Einführung in die Offenbarung und ihre Bedeutung für heute
Dank sei dir, Herr Raphael Belzig! Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen soll. Er hat sie durch seinen Engel gesandt und seinem Knecht Johannes kundgetan. Johannes bezeugte das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesus Christus über alles, was er gesehen hat.
Selig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.
Ich hoffe, ich habe eure Aufmerksamkeit. Manche würden sich wahrscheinlich über diese Predigtserie freuen. Winfried hat es vorhin so schön gesagt: Endlich mal etwas über die Offenbarung. Andere sind vielleicht enttäuscht, dass wir uns nun für den Rest des Jahres, mit der einzigen Ausnahme des Heiligabends, mit diesem doch irgendwie seltsamen Buch beschäftigen.
Für viele ist die Offenbarung ein Buch mit sieben Siegeln – und das ist sie übrigens auch. Aber Gott sagt: „Unglücklich ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung nicht und behalten, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nah.“
In der Offenbarung geht es also um etwas, das nicht weit entfernt ist. Nein, es ist nah. Es liegt zwar noch in der Zukunft, aber es ist nah.
Es kann spannend sein, sich mit der Zukunft zu beschäftigen, mit dem, was kommen wird. Aber wir leben im Hier und Jetzt. Müssen wir also erst die Gegenwart hinter uns lassen, um Gott endlich wirklich zu erleben? Haben die Kritiker und Agnostiker recht, wenn sie behaupten, dass es, falls es überhaupt einen Gott gibt, dieser sich offensichtlich nicht um uns kümmert? Dass er, wenn überhaupt da, dann doch weit weg ist?
Ich meine, die Zeit mag nah sein – was auch immer diese Aussage von vor zweitausend Jahren bedeuten mag – aber Gott scheint doch manchmal ganz schön weit weg zu sein, oder? Was denkst du?
Lassen wir mal alle frommen Floskeln beiseite: Wie gegenwärtig ist Jesus wirklich in deinem Leben?
Die ersten drei Kapitel der Offenbarung zeigen uns, dass Jesus nicht weit weg ist. Ganz im Gegenteil: Er ist mitten unter uns.
Es ist mein Gebet, dass wir ihn heute wieder ganz neu als den herrlichen, aber auch gefährlichen und vor allem den gegenwärtigen Herrn erkennen. Und das sage ich nicht nur so, das bete ich tatsächlich.
Wir neigen uns: Himmlischer Vater, danke, danke, dass du dich in Jesus Christus in diese Welt hineingegeben hast. Danke, dass du in Jesus Christus und durch deinen Geist nicht der Gott bist, der ganz weit weg ist, sondern dass du mitten unter uns bist. Du bist bei uns alle Tage.
Herr, hilf uns, das heute wieder ganz neu zu erkennen. Stell dich uns vor Augen – vor die Augen des Herzens zumindest – als den herrlichen Gott. Aber hilf uns auch zu erkennen, dass du ein gefährlicher Gott bist. Hilf uns zu wissen, dass du mitten bei uns bist.
So gebrauche diese Predigt. Hilf mir, ganz bewusst vor dir zu predigen, im Wissen, dass du mein erster Zuhörer bist. Und gib uns allen die Bereitschaft, dein Wort an uns heranzulassen und uns durch dein Wort verändern zu lassen.
Tu das zu deiner eigenen Verherrlichung und zu unserem Besten! Amen!
Die drei zentralen Aspekte der Predigt
Die Predigt wird drei ganz einfache Punkte haben. Sie haben es eben schon angedeutet gehört: Jesus ist herrlich. Das wird mein erster Punkt sein. Wir wollen einfach auf Jesus schauen und sehen, wie er uns in Offenbarung 1 bis 3 als ein herrlicher Herr vorgestellt wird.
Dann wollen wir aber auch sehen, dass die Bibel uns in diesen Kapiteln zeigt, dass unser Herr zumindest für einige ein gefährlicher Gott ist.
Zum Schluss wollen wir uns ganz bewusst vor Augen führen, dass er der Gegenwärtige ist.
Das sind die drei Punkte dieser Predigt. Ich hoffe wirklich, dass dieses Schauen auf den Herrn uns neu begeistert, uns in Ehrfurcht versetzt und uns ermutigt, unser Leben wirklich hingegeben für ihn zu leben.
Der herrliche Herr: Lobpreis und Ermutigung
Schauen wir zuerst auf den herrlichen Herrn. Zu Beginn sehen wir, dass die ersten drei Verse, die wir gerade gehört haben, eine wichtige Botschaft enthalten. Jesus empfängt etwas, das Johannes weitergibt, und wir bekommen so einen ersten Einblick in diese bedeutende Botschaft. Wer sie hört und sieht, wird selig sein.
Dann folgt ein Gruß an die Christen in der Provinz Asien, an die dieser Brief ursprünglich vom Apostel Johannes geschrieben wurde. Er wünscht ihnen Gnade und Frieden. Diesen Frieden brauchen die Menschen damals dringend, denn sie leben in Bedrängnis.
Johannes zeigt, wo dieser Frieden herkommt, nämlich vom dreieinigen Gott. Wer die Bibel aufschlägt – ich werde nicht alle Verse hier an die Wand werfen, der ist es noch nicht – findet in Vers 4 und 5a eine Beschreibung des dreieinigen Gottes. Zum einen wird er als der ewige Vater beschrieben, der da ist, der da war und der da kommt. Dann wird der Heilige Geist dargestellt, hier als Siebengeister, was die Vollkommenheit des Geistes Gottes zeigt. Schließlich nennt Johannes den Herrn Jesus Christus und bezeichnet ihn als den treuen Zeugen, den Erstgeborenen von den Toten und den Herrn über die Könige auf Erden.
Allein das ist tröstlich und ermutigend, besonders für Christen, die unter ihren bösen Herrschern leiden. Zu wissen, dass es einen Herrn gibt, der lebt, den Tod überwunden hat und König über diese Könige ist – das gibt Kraft. Diese erste Erkenntnis versetzt den Apostel Johannes in einen Lobpreis.
Er war drei Jahre mit Jesus unterwegs – das sollten wir uns vielleicht klar machen, bevor wir die Worte genauer betrachten. Er hat Jesus durch die Gegend begleitet und ihn im Alltag erlebt. Und dennoch erkennt er ihn als einen herrlichen Herrn.
Wir haben gerade diesen Lobpreis gesungen, der hier auch an der Zimmerwand zu lesen ist: „Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unseren Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater. Ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!“
Ich hoffe, dass du tief in deinem Herzen genauso in diesen Lobpreis einstimmst, wie du es gerade mit deinen Lippen getan hast, als wir das gesungen haben. Ich hoffe, du weißt, dass du von Jesus wirklich geliebt bist. Ich hoffe, du weißt, dass Jesus alle, die ihn als ihren Herrn anerkennen, durch sein kostbares Blut von ihren Sünden befreit hat.
Ich hoffe, du weißt, dass du zu denen gehörst, die durch Jesus priesterlichen Zugang zu Gott haben und eines Tages mit ihm als Könige herrschen werden. Wenn du das noch nicht aus vollem Herzen sagen kannst, dann gibt es für dich nichts Wichtigeres, als das für dich zu klären.
Ich bete, dass du Jesus erkennst – nicht nur als einen abstrakten herrlichen Herrn, sondern als den herrlichen Herrn über dein Leben. Dass du dich ihm zuwendest und ihn nicht nur irgendwie deinen Herrn nennst, sondern dein Leben wirklich danach ordnest, was er dir durch sein Wort sagt.
Ich wünsche dir, dass du erlebst, wie befreiend es ist, unter der Herrschaft dieses Herrn zu leben: befreit von all deinen Sünden, erlöst und wahrhaft angenommen. Geliebt von ihm.
Denn ich glaube, jeder, der das wirklich erkennt, kann sagen: „Ihm allein sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit, für alle Zeit.“
Die Vision des herrlichen Herrn und ihre Symbolik
Offenbarung 1 zeigt uns, dass Jesus Christus herrlich ist. Was Johannes hier in Form eines Lobpreises verkündet, werden eines Tages alle Menschen sehen. Denn unser König kommt. Das sehen wir dann im nächsten Vers, in Vers 7, der aus irgendeinem Grund jetzt nicht vorgelesen wird. Sie können ihn aber in Ihren Bibeln nachlesen. Dort heißt es nämlich: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen.“
Ab Vers 9 bekommt Johannes eine besondere Vorschau. Er darf bereits das sehen, was wir noch nicht mit unseren Augen sehen können. Er erhält eine Vision und sieht den herrlichen Herrn. Dabei wird zu Beginn, in den Versen neun bis elf, erst einmal der Rahmen beschrieben. Wir erfahren, dass Johannes kein leichtes Leben hat. Er befindet sich in Bedrängnis, ist Gefangener auf der Insel Patmos und schreibt an andere Christen, die ebenfalls Bedrängnis erleben – Trübsal, Schwierigkeiten und Widerstand.
Konkret richtet er sich an sieben Gemeinden in der heutigen Türkei. Genau in dieser Situation – vielleicht fühlst du dich heute auch so bedrängt um deines Glaubens willen, vielleicht leidest du – genau in diese Lage hinein darf Johannes Jesus sehen. Zuerst hört er ihn, eine mächtige Stimme, und dann bekommt er ihn zu sehen.
Ab Vers 12 lesen wir, wie er ihn sieht: „Ich wandte mich um, um zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter. Und mitten unter den Leuchtern war einer, der einem Menschen gleich war, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar waren weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen. Seine Füße waren wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen. Er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Mund ging ein scharfes zweischneidiges Schwert. Sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht.“
Wow! Hast du das schon einmal gesehen? Das ist natürlich ganz symbolische Sprache. Sie beschreibt uns weniger, wie der auferstandene Herr Jesus tatsächlich aussieht. Wir müssen jetzt nicht durch die Gegend gehen und versuchen, ihn zu finden. Wenn wir hier lesen, dass die Gemeinden Leuchter sind, müssen wir keine Sorge haben, dass wir uns physisch in Leuchter verwandeln werden. Und wir müssen auch nicht unbedingt damit rechnen, dass aus Jesu Mund tatsächlich ein Schwert herauskommt. Sonst hätten die Frauen, die ersten Zeugen am Grab, den Auferstandenen nicht mit dem Gärtner verwechselt – ein Gärtner mit einem Schwert im Mund wäre wohl kaum ungefährlich.
Das ist symbolische Sprache, eine bildhafte Sprache, die uns vor Augen führen möchte, was wir mit den normalen Augen nicht sehen können. Das werden wir übrigens in der Offenbarung immer wieder finden: eine bildhafte Sprache, die uns einen Einblick gibt in etwas, das in unseren Augen verborgen ist, aber dennoch eine Realität beschreibt.
Wir sehen den mächtigen Herrn, den Allmächtigen. Wir sehen den herrlichen Herrn – nicht mit unseren Augen, sondern mit den Augen des Herzens. So funktionieren Visionen. Ich wünsche uns allen, dass wir unsere Bibel immer mehr so lesen: nicht nur denken „Das klingt ja irgendwie seltsam“, sondern uns hineinnehmen lassen in das, was uns hier eigentlich vor Augen geführt wird – die Herrlichkeit Gottes.
So werden wir mehr und mehr beim Lesen der Bibel in unseren Herzen berührt und erkennen, dass hier ein herrlicher Gott ist, der sich uns offenbart und zu uns spricht. Johannes bekommt diesen Blick auf eine unsichtbare Realität, die doch viel realer ist als vieles, was uns vor Augen liegt und oft nur Blendwerk ist.
Christen tun gut daran, manchmal die Augen zuzumachen und zu hören. Denn durch die Ohren kommt die wahrhafte Erkenntnis. So kommt der Glaube durch das Wort.
Die Ehrfurcht vor dem herrlichen, aber auch gefährlichen Herrn
Im Vers 17 sehen wir, wie Johannes reagiert. Voller Anbetung und Ehrfurcht geht er zu Boden. Ich hoffe, dass wir ebenfalls erkennen, dass dieser Herr es wert ist, angebetet zu werden. Er verdient unser Leben als einen Akt der Anbetung.
Jesus ist herrlich, aber er ist nicht nur herrlich, sondern auch gefährlich. Das zeigt sich im gleichen Vers. Johannes fürchtet sich vor dem Herrn – wohlgemerkt vor dem Herrn, an dessen Brust er sich noch einige Jahrzehnte zuvor angelehnt hatte, der sein guter Freund war, bei dem er sich geborgen fühlte und dessen Nähe er suchte. Hier fällt er vor ihm nieder, wie es heißt, wie tot.
Doch Jesus spricht zu Johannes und macht ihm Mut. Er legt seine rechte Hand auf ihn und sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte.“ Und dennoch ist Jesus gefährlich. Schon in Vers 7, wo beschrieben wird, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird – für alle sichtbar –, klingt mit, dass dies nicht von allen begeistert aufgenommen wird. „Es werden Wehklagen sein um seinen Willen“, heißt es hier, „alle Geschlechter der Erde.“ Manche werden in Panik verfallen, wenn er wiederkommt.
Das bedeutet: Was Jesus einerseits so herrlich macht, macht ihn andererseits auch gefährlich. Er ist kein Kuschel-Jesus, sondern der allmächtige Herr mit Augen wie Feuerflammen und einem Mund, aus dem ein zweischneidiges Schwert kommt.
Wir sehen in den Sendschreiben, die dann folgen, immer wieder den herrlichen Jesus und den gefährlichen Jesus. Wir hören Worte, die, wenn wir sie so lesen, bedrohlich klingen können.
Warnungen und Ermahnungen in den Sendschreiben
Ich möchte uns einige Passagen aus den Sendschreiben vorlesen. Mal schauen, ob wir sie gemeinsam mitlesen können. Genau hier beginnt es: Das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus.
Dort schreibt Jesus durch Johannes an die Gemeinde: „Aber ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wenn du nicht Buße tust.“
Im nächsten Schreiben, an die Gemeinde in Pergamum, finden wir eine weitere ernste Ermahnung. Leider sehen wir das jetzt nicht, ich mache es einfach mal aus, da es nur irritiert. Kapitel 2, Verse 15 und 16. Vielleicht macht es mehr Sinn, in den Bibeln, die in den Stühlen liegen, mitzulesen oder mir einfach zuzuhören.
Dort klagt Jesus die Gemeinde in Pergamum an, weil sie Irrlehrer tolerieren. Er sagt: „So hast du auch Leute, die sich in gleicher Weise an die Lehre der Nikolaiten halten. Tue Buße! Wenn aber nicht, so werde ich bald über dich kommen und gegen sie streiten mit dem Schwert meines Mundes.“
Der Gemeinde in Thyatira beschreibt Jesus sein Urteil über die falschen Propheten, insbesondere über die falsche Prophetin Isabel. In Kapitel 2, Vers 21 heißt es: „Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei. Siehe, ich werfe sie aufs Bett und die mit ihr die Ehe gebrochen haben, in große Trübsal. Und wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken und ihre Kinder sich nicht bekehren von ihren Werken, will ich sie mit dem Tode schlagen.“
Der Gemeinde in Sardes schreibt Jesus in Kapitel 3, Vers 3: „So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und halte es fest und tue Buße! Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.“
Der Gemeinde in Laodizea schreibt er in Kapitel 3, Vers 16: „Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund.“
Das ist keine Sonntagsrede, das ist kein Kuscheljesus. Diese Worte lese ich nicht, um uns die gute Laune zu verderben. Nein, ganz im Gegenteil: „Selig ist, selig ist“ – erinnert euch an Vers 3 – „selig ist, wer diese Worte hört“, denn es ist ein Segen, wenn wir diese Warnungen hören und sie ernst nehmen. Das wird uns dienlich sein.
Uns sollte aber klar sein: Jesus ist nicht nur herrlich, er ist auch gefährlich. Zumindest dann, wenn wir nicht für ihn leben, sondern entgegen seinem offenbarten Willen handeln. Ist dir das klar? Oder denkst du, dass Jesus deine Sünden nicht sieht? Dass ihm das, was du denkst, sagst oder tust, verborgen bleibt?
Ich hoffe, dass du dich durch diese Worte warnen lässt. Jesus Christus ist ein gefährlicher Herr für alle, die gegen seinen Willen handeln und nicht Buße tun und umkehren.
Die Nähe des Herrn verändert alles
Nun ist es oft so, dass eine Gefahr für uns erst dann real wird, wenn sie uns nahekommt. Seit Jahren sehen wir in der Tagesschau regelmäßig, dass es Terroranschläge gibt und viele Menschen zu Tode gekommen sind. Doch das geschieht irgendwo in Afrika oder Asien, und das betrifft uns nicht weiter.
Aber wenn die Bedrohung plötzlich nahekommt, wenn sie in Paris, in Hannover oder in Brüssel ist, dann macht das etwas mit uns. Dann hat das Einfluss auf uns.
Johannes zeigt uns hier, dass der herrliche, aber auch gefährliche Herr nicht weit weg ist. Das ist der dritte und letzte Punkt dieser Predigt: Jesus ist hier. Er ist mitten unter uns. Und das verändert alles. Jesus ist nämlich nicht mehr nur ein abstrakter Gedanke.
So beschreibt sich Jesus selbst nicht nur als derjenige, der einmal war und einmal kommen wird, sondern als der, der da ist, der da war und der da kommen wird. Das sehen wir als Echo wirklich von Kapitel eins. In Vers 4 bezieht sich das wahrscheinlich noch mehr auf Gott den Vater, dann in Vers 8, und im weiteren Verlauf lesen wir auch davon, wie er der Lebendige ist.
Dann wird uns vor Augen geführt, wie er mitten unter uns ist. Johannes hat eine Vision, in der er Jesus sieht. Zuerst hört er ihn, dann dreht er sich um. Doch er sieht zunächst nicht Jesus, sondern sieben goldene Leuchter. Er sagt: „Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter. Und mitten unter den Leuchtern war einer, der einem Menschensohn gleich war. Und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand“, heißt es weiter.
Man könnte sich vorstellen, das sei etwas weit weg, etwas Seltsames, das wahrscheinlich im Himmel leuchtet. Doch in Vers 20 wird erklärt, was es damit auf sich hat. Das Geheimnis der sieben Sterne, die Johannes gesehen hat, erklärt Jesus ihm nun: „In meiner rechten Hand sind die sieben Sterne, und die sieben goldenen Leuchter sind sieben Gemeinden.“
Das heißt, was Johannes hier sieht, ist, wie Jesus mitten unter seinen Gemeinden herumgeht. Das ist die Vision: Er sieht ihn mitten unter uns. Wir haben den Eindruck, Jesus selbst sehen wir nicht, hier ist keiner, der Haare hat wie weiße Wolle. Aber er ist da. Er sieht nicht nur, wer hier so ist, sondern er sieht tiefer. Er sieht mitten in dein Herz hinein.
Das ist das, was Johannes uns hier vor Augen führt: Jesus ist mitten unter uns. Er ist hier, er ist gegenwärtig, er sieht alles und hat alles im Griff. Genau das sehen wir dann in den sieben Sendschreiben in Kapitel zwei und drei.
Ich kann auf die Sendschreiben nicht im Detail eingehen, aber ich denke, dies ist wahrscheinlich der bekannteste Teil der Offenbarung. Wir wissen, wie Jesus immer wieder die Gemeinden anspricht, sich erst vorstellt, einen Aspekt seiner Herrlichkeit und Allmacht zeigt und dann ganz konkret in die Situation der Gemeinden hineinspricht.
Er wusste genau, was gut war in den Gemeinden. Er hat fast immer Lob, bis auf eine Ausnahme, und er hat immer etwas Positives zu sagen. Aber er hat auch fast immer etwas zu kritisieren. Er weiß, was gut ist, und er weiß, was schlecht ist.
Er ermutigt diejenigen, die leiden, und spornt sie an, treu an ihm festzuhalten. Gleichzeitig ermahnt er diejenigen, die Ermahnung nötig haben. War das nur damals so? Glaubst du, Jesus kennt unsere Gemeinde nicht so gut? Glaubst du, er kennt dich nicht so gut?
Wie würdest du dich fühlen, wenn du Post von Jesus bekommen würdest? Mit welchem Gefühl würdest du die E-Mail öffnen, wie auch immer er sich dir offenbart? Ich glaube, wenn du sein Wort liest und ihm das zugestehst, wirst du merken, dass er manchmal auch dich ganz direkt anspricht.
Er zeigt dir Dinge, mal um dich zu ermutigen und anzuspornen, den Weg weiterzugehen, und manchmal auch, um dich zu ermahnen und zu korrigieren. Ermutigt es dich zu bedenken, dass Jesus genau weiß, wie es dir geht? Dass er nicht weit weg ist, sondern bei dir? Dass er dir in allem zur Seite steht?
Denn es ist sein großes Ziel, dich ans Ziel zu bringen. Eines Tages wirst du ihn dann nicht nur mit den Augen deines Herzens sehen, sondern mit deinen Augen vor ihm stehen und ihn in seiner ganzen Herrlichkeit vollkommen wahrnehmen – ungestört.
Fühlst du dich durch seine Ermahnungen angesprochen? Da zieht man sich einen Anzug an oder was auch immer gerade bequem oder schick ist, und da sehen wir alle gut aus. Wir können einander viel vormachen, und das tun wir auch alle. Aber Jesus können wir nichts vormachen. Er kennt uns.
Wir können sogar uns selbst täuschen, aber ihn können wir nicht täuschen. Er ist da, und ihm ist alles offenbar. Er kennt all unsere Herausforderungen und Nöte und erkennt alle unsere Sünden, weil er der gegenwärtige Herr ist. Er ist hier.
Und, ihr Lieben, das kann uns nicht gleichgültig lassen. Da bleibt kein Raum für Lauheit oder Sünde. Doch ist es gut zu bedenken, was Jesus tut. Er geht jetzt nicht durch die Gemeinden, schaut sich alles an, verteilt Noten und sagt: „Okay, Vier, gerade noch so ist das Klassenziel erreicht, du kriegst eine Zwei, war gut, oh eine Fünf, du bist nicht mehr dabei.“
Das ist überhaupt nicht das, was Jesus hier beabsichtigt. Das ist nicht sein Ziel. Nein, er sprach die Gemeinden damals an, und er spricht uns an, um uns zu ermutigen und, wohl nötig, um uns zurückzurufen. Damit wir alle das Ziel erreichen – das ist sein großes Ziel.
Ein Bußruf wurde am Mittwoch schon in der Predigt von Alex Heistermann erwähnt. Ein Bußruf ist nie etwas Schlimmes, wovor wir Angst haben müssen. Es ist Ausdruck der Gnade Gottes, dass er uns zurückruft auf den guten Weg. Genau das tut er hier ein ums andere Mal.
Es ist Ausdruck seiner Liebe zu uns, dass er nicht schweigt. Gerade im Wissen um unsere eigenen Schwächen macht das es für jeden von uns unmöglich, von uns aus vor Gott zu stehen. Gerade das Wissen um unsere Schwächen macht es unumgänglich, immer wieder von falschen Wegen umzukehren.
Es ist tröstlich zu wissen, dass der Herr uns nicht aufgibt. Er ist der ewig treue Gott, der ruft, einlädt und um uns wirbt, aber uns auch warnt und sagt: „Komm immer wieder zu mir!“
Und wenn du das noch nie getan hast, komm zu ihm. Dann wirst du erleben, wie aus einem Gott, der eben noch bedrohlich war, ein Gott wird, bei dem du dich geborgen wissen darfst. Einen Gott, den du nicht mehr fürchten musst, sondern von dem du dich einfach geliebt und angenommen wissen darfst.
Und wenn du das schon getan hast, wenn du schon Buße getan hast und Jesus als deinen Herrn angenommen hast, wie kannst du dann nicht in dieser Buße leben und ein ums andere Mal zu ihm zurückkommen? Dazu ruft er uns, weil er uns ans Ziel bringen will.
Er wird uns immer wieder aufrichten, wenn wir uns vor ihm niederwerfen, unsere Sünden bekennen und seine Gnade zusprechen lassen. Wir dürfen wissen, dass er uns in allen Schwierigkeiten und in jeder Trübsal zur Seite steht.
Deshalb zeigt er sich als der herrliche, aber auch als der gefährliche Herr. So sind diese Visionen, die wir hier lesen dürfen, eine gute Nachricht für alle Christen: Er sieht uns, und er ist bei uns alle Tage bis an das Ende der Welt. Er verlässt uns nicht.
Verheißungen und Ermutigungen für die Gemeinden und uns heute
Und genau das ist die Verheißung, die das eigentliche Echo dieses ganzen Abschnitts ist. Denn der Bußruf ist nicht das letzte Wort. Das letzte Wort an die Gemeinden ist immer wieder eine großartige Verheißung. Diese möchte ich uns mit auf den Weg geben.
Ich lese uns noch einmal aus den Sendschreiben:
Kapitel 2, Vers 7 an die Gemeinde in Ephesus:
„Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“
Kapitel 2, Vers 10:
„Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“
Und dann Vers 11:
„Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen vom zweiten Tod.“
Kapitel 3, Vers 5:
„Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austreiben aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater.“
Jesus wird deinen Namen vor dem Vater bekennen und vor den Engeln.
Kapitel 3, Verse 20 und 21:
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, so werde ich zu ihm hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“
Die ersten Christen damals mussten das hören. Sie brauchten die Erinnerung daran, dass Jesus ein herrlicher Herr ist. Sie brauchten die Ermahnung, dass Jesus gefährlich ist für die, die nicht auf ihn hören. Und vor allem brauchten sie die Ermutigung, nämlich zu wissen, dass Jesus bei ihnen ist, dass er sie sieht und dass er sie durchträgt.
Ich denke, wir brauchen diese Ermutigung, diese Ermahnung und diese Erinnerung ebenfalls – bis wir das Ziel erreichen.
Offenbarung Kapitel 1 bis 3 ist nicht für Leute, die gerne spekulieren, was irgendwann einmal sein wird. Die Offenbarung ist ein Buch, das für sieben Gemeinden damals geschrieben wurde – und für diese Gemeinde hier und heute.
Selig sind die, die da hören.
Ich bete:
Himmlischer Vater, danke, danke für dieses Buch der Offenbarung. Herr, du weißt, dass wir uns oft schwer tun, Dinge genau zu verstehen. Und doch ist es eigentlich so einfach: Du bist der herrliche Herr, der Herr über alle Könige auf Erden, und du wirst wiederkommen, sie besiegen und dein Reich aufrichten.