Überblick über die Heilszeiten und die Weissagungen des Joel
Wir haben vorhin mit der Stelle aus dem Buch Joel geschlossen. Ich möchte noch einmal zwei Dinge dazu sagen.
Einmal seht ihr hier ganz grob die Heilszeiten, von denen wir heute Morgen gesprochen haben. Hier vorne sind Unschuld, Gewissen und so weiter dargestellt. Dann folgt die Zeit des Gesetzes, und jetzt befinden wir uns seit Pfingsten in der Zeit der Gemeinde.
Die Zeit der Gemeinde wird mit der Entrückung der Gemeinde enden. Danach beginnt die Zeit der Trübsal, der Tag des Herrn, und anschließend das sogenannte tausendjährige messianische Friedensreich.
Meine Behauptung war, dass Joel, der in dieser Zeit lebte und für das Volk Israel Weissagungen empfangen hat, im gesamten Buch Joel seine Weissagungen an das Volk Israel richtet. Er hat auf diese Zeit geweissagt. Leider ist es farblich jetzt nicht deutlich, aber das war nämlich die gleiche Farbe wie hier – nämlich grün.
Zu Beginn des tausendjährigen Reichs wird das geschehen, was noch nicht erfüllt ist, nämlich das, was in Joel 3 beschrieben wird. Am Ende dieser Zeit verfinstert sich die Sonne, und der Mond wird zu Blut, und so weiter – hier in dieser Gegend, und nicht am Ende des Gemeindezeitalters.
Das ist kein Zirkelschluss. Ich wollte das nicht sagen, denn keiner der Propheten hat die Gemeindezeit gesehen. Deshalb kann auch Joel das nicht gemeint haben. Warum meint Joel das nicht? Weil keiner der Propheten die Gemeindezeit gesehen hat. Das wäre ein Zirkelschluss, so kann man auch argumentieren.
Wenn ihr das Buch Joel aber einmal wirklich durchnehmt, werdet ihr sehen, dass das Buch Joel lehrmäßig nicht von der Gemeindezeit spricht. Es spricht von Israel damals und von Israel in der Zukunft, in dieser Zeit.
Viele der Propheten des Alten Testaments haben diesen Aufbau und sprechen nicht von der Gemeindezeit.
Wenn ich sage, die alttestamentlichen Propheten sprechen nicht von der Gemeindezeit, heißt das nicht, dass wir das Alte Testament nicht lesen sollen oder dass es uns nicht viel gute Belehrung, Trost und Ermunterung enthält. Selbstverständlich sollen wir das Alte Testament lesen.
Es ist nur ein Unterschied, ob wir etwas lesen und der Herr seelsorgerlich mit uns redet. Er kann durch jedes Wort der Bibel, selbst durch das Geschlechtsregister des Esau, seelsorgerlich mit uns sprechen.
Lehrmäßig müssen wir jedoch fragen, auf welche Zeit eine Aussage gemünzt ist, und das sollten wir unterscheiden.
Zeichen und Wunder in heilsgeschichtlicher Perspektive
Machen wir die Fortsetzung mit Punkt fünf auf unserem Ausdruck: Zeichen, falsche Zeichen und Wunder. Ich kann nicht anders, als zunächst wieder ein Wort zur Heilsgeschichte, zu Zeichen und Wundern in heilsgeschichtlicher Sicht zu sagen.
Es kann kein vernünftiger Mensch bestreiten, dass Zeichen und Wunder gehäuft in der Zeit des Mose vorkamen. Man spricht von vier Epochenphasen, in denen Zeichen und Wunder besonders häufig geschehen sind. Gott hat immer Wunder getan, aber es ist schon ein Unterschied, ob wir nur von Wundern sprechen oder von Zeichen und Wundern.
Ihr Lieben, wir müssen die Bibel ganz genau lesen. Wenn von Zeichen und Wundern die Rede ist, ist das etwas anderes, als wenn irgendwo nur ein Wunder geschieht. Ein Zeichen weist, wie das Wort sagt, auf etwas Besonderes hin und will etwas Besonderes deutlich machen.
Mose tat Zeichen und Wunder. Das war die klassische Erlösungszeit des Alten Testaments, als er Israel aus Ägypten führte. Bei Josua gibt es eigentlich keine Wunder mehr, die Josua selbst getan hätte. Gott hat ein Wunder getan, als das Volk durch den Jordan ging, aber das war Gottes Werk, nicht Josuas. Mose hatte eine ganz andere Macht und Autorität. Er konnte den Stab über das Wasser halten, und dann teilte sich das Wasser. Josua konnte das nicht mehr. Mit anderen Worten: Die Zeichen- und Wundertätigkeit nahm bei Josua ab.
Dann frage ich euch: Wie viele Wunder haben Jeremia, Jesaja, Daniel, Hesekiel, Joel und die anderen Schriftpropheten getan? Ich glaube nicht, dass uns von vielen Wundern berichtet wird. Jesaja durfte einmal ein Mittel verwenden, als König Hiskia krank war; er legte ihm ein Feigenpflaster auf. Aber das kann man nicht als Wunder bezeichnen.
Es waren Schriftpropheten. Schon im Alten Testament tauchen Zeichen und Wunder ganz massiv auf, nämlich als eine neue Heilszeit begann – die Zeit des Gesetzes, die Zeit Israels. Warum ließ Gott dort in besonderer Weise Zeichen und Wunder geschehen? Weil er den Träger der Offenbarung durch diese Zeichen und Wunder bestätigte.
Der Träger der neuen Offenbarung war Mose. Mose gab dem Volk Israel das Gesetz. Und wer sagt denn, dass Mose autorisiert war? Wer sagt denn, dass Mose das wirklich von Gott empfangen hatte? Damit das ganze Volk erkannte, dass Mose von Gott autorisiert und mit Vollmacht ausgestattet war, konnte er Zeichen und Wunder tun. Die Träger der Offenbarung wurden legitimiert und autorisiert durch Zeichen und Wunder.
Dann haben wir eine neue Zeit im Alten Testament, die Zeit der Propheten. Diese beginnt klassisch mit Elija und Elisa. Elija und Elisa taten eine ganze Reihe von Zeichen und Wundern. Doch dann kommen, wie ich eben schon sagte, die Schriftpropheten. Wir haben sechzehn im Alten Testament, und meines Wissens wird von keinem einzigen berichtet, dass er ein Wunder getan hätte.
Sie empfingen Gottes Worte und schrieben sie in seinem Auftrag nieder. Hier sehen wir eine Tendenz im Alten Testament: vom Zeichen und Wunder, vom Sichtbaren, hin zum Wort. Das ist immer der Weg, den Gott geht – hin zum Wort, damit wir zum Wort kommen.
Dann endet die Zeit der Propheten mit Johannes dem Täufer. Wie viele Zeichen und Wunder hat Johannes der Täufer getan? Der Größte der Propheten – wie viele Wunder hat er vollbracht? Lest die Evangelien! Ich sehe keines, nicht eines. Am Schluss wird er enthauptet wegen eines Tanzmädchens. Kein Zeichen und Wunder, er hat sich auch nicht aus dem Gefängnis herausgezaubert. Nein, er starb im Gefängnis und war der Wegbereiter des Herrn.
Danach trat der Herr Jesus auf. Das ist die klassische Erlösungszeit des Neuen Testaments. Auch unser Herr tat Zeichen und Wunder. Im Johannesevangelium werden stellvertretend einige berichtet. Die meisten sagen sieben, Fred Colvin meint acht. Das soll er selbst erklären, warum er auf acht kommt. Ladet ihn mal ein, dann sagt er euch das zu Zeichen und Wundern im Johannesevangelium.
Dann haben wir noch Zeichen und Wunder durch die Apostel. Auch die Apostel brachten eine neue Heilszeit, die Zeit der Gemeinde. Gott autorisierte sie in besonderer Weise und rüstete sie mit einer neuen Botschaft aus. Sie erhielten Zeichen eines Apostels. Das ist zum Beispiel sehr wichtig, denn in 2. Korinther 12, Vers 12 steht: Der Apostel Paulus tat Zeichen eines Apostels. Denkt mal darüber nach: Es gab Zeichen eines Apostels. Warum? Weil die Apostel eine neue Offenbarung und eine neue Botschaft hatten. Sie brachten das, was wir heute in den Lehrbriefen des Neuen Testaments haben.
Sie konnten nicht einfach sagen: „Hier, wir haben eine neue Offenbarung von Gott.“ Sie mussten legitimiert und autorisiert werden vor ihren Zuhörern durch Zeichen und Wunder. Paulus tat viele Zeichen und Wunder.
Aber auch da habt ihr sicher schon gehört oder selbst studiert in der Apostelgeschichte: Auf seiner ersten Missionsreise tat Paulus noch eine ganze Reihe von Zeichen und Wundern. Er wurde gesteinigt, stand auf und ging wieder in die Stadt – zum Beispiel. Eine ganze Reihe von Zeichen und Wundern.
Auf der zweiten Missionsreise lesen wir kein Zeichen und Wunder mehr. Es gibt einige Bekehrungen, Bekehrungsberichte von Lydia, dem Kerkermeister und so weiter, aber kein einziges Zeichen und Wunder wird berichtet.
Auf der dritten Reise geschah nur noch das, was auf der Insel Malta geschah – mit dem Vater des Publius. Und die Schweisstücher in der Erweckung von Ephesus: Man hielt die Schweisstücher des Paulus über Kranke, und sie wurden gesund. Dort war eine besondere Erweckung in Ephesus. Da tut Gott manchmal wirklich außergewöhnliche Dinge in Erweckungen, wenn ein echter Aufbruch von ihm ausgeht. Da geschehen auch Dinge, die man nicht in alle Schablonen einordnen kann – so auch diese Schweisstücher.
Aber ihr seht: Es nimmt ab. Auf der ersten Missionsreise, auf der zweiten, auf der dritten – wir haben wieder die Tendenz, dass es abnimmt. Schließlich muss der Apostel sogar seine Mitarbeiter krank zurücklassen. Trophimus lässt er krank in Milet zurück. Timotheus schreibt ihm, er solle ein bisschen Wasser und Wein zu sich nehmen, weil er einen kranken Magen hat. Paulus kann sie nicht mehr heilen.
Ich habe in der Literatur von Charismatikern nachgelesen. Wisst ihr, was sie schreiben? Sie sagen: Jeder hat mal eine schwache Stunde, sogar der Apostel Paulus hatte schwache Stunden, da konnte er nicht heilen, da musste er den Trophimus zurücklassen.
Glaubt ihr wirklich, dass Paulus da nur eine schwache Stunde hatte? Ich glaube, Paulus ging nicht wie eine aufgeladene Batterie durch die Gegend, die überall, wenn sie nur einer anrührte, sofort heilte und aufrecht stehen ließ. Er ging seinen Weg in Schwachheit – das schreibt er doch selbst –, und aus seiner Schwachheit heraus tat Gott Wunder.
Manche Wunder hat er überhaupt nicht bemerkt und erst später erfahren, was Gott getan hatte. Leider meinen heute manche Charismatiker, sie seien wie eine aufgeladene Batterie. Ich erinnere mich noch an Reinhard Bonnke, wie er hier in der Halle sagte: „Oh, die Salbung des Herrn ist auf mir, und ich weiß, jetzt wird er Wunder tun.“ Er verstand sich offensichtlich als bis oben hin aufgeladen mit Gottes Kraft. „Jetzt können sie alle kommen mit den Rollstühlen“, sagte er. Aber die mit den Rollstühlen fuhren leider auch wieder mit dem Rollstuhl hinaus.
Also sehen wir: Zeichen und Wunder haben eine besondere Bedeutung. Sie legitimieren und autorisieren die Träger neuer Offenbarung.
Achim.
Zeichen und Wunder in anderen heilsgeschichtlichen Zeiten
Nur eine Frage: Werden Probleme in dieser heilsgeschichtlichen Zeit einordnend betrachtet, weil ja auch Zeichen und Wunder geschahen? Nein, eben nicht. Es geschahen außergewöhnliche Dinge, aber keine Zeichen und Wunder.
Im Richterbuch steht nicht, dass Simson Zeichen und Wunder getan hätte. Simson war ein außergewöhnlich starker Mann. Er hing ein Stadttor aus, trug es auf einen Berg und erschlug mit einem Eselskieferknochen tausend Philister. Aber das waren keine Zeichen und Wunder.
Zeichen und Wunder bedeuten, dass etwas Besonderes von Gott her geschieht. Dadurch erkennen andere, dass der Mann wirklich von Gott gesandt, beauftragt, begabt und beschenkt ist – mit einer neuen Offenbarung. Deshalb gibt Gott ihm auch besondere Zeichen und Wunder.
Gut, aber wo steht das Zeichen und Wunder, dass es eben auf bestimmte Leute bezogen ist, die sozusagen Offenbarungskinder sind? Das ist ja eigentlich eher eine Interpretation. Da hast du Recht, das steht nicht ausdrücklich und explizit so da. Aber wenn du das Neue Testament liest und genau darauf achtest, wo Zeichen und Wunder vorkommen, dann kann man diesen Schluss ziehen. Es ist ein ganz normaler Vernunftschluss. Es steht nicht explizit da, aber das Gegenteil wäre viel, viel unlogischer und unplausibler.
Man könnte jetzt nicht einfach sagen: Weil das nicht explizit dasteht, ist das Gegenteil richtig. Eher kann man vom Gegenteil ausgehen. Das würde doch gegen die Dinge gehen, die ich eben genannt habe. Wir kommen nicht umhin, einige Dinge auch zu schließen. Aber das macht die charismatische Seite noch viel mehr. Die schließt noch viel mehr Dinge, ohne dass sie Schriftaussagen unter den Füßen hat.
Du willst noch etwas ergänzen? Ja, es ist auch die Argumentationsweise, dass in den Briefen, die 64 nach Christus geschrieben wurden, keine Zeichen und Wunder mehr auftauchen. Und in diesen Briefen von 64 nach Christus gibt es auch keine Hinweise mehr auf das Abendmahl. Und doch feiern wir heute noch das Abendmahl.
Selbstverständlich. Argumentieren wir dann, die Zeichen und Wunder haben aufgehört? Zum Beispiel schreibt Paulus, als er Timotheus empfiehlt, eher Wein gegen seinen Magen zu trinken, dass die Kraft langsam abnimmt. Das wird gerade beim Abendmahl nicht so argumentiert. Dort kommt es zwar nicht mehr vor, aber man sagt nicht, es ging langsam abwärts.
Da haben wir ja eine andere Situation, weil ausdrücklich steht, dass der Herr Jesus das Brotbrechen eingesetzt hat. Er hat sogar befohlen, dass wir es so oft wir es tun, zu seinem Gedächtnis tun sollen. Das kann man nicht direkt vergleichen. Ja, sogar bis er wiederkommt. Da ist klar, was an Konstanz angezeigt ist.
Gut, aber Jesus hat auch das Brot des Lebens und hat auch diese Brotvermehrungswunder bei vier- oder fünftausend Menschen gemacht. Können wir argumentieren: Okay, das kann ja heute auch noch sein? Wie meinst du, es kann noch sein?
Also, Jesus hat ja nicht nur gelehrt, sondern er hat auch Zeichen und Wunder getan. Und es kann heute genauso noch sein, dass unsere Botschaft durch Kraft – also nicht nur durch das Wort, durch das Evangelium –, sondern auch durch Zeichen und Wunder die Menschen noch erreichen kann.
Warum sollte die Kraft heute weniger sein als damals am Anfang? Da hätte man so diese Sicht, das Ganze ein bisschen anzuschubsen, damit Gemeinden entstehen, damit Leute gläubig werden.
Ja, ich weiß, was du meinst. Theoretisch könnte das sein. Das ist ja auch die Argumentation von John Wimber – oder war sie, er lebt ja nicht mehr – und auch von Jack Deere und anderen, des sogenannten Power Evangelism. Dabei kommen eben viel mehr Menschen zum Glauben, wenn dort auch wirkliche Wunder geschehen.
Nur: Wer die Bibel ganz genau liest, stellt sehr schnell fest, dass die Menschen zwar aufmerksam wurden und große Massen zusammengelaufen sind. Aber wer ist denn wirklich durch die Zeichen und Wunder zum Glauben gekommen? Zum Glauben kommen Menschen je und dann nur durchs Wort.
Ein Zeichen oder ein Wunder, etwas Außergewöhnliches, kann Menschen mal aufrütteln. Auch ein Autounfall kann Menschen aufrütteln. Aber wenn das Wort nicht dazukommt – und das Wort haben sie oft schon vorher gehört –, dann kommt niemand durch den Anstoß allein zum Glauben. Das Wort muss das Entscheidende tun.
Die Funktion der Zeichen im Johannesevangelium
Und ich habe ja noch nicht sagen können, was hier in Johannes 20 steht. Bitte schlag doch mal Johannes 20 auf. Im Johannes-Evangelium gibt es sieben oder acht Zeichen, auf jeden Fall eine ausgewählte Anzahl. Johannes sagt selbst, dass Jesus Christus noch viel mehr Zeichen getan hat.
Der Schluss von Johannes 20, Vers 30 lautet: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Das Wort übernimmt hier die Zeichenfunktion. Diese Zeichen sind geschrieben, damit ihr glaubt. Wir sind zum Glauben gekommen – ich gehe mal davon aus, dass alle, die hier sitzen, wahrscheinlich durch das Wort zum Glauben gekommen sind. Wohl kaum jemand kam durch irgendein spektakuläres Zeichen oder Wunder zum Glauben, sondern ich nehme an, durch das Wort. Und das ist deswegen möglich: Wir müssen heute nicht dieselben Zeichen sehen wie die Menschen damals. Diese Zeichen, die damals geschehen sind, sind geschrieben, damit wir glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit wir durch den Glauben Leben haben in seinem Namen.
Darum haben wir es schriftlich bekommen von Gott, geschrieben, damit wir glauben. Wir müssen nicht dieselben Zeichen sehen.
Schaut, der reiche Mann – ja, Werner, du nimmst das auf. Wo der Rätin diesen Bericht macht vom reichen Mann und vom armen Lazarus, wo es darum geht, dass der Reiche bittet, dass Lazarus doch zu seinen Brüdern gesendet wird. Dann sagt Abraham zu ihm: „Sie haben große Propheten, mögen sie die hören.“ Er aber sprach: „Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie sich bekehren.“ Das ist ganz eindeutig: Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand von den Toten aufersteht.
Das heißt, auch wenn sie ein außergewöhnliches Wunder sehen, kommen sie dadurch nicht zum Glauben. Aber er sagt: „Sie haben das Wort, sie haben Mose und die Propheten.“ Das war die Bibel der damaligen Zeit. Und wenn sie die nicht hören, werden sie nicht zum Glauben kommen.
Walter: Sie haben ein Wunderzeichen getan, und die Pharisäer zum Beispiel – das hätte ja auch nicht geklappt, wenn sie es auch gesehen hätten. Wie sie das abdecken könnten, das würde ja auch nicht klappen. Sie hätten normalerweise die Verwaltung, dass der Messias das Urteil fällen würde. Und der Messias steht ja drüben, dass er bis hier das Tote abdecken kann, dass er heilen kann, dass er das alles gewusst hätte, hätte er nicht gekannt.
Das wollte ich gerade ergänzen. Es ist gut, dass du das schon ansprichst. Die Juden erwarteten den Messias, und sie selbst hatten Anforderungen an den Messias. Wenn der Messias kommt, wenn irgendeiner behauptet, er sei der Messias, dann muss er Aussätzige reinigen können, heilen können. Das erste Wunder, das Jesus tut, ist die Heilung von Aussätzigen im Matthäusevangelium. Dann soll er einen Toten auferwecken – das hat er gemacht, den Lazarus. Und er musste einen Besessenen heilen, der stumm war. Das hat eine bestimmte Bewandtnis, denn das konnten die jüdischen Exorzisten nicht, und das erwartete man vom Messias.
Herr Jesus hat alle drei diese Wunder getan. Als er dieses dritte tut, das spektakulärste, sagt das Volk: „Das muss der Sohn Davids sein.“ Die Pharisäer sagen: „Nein, er treibt durch Beelzebub aus.“ Dann warnt er sie und sagt: „Vorsicht, Leute, jetzt habt ihr alle drei Zeichen gesehen, die der Messias tun sollte, und ihr lehnt mich trotzdem ab.“ Ja, dann seid ihr in großer Gefahr, die Sünde gegen den Heiligen Geist zu tun. Und die Generation Israels, die damals lebte, tat diese Sünde.
Arthur: Weil ich unterstützt habe, was er gesagt hat, wenn er in Römer 10 hineinzählt, dass die Predigt, das Wort, den Glauben mit dem Herzen und mit dem Mund aufverstanden ist. Römer 10, Vers 17: „So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Christi.“
Jawohl, ich muss mal ein Stück weiter gehen, weil da noch ein paar Dinge kommen. Zeichen und Wunder waren zeitbedingt und tauchen in der Endzeit wieder als Verführung auf. Das müssen wir auch noch sehen.
Schaut mal auf euren Umdruck. Habt ihr eine Gegenüberstellung von zwei Bibelstellen? Hebräer 2 und 2. Thessalonicher 2, 9-11. Das sollten wir lesen, das ist sehr wichtig.
Hebräer 2, Verse 3 und 4: „Wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung missachten? Sie hat ja den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen und ist von denen bestätigt worden, die es gehört haben, wobei Gott zugleich Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder, mancherlei Machttaten und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.“
Hier stehen drei Worte: Zeichen, Wunder und Machttaten – positiv, die Gott gegeben hat. Das gehört zusammen, das ist ein Terminus technicus, wie man so schön sagt, ein feststehender Begriff.
Und jetzt schlagt mal bitte auf 2. Thessalonicher 2, Verse 9 bis 11. Hier stehen die gleichen griechischen Worte, exakt die gleichen Worte, aber jetzt mit einem negativen Vorzeichen. Hier wird die Zeit des Antichristen beschrieben, die Zeit des Antichristen, die am Ende des Gemeindezeitalters sein wird beziehungsweise da beginnen wird und in die Trübsalszeit hineingeht. Hier ist der Antichrist dazwischen, und da wird ein Zeichen sein.
Ab Vers 7 heißt es: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam, nur offenbart es sich noch nicht, bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist. Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft, ihn, dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit Satans erfolgt, mit jeder Machttat (Dynamis) und mit Zeichen (Semeios) und Wundern (Terasin) der Lüge.“
Wunder der Lüge – hier steht Pseudotherasin. Pseudo, ihr wisst, was das bedeutet: Pseudo heißt lügenhaft, falsch, Pseudowunder.
Das heißt, wir sehen: Die Bibel spricht von Zeichen und Wundern, aber Zeichen und Wunder ist ein spezieller Begriff, der ausdrückt, dass ein Träger einer Offenbarung von Gott legitimiert und beglaubigt wurde, wie Hebräer 2 sagt.
Wunder hat Gott immer getan und tut er auch heute noch, aber Zeichen und Wunder sind etwas anderes. Sie haben zeichenhafte Funktion und bestätigen den Träger der Offenbarung.
Und wir sehen, Paulus schreibt, in der Zukunft wird das Ganze wiederkommen, aber mit negativem Vorzeichen.
Darum sollten wir nicht zu blauäugig sein im Blick auf solche sogenannten Wunder, die heute angeboten werden. Wir müssen genau hinschauen, ob das auch wirklich echte Wunder sind oder ob es vielleicht doch nur Dinge sind, die vorgetäuscht sind. Niemand will hier böse Absichten unterstellen, aber oft sind es Dinge, die sich im seelischen Bereich abspielen.
Ich will das gleich noch weiter ausführen.
Zunächst mal die Schlussfolgerung: Zeichen und Wunder sind nicht das Normale im Gemeindezeitalter. Die Gemeinde Jesu hat vor allem das geschriebene Wort. Das habe ich auch heute Morgen versucht zu zeigen – unsichtbare Bezüge bei der Gemeinde, Israel hat sichtbare Bezüge, die Gemeinde unsichtbare.
Kommen wir jetzt zu dem Punkt Krankheit und Heilung, da kann ich das deutlicher machen.
Ich habe jetzt noch nicht ganz verstanden, wie du sagst, Zeichen und Wunder kommen jetzt normalerweise nicht mehr vor, aber Wunder schon. Kannst du erklären, was du mit dem Unterschied zwischen Zeichen und Wunder und nur Wunder meinst?
Ich versuche es nochmal: Zeichen und Wunder ist ein feststehender Begriff, ein Terminus technicus, der sagt: Hier ist etwas geschehen, durch das Gott den Betreffenden, der das ausgeführt hat, der dieses Wunder getan hat, legitimiert und beglaubigt, bestätigt als einen von ihm Beauftragten, der eine neue Botschaft bringt, also bisher nicht Bekanntes, der neue Dinge verkündigt im Auftrag Gottes, der eine neue Botschaft bringt im Laufe der Heilsgeschichte.
Man konnte ja nicht einfach kommen und sagen: Ich bin von Gott gesandt und bringe euch etwas Neues. Das kann doch nicht jeder sagen. Das kann heute auch niemand einfach sagen, zum Beispiel: Ich habe Offenbarung Kapitel 23 geschrieben oder hier ist 1. Korinther 17. Dem glauben wir doch nicht einfach!
Es muss jemand autorisiert und legitimiert sein. Und das geschah in der Offenbarungszeit durch Zeichen und Wunder, die Gott gegeben hat. Das waren echte Zeichen und Wunder, das waren wirkliche Wunder. Menschen wurden gesund, nicht nur im psychosomatischen Bereich, sondern organische Krankheiten wurden geheilt.
Ich sehe mich schon vorweg, was ich jetzt bei Punkt sechs sagen will. Und das möchte ich heute erst mal gerne sehen, wo das geschieht.
Selbst wenn es geschieht, würde ich dann immer noch nicht gleich von vornherein sagen, das ist jetzt vom Herrn, weil auch das müssen wir nüchtern sehen. Der Teufel kann auch Wunder tun. Er wird es sicher nicht – ja, wie soll ich sagen – ich lasse das jetzt weg, was ich sagen wollte.
Wir gehen zum Punkt sechs: Krankheit und Heilung.
Das ist zeitlich ein Wunder.
Herr Klerscher, was sind denn Wunder allein, weil du gesagt hast, heute können auch noch Wunder geschehen?
Ja, heute geschehen am laufenden Band Wunder. Wenn ein Mensch zum lebendigen Glauben kommt, ist das erstens mal das größte Wunder, das geschehen kann.
Dann heilt Gott auch heute noch Krankheiten. Wir beten doch hier auch für Kranke, nicht nur so ein Tröstungsgebet, „Segne auch den Kranken“. Wir haben einen jungen Bruder in der Gemeinde, der hat gerade geheiratet und ist krebskrank. Wir wollen in Kürze eine extra Gebets- und Fastenzeit für diesen jungen Mann machen. Wir rechnen damit, dass Gott ihn heilt. Es kann sein, Gott wird es nicht tun, wir werden Gott freigeben in der Sache, wir werden hinzufügen: „Wenn es dein Wille ist.“ Aber wir vertrauen dir, dass du diesen jungen Mann heilen kannst.
Gott tut heute noch Wunder. Er gibt jemandem einen Arbeitsplatz, der eine Bewerbung schickt. Andere haben 50 geschrieben, und da schickt einer eine Bewerbung und zack, der bekommt den Job. Es gibt so viele Dinge, wo Gott wirklich Wunder tut.
Gut, manche Dinge interpretieren wir auch einfach so als Wunder, wo ein Nichtchrist sagen würde: Ein Beispiel, jemand hat einen Schlüssel verlegt, hat alles gesucht und nicht gefunden. Dann geht er auf die Knie und betet: „Herr, lass mich doch den Schlüssel finden.“ Und dann findet er ihn. Dann sagt er: „Ein Wunder ist geschehen.“ Der Nichtchrist sagt: „Hättest du doch gleich unter dem Bett geschaut, dann hättest du ihn auch gefunden. Dazu hätte es kein Wunder gebraucht.“
Da sagen wir manchmal: Wunder – das ist dann für uns subjektiv so. Ob das objektiv auch immer übereinstimmt, lassen wir mal dahingestellt sein.
Aber Gott ist ein Gott, der Wunder tut, und sein Wesen hat sich nicht verändert. Er tut heute noch Wunder. Er kann auch heute noch jede Krankheit heilen, da bin ich überzeugt von. Und er kann jeden Menschen, den größten Atheisten, zum Missionar machen, wie damals Saulus. Das kann Gott heute immer noch. Das wollen wir unbedingt festhalten.
Aber das sind dann nicht mehr Zeichen und Wunder.
Zeichen und Wunder ist etwas Spezielles, wie wir in Hebräer 2, Verse 3 und 4 gelesen haben, das legitimierte Träger neuer Offenbarungen.
Lassen Sie mich jetzt mal weitergehen zu Krankheit und Heilung, da wird vielleicht einiges noch deutlicher werden.
Wie lange wollt ihr heute sitzen?
Zur Geschichte mit Simson: Von David heißt es, dass er zehntausend Philister erschlagen hat, und da ist kein Verlangen nach Wunder erwähnt. Das ist zum Beispiel ein Beispiel.
Die zweite Geschichte ist mit den Briefen nach 64. Das Abendmahl kommt überhaupt nur im Korintherbrief vor, nicht in den Briefen nach 64 oder vorher. Es kommt nur im Korintherbrief in der Nachbruchgeschichte vor.
Nur ein Punkt zur Anmerkung, das ist keine Argumentation für oder gegen etwas, weil es kommt nur im Korintherbrief vor.
Ich denke aber an den wichtigsten Punkt: Wenn du sagst, Zeichen und Wunder sind eine Legitimation für Leute, die eine neue Offenbarung bekommen, dann muss man zwangsläufig die Frage stellen: Warum kann es nicht heute sein, dass jemand, der Zeichen und Wunder tut, eine neue Offenbarung bekommt?
Die andere Frage ist die alte: Ist die Offenbarung, die richtige Schrift, abgeschlossen oder nicht?
Ja, gut, die Frage muss auftauchen, das ist richtig so, und da müssen wir eine Grundentscheidung treffen, ob wir überzeugt sind, dass die Offenbarung Gottes abgeschlossen ist, dass der Kanon wirklich komplett ist, dass Gott uns alles gegeben hat.
Dazu spricht auch der Hebräerbrief eine deutliche Sprache: Am Anfang des Hebräerbriefs heißt es, nachdem Gott vor Zeiten auf mancherlei Weise zu den Propheten geredet hat, hat er zuletzt geredet im Sohn. Es gibt keine höhere Offenbarung als den Sohn, und er ist uns geoffenbart. In den Lehrbriefen wurden die letzten Geheimnisse der Gemeindezeit enthüllt. Es gibt keine höhere Offenbarung mehr, sie ist abgeschlossen.
Wenn jetzt einer kommt und sagt: „Nein, ich habe doch noch eine Offenbarung“, dann muss der erst mal mit seinem Leben beweisen, ob er ein göttliches Leben lebt. Er müsste noch einige andere Dinge wirklich auf dem Niveau der biblischen Offenbarung belegen können.
Aber auch dann würde ich noch sehr zurückhaltend sein, das anzunehmen, dass das eine weitere Offenbarung vom Herrn ist.
Wenn alle, die in den letzten zweitausend Jahren behauptet haben, sie hätten neue Offenbarungen, ihre Schriften hätten hinzufügen dürfen, müssten wir heute unsere Bibel mit dem Schubkarren fahren. So dick wäre sie. Alle, die behauptet haben, sie haben noch neue Offenbarungen von Gott.
Das wollte Gott nicht. Er hat uns alles gegeben. Er hat bis hin zum letzten Buch der Offenbarung, das noch bis zum neuen Himmel und zur neuen Erde uns den Blick richtet und dann schließt. Wer da etwas hinzufügt oder wegnimmt, auf den werden die Plagen kommen.
Vielleicht mal bis dahin.
Jetzt kommt eine Geschichte, die ich erzählen will.
Vor 15 Jahren war ich hier in Karlsruhe unterwegs und habe einen charismatischen Gottesdienst besucht. Da hat jemand gepredigt, die Predigt war okay, es ging über das Gebet, man kann auch nicht so viel falsch machen, meine ich mal.
Danach sagte er zu den Anwesenden: „So, wir haben jetzt über das Gebet gesprochen und wollen es jetzt auch praktizieren. Darf ich mal fragen: Ist hier jemand krank, der den Eindruck hat, Gott möchte ihn heute Morgen heilen?“
Neben mir stand ein 83-jähriger Mann auf. Ich habe hinterher erfahren, dass er 83 war. Er ging nach vorne. Der Bruder fragte ihn am Mikrofon: „Bruder, was fehlt dir denn?“ Er sagte: „Ich habe Herzmuskelschwäche.“
Ist es normal, dass man mit 83 Jahren Herzmuskelschwäche bekommt? Das Herz hat dreieinhalb Milliarden Mal geschlagen, hat eine Blutmenge durch den Körper gepumpt, dass man 80 Kesselwagen der Deutschen Bundesbahn damit füllen könnte, habe ich nachgelesen.
Der Mann hat Herzmuskelschwäche.
Gut, er hat doch noch einen anderen Bruder zu sich gerufen, und dann haben sie gebetet.
Und jetzt hört mal, was sie gebetet haben: „Herr, du willst nicht, dass deine Kinder krank sind. So wollen wir jetzt in deinem Namen beten für diesen Mann, dass du den Krankheitsgeist weichen lässt.“
Dann haben sie geboten: „Weiche, du Krankheitsgeist, weiche, du Krankheitsgeist, weiche, du Krankheitsgeist.“
Dann ist der Bruder wieder auf seinen Platz gegangen.
Ich habe ihn dann hinterher nach Schluss der Versammlung gefragt: „Bruder, geht es dir besser?“
Er sagte: „Ach, ich weiß noch nicht so recht.“
Da haben wir uns eben unterhalten, dass er 83 Jahre alt war.
Was ist jetzt dort geschehen?
Wisst ihr, was die beiden gemacht haben?
Das war gut gemeint. Sie wollten den Herzmuskelschwächendämon austreiben.
Was ist ein Krankheitsgeist? Es ist ein Dämon, ein Krankheitsgeist.
Ja, es gibt aber keinen herzmuskelschwächenden Dämon. Es gibt auch keinen Nierensteindämon oder Rheumadämon. Das gibt es nicht.
Die wollten einen Dämon austreiben, und natürlich hat es nicht funktioniert, sage ich jetzt mal respektlos, weil dahinter eine falsche Vorstellung stand und natürlich auch eine falsche Praxis.
Erstens: Stimmt das denn wirklich, dass alle Krankheit vom Teufel kommt und darum immer weggebetet werden muss?
Stimmt das wirklich?
Die Bibel zeigt uns, dass Krankheit von Gott als Heimsuchungs- oder Strafmittel bei Ungläubigen gebraucht werden kann oder auch als Erziehungsmittel bei Gläubigen, wie im Hebräerbrief Kapitel 12.
Bei Hiob sehen wir wirklich, dass Satan Hiob mit Krankheit geschlagen hat – das steht ausdrücklich da.
Dann kann Krankheit auch durch menschliches Verschulden kommen, zum Beispiel durch Überarbeitung, durch lasterhafte Lebensführung, Missachtung von Ruhephasen, sogar durch unwürdigen Abendmahlsgenuss (1. Korinther 11), durch Ungehorsam und so weiter.
Wir können uns also auch selbst Krankheiten verschulden.
Da müssen wir schon ein bisschen differenzieren.
Wenn wir um Krankheitsheilung beten, sollten wir es in der Haltung tun wie jener Aussätzige in Matthäus 8, der sagte: „Herr, wenn du willst, kannst du mich wohlreinigen.“
Der Glaube sagt: „Herr, du kannst.“ Was ist das Entscheidende? Der Glaube sagt: „Herr, du kannst jede Krankheit heilen.“ Aber die Ehrfurcht ergänzt: „Wenn du willst, du musst nicht.“
Gott ist nicht unser Oberkellner, der eine Krankheit auf dem Silbertablett dahertragen muss, wenn wir so mit dem Finger schnalzen.
Ich frage euch wirklich, ob ihr meint, dass das biblische Heilungen sind, wenn schon vorher auf dem Plakat steht: Heilungsgottesdienst – wie bei Benny Hinn neulich im September in Essen in der Krugerhalle.
Oder auch bei Reinhard Bonnke, der an einem Abend ankündigte: „Morgen Abend wird der Herr ganz gewaltige Dinge tun, hat er mir gesagt. Morgen will er noch Größeres tun.“
Woher wusste er das?
Ich frage mich, ob das biblische Wunder sind, wenn sie auf die Bühne projiziert werden, möglichst vor laufender Kamera.
Wenn ihr einfach mal im Neuen Testament schaut, wie oft der Herr sogar gesagt hat: „Sagt es nicht weiter.“ Wie oft hat er jemanden sogar weggenommen, abseits genommen und dann geheilt.
Er hat nie gesagt: „So, jetzt will ich mal ein besonderes Zeichen tun, trommelt mal alle zusammen.“
Und noch ein Kriterium ist wichtig: Die biblischen Zeichen und Wunderheilungen geschahen natürlich immer aus echter Barmherzigkeit, nie, um vielleicht als Mittel zum Zweck zu dienen, dass jetzt Leute gläubig werden, dass nur ein Wunder gemacht wird, damit dann viele hinterher die Augen aufreißen und sich bekehren.
Die Zeichen und Wunder waren nie Mittel zum Zweck. Sie geschahen aus einem bestimmten Grund, und manchmal hat Gott sie auch gebraucht, um Leute anzusprechen.
Aber das Wort kam hinzu, und sie geschahen nicht auf der Bühne, wurden nicht inszeniert, nicht vorher angekündigt und schon gar nicht vor laufender Kamera, weil es das nicht gab.
In einem Arztwartezimmer eines gläubigen Arztes hing mal ein ganz phänomenaler Satz. Ich wünschte, der würde in jedem Wartezimmer von Ärzten hängen.
Da stand auf einem Plakat oder Wandspruch: „Gott ist der Herr. Der Arzt bin ich, wenn er es will, kuriere ich dich.“
Von wegen die Halbgötter in Weiß, die so alles in der Tasche haben. Das war ein demütiger Arzt.
Gott ist der Herr, der Arzt bin ich, wenn er es will, kuriere ich dich.
Es ist eine feine Wahrheit, die zum Ausdruck gebracht wird.
Und da müssen wir wissen, wie ich eben schon andeutete: Welche Krankheiten werden denn geheilt in den Veranstaltungen?
Hier ist jetzt ein bisschen viel Text auf der Folie, aber vielleicht könnt ihr es doch mitverfolgen.
Doktor Nolan unterscheidet zwischen organischen Krankheiten wie Krebs, Gallensteine, gebrochene Knochen oder Verletzungen und Funktionsstörungen wie Magenschmerzen, Brustschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und so weiter bei ansonsten gesunden Organen.
Man muss schon mal eine Unterscheidung machen.
Doktor Nolan berichtet, dass er in seinen Forschungsarbeiten keine charismatischen Heiler gefunden hat, die die Fähigkeit hatten, organische Krankheiten zu heilen.
Der Unterschied zwischen den biblischen Krankenheilungen und den Heilungen der modernen charismatischen Heiler ist unendlich groß.
Doktor Nolan erhielt von Miss Kuhlmann, Catherine Kuhlmann, einer der großen Wunderheilerinnen in Amerika, eine Namensliste von acht Personen, die durch sie von Krebs geheilt worden sein sollen.
Von den acht beantwortete nur einer die Anfrage von Doktor Nolan. Dieser Patient wurde angeblich von Prostatakrebs geheilt.
Doktor Nolan schrieb dazu, dass dieser Patient Hormonbehandlung und Strahlenbehandlung erhielt. Da diese Art von Krebs auf Hormonbehandlung und Strahlenbehandlung anspricht, ist es nicht eindeutig, ob er durch ärztliche Behandlung oder durch Miss Kuhlmann geheilt wurde.
Viertens: Eine zeitliche Unterbrechung der Symptome der Schmerzen, verursacht durch Funktionsstörungen, kann man immer wieder beobachten.
Diese Art von Symptomen ist aber auch durch positives Denken und hypnotische Praktiken beeinflussbar. Sie erreichen die gleichen Ziele, nämlich eine vorübergehende Unterbrechung von Schmerzen.
Das kann man auch mit fragwürdigen Mitteln erreichen.
Fünftens: Unter vielen Menschen ist eine Unwissenheit und Einfältigkeit zu finden, die von charismatischen Wunderheilern ausgenutzt wird.
Doktor John MacArthur berichtet von einem Mann, der zu ihm kam und behauptete, seine Frau sei durch ihren Pastor geheilt worden.
MacArthur erkundigte sich: „Wie geht es ihrer Frau denn jetzt?“
Der Mann antwortete: „Oh, sie ist jetzt gestorben.“
MacArthur erkundigte sich weiter und stellte fest, dass die Frau innerhalb eines Jahres nach ihrer wunderbaren Heilung von Krebs gestorben war.
Das steht dann aber nicht mehr in den Zeitungen.
Auch die vielen Leute, die angeblich durch Siegfried Müller geheilt worden sind, das steht dann hinterher nicht mehr da, wenn sie ein paar Monate später doch beerdigt werden.
Das schreibt er nicht in seiner Zeitschrift. Ich habe einen Stapel von seinen Magazinen zuhause.
Sechstens: Doktor Nolan beschrieb Miss Kuhlmann als unwissend auf medizinischem Gebiet. Sie glaubte, dass Menschen, die mit organischen Krankheiten zu ihr kamen, um geheilt zu werden, wirklich geheilt wurden.
Er beschuldigte sie nicht des Betrugs, aber Doktor Nolan war überzeugt, dass diese Menschen durch Miss Kuhlmann nicht von organischen Krankheiten geheilt wurden.
Das ist aus einer Zeitschrift von Ernst Meyer, meinem Vorgänger bei der KfG.
Damit will ich nicht sagen, es gibt keine Krankenheilungen mehr. Das habe ich vorhin schon zum Ausdruck gebracht. Es gibt auch heute noch Krankenheilungen, ganz gewiss.
Aber das eine ist auch wahr: Christentum ist keine Gesundheitsreligion.
Und das ist meine ganz große Sorge, dass in vielen dieser Kreise das Christentum wirklich verbogen wird zu einer Gesundheitsreligion.
Die Erlösung durch das Opfer Jesu am Kreuz ist wichtiger als die Auswirkungen der Erlösung, sprich Heilungen.
Aber das endet eben auch damit zusammen mit diesem Segensverständnis, von dem wir heute Morgen gehört haben: alttestamentlicher Segen, erinnert euch, Fruchtbarkeit, Gesundheit, Sieg über Feinde.
Und weil man die Schrift nicht unterscheidet, weil man einfach den alttestamentlichen Segen eins zu eins auch in die heutige Gemeindezeit überträgt, gibt es diese Erwartungshaltung und vielleicht auch vieles, was da hingebogen und frisiert werden muss auf diesem Gebiet.
Aber ich habe noch einen Satz eingerahmt auf dem Umdruck: „Gott tut oft mehr durch Wunden als durch Wunder.“
Wir sind nicht durch ein Wunder erlöst. Der Herr Jesus hing am Kreuz und sagte zu seinen Spöttern: „Steig herab vom Kreuz, dann glauben wir an dich, tu ein Wunder.“
Er hätte vom Kreuz herabsteigen können, er hätte ein Wunder tun können, aber dadurch wären wir nicht erlöst worden.
Wir sind durch seine Wunden erlöst, nein, noch genauer durch seinen Tod, durch seinen stellvertretenden Opfertod am Kreuz.
Ich weiß, dass auf dem Gebiet viele Fragen sind.
Ich habe auch schon oft genug mit Christen gesprochen, die mir felsenfest versichert haben, dass sie in einer charismatischen Veranstaltung von irgendeiner Krankheit geheilt worden sind.
Das will ich auch gar niemandem zertrümmern, der diese Erfahrung gemacht hat und glaubt, dass Gott ihn da angerührt hat.
Warum sollte ich ihm das wegnehmen wollen?
Das ist auch sehr müßig, dieses Unterfangen.
Wer so eine Heilung erlebt hat, wird es sehr schwer hinterfragen. Er ist einfach dankbar dafür, und ich kann das gut verstehen.
Aber ich kann nicht anders, als von meinem Verständnis des Neuen Testaments her so die Sache beurteilen, wie ich sie jetzt entfaltet habe.
Wir sollten wirklich beten in unseren Gemeinden. Wir sollten damit rechnen, dass Gott Wunder tut. Und das wollen auch wir im Blick auf unseren sehr kranken Mitarbeiter Norbert.
Aber wir werden nicht beten wie die Brüder in Durlach drüben, die gebetet haben: „Weiche, du Krankheitsgeist.“
Das werden wir nicht beten, sondern wir werden beten: „Herr, wenn du willst, dann kannst du Norbert völlig gesund machen, mit Arzt und ohne Arzt, mit Medikament und ohne, mit Operation und ohne. Da ist Gott ganz so weit.“
Herr Präsident!
Ich habe vielleicht noch einmal grundsätzlich das Argument „Betrug“, so dass sowohl in der Apostelgeschichte als auch in den Briefen diese Wunder sehr selbstverständlich sind.
Herr Paulus hat sich auch eutychos gelegt, und er ist gelegt, in der Wanne gelegen, hat sich verbrannt, ins Feuer gegriffen.
Ansonsten dieses Bild: „Herr, wenn du willst“, sage ich noch einmal.
Und dass ja oft diese Vorhaltung darin besteht, dass wir Gott dadurch ja klein machen, wenn man sagt „wenn du willst“.
Gott nicht zuzuhören, dass Gott jederzeit und souverän viel mehr Wunder tut und tun würde, wenn wir ihm das mehr zutrauen würden.
Egal, nach der Mitte oder auf den springenden Punkt, dass wir durch diese Haltung, die du jetzt auch gesagt hast, Gott klein machen.
Aber wenn du willst, und oft dieses Bild meinen, dass ich finde, ach, die Erbostelung soll ich auch mehr souverän sein, so ist und dann macht es Gott, und wir müssen Gott unverschämt bitten.
Dann kommen ja diese Dinge aus den Evangelien.
Also das bleibt mehr darin gesprochen, dass wir mit dem Vorwurf herrschen, wir machen Gott zu klein in dieser demütigen Haltung und erwarten nicht viel mehr.
Ich bin dankbar, dass du gesagt hast: „Gott heilt heute selbst“, genau so.
Weil ich denke, das ist ja unser Problem, dass wir da viel zu wenig Gott vertrauen.
Aber dieser Spannungspunkt ist ja vielleicht nochmal so die Frage, über den du selber.
Es ist so, da sind wir in Spannung gestellt.
Aber dieses Argument der Charismatiker, dass wir damit Gott klein machen und wenn wir dann schon so kleinmütig bitten: „Ja, wenn du willst, aber wenn du nicht, dann lass es halt.“
Dann kann er ja nichts machen.
Wo ist da der Glaube?
Ich kann trotzdem nicht anders beten.
Wir sind in dieser Spannung gestellt: Du kannst, aber du musst nicht. Wenn du willst.
Denn Heil schenkt Gott jedem Menschen, der den Namen des Herrn anruft, der wird sofort gerettet.
Eine absolute Verheißung gibt es nur dort.
Wann und wo Gott heilt, das kann ich nicht anders sehen.
Weil, wenn wir nämlich dann mit diesen Stellen aus den Evangelien unverschämt bitten, drängen usw., dann geht es oft wieder in die andere Richtung, dass Gebet Gott zwingen soll.
Lassen Sie mich da ein Beispiel erzählen.
Da ist eine Gruppe von Charismatikern zusammen, und sie brauchen unbedingt 10 Mark bis zu einer bestimmten Uhrzeit, bis um 11 Uhr brauchen sie 10 Mark.
Was machen sie?
Sie kommen zusammen, 40 Leute, gehen auf die Knie und beten.
Eine Stunde, zwei Stunden.
Auf einmal klingelt das Telefon, das Telefon ist im Raum.
Es geschieht, was ich jetzt sage.
Das Telefon klingelt: „Mein Name ist so und so, ich weiß nicht, ich kenne Sie gar nicht, aber Gott hat mir aufs Herz gelegt, ich soll Ihnen 5 Mark überweisen.“
Jubel bricht aus.
Aber 10 werden gebraucht.
Sie gehen wieder auf die Knie und beten weiter.
Nach einer halben Stunde klingelt das Telefon: „Mein Name ist so und so, ich weiß gar nicht, wie ich dazu komme, aber mir hat Gott aufs Herz gelegt, ich solle Ihnen 5 Mark geben.“
10 Mark innerhalb von wenigen Stunden von Leuten, die gar nicht bekannt waren und nichts davon wussten.
Alle haben gejubelt und haben das als großes Wunder verkauft.
Nach nicht einmal einem Jahr war diese ganze Einrichtung völlig kaputt, völlig aufgelöst.
Ich kann euch nachher unter vier Augen sagen, von was ich spreche. Öffentlich darf ich es nicht sagen.
Das kennen einige von euch.
Kaputt.
Warum?
Sie haben Gott gezwungen.
Sie haben Gott gezwungen.
Das war zwingendes Gebet.
Wenn wir Gott so zwingen, verletzen wir ihn in seiner Ehre.
Wenn wir Gottes Ehre rauben – wir dürfen Gott alles geben, er hat sogar seinen Sohn hergegeben.
Aber eines gibt Gott niemals her: seine Ehre.
Er hat gesagt: „Ich will meine Ehre keinem anderen geben.“
Und dann nehmen wir Gott die Ehre, und dann sagt Gott auch mal selbst zu seinen Kindern: „Gut, ihr kriegt es, aber nicht zu eurem Segen, sondern zu eurem Schaden.“
So wie wir Eltern manchmal auch, wenn die Kinder unbedingt etwas haben wollen, dann geben wir es ihnen mal und lassen sie dabei die Erfahrung machen.
Das kann ich auch nicht mit Bibelstellen belegen. Ich könnte schon.
In Psalm 78 hat Israel auch gemurrt. Sie wollten unbedingt das Manna.
Kaum hat Gott es ihnen gegeben, da war schon das Gericht da.
Sie haben es zu ihrem eigenen Gericht bekommen, sagt Psalm 78.
Ich sage es einfach nur auch.
Wenn wir gerufen werden zu Karlsruhe, ist es sehr wichtig, dass die meisten unsere Reden vorgehalten werden, um dann wirklich zu beten, dass der Herr technisch im Heiligen Geist geht.
Da möchte ich vielleicht so weitermachen, wenn es so in die Ausgaben noch wirklich andere Reden gibt.
Ich kenne die Spannung ja auch.
Ich sage auch wieder ein Beispiel.
Ich bin hier in Karlsruhe zu einer 92-jährigen Frau gerufen worden.
Die hatte grauen Star und sah natürlich nicht mehr gut.
Sie wollte unbedingt, dass wir nach Jakobus 5 über ihr beten.
Sie hatte den Eindruck, dann kann sie wieder sehen wie ein junges Mädchen.
Sie hatte wirklich den Wunsch, die Bibel zu lesen, nicht die Bildzeitung.
Sie wollte die Bibel wieder lesen können.
Ich habe schon vorher zu den Brüdern gesagt: Wir müssen der Schwester diesen Dienst tun.
Aber ich fürchte, das Gebet wird Gott nicht erhören.
Ich habe ihr vorher gezeigt anhand von Elisa, 2. Könige 13.
Da heißt es: Als aber Elisa an der Krankheit erkrankte, an der er sterben sollte.
Ich habe der Schwester gesagt: „Schwester, es gibt Krankheiten. Wir müssen mal ein Ja finden zu unserem unerlösten Leib, der altert und krank wird. Da kommen Altersgebrechen und ein grauer Star mit 92 Jahren. Das ist doch nichts Außergewöhnliches.“
Da müssen wir auch ein Ja finden.
Ich habe ihr versucht, das zu vermitteln.
Sie konnte es nicht so sehen.
Wir haben mit ihr gebetet, aber das Gebet hat gar nichts bewirkt.
Aber ich bin auch schon mal gerufen worden mit anderen Brüdern.
In einem Fall hat ein Mann wirklich Buße getan.
Der hat Sünden an sich gebracht.
Dann haben wir gebetet.
Und der Mann hat eine ganz eindeutige Besserung in seinem Leben erfahren.
Er war krank und wusste auch, warum er krank war, wozu er krank war.
Das hängt im Zusammenhang mit der Sünde, die in seinem Leben war.
Das ist auch in Jakobus 5 der Zusammenhang.
Dann hat er bekannt, und wir haben gebetet.
Gott hat wirklich eine spürbare Besserung geschenkt.
Er ist nicht mehr völlig gesund geworden, aber er lebt heute noch.
Das kann ich dazu sagen.
Kommen wir zu Punkt acht.
Nein, wir sind ja erst bei sieben: die Zungenrede.
Dann kommen nur noch acht und neun ganz kurz.
Das sind wirklich kurze Punkte.
Zur Zungenrede muss man noch etwas sagen.
Was war biblisches Zungenreden?
Das war eine real existierende Sprache.
Da haben wir es.
Eine real existierende Sprache, ein Zeichen für Israel und eine Offenbarungsgabe.
Eine real existierende Sprache heißt kein Gelalle.
Da haben wir schon wieder das Problem.
Ein Sprachwissenschaftler in Kalifornien hat 120 Sprachen und Dialekte auf der Erde nach sprachwissenschaftlichen Kriterien untersucht, aus Neuguinea und überall her.
Jede, selbst die primitivste Sprache, hatte ein System, eine Grammatik, eine Ordnung.
Selbst der primitivste Dialekt aus dem Busch hatte eine Ordnung drin, die man knacken konnte.
Dann hat man sie entschlüsselt.
Dann haben sie Zungenrede aus verschiedenen Gemeinden auf Band aufgenommen.
Er hat sie sich angehört, und es war Gelalle.
Er konnte keinen Code knacken.
Es war kein System drin.
Die Wycliffe-Übersetzer brauchen zuerst den Code, dann können sie eine Sprache knacken.
Wir reden vielleicht hier wie Blinde von der Farbe, wenn wir Zungenrede noch nie gehört haben.
Ich werde jetzt mal die Zungenrede einspielen.
Keine Angst, ich muss erst etwas dazu sagen.
Wenn das jetzt jemand zum ersten Mal hört: Das ist von ganz weit weg.
Ich habe es extra aus Amerika genommen, aus Florida.
Ich war da auch nicht selbst anwesend.
Ich habe es oft genug live gehört.
Aber das ist eine Kassette.
Da betet zuerst ein Mann ganz normal.
Er betet, und dann ist er fertig.
Dann fängt eine Frau in Zungen an zu reden.
Nur dass wir es mal gehört haben.
Immer wieder vor: „Hauriki, Hauriki, Hauriki.“
Jetzt übersetzt er irgendeinen Text.
Da wiederholt sich kein einziges Wort in der Zungenrede.
Es hat sich dauernd wiederholt: „Horeki, Horeki, Horeki.“
Bei der Übersetzung übersetzt er einfach das, sage ich jetzt mal salopp, was gerade passte, dass alle gut zuhören sollen, weil da kam jetzt eine evangelistische Botschaft anschließend.
Ich weiß nicht, welche Gefühle und Empfindungen ihr jetzt hattet, wie die Frau spricht, wie sie betet.
Schon allein vom Gefühl her würde ich nie im Leben sagen, dass das echtes biblisches Zungenreden ist.
Und auch von dem her, dass da ganz gewiss kein System, keine Ordnung, keine Grammatik drin war.
Das war Gelalle.
Damals war Zungenrede eine real existierende Sprache.
An Pfingsten kommt Zungenrede zum ersten Mal vor, Apostelgeschichte 2.
Es war ein Sprachwunder und ein Hörwunder zugleich.
Die sechzehn anwesenden Nationen hörten die Apostel in ihrer Muttersprache reden.
Sie hörten kein Gelalle.
Sie hörten ihre Muttersprache: Roma, Perser, Elamiter und so weiter.
Das war der Sinn des Zungenredens, dass es gebraucht wurde, um eine real existierende Sprache, die man nicht gelernt hatte, zu sprechen.
Aber jetzt steht hier: Ein Zeichen für Israel.
Warum war die Zungenrede ein Zeichen für Israel?
Jetzt kommen wir zurück zu der Stelle, wo Zungenrede zum ersten Mal vorkommt.
In Jesaja 28 habe ich vorhin gesagt, dass ich darauf nachher zurückkomme.
In Jesaja 28 sagt der Prophet Jesaja prophetisch voraus, dass ein Volk kommen wird, das das Nordreich Israel wegführen wird.
Dieses Volk wird mit fremden Zungen zum Volk Israel reden.
Damit macht der Prophet Jesaja die Sprache der Assyrer nach.
Er imitiert die Sprache und sagt: „Zawla Zaw, Zawla Zaw, Qawla Qaw, Qawla Qaw.“
So ähnlich hörte sich für Jesaja Assyrisch an.
So wie es für uns eben auf der Kassette klang.
Dann machte er das nach.
Das war für Israel ein Zeichen.
Wenn sie ein Volk hören, das in anderen Sprachen zu ihnen redet, heißt das Gericht.
Gericht kommt.
Sie werden weggeführt in Gefangenschaft.
Kriegsgefangenschaft.
Was ist das erste Vorkommen von Zungenrede?
Ich sagte vorhin schon: Immer wenn etwas zum ersten Mal in der Bibel vorkommt, kriegen wir einen ganz wichtigen Hinweis, wie das zu verstehen ist.
Es war ein Gerichtszeichen für Israel damals, als die Assyrer kamen und auf einmal auf Assyrisch mit ihnen redeten.
Dabei: „Hier, geht mal dahin, stellt euch mal in die Reihe, und dann ab in die Gefangenschaft.“
Das war ein Gerichtszeichen.
So auch in Apostelgeschichte 2 ist die Zungenrede wieder ein Gerichtszeichen für die Juden.
Der Apostel Petrus und die anderen fangen an, in fremden Sprachen zu reden.
Das war für das damalige Volk Israel ein Gerichtszeichen.
Gott sagte: „Leute, wenn ihr jetzt nicht den Jesus, den ihr gekreuzigt und abgelehnt habt, annehmt, dann werden bald wieder die Ketten klirren, und ihr werdet wieder in Kriegsgefangenschaft gehen.“
Und genau so kam es.
Sie haben Christus nicht angenommen.
135 nach Christus, es dauerte keine hundert Jahre mehr, wurden sie abgeführt durch Kaiser Hadrian in die ganze bekannte damalige Welt verstreut.
Kein Jude blieb mehr im damaligen Land Israel.
Über Jahrhunderte war es bei Todesstrafe verboten, dass Juden das Land Israel betreten durften.
Das war ein Zeichen des Gerichts, als an Pfingsten Zungenrede geschah – ein Gerichtszeichen.
Ja?
Dass der Zurückfall – ja, den hatte ich kurz erwähnt, aber sag es nochmal.
Lies mal vor.
Das könnte es sein, wenn eben Sachmal hier ein wenig, da ein wenig, damit sie hingehen und rückwärts stürzen und das Messer werfen.
Im inneren Zusammenhang.
Genau.
Zungenrede taucht zum ersten Mal im Zusammenhang mit Rückwärtsstürzen und Gericht auf.
Ja, genau.
Also in Apostelgeschichte 2 wieder.
Dann war Zungenrede auch noch eine Offenbarungsgabe.
Da gehe ich gleich auf der nächsten Folie darauf ein.
Zungenrede heute ist oft eben Gelalle ohne Grammatik und System.
Sie wird oft als Zeichen für Gläubige eingesetzt.
Das heißt, wenn Sie die Zungenrede erhalten haben, soll das für Sie das Zeichen sein, dass Sie nun wirklich mit dem Heiligen Geist getauft sind.
So wird es umgedeutet.
Davon hat der Apostel nichts gesagt, dass Zungenrede der Beweis ist, dass man wirklich den Heiligen Geist empfangen hat.
Aber so wird es offiziell in den Pfingstgemeinden, zum Beispiel in der Assembly of God, in ihren Grundsätzen, bei den Geschäftsleuten des vollen Evangeliums hier in Deutschland, in ihren Grundsätzen und viele andere mehr.
Manche sagen es nicht laut, aber denken es leise: „Wenn du nicht in Zungen reden kannst, bist du kein wirklicher erfüllter Christ.“
Das ist ganz weit verbreitet diese Sicht.
Dann die letzte Erwähnung der Zungenrede finden wir in Apostelgeschichte 19 und 1. Korinther 12, also etwa 52 bis 54 nach Christus, die letzte Erwähnung in der Bibel.
Jetzt kommen wir aber gleich zum nächsten.
Ach so, nein, ich wollte noch zeigen, warum Zungenrede kein Beweis für die Taufe des Heiligen Geistes sein kann.
Lesen wir das nur miteinander durch.
Von allen Zeichengaben kann Zungenrede am leichtesten nachgeahmt werden.
Ich wurde eingeladen vom Leiter der Geschäftsleute des vollen Evangeliums in Mannheim, ein Doktor Becker.
Er lud mich und meine Frau zu sich nach Hause ein.
Wir haben gemütlich geplaudert.
Dann kam er auf Zungenrede zu sprechen.
Seine Frau sagte, sie könne auch in Zungen reden.
Dann fragte ich, wie sie das gelernt hat.
Sie sagte: „Durch die Papageienmethode.“
Beim Bügeln hat sie immer eine Kassette mit Zungenrede laufen lassen.
Dann hat sie angefangen, das nachzuplappern wie ein Papagei.
Dann hat ihr Mann ihr unter dem Tisch mit dem Bein gegen das Schienbein getreten, weil sie das rausgeplaudert hat.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Dann hat er unter dem Tisch getreten und gesagt: „Wie konntest du so naiv sein, mir das zu erzählen?“
Aber so war es leider.
Gut, eine Langzeitstudie können wir uns sparen.
Vieles Zungenreden ist gruppendynamisch erklärbar, weil es von der Gruppe angenommen wird.
Es gibt einen ungeheuren Druck: „Wenn du nicht in Zungen reden kannst, bist du draußen.“
Das halten nur wenige mit, nur echte starke Persönlichkeiten, die sich diesem Druck nicht beugen.
Manches Zungenreden ist das Resultat psychischer Ekstase, einfach ein emotionales Überwallen der Gefühle.
Manches Zungenreden kann auch satanisch oder dämonisch erzeugt sein.
Schließlich wird Zungenrede auch in ekstatischen heidnischen Religionen praktiziert, im Voodoo-Zauber zum Beispiel.
Das hat dann aber wirklich mit dem Heiligen Geist nichts zu tun.
Franz Schäfer sah die Zungenbewegung als den Existenzialismus der evangelikalen Christenheit an.
Das nur so nebenbei.
Warnung vor falschen Zeichen und Wundern in der Endzeit
Schaut auf eurem Ausdruck nach: Habt ihr eine Gegenüberstellung von zwei Bibelstellen, Hebräer 2 und 2. Thessalonicher 2,9-11? Das sollten wir lesen, denn es ist sehr wichtig.
In Hebräer 2,3-4 sagt das Wort Gottes: „Wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Errettung missachten? Sie hat ja den Anfang ihrer Verkündigung durch den Herrn empfangen und ist von denen bestätigt worden, die es gehört haben, wobei Gott zugleich Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder.“
Gott gab durch Zeichen und Wunder – hier steht wieder der Begriff „Zeichen und Wunder“. Diese beiden Begriffe gehören zusammen. Es ist ein Terminus technicus, wie man so schön sagt, ein feststehender Begriff. Dazu kommen noch „mancherlei Machttaten“ und „Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen“.
Also stehen hier drei Worte: Zeichen, Wunder und Machttaten – alles positive Dinge, die Gott gegeben hat.
Nun schlagt bitte 2. Thessalonicher 2,9-11 auf. Dort finden wir exakt die gleichen griechischen Worte, aber jetzt mit einem negativen Vorzeichen.
Hier wird die Zeit des Antichristen beschrieben, die am Ende des Gemeindezeitalters sein wird beziehungsweise in dieser Zeit beginnt und in die Trübsalszeit hineinführt. Der Antichrist tritt dazwischen auf, und es wird ein Zeichen geben.
Wie es in Vers 7 heißt: „Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam, nur offenbart es sich noch nicht, bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist.“
Dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus durch den Hauch seines Mundes beseitigen und durch die Erscheinung seiner Ankunft vernichten wird. Seine Ankunft erfolgt gemäß der Wirksamkeit des Satans, mit jeder Machttat (Dynamis) und mit Zeichen (Semeios) und Wundern (Terasin) der Lüge.
Hier steht „Pseudo Therasin“, also „Wunder der Lüge“. „Pseudo“ bedeutet lügenhaft, falsch, Pseudowunder.
Das heißt, die Bibel spricht von Zeichen und Wundern, aber „Zeichen und Wunder“ ist ein spezieller Begriff. Er drückt aus, dass ein Träger einer Offenbarung von Gott legitimiert und beglaubigt wurde, wie Hebräer 2 sagt.
Wunder hat Gott immer getan und tut sie auch heute noch, aber „Zeichen und Wunder“ sind etwas anderes. Sie haben eine zeichenhafte Funktion und bestätigen den Träger der Offenbarung.
Paulus schreibt, dass das Ganze in der Zukunft wiederkommen wird, aber mit negativen Vorzeichen.
Darum sollten wir nicht zu blauäugig sein im Blick auf solche sogenannten Wunder, die heute angeboten werden. Wir müssen genau hinschauen, ob es wirklich echte Wunder sind oder ob es vielleicht nur Dinge sind, die vorgetäuscht sind.
Das meint niemand böse, und niemand will unterstellen, dass jemand betrügen will. Aber oft sind es Dinge, die sich im seelischen Bereich abspielen.
Ich werde das gleich noch weiter ausführen.
Zunächst die Schlussfolgerung: Zeichen und Wunder sind nicht das Normale im Gemeindezeitalter. Die Gemeinde Jesu hat vor allem das geschriebene Wort.
Das habe ich auch heute Morgen versucht zu zeigen: Unsichtbare Bezüge für die Gemeinde, sichtbare Bezüge für Israel. Die Gemeinde hat unsichtbare Bezüge.
Unterschied zwischen Zeichen und Wunder und „nur“ Wundern
Kommen wir jetzt zum Thema Krankheit und Heilung. Hier kann ich das noch deutlicher machen.
Ich habe noch nicht ganz verstanden, wie du meinst, dass Zeichen und Wunder normalerweise nicht mehr vorkommen, aber Wunder schon. Kannst du erklären, was du mit dem Unterschied zwischen Zeichen und Wunder und nur Wunder meinst?
Ich versuche es noch einmal: „Zeichen und Wunder“ ist ein feststehender Begriff, ein Terminus technicus. Er besagt, dass etwas geschehen ist, durch das Gott denjenigen, der das Wunder vollbracht hat, legitimiert und bestätigt. Dieser Mensch wird als von Gott Beauftragter anerkannt, der eine neue Botschaft bringt – also etwas bisher Unbekanntes. Er verkündet im Auftrag Gottes neue Dinge im Verlauf der Heilsgeschichte.
Es konnte ja nicht einfach jeder kommen und sagen: „Ich bin jetzt von Gott gesandt und bringe euch etwas Neues.“ Das kann doch nicht jeder behaupten, oder? Auch heute kann nicht einfach jemand sagen: „Ich habe Offenbarung Kapitel 23 geschrieben“ oder „Hier ist 1. Korinther 17.“ Das würden wir doch nicht einfach glauben! Es muss jemand autorisiert und legitimiert sein.
In der Offenbarungszeit geschah dies durch Zeichen und Wunder, die Gott gegeben hat. Das waren echte Zeichen und Wunder, wirkliche Wunder. Menschen wurden gesund – nicht nur im psychosomatischen Bereich, sondern organische Krankheiten wurden geheilt.
Ich sehe mich hier schon vorwegnehmen, was ich später bei Punkt sechs sagen will. Ich möchte heute erst einmal sehen, wo solche Heilungen geschehen. Selbst wenn sie geschehen, würde ich nicht sofort sagen, dass sie vom Herrn sind. Denn auch das müssen wir nüchtern betrachten: Der Teufel kann auch Wunder wirken. Er wird es sicher nicht... Wie soll ich das sagen? Ich lasse das jetzt weg, was ich sagen wollte.
Kommen wir zum Punkt sechs: Krankheit und Heilung. Das ist ein zeitlich begrenztes Wunder.
Wunder und Heilungen heute – Realität und Herausforderungen
Herr Klerscher, was genau sind denn Wunder? Du hast gesagt, heute können auch noch Wunder geschehen.
Ja, heute geschehen Wunder am laufenden Band. Wenn ein Mensch zum lebendigen Glauben kommt, ist das erst einmal das größte Wunder, das geschehen kann. Außerdem heilt Gott auch heute noch Krankheiten. Wir beten hier ja auch für Kranke – nicht nur als ein Tröstungsgebet, wie „Segne auch den Kranken“.
Wir haben zum Beispiel einen jungen Bruder in der Gemeinde, der gerade geheiratet hat und krebskrank ist. Für ihn wollen wir in Kürze eine besondere Gebets- und Fastenzeit machen. Wir rechnen damit, dass Gott ihn heilt. Es kann aber auch sein, dass Gott es nicht tut. In diesem Fall werden wir Gott die Sache freigeben und sagen: „Wenn es dein Wille ist.“ Aber wir vertrauen darauf, dass Gott diesen jungen Mann heilen kann.
Gott tut auch heute noch Wunder. Er gibt zum Beispiel jemandem einen Arbeitsplatz, der eine Bewerbung abschickt. Andere haben vielleicht 50 Bewerbungen geschrieben, aber diese eine Bewerbung führt zum Job. Es gibt so viele Dinge, bei denen Gott wirklich Wunder tut.
Manchmal interpretieren wir aber auch Dinge als Wunder, die ein Nichtchrist anders sehen würde. Zum Beispiel: Jemand verlegt seinen Schlüssel und sucht überall danach, findet ihn nicht. Dann geht er auf die Knie und betet: „Herr, lass mich den Schlüssel finden.“ Kurz darauf findet er ihn und sagt: „Ein Wunder ist geschehen.“ Ein Nichtchrist würde sagen: „Hättest du gleich unter das Bett geschaut, hättest du den Schlüssel auch gefunden. Dafür braucht es kein Wunder.“
Solche Wunder sind für uns manchmal subjektiv. Ob das objektiv immer so ist, lassen wir mal offen. Aber Gott ist ein Gott, der Wunder tut, und sein Wesen hat sich nicht verändert. Er tut heute noch Wunder und kann jede Krankheit heilen – davon bin ich überzeugt.
Er kann auch jeden Menschen, selbst den größten Atheisten, zum Missionar machen, so wie damals Saulus. Das kann Gott heute immer noch. Das wollen wir unbedingt festhalten.
Aber das sind dann nicht mehr Zeichen und Wunder. Zeichen und Wunder sind etwas Spezielles, wie wir in Hebräer 2,3-4 gelesen haben. Sie legitimieren Träger neuer Offenbarungen.
Lassen Sie mich jetzt zum Thema Krankheit und Heilung weitergehen. Da wird vielleicht einiges noch deutlicher werden.
Wie lange wollt ihr heute sitzen?
Beispiele und Erfahrungen mit Heilungen
Zur Geschichte mit Simson: Bei David heißt es, dass er zehntausend Philister erschlagen hat, und es wird nicht von einem Verlieren gesprochen. Das ist zum Beispiel ein Beispiel.
Die zweite Geschichte betrifft die Briefe nach dem Jahr 64. Das Abendmahl wird überhaupt nur im Korintherbrief erwähnt, nicht in den Briefen nach 64 oder davor. Es kommt nur im Korintherbrief in der Nachbruchgeschichte vor. Das ist also nur ein Hinweis und keine Argumentation dafür, was gewählt wird oder dagegen spricht, da es nur im Korintherbrief vorkommt.
Ich denke aber an den wichtigsten Punkt: Wenn du sagst, Zeichen und Wunder seien eine Legitimation für Menschen, die eine neue Offenbarung erhalten, dann muss man zwangsläufig die Frage stellen, warum es heute nicht möglich sein soll, dass jemand, der Zeichen und Wunder tut, eine neue Offenbarung erhält.
Eine andere Frage ist die alte: Ist die Offenbarung, also die richtige Schrift, abgeschlossen oder nicht? Diese Frage muss gestellt werden, und es ist richtig so. Dabei müssen wir eine Grundentscheidung treffen, ob wir überzeugt sind, dass die Offenbarung Gottes abgeschlossen ist. Dass der Kanon wirklich komplett ist und Gott uns alles gegeben hat.
Auch der Hebräerbrief spricht dazu eine deutliche Sprache. Am Anfang des Hebräerbriefs heißt es, dass Gott früher auf vielerlei Weise zu den Propheten geredet hat, zuletzt aber im Sohn. Es gibt keine höhere Offenbarung als den Sohn. Er ist uns offenbart worden, und in den Lehrbriefen sind die letzten Geheimnisse der Gemeindezeit enthüllt. Es gibt keine weitere höhere Offenbarung mehr; sie ist abgeschlossen.
Wenn nun jemand kommt und sagt: „Nein, ich habe noch eine Offenbarung“, dann muss diese Person zunächst mit ihrem Leben beweisen, ob sie ein göttliches Leben führt. Außerdem müsste sie weitere Dinge wirklich auf dem Niveau der biblischen Offenbarung belegen können.
Selbst dann wäre ich noch sehr zurückhaltend, so etwas als eine weitere Offenbarung vom Herrn anzunehmen. Wenn alle, die in den letzten zweitausend Jahren behauptet haben, neue Offenbarungen zu haben, ihre Schriften hätten hinzufügen dürfen, dann müssten wir heute unsere Bibel mit dem Schubkarren transportieren – so dick wäre sie. Viele haben behauptet, neue Offenbarungen von Gott erhalten zu haben.
Das wollte Gott aber nicht. Er hat uns alles gegeben, bis hin zum letzten Buch der Offenbarung, das den Blick auf den neuen Himmel und die neue Erde richtet und dann abschließt. Wer etwas hinzufügt oder wegnimmt, dem werden die Plagen kommen.
Vielleicht bis hierhin.
Erlebnisbericht aus einem charismatischen Gottesdienst
Jetzt erzähle ich eine Geschichte. Vor 15 Jahren war ich hier in Karlsruhe unterwegs und habe einen charismatischen Gottesdienst besucht. Jemand predigte, die Predigt war okay. Es ging um das Gebet – da kann man meiner Meinung nach nicht viel falsch machen. Danach sagte der Prediger zu den Anwesenden: „So, wir haben jetzt über das Gebet gesprochen und wollen es jetzt auch praktizieren. Darf ich mal fragen: Ist hier jemand krank, der den Eindruck hat, Gott möchte ihn heute Morgen heilen?“
Neben mir stand ein Mann auf, den ich später als 83-jährig erfuhr. Er ging nach vorne. Der Bruder am Mikrofon fragte ihn: „Bruder, was fehlt dir denn?“ Er antwortete: „Ich habe Herzmuskelschwäche.“ Ist es normal, mit 83 Jahren Herzmuskelschwäche zu bekommen? Sein Herz hat dreieinhalb Milliarden Mal geschlagen und eine Blutmenge durch den Körper gepumpt, die 80 Kesselwagen der Deutschen Bundesbahn füllen könnte – das habe ich nachgelesen. Nun hatte er Herzmuskelschwäche.
Gut, er hatte sie. Dann rief er einen anderen Bruder zu sich, und sie beteten gemeinsam. Jetzt hört mal, was sie gebetet haben: „Herr, du willst nicht, dass deine Kinder krank sind. So wollen wir jetzt in deinem Namen für diesen Mann beten, dass du den Krankheitsgeist weichen lässt.“ Dann beteten sie: „Weiche, du Krankheitsgeist, weiche! Weiche, du Krankheitsgeist, weiche! Weiche, du Krankheitsgeist, weiche!“
Danach ging der Bruder wieder auf seinen Platz. Ich fragte ihn nach dem Ende der Versammlung: „Bruder, geht es dir besser?“ Er sagte: „Ach, ich weiß noch nicht so recht.“ Wir unterhielten uns noch ein wenig, und ich erfuhr, dass er 83 Jahre alt war.
Was ist dort geschehen? Wisst ihr, was die beiden gemacht haben? Es war gut gemeint. Sie wollten den Herzmuskelschwächendämon austreiben. Was ist ein Krankheitsgeist? Es ist ein Dämon, ein Krankheitsgeist. Ja, es gibt sie. Aber es gibt keinen herzmuskelschwächenden Dämon. Es gibt auch keinen Nierensteindämon oder Rheumadämon – das gibt es nicht.
Sie wollten also einen Dämon austreiben. Natürlich hat es nicht funktioniert, sage ich jetzt mal respektlos, weil dahinter eine falsche Vorstellung stand und natürlich auch eine falsche Praxis.
Erstens: Stimmt es wirklich, dass alle Krankheiten vom Teufel kommen und darum immer weggebetet werden müssen? Stimmt das wirklich? Die Bibel zeigt uns, dass Krankheit von Gott als Heimsuchungs- oder Strafmittel bei Ungläubigen gebraucht werden kann – oder auch als Erziehungsmittel bei Gläubigen, wie im Hebräerbrief Kapitel 12 beschrieben.
Bei Hiob sehen wir, dass Satan Hiob mit Krankheit schlug – das steht ausdrücklich da. Krankheit kann aber auch durch menschliches Verschulden entstehen, zum Beispiel durch Überarbeitung, lasterhafte Lebensführung, Missachtung von Ruhephasen oder sogar durch unwürdigen Abendmahlsgenuss (1. Korinther 11), durch Ungehorsam und Ähnliches. Wir können uns also auch selbst Krankheiten verschulden. Da müssen wir schon ein bisschen differenzieren.
Wenn wir um Krankheitsheilung beten, sollten wir es in der Haltung tun wie jener Aussätzliche in Matthäus 8, der sagte: „Herr, wenn du willst, kannst du mich wohlreinigen.“ Der Glaube sagt: „Herr, du kannst jede Krankheit heilen.“ Aber die Ehrfurcht ergänzt: „Wenn du willst, du musst nicht.“ Gott ist nicht unser Oberkellner, der eine Krankheit auf dem Silbertablett servieren muss, wenn wir mit dem Finger schnalzen.
Ich frage euch wirklich, ob ihr meint, dass das biblische Heilungen sind, wenn schon vorher auf dem Plakat steht: „Heilungsgottesdienst“ – wie bei Benny Hinn neulich im September in Essen in der Krügerhalle, oder auch bei Reinhard Bonnke, der an einem Abend ankündigte: „Morgen Abend wird der Herr ganz gewaltige Dinge tun“, hat er mir gesagt. „Morgen will er noch Größeres tun.“ Woher wusste er das?
Ich frage mich, ob das biblische Wunder sind, wenn sie auf die Bühne projiziert werden, möglichst vor laufender Kamera. Wenn ihr einfach mal im Neuen Testament schaut, wie oft der Herr sogar gesagt hat: „Sagt es nicht weiter!“ Wie oft er jemanden sogar abseits genommen und erst dann geheilt hat. Er hat nie gesagt: „So, jetzt will ich mal ein besonderes Zeichen tun, trommelt mal alle zusammen!“
Ein weiteres wichtiges Kriterium: Die biblischen Zeichen, Wunder und Heilungen geschahen immer aus echter Barmherzigkeit. Nie, um vielleicht als Mittel zum Zweck zu dienen, damit Leute gläubig werden, nur weil ein Wunder gemacht wurde und viele dann hinterher die Augen aufreißen und sich bekehren.
Die Zeichen und Wunder waren nie Mittel zum Zweck. Sie geschahen aus einem bestimmten Grund, und manchmal hat Gott sie auch gebraucht, um Leute anzusprechen. Aber das Wort kam hinzu, und sie geschahen nicht auf der Bühne, wurden nicht inszeniert, nicht vorher angekündigt und schon gar nicht vor laufender Kamera – weil es die damals ja nicht gab.
Demut vor Gottes Souveränität in Heilungsfragen
In einem Arztwartezimmer eines gläubigen Arztes hing einmal ein ganz phänomenaler Satz. Ich wünschte, dieser Satz würde in jedem Wartezimmer von Ärzten hängen. Auf einem Plakat oder als Wandspruch stand dort: „Gott ist der Herr. Der Arzt bin ich. Wenn er es will, kuriere ich dich.“
Von wegen die Halbgötter in Weiß, die alles in der Tasche haben – das war ein demütiger Arzt. Dieser Satz bringt eine feine Wahrheit zum Ausdruck.
Wir müssen wissen, welche Krankheiten in den Veranstaltungen überhaupt geheilt werden. Hier steht jetzt zwar etwas viel Text auf der Folie, aber vielleicht könnt ihr es trotzdem mitverfolgen. Doktor Nolan unterscheidet zwischen organischen Krankheiten wie Krebs, Gallensteinen, gebrochenen Knochen oder Verletzungen und Funktionsstörungen wie Magenschmerzen, Brustschmerzen, Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen. Dabei sind die Organe ansonsten gesund. Man muss schon eine Unterscheidung machen.
Doktor Nolan berichtet, dass er in seinen Forschungsarbeiten keine charismatischen Heiler gefunden hat, die die Fähigkeit besitzen, organische Krankheiten zu heilen. Der Unterschied zwischen den biblischen Krankenheilungen und den Heilungen der modernen charismatischen Heiler ist unendlich groß.
Drittens erhielt Doktor Nolan von Miss Kuhlmann, Catherine Kuhlmann, einer der großen Wunderheilerinnen in Amerika, eine Namensliste von acht Personen, die durch sie von Krebs geheilt worden sein sollen. Von den acht beantwortete nur einer die Anfrage von Doktor Nolan. Dieser Patient wurde angeblich von Prostatakrebs geheilt. Doktor Nolan schrieb dazu, dass dieser Patient Hormonbehandlung und Strahlenbehandlung erhielt. Da diese Art von Krebs auf Hormon- und Strahlenbehandlung anspricht, ist es nicht eindeutig, ob er durch ärztliche Behandlung oder durch Miss Kuhlmann geheilt wurde.
Viertens kann man immer wieder eine zeitliche Unterbrechung der Schmerzen beobachten, die durch Funktionsstörungen verursacht werden. Diese Art von Symptomen ist aber auch durch positives Denken und hypnotische Praktiken beeinflussbar. Diese Methoden erreichen das gleiche Ziel, nämlich eine vorübergehende Unterbrechung der Schmerzen. Das kann man auch mit fragwürdigen Mitteln erreichen.
Fünftens findet sich unter vielen Menschen eine Unwissenheit und Einfältigkeit, die von charismatischen Wunderheilern ausgenutzt wird. Doktor John MacArthur berichtet von einem Mann, der zu ihm kam und behauptete, seine Frau sei durch ihren Pastor geheilt worden. MacArthur erkundigte sich, wie es der Frau denn jetzt gehe. Der Mann antwortete: „Oh, sie ist jetzt gestorben.“ MacArthur fragte weiter nach und stellte fest, dass die Frau innerhalb eines Jahres nach ihrer angeblichen wunderbaren Heilung von Krebs gestorben war. Das wird dann aber nicht mehr in den Zeitungen erwähnt.
Auch die vielen Leute, die angeblich durch Siegfried Müller geheilt worden sind, werden später nicht mehr erwähnt, wenn sie ein paar Monate später doch beerdigt werden. Das schreibt er nicht in seiner Zeitschrift. Ich habe einen Stapel seiner Magazine zu Hause.
Sechstens beschrieb Doktor Nolan Miss Kuhlmann als unwissend auf medizinischem Gebiet. Sie glaubte, dass Menschen, die mit organischen Krankheiten zu ihr kamen, wirklich geheilt wurden. Er beschuldigte sie nicht des Betrugs, war aber überzeugt, dass diese Menschen in Wirklichkeit durch Miss Kuhlmann nicht von organischen Krankheiten geheilt wurden. Diese Informationen stammen aus einer Zeitschrift von Ernst Meyer, meinem Vorgänger bei der KfG.
Damit will ich nicht sagen, dass es keine Krankenheilungen mehr gibt. Das habe ich vorhin schon zum Ausdruck gebracht. Es gibt auch heute noch Krankenheilungen, ganz gewiss. Aber eines ist auch wahr: Das Christentum ist keine Gesundheitsreligion. Und das ist meine ganz große Sorge, dass in vielen dieser Kreise das Christentum wirklich zu einer Gesundheitsreligion verbogen wird.
Die Erlösung durch das Opfer Jesu am Kreuz ist wichtiger als die Auswirkungen der Erlösung, sprich Heilungen. Das endet oft in einem Segensverständnis, von dem wir heute Morgen gehört haben – alttestamentlicher Segen, erinnert euch: Fruchtbarkeit, Gesundheit, Sieg über Feinde. Weil man die Schrift nicht unterscheidet und den alttestamentlichen Segen eins zu eins in die heutige Gemeindezeit überträgt, entsteht diese Erwartungshaltung. Darum wird vielleicht auch vieles in diesem Bereich hingebogen und frisiert.
Ich habe noch einen Satz eingerahmt auf dem Ausdruck: „Gott tut oft mehr durch Wunden als durch Wunder.“ Wir sind nicht durch ein Wunder erlöst worden. Der Herr Jesus hing am Kreuz und sagte zu seinen Spöttern: „Steig herab vom Kreuz, dann glauben wir an dich, tu ein Wunder.“ Er hätte vom Kreuz herabsteigen können, er hätte ein Wunder tun können. Aber dadurch wären wir nicht erlöst worden. Wir sind durch seine Wunden erlöst, nein, noch genauer: durch seinen Tod, durch seinen stellvertretenden Opfertod am Kreuz.
Ich weiß, dass es auf diesem Gebiet viele Fragen gibt. Ich habe auch schon oft genug mit Christen gesprochen, die mir felsenfest versichert haben, dass sie in einer charismatischen Veranstaltung von irgendeiner Krankheit geheilt worden sind. Das will ich auch niemandem zertrümmern, der diese Erfahrung gemacht hat und glaubt, dass Gott ihn dort angerührt hat. Warum sollte ich ihm das wegnehmen wollen? Das ist auch ein müßiges Unterfangen. Wer so eine Heilung erlebt hat, wird es sehr schwer hinterfragen. Er ist einfach dankbar dafür, und das kann ich gut verstehen.
Aber ich kann nicht anders, als von meinem Verständnis des Neuen Testaments her die Sache so zu beurteilen, wie ich sie jetzt eben entfaltet habe. Wir sollten wirklich in unseren Gemeinden beten und damit rechnen, dass Gott Wunder tut. Das wollen auch wir im Blick auf unseren sehr kranken Mitarbeiter Norbert.
Aber wir werden nicht beten wie die Brüder in Durlach, die gebetet haben: „Weiche, du Krankheitsgeist!“ Das werden wir nicht beten. Stattdessen werden wir beten: „Herr, wenn du willst, dann kannst du Norbert völlig gesund machen – mit Arzt und ohne Arzt, mit Medikament und ohne, mit Operation und ohne.“ Da ist Gott ganz frei.
Die Spannung zwischen Gottes Souveränität und menschlichem Glauben
Herr Präsident! Ich möchte noch einmal grundsätzlich auf das Argument eingehen, dass sowohl in der Apostelgeschichte als auch in den Briefen Wunder sehr selbstverständlich dargestellt werden. Herr Paulus hat sich beispielsweise mehrfach in Situationen begeben, in denen Wunder geschahen. Er hat sich etwa „eutichos“ gelegt, ist in die Wanne gestiegen und hat ins Feuer gegriffen.
Oft wird die Formulierung verwendet: „Herr, wenn du willst“. Dabei steckt häufig die Vorhaltung dahinter, dass wir Gott dadurch klein machen, wenn wir sagen „wenn du willst“. Man hört heraus, dass Gott jederzeit und souverän viel mehr Wunder tun würde, wenn wir ihm mehr zutrauen würden. Unabhängig davon ist der springende Punkt, dass wir durch diese Haltung, wie du sie gerade beschrieben hast, Gott klein machen.
Das Bild „wenn du willst“ meint oft, dass Gott souveräner sein soll und dann das Wunder geschieht. Wir müssen Gott unverschämt bitten, dann kommen solche Dinge vor, wie wir sie in den Evangelien lesen. Es bleibt dabei, dass wir mit dem Vorwurf konfrontiert werden, wir machen Gott durch diese demütige Haltung zu klein und erwarten nicht viel von ihm.
Ich bin dankbar, dass du gesagt hast: Gott heilt heute noch. Genau das ist ja unser Problem – dass wir Gott viel zu wenig vertrauen. Dieser Spannungspunkt ist vielleicht noch einmal die Frage, über die du selbst gesprochen hast: Wir stehen in dieser Spannung. Das Argument der Charismatiker ist ja oft, dass wir Gott klein machen, wenn wir so bitten: „Wenn du willst, aber wenn nicht, dann lass es halt.“ Wo bleibt da der Glaube?
Ich kann trotzdem nicht anders beten. Wir stehen in dieser Spannung: Du kannst, du musst aber nicht. „Wenn du willst“ – denn Heilung schenkt Gott jedem Menschen. Rettung bekommt, wer den Namen des Herrn anruft. Das ist eine absolute Verheißung. Heilung aber geschieht nur dann, wann und wo es Gott gefällt. Das kann ich nicht anders sehen.
Wenn wir dann mit den Stellen aus den Evangelien kommen, wo unverschämt gebetet und gedrängt wird, geht das oft in die andere Richtung: Das Gebet soll Gott zwingen. Lassen Sie mich ein Beispiel erzählen: Eine Gruppe von Charismatikern braucht unbedingt 10 Mark bis zu einer bestimmten Uhrzeit, nämlich bis 11 Uhr. Was machen sie? Sie kommen zusammen, etwa 40 Leute, gehen auf die Knie und beten eine Stunde, zwei Stunden.
Plötzlich klingelt das Telefon im Raum. Es geschieht Folgendes: Das Telefon klingelt, eine Stimme sagt: „Mein Name ist so und so. Ich kenne Sie gar nicht, aber Gott hat mir aufs Herz gelegt, Ihnen 5 Mark zu überweisen.“ Jubel bricht aus, aber es werden 10 Mark gebraucht. Also gehen sie wieder auf die Knie und beten weiter.
Nach einer halben Stunde klingelt das Telefon erneut. Eine andere Stimme sagt: „Mein Name ist so und so. Ich weiß gar nicht, wie ich dazu komme, aber Gott hat mir aufs Herz gelegt, Ihnen 5 Mark zu geben.“ So kamen innerhalb weniger Stunden 10 Mark von Leuten, die gar nicht bekannt waren und nichts von der Situation wussten. Alle jubelten und verkauften das nach außen als großes Wunder.
Doch kein Jahr später war die ganze Einrichtung völlig kaputt, aufgelöst. Ich kann Ihnen das später unter vier Augen sagen, denn öffentlich darf ich es nicht aussprechen. Einige von Ihnen wissen, wovon ich spreche. Kaputt – warum? Weil sie Gott gezwungen haben. Das war zwingendes Gebet. Wenn wir Gott so zwingen, verletzen wir seine Ehre.
Wenn wir Gottes Ehre rauben – und wir dürfen Gott alles geben, er hat sogar seinen Sohn gegeben –, aber eines gibt Gott niemals her: seine Ehre. Er hat gesagt: „Ich will meine Ehre keinem anderen geben.“ Wenn wir ihm die Ehre rauben, sagt Gott auch mal zu seinen Kindern: „Gut, ihr bekommt es, aber nicht zu eurem Segen, sondern zu eurem Schaden.“
So wie Eltern manchmal ihren Kindern etwas geben, das sie unbedingt haben wollen, um ihnen eine Erfahrung zu ermöglichen. Das kann ich nicht direkt mit Bibelstellen belegen, aber ich könnte es. In Psalm 78 etwa wird beschrieben, dass Israel das Manna begehrte. Kaum hatte Gott es ihnen gegeben, folgte bereits das Gericht. Sie erhielten es zu ihrem eigenen Gericht, so Psalm 78.
Ich sage das nur, weil wir, wenn wir nach Karlsruhe gerufen werden, es als sehr wichtig erachten, dass die meisten unsere Reden vorgehalten werden, um dann wirklich zu beten, dass der Herr technisch im Heiligen Geist wirkt.
Ich möchte vielleicht so weitermachen, falls es noch andere Reden zu diesem Thema gibt. Ich kenne diese Spannung ja auch. Ich möchte noch ein Beispiel nennen: Ich wurde in Karlsruhe zu einer 92-jährigen Frau gerufen. Sie hatte grauen Star und sah nicht mehr gut. Sie wollte unbedingt, dass wir gemäß Jakobus 5 über sie beten. Sie hatte den Eindruck, danach könne sie wieder sehen wie ein junges Mädchen.
Sie hatte wirklich den Wunsch, die Bibel lesen zu können – nicht die Bildzeitung, sondern die Bibel. Ich habe den Brüdern vorher gesagt, wir müssen der Schwester diesen Dienst tun, aber ich fürchte, das Gebet wird Gott nicht erhören.
Ich habe ihr anhand von Elisa in 2. Könige 13 gezeigt, dass Elisa an einer Krankheit litt, an der er sterben sollte. Ich habe ihr gesagt: „Schwester, es gibt Krankheiten, bei denen wir ein Ja zu unserem unerlösten Leib finden müssen. Unser Körper altert, wird krank, und Altersgebrechen wie grauer Star mit 92 Jahren sind kein außergewöhnliches Ereignis. Da müssen wir auch ein Ja finden.“
Sie konnte das nicht so sehen. Wir haben mit ihr gebetet, aber das Gebet hat nichts bewirkt. Gar nichts.
Ich wurde aber auch schon mit anderen Brüdern zu einem Fall gerufen, in dem ein Mann wirklich Buße getan hatte. Er hatte Sünden auf sich geladen. Wir haben gebetet, und bei ihm gab es eine ganz eindeutige Besserung in seinem Leben.
Ich möchte das auch betonen: Er war krank und wusste, warum er krank war und wozu er krank war. Es stand in Zusammenhang mit der Sünde in seinem Leben. Das ist auch der Zusammenhang in Jakobus 5.
Er hat bekannt, wir haben gebetet, und Gott hat wirklich eine spürbare Besserung geschenkt. Er ist nicht völlig gesund geworden, aber er lebt heute noch und hat eine spürbare Besserung erfahren.
Dazu kann ich jetzt nichts Weiteres sagen.
Zungenrede – biblische Bedeutung und heutige Praxis
Kommen wir nun zu Punkt acht – nein, wir sind ja erst bei sieben, der Zungenrede. Danach folgen nur noch die Punkte acht und neun, die ganz kurz behandelt werden. Die Zungenrede ist jedoch ein Thema, zu dem man noch einiges sagen muss.
Was war biblisches Zungenreden? Es war eine real existierende Sprache. Genau, eine real existierende Sprache, ein Zeichen für Israel und eine Offenbarungsgabe. Eine real existierende Sprache bedeutet kein unverständliches Gelalle. Hier liegt schon das Problem. Ein Sprachwissenschaftler hat in Kalifornien 120 Sprachen und Dialekte auf dieser Erde nach sprachwissenschaftlichen Kriterien untersucht – aus Neuguinea und anderen Regionen. Jede, selbst die primitivste Sprache, hatte ein System, eine Grammatik und eine Ordnung. Selbst der einfachste Dialekt aus dem Busch wies eine Struktur auf, die man entschlüsseln konnte.
Dann hat dieser Wissenschaftler Zungenrede aus verschiedenen Gemeinden auf Band aufgenommen und sich das angehört. Es war Gelalle. Er konnte keinen Code erkennen, keine Struktur. Die Wycliffe-Übersetzer brauchen zuerst einen Code, um eine Sprache zu knacken. Aber hier gab es keinen Code.
Vielleicht reden wir hier wie Blinde von der Farbe, wenn wir Zungenrede noch nie gehört haben. Deshalb spiele ich jetzt ein Beispiel ein. Keine Angst, ich muss erst etwas dazu sagen. Wenn jemand das zum ersten Mal hört, klingt das vielleicht fremd. Ich habe extra eine Aufnahme aus Florida in Amerika ausgesucht. Ich war dort nicht persönlich anwesend, habe Zungenrede aber oft live gehört.
Auf der Kassette betet zuerst ein Mann ganz normal, dann ist er fertig, und eine Frau beginnt in Zungen zu sprechen. So können wir das mal hören. Immer wieder hört man „Hauriki“, immer wieder. Dann folgt eine Übersetzung eines Textes. In der Zungenrede wiederholt sich kein einziges Wort, es heißt immer wieder „Horeki, Horeki, Horeki“. Die Übersetzung ist eher salopp und passt sich dem Inhalt an, damit alle gut zuhören können. Es folgte eine evangelistische Botschaft.
Ich weiß nicht, welche Gefühle ihr jetzt hattet, aber allein vom Gefühl her würde ich nie behaupten, dass das echtes biblisches Zungenreden ist. Auch weil da ganz sicher kein System, keine Ordnung und keine Grammatik erkennbar war, sondern eben Gelalle.
In der Bibel war Zungenreden immer eine real existierende Sprache. Zum ersten Mal kommt Zungenrede an Pfingsten vor, in Apostelgeschichte 2. Es war ein Sprachwunder und ein Hörwunder zugleich. Die sechzehn anwesenden Nationen hörten die Apostel in ihrer jeweiligen Muttersprache reden. Sie hörten kein Gelalle, sondern ihre eigene Sprache: Römer, Perser, Elamiter und andere. Das war der Sinn des Zungenredens: eine real existierende Sprache sprechen, die man nicht gelernt hatte.
Doch Zungenrede war auch ein Zeichen für Israel. Warum? Wir kommen zurück zu der Stelle, an der Zungenrede zum ersten Mal erwähnt wird: Jesaja 28. Dort sagt der Prophet Jesaja prophetisch voraus, dass ein Volk kommen wird, das das Nordreich Israel wegführen wird. Dieses Volk wird mit fremden Zungen zum Volk Israel reden. Damit imitiert Jesaja die Sprache der Assyrer. Er gibt Laute wieder wie „Zawla Zaw, Zawla Zaw, Qawla Qaw, Qawla Qaw“. So ähnlich klang Assyrisch für Jesaja, so wie für uns eben die Kassette klang. Das war für Israel ein Zeichen: Wenn sie ein Volk hören, das in anderen Sprachen zu ihnen spricht, bedeutet das Gericht. Sie werden weggeführt in Gefangenschaft, in Kriegsgefangenschaft.
Was ist also das erste Vorkommen von Zungenrede? Immer wenn etwas zum ersten Mal in der Bibel vorkommt, erhalten wir einen wichtigen Hinweis, wie es zu verstehen ist. Zungenrede war damals ein Gerichtszeichen für Israel, als die Assyrer kamen und in ihrer Sprache zu ihnen sprachen. „Geht mal dahin, stellt euch in die Reihe, ab in die Gefangenschaft!“ Das war ein Zeichen des Gerichts.
Auch in Apostelgeschichte 2 war Zungenrede ein Gerichtszeichen für die Juden. Die Apostel Petrus und die anderen begannen, in fremden Sprachen zu reden. Für das damalige Volk Israel war das ein Gerichtszeichen. Gott sagte: Wenn ihr Jesus, den ihr gekreuzigt und abgelehnt habt, nicht annehmt, werdet ihr bald wieder in Ketten gelegt und in Kriegsgefangenschaft gehen.
Und genau so kam es. Sie nahmen Christus nicht an. Im Jahr 135 nach Christus, also weniger als hundert Jahre später, wurden sie durch Kaiser Hadrian in die damals bekannte Welt verstreut. Kein Jude blieb mehr im Land Israel. Über Jahrhunderte war es Juden bei Todesstrafe verboten, das Land Israel zu betreten. Das war ein Zeichen des Gerichts, als an Pfingsten Zungenrede geschah – ein Gerichtszeichen.
Ich hatte das kurz erwähnt, aber hier noch einmal: Zungenrede taucht zum ersten Mal im Zusammenhang mit Rückwärtsstürzen und Gericht auf. Das ist der innere Zusammenhang. Also auch in Apostelgeschichte 2.
Zungenrede war aber auch eine Offenbarungsgabe. Darauf gehe ich gleich auf der nächsten Folie ein.
Heute ist Zungenrede oft Gelalle ohne Grammatik und System. Sie wird häufig als Zeichen für Gläubige eingesetzt. Das heißt: Wenn jemand Zungenrede empfangen hat, soll das ein Beweis sein, dass er mit dem Heiligen Geist getauft ist. Diese Deutung gibt es, aber der Apostel sagt nichts davon, dass Zungenrede der Beweis für den Empfang des Heiligen Geistes ist.
So wird es jedoch offiziell in Pfingstgemeinden gelehrt, zum Beispiel in der Assembly of God. Geschäftsleute des vollen Evangeliums hier in Deutschland haben es in ihren Grundsätzen, und viele andere auch. Manche sagen es nicht laut, denken es aber insgeheim: Wer nicht in Zungen reden kann, ist kein wirklicher, erfüllter Christ. Diese Sicht ist weit verbreitet.
Die letzte Erwähnung der Zungenrede finden wir in Apostelgeschichte 19 und im 1. Korinther 12, also etwa zwischen 52 und 54 nach Christus. Das ist die letzte Erwähnung in der Bibel.
Kommen wir noch zu einem wichtigen Punkt: Warum kann Zungenrede kein Beweis für die Taufe mit dem Heiligen Geist sein? Lesen wir das gemeinsam.
Von allen Zeichengaben kann Zungenrede am leichtesten nachgeahmt werden. Ich wurde einmal eingeladen vom Leiter der Geschäftsleute des vollen Evangeliums in Mannheim, einem Dr. Becker. Er lud mich und meine Frau zu sich nach Hause ein. Wir plauderten gemütlich, dann kam das Thema Zungenrede auf.
Seine Frau sagte, sie könne auch in Zungen reden. Ich fragte, wie sie das gelernt habe. Sie antwortete, durch die Papageienmethode: Beim Bügeln habe sie immer eine Kassette mit Zungenrede laufen lassen und dann angefangen, das wie ein Papagei nachzuplappern. Ihr Mann trat ihr unter dem Tisch gegen das Schienbein, weil sie es mir erzählt hatte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. So naiv war sie.
Eine Langzeitstudie können wir uns sparen. Vieles von dem, was Zungenrede genannt wird, ist gruppendynamisch erklärbar. Menschen wollen von der Gruppe angenommen werden, denn der Druck ist enorm. Wer nicht in Zungen reden kann, wird oft ausgegrenzt. Das halten nur wenige aus – nur starke Persönlichkeiten, die sich diesem Druck nicht beugen.
Manches Zungenreden ist das Resultat psychischer Ekstase, ein emotionales Überwältigtsein. Manches Zungenreden kann auch satanisch oder dämonisch erzeugt sein. Schließlich wird Zungenrede auch in ekstatischen heidnischen Religionen praktiziert, zum Beispiel im Voodoo-Zauber. Das hat aber wirklich nichts mit dem Heiligen Geist zu tun.
Franz Schäfer bezeichnete die Zungenbewegung als den Existenzialismus der evangelikalen Christenheit – nur so am Rande.
