf Täfelchen hatten sie Nachrichten vom Pharao dabei. Sie gingen nach Karthago, nach Äthiopien oder sogar nach Indien.
Es gab also regelrechte Rekorde von Läufern und Booten, die übrigens vorher ihr Testament machen mussten, weil das ein gefährlicher Beruf war – Briefboote zu sein. So verbreiteten sie in kürzester Zeit Nachrichten.
Stellen wir uns das mal vor: Jemand hat gesehen, dass einer aus dem Maul eines Fisches ausgespien wurde. Das ist ja eine Nachricht wert, oder? Das ist nicht alltäglich. Natürlich wurden nicht irgendwelche Lappalien über diese Wege verbreitet. Aber wenn Ninive – und wir sind jetzt hier etwa 750 Jahre vor Christus – und wenn es schon im 4. Jahrhundert vor Christus so ein ausgefeilteres System gab, dann dürfen wir uns die Leute nicht für völlig hinterwäldlerisch oder dumm vorstellen. In gewissen Bereichen hatten sie große Fortschritte.
Ninive war architektonisch beeindruckend, es gab Paläste, Prunk und Reichtum. Ich kann mir vorstellen, dass sie Wert auf Informationen legten. Stellen wir uns also vor, diese Sensation – dass jemand aus dem Maul eines Fisches kam – verbreitete sich relativ schnell. Vielleicht ist Jonah tatsächlich nach Ninive vorausgeeilt. Das könnte eine Erklärung dafür sein, wie die Stadt ihn empfängt.
Vielleicht war Jonah durch die Verdauungssäfte ein bisschen gebleicht oder schrumpelig. Drei Tage im Bauch eines Fisches – er sieht vielleicht so sonderbar aus, dass niemand bezweifeln kann, wer er ist, dass das der sein muss, von dem sie gehört haben. Natürlich spekulieren wir hier ein bisschen. Ich weiß nicht, ob es so war, aber ich kann es mir vorstellen.
Dieses menschliche Stück Strandgut war für die Bewohner Ninives ein Zeichen, wie Jesus es gesagt hat. Er spricht vom Zeichen des Jonah: „Diesem Geschlecht wird kein anderes Zeichen gegeben als das Zeichen Jonas.“ Das bezieht sich möglicherweise auf sein Aussehen. Ein Zeichen ist etwas, das man sieht, wahrnimmt und das auf etwas hindeutet. Vielleicht bezieht es sich auf den etwas entstellten oder sonderbar aussehenden Propheten.
Was ich sagen will: Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen ist immer ein Beweis dafür, dass die Botschaft glaubwürdig ist. Im Neuen Testament waren das die Wunder der Apostel. Im Hebräerbrief Kapitel 2 heißt es, dass Gott die Botschaft von der Rettung durch Zeichen und Wunder bestätigt hat.
Für die Juden war es von hoher Bedeutung, dass jemand, der von Gott kam und sprach – ob Prophet oder Messias –, sich durch Zeichen und Wunder auszeichnete. Darum hat Jesus unter anderem so viele Wunder getan. Das verlieh auch den Aposteln Glaubwürdigkeit.
Ich würde sagen: Jonah tut nicht wie die Apostel Wunder als Autorisierung dessen, was er sagt, sondern er selbst ist das Zeichen – um der Glaubwürdigkeit willen. Er selbst ist das Zeichen.
Das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein, auch was meine und eure Glaubwürdigkeit betrifft. Wenn man uns nicht glaubt – leider erleben wir das allzu oft –, wenn Menschen nicht umkehren von ihren Wegen, wenn sie Gott nicht ehren, dann liegt das womöglich nicht nur an den verschlossenen Leuten um uns herum. Das ist sicher ein Faktor, aber nicht der einzige.
Es liegt auch daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht abspürt und nicht abnimmt. Hier war einer neugeboren, wenn wir bei diesem Bild bleiben wollen, und das hat man wahrgenommen. Das hat die Leute erstaunt, fast schon entsetzt und ehrfürchtig gemacht.
Wenn wir so auftreten, merkt man, dass etwas Neues bei uns ist, dass wir neu gemacht sind und von Gott wirklich verändert, autorisiert und bevollmächtigt sind. Oder unterscheiden wir uns oft gar nicht so sehr von anderen? Dann sagen Leute: Warum soll ich mich bekehren? Der lebt so, und ich lebe so. Der hat eine Bibel, und ich lese halt andere Bücher.
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jonas und nehmen ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden.
So wird die Botschaft vom Zorn Gottes zu einer Botschaft, auf die sie nicht wütend reagieren, auf die sie nicht amüsiert reagieren, sondern zu einer Botschaft, die ihre Herzen wirklich trifft.
Wie kommt dir einer vor, wenn er predigt: „Ihr müsst euch ändern!“ Ob das hier von der Kanzel ist oder anderswo – ich finde, wenn jemand so redet und mit seinem Leben bestätigt, was er sagt, also wenn Wort und Leben übereinstimmen, dann ist das überzeugend. Dann will ich ihn ernst nehmen.
So kommt zur Botschaft ein Zeichen hinzu. Sind wir anders? Sind wir als Kinder Gottes erkennbar?
Ich hatte jahrelang mein Büro bei der christlichen Verlagsgesellschaft in Dillenburg. Als ich in meinem Büro saß, hörte ich einmal draußen im Flur, wie zwei Kollegen mit großem Respekt von Professor Hans-Joachim Eckstein redeten. Er hatte gerade einige Vorträge in der Konferenzhalle in Herborn gehalten.
Was diesen Mann Gottes auszeichnet, ist neben seinen exzellenten Vorträgen sein Wesen. „Der Mann liebt Menschen“, sagte Anja, eine Kollegin draußen im Flur. „Der Mann liebt Menschen.“ Das ist auch meine Erfahrung. Ich hatte zwei, drei Begegnungen mit Hans-Joachim Eckstein. Ein so zugänglicher, so gütiger Mensch, der auf der einen Seite mit großer Autorität predigt, und sein Wesen passt dazu.
Wahrscheinlich fallen dir auch andere Leute ein, auf die das zutrifft. Wenn jemand mit Jesus wirklich gestorben ist, das alte Leben sozusagen gestorben ist und mit Jesus auferweckt wurde, dann ist dieser neugeborene Mensch ein menschenliebender Mensch, so wie Christus ein menschenliebender Heiland ist.
Das wird übrigens mit der Taufe ausgedrückt: Wir sind mit Christus gestorben und führen mit Christus neues Leben. Da erinnert ihr euch auch ein bisschen an Jonah, der im Wasser war.
Römer Kapitel 6 ist das Kapitel in der Bibel, das am ausführlichsten über die Taufe berichtet. Das Alte muss sterben, und dann kann etwas Neues in Erscheinung treten.
Ein Zeichen weist auf etwas hin. Die Zeichen der Bibel weisen immer auf den Herrn und Heiland Jesus Christus hin. Denn nochmals Römer 12, Vers 40: „Denn wie Jonah drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Ein Zeichen in der Bibel weist immer auf Jesus hin. Selbst so eine alte Geschichte, 750 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis, auf das Bezug genommen wird, oder wo ein Schatten dieser neutestamentlichen Auferstehung von Jesus im Alten Testament zu sehen ist.
Zeichen weisen auf Jesus hin. Jonas Erlebnis ist über sein persönliches Zeugnis hinaus – dass er diese Auferstehung im eigenen Leib in die Öffentlichkeit getragen hat – auch eine gelebte Prophezeiung.
Jonas Zeichen ist auch eine gelebte Prophezeiung für das, was mit dem Sohn Gottes geschehen sollte. Erkennt ihr die Parallelen?
Jonah sank in den Tod, genauso wie Jesus. Jonah blieb für drei Tage in der Gewalt des Todes, genauso wie Jesus. Jonah kehrte nach drei Tagen zurück zu den Lebenden, genauso wie Jesus.
Jonah ist ein Zeichen für die Bewohner Ninives, genauso ist Christus ein Zeichen für sein Volk und für alle Generationen, dass er der aus den Toten Auferweckte ist, der Erstling der Entschlafenen, wie Paulus das in 1. Korinther 15 beschreibt – einer, der die Tür zum Leben aufgeschlossen hat.
Er ist vorangegangen, er ist der Erste, der auferstanden ist, der Erstling, der Prototyp. Und weil er lebt, dürfen auch wir leben. Die Geschichte setzt sich fort.
Wie reagieren die Bürger Ninives? In Vers 5 haben wir gelesen: Sie glauben an Gott. Das heißt, dass sie Gott beim Wort nehmen. Sie hören das, sind getroffen und widersprechen nicht.
Stephanus im Neuen Testament sagt: „Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist.“ Das tun die nicht. Sie widerstreben nicht, sondern lassen es einfach mal zu. Sie hören sich das an und sagen: „Wenn der Recht hat, dann wird es jetzt brenzlig – noch vierzig Tage.“
Also sie akzeptieren, dass Gott berechtigterweise über sie zornig ist und dass er nicht blufft, wenn er mitteilen lässt, er würde diese Stadt zerstören.
Das Zweite dann am Ende von Vers 5: Sie fasten und ziehen diese Säcke an – Menschen und Vieh. Ruft der König zum Bußritual auf. Sie sollen zu Gott schreien. Was für ein Krach muss das in dieser großen Stadt gewesen sein, dem einst größenwahnsinnigen Ninive.
Und wie gut täte dieser Urschrei der Buße auch unserer Zeit.
Das Dritte: Sie bringen Hoffnung zum Ausdruck. „Wer weiß“, heißt es im Dekret des Königs, „vielleicht lässt Gott sich erbitten und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, sodass wir nicht verderben.“
Also ihre Hoffnung besteht darin, dass sie, wenn sie von ihrem gottlosen Weg umkehren, vielleicht verhindern können, dass die Pfeile abgeschossen werden, die bereits in der Bogensehne liegen.
Warum glauben sie das? Warum ist es eine berechtigte Hoffnung, die sie hier zum Ausdruck bringen?
„Noch 40 Tage, und Ninive ist zerstört“ lautet das Urteil. Es scheint zwar, als sei ihre Lage aussichtslos. Aber vielleicht ist die Hoffnung, die sie hier zum Ausdruck bringen, damit begründet, dass Gott eine Frist einräumt – eine Frist von 40 Tagen.
Gott hätte ja sagen können: Lass Feuer vom Himmel regnen, und das Gericht wäre sofort über sie hereingebrochen. Es wäre ein gerechtes Urteil gewesen, weil das Männer waren, die Blut an den Händen hatten. Diese Stadt war durch und durch verdorben.
Aber Gott sagt: „40 Tage habt ihr noch.“ Und in diesen 40 Tagen kann ein Urteil revidiert werden. Es ist eine Warnung, die Jonah hier ausspricht. Eine Warnung lässt immer die Möglichkeit offen, davonzukommen – sei die Möglichkeit noch so gering.
Wir haben mal Freunde besucht in der Nähe von Wetzlar, Jochen und Manuela, die fünf Kinder haben. Nach dem Abendessen war langsam die Zeit gekommen, dass die Kinder nach oben gehen sollten und sich für die Nacht fertig machen sollten.
Sie wollten natürlich noch ein bisschen bleiben, wenn Besuch da ist, und redeten sich noch etwas raus. Dann sagte Jochen: „Ich zähle jetzt bis drei.“ Eins, zwei – so schnell habt ihr noch keine Kindertruppen die Treppe hochlaufen sehen. Auf einmal waren sie verschwunden.
Drohungen haben normalerweise gute Absichten. Warum hat Gott Ninive mit Zerstörung gedroht? Um sie zur Umkehr zu bewegen, um sie aus der Lage zu retten, die wirklich katastrophal geworden wäre.
Weil Gott nicht will, dass der Gottlose stirbt, sondern dass er umkehrt und lebt. So hat das auch der Prophet Hesekiel gesagt.
Warum schreit ein Vater oder eine Mutter ein kleines Kind an, das dabei ist, unbedarft auf eine belebte Straße zu laufen? Um Lärm zu machen? Um sich wichtig zu machen? Natürlich nicht. Es ist Liebe, die alles tut, um das Kind vor dem Unfall zu bewahren.
Also der Schrei ist der Situation angemessen: „Mathilda, wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht ohne zu gucken über die Straße gehen sollst!“
Würdet ihr in so einer Situation sagen: „Na, na, na, hast wieder nicht geguckt!“?
Kann man Gott vorwerfen, dass er mit großer Gewalt auch eine gewaltige Drohung ausspricht?
Und wie reagiert Jahwe dann auf die Umkehr der Niniviten? Wie gesagt, alle tun Buße, sie kleiden sich in Sack und Asche – das ist ja sprichwörtlich.
Wie reagiert Gott auf diese Hoffnung? Steht Gott zu seinem Wort, dass der Prophet nach langem Hin und Her endlich losgeworden ist? „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört“ ist eine klare Aussage.
Gott sah ihre Taten, Vers 10: dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten, und Gott ließ das Unheil bereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte. Und er tat es nicht.
Da muss man sich die Augen reiben, man glaubt es kaum. Hat sich Gott tatsächlich anders überlegt?
Jonah hatte sich im Fisch tatsächlich anders überlegt, er hatte bereut und war jetzt wieder in der Spur. Aber bereut Gott? Gott seine Beschlüsse?
Ist Gott nicht unwandelbar? Wenn dem so wäre, wäre das sympathisch?
Hast du schon mal jemanden sagen hören: „Ich mag diesen Kerl, der ist sowas von unflexibel, der ändert nie seine Meinung, der ist so wunderbar stur!“?
Normalerweise nicht, oder? Eine gewisse Sturheit ist in bestimmten Situationen vielleicht nützlich. Wenn jemand beharrlich ist, wenn jemand zielstrebig ist, dann kann ihm das zum Beispiel im Berufsleben zugutekommen.
Aber man kann sich schwer vorstellen, dass eine an sich starrsinnige Person positiv wahrgenommen wird.
Genauso wenig gerne haben wir es, dass man uns das unterstellt – dass wir also wie ein Panzer stur, unflexibel und feedbackresistent sind.
Hast du Erfahrungen mit Menschen gemacht, die so sind? Die nie auf andere reagieren, die einfach stur ihr Ding durchziehen, unverrückbare Ansichten haben und meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben?
Das sind Leute, die man nicht unbedingt zum Abendessen einlädt.
Wenn Christen von Gott sprechen, dann stellen sie gerne seine Unveränderlichkeit heraus. In Lobpreisliedern wird vom allmächtigen und unveränderlichen Gott gesprochen.
Wer aber von unflexiblen Menschen schikaniert oder gedemütigt worden ist, könnte solche Predigten oder Lieder als Widerspruch wahrnehmen.
Ist Gott wirklich so unflexibel? Und ist Unflexibilität etwas Gutes?
Das Wort, das hier für „Bereuen“ oder „Geräuen“ steht, heißt im Hebräischen „Nacham“. Die Wurzel „Nacham“ hat mehrere Bedeutungen: Zum einen seine Meinung ändern und bereuen, aber auch sich erbarmen. Es wird sogar öfter übersetzt mit „sich trösten“ oder „trösten“.
Also hat dieses Wort eine gewisse Bedeutungsbreite. Bibelübersetzungen geben „Nacham“ unterschiedlich wieder.
Wieder hier in der Elberfelder Bibel, aus der ich vorhin vorgelesen habe, steht: „Er geräute sich seines Urteils.“ Aber „Reue“ steht ja oft im Zusammenhang mit Sünde. Jemand hat gesündigt, Fehlverhalten, und bereut es.
Gott ist ohne Sünde. Von daher kann man über diese Übersetzungsvariante streiten, ob es glücklich ist, an dieser Stelle zu sagen, er habe bereut.
Manche neuere Übersetzungen sagen hier, dass Gott von seiner vorherigen Sicht abgesehen hat oder dass Gott eingelenkt hat.
Man kann sagen, dass sich Gottes Charakter nicht ändert – die Aussage ist wahr: Gott ist unveränderlich, er ist ewig, er ist beständig in seinen Eigenschaften.
Aber seine Urteile können sich ändern.
Dort, wo ein Gericht Gottes bevorsteht, lenkt er ein, wenn Menschen Buße tun.
Das ist für Gott immer die Voraussetzung: Wenn Menschen umkehren von ihren Wegen, dann ist er bereit, sich über sie zu erbarmen und das vorher vielleicht schon angedrohte Gericht noch einmal auszusetzen.
Die Beziehung der Menschen zu Gott ändert sich, aber es gibt keine Veränderung bei Gott selbst.
Gott ist jedenfalls kein unbeweglicher Herrscher, der abseits von seiner Schöpfung steht und nach einer Art unfehlbarem und rein mechanischem Himmelsfahrplan handelt.
Der Bibel zufolge könnte man sagen: Gott ist zuverlässig flexibel, oder man könnte sagen, er ist konsequent veränderlich, oder er ist unwandelbar wandelbar – zumindest wenn es darum geht, busfertigen Sündern Gnade zu erweisen.
Und übrigens drohte er, die Niniviten zu bestrafen, nicht aber, Rache an ihnen zu üben.
Das müssen wir, glaube ich, auch unterscheiden. Das ist etwas ganz anderes.
Eine Strafe ist etwas anderes als Rache.
Strafe führt zum Heil und ist zum Vorteil des Bestraften.
Auch in der Kindererziehung muss hier und da Strafe sein.
Machen wir das, um Rache zu üben? Das ist doch Quatsch.
Wir wollen, dass unsere Kinder etwas lernen.
Strafe muss sein, sagt der Volksmund, und das ist auch richtig und biblisch.
Es geht um den Vorteil des Bestraften, die Besserung eines Widerstrebenden sozusagen.
Rache ist Vergeltung zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Also Strafe zum Vorteil dessen, der wiederhergestellt werden soll, aber Rache ist eher zum Vorteil dessen, der sich rächt.
Hatte Jesus Rachegedanken? Ganz bestimmt nicht, denn er lehrte ja, für die zu beten, die einen misshandeln.
Das würde ja Gottes Charakter auch gar nicht entsprechen.
Uns hat Jesus, der Herr Jesus Christus, die Strafe für unsere Vergehen abgenommen.
Er ist für uns gestorben, er ist für uns auferstanden.
Das Bild, das wir bei Jonah sehen: Er hat sein Leben in den Tod gegeben und ist wiedergekommen und brachte damit der Welt eine einzigartige Zeitenwende.
Tatsächlich ist das eine Zeitenwende, denn es gibt die Zeit vor Christus und die Zeit nach Christus, es gibt ein Leben mit Christus und ein Leben ohne Christus.
Um Christus dreht sich die ganze Weltgeschichte.
Und für uns Christen hoffe ich, dass wir es glaubhaft vermitteln – als solche, die sich damit identifizieren, die selbst aus dem Tod zum Leben gekommen sind und als solche von Gott bevollmächtigt sind, als Zeugnis in Wort und Leben andere einzuladen, diesem Herrn Jesus Christus zu vertrauen, sich von ihm erneuern zu lassen, von ihm beschenken zu lassen.
Das ist das beste Leben, das man verbringen kann.
Wir lesen weiter ab Vers 5: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört.
Da glaubten die Menschen in Ninive an Gott. Sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch – vom Größten bis zum Kleinsten.
Das Wort erreichte den König von Ninive. Er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub.
Auf Befehl des Königs und seiner Großen ließ er in Ninive ausrufen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts zu sich nehmen. Sie sollen weder weiden noch Wasser trinken.
Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bekleidet sein und mit aller Kraft zu Gott rufen. Sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.
Von dieser Gewalttat haben wir gestern gehört – dem Propheten Nahum zufolge. Welche Zustände, welche Grausamkeiten diese Stadt geprägt haben.
Jeder soll umkehren von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist.
Der König sagt: Wer weiß, vielleicht wendet sich Gott, lässt sich erbitten und kehrt um von der Glut seines Zornes, sodass wir nicht umkommen.
Der Fisch ist erleichtert, dass er Jona wieder los ist. Jona ist ebenfalls erleichtert, den Fisch los zu sein, denn im Bauch eines solchen Fisches ist natürlich ganz schön viel los – dort wird ja verdaut.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob Jona im Kehlkopf stecken geblieben ist oder vielleicht irgendwie in die Lunge geraten war und dort Luft bekam. Oder ob er sich im Magen zum Übergang zum Dreifingerdarm befand. Vielleicht bewegte er sich auch in dieser „Dreizimmerwohnung“ hin und her. Es könnte auch sein, dass er von einem Bereich zum anderen irgendwie flutschen konnte.
Versuchen wir also nicht, die Wunder Gottes zu erklären. Was mich vielmehr interessiert, ist etwas anderes: Warum haben die Niniviten Jona so schnell geglaubt? Das wird ja in einem Satz abgehandelt: Er predigte, und sie taten Buße, sie kehrten um.
Und dann kam auch noch vom König höchster Instanz der Befehl: „Kleidet euch in Sack und Asche“ und so weiter. Warum ging das so spontan?
Ich erlebe das oft anders. Jemand erfährt von mir von Jesus, und man nimmt es mir nicht ab. Andere folgen einer Einladung gar nicht, wenn ich eine Veranstaltung mache, bei der das Evangelium weitergegeben wird. In Gesprächen weichen sie aus und haben ihre Ausreden, warum das alles nicht sein kann und so weiter. Ich erlebe das oft anders.
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Geht es euch ähnlich? Was glaubt ihr, warum die Niniviten so schnell umgekehrt sind? Eigentlich haben wir hier wieder ein Wunder. Wir haben vorhin schon gesagt, dass Gott seine Finger im Spiel hat – beim Wind, beim Fisch und so weiter. Und hier sehe ich das auch sehr deutlich. Das ist meine Überzeugung.
Es war weit weg, ja. Würde ich gar nicht mal so sagen. Das ist ja sehr interessant. Wir befinden uns ja an der Küste des Mittelmeers. Das heißt, wir sind direkt an der Küste.
Dort waren Menschen. Vielleicht stellen wir uns das einsam vor, aber natürlich hält man sich gerne am Meer auf, wenn man dort in der Nähe wohnt. Es ist also nicht auszuschließen, dass irgendjemand diese ganze Szene beobachtet hat.
Natürlich war es weit, weit weg, Ninive am Tigris, ja. Hier in Jaffo ist er ins Schiff gegangen. Das sind viele, viele hundert Kilometer gewesen. Aber es gab damals schon ein Nachrichtensystem.
Schon im 14. Jahrhundert vor Christus wurden von Ägypten aus Boten losgeschickt. In Keilschrift auf Täfelchen hatten sie Nachrichten vom Pharao dabei. Diese Nachrichten gingen nach Karthago, nach Äthiopien oder sogar nach Indien.
Es gab regelrechte Rekorde von Läufern und Booten. Diese mussten übrigens vorher ihr Testament machen, weil es ein gefährlicher Beruf war, Briefbote zu sein. So verbreiteten sie Nachrichten in kürzester Zeit.
Stellen wir uns vor, jemand hat gesehen, dass einer aus dem Maul eines Fisches ausgespien wurde. Das ist ja eine Nachricht wert, oder? So etwas passiert nicht alltäglich. Natürlich wurden nicht irgendwelche Lappalien auf diesen Wegen verbreitet.
Aber wenn Ninive, und wir sind jetzt etwa 750 vor Christus, damals schon existierte – im 4. Jahrhundert vor Christus war das System wahrscheinlich noch ausgefeilter – dürfen wir uns die Leute nicht als völlig hinterwäldlerisch oder dumm vorstellen. Sie hatten in gewissen Bereichen große Fortschritte gemacht.
Ninive war architektonisch beeindruckend. Dort gab es Paläste, Prunk und Reichtum. Ich kann mir vorstellen, dass man dort großen Wert auf Informationen legte.
Stellen wir uns also vor, dass sich diese Sensation – jemand, der aus dem Maul eines Fisches gekommen ist – tatsächlich relativ schnell verbreitet hat. Vielleicht ist Jona sogar schon vorab nach Ninive geeilt.
Das könnte eine Erklärung dafür sein, wie die Stadt ihn empfängt.
Vielleicht ist Jonah durch die Verdauungssäfte ein wenig gebleicht und etwas schrumpelig geworden. Nach drei Tagen im Bauch eines Fisches sieht er möglicherweise so sonderbar aus, dass niemand bezweifeln kann, wer er ist – dass er derjenige sein muss, von dem wir gehört haben.
Natürlich spekulieren wir hier ein wenig. Ich weiß nicht, ob es wirklich so war, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass jenes menschliche Stück Strandgut für die Bewohner von Ninive ein Zeichen ist. Jesus spricht ja vom Zeichen des Jonah. Er sagt, diesem Geschlecht werde kein Beweis oder Zeichen gegeben außer dem Zeichen Jonas. Das bezieht sich möglicherweise auf sein Aussehen. Es war etwas, das man sehen konnte.
Ein Zeichen ist ja etwas, das man wahrnimmt und das auf etwas hinweist. Vielleicht bezieht es sich auf den etwas entstellten oder sonderbar aussehenden Propheten. Was ich sagen will: Botschaft und Zeichen sind zweierlei. Das Zeichen ist immer ein Beweis dafür, dass die Botschaft glaubwürdig ist.
Im Neuen Testament waren das die Wunder der Apostel. Im Hebräerbrief Kapitel 2 heißt es, dass Gott die Botschaft von der Rettung durch Zeichen und Wunder bestätigt hat. Für die Juden war es von großer Bedeutung, dass jemand, der von Gott kam und sprach – sei es ein Prophet oder der Messias – sich durch Zeichen und Wunder auszeichnen konnte. Darum hat Jesus unter anderem so viele Wunder getan. Das verlieh auch den Aposteln Glaubwürdigkeit.
Ich würde sagen, Jonah vollbringt keine Wunder wie die Apostel als Autorisierung dessen, was er sagt. Stattdessen ist er selbst das Zeichen – um der Glaubwürdigkeit willen. Er selbst ist das Zeichen. Das scheint mir der entscheidende Punkt zu sein, auch was meine und eure Glaubwürdigkeit betrifft.
Wenn man uns nicht glaubt, erleben wir das leider allzu oft. Wenn Menschen nicht von ihren Wegen umkehren und Gott nicht ehren, liegt das womöglich nicht nur an den sogenannten verschlossenen Leuten um uns herum. Das ist sicher ein Faktor, aber nicht der einzige. Es liegt auch daran, dass man uns das Wunder des neuen Lebens nicht ansieht und nicht abnimmt.
Hier war jemand neugeboren, wenn wir bei diesem Bild bleiben wollen. Das hat man wahrgenommen. Es hat die Leute erstaunt, fast schon entsetzt und ehrfürchtig gemacht. Wenn wir so auftreten, merkt man, dass etwas Neues bei uns ist, dass wir neu gemacht sind und von Gott wirklich verändert, autorisiert und bevollmächtigt wurden.
Oder unterscheiden wir uns oft gar nicht so sehr von anderen? Dann sagen die Leute: Warum soll ich mich bekehren? Der lebt so, und ich lebe so. Der hat eine Bibel, und ich lese halt andere Bücher.
Das Zeichen, der Beweis, ist die Auferstehung des Propheten aus dem nassen Grab. Die Leute in Ninive sehen das Zeichen Jonas und nehmen ernst, was er sagt. Für sie ist ein Toter auferstanden. So wird die Botschaft vom Zorn Gottes zu einer Botschaft, auf die sie nicht wütend reagieren, auf die sie nicht amüsiert reagieren, sondern zu einer Botschaft, die wirklich ihre Herzen trifft.
Wie kommt dir jemand vor, wenn er predigt: „Ihr müsst euch ändern“? Ob das nun von der Kanzel kommt oder anderswo – „Ihr müsst euch ändern“.
Ich finde, wenn jemand, der so redet, mit seinem Leben bestätigt, was er sagt, also wenn Wort und Leben übereinstimmen, dann ist das überzeugend. Dann möchte ich ihn auch ernst nehmen. So kommt zur Botschaft ein Zeichen hinzu: Wir sind anders, wir sind als Kinder Gottes erkennbar.
Ich hatte jahrelang mein Büro bei der christlichen Verlagsgesellschaft in Dillenburg. Einmal, als ich in meinem Büro saß, hörte ich draußen im Flur, wie zwei Kollegen mit großem Respekt von Professor Hans-Joachim Eckstein sprachen. Er hatte gerade einige Vorträge in der Konferenzhalle in Herborn gehalten.
Was diesen Mann Gottes, würde ich sagen, auszeichnet, ist neben seinen exzellenten Vorträgen auch sein Wesen. „Der Mann liebt Menschen“, sagte Anja, eine Kollegin draußen auf dem Flur. „Der Mann liebt Menschen.“ Das ist auch meine Erfahrung. Ich hatte zwei, drei Begegnungen mit Hans-Joachim Eckstein. Ein so zugänglicher, so gütiger Mensch, der auf der einen Seite mit großer Autorität predigt, und dessen Wesen dazu passt.
Wahrscheinlich fallen dir auch andere Leute ein, auf die das zutrifft: Wenn jemand mit Jesus wirklich gestorben ist, das alte Leben sozusagen gestorben ist und mit Jesus auferweckt wurde, dann ist dieser neugeborene Mensch ein menschenliebender Mensch – so wie Christus ein menschenliebender Heiland ist.
Das wird übrigens mit der Taufe ausgedrückt, dass wir mit Christus gestorben sind und mit Christus neues Leben führen. Da erinnert ihr euch auch ein bisschen an Jona, der im Wasser war.
Römer 6 ist das Kapitel in der Bibel, das am ausführlichsten über die Taufe berichtet. Dort wird erklärt: Das Alte muss sterben, und dann kann etwas Neues in Erscheinung treten.
Ein Zeichen weist auf etwas hin. Die Zeichen der Bibel verweisen immer auf den Herrn und Heiland Jesus Christus.
Denn nochmals Römer 12, Vers 40: „Denn wie Jonah drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“ Ein Zeichen in der Bibel weist also immer auf Jesus hin.
Selbst eine so alte Geschichte, die 750 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis stattfand, auf das Bezug genommen wird, zeigt einen Schatten dieser neutestamentlichen Auferstehung von Jesus im Alten Testament. Zeichen weisen auf Jesus hin.
Jonas Erlebnis ist über sein persönliches Zeugnis hinaus bedeutend. Er hat diese Auferstehung im eigenen Leib in die Öffentlichkeit getragen. Damit ist es auch eine gelebte Prophezeiung.
Jonas Zeichen ist eine gelebte Prophezeiung für das, was mit dem Sohn Gottes geschehen sollte. Erkennt ihr die Parallelen?
Jonah sank in den Tod, genauso wie Jesus. Jonah blieb für drei Tage in der Gewalt des Todes, ebenso wie Jesus. Jonah kehrte nach drei Tagen zurück zu den Lebenden, genauso wie Jesus.
Jonah ist ein Zeichen für die Bewohner Ninives. Ebenso ist Christus ein Zeichen für sein Volk und für alle Generationen. Er ist der aus den Toten Auferweckte, der Erstling der Entschlafenen, wie Paulus das in 1. Korinther 15 beschreibt. Er ist derjenige, der die Tür zum Leben aufgeschlossen hat.
Er ist vorangegangen. Er ist der Erste, der auferstanden ist – der Erstling, der Prototyp. Und weil er lebt, dürfen auch wir leben. Die Geschichte setzt sich fort.
Wie reagieren die Bürger Ninives? In Vers 5 haben wir gelesen, dass sie an Gott glauben. Das bedeutet, dass sie Gott beim Wort nehmen. Sie hören die Botschaft, sind davon betroffen und widersprechen nicht. Stephanus im Neuen Testament sagt, dass die Menschen allezeit dem Heiligen Geist widerstreben. Das tun die Niniviten nicht. Sie widerstreben nicht, sondern lassen es einfach zu.
Sie hören sich die Warnung an und sagen: „Wenn er Recht hat, dann wird es jetzt brenzlig – noch vierzig Tage.“ Sie akzeptieren also, dass Gott berechtigterweise zornig über sie ist und dass er nicht blufft, wenn er ankündigt, diese Stadt zu zerstören.
Das Zweite, das wir am Ende von Vers 5 sehen, ist, dass sie fasten und Säcke anziehen – Menschen und Vieh. Der König ruft zum Bußritual auf, und alle sollen zu Gott schreien. Man kann sich vorstellen, was für ein Krach das in dieser großen Stadt gewesen sein muss, dem einst größenwahnsinnigen Ninive. Wie gut täte dieser Urschrei der Buße auch unserer Zeit!
Das Dritte ist, dass sie eine Hoffnung zum Ausdruck bringen. Im Dekret des Königs heißt es: „Wer weiß, vielleicht lässt Gott sich erweichen und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, sodass wir nicht verderben.“ Ihre Hoffnung besteht darin, dass sie, wenn sie von ihrem gottlosen Weg umkehren, vielleicht verhindern können, dass die Pfeile abgeschossen werden, die bereits in der Bogensehne liegen.
Warum glauben Sie das? Warum ist es eine berechtigte Hoffnung, die Sie hier zum Ausdruck bringen?
Noch 40 Tage, und Ninive ist zerstört – so lautet das Urteil. Es scheint zwar, als sei ihre Lage aussichtslos. Aber vielleicht gründet sich die Hoffnung, die Sie hier äußern, darauf, dass Gott eine Frist von 40 Tagen einräumt.
Gott hätte ja den Propheten schicken können, ohne auf diese Frist zu achten. Er hätte auch sofort Feuer vom Himmel regnen lassen können, und das Gericht wäre unmittelbar über die Stadt hereingebrochen. Das wäre ein gerechtes Urteil gewesen, denn es handelte sich um Männer, die Blut an den Händen hatten. Diese Stadt war durch und durch verdorben.
Doch Gott sagt: „Ihr habt noch 40 Tage.“ In diesen 40 Tagen kann ein Urteil revidiert werden. Es ist eine Warnung, die Jona hier ausspricht. Und eine Warnung lässt immer die Möglichkeit offen, davonzukommen – auch wenn diese Möglichkeit noch so gering ist.
Wir haben einmal Freunde in der Nähe von Wetzlar besucht: Jochen und Manuela, die fünf Kinder haben. Nach dem Abendessen war langsam die Zeit gekommen, dass die Kinder nach oben gehen und sich für die Nacht fertig machen sollten. Natürlich wollten sie das nicht sofort, wenn Besuch da ist. Sie versuchten, sich noch ein bisschen herauszureden.
Dann sagte Jochen: „Ich zähle jetzt bis drei.“ Eins, zwei – so schnell hat man noch nie gesehen, wie Kinder die Treppe hinauflaufen. Auf einmal waren sie verschwunden.
Drohungen haben normalerweise gute Absichten. Warum hat Gott Ninive mit Zerstörung gedroht? Um sie zur Umkehr zu bewegen und sie aus einer wirklich katastrophalen Lage zu retten. Gott will nicht, dass der Gottlose stirbt, sondern dass er umkehrt und lebt. So hat es auch der Prophet Hesekiel gesagt.
Warum schreit ein Vater oder eine Mutter ein kleines Kind an, das unbedarft dabei ist, auf eine belebte Straße zu laufen? Macht er das, um Lärm zu machen oder sich wichtig zu tun? Natürlich nicht. Es ist Liebe, die alles tut, um das Kind vor einem Unfall zu bewahren. Der Schrei ist der Situation angemessen.
„Mathilda, wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht ohne zu gucken über die Straße gehen sollst!“ Würdet ihr in so einer Situation sagen: „Na, na, na, hast wieder nicht geguckt“? Kann man Gott vorwerfen, dass er mit großer Gewalt auch eine gewaltige Drohung ausspricht?
Und wie reagiert Jahwe auf die Umkehr der Niniviten? Wie gesagt, alle tun Buße. Sie kleiden sich in Sack und Asche – das ist ja sprichwörtlich. Wie reagiert Gott auf diese zum Ausdruck gebrachte Hoffnung?
Steht Gott zu seinem Wort, das der Prophet nach langem Hin und Her endlich verkündet hat? "Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört" – das ist eine klare Aussage. Gott sah ihre Taten (Vers 10), dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten. Daraufhin ließ Gott das Unheil, das er ihnen zu tun angesagt hatte, bereuen. Er tat es nicht.
Da muss man sich ja die Augen reiben, man glaubt es kaum. Hat sich Gott tatsächlich anders überlegt? Jonah, ja, der hatte sich im Fisch tatsächlich anders überlegt. Er hatte bereut und war jetzt wieder auf dem richtigen Weg. Aber bereut Gott seine Beschlüsse?
Ist Gott nicht unwandelbar? Wenn dem so wäre, wäre das sympathisch?
Hast du schon einmal jemanden sagen hören: „Ich mag diesen Kerl, der ist so unflexibel, der ändert nie seine Meinung, der ist so wunderbar stur“? Normalerweise wohl nicht, oder?
Eine gewisse Sturheit kann in bestimmten Situationen nützlich sein. Wenn jemand beharrlich und zielstrebig ist, kann ihm das zum Beispiel im Berufsleben zugutekommen. Dennoch fällt es schwer, sich vorzustellen, dass eine grundsätzlich starrsinnige Person positiv wahrgenommen wird. Genauso wenig mögen wir es, wenn man uns unterstellt, wir seien wie ein Panzer – stur, unflexibel und feedbackresistent.
Hast du Erfahrungen mit Menschen gemacht, die so sind? Die nie auf andere reagieren, einfach stur ihr Ding durchziehen, unverrückbare Ansichten haben und meinen, die Wahrheit gepachtet zu haben? Das sind Leute, die man nicht unbedingt zum Abendessen einlädt.
Wenn Christen von Gott sprechen, dann betonen sie gerne seine Unveränderlichkeit. In Lobpreisliedern wird vom allmächtigen und unveränderlichen Gott gesprochen. Wer aber von unflexiblen Menschen schikaniert oder gedemütigt wurde, könnte solche Predigten oder Lieder als Widerspruch empfinden. Ist Gott wirklich so unflexibel? Und ist Unflexibilität überhaupt etwas Gutes?
Das Wort, das hier für „geräuen“ steht, heißt im Hebräischen „Nacham“. Die Wurzel „Nacham“ hat mehrere Bedeutungen: Zum einen „seine Meinung ändern“ und „bereuen“, aber auch „sich erbarmen“. Es wird sogar öfter mit „sich trösten“ übersetzt. Dieses Wort „Nacham“ hat also eine gewisse Bedeutungsbreite.
Bibelübersetzungen geben „Nacham“ unterschiedlich wieder. In der Elberfelder Bibel, aus der ich vorhin vorgelesen habe, steht: „Er geräute sich seines Urteils.“ Doch Reue steht oft im Zusammenhang mit Sünde. Jemand hat gesündigt oder Fehlverhalten gezeigt und bereut es. Gott aber ist ohne Sünde. Deshalb kann man darüber streiten, ob es an dieser Stelle glücklich ist, „bereuen“ zu übersetzen.
Manche anderen, auch neueren Übersetzungen sagen hier, dass Gott von seiner vorherigen Sicht abgesehen hat oder dass Gott eingelenkt hat. Man kann sagen: Gottes Charakter ändert sich nicht, seine Urteile dagegen schon.
Gott verändert sich natürlich nicht. Die Aussage ist wahr: Gott ist unveränderlich, er ist ewig und beständig in seinen Eigenschaften. Aber seine Urteile können sich ändern. Dort, wo ein Gericht Gottes bevorsteht, lenkt er ein, wenn Menschen Buße tun. Für Gott ist das immer die Voraussetzung.
Wenn Menschen von ihren Wegen umkehren, ist er bereit, sich über sie zu erbarmen und das zuvor vielleicht angedrohte Gericht auszusetzen. Die Beziehung der Menschen zu Gott ändert sich, aber Gott selbst bleibt unverändert.
Gott ist jedenfalls kein unbeweglicher Herrscher, der abseits von seiner Schöpfung steht und nach einem unfehlbaren, rein mechanischen Himmelsfahrplan handelt. Der Bibel zufolge könnte man sagen: Gott ist zuverlässig flexibel. Oder man könnte sagen, er ist konsequent veränderlich – beziehungsweise unwandelbar wandelbar, zumindest wenn es darum geht, busfertigen Sündern Gnade zu erweisen.
Und übrigens drohte Gott den Niniviten mit Strafe, nicht aber mit Rache. Das müssen wir, glaube ich, auch unterscheiden. Strafe und Rache sind zwei verschiedene Dinge.
Strafe führt zum Heil und ist zum Vorteil des Bestraften. Auch in der Kindererziehung muss hier und da Strafe sein. Machen wir das, um Rache zu üben? Das ist doch Quatsch. Vielmehr wollen wir, dass unsere Kinder etwas lernen.
Strafe muss sein, sagt der Volksmund, und das ist auch richtig – sowohl allgemein als auch biblisch. Dabei geht es um den Vorteil des Bestraften, um die Besserung eines Widerstrebenden sozusagen.
Rache hingegen ist Vergeltung zum Vorteil dessen, der sich rächt. Strafe ist also zum Vorteil dessen, der wiederhergestellt werden soll, während Rache eher dem Vorteil dessen dient, der sich rächt.
Hatte Jesus Rachegedanken? Ganz bestimmt nicht, denn er lehrte ja, für die zu beten, die einen misshandeln. Das würde auch Gottes Charakter nicht entsprechen.
Uns hat Jesus, der Herr Jesus Christus, die Strafe für unsere Vergehen abgenommen. Er ist für uns gestorben und für uns auferstanden.
Das Bild, das wir bei Jona sehen, zeigt, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und wiedergekommen ist. Damit brachte er der Welt eine einzigartige Zeitenwende. Tatsächlich ist das eine Zeitenwende, denn es gibt die Zeit vor Christus und die Zeit nach Christus. Es gibt ein Leben mit Christus und ein Leben ohne Christus.
Um Christus dreht sich die ganze Weltgeschichte. Für uns Christen hoffe ich, dass wir es glaubhaft vermitteln können – als solche, die sich damit identifizieren, die selbst aus dem Tod zum Leben gekommen sind. Als solche sind wir von Gott bevollmächtigt, als Zeugnis in Wort und Leben andere einzuladen, diesem Herrn Jesus Christus zu vertrauen, sich von ihm erneuern zu lassen und von ihm beschenken zu lassen.
Das ist das beste Leben, das man verbringen kann.