Eröffnung mit dem Blick auf Leben und Tod
Da wollen wir beginnen, Herr. Es ist so wunderbar, dass du uns die Augen öffnest für deine große, neue Welt.
Dort, wo wir überhaupt nicht weitersehen, weil uns der Tod so erschüttert und trifft, sprichst du vom Leben. Du machst uns gewiss, dass wir keinen Augenblick im Tode bleiben, sondern hinübergehen in deine neue Ewigkeit.
Vielen Dank, dass wir heute schon unsere Todesstunde daran festmachen können. Jeder von uns kann sich klar machen, dass du das Leben bist und dass es niemanden sonst gibt, der uns aus dem Tode lösen kann. Amen.
Die biblische Perspektive auf Ewigkeit und Tod
Vor drei Wochen hat Markus Bender Hesekiel 37 durchgenommen. Ich möchte zunächst etwas zu Hesekiel 37 sagen, besonders im Hinblick auf das unmittelbar empfundene Sterben.
Was sagen die biblischen Aussagen, und was zeigen uns die Propheten hier? Unter Theologen hält sich hartnäckig die Meinung, dass es im Alten Testament noch keine richtige Ewigkeitshoffnung gebe. Das ist jedoch falsch. In allen Religionen der Welt gibt es sehr viel Jenseitshoffnung.
Das wissen Sie von Ihren Nachbarn, die überhaupt nichts glauben. Wenn Sie bemerkt haben, dass am letzten Wochenende Esoteriktage waren, dann wissen Sie, dass es viele verrückte Formen von Jenseitshoffnung gibt. Wir Christen unterscheiden uns von diesen Hoffnungen dadurch, dass wir den Tod realistisch ernst nehmen.
Denn all diese Jenseitshoffnungen, die auch damals in den altorientalischen Religionen verbreitet waren, haben den Tod letztlich nicht ernst genommen. Das werden Sie bei vielen gottlosen Bekannten feststellen, mit denen Sie zusammenkommen, ebenso beim Heidentum um uns herum. Das zeigt sich auch in Afrika, etwa in der Ahnenverehrung.
Überall glaubt man, dass es irgendwie weitergeht. Da schwimmt jemand auf einem Boot, und man gibt ihm Lebensmittel mit. So war es schon bei den Pharaonen. Dort brauchte jemand im Jenseits seine Gaben.
Allein die Offenbarung Gottes hat uns von Anfang an, vom Sündenfall an, in erschütternder Deutlichkeit gesagt, was Sterben bedeutet: dass unser vergängliches Leben gerichtet wird. Das ist auch im Leben von Gläubigen oft schwer zu tragen.
Wenn wir merken, wie unser irdisches Haus zerbricht, verstehen wir Paulus, wenn er sagt, man wolle lieber „übergleitet“ werden, aber nicht „entgleitet“. Dieses Auseinanderbrechen ist oft schwer.
Deshalb sagen wir immer wieder, dass es auch schön ist, wenn der Herr einem Menschen das lange Leiden erspart und ihn zu sich holt – wie Elija, der im Wetter gen Himmel aufgenommen wurde.
Aber wir müssen auch immer wieder ernst nehmen, wie schwer die Lücke ist. Man spürt das oft erst Wochen oder Jahre später, wenn man plötzlich merkt, was weggebrochen ist, weil es keine Brücke hinüber gibt. Es gibt keine Verbindung.
Es wäre so einfach, wenn wir an den Gräbern eine Brücke hätten. Aber wir haben sie nicht. Wenn wir für die Toten beten könnten – wir können es nicht.
All das ist in der Bibel so eindeutig klar: Der Tod ist die letzte Herausforderung. Auch in Hesekiel 37 hat mich das immer ganz tief angesprochen.
Das Bild der Totengebeine und Gottes Macht zur Erweckung
Wir wollen es heute gar nicht vollständig durchnehmen, sondern nur noch einmal darauf hinweisen, wie in einer fast schockierenden Sprache von den Totengebeinen gesprochen wird. Es ist kaum anzuschauen, so eindrücklich ist es.
Mir ist das immer sehr eindrücklich, wenn man zum Beispiel in Frankreich einmal auf den Schlachtfeldern des Siebziger Krieges oder des Ersten Weltkrieges unterwegs ist und die Gebeinhäuser betrachtet. Haben Sie das schon einmal gemacht? Wenn man einfach vor Tausenden von toten Schädeln steht, ist das ein erschütternder Anblick.
Sie können das zum Beispiel auch machen, wenn Sie am Gardasee sind. Gehen Sie unbedingt einmal nach Solferino. Dort hat Henri Dunant das Rote Kreuz praktisch gegründet, weil er von dem Eindruck der dort sterbenden Soldaten tief bewegt war. Das war im Krieg von Napoleon, oder besser gesagt, bei der Schlacht von Solferino. Der Ort liegt nicht weit vom Gardasee entfernt. Dort gibt es ebenfalls Gebeinhäuser, die nur durch einen Drahtzaun geschützt sind.
Das, was uns immer wieder so erschüttert, ist auch das ganze Äußere des Bestattens unserer Toten. Es ist etwas Unheimliches, wenn der Mensch zu Staub wird und zerfällt. Im Sinai gibt es zum Beispiel ein Kloster, das ebenfalls keine Plätze zum Bestatten hat. Deshalb wurden dort die Gebeine in einer Kammer übereinander geschichtet und werden den Touristen gezeigt.
Ich habe mir damals ein paar Postkarten davon mitgenommen und sie als Geburtstagsgruß an Peter Hane geschickt. Warum auch nicht? Dort sieht man, wie unsere Jahre dahin eilen. Warum sollte ein Evangelist das nicht vor Augen haben? Nur damit wir es wissen.
So spricht der Text von den Totengebeinen, und dann kommt das ganz Große: Gott sagt, ich will. Das ist eine Offenbarung Gottes, die beim Propheten einsetzt und eine dreifache Bedeutung hat. Sie betrifft unser Todesleben, Israel – die Totengebeine des Staates und Volkes Israel – und die Gemeinde, die tote Gemeinde, die von Gott erweckt wird.
Deshalb habe ich immer wieder Hoffnung. Wenn Gott will, kann er unsere ganzen toten Kirchen erwecken. Wenn man hört, was sich an anderen Orten zuträgt, und wenn andere oft darüber berichten, wird einem das Herz schwer. Das haben wir auch so auf der Freizeit wieder gehört.
Aber wenn Gott sagt: „Ich will“, und dann wird er erwecken, dann werden tote Gebeine lebendig. Dann kommt neues Leben.
Die prophetische Hoffnung auf Auferstehung und neues Leben
Und jetzt sind mir die biblischen Hoffnungen so groß, wenn das Bild, das bei Hesekias so wunderbar entfaltet wird, zum Vorschein kommt.
Das Entscheidende beim Propheten ist, dass es keine Spekulationen sind. Das spielt bei uns oft eine Rolle – was wir uns vorstellen. Die Gläubigen im Alten Bund haben sich gehütet, ihre Gedanken irgendwo schweifen zu lassen. Ich würde auch immer wieder bitten: Spekulieren Sie nicht! Denn da kommen oft Gedanken heraus wie: „Es muss doch so sein“, oder „Gott kann doch nicht…“ Solche Vorstellungen kennen Sie sicher. Ob Gott nicht kann, wissen wir nicht.
Man kann nur am Wort der Offenbarung Gottes festhalten. Und da waren die Gläubigen im Alten Bund sehr vorsichtig. Erst im Kommen Jesu hat sich die Auferstehung so richtig dargestellt. Jesus sagt ganz klar: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Das sind die größten Aussagen.
Oder beim Schächer am Kreuz: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Hier wird jede Zwischenvorstellung eines Zwischenraumes oder Warteraumes einfach weggenommen.
Wenn Sie mich fragen, wie ich das zusammenordnen würde, sage ich: Ich kann nicht alle Worte vollständig zusammenfügen. Ich kann nur immer wieder einen Lichtschein verstehen und mich daran freuen.
Wenn Jesus sagt, dass er den Tod nicht schmecken wird, wenn er an ihn glaubt, dann reicht mir das. Es genügt mir, dass unsere Vorstellungen von Raum und Zeit vieles nicht fassen können. Man kann auch nicht erfassen, wann die Ewigkeit aufhört. Hört sie überhaupt einmal auf? Wo kommt Gott her, und wo endet Gott? Es gibt viele Vorstellungen, die wir nicht begreifen können.
Wenn Sie das nüchtern betrachten, ist unser Verstand hier beschränkt. Aber es genügt mir, dass ich in Jesus geborgen sein darf. Wie wir sagen: Ich falle in die offenen Hände Jesu und habe das Leben.
Prophetische Verheißungen der Auferstehung im Alten Testament
Ich möchte mit Ihnen einige Ewigkeitsstellen aus den Propheten betrachten, zum Beispiel Hosea 6,1-3. Dort findet sich das schöne Wort in Hosea 6, Vers 2, das bereits auf die Auferstehung Jesu hinweist: „Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, dass wir vor ihm leben werden.“
Immer wieder treten diese Bilder der Propheten plötzlich hervor. Man spürt förmlich, wie der Prophet etwas sieht, das er noch nicht ganz beschreiben kann – die große, ewige Zukunftshoffnung. Im Buch Jesaja, Kapitel 26, finden wir im Neuen Testament zahlreiche Stellen, die voll von Auferstehungshoffnung sind. Dort gibt es ganze Kapitel, die sich mit dieser Hoffnung beschäftigen.
Wir wollen nun im Alten Testament noch einmal die prophetische Erwartung betrachten. Jesaja 26, Vers 19 sagt: „Deine Toten werden leben. Deine Leichname werden auferstehen. Wacht auf und jubelt, die ihr unter der Erde liegt, denn ein Tau des Lichts ist ein Tau, und die Erde wird die Toten hervorbringen.“
Schon im Alten Bund gab es das Wissen, dass Gottes Leben bringt. Man sieht es zum Beispiel, als Elija im feurigen Wagen in den Himmel aufgenommen wird. Oder wie Abraham seine Sarah mit Frieden bestattet und sie einfach in Gottes Hände legt, sodass es Gottes Sache bleibt. Das ist bereits eine Hoffnung auf Ewigkeit.
Doch bei den Propheten wird diese Hoffnung ganz konkret ausgesprochen. Daniel 12, Vers 2 sagt: „Viele, die unter der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande.“ Hier wird deutlich, dass es eine Trennung des Gerichts gibt, die im Augenblick des Sterbens geschieht.
Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Sicherheit manche behaupten, es könne nicht sein, dass Gott verdamme, da er lieb sei. So, als ob sich das gegenseitig ausschlösse. Doch Gottes Heiligkeit lässt sich nicht aufheben, auch wenn andere zur ewigen Schmach und Schande kommen.
Das ist keine Erfindung von Menschen, sondern der ernste Ruf zur Buße heute. Diejenigen, die gerecht werden, werden leuchten wie der Glanz des Himmels, und viele, die zur Gerechtigkeit führen, wie die Sterne, immer und ewiglich.
Psalmen und Hiob als Zeugnisse der Ewigkeitshoffnung
Psalm 73 – in den Psalmen gibt es sehr schöne Zukunftshoffnungen, eine Hoffnung auf die Ewigkeit. Dennoch bleibe ich stets an dir. Psalm 73, Vers 23: "Denn du hältst mich bei meiner Rechten, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an."
Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Selbst wenn Leib und Seele verschmachten, bist du doch Gott, alle Zeit meines Herzens Trostmannheit.
Vor dem Kommen Jesu, vor der erlebten Auferstehung, gab es schon das Wissen, dass der Tod überwunden wird. Es ist eine ganz große Unterscheidung zu machen zwischen dem Propheten Elisa, der die Kinderhauswirtin zum Leben zurückruft. Doch das ist nur ein verlängertes Leben hier auf Erden, keine Durchbrechung der Todesschranke. Von dieser Durchbrechung spricht schon Asaf in Psalm 73.
Psalm 49, Vers 16, ein Psalm der Söhne Korach zum Vorsingen: "Aber Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt, denn er nimmt mich auf."
Psalm 16 ist sogar ein richtiger Osterpsalm, der Psalm 16, das schöne Erbteil. Dort heißt es in Vers 10: "Du wirst mich nicht dem Tode überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe. Du tust mir kund den Weg zum Leben. Vor dir ist Freude, Fülle und Wonne, zu deiner Rechten ewig."
Man könnte jetzt eine ganze Bibelstunde darüber halten. Wir hatten es einmal an einem Ostersonntag als Predigtthema, Psalm 16. Es reicht aber, wenn man sich diesen Psalm anstreicht und notiert, wie der Jubel darin durchbricht. Ich verstehe nicht, wie Leute sagen können, im Alten Testament gäbe es keine Ewigkeit. Das ist so ein Theologensatz, den viele nachsprechen, obwohl sie lesen, wie wunderbar das Thema darin behandelt wird und wie es die Grundlage des großen Gottesjubels überhaupt erst möglich macht.
Und noch die letzte Stelle: Hiob 19. Es gibt natürlich noch mehr Stellen, aber Hiob 19, Verse 25-27, hat uns auf unserer Freizeit Jörg Günther so schön erzählt. Er berichtete von Händel, dem gefeierten Musiker am englischen Hof, der viele Opern geschrieben hat. Dann kam eine schwere Erkrankung, eine vollständige Lähmung.
Frau Günther, jetzt heißt sie ja auch so, könnte es vielleicht noch einmal erzählen, denn sie kann es besser als ich. Ich werde es nur ungenau wiedergeben. Was für eine Krankheit war es? Ein Schlaganfall.
Händel hatte also nach vielen Opern einen Schlaganfall und war stark gelähmt. Der Arzt gab ihm keine Hoffnung auf Besserung. Das nahm sich Händel zu Herzen. Bis dahin war er relativ gottlos, hatte zwar viele geistliche Werke geschrieben, aber eher aus Tradition und nicht aus Glauben.
Dann begann er, in sich zu gehen, und sagte sich: Wenn er gesund wird, will er Gott etwas dafür tun, er will noch für Gott wirken. Er machte eine Kur, die viel länger dauerte, als er eigentlich hätte machen dürfen. Der Arzt hatte ihm geraten, sich zu schonen und nicht zu viel zu tun. Doch Händel übte das Dreifache dessen, was ihm erlaubt war.
Schließlich kehrte er geheilt nach England zurück und komponierte in sieben Wochen seinen Messias. Dieses Musikwerk gehört zu den größten, die es überhaupt gibt in dieser Gattung.
Vielen Dank. Das war mir jetzt wichtig, weil Sie alle wissen, dass ich weiß: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt."
Herrliche Musik! Hiob 19, das sind die Verse 25 bis 27. Der geschlagene Körper Hiobs, der so viel Leid erfahren musste: Seine ganze Familie starb, sein Besitz wurde geraubt, Freunde wandten sich von ihm ab und verstanden ihn nicht mehr.
Dann sagt Hiob: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Als Letzter wird er sich über dem Staub erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder."
Darauf sehnen sich mein Herz und meine Brust. Es ist nicht mehr so wie in den ägyptischen Pyramiden, wo Töpfe mit Lebensmitteln aufgestellt wurden, um die Verstorbenen zu begleiten. Das ist nicht mehr wichtig.
Wichtig ist nur noch, die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Das ist die größte Gottesoffenbarung. Wenn man die Religionen der Welt kennt, weiß man: So etwas gibt es sonst nirgendwo. Der Tod wird überwunden und ist nicht mehr da.
Nur Menschen, die in ewiger Gemeinschaft mit Gott leben, dürfen das aus lauter Gnade, weil Gott sie annimmt und bei ihnen ist. Die ganze Gewissheit des Heils ist: Ich werde Gott schauen, weil Gott es mir zusagt und ich ihm gehöre.
Das ist im Alten Bund schon so klar enthalten und durch Jesus noch einmal so kräftig geworden, dass daraus die großen Ewigkeitshoffnungen entstehen.
Die Erneuerung Israels und der Gemeinde im Bild des neuen Herzens
Ich möchte nun das Bild aus Hesekiel 36 aufgreifen, das Ihnen sicherlich vertraut ist – das Bild vom neuen Herzen und vom neuen Menschen. Wir lesen ab Vers 22, obwohl es schade ist, denn eigentlich müsste man das ganze Kapitel lesen. Dort geht es auch um die Wiederherstellung Israels. Diese Verse haben eine große Bedeutung in der Erfüllung dessen, was gegenwärtig in Israel geschieht. Wir warten hier auch noch auf die größte Erfüllung: dass es in Israel eine Erneuerung gibt.
Es ist immer wieder so beim Prophetenwort, dass es sich auf verschiedenen Ebenen erfüllt. Wenn man das nicht im Kopf hat, versteht man das Prophetenwort nicht richtig. Man kann das Prophetenwort nicht einfach so lesen und sagen: „Da war es.“ Prophetenworte geschehen öfter und immer wieder in diese Richtung, weil Gott ähnlich handelt. So kommt die Figur des Antichristen mehrfach in der Geschichte vor, bis sie am Ende der Zeit ganz klar hervortritt. Doch sie ist immer nur andeutungsweise präsent.
Wir sehen immer wieder viele Bezüge, die in die Richtung der Wiederherstellung Israels gehen, obwohl die entscheidende Wiederherstellung Israels natürlich noch fehlt. Diese kommt von einer ganz neuen Herzensart, die Gott zubereiten muss. Diese ist heute in Israel nur ganz andeutungsweise sichtbar.
Es ist aber auch immer wieder so, dass die Prophetenworte nicht nur auf Israel zielen, sondern auch auf die Gemeinde des neuen Bundes. Das sind die doppelten Ebenen, die das prophetische Bild aufreißen und zeigen will. Man muss immer beides sehen. Wenn man das eine verliert, hat man auch das andere nicht richtig. Deshalb gehört auch die ganz konkrete Zusage der wiedergrünenden Berge Israels dazu. Das ist richtig schön, wie schöpfungsmäßig, lebendig und vielfältig das ist, wenn Gott sein Volk wieder zurückführt.
Nun zu Vers 22: „Darum sollst du zum Haus Israel sagen: So spricht Gott, der Herr: Ich tue es nicht um euretwillen, ihr vom Hause Israels, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entheiligt habt unter den Heiden, wohin ihr gekommen seid.“
Vielleicht ist es sinnvoll, hier schon immer wieder einmal auszulegen. In den Propheten finden sich wunderbare Zusagen, warum sich Gott unser erbarmt. Es wird immer darauf hingewiesen: Weil die Liebe Gottes entbrannt ist, weil er so mitfühlen kann. So heißt es etwa: „Kann auch eine Frau ihres Kindleins vergessen?“ Sie sollen wissen, dass Gott sie trägt – beim Jeremia und beim Jesaja finden sich ganz wunderbare Bilder des Erbarmens Gottes.
Hesekiel hingegen benutzt solche Worte nicht. Diese finden sich nicht bei ihm, darum ist uns Hesekiel auch etwas fremd. Gerade beim Jesaja, etwa in den Mittelteilen 40 bis 55, finden wir ungeheuer viele Trostworte, die den Herrenharrenden neue Kraft geben. Man möchte diese Stellen am liebsten rot anstreichen. Auch im Trostbuch des Jeremia (Kapitel 30 und 31) gibt es so wunderbar stärkende Worte.
Hesekiel ist ein Prophet, der die Heiligkeit Gottes sehr stark unterstreicht. Wenn man das einmal begriffen hat, sagt man: „Das will ich in meinem Glauben auch nicht überlesen.“ Er zeigt, wie Gott ein Gott ist, der sich vom Heiligtum wegbewegt, der auszieht aus dem Osttor, der sein Volk heimsucht und Gericht hält – oft sehr streng. Er weist die Fragenden weg, die da kamen. Diese Bilder haben wir hier besprochen.
Dann sehen wir hier, warum das so ist: Weil Gott heilig ist, wird er auch seine Gemeinde wieder erneuern. Das will Gott um seines Namens willen tun, nicht weil er uns lieb hat. Das ist auch ein Gesichtspunkt. Er betont allein die Heiligkeit Gottes. Darum ist Gott verpflichtet, um seines Namens willen sich noch einmal unser zu erbarmen – um meines heiligen Namens willen, den ihr entheiligt habt.
Gott lässt es nicht zu, dass sein Werkstück so verunreinigt bleibt. Er will es noch einmal reinigen. Mir hilft das immer wieder sehr, wenn ich Hesekiel lese, dass wir diese Linie nicht vergessen. Leider ist sie bei uns in der Verkündigung oft ganz unterentwickelt.
Ich kann Gott nur dienen, wenn ich mein Leben im Gehorsam wirklich Gott unterstelle und ihm folge. Gerade in unseren Tagen müsste eine ganz neue Bewegung der Heiligung in der Gemeinde beginnen. Deshalb ist es neben der Evangelisation wichtig, dass die Gemeinde sich auch der Heiligung widmet.
Heute herrscht in all unseren Bibelgemeinden eine schwere Unsicherheit: Was sollen wir tun? Erst wenn die Gemeinde wieder dankbar die Lebensordnung Gottes begreift und sich darin festmacht – mit dem festen Willen, in keinem Punkt von Gottes Ordnungen abzuweichen –, können wir wieder die Segnungen Gottes empfangen.
Es war immer so: Wenn eine Gemeinde zurückkehrte, Gott ehrte – auch im Leben – und sich ihm ganz auslieferte für den Dienst, dann konnte Gott sie wieder gebrauchen. Hier ist das im Vers 22 sehr schön beschrieben.
In Vers 23 heißt es: „Ich will meinen großen Namen, der vor den Heiden entheiligt ist, den ihr unter ihnen entheiligt habt, wieder heilig machen.“ Wir haben den Namen Gottes gelästert und schmutzig gemacht, sodass die Leute nur lächeln: „Wer ist denn Gott?“ Weil sie durch die Christen nur ein schlechtes Beispiel von der Ehre und Größe Gottes bekommen haben.
Gott lässt das nicht so bleiben. Er wird seine Ehre wiederherstellen. Die Heiden sollen erfahren, dass ich der Herr bin, spricht Gott, der Herr. Er wird vor ihren Augen an euch zeigen, dass er heilig ist.
Die Heiligkeit Gottes zeigt sich nicht nur im zerschmetternden Gericht, sondern auch darin, dass er sich seine neue Gemeinde zubereitet. Diese bereitet er wieder durch Gnade zu. Es ist immer ein Geschenk. Es wird nie durch unsere Treue oder unseren Gehorsam erarbeitet.
„Ich will euch aus den Heiden herausholen“, so wird es bei Israel sein, so wird es bei der Gemeinde sein. Darum stört es mich nie, dass heute viele Missstände in der Kirche sichtbar sind. Was mich fasziniert, ist, dass Gott sagt: „Ich will.“ Wenn er sagt: „Ich will“, dann wird er dieses Ziel erfüllen – auch mit seiner untreuen, ungehorsamen, sündigen Gemeinde.
Das will ich glauben und in diesen Tagen auch erbitten: „Herr, tu das doch auch nach deiner Verheißung hier unter uns, dass du uns herausholst aus den Heiden, euch aus allen Ländern sammelst.“ Das betrifft auch Israel, und euch wieder in euer Land bringst. Das ist eine konkrete Zusage.
Reinigung und neues Herz als Geschenk Gottes
Wir wollen Israel etwas verheissen, und jetzt kommt es: Ich will reines Wasser über euch sprengen, damit ihr rein werdet. Von all eurer Unreinheit und von all euren Götzen will ich euch reinigen.
Diese Reinigung kann nur geschenkt empfangen werden. Keiner kann durch noch so strenge Gesetzeserfüllung sein Leben sündlos machen. Wir sind diejenigen, die die Vergebung aus Gnade empfangen. Nur so kann die alte Sünde an uns weggewischt werden.
Jesus hat dieses Thema im Nachgespräch mit Nikodemus angesprochen. Er sagte: Du kannst das Reich Gottes gar nicht sehen, bevor du die Neugeburt erlebt hast. Zunächst zeigt Nikodemus seine Zweifel. Er sagt: Ich weiß ja, ich habe in der Elternzeitschrift gelesen, wie Babys geboren werden. Wie soll ich noch einmal in die Babyhaltung hineinkommen?
Diese Aussage habe ich ironisiert, weil sich jeder Mensch stolz fühlt, wenn er aufgeklärt ist und weiß, wo die Babys herkommen. Nikodemus meint damit: Ich kann doch nicht noch einmal den Mutterleib betreten. Jesus antwortet: Das ist nicht nötig. Aber du musst aus Wasser und Geist erneuert werden.
Ich bin immer traurig, wenn Christen diese Geschichte im Johannes-Evangelium, Kapitel 3, vom Nikodemus auf die Taufe beziehen. Das führt dazu, dass Christen sagen, man müsse jetzt die allerbeste Tauflehre haben – und dann kommt wieder eine neue.
Ich sehe das anders. Jesus bezog sich auf das Reinigungswasser. Wir brauchen die Reinigung vom Schmutz und das Empfangen seines Geistes. Beide Teile gehören zusammen.
Wenn Jesus die Taufe gemeint hätte, hätte er es Nikodemus klarer erklären müssen. Deshalb kann ich nicht folgen, dass die Taufe an dieser Stelle eine so zentrale Bedeutung hat. Wenn etwas nötig ist, dann das: Da erneuert sich eine Gemeinde, wenn sie ihre Sünde im Licht Gottes bekennt, Vergebung empfängt und den Geist Gottes annimmt, der uns das Wort verständlich macht.
Man erkennt den Heiligen Geist daran, dass er uns das Wort lehrt und uns den Glauben an Jesus ermöglicht. So kann ich Jesus Herrn nennen und ihm folgen. Hier geschieht das Wunder der neuen Gemeinde und das Wunder der Neugeburt, so hat Jesus es beschrieben.
Das Reinigungswasser spielt dabei eine große Rolle. Bei den Juden war es wichtig, zum Beispiel bei Reisen nach Israel oder am Tempel, wo sie sich in Mikwen, rituellen Bädern, reinigten. Es ging um das Abwaschen des alten Schmutzes.
Übrigens war die Taufe des Johannes eine Reinigungstaufe, genau das Abwaschen des alten Lebens. Die Taufe des Paulus hat hingegen einen neuen Sinn: Sie bedeutet, dass ich am Geschehen Christi teilhabe. Diese Bedeutung sollten wir nicht vergessen.
Es ist jedoch schwierig, wenn verschiedene christliche Vorstellungen darüber im Streit liegen. Ich will reines Wasser über euch sprengen – das ist das Wunder, dass Jesus alte Schuld auslöscht. Sie sollen es immer wieder hören: Sie können ihre Schuld nicht selbst bewältigen. Sie können nur geschenkt die Vergebung empfangen.
Deshalb ist es immer wieder gut, vom Blut Jesu zu sprechen, das mich reinigt von aller Schuld. Nicht derjenige, der mir die Vergebung zuspricht, sondern Jesus nimmt meine Schuld weg und reinigt mein Leben.
Darum müssen Sie heute Abend wissen, ob alle Schuld Ihres Lebens vergeben ist. Hoffentlich ist das so. Wenn nicht, legen Sie es noch einmal vor Jesus hin und werden frei von allem, was Sie bedrängt.
Das neue Herz und der Geist Gottes als Grundlage für ein heiliges Leben
Und dann die Zusage: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“
Dabei wird man immer an unseren württembergischen Dichter Wilhelm Hauff erinnert mit seinem schönen Märchen „Das kalte Herz“. Es ist immer wieder schön zu lesen, wie dort so nett beschrieben wird, wie dieser Geldverleiher ein so kaltes Herz hat, dass es ihm überhaupt nichts ausmacht, wenn er andere Leute brüskiert oder nur seinen Verdienst macht.
Wenn wir in der Höhle die Herzen zeigen, dann sieht man, dass er das menschliche Herz herausgenommen und ihnen ein kaltes, steinernes Herz gegeben hat. Bei Jesus ist es genau umgekehrt: Er gibt uns das fleischliche Herz, das nach der Art Gottes geschmiedet ist.
Es ist wichtig, dass überhaupt jemand sagt: Ich muss zuerst anders werden. Viele Leute sagen, so wie ich bin, kann ich Gott dienen. Das kann ich nicht. Ich brauche ein neues Herz – und das kommt aus seinem Geist. Wenn Sie „Geist Gottes“ sagen, können Sie auch sagen: Das kommt dadurch, dass Jesus zu uns kommt.
Genau das Gleiche: Jesus will in uns Wohnung machen, und wenn er kommt, gibt er uns ein neues Empfinden, eine neue Denkweise, eine ganz neue Menschlichkeit. „Ich will meinen Geist in euch geben, will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten.“ Und danach tun sie es auch.
Plötzlich bekommen wir Lust, die Gebote Gottes zu erfüllen. Die Gebote sind ja gar keine Hindernisse. Wir müssen jetzt irgendwann mal aufpassen. Im Moment geht alles so rasend schnell, wie in unserem Volk und in ganz Europa alle Dämme weggespült werden.
Früher meinte man, man müsse irgendwo noch demonstrieren oder Leserbriefe schreiben. Ich habe auch gar nichts dagegen, wenn Sie das meinen. Aber ich glaube, man kann überhaupt nichts mehr halten. Ich habe hohen Respekt vor dem Papst, der jetzt noch einmal interveniert hat wegen der Entscheidung im Europäischen Parlament.
Es werden Dämme weggespült. Die Entscheidung heute in England, die ganzen Fragen der Homosexualität – was da läuft, geht unheimlich schnell. Die Kirche wird zum Vorreiter gemacht. Bei uns in Deutschland haben verschiedene Landeskirchen bereits begonnen, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften eheähnlich einzusegnen.
Man muss sich gar nicht erregen, das geht noch viel, viel weiter. Die Folgen, die dadurch auf unsere Kinder zukommen – an Einflüssen und so weiter –, das kann man überhaupt nicht ausdenken. Es ist ein Wertverlust, ein Zerbrechen der Familie in letzter Unheimlichkeit.
Aber wir wollen gar nicht prophetisch daran denken. Was so schlimm ist: Die Menschen merken gar nicht mehr, dass das doch Geschenke Gottes waren, Lebensordnungen. Wir haben es mit Menschen zu tun, die ihre Art gar nicht mehr erkennen. Das nimmt ja rapide zu, auch unter uns in der Gemeinde.
Da wird plötzlich lässig gesagt: Ich bin eine Frau – und dabei ist es ein Mann. Man sieht die Stoppeln im Gesicht. Das ist ja furchtbar, wenn ein Mensch mal seine Schöpfungsart akzeptieren könnte. Wer hat ihm den Kopf verdreht? Was ist denn „fraulich“? Können Sie mir sagen, was fraulich ist und was männlich?
Ich bin in mancher Hinsicht vielleicht fraulicher als meine Frau, und trotzdem bin ich ein Mann. Aber was heißt das? Alle Ordnungen verfallen. Gott hat Lebensordnungen gegeben. Es wird unheimlich, wenn ein Mensch überhaupt nicht mehr erkennt, dass er nicht alle Ordnungen selbst machen muss, sondern dass er in den Ordnungen Gottes leben kann.
Dann wird es für eine Gemeinde wichtig sein, dass sie wieder die Lebensordnungen Gottes entdeckt – in jeder Beziehung, in jeder Frage des Lebens ganz konkret. Dass Gott sie weiß, dass sie Freude haben, seinen Willen zu erfüllen.
Dass sie nicht sündlos wären – das behaupte ich nicht. Es gibt nicht einen Tag, an dem Sie nicht unter Ihrer fortwährenden Sünde leiden. Aber Sie haben keine Freude mehr an der Sünde. Stattdessen sind Sie bedrückt und sagen: „Mir ist leid, was heute passiert ist.“
Sie sind am Abend zerknirscht und sagen: „Ich habe wieder versagt.“ Das ist herrlich, dass Ihr Herz Ihnen das zeigt und sagt: Das war nicht richtig. Dass Sie überhaupt wach werden und Vergebung empfangen können.
Solange wir leben, tragen wir unsere alte Art. Trotzdem zeigt sich das neue Herz darin, dass wir an der Sünde nicht mehr glücklich werden und den Weg gar nicht mehr gehen wollen. Wenn wir in den Dreck treten, öffnet der Herr uns immer wieder die Augen und führt uns heraus.
Dort, wo im Leben auch Bitterkeit, Neid, das Recht-haben-Wollen und Lieblosigkeit triumphieren, da sehen Sie die Wirkung des Geistes. Das ist für unsere Zeit so wichtig: Gott wird uns auch für unsere Zeit eine Kultur zeigen, die man leben kann.
Wir werden wissen, was richtig ist, was gut ist, was der Herr von uns fordert. Es wird ganz wichtig sein, dass wir uns nicht der Welt gleichstellen, sondern wieder ganz bewusst unseren Stil leben.
Es ist nicht egal, wie wir leben. Es gibt immer wieder große Unruhe, auch wenn ich ein paar Sätze gesagt habe, in welchen Fällen ich keine Trauung mehr vollziehen will – zum Beispiel, wenn Leute schon zusammenleben.
Das betrifft Leute, die im Gottesdienst sitzen und dann sagen: „Leben wir zusammen drei Jahre, dann machen wir eine Trauung.“ Das ist Kasperletheater, da mache ich nicht mit. Wenn Leute noch wissen, wo Lebensordnungen sind, die Gott gesetzt hat, betrifft das auch unsere jungen Leute.
In der Gemeinde wollen wir klare Richtlinien haben. Die Welt können wir nicht ändern. Das habe ich nie erwartet. Aber in der Gemeinde wollen wir klare Linien, weil Menschen sonst nicht glücklich werden – und sie sind die Gestraften.
Wir wollen wissen, was es bedeutet, Eltern und Kinder zu sein, was es heißt, wenn uns Gott Gaben anvertraut, und wie wir mit Gaben umgehen. Das hat uns auf dem Michelsbergmarkt bewegt – als Haushalter über die Gaben Gottes im ganz alltäglichen, weltlichen Sinn.
„In meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ Wir sind ein heiliges Volk – nicht weil wir sündlos wären, sondern weil der Herr seine heiligen Ordnungen in unser Herz hineinschreibt und wir gar nicht mehr daran vorbeigehen können.
Das ist so schön, wenn man das einmal begriffen hat. Da braucht man dauernd Vergebung, und daran werden wir uns immer freuen. In jeder Versammlung wird das unser Rühmen sein, dass der Herr täglich alle Sünden reichlich vergibt.
Die brauchen wir. Aber es ist etwas wach geworden, und wir werden an dem leiden, was nicht stimmt. Darum gibt es auch keine perfekte Ehe. Aber es gibt Menschen, die merken, was sie falsch machen, die der Linie des Herrn suchen und ihm nachfolgen.
Es wird nie etwas Perfektes geben. Es gibt auch kein perfektes Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Freunden. Da kann es auch mal krachen, leider. Aber man muss wissen, wo der Weg geht, wo der Herr uns ruft und was er uns ins Herz hineinschreibt.
Der neue Bund als Erfüllung der prophetischen Verheißung
Dieses, was hier vom Neuen Bund beschrieben wird, ist das Kennzeichen des Neuen Bundes: Der Herr verändert die Herzen von innen heraus. Es wird etwas Neues geschehen, das im Neuen Testament ganz groß dargestellt wird, als sich die Menschen am Pfingsttag taufen ließen. Plötzlich entsteht in der neuen Gemeinde von Jerusalem eine Liebe und ein Verstehen.
Auch in der Gemeinde von Jerusalem war nicht alles perfekt. Es gab Schwierigkeiten, Streit unter den Witwen, Unrecht bei Ananias und Saphira sowie Streit unter den Aposteln. Doch der Herr war da und hat die Menschen im Herzen umprogrammiert. Es ist bereits ein Lichtschein der Ewigkeit hereingefallen, und das ist groß.
Das mit dem Neuen Bund möchte ich Ihnen noch zeigen. Es ist auch ein prophetisches Bild, das für uns sehr wichtig ist. Wenn wir einige Stellen ansehen, kommt es immer wieder vor. Jeremia 31 beschreibt die große Sehnsucht nach der wirklichen Herzensbekehrung. Jeremia 31,33 sagt: „Da soll der Bund sein, wo Gott sagt, dass es noch einmal neu kommt. Es ist nicht das Mosegesetz der Beschneidung, das zählt, sondern dass die Herzen beschnitten werden. Wenn ich den neuen Bund mache, will ich mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Keiner wird den anderen noch einen Bruder lehren und sagen: Erkenne den Herrn, sondern sie sollen mich alle erkennen, sowohl Klein als auch Groß.“
Aus der Liebe zum Herrn wird er gehorsam folgen. Die Ethik hat dort ihre Mitte, die Lebensgestaltung wird aus Liebe zum Herrn getan, und die Gebote werden aus Freude erfüllt. Das ist eine Weissagung, die eng auf Israel bezogen war, aber auch für die neutestamentliche Gemeinde gilt.
Es ist die große Klage Rachels in Vers 15, wenn ich sie noch zeigen darf. Das Klagelied der Rachel, die Benjamin geboren hat, vor den Toren von Bethlehem auf der Wanderung im Straßengraben und dann gestorben ist. Dort steht das Grabmal der Rachel. Ich glaube, dass bei Yad Vashem, der Kindergedenkstätte, wo einer Million Kindern gedacht wird, das Weinen Rachels erinnert wird. Rachel will sich nicht trösten lassen.
Wir haben die Erinnerung an das Weinen Rachels beim Kindermord von Bethlehem. Hier ist es noch einmal. Doch der Herr sagt: „Deine Mühe wird noch belohnt werden. Ihr werdet es am Ende sehen.“ Dann kommen sie die Berge herunter. Wo heißt es das? Die Rückkehrer. Vers 12: „Sie werden kommen und auf der Höhe des Zion jauchzen“, wenn die Rückkehrer nach Israel zurückkehren.
Man sieht verschiedene Schichtungen. Dürfen wir das nicht auch für uns anwenden? Natürlich dürfen wir das für uns anwenden. Es ist die erfüllende Gemeinde des Neuen Bundes. Aber es ist noch nicht ganz erfüllt. Es wird erst ganz erfüllt sein, wenn es auch in Israel wahr wird.
Wir erleben es jetzt schon, wie sie auf der Höhe des Zion jauchzen und sich freuen, wenn sie hinüberschauen. Aber auf dem Tempelplatz steht immer noch die Moschee, die sie nicht hinaufgehen lässt – an die Städte, wo Abraham das Opfer auf dem Moria-Berg brachte. Es bleibt so, es ist noch nicht erfüllt.
In Vers 13 heißt es: „Dann werden die Jungfrauen fröhlich beim Reigen sein, die junge Mannschaft und die Alten miteinander.“ Das haben wir einmal an einem Staatsfeiertag erlebt, als wir meinten, wir würden in den Straßen von diesen fröhlichen Menschen erdrückt, die herumrannten und tanzten vor großer Freude in Israel.
Das alles sieht man als direkte Erfüllung. Doch das Entscheidende ist tatsächlich die Erneuerung der Herzen. Jesaja 55,3 sagt: „Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnadengaben Davids geben.“ Das ist eine große Zusage.
Jesaja 54 sagt zuerst, dass Gott im Augenblick des Zorns ein wenig verborgen war, aber mit ewiger Gnade und Erbarmen zu uns kommt. „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“ Diesen Bund hat Gott festgemacht.
Mir wurde das besonders bewusst, als ich in Mosambik mehrere Tage mit südafrikanischen Reformierten gereist bin. In Deutschland gibt es verschiedene reformatorische Tendenzen. Wir kommen aus dem Luthertum in Württemberg. Vielen ist das gar nicht bewusst, auch wenn wir liturgisch nicht so lutherisch sind wie die Niedersachsen oder Bayern. Das ist eher eine Frage der äußeren Gottesdienstgestaltung. Doch wir sind in der Lehre streng lutherisch.
Gleichzeitig gibt es sehr starke reformierte Tendenzen. Man sieht das am Niederrhein oder in Wuppertal, wo große Erwägungsprediger reformierter Prägung gewirkt haben. Calvin hat den Bund ganz stark in den Mittelpunkt seines Denkens gestellt.
Es war für mich sehr schön, in geistlichen Gesprächen mit meinen südafrikanischen Missionsfreunden zu erleben, wie sie mir neue Freude an dem Bund schenkten. Für sie spielt der Bund im Glaubensleben und im Gebet eine ganz wichtige Rolle: „Herr, du hast doch einen Bund mit uns gemacht, und wir dürfen uns auf deinen Bund berufen. Dein Bund steht fest, und er kann nicht gebrochen werden.“ Das ist eine klare Bundeszusage, in der man Geborgenheit findet.
Ich nenne Ihnen noch einige Stellen: Hesekiel 16,60 und Hesekiel 34,25 – dort sind weitere Zusagen Gottes, dass er seinen Neuen Bund erfüllen will.
Der Neue Bund ist jedoch kein neues Reich oder eine neue politische Ordnung. Der Bund ist eine Herzensveränderung, eine Herzensbekehrung. Ohne diese geht es nicht.
Darum haben wir Sorge, wenn in unserer Kirche eine äußere Frömmigkeit, eine äußere Taufhandlung oder eine äußere Mitgliedschaft in den Mittelpunkt gerückt wird. Nein, es kann nur die innere Erkenntnis des Herrn sein. So!