Herr, wir wollen dich erkennen, und alles andere ist unwichtig. Du bist das Licht der Welt. Du kannst auch uns erleuchten, damit es bei uns hell wird.
Du weißt, was uns heute Abend Angst macht, was Druck auf uns ausübt, wo wir befangen sind und wo wir Sorgen haben. Du musst uns ganz neu beleben, damit wir im Glauben nicht ermüden und lahm werden.
Amen!
Einführung in den Hebräerbrief und die Herausforderung des Textes
Hebräer 5 – da waren wir am Ende hängen geblieben, und zwar bei Vers 11.
Wir sind jedes Mal, ich habe den Eindruck, auch Ihnen geht es so, fasziniert davon, wie der Hebräerbrief uns Jesus ganz groß zeigt. Manchmal ist das jedoch wenig einfach. Es ist schwierig, wenn man ein sehr schneller Leser ist.
Wenn ich heute etwa die Regierungskoalition lese, weiß man schnell, was drinsteht. Aber wenn man die Bibel liest, braucht man viel mehr Zeit, um zu verstehen, was da steht.
Jetzt kommt ein ganz neues Thema mit Vers 11: „Darüber hätten wir noch viel zu sagen, aber es ist schwer, weil ihr so harthörig geworden seid.“ Haben Sie ein anderes Wort? Wie Sie wollen, das liegt alles drin. Es ist manchmal schwierig, so etwas wiederzugeben, aber das ist jetzt die neue Version Neuluther.
Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise. Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Baby, ein kleines Kind.
Feste Speise aber ist für die Vollkommenen, die durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können.
Darum wollen wir jetzt das lassen, was am Anfang über Christus zu lehren ist, und uns zum Vollkommenen wenden.
Die Anfangsgründe des Glaubens und die Herausforderungen der Gemeinde
Wir wollen nicht erneut den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken, mit dem Glauben an Gott und mit der Lehre vom Taufen, das heißt sogar genau von den Taufen.
Das tröstet mich, denn schon in der ersten Christenheit gab es Streit, bei dem jeder sagte, er habe das Richtige. Es war bei der Taufe ganz wunderbar, dass jeder glaubte, er habe Recht – egal in welcher Konfession. Es war ein unendlicher Streit unter Christen.
Ich habe es ja auch schon einmal festgestellt: Ob man Erwachsene tauft oder Kinder, ob man im fließenden Wasser oder im stehenden Wasser tauft, im Jordan oder ob man noch einmal wieder tauft – all das war umstritten. Aber es muss in der Urchristenheit auch schon ein großes Problem gewesen sein, etwa beim Händeauflegen, bei der Auferstehung der Toten und beim ewigen Gewicht.
Das wollen wir tun, wenn Gott es zulässt, denn es ist unmöglich. Nun kommt ein ganz harter Abschnitt: Die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe, Anteil bekommen haben am Heiligen Geist, das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, und dann doch abgefallen sind – sie wieder zur Buße zu erneuern. Denn sie kreuzigen für sich selbst den Sohn Gottes abermals und machen ihn zum Spott.
Ich werde heute Abend keine befriedigende Antwort geben können. Wir bleiben einfach bei dem, was das Wort Gottes sagt. Das Schlimmste wäre, wenn wir es nach unserem Sinn zurechtbiegen würden – das dürfen wir nie tun.
Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott. Wenn sie aber Dornen und Disteln trägt, bringt sie keinen Nutzen und ist dem Fluch nahe, so dass man sie zuletzt abbrennt.
Obwohl wir so reden, sind wir doch überzeugt, ihr Lieben, dass es besser mit euch steht und ihr gerettet werdet. Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er euer Werk und die Liebe vergäße, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.
Wir wünschen aber, dass jeder von euch denselben Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende, damit ihr nicht träge werdet. Um das geht es in diesem Abschnitt: nicht träge zu werden, sondern Nachfolger derer zu sein, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben.
Das Beispiel Abrahams und die Bedeutung von Geduld und Hoffnung
Und jetzt bringt er ein Beispiel: Als Gott Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst, weil er bei keinem Größeren schwören konnte. Er sprach: „Wahrlich, ich will dich segnen und mehren.“
So wartete Abraham geduldig und erlangte die Verheißung. Die Menschen schwören ja bei einem Größeren als sie selbst. Der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und macht aller Widerrede ein Ende.
Darum hat Gott, als er den Erben der Verheißung noch stärker beweisen wollte, dass sein Ratschluss nicht wankt, sich noch mit einem Eid verbunden. So sollten wir durch zwei Zusagen, die nicht wanken – denn es ist unmöglich, dass Gott lügt – einen starken Trost haben.
Wir haben unsere Zuflucht zu diesen Zusagen genommen, um festzuhalten an der angebotenen Hoffnung. Diese Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker unserer Seele. Dieser Anker reicht hinein bis in das Innere hinter dem Vorhang.
Dorthin ist der Vorläufer vor uns gegangen: Jesus, der ein hoher Priester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.
Die Herausforderung der Trägheit im Glauben und das Wachstum im Glauben
Wir haben den ganzen Brief durchgearbeitet. Die trägen Christen, die lauen Christen sind das Problem. Ich glaube, besser kann man die Krise unserer Zeit in den Gemeinden und bei den Christen heute kaum beschreiben.
Wenn man liest, wie unsere Vorfahren früher im festen Glauben lebten, mit großer Gewissenhaftigkeit ihre Gebetszeiten einhielten und das Wort Gottes studierten, stellt man einen großen Unterschied fest. Wie viel Zeit verbringen wir heute vor dem Fernseher? Wie viel Zeit haben wir für Gott, um mit ihm im Gebet unsere Anliegen zu besprechen? Das träge Christsein ist ein Problem.
Doch dieses Problem gab es schon vor 2000 Jahren. Was kann man dagegen tun? Ein Zeichen der Trägheit ist, dass die Christen lau sind. Sie wissen nicht mehr, was heiß und was kalt ist. Es ist nur noch ein Christentum, bei dem man nicht mehr weiß, ob man es wirklich ergriffen hat oder nicht. Oft hört man bei Umfragen unter normalen Christen im Gottesdienst die Antwort auf die Frage, ob sie sich sicher sind, dass Jesus sie angenommen hat: Die meisten sagen „ich hoffe“ oder „ich wünsche es mir“, aber Gewissheit haben sie nicht. Am Sonntag hatten wir ja schon über die Gewissheit gesprochen. Man muss Bescheid wissen.
Hier sagt der Apostel, das Problem ist, dass die Leute sich nur noch mit Babynahrung beschäftigen. Was ist damit gemeint? Das Christentum wird plötzlich ganz einfach: Ich brauche jemanden, der meine kleinen Wehwehchen heilt. Klar, unsere Alltagssorgen darf man mit Jesus besprechen. Aber wenn unser Christsein nur noch auf Babynahrung beruht, also auf den kleinen Sorgen, wenn es einem gerade schlecht geht, wenn man sich heute nicht so gut fühlt und dann wieder ein bisschen Glauben hat, den man aber genauso schnell wieder fallenlassen kann, dann ist das problematisch.
Es ist schön, wenn jemand am Anfang seines Glaubens steht und erste Entdeckungen mit Jesus macht. Ein junger Mensch, der sagt: „Ich fange an zu vertrauen.“ Der Apostel warnt jedoch sehr deutlich und sagt: Passt bitte auf, dass euer Christsein nicht niveaulos wird.
Wir hatten gerade eine Gemeindefreizeit zum Thema Wachsen im Glauben. Jetzt interessiert uns wieder, wie man wächst. Das ist hier sehr gut beschrieben, besser kann man es kaum machen. Ihr wollt immer wieder zurück zur Babynahrung und kein Schwarzbrot essen.
Was ist nun das Schwarzbrot im Glauben? Was ist damit gemeint? Wie wächst man? Viele Menschen haben das Missverständnis, dass sie, wenn sie länger Christen sind, automatisch besser oder perfekter werden. Prüfen Sie Ihre Meinung dazu.
Es gibt ganz merkwürdige Vorstellungen, zum Beispiel, dass Leute denken, wenn sie auf der Straße gehen, müssten die anderen sofort sehen, dass sie Christen sind. Tatsächlich sehen die Leute höchstens, wie komisch sie sich angezogen haben. Aber ob sie erkennen, dass jemand Christ ist, das sind abenteuerliche Vorstellungen.
Ich habe sogar schon Leute gehört, die sagen: „Wenn ich dem in die Augen schaue, sieht man es.“ Es gibt die Vorstellung, dass man an den Augen die Heiligkeit Gottes erkennen kann. Das ist absurd. Mein Wachstum zeigt sich darin, dass ich Christus immer mehr ergreife und mit ihm zusammenwachse. Das geht einher mit einem immer tieferen Erkennen meiner eigenen Sünde.
Je länger ich im Glauben bin, desto tiefer erkenne ich meine Sünde. Wenn man im Glauben wächst, kann man solche oberflächlichen Sprüche wie „Ich will so strahlen“ nicht mehr sagen. Das geht gar nicht mehr, weil man seine eigene Unheiligkeit bis in die kleinsten Verästelungen hinein sieht. Man sagt: „Ich bin ganz besessen von meiner Sünde, ich habe früher gar nicht gewusst, wie tief das geht. Aber umso fester packe ich Christus.“
Das Leben als Lobpreis und die Bedeutung von geistlicher Reife
Heute spricht man ja so viel davon, dass wir Lobpreisgottesdienste machen sollten. Ich habe jetzt in einem Artikel ein so gutes Wort gelesen, das eigentlich nur deshalb falsch ist, weil jeder Gottesdienst ein Lobpreis ist. Was soll man denn sonst im Gottesdienst tun, als Gott zu preisen?
Mein ganzes Leben ist doch ein Lobpreis, nicht nur der Gottesdienst. Der Artikel war ein bisschen bissig und sagte, bei manchen schmeißt dann bloß der Elektroniker auf der Bühne etwas an, das an Lobpreis erinnert. Aber mein Leben soll ein Lobpreis sein. Ich möchte etwas sein zum Lob seiner Herrlichkeit. Ich möchte mit meinem ganzen Leben für Gott leben, und dabei entdeckt man immer tiefer, was das bedeutet.
Verstehen Sie, was jetzt Schwarzbrot ist? Ich will immer mehr Teile meines Lebens Gott zur Verfügung stellen können. Je länger ich Christ bin, desto weniger möchte ich bloß sagen: „Herr Jesus, hier und da habe ich ein Problem.“ Stattdessen möchte ich mein Leben als Dienst für Gott darbringen. Ein Lied auf zwei Füßen sollte mein Leben sein, ein Dankchoral. Ich möchte Gott zur Ehre leben, seinen Namen preisen und ihn vor der Welt rühmen.
Der Apostel sagt, wir wollen nicht mehr die Anfangsgründe bereden. Er sagt, wir müssen einmal weitergeführt werden. Und was ist das Beste, wenn man weiterführt? Er sagt, ich möchte euch Christus zeigen und euch ganz tief in das Vollkommene hineinführen.
Im Vers 13 ist auch interessant, dass er sagt: „Wer noch Milch will, der ist noch unerfahren im Wort der Gerechtigkeit.“ Was ist das Wort der Gerechtigkeit, wo wir wachsen? Das ist ganz einfach: Es ist das, was gut und richtig ist. Und da muss man sich den Kopf zerbrechen. Es ist nämlich nicht so, wie wir uns das vorstellen. Man kann nur mit großer Unruhe sagen: „Herr, hilf mir, dass ich in deiner Gerechtigkeit bin. Herr, weise mir deine Gerechtigkeit, dein Recht zu tun, damit ich immer feiner und präziser darüber nachdenke, was es heißt, dir zu dienen.“
Ich will immer genauer darauf achten, was das Wort der Gerechtigkeit bedeutet. Also, im Tun zeigt sich das, im Gehorsam unseres Lebens. Und was gehört noch dazu? Zur Gerechtigkeit gehört, dass ich Geduld im Glauben habe, dass ich Liebe übe, dass ich Christus in meinem persönlichen Leben bezeugen kann, dass ich dem Nächsten diene, dass mein Egoismus einmal zurückgedrückt wird und dass mein Leben brauchbar wird für andere. Das ist gemeint.
Wenn man da mit der Arbeit anfängt, hat man gar nicht mehr den Eindruck, dass man selbst heiliger ist. Man wird immer begieriger, mehr vom vollkommenen Christus zu ergreifen. Feste Speise ist für die Vollkommenen, die durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können.
Also, wenn ich vorhin sagte „niveauvolle Christen“, dann heißt das, wir wollen Leute sein mit einem geistlichen Urteil, die Dinge einschätzen können. Dass andere Leute sagen: „Du hast immer so einen guten Rat.“ Darum bitte ich, dass Gott mir Weisheit gibt, Dinge erkennen zu können.
Wir kennen das ja von Salomo, wie sehr er geschätzt wurde, weil Gott ihm die Weisheit gab, Gutes und Böses unterscheiden zu können und zu raten. Gott will uns hier gebrauchen, wachsen lassen und reifen lassen.
Die Bedeutung des Lehrens und das Voranschreiten im Glauben
Vers zwölf: Ihr solltet längst Lehrer sein. Dabei ist nicht an ein Amt gedacht, sondern daran, dass ihr andere Mitchristen unterweisen könnt.
Ja, das tut ihr doch schon. Ich freue mich sehr über das, was in den Hauskreisen geschieht und was ihr selbst tut. Im Gespräch mit anderen unterweist ihr sie und helft ihnen, im Christenglauben Fortschritte zu machen. Ihr erklärt, was ihr verstanden habt.
Lehren ist in der Bibel ganz wichtig. Manchmal habe ich heute die Sorge, dass wir uns zu sehr auf das Evangelisieren konzentrieren. Mir ist das Evangelisieren wirklich sehr wichtig, aber es gehört zum großen Ganzen. Es gibt viele Tätigkeiten: Wir evangelisieren, wir laden Leute ein, wir lehren andere, wir erbauen uns in der Gemeinschaft und forschen in der Schrift. Alles gehört dazu. Wir wollen wachsen und zunehmen, und alles hat seinen Platz.
Dieses Lehrersein, das ruhige Darlegen, darf nicht übersehen werden. Es war schön auf der Freizeit, besonders als wir die kleinen Gruppen hatten. Das hat mich gefreut, wenn andere wirklich zuhörten und sagten, sie könnten einem anderen helfen.
Oft ist ja nur ein ganz kleiner Dienst nötig: man muss genau zuhören. Viele Menschen brauchen eine kleine Hilfe. Diesen Dienst des Lehrens sollen wir tun. Dabei sollen wir immer mehr zunehmen und immer mehr erkennen.
Die Anfangsgründe des Glaubens und die klare Bekehrung
Jetzt folgt das Nächste: Im Kapitel 6, Verse 1 und 2, beschreibt er, was diese Anfangsgründe sind, die ersten Anfangsgründe, die er nicht weiter erörtern will. Man kann nicht immer bei Adam und Eva anfangen. Man kann nicht immer das ABC lernen und wieder von vorne anfangen.
Zu dem, was zuerst anfängt, sagt er, dass es die Umkehr von den toten Werken ist – eine klare Bekehrung. Das ist im Christenstand ganz wichtig. Mir ist auch die Reihenfolge wichtig, wie es der Apostel hier sagt. Klare Bekehrung ist eine biblische Forderung, eine Forderung, die Jesus gestellt hat. Und das ist ganz entscheidend wichtig: eine klare Umkehr von den toten Werken. Ich kann mir bei Gott nichts durch Gutssein erkaufen, also muss ich umkehren.
Dann kommt der Glaube an Gott, das feste Vertrauen. Nach dem Glauben folgt die Taufe. Ich meine nach wie vor, dass die biblische Ordnung hier die richtige ist. Unsere Kirche ist darin nicht im richtigen Brauch, das will ich ganz offen sagen. Aber ich will keinen Streit darüber anfangen, weil es sich nicht lohnt. Ich habe es an allen Punkten immer sehr deutlich gesagt: Eine Taufe ohne Glauben reißt mich geradewegs in die Hölle. Das habe ich im Gottesdienst gesagt. Und es wäre dem Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
Das ist eine große Verantwortung. Aber es ist schwierig zu vermitteln. Ich sage es allen, die Kinder taufen lassen: Es wäre mir lieber, wenn sie warten würden, bis die Kinder sich selbst entscheiden und dies aus Glauben tun. Hier steht es so. Aber ich will an der Taufe keinen Streit haben.
Zum Thema Händeauflegen gab es offenbar auch schon Streit in der Gemeinde. Es gibt ja auch eine Mahnung des Apostels, man soll nicht zu bald die Hände auflegen. Heute sind viele wieder dafür, man solle mehr die Hände auflegen. Das kann ebenfalls ein Streitpunkt sein. Der Apostel sagt, er will da nicht mitmachen.
Von der Auferstehung der Toten gibt es natürlich auch Fragen, über die man sich unterhalten kann. Er sagt, er will nicht mehr daran rennen. Vom ewigen Gericht wollen wir sprechen, wenn es Gott zulässt.
Die ernste Warnung vor dem Abfall vom Glauben
Er sagt: „Ich möchte etwas sehr Ernstes mit euch besprechen.“ Und nun kommen zwei Punkte, für die ich heute Abend Zeit haben möchte. Soweit, glaube ich, ist alles klar geworden.
Wir kommen jetzt zu einem sehr schwierigen Abschnitt der Heiligen Schrift. Hier sagt der Hebräerbrief: Es gibt keine zweite Buße. Wenn man diesen Satz aus dem Zusammenhang reißt und einfach nur über Buße spricht, dann heißt das, es gibt keine zweite Buße. Doch gemeint ist damit nicht, dass es keine Vergebung gibt, wenn ich als Christ sündige. Ich sündige täglich vielfach, und wer es nicht merkt, sündigt noch mehr. Darum geht es hier nicht.
Es geht vielmehr um ein „Mit Füßen treten“ des Christus, um ein Nein zu Christus. Hier finden wir eine Aussage, die zu den letzten gehört, die wir in der Bibel haben, und sie ist sehr schwer zu verstehen. Wenn heute Abend unter uns Menschen sind, die vielleicht zu Depressionen neigen, dann kann es passieren, dass sie alles falsch oder einseitig verstehen und sagen: „Jetzt habe ich wieder gehört, dass Gott mich verdammt hat.“ Das ist nicht das, was wir heute Abend besprechen wollen. Wir wollen genau darauf hören, was hier steht.
Er sagt, es ist unmöglich für diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind – wo der Heilige Geist das Wunder getan hat, das Denken geöffnet hat –, dass jemand sagen kann: „Jesus ist mein Herr, ich nehme Jesus als meinen Herrn und Heiland an.“ Diejenigen, die die himmlische Gabe geschmeckt haben – das ist nicht nur das Abendmahl, sondern wirklich die himmlische Ruhe, die Vergebung, die Freude in Gott, den Frieden Christi –, die Kräfte der zukünftigen Welt, die heute schon gegenwärtig sind für den, der Christus gehört und ihm glaubt, dass diese Menschen dann doch abfallen und sich wieder zur Buße erneuern.
Wenn wir so einen Abschnitt der Schrift lesen, versuchen wir jetzt kurz bei uns selbst nachzudenken und zu fragen: Herr, wie ist das eigentlich? Wir kennen ja Menschen, die ganz bewusst mit Christus gebrochen haben. Meint der Apostel im Hebräerbrief, wenn sich jemand, der einmal ein treuer Jesusjünger war, ganz bewusst gegen Jesus entscheidet, gibt es dann keine Rückkehr mehr? So kann man dieses Wort verstehen. Denn man kann niemals den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.
Es könnte aber auch sein, dass der Apostel sagt: Wer einmal Jesus erkannt hat, kann doch nicht ein Nein zu Christus sagen. Kann man das wirklich? Kann man das, was mehr ist als das, was man verstehen kann – diesen Frieden Christi, der alle Vernunft übersteigt –, wirklich noch einmal wegwerfen? Das ist die zweite Auslegungsmöglichkeit.
Er begründet dies mit einem landwirtschaftlichen Beispiel und sagt: „Schau doch her, auf dem Acker gibt es manches. Da gibt es Unkrautfelder und Fruchtfelder. Das eine ist Unkraut, das andere ist nützlich.“ Was ist dein Leben?
Jetzt muss man immer den Zusammenhang noch einmal sehen, dann wird vieles klarer. Der Hebräerbrief spricht zu trägen Christen, und es ist gut, dass er sie zur Wachsamkeit auffordert. Werde bitte nicht bequem in deinem Christenstand und nicht faul, so dass du dich zurücklehnst und sagst: „Mir kann überhaupt nichts passieren, wir kommen alle in den Himmel, es ist sowieso gut.“ Es ist ein großer Ernst: Ergreife das ewige Leben und ergreife es ganz und fest jetzt. Werde nicht nachlässig, denn ehe du dich versiehst, hast du Christus verloren.
Aber ganz klar will ich es jetzt noch einmal sagen, nicht nur wegen derer, die durch psychische Krankheiten belastet sind: So dürfen sie es nicht verstehen, als ob keine Buße, also keine Vergebung möglich wäre. Sonst hätten Petrus und die untreuen Jünger keine Buße erlangen können. Die Vergebung ist da, gerade für Christen, in großer Fülle.
Darf ich zurückkommen mit der alten Schuld? Hast du noch nicht die Geduld mit mir verloren? Das ist nicht gemeint. Es geht hier um ein radikales Absagen bei Jesus.
Die Heiligkeit Jesu und der Umgang mit Lästerungen
In Diskussionen in Kirchengemeinden erlebt man es häufig, dass Menschen das Wort ergreifen und sagen: „Ich war auch mal in einem Bibelkreis und habe vielleicht sogar dort gekniet und gebetet.“
Dann äußern sie plötzlich mit sehr viel Spott und Gehässigkeit Dinge über das, was uns heilig ist. Dabei zittere ich immer und kann nichts mehr sagen. Ich möchte einfach die Schrift für sich sprechen lassen.
Ich möchte Ihnen aber sagen, dass es in der Schrift eindeutige Worte gibt, die für unser Begreifen das Gegenteil aussagen. Wenn ich zum guten Hirten gehöre, wie es in Johannes 10 beschrieben ist, dann kann mich niemand aus der Hand des guten Hirten herausreißen.
Mir ist es heute Abend einfach wichtig, die Schrift stehen zu lassen. Ich glaube, dann hat auch beides seinen Sinn. Mir gefällt in dem guten Kommentar von Fritz Laubach zur Auslegung, dass er sagt: Wir stehen an einer Grenze unseres Denkens.
Es wird so sein, dass unser Denken diese Widersprüchlichkeit in unserem Verstehen nicht aufhebt. Aber es ist gut, dass wir zu einer sehr großen Wachsamkeit aufgerufen sind.
Ich habe Ihnen schon früher immer gesagt, dass ich nicht an einer Versammlung teilnehmen möchte, in der Jesus gelästert wird. Wo irgendwelche Redner mit Spott und Ironie sagen: „Auch Jesus war doch kein Gottessohn, das haben ihm bloß andere angedichtet.“ So, als ob Jesus ein Gaukler, ein Lügner und ein Fälscher wäre.
Ich weiß, dass andere sagen, es macht ihnen nichts aus, solche Bücher zu lesen oder zu solchen Versammlungen oder zum Kirchentag zu gehen und dort zu sitzen. Ich kann es nicht, weil ich den Ernst der Schrift kenne.
Man darf nicht so gegen Christus reden, und es gibt auch eine Heiligkeit Jesu. Ich meine, Sie müssen wissen, wo Sie sind. Man kann auch einen Raum verlassen, ohne dabei einen Stuhl umzuschmeißen. Aber dort steht unser Platz nicht. Wir wollen nicht dort sitzen, wo die später sitzen. Das ist ein großer Ernst.
Ich bin froh, dass das in Hebräer 6 steht, und wir wollen uns hüten, das irgendwie zu beschönigen oder anders darzustellen. Deshalb wollen wir jetzt einfach einmal ansehen: Was sagt denn die Bibel über die Heilsgewissheit?
Die Zusicherung der Heilsgewissheit und Gottes Schutz
Ich darf meines Heils gewiss sein – das ist jetzt ganz wichtig. Ich bin gewiss: Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes in Christus Jesus. Dann sage ich: Aber kann ich es nicht doch selber? Wenn Jesus sagt, niemand, dann kannst du es auch nicht. Das sage ich all denen, die angefochten sind.
Verstehen Sie: Wenn Jesus sagt, niemand kann sie aus meiner Hand reißen, dann kannst du es auch nicht. Obwohl es doch stetig Leute gibt, die mit Christus gebrochen haben, obwohl sie seine Jünger waren. Ich halte mich an seine Verheißungen. Und dann halte ich mich daran, dass im Evangelium steht: Alle Gottesverheißungen sind Ja und Amen in Christus.
Es gibt eine Heilsgewissheit. Ich weiß doch nicht, was ich morgen für eine Torheit mache. Ich weiß nur, dass ich morgen irgendeine ganz schreckliche Sache tun kann, wenn Gott mich nicht bewahrt. Jeder Christ ist dazu fähig, fast alle schlimmen Sachen zu tun – bis ins hohe Alter hinein –, wenn die Gnade Gottes uns nicht bewahrt.
Aber das ist mir jetzt wichtig, und das will ich heute Abend sagen. Ich bitte Sie, dass ich das auch nicht vergesse. Ich will nichts an der Schrift umbiegen, aber die Zusage Jesu ist so eindeutig.
Deshalb möchte ich Johannes 10,28 erwähnen. Schreiben Sie sich das auf, wenn Sie einen Zettel haben: „Niemand kann dich aus meiner Hand reißen“, sagt Jesus von denen, die seine Schafe sind, die zu seiner Herde gehören und die der Vater ihm gegeben hat. Ich finde das so schön: Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles.
Noch einmal: Der Vater legt die Hand herum, er hält die Hand und schützt sie. So darf ich fröhlich leben. Denn wir wissen doch gar nicht, was kommt – in dunklen Stunden, in Krankheitsnot, in der Torheit, in der geistigen Verwirrung. Herr, bewahre meine Herzen und Sinne in dir.
Dann haben wir Römer 8,31-39: „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?“ Ich bin gewiss, nichts kann mich von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist. Nichts kann mich scheiden, auch ich nicht, wenn ich das mit Bewusstsein angenommen habe.
Fritz Laubach zitiert in seiner Auslegung zum Hebräerbrief einen Christen, einen Lehrer, der eine Lehre entwickelt hat. Mir war das nicht klar, und er hat ganz deutlich formuliert, dass ein Christ, auch wenn er Christus mit Füßen tritt und Christus lästert, doch nicht verloren gehen könne. Ich fürchte, es wird immer schwierig, wenn wir gegen die Bibel etwas klarer sagen, als das Wort Gottes es uns sagt. Da hätte ich einfach Bedenken.
Lassen Sie das so stehen: Es ist gut, wenn auch wir, die zur Herde Jesu Christi gehören, manchmal vom Schäferhund in die Füße gebissen werden und wir wieder wissen, wohin wir hinrennen müssen. Und es ist auch gut. Dieses Wort ist jedenfalls sehr ernst für die lauen und trägen Christen. Aber die Heilsgewissheit ist groß.
Dann will ich noch das Wort Römer 10,13 erwähnen: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.“ Die Rettung ist nichts Wackeliges, sondern etwas Gewisses. Im reformatorischen Bekenntnis kommt so eine schöne Frage: Macht das nicht verruchte Leute? Kann das nicht dazu führen, dass einer so etwas nimmt und jetzt erst recht Lumperei daraus macht?
Im Bekenntnis wird die Frage gestellt, und trotzdem darf ich die Herrlichkeit des Evangeliums predigen. Aber wir wissen, dass das nicht sein kann, dass der herrlichste Trost gleichzeitig für den schäbigsten Sünder missbraucht wird.
Apostelgeschichte 2,21 sagt: „Unsere Zeit geht hin: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“ Auch in der Pfingstpredigt wird das betont.
Dann das schöne Wort, dass unsere Namen ins Lebensbuch eingetragen sind – Lukas 10,20 –, und dass mit den Gottesverheißungen, die Ja und Amen sind, im 2. Korinther 1,20.
Das ist der große Trost. Und dann finden wir auch im Evangelium noch mehr Worte als diese. Ich sage Ihnen: Ich löse das heute Abend nicht auf. Ich habe mir keinen Widerspruch gefunden. Beides dient mir dazu, dass der Herr mich rechtführen kann.
Die Warnung vor Fruchtlosigkeit und die aktuelle Herausforderung durch Irrlehrer
In dem wunderbaren Gleichnis vom Weinstock und den Reben heißt es: Wer keine Frucht bringt, wird abgeschnitten und ins Feuer geworfen. Man kann es drehen und wenden, wie man will – es ist ein hartes Wort.
Und dann gibt es noch ein ganz hartes Wort, das wir aufschlagen: 2. Petrusbrief, 2. Petrus 2. Ich muss auch mal schauen, ob es davor oder danach kommt. Es ist kein Schandbrief, sondern steht vor dem Johannesbrief, noch ein bisschen davor. Im griechischen Testament steht es so, in der englischen Bibel ist die Reihenfolge nämlich umgedreht. Deshalb ist es immer wichtig zu wissen, wo man liest, auch wenn die meisten nicht so viel Griechisch lesen. Es geht um 2. Petrus 2, Verse 20 bis 22. Dort spricht Petrus von den Irrlehrern.
Das ist ein Wort, das für unsere Zeit unheimlich aktuell ist. Sie wissen ja, wie heute keine Sache ausgelassen wird. Heute hat sich ein Mann bei mir gemeldet, der irgendwo eine Kassette bekam, irgendwo lebt, im Bayerischen gar keinen Anschluss mehr hat und der irgendwann mal aus der Kirche ausgetreten ist. Er sagte, er habe die Lästerung an Jesus nicht mehr ausgehalten. Da merkt man, wie das in vielen Orten eine Not ist, bei solchen Leuten.
Er ist jetzt als Unternehmer unterwegs und hat wieder Kontakt gesucht. Aber es sind Leute, die eigentlich zu Christus gehören wollen, doch man verliert schnell die Verbindung. Es ist ganz furchtbar, dass heute der falschen Lehre und der bibelwidrigen Lehre Tür und Tor geöffnet wird. Das betrifft auch den Lebenswandel.
Wenn Sie jetzt 2. Petrus 2 zweimal lesen, geht es um Gottes Gericht über die Irrlehrer, von der unreinen Begierde und so weiter. Es gibt ja gar nichts mehr. In unserem Pfarrblatt, das jetzt in Württemberg erscheint – die württembergische Kirche ist ja immer noch die beste – steht nun, wie man sich verhalten soll, wenn man mit einem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner im Pfarrhaus wohnt und die Gemeinde es nicht merkt. Es wird erklärt, wie man sich als Untermieter tarnen kann. Ich habe eine gute Anweisung dazu.
Es heißt, es sei dann schwierig, wenn die Gemeinde es herausfindet und ob man dann in den Wartestand versetzt wird usw. In Vers 17 heißt es: „Das sind Brunnen ohne Wasser, Wolken, vom Wirbelwind umhergetrieben, ihr Los ist die dunkelste Finsternis. Sie reden stolze Worte, hinter denen nichts ist. Sie reizen durch Unzucht zur fleischlichen Lust diejenigen, die kaum entronnen waren, den, die im Irrtum ihres Lebens führen. Sie versprechen Freiheit, obwohl sie selbst Knechte des Verderbens sind.“
Das sind komische Worte, die wir in der Bibel finden und die von unserer Zeit ganz aktuell sind. Es folgen die Verse 20 bis 22: „Denn wenn sie durch die Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus dem Unrat der Welt entflohen sind, aber dann wieder zurückfallen und sich verstricken, werden sie von ihm überwunden. Dann ist es mit ihnen am Ende ärger geworden als vorher. Denn es wäre besser für sie gewesen, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als ihn zu erkennen und sich dann vom heiligen Gebot abzuwenden, das ihnen gegeben ist.“
An ihnen hat sich das Sprichwort bewahrheitet: „Der Hund frisst wieder, was er gespuckt hat, und die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck.“ Eine Bekehrung, die mich nicht zur Freiheit führt, das ist furchtbar.
Und wenn ich dann wieder zurückfalle – und wir sehen das heute furchtbar oft an vielen Stellen – möchte ich es nicht weiter ausführen. Wir werden sicher im nächsten Jahr noch manches davon erleben, auch in unserer Stadt bei kirchlichen Veranstaltungen. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.
Dann müssen Sie wissen, wo ihr Platz ist, wo sie sein sollen und wo sie sagen: Ich wähle das aus. Aber den Ernst, dass es keine zweite Buße gibt, den kann ich aus dem Wort des 2. Petrus hören.
Das betrifft eine Abkehr, nachdem ich die ganze Herrlichkeit der Vergebung Jesu erfahren habe und bewusst sage: Nein, ich will ihn nicht mehr.
Die Unvergebbare Sünde und die Not der Seelsorge
Nun kommen wir zu einem Punkt, über den Christen gerne den ganzen Hauskreisabend sprechen: Sünde und der Heilige Geist sind nicht dasselbe. Wenn jemand vom Heiligen Geist alles erklärt bekommt und ihn dann verlässt, bedeutet das nicht automatisch, dass er sündigt. Sündigen tun wir alle.
Es bedeutet vielmehr, dass diese Person den Heiligen Geist ablehnt und sagt: „Ich will diese Gottesgabe nicht mehr, ich will keine Erleuchtung der Wahrheit.“ Das ist auch das, was Jesus meint, wenn er von der einzigen Sünde spricht, die nicht vergeben werden kann.
Diese Situation ist eine große Not, die nur in der Seelsorge angegangen werden kann. Sie betrifft Menschen, die sich einmal mit ihrem eigenen Blut Satan verschrieben haben und Formulierungen dieser Art unterschrieben haben. Das sind große und erschütternde Nöte der Gebundenheit.
Deshalb sollten wir davon Abstand nehmen und andere davor warnen, solche Wege zu gehen. Mehr möchte ich zu dieser finsteren Sache nicht sagen.
Ich möchte auch den großen Trost hervorheben. Jetzt kommt das Herrlichste. Wir kehren zurück zu unserem Hebräerbrief. Bitte schenken Sie mir noch ein paar Minuten.
Gottes Wunsch nach Rettung und die Ermutigung zum Glauben
Hebräer 6 enthält eine wunderbare Botschaft. Zunächst warnt der Autor zur Wachsamkeit, doch dann sagt er: Gott will doch, dass ihr gerettet werdet. Gott ist ein treuer Gott und vergisst nicht, wen er liebt. Das gehört unbedingt in den Zusammenhang hinein.
Es gibt einen Ernst der Heiligkeit Gottes. Gott ist nicht ungerecht, wenn er eure Liebe und euer Werk vergisst, die ihr in seinem Namen den Heiligen erwiesen habt. Nun wünschen wir uns doch nur, dass euer Leben eine Zukunftshoffnung auf die Ewigkeit hat. Die trägen, erstarrten und lauen Christen sollen wieder Begeisterung für die große Zukunft unseres Herrn Jesus Christus bekommen.
Das ist doch wunderbar! Auf der einen Seite sollte uns das motivieren, einen aktiven Christenstand einzunehmen. Wir müssen wissen, dass man sein himmlisches Bürgerrecht verlieren kann. Dieses himmlische Bürgerrecht wird einem nicht einfach so nachgeschmissen wie die deutsche Staatsbürgerschaft. Das müssen Sie wissen. Die Staatsbürgerschaft bekommt man automatisch, aber das himmlische Bürgerrecht ist etwas ganz Heiliges. Es schließt alles andere aus, man kann nichts anderes mit dieser Bürgerschaft vermischen. Deshalb müssen Sie sehr vorsichtig sein, dass Sie es nicht verlieren.
Wie hat Abraham das gemacht? Er hat alles verlassen, und Gott hat ihm die Verheißung gegeben. Jetzt kommt es noch einmal: Wir haben doch solch eine Zusage Gottes Wort – jetzt marschiert doch auf euren Wegen der Ewigkeit zu!
Wissen Sie, was so schlimm ist? Wir sind alle ganz brave Spiessbürger dieser Welt geworden. Wir rechnen viel zu wenig damit, dass vielleicht heute Nacht der Herr uns zur Herrlichkeit holt. Was wäre das für ein Triumph, zur Schar vor seinem Thron zu kommen!
Es ist schön, wenn man sich bei einem Abschied von seiner Mutter oder anderen lieben Menschen bewusst von ihnen verabschieden kann. Zum Beispiel auch in Schillingstedt am Montag, als zwei liebe Leute aus unserer Gemeinde, die bewusst mit Jesus lebten, auf herrliche Weise mit Singen und klaren Worten Abschied nahmen. Es ist doch ein Triumph, wenn jemand heimgeht. Das ist die Krönung.
Wir leben oft so schnell und fragen uns, ob wir noch ein paar Jahre haben und so weiter. Dann überlegen wir, ob es besser ist im Altenheim oder ob wir lieber früher oder später sterben wollen. Aber der Herr weiß es besser. Wenn ich nur Stunden auf Erden zähle, will ich meinem Gott Lob singen. Wenn er mich heimholt, ist das prima! Dann wird es herrlich sein, dass alles Leid zu Ende ist. Ich darf ihm dienen. Zurückbleiben ist ein bisschen problematisch, bis alles geregelt ist und man sich von seinem Besitz getrennt hat, aber sonst ist es herrlich.
Wir sollen zukunftsblickend leben. Was ist schon die kurze Zeit unseres Lebens? Selbst wenn Sie 104 Jahre alt werden, leben Sie doch ewigkeitsbezogen, sagt der Hebräerbrief. Das gibt uns auch die nötige Distanz, um uns nicht über Benzinpreise oder andere weltliche Dinge aufzuregen. Und wenn Sie darüber politisch reden, ist das schön. Aber ich meine, ob der Jet ein bisschen billiger ist oder Lidl oder Schlecker, wo Sie gerade einkaufen – leben Sie doch ewigkeitsbezogen!
Auch die Ärgernisse im Beruf und die Menschen, die Ihnen auf die Nerven fallen, sollten Sie so sehen. Gott hat es doch so klar gesagt und sogar einen Schwur dazu getan, dass er sein Wort nicht brechen kann. Deshalb halten wir fest an der angebotenen Hoffnung. Ich sage ja statt Hoffnung immer gern Zuversicht.
Der alte Friedrich von Bodelschwingh ist hier ein gutes Beispiel. Es ist sehr ergreifend, immer wieder zu lesen, wie seine Kinder gestorben sind und wie er einen Ewigkeitsblick hatte. Das hat ihn reif gemacht für den Dienst an den Behinderten. Er hat sein Leben ganz anders geordnet und nichts anderes mehr in der Welt für wichtig gehalten.
Sein Sohn sagte über ihn: „Fritz von Bodelschwingh hat sich nicht für junge Menschen interessiert, die in die Welt stürmten und denen alles andere wichtig war. Ihm war das Wichtigste, wenn einer dieser Schwachen heimging, ihm zu helfen, das Ziel der Ewigkeit zu erreichen. Das ist das Wichtigste – dass er nach Hause kommt.“
Zum Schluss sagt er: „Gott lügt nicht und Gottes Wort kann nicht wanken. Wir haben einen starken Trost, eine Ermutigung.“ Im Wort Trost steckt ja immer auch Mut drin. Wir haben eine Ermutigung, und dazu möchte ich noch ein paar Worte sagen – zum Anker.
Der feste Anker unserer Seele und die Suche nach innerer Ruhe
Wir finden in unserer Seele keine Ruhe. Deshalb gelingt es auch nicht, einfach die Seele baumeln zu lassen. Das mag schön und wunderbar sein, aber wir finden keine Ruhe in uns selbst. Man kann auf die schönste Südseeinsel im Pazifik fliehen, doch die Unruhe in der Seele wird man mit sich tragen.
Und wir wissen ganz genau, dass es genauso ist mit den Ängsten und Sorgen, die wir haben. Sie begleiten uns ständig. Ich denke immer wieder, dass viele Menschen heute nicht mehr wissen, was Seelsorge bedeutet – dass man ihnen helfen kann in der Unruhe ihres Lebens.
Ich möchte wieder bei Jesus ablegen, was mich belastet. Ich will ihm auch meinen Unglauben und meine Zweifel bekennen, damit ich wieder seinen Frieden habe. Meine Seele muss doch zur Ruhe kommen. Und meine Seele kommt durch nichts anderes zur Ruhe, als dass sie in Gott ruht.
Ein schönes Wort von Augustinus, das wir oft zitieren, lautet: Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet bei Gott. Wo soll es denn sonst Ruhe finden? Und wo kann es anders Ruhe finden als bei den herrlichen Zusagen Gottes? „Herr, du hast mir das zugesagt. Ich bin dein, und ich fasse das.“ Ich weiß zwar von den unheimlichen Abgründen, aber ich will mich stärkend festhalten bei dir in deinem Frieden.
Und das ist das Wort vom Anker. Es ist ja so toll: Wir sind keine Seeleute, aber beim Anker ist es so gut, dass dieses Schiff auch dann, wenn die Wellen schlagen und der Wind drückt, festliegt und nicht zu lösen ist. Es liegt sicher im Hafen und hat Halt.
Das ist jetzt wichtig, wenn wir in den ungeheuren Anfechtungen, Belastungen und Stürmen dieser Welt leben: dass wir an diesem Anker angebunden sind, wo unsere Seele Ruhe findet.
Ich gehöre jetzt ja auch schon zu dem Alter, in dem man nachts ab zwei Uhr oft wach liegt. Das ist zwar nicht schön, aber seit vielen Jahren weiß ich, dass gerade in diesen Nachtstunden oft die schwersten Gedanken kommen. Und da sind viele belastet.
Es ist herrlich, wenn man dann anfängt zu beten oder sich Liedverse vorsagt und manchmal sogar wieder einschläft. Das geht ganz schnell, weil die Seele wieder ruhen kann. Sie kann nicht in sich selbst ruhen. Man kann auch nicht einfach zu seiner Seele sprechen wie der reiche Kornbauer: „Hab Ruhe und hab Frieden.“ Das geht nicht. Die Seele muss in Gott ruhen.
Ich denke, das ist heute bei vielen Menschen so, die entweder Pillen nehmen oder zum Psychologen gehen. Der Psychologe kann ihnen an dieser Stelle nicht zum Gottesfrieden verhelfen. Das ist das Entscheidende: den sicheren, festen Anker unserer Seele.
Und der Anker reicht hinein – jetzt redet er immer wieder im alttestamentlichen Tempeldienst bis hinter den Vorhang ins Allerheiligste, dorthin, wo Gottes Gegenwart ist.
Das hat mich schon als Kind berührt, bei den schönen Abendliedern: „Hirte deiner Schafe, da sind wir geborgen und ich schlafe in Frieden, Herr, da bin ich bei dir geborgen.“ Wenn es dann heißt, „wie wenn ich mein Bett heute zum Grab hätte, wenn ich darüber sterben würde“, und ich bin doch in dir. Das sanfte Ruhekissen, das ist deine Vergebung.
Lesen Sie doch die herrlichen Lieder, schöner kann man es gar nicht mehr sagen. Der Anker reicht hinein bis ins Allerheiligste. Da bin ich schon im Himmel. Und dann ist es gar nicht wichtig, wann meine letzte Stunde kommt. Viel wichtiger ist, dass ich geborgen bin in dir.
Ich hoffe, dass ich heute Abend nicht verwirrt habe, sondern dass ich einfach nachzeichnen durfte, was da steht. Halten Sie sich ans Wort, dann haben Sie genug Trost. Dann haben Sie einen Anker. Und dann brauchen Sie auch nicht zu grübeln, wie das mit anderen ist.
Sie sind nicht Gottes Ratgeber und nicht Gottes Polizist, der irgendwo andere prüfen muss. Sie dürfen sagen: „Herr, danke, dass du mir Frieden gibst, das ist genug.“
Die Sorge um die lieben Familienangehörigen ist eine Last. Aber auch da dürfen Sie beten.
