Einführung in das Thema des Glaubensfortschritts
Philipper 2,13 ist der Predigttext für heute. Wir haben die Faustpfänder des Glaubens, das sind Worte, auf die wir uns berufen können, wenn uns die Geborgenheit fehlt, die wir brauchen.
„Müht euch um euer Heil“ – hier gefällt mir der alte Luthertext besser: „Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.“ Statt „Mühen“ lieber „Schaffen“, das entspricht mehr der Sprache des Paulus. Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen wirkt, zu seinem Wohlgefallen.
Herr, segne dieses Wort an uns.
Wir haben die Predigt heute überschrieben mit „Gute Fortschritte“. Das ist so ein alter Wunschtraum in meinem Leben. Ich möchte nicht immer bloß ein Anfängerkrist sein. So wie man beim Autofahren froh ist, wenn man das Zettelchen „Vorsicht Anfänger“ hinten entfernen kann, so möchte ich auch in meinem Glaubensleben über die ersten Stolperschritte hinauskommen. Ich wünsche mir, ein stabiler und brauchbarer Christ zu werden, der zur Ehre seines Herrn lebt.
Der Sumpf der Verzagtheit im Christenleben
Je mehr ich darüber nachdachte, desto deutlicher wurde mir, dass das für mich eine Not ist. Vielleicht trifft das auch auf Dinge zu, die Sie schon lange beschäftigen.
Das mit den Fortschritten – das funktioniert meist nicht. Am eindrücklichsten hat das John Bunyan in seinem Buch „Die Pilgerreise“ dargestellt. Ich weiß nicht, ob Sie dieses uralte Buch der Puritaner kennen. Es wurde von einem Kesselschmied geschrieben, der lange Zeit im Gefängnis war. Darin beschreibt er, wie sich ein Christ entschließt, Jesus nachzufolgen.
Gleich am Anfang seines Weges kommt dieser Christ auf einen schwankenden Boden. Unter seinen Füßen hat er einen unsicheren Tritt. Er geht weiter, doch plötzlich sinkt er ein. Er erschrickt und fragt sich: Wo bin ich denn hingeraten? Er sucht nach einem Weg, findet aber keinen mehr. Dann geht er ein paar Schritte weiter, doch er sinkt immer tiefer in den Morast ein.
Je mehr er sich durchkämpft, desto mehr merkt er, dass es hoffnungslos ist. Es ist ein richtiges Moor, aus dem es kein Entkommen gibt. Er ist ein Verlorener. Er merkt, dass er in den Sumpf der Verzagtheit geraten ist.
John Bunyan will damit sagen: Fortschritt im Christenleben führt oft in den Sumpf der Verzagtheit. Der Christ ist ganz verzweifelt. Er schlägt um sich und kämpft. Doch je mehr er sich bemüht, sich aus diesem Sumpf zu befreien und seinem Ziel, der himmlischen Heimat, näherzukommen, desto tiefer sinkt er ein.
Die dunklen Schlammfluten kommen ihm immer bedrohlicher näher. Er weiß: Ich kann da nicht entrinnen. Dann geschieht plötzlich das Unerwartete: Eine Hand greift nach ihm, zieht ihn aus dem Schlamm heraus und stellt ihn auf festen Grund.
Da fragt der Christ: Warum hat der König diesen unguten Weg hier gelassen? Es ist schlimm, wenn Leute aufbrechen und zum ewigen Leben kommen wollen, aber durch diesen Sumpf müssen.
Man erklärt ihm, dass der große König schon versucht hat, diesen Sumpf trockenzulegen. Er hat sicher zwanzigtausend Karren – ach nein, Millionen Karren – Unterweisung hineingekippt. Aber merkwürdigerweise trocknet der Sumpf nicht aus.
Dieser Sumpf bleibt, weil er gespeist wird vom Morast der Sünde und des Verderbens dieser Welt. Dann wird der Christ gefragt: Warum hast du nicht Acht gegeben, lieber Freund? Da war doch der Weg der Verheißungen. Warum bist du nicht in die Fußstapfen der Verheißungen getreten?
Der Christ antwortet: Ich ging geradewegs so, wie ich es mir vorgestellt hatte, den nächsten Weg, und wollte so rasch wie möglich ans Ziel kommen.
Dann wird ihm erklärt: Du kannst diesen Sumpf nur überwinden, wenn du in die Verheißungen hineintritttst, in diese Fußstapfen. Dann wirst du festtreten können. Das ist der einzige Weg, auf dem man hindurchgehen kann.
Die Realität der Verzagtheit und die Notwendigkeit des Glaubens
Heute Morgen möchte ich mit Ihnen über den Sumpf der Verzagtheit sprechen und darüber, wie Fortschritte im Christenleben immer wieder in diesen Sumpf führen können. Damit Sie nicht denken, ich sei unvorbereitet, habe ich den Vortrag in fünf Teile gegliedert. Ich hoffe, Ihre Gedächtniskapazität reicht aus, sodass wir es mit fünf Teilen wagen können. Vergessen Sie dabei bitte nicht die zwei Merksätze, die mir besonders wichtig sind.
Der erste Merksatz lautet: Wir müssen aus dem Sumpf der Verzagtheit herauskommen. Ist das wirklich so? Es ist oft so, dass Christen in diesen Sumpf geraten, gerade wenn sie Fortschritte machen. Heute werden viele Christen irritiert, weil ihnen gesagt wird: Wenn du richtig glaubst, dann hast du keine Nöte mehr, keine Anfechtungen mehr. Andere haben ein Patentrezept parat und behaupten, du brauchst eine besondere Handauflegung. Wieder andere sagen, du musst dich einer bestimmten Gemeinschaft anschließen. Ich halte diese Wege für sehr irreführend.
Ich bin dankbar, dass der Apostel Paulus offen davon geschrieben hat, dass auch er verzagt war und nicht mehr leben wollte. Wenn Sie glauben, Sie könnten sich darüber hinwegtrösten, sind Sie nur unehrlich zu sich selbst. Fortschritte im Christenleben führen zwangsläufig zu tiefem Verzagen, einfach deshalb, weil wir diesen irdischen Leib tragen, der noch zerbrochen werden muss.
Wir Christen sind trotz aller Nähe zu unserem Herrn immer noch irdische Gefäße, zerbrechliche Pötte, die zerschlagen werden. Ich freue mich, wenn Sie gerade in einer fröhlichen Zeit sind. Heute möchte ich aber vor allem zu denen sprechen, die mutlos und verzagt sind. Die sagen: „Ich wollte mit meinem Glauben ganz Stuttgart anstecken, doch ich spüre, dass in meinem Leben so viele Hemmnisse sind. Ich bin wie eingesperrt und kann das nicht leben.“ Viele sind traurig, weil die Sünde noch so viel Raum in ihrem Leben einnimmt. Da wird man verzagt und traurig.
Viele sagen: „Ich wollte meinem Herrn ganz anders dienen, aber ich kann es nicht.“ Sie stecken im Sumpf fest und wollen sich daraus freikämpfen. Doch je mehr sie sich damit beschäftigen und dagegen ankämpfen, desto verkrampfter wird alles. Sie geraten immer tiefer in diesen Sumpf hinein. Das ist der Grund, warum viele Christen nicht mehr fröhlich sind und nicht mehr lachen können.
Diese Erfahrung macht man, sobald man ernsthaft dem Herrn dienen will, sobald man sein Leben ihm heiligen und zur Verfügung stellen möchte. Es ist schlimm, dass wir in dieser Welt von der Sünde umstrickt sind, die uns träge macht – so nennt es der Hebräerbrief. Selbst erfahrene und erprobte Christen bleiben davon nicht verschont.
Das ist oft schwer zu verstehen. Sogar der Jakobusbrief sagt, wir sollen es als Freude ansehen, wenn wir von Versuchungen geprüft werden. Wir denken doch immer, das Christenleben sei ein fröhliches Losziehen mit fröhlichen Siegesliedern. Doch dann geraten wir in den Sumpf der Verzagtheit.
Wir müssen heraus aus diesem Sumpf! Ja, wir müssen heraus – aber der Herr hat uns hineingeführt, weil er uns etwas zeigen will. An unserem christlichen Leben ist nie ein Stückchen eigenes Können dran. Das müssen wir unter Schmerzen und bitteren Erfahrungen erkennen. Nach unserer Bekehrung bilden wir uns oft ein, wir hätten alles unter Kontrolle.
Dann wollen wir dankbar sagen: „Herr, du hast uns in Nöte geführt und zeigst uns täglich unsere Ohnmacht.“ Doch wir stecken im Sumpf der Verzagtheit fest, wollen alles hinwerfen und sagen: „Ich tauge nicht.“ Paulus sagt dazu: „Das geschieht aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns setzen, sondern auf den Gott, der Tote lebendig macht“ (2. Korinther 1,9-10).
Bei diesem Gott gibt es kein Unmöglich. Er kann auch durch uns wirken – durch Menschen, die im Sumpf der Verzagtheit stecken. Gerade solche Menschen nimmt er in Dienst und ruft sie. Wenn Sie heute Morgen sagen: „Ich tauge nicht, ich bin nicht fähig“, dann ruft Sie der Herr trotzdem. Es hat sich gelohnt, dass Sie hergekommen sind. Er will durch Sie hindurch wirken.
Die rettende Hand Gottes im Glaubensleben
Zweitens: Wo ist die Hand, die uns herauszieht? Wo ist die Hand, die uns herauszieht? Manche Menschen sagen: „Ich bin ganz abgemagert.“ Ich frage: Haben Sie ein Leiden? Nein, das ist die Traurigkeit.
Wie viele Menschen sind heute seelisch zerbrochen, traurig und müde geworden. Wenn sie ihren Glauben wirklich ernst nehmen, dann muss das sie in schlimme Nöte bringen. Sie hofften, etwas vom neuen Leben darzustellen, doch es gelingt ihnen nicht.
Ich wollte meinen Kindern das ja ganz anders spüren lassen. Ich wollte, dass sie als Gemeindeglieder anders erfahren, dass die Liebe Christi mich drängt. Aber sie sehen immer wieder nur die Schalen meiner ungeheiligten Persönlichkeit. Sie sehen immer wieder, dass andere Geister in mir wohnen.
Wo ist denn die Hand, die mich hält? Ich habe sie nur im Glauben. Ich habe sie nicht im Schauen. Darum bin ich so skeptisch gegenüber den vielen äußeren Zeichen, die heute gefordert werden. Ich bin skeptisch, wenn von Handauflegung und anderen Dingen die Rede ist.
Ich lege Ihnen die Hände gern auf. Aber es bleibt das Glauben. Wir sprachen am letzten Sonntag darüber, dass auch die Sakramente das Glauben nicht ersetzen können. Auch die Kirchenmitgliedschaft macht es nicht aus. Entscheidend ist der Glaube.
Wo ist die Hand Jesu, die mich hält? Paulus sagt: Christus ist der, der in euch wirkt. Ist das wahr? Auch wenn ich es nicht spüre, auch wenn Sie es nicht spüren – wenn Sie sich Jesus im Glauben öffnen, wenn Sie sich ihm zum Dienst übergeben, wenn Sie sich für ihn entscheiden, dann kann Paulus sagen: Christus wirkt in euch.
Ja, das ist für mich gerade die große Frage: Wirkt Christus wirklich in mir? Ich sehe in meinem Leben noch unheimliche Mächte wirken. Ich kann nicht einmal eine Grenze ziehen zwischen den dämonischen Mächten und der Sünde, die sie in meinem Leben findet, und den bösen Dingen wie Neid, Hass, Leidenschaft und Unreinheit.
Woher kommt das? Ist das nicht die Macht des Fürsten dieser Welt? Wo ist denn die Hand, die mich herauszieht? Paulus sagt: Gott ist der, der in euch wirkt. Das Wollen, schon das Wollen ist ein Wirken Christi.
Jetzt ist gerade der Punkt, der Ihnen so viel Not macht, der Anlass Ihrer Freude. Ein abgestumpfter Mensch leidet nie an dem Zwiespalt seines Herzens. Er wird nie über seine Sünde traurig sein. Er wird nie darunter leiden, dass er nicht Christus voll erdienen kann.
Die meisten Menschen sind so abgebrüht, dass sie sagen: „Es ist doch gar nichts dabei.“ Es gibt Kirchengrößen, die sind völlig kalt gegenüber dem Wort „Sünde“. Das Wort ist für sie nicht aktuell, es macht ihnen keine Not.
Wenn in Ihrem Leben ein Wollen aufbricht und sagt: „Ich will raus aus dem unheiligen Leben“, dann ist Gottes Wirken in Ihrem Leben. Gott wirkt in euch, und das Wort, das hier für „wirken“ steht, ist das griechische Energein.
Dieses Wort wird in der Bibel nur zweimal verwendet – und zwar in zwei Bedeutungen: einmal für das Wirken der unheiligen, ungöttlichen, dämonischen Mächte, also das Wirken der satanischen Mächte dieser Welt. Und zum anderen wird dieses Wort genauso für das Wirken Jesu und das Wirken der Missionsboten verwendet, die durch die Welt ziehen.
Gott ist der, der in euch wirkt – der Gott, der mit Energie in Ihrem Leben tätig sein will. Das ist wunderbar, und ich darf es glauben. Gott wirkt in mir. Gott wirkt in mir!
Dann ist das ja viel größer. Ich darf das schon erkennen, da wo dieses Wollen aufbricht, wo ich traurig bin über mein bisheriges Leben. Da werde ich sensibel für das Neue, für das Schöne, das aus meinem Leben werden soll.
Ich freue mich an der Hand, die mich hält und mich herauszieht aus diesem Sumpf.
Gottes Wirken im Wollen und Vollbringen
Das Dritte schafft Gott ganz allein. Können Sie es noch behalten? Wir brauchen fünf, Sie müssen heute auf Draht sein. Wir müssen den Sumpf raus, die Hand, die uns hält, war das Ziel. Gott schafft das ganz allein.
Ja, jetzt fangen ja die Schwierigkeiten an. Ich will das zwar, wollen habe ich wohl, sagte Paulus, der hat das einmal so richtig durchgekämpft. Wollen habe ich schon, aber das Vollbringen, das kriege ich nicht hin.
Ich nehme mir so viele Dinge vor, auch im Glaubensleben. Dann sind so viele Hemmnisse da. Das fängt morgens beim Bibellesen an, bei der Stille, die ich kaum vollbringe, weil mir die Zeit und die Ruhe fehlt. Dann will ich viel freundlicher sein zu meiner Umgebung. Sie können ja all die Dinge, aber das Vollbringen gelingt doch bei uns nicht.
Bei uns ist das ein Gegensatz: Wollen und Vollbringen, die kriegen wir nicht zusammen. Darum sagt Paulus: Gott ist der, der in euch wirkt, beides, das Wollen und das Vollbringen. Er kriegt die beiden Teile in ihrem Leben wohl zusammen.
Jetzt ist im Christenleben nur wichtig, dass sie sich ganz in die Hände Gottes fallen lassen. Das ist der schwierige Schritt des Glaubens: Herr, du machst das für mich. Ja, wie?
Ich weiß noch, wie ich in einer christlichen Gemeinde aufgewachsen bin, hier in Stuttgart, und wie das für mich eine Offenbarung war. Ich habe das oft vorher gehört, aber wie ich diesen Schritt selber vollzogen habe – in meiner Verzagtheit, in meinem Scheitern – mich einfach Christus zu überlassen, in seine Hände fallen zu lassen, das bleibt bis heute meine einzige Möglichkeit.
Über dieses wachse ich nicht hinaus, denn es gibt nichts Größeres, als in die Hände Jesu zu fallen. So, wie es der Chor uns vorhin gesungen hat: geborgen zu sein in den Armen Jesu.
Ich bin ein alter DLRG-Rettungsschwimmer. Das hat mir immer Spaß gemacht. Da gibt es ein Rezept für die Rettungsschwimmer: Das Schlimmste, was ihnen passieren kann, ist ein Strambilder, den sie retten müssen. Denn da sind manche Rettungsschwimmer umgekommen. Sie haben in ihrer unsinnigen Tätigkeit oft den Rettungsmann erwürgt oder ihn so an den Armen umklammert, dass es gar nicht zur Rettung kam.
Das Beste, was ihnen passieren kann, ist ein nahezu bewusstloser Mensch, den sie rausziehen müssen. Den können sie ganz sanft über die Wasseroberfläche ziehen. Und das ist mir immer ein Bild fürs Glauben gewesen.
Jesus kann uns nur retten, wenn wir uns ganz ihm überlassen. Dann sagen wir: In dir sei es begonnen, mit dir sei es vollendet. Ich bringe das nicht ohne dich hin. Ich schaffe das morgen nicht. Ich schaffe auch den Sieg über die Sünde nicht. Aber du bist doch der Sieger, du bist der, der die Welt in Händen hat, du bist der, dem alle Mächte gehorchen müssen.
Es ist dir doch ein kleines Neues in meinem Leben zu beginnen. Wo sie ihr Christenleben so beginnen, ist es nicht unter den Krampf des Überlebenwollens gestellt, sondern unter die Freude des Sieges Jesu.
Und Sie können an die Arbeit gehen und sagen: In mir ist nicht die Kraft, und ich kann das nicht. Aber der Herr ist groß, der Herr ist wunderbar, dass er sogar in solchen schwachen Leuten arbeiten kann.
Das steht im 2. Thessalonicher 2, einmal auch von Paulus, dass am Ende der Zeit der Antichrist wirken wird durch Zeichen und Wunder. Wieder dieses Wirken, dieses Energeien. Er wird die Welt betören, die Menschen werden auf ihn hereinfallen. Sie werden darauf schauen und sagen: Schau mal, was dort geschieht. Sie werden sich an dem Wunderbaren, dem Wunderfitzigen aufhalten.
Und da ist doch Gott, der in euch wirkt, Gott so praktisch, so erfahrbar. Sie dürfen die Siege Jesu erfahren, tagtäglich in ihrem eigenen Leben. Da sind die Wunder Jesu so groß, da sind sie so mächtig, dieser Herr, der in ihrem Leben das fertigbringt, dass er ihr störrisches Herz überwindet.
Der es fertigbringt, dass sie ihren Freunden nicht nur zur Not leben, sondern ein Geruch des Lebens werden zum Leben, dass andere durch sie das Heil finden. Das ist Gottes Markenzeichen, das ist Gottes Firmenzeichen.
Gott wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen. Menschliches Kennzeichen ist, dass das Wollen und Vollbringen auseinanderfällt. Bei Gott ist sein Markenzeichen, sein Emblem, an dem man ihn erkennt, dass er seine Sache zu Ende führt.
Ich bin so froh, dass wir nicht dauernd von den Niederlagen reden müssen. Wir haben ja heute diese Krankenschwestern da, die dieses Seminar machen, und viele andere, die für Jesus tätig sein wollen. Wir wollen das jetzt weglegen und sagen: Jesus braucht uns. Dann ist meine Schwäche und mein Versagen kein Hemmnis mehr für ihn.
Gott wirkt beides, Wollen und Vollbringen, dass sie sein Firmensein nach seinem Wohlgefallen, nach seiner Schablone – das ist seine Art, das ist sein Umgang mit uns. So gefällt ihm das. Das macht ihm so Spaß, dass er seine Sachen zu Ende durchzieht.
Wenig vorher, im ersten Kapitel, hat Paulus geschrieben: Deren euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch zu Ende führen.
Das Einzige, was so Not macht, ist, wenn wir es selber zu Ende führen wollen. Dann wird das ein Unglück. Wenn er es zu Ende führen kann, ist er Herr und König über ihr Leben. Dann habe ich gar keine Sorge.
Wo Jesus Christus im Mittelpunkt auch unseres Dienstes steht, unseres Familienlebens, unseres Ehelebens, unserer Dienste, Berufsaufgaben, in denen wir sind, da habe ich gar keine Sorge. Er wird es zu Ende führen.
Wo sie sich durch sein Wort leiten lassen, wird der Herr sie einsetzen können, vielen Menschen zum Segen. Und da, wo sie es mit frommem Anspruch selber machen wollen, mit frommen Worten, aber nicht im Glauben ihm überlassen, wird es nicht gelingen, wird Elend und Scheitern folgen.
Gottes Wohlgefallen als Ziel und Ansporn
Nach seinem Wohlgefallen – das ist der vierte Punkt. Das ist seine Markenzeit. So gefällt es ihm, einmal das Werk zu Ende zu bringen, das Ziel zu erreichen. Das ist seine Absicht und sein Plan.
Nun fünftens, jetzt kommt der Hauptpunkt. Das muss uns anspornen. Es ist doch ein bisschen viel, was man behalten muss. Aber das Fünfte dürfen Sie nicht vergessen. Das muss uns anspornen: Schafft, dass ihr selig werdet mit Furcht und Zittern.
Ja, wie? Jetzt ist doch ein Widerspruch. Gerade haben wir noch gehört: Gott ist es ganz allein, der es mit uns macht. Und jetzt sagst du plötzlich, ich muss doch noch schaffen, dass ich selig werde. Da haben sich ja die Denker schon wirklich ihr Gehirn zermartert an dieser Sache. Es ist wieder so ein Punkt, an dem sie sagen: Die Logik kann die Geheimnisse Gottes nicht fassen.
Ich habe heute mal versucht, es umgekehrt anzugehen, und ich glaube, so kommen Sie an dieses Geheimnis heran: Gott will Sie retten. Gott will das Vollbringen des neuen Lebens auch in Ihrem Leben durchsetzen.
Jetzt sagt Paulus: Darum müssen Sie hart zupacken. Schaffen Sie, schaffen Sie, dass dieses nun auch in Ihrem Leben sich verwirklicht. Ich suche immer Bilder und denke, wenn wir Bilder haben, dann haben wir es einigermaßen begriffen.
Und dann dachte ich, es ist ganz normal: Weil ich Augen habe, schau doch hin! Du kannst doch sehen, weil du Augen hast. Weil du Füße hast, kann ich sagen: Steh auf und geh! Weil Christus das Wollen und das Vollbringen wirkt, in seiner mächtigen Energie, kann ich sagen: Schaff doch! Jetzt geh mit Leidenschaft in die Nachfolge Jesu! Jetzt arbeite Tag und Nacht für den Herrn, der das Reich beschenkt.
Das ist nichts vergeblich. Lege auch in deiner Glaubenshingabe ganzen Ernst und willentliche Hingabe hinein – nicht, weil du es vollbringen kannst, sondern weil Gott es vollbringt. Gerade darum hat es einen Sinn.
Ich kann nicht mehr verstehen, wie Menschen da behaupten, das sei ein Gegensatz. Sie verstehen, dass unsere menschliche Logik hier die göttlichen Gesetze nicht fassen kann, weil sie etwas ahnen vom Geheimnis: Weil Gott in meinem Leben wirken will, darf ich nun die Sünde hassen.
Darum erfordert das einen Bruch und ein Neinsagen zu unguten Wegen. Darum fordert das Umkehr. Darum will ich mit neuem Eifer sein Wort studieren. Darum will ich vielmehr beten. Darum will ich ihm viel größere Wunder zutrauen – er wirkt ja gerade. Darum will ich schaffen, als wenn das Menschen untätig machen könnte.
Ach, dann kann man ja die Hände in den Schoß legen. Dann macht ja Gott alles. Solch eine törichte Sache! Wenn unser Herr heute, am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, noch einmal Großes tun will, wenn er das Wollen und das Vollbringen schafft, dann möchte ich mein Geld zur Verfügung stellen, meine Zeit ihm ausliefern und hergeben, damit er etwas Großes machen kann.
Ist der Teufel so ein verblendend wirkender, dass er das in Christen fertiggebracht hat, dass sie über diesem wunderbaren Wort genau das Gegenteil erkennen? Ach, dann stecke ich eben im Sumpf, und dann will ich im Sumpf stecken bleiben. Ich kann es ja sowieso nicht machen, der Herr muss es ja machen. Dann kann ich eben auch nicht heraus – so wie man sich in seiner Schwermut gefallen kann.
Schaff es! Müht euch um euer Heil! Der Herr will es. Der Herr will heute durch Sie Großes tun und ruft Sie, dass Sie heute Ihr Heil ergreifen, leben und dann praktizieren in Ihren vielfältigen Lebensaufgaben, in denen Sie stehen.
Der Herr segne Sie. Amen.
